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MA-Verlag
SPORT / BOXEN
Die Meisterprüfung steht noch aus
Anthony Joshua wünscht sich
anspruchsvollere Herausforderer
(SB) ­ Wenngleich die wohlfeile An-
Elektronische Zeitung Schattenblick
Donnerstag, 14. Juli 2016
Internationale Presseagentur Pressenza ­ Büro Berlin
Bayerischer Widerstand gegen CETA im Chor
mit vielen Städten und Regionen in ganz Europa
von Evelyn Rottengatter, 12. Juli 2016
sage, er wolle sich fortan nur noch
mit den besten Gegnern messen, zum
obligatorischen Standardrepertoire Das Freihandelsabkommen CETA handeln und auch vom umfangreijedes aufstrebenden Boxers gehört, mit Kanada gilt als Blaupause für chen "Investorenschutz" Gebrauch
ist sie im Falle Anthony Joshuas mit TTIP; viele US­Unternehmen ha­ machen. Für den Fall, dass CETA
Vorsicht zu genießen. Daß die Auf- ben Firmensitze in Kanada und doch wieder rückgängig gemacht
stiegschancen untrennbar mit der und wären somit bereits durch CE­ werden sollte, wurde es als "völkermehr oder minder erfolgreichen TA an der geplanten Freihandels­ rechtlich bindend" konzipiert. Eine
Strategie verschränkt sind, gefährli- zone beteiligt. Die Ankündigung Klausel in Kapitel 34 [1] sieht für
chen Kontrahenten solange aus dem der EU­Kommission letzte Woche, den Fall einer Auflösung von CETA
Weg zu gehen, bis eine Konfrontati- die nationalen Parlamente der vor, dass die Klagerechte für Inveon unvermeidlich ist, dürfte kein Ge- Mitgliedstaaten nun doch am Ra­ storen noch weitere 20 Jahre erhalheimnis sein, auch wenn die Fange- tifizierungsprozess an CETA betei­ ten bleiben.
meinde wie eh und je vom wahren ligen zu wollen, scheint auf den er­
Champion träumt. Wäre der Box- sten Blick positiv. Doch leider sieht
sport nicht von oftmals eher faden- die Realität anders aus.
Bayern kann per Volksentscheid
scheinigen als substantiellen Mythen
Hoheitsübertragung an EU stopund Legenden bekränzt, träten seine
Abgründe deutlich zutage, von de- Der Zeitplan für CETA und der pen
nen man besser nichts wissen will... Trick dabei
Im Klartext heißt das, wenn CETA
(Fortsetzung Seite 5)
nicht schon diesen Herbst auf euroSchaut man sich den genauen Zeit- päischer Ebene gestoppt wird, ist es
plan zu CETA an, so stimmen EU- am Laufen und so schnell nicht wieParlament und EU-Rat bereits die- der rückgängig zu machen. In BaySCHACH - SPHINX
sen Herbst darüber ab. Erst 2017 fol- ern hat man nun ein interessantes
gen dann die Abstimmungen in den "Schlupfloch" in der Verfassung geNicht in einer Million Jahren
nationalen Parlamenten. Nachdem funden: 2013 wurde per Volksent(SB) ­ Große Taten dulden keine Be- CETA, im Gegensatz zu TTIP, be- scheid beschlossen, dass der Landrat
scheidenheit, so sagte sich Samuel reits fertig verhandelt ist, würden oder die Bürger, wiederum per
Reshevsky bei der US-Meisterschaft aber bei einem positiven Ausgang Volksentscheid, die bayerische
1958, und ging nach den ersten Run- im Herbst bereits Teile davon "vor- Staatsregierung binden können, bei
den zu seinem Landsmann Sherwin. läufig" in Kraft treten, und zwar je- Übertragung von Hoheiten an die EU
Im Jahr zuvor hatte Reshevsky ge- ne, die nicht in die Kompetenz der dementsprechend im Bundesrat abmeinsam mit Gligoric das Turnier in Mitgliedsstaaten fallen, im Falle von zustimmen, sofern die Übertragung
Dallas gewonnen. Mit seinen 47 Jah- CETA wären das aber 90%. Wenn Regelungen auf kommunaler Ebene
ren fühlte er sich bei der Landesmei- dann ein knappes halbes Jahr später betrifft, was bei CETA massiv der
sterschaft obenauf. Also schritt er die nationalen Parlamente dran sind, Fall wäre, es sei nur die Privatisiekühnen Schrittes zu Sherwin hin, der werden die Richtlinien bereits gel- rung der kommunalen Wasserversormit ihm gleichzog und ... (Seite 4) ten, Unternehmen bereits danach gung genannt.
Elektronische Zeitung Schattenblick
Am 16. Juli Start zum bayerischen und CETA immer weiter. In den
Volksbegehren
Niederlanden will man ebenfalls
ein Referendum gegen CETA auf
Ein breites Bündnis [2] aus Sozial- die Beine stellen. In Belgien hatte
, Umwelt- und Zivilverbänden, Ge- die wallonische Regierung als Erwerkschaften und politischen Par- ste bereits eine Resolution gegen
teien sowie humanistischen und CETA verabschiedet. In LuxemTierschutz-Vereinen ruft nun zum burg fordert eine Plattform von 20
Volksentscheid zu CETA auf. Der Organisationen der ZivilgesellWeg dazu erfolgt in zwei Stufen: schaft eine klare Position ihrer ReAm 16. Juli sollen bei einem gierung gegen CETA, die nach eigroßen Aktionstag die notwendi- gener Aussage 60 bis 80 Prozent
gen 25.000 Unterschriften gesam- der luxemburgischen Bevölkerung
melt werden, um ein Volksbegeh- vertritt.
ren [3] in Gang zu setzen. Wenn
sich dazu 10% der Wahlberechtig- In Italien hat das Netzwerk Stop-ttipten eintragen, kommt es danach italia [5] zu einem landesweiten Akbinnen 6 Monaten zu Volksent- tionstag am 13. Juli aufgerufen. Dort
scheid [4].
finden Veranstaltungen in vielen größeren Städten statt, um die VerhandDer hat gute Aussichten, denn ein lungen zu TTIP und den Ratifiziegroßer Teil der bayerischen Bevölke- rungsprozess von CETA zu stoppen.
rung ist in der Landwirtschaft und ih- In Rahmen der Großaktion haben
ren affinen Branchen tätig, die alle- Bürger auch die Möglichkeit, sich an
samt um ihre Einkünfte fürchten, einem Tweetstorm an die EU-Komsollte durch die geplanten Freihan- mission zu beteiligen.
delsabkommen eine Flut von ausländischen Konkurrenzprodukten auf Auch in Frankreich, Spanien und anden Markt kommen.
derswo erklären sich immer mehr
Städte und Gemeinden als "TTIPBei einem erfolgreichen Volksent- freie Zonen" [6]. Sogar in den osteuscheid gegen CETA wäre die bayeri- ropäischen Staaten wie Polen, Slosche Regierung gezwungen, auf Bun- wenien, Kroatien und Tschechien [7]
desebene dagegen zu stimmen, wo- wächst die Anzahl der Bürger rasant,
bei zusammen mit den von SPD und die sich an den zahlreichen KampaGrünen geführten Ländern somit sehr gnen und Demonstrationen gegen die
gute Chancen auf eine Mehrheit be- Freihandelsabkommen beteiligen.
stehen. Dies wiederum hieße, dass
Deutschland gegen CETA wäre.
Der Chor der europäischen
Stimmen wächst
Es rumort in ganz Europa
Eine breite demokratische Front forAber auch in anderen EU-Ländern miert sich in Europa und sie wird
wächst der Widerstand gegen TTIP auch endlich selbstbewusster.
Die vom griechischen Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis ins Leben gerufene paneuropäische Bewegung DiEM25 ermutigt das, indem sie Selbstbestimmung für europäische Städte, Gemeinden und
Regionen nicht nur fordert, sondern bereits in die Praxis umsetzt.
Barcelona [8] ist ein gutes Beispiel
dafür.
Demokratie wird nicht in Brüssel
beschlossen. Sie ist lebendig und,
so absurd es auch klingen mag, sie
wächst wieder dank der Versuche
der Technokraten, sie durch Tricks
zu umgehen. Demokratie ist ein
großer Chor aus vielen verschiedenen Stimmen, die nun endlich immer lauter werden. Und Bayern ist
eine davon.
Der Text steht unter der Lizenz
Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
*
Quelle:
Internationale Presseagentur
Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail:
[email protected]
Internet: www.pressenza.com/de
http://www.schattenblick.de/
infopool/europool/buerger/
ebme0063.html
Anmerkungen:
[1] http://www.attac.de/kampagnen/freihandelsfalle-ttip/hintergrund/ceta/
[2] http://stop-ttip-muenchen.de/buendnispartner/
[3] http://www.volksbegehren-gegen-ceta.de/warum-ein-volksbegehren/
[4] http://www.wahlen.bayern.de/volksentscheide/2013_erl-voe3_11.09.2013.pdf
[5] https://stop-ttip-italia.net/13-luglio-2016-mobilitiamoci/
[6] https://www.ttip-free-zones.eu/
[7] http://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/opinion/widerstand-gegen-ttip-erfasst-ganz-europa/
[8] https://diem25.org/on-diem25s-activities-in-barcelona-on-the-anniversary-of-ada-colaus-and-barcelona-en-comus-victory/
Seite 2
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Do, 14. Juli 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
POLITIK / AUSLAND / LATEINAMERIKA
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Mexiko - Runde Tische zwischen CNTE und Regierung
Nach vierstündigen Verhandlungen
in Mexiko-Stadt haben die Lehrer*innen des mexikanischen Dachverbandes der Bildungsarbeiter*innen CNTE (Coordinadora Nacional
de Trabajadores de la Educación)
eine erste Vereinbarung mit dem Innenministerium getroffen. Innenminister Miguel Osorio Chong kündigte drei parallel laufende Verhandlungsrunden an. Sprecher*innen der CNTE ergänzten, an diesen
Runden Tischen würde über alle
Bereiche der umstrittenen Bildungsreform gesprochen. Sie
mahnten die Regierung, für Ergebnisse zu sorgen und Versprechen zu
erfüllen.
(Caracas, 12. Juli 2016, telesur)
Allerdings kündigten sie auch an,
an ihrem Aktionsplan und ihren
drei Kernforderungen festzuhalten: Dauerhafte Aufhebung der
Reform, die Schaffung eines einheitlichen Bildungsmodells und
Entschädigung für die bisher
durch die Reform entstandenen
Schäden.
Vor den Gesprächen waren die
Lehrer*innen gemeinsam zum Innenministerium marschiert. Die
Demonstration wurde angeführt
von Vertreter*innen aus Sinaloa,
Nuevo León, Michoacán und Mexiko-Stadt. Die Verhandlungen
sollen am 13., 19. und 21. Juli
stattfinden.
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/rundetische-zwischen-cnte-und-regierung/
Quelle:
*
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber:
Nachrichtenpool Lateinamerika e.V.
Köpenicker Straße 187/188,
10997 Berlin
Telefon: 030/789 913 61
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infopool/politik/ausland/
pala1590.html
RECHT / FAKTEN / INTERNATIONAL
poonal ­ Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Paraguay - Fall Curuguaty: Hohe Haftstrafen für Bauerng
(Caracas, 11. Juli 2016, telesur/poo­
nal) ­ Das Strafgericht, das sich mit
sechs Jahren Haft verurteilt; die übrigen Angeklagten erhielten je vier
Jahre Gefängnis. Ihnen wurde die
Bildung einer kriminellen Vereinigung und Landbesetzung zur Last gelegt. Das Gericht sah es als erwiesen
an, dass sich die Angeklagten rechtswidrig verhalten hätten, indem sie
sich fremdes Land angeeignet und eine kriminelle Vereinigung gebildet
sowie vorsätzlich gehandelt hätten.
dem Massaker von Curuguaty [1] befasst hat, hat am Montag, 11. Juli, elf
Angeklagte für schuldig befunden. Vier
von ihnen wurden wegen vorsätzlichen
schweren Mordes, Landbesetzung und
Bildung einer kriminellen Vereinigung
verurteilt. Mit 30 Jahren Haft wegen
Mordes erhielt Rubén Villalba die
schwerste Strafe. Wegen Mittäterschaft
wurden Luis Olmedo zu 20 Jahren, Néstor Castro und Arnaldo Quintana zu je Nach dem Urteil demonstrierten
18 Jahren Gefängnis verurteilt.
mindestens 70 Menschen. Laut der
Tageszeitung ABC bemängelten sie
Die drei angeklagten Frauen wurden die Parteilichkeit der Richter. "Das
als Komplizinnen im Mordfall zu je wird uns nicht entmutigen; wir werDo, 14. Juli 2016
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den weiter kämpfen, wir werden
weiter für die Rechte der Armen
kämpfen", kündigte Bauernsprecher
Mario Espínola an. "Diese Richter
sind genauso korrupt wie die Regierung von Horacio Cartes."
Massaker während polizeilicher
Räumung
Am 15. Juni 2012 räumten Polizeieinheiten auf Befehl des Innenministeriums das "Campos Morumbu",
eine von einem Bauernkollektiv besetzte Farm für die landwirtschaftliche Produktion. Bei Schusswechseln
Seite 3
Elektronische Zeitung Schattenblick
kamen elf Landarbeiter*innen und
sechs Polizist*innen ums Leben. Anschließend machte die Opposition
den linken Präsidenten Fernando Lugo verantwortlich und sorgte für den
Sturz des Amtsträgers. Dies wurde
von vielen im In- und Ausland als
parlamentarischer Putsch kritisiert.
Auch der Prozess selbst riefKritik hervor. Denn es wurden lediglich die Bäuer*innen vor Gericht gestellt, die für
den Tod der Beamten verantwortlich
gemacht wurden. Hingegen wurde
nicht gegen die Polizisten und Amtsträger*innen ermittelt, die in den Tod der
Landarbeiter*innen verwickelt waren.
"Ohrfeige für das Volk"
Die Aktivistin Guillermina Kanonnikoff sprach von einer "Ohrfeige für
das Volk". Es habe keine Beweise gegeben, die Staatsanwaltschaft übe faktisch eine Diktatur über die Justiz aus,
bemängelte sie. Andere kritisierten die
zahlreichen Verzögerungen und Unterbrechungen, sowie die widersprüchlichen Zeug*innenaussagen.
In einer Erklärung bezeichneten die
Verteidiger*innen das Urteil gegen
die Bäuer*innen als "illegal und
willkürlich". Der Kampf der Landarbeiter*innen werde kriminalisiert,
während die wahren Verantwortlichen straffrei ausgingen.
Anmerkung:
Aktivist*innen und Anwält*innen [1] http://pooble.npla.de/pookritisierten das Urteil aufs Schärfste. nal/translation/5969
URL des Artikels:
https://www.npla.de/poonal/fall-curuguaty-hohe-haftstrafen-fuer-bauern/
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rfi00166.html
SCHACH UND SPIELE / SCHACH / SCHACH-SPHINX
Nicht in einer Million Jahren
Große Taten dulden keine
Bescheidenheit, so sagte sich Samuel Reshevsky bei der US-Meisterschaft 1958, und ging nach den
ersten Runden zu seinem Landsmann Sherwin. Im Jahr zuvor hatte Reshevsky gemeinsam mit Gligoric das Turnier in Dallas gewonnen. Mit seinen 47 Jahren fühlte er
sich bei der Landesmeisterschaft
obenauf. Also schritt er kühnen
Schrittes zu Sherwin hin, der mit
ihm gleichzog und sagte mit einem
verschmitzten Lächeln zu ihm:
"Nun muß ich Sie wohl stoppen."
Sherwin war es gewohnt, daß Reshevsky immer wieder einmal, um
es salopp zu sagen, eine große Lippe riskierte, und erwiderte daher:
"Vielleicht stoppe ich Sie ja." Reshevsky legte eine siegessichere
Miene auf, grinste über beide
Mundwinkel: "Nicht in einer Mil(SB) ­
Seite 4
lion Jahren!" Sherwin ging zum
Brett. Den prahlerischen Spruch
hatte er noch im Ohr, und entsprechend gereizt und motiviert war er,
es dem Großmäuligen einmal so
recht zu zeigen. Und siehe da, Wut
beflügelt. Reshevsky, zuletzt mehr
und mehr in sich versinkend, gab
schließlich die Partie auf und
grummelte vor sich hin: "Wie
schnell die Zeit vergeht." Im heutigen Rätsel der Sphinx war es der
Ex- Weltmeister Tigran Petrosjan,
der Reshevsky ein Remis abluchste, obwohl der Amerikaner sichtlich besser stand. Zu diesem Zweck
mußte Petrosjan seine Stellung stabilisieren, zumal Reshevsky mit
h2-h4-h5 und Te3-g3 gegen die
schwarze Königsstellung vorzugehen plante. Also, Wanderer, wie
ließ Reshevsky sich vom Königssturm abbringen?
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Reshevsky - Petrosjan
Zürich 1953
Auflösung letztes Sphinx­Rätsel:
1...Lf5-e6 sah gut aus, oberflächlich
betrachtet, doch Rubinstein ließ sich
nicht schrecken und zog 2.b5-b6!
a7xb6 3.c5xb6 und plötzlich drohte
der Freibauer, sich ungeniert in eine
Dame zu verwandeln. Maroczy
spielte noch 3...Te2-b2, mußte die
Vergeblichkeit einer Gegenwehr jedoch nach 4.Td5-a5 einsehen.
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infopool/schach/schach/
sph05896.html
Do, 14. Juli 2016
Elektronische Zeitung Schattenblick
SPORT / BOXEN / MELDUNG
Die Meisterprüfung steht noch aus
Anthony Joshua wünscht sich anspruchsvollere Herausforderer
Fortsetzung von Seite 1:
... Wenn Anthony Joshua dieser Tage signalisiert, er wünsche sich für
seinen nächsten Auftritt im Spätherbst (endlich) einen anspruchsvollen Herausforderer, mutet das auf
den ersten Blick seltsam an, ist er
doch amtierender IBF-Weltmeister
im Schwergewicht. Der Verdacht, er
sei unter gezielter Vermeidung riskanter Kämpfe in diese Position gelangt, keimt nicht von ungefähr. Neu
ist allerdings, daß der in 17 Auftritten ungeschlagene Brite durch die
Blume selber einräumt, er habe es
bislang mehr oder minder mit Kanonenfutter zu tun gehabt. Ob man Eddie Hearn ein Kompliment dafür
ausspricht, seinem 26jährigen Aufsteiger strategisch geschickt den
Weg geebnet zu haben, oder im Gegenteil harsche Kritik zuteil werden
läßt, dürfte den überaus erfolgreichen britischen Promoter wenig
kümmern.
Hearn scheint sich vorerst darauf
eingeschossen zu haben, Joshua mit
Bermane Stiverne in den Ring zu
schicken, der den WBC-Titel im vergangenen Jahr an Deontay Wilder
verloren hat. Der 37jährige Kanadier mit Wohnsitz in Las Vegas ist aus
Sicht des Promoters von Matchroom
Sports offenbar eine weitere glückliche Wahl, hat Stiverne doch nach wie
vor einen recht bekannten Namen,
aber zugleich den Zenit seines Könnens längst überschritten. Er wäre
folglich ein bekannter Kandidat, der
sich als nicht zu unterschätzende
Aufgabe vermarkten ließe, aber den
IBF-Champion vor keine unlösbaren
Probleme stellen sollte.
sich doch wohlweislich nicht in die
Nesseln setzen. Statt dessen erklärt
er unverbindlich, er habe kein Problem damit, daß es inzwischen sehr
ernst für ihn werde. Aus aller Welt
träfen Wünsche ein, sich mit ihm zu
messen. Wer immer sein Gegner im
November sei, werde ihn einen weiteren Schritt voranbringen und auf
das wichtige Jahr 2017 vorbereiten.
Viele Fans würden sicher den IBFPflichtherausforderer Joseph Parker
als nächsten Gegner Joshuas bevorzugen, da der Neuseeländer jung und
von imposanter Statur ist. Eddie
Hearn hat Parker jedoch erst für das
nächste Frühjahr eingeplant und will
zuvor eine freiwillige Titelverteidigung einschieben. Da Deontay Wilder, Tyson Fury und Wladimir
Klitschko vorerst nicht in Frage
kommen, steht ein Kampf zur Vereinigung der Titel wohl nicht vor Sommer 2017 an. Bermane Stiverne ist
freilich nicht die einzig denkbare Alternative, wären doch auch Luis Ortiz, David Haye, Carlos Takam, Jarrell Miller, Hughie Fury, Kubrat Pulew und gegebenenfalls Alexander
Powetkin keine schlechte Option. [1]
Läßt man jedoch die letzten Gegner
des jungen britischen Schwergewichtlers Revue passieren, zeichnet
sich eher ein Fortsetzung des sattsam
bekannten Musters ab. Rafael Zumbano Love, Kevin Johnson, Gary
Cornish, Charles Martin und Dominic Breazeale machten gar nicht erst
Anstalten, Joshua ernsthaft anzugreifen und mit Schlägen einzudecken.
Sie suchten ihr Heil in Deckung und
Rückzug, was ihnen schlecht bekam,
da sie der Massivität der Briten rasch
zum Opfer fielen. Einzige Ausnahme
Joshua selbst legt sich auf keinen be- war Dillian Whyte, der seinen
stimmten Herausforderer fest, will er Landsmann in Bedrängnis brachte,
Do, 14. Juli 2016
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sich dabei jedoch eine schwere
Schulterverletzung zuzog, die seinen
Untergang besiegelte.
So blieb die ewige Frage unbeantwortet, mit wieviel Talent Joshua tatsächlich gesegnet ist. Gemessen an
seiner makellosen Bilanz durchweg
vorzeitiger Erfolge drängt sich die
Antwort auf, wie sie Eddie Hearn
schon zu Beginn der Profikarriere
seiner goldenen Gans feilgeboten
hat: Dieser frische, athletische Boxer
sei die Zukunft des Schwergewichts
und werde es zu einem unangefochtenen Champion bringen, der eine
neue Ära der Königsklasse einläute.
In der Realität blieb Joshua jedoch
den letzten Beweis seines Könnens
bis heute schuldig, da die Mängel
seiner Kontrahenten nicht zu übersehen waren.
Solange Wladimir Klitschko den Ton
angab, der zwischen 2006 und 2015
das Maß aller Dinge war, herrschte
Stagnation in der Königsklasse.
Wenngleich inzwischen Bewegung
in die Szene gekommen ist, läßt sich
der fehlende Nachwuchs doch nicht
in kurzen Fristen kompensieren. Als
Deontay Wilder 2008 von sich reden
machte, schickte man ihn auf einen
sehr langen Seitenweg. Dies hat sich
insofern ausgezahlt, als der 2,01 m
große US-Amerikaner aus Tuscaloosa in Alabama seine eindrucksvolle Serie schneller Siege in aller
Ruhe ausbauen und zum derzeit
wohl besten Akteur seiner Gewichtsklasse aufsteigen konnte, dem allenfalls noch der Kubaner Luis Ortiz das
Wasser reichen könnte.
Bermane Stiverne scheint nicht zuletzt deswegen Eddie Hearns
Wunschkandidat zu sein, weil Anthony Joshua einen Vertrag über
mehrere Kämpfe mit dem Sender
Showtime abgeschlossen hat und
sich dringend in den USA einen Namen machen muß, wo er dem breiteren Publikum gänzlich unbekannt ist.
Seite 5
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Wie Joshua dazu anmerkt, habe er
nun gegen zwei Amerikaner in Folge gekämpft und hoffe, daß sein
nächster Gegner entweder wieder ein
Herausforderer aus den USA oder
zumindest ein international bekannter Akteur sein wird. Auf diese Weise schaffe er die Voraussetzungen für
einen späteren Auftritt vor US-amerikanischem Publikum.
__I n h a l t_________Ausgabe 1885 / Donnerstag, den 14. Juli 2016__
1 EUROPOOL - BÜRGER: Bayerischer Widerstand gegen CETA
im Chor mit vielen Städten und Regionen in ganz Europa (Pressenza)
3 POLITIK - AUSLAND: Mexiko - Runde Tische zwischen CNTE
und Regierung (poonal)
3 RECHT - FAKTEN: Paraguay Hohe Haftstrafen für Bauern im Fall Curuguaty (poonal)
5 SPORT - BOXEN: Die Meisterprüfung steht noch aus
6 SCHACH-SPHINX: Nicht in einer Million Jahren
Das Problem bei dieser Vorgehens- 6 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 14. Juli 2016
weise ist allerdings, daß selbst
Charles Martin in den USA kaum
bekannt ist, obgleich er einige MoDIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
nate sogar IBF-Weltmeister war, bis
er den Gürtel Joshua überlassen
Und morgen, den 14. Juli 2016
mußte. Dessen erster Herausforde+++ Vorhersage für den 14.07.2016 bis zum 15.07.2016 +++
rer war dann Dominic Breazeale,
der sich augenscheinlich in England
besser als zu Hause vermarkten
ließ. Allerdings gibt es auch nicht
allzu viele namhafte Schwergewichtler in den USA, wenn man
einmal von Wilder und Luis Ortiz
absieht. Der in 25 Kämpfen ungeWolken viel und Sonne viel,
schlagene Kubaner lebt in Miami,
gut durchwachsen, etwas Regen,
beschert dem Sender HBO mit seiJean-Luc ist zu Sport und Spiel
nen Auftritten beachtliche Quoten
inspiriert, nicht sich zu legen.
und ist als Interimschampion der
WBA auf dem Sprung ganz noch
oben. Da er jedoch am 17. September in Las Vegas auf den Weißrussen Alexander Ustinow trifft, ist er
schon aus zeitliche Gründen vorerst
© 2016 by Schattenblick
kein Thema für Anthony Joshua.
Davon abgesehen würde Eddie
Hearn einem Kampf gegen den körperlich nahezu ebenbürtigen KubaIMPRESSUM
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ner niemals zustimmen, der dem
Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K.
Briten technisch wie auch an
Verantwortlicher Ansprechpartner:
Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth
Schlagwirkung klar überlegen ist.
Anmerkung:
[1] http://www.boxingnews24.com/2016/07/anthony-joshuawants-serious-contender-nextdefense/#more-213142
http://www.schattenblick.de/
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sbxm2002.html
Seite 6
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Do, 14. Juli 2016