Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 Dr. Helga Rabl-Stadler „Salzburg hat durch seine Grenzlage einen dermaßen politischen Akzent bekommen und die Erregung dringt – so energisch man die Seelenfenster dagegen schließen mag – durch alle Ritzen und Fugen ins Haus“, so lautete die Klage des großen Europäers Stefan Zweig im Jahre 1934. Geht es uns viele Jahrzehnte später nicht erschreckend ähnlich? Würden wir nicht auch gerne, wenn nicht unsere Seelenfenster, zumindest unsere Ohren und Augen verschließen vor dem Grauen in Fern und Nah? Hat das eigentlich Festspielgründer Richard Strauss getan, als er mitten im Weltenbrand des 2. Weltkriegs seine Oper „Die Liebe der Danae“, eine heitere Mythologie in 3 Akten geschrieben hat? Hat er sein Seelenfenster geschlossen? So sehen das manche und werfen Strauss seine Schöpfung als Weltflucht vor. Andere wieder, ebenso Ernstzunehmende, verweisen auf Strauss‘ eigene Erklärung: Die antike Mythologie böte ihm subtile Deutungs-möglichkeiten für moderne Probleme, persönlicher und politischer Art. Oder um Hugo von Hofmannsthal, Strauss‘ Lieblingslibrettist und unser Festspielgründer, zu Wort kommen zu lassen: „Denn wenn sie etwas ist, diese Gegenwart, so ist sie mythisch – ich weiß keinen anderen Ausdruck für eine Existenz, die sich vor so ungeheuren Horizonten vollzieht – und für dieses Umgebensein von Jahrtausenden, für dieses Hereinfluten von Orient und Okzident in unser Ich, für die ungeheure innere Weite, diese ragenden inneren Spannungen, dieses Hier und Anderswo, das die Signatur unseres Lebens ist. Es ist nicht möglich, dies in bürgerlichen Dialogen aufzufangen. Machen wir mythologische Opern, es ist die wahrste aller Formen.“ Die Salzburger Festspiele machen „Die Liebe der Danae“ mit Franz Welser-Möst, den Wiener Philharmonikern und Krassimira Stoyanova in der Titelrolle, also der bestmöglichen Strauss-Besetzung, die uns bereits vergangenes Jahr mit dem Rosenkavalier so viel musikalisches Glück geschenkt hat. 1 Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 Dr. Helga Rabl-Stadler Ich möchte mich hier beim ORF bedanken, der es möglich macht, dass jeder Mann und jede Frau dieses Opern-Ereignis am Sonntag im Hauptabend-Programm miterleben kann. Ein Dank gilt aber auch jenen Künstlern, die diese Eröffnung zum Festakt machen, dem Mozarteumorchester Salzburg und der Musicbanda Franui. Womit ich beim eigentlichen Grund meiner Rede, der Begrüßung ankomme. Ich begrüße Sie sehr herzlich im Namen des Direktoriums, also von Sven Eric Bechtolf und mir selbst, im Namen des Kuratoriums, im Namen unserer Sponsoren und Mäzene, insbesondere des Vereins der Freunde, die allesamt so Vieles finanziell erst möglich machen, aber vor allem im Namen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Künstlerinnen und Künstler zu 41 Tagen mit 192 Veranstaltungen an 11 Spielstätten. Ein besonderes Willkommen entbiete ich seiner Durchlaut Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein mit seiner Gattin, Ihrer Königliche Hoheit Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein. 1000 Dank, dass Sie uns mit der Ausstellung eines kostbaren Teils Ihrer Sammlung in der Residenzgalerie ein großzügiges Geschenk zum 200 Jahr Jubiläum Salzburg bei Österreich gemacht haben. Unprotokollarisch, aber ich glaube in Übereinstimmung mit allen hier Anwesenden begrüße ich Bundespräsident a. D. Dr. Heinz Fischer und seine Frau, in denen wir aus bekannten Gründen immer noch unser starkes first couple sehen. Ich möchte noch einige Gäste namentlich nennen, die Sie dann bitte alle gemeinsam mit einem großen Schlussapplaus begrüßen: Ein herzliches Willkommen den Vertretern der Kirche und der Religionsgemeinschaften, allen voran unserem Erzbischof Dr. Franz Lackner 2 Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 Dr. Helga Rabl-Stadler Ich begrüße alle Mitglieder von Nationalrat und Bundesrat mit Doris Bures an ihrer Spitze. Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, die bundespräsidentenlose Zeit durch ihre Eröffnung als Nationalratspräsidentin zu überbrücken. Besonders freut uns, dass die Bundesregierung in selten dagewesener Stärke ein Bekenntnis zu den Salzburger Festspielen als Leuchtturm österreichischer Kultur ablegt: Herr Bundeskanzler Mag. Christian Kern Herr Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner Unser Bundesminister Mag. Thomas Drozda Herr BM Dipl.-Ing. Andrä Rupprechter Frau BM Mag. Dr. Sophie Karmasin Staatssekretär Dr. Harald Mahrer sowie als Gäste die liechtensteinische Außenministerin Dr. Aurelia Frick und den slowenischen Vizeministerpräsident und Außenminister Karl Erjavec Ein herzliches Grüß Gott der Landesregierung mit Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer an der Spitze. Dir sind die Festspiele glücklicherweise mehr als ein Gesetzesauftrag. Willkommen Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf und dem Salzburger Landtag Sind Sie herzlich begrüßt alle Mitglieder der Stadtregierung und des Gemeinderates mit Bürgermeister Dr. Heinz Schaden, dem die Festspiele zu deren Wohl eine causa prima bedeuten. Besonders schätzen wir den regen Besuch von Mitgliedern des Diplomatischen und Konsularischen Corps, wurden die Festspiele doch in durchaus politischer Absicht gegründet. Fühlen Sie sich alle herzlich willkommen! 3 Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 Dr. Helga Rabl-Stadler Für den Schluss habe ich mir die Begrüßung unseres Festspielredners 2016 aufbehalten. Heißen Sie mit mir Universitätsprofessor Dr. Konrad Paul Liessmann willkommen. Er warnt in seinen zahlreichen Publikationen vor einer Gesellschaft, die die Muße und die Musen nicht mehr kennt. Er prangert die Praxis der Unbildung an. Er zieht gegen den Eventjournalismus durchaus auch ins tagespolitische Feld. Kurzum, nicht Zeitgeist, sondern Geist in die Zeit ist seine Berufung. Freuen wir uns auf Liessmanns Gedanken zu „Kunst in bewegten Zeiten“. Es gilt das gesprochene Wort. 4
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