Blickpunkte Inhalt SPD-Fraktion setzt sich bei Mietpreisbremse durch TTIP: Gabriel schlägt Handelsgerichtshof vor Fragen und Antworten zu TTIP und CETA Kein Jobkiller: Gute Arbeit muss nicht schaden Finanzaufsicht über Versicherungen modernisieren PKW-Maut kein Herzstück der Verkehrspolitik Aus dem Wahlkreis / Kurz notiert • Politik auf dem Prüfstand • Mindestlohn selbstverständlich • Als Junior-Botschafterin in die USA • Neues Berufsbild für Integration und Migration V.i.S.d.P.: Ingrid Arndt-Brauer, MdB Postfach 11 56 48600 Ochtrup Tel. 02553/9771053 Fax 02553/9771054 [email protected] Liebe Leserinnen und Leser, Griechenland und die Eurogruppe haben sich vergangenen Freitag über den grundsätzlichen Rahmen für eine mögliche viermonatige Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms verständigt. Nun kommt es darauf an, dass sich die griechische Regierung verbindlich zu konkreten Reformschritten verpflichtet, um endlich mehr Steuergerechtigkeit zu schaffen und die Korruption zu bekämpfen. Dafür hat sie unsere volle Unterstützung! Entscheidend ist, dass diese Reformen dann aber entschlossen umgesetzt werden. Das ist Grundvoraussetzung für weitere Hilfen. Denn nur dann kann in Griechenland mehr Wachstum und Beschäftigung entstehen. Und nur dann können die großen sozialen Verwerfungen, die die griechische Gesellschaft derzeit prägen, überwunden werden. Sollten die Institutionen die Reformliste der griechischen Regierung nach sorgfältiger Prüfung akzeptieren, ist das eine große Chance für das Land. Wir sollten deshalb gemeinsam alles daran setzen, dass Griechenland es schafft, die eigentlichen Wurzeln der Misere zu beseitigen. Hier hat das Land noch einen weiten Weg vor sich. Und die deutschen und europäischen Steuerzahler erwarten zu Recht, dass die geleisteten Hilfen auch zu konkreten Fortschritten in Griechenland führen. Die internationale Konferenz von SPD und der SPD-Bundestagsfraktion zu den transatlantischen Freihandelsabkommen war ein voller Erfolg. Über 700 Menschen haben am Montag im Willy-Brandt-Haus die Möglichkeit genutzt, um mit EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström, Martin Schulz und vielen andere Experten über die Chancen und möglichen Risiken der Handelsabkommen mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA) zu diskutieren. Grundsätzlich stellen die Freihandelsabkommen mit Kanada und den USA einen Fortschritt dar. Denn kein anderes Land ist so sehr auf offene Märkte und den Zugang zum Welthandel angewiesen wie Deutschland. Gleichzeitig bieten die Abkommen die Chance, weltweit bessere Standards beim Umweltschutz sowie beim Schutz von Arbeitnehmern und Verbrauchern durchzusetzen. Die Verhandlungen über die Freihandelsabkommen haben jedoch auch Ängste und Misstrauen ausgelöst. Wir nehmen diese Sorgen ernst und haben uns mit Erfolg für mehr Transparenz bei den Verhandlungen eingesetzt. In enger Abstimmung mit dem DGB hat unser Parteikonvent klare Anforderungen an die transatlantischen Freihandelsabkommen formuliert. Dazu gehört auch die Maßgabe, dass Entscheidungen des demokratischen Gesetzgebers durch den Investorenschutz nicht ausgehebelt werden dürfen. Um beim Investitionsschutz Fortschritte erzielen, muss Europa mit einer Stimme sprechen. Wir haben bereits eine gemeinsame Linie der europäischen Sozialdemokraten abgestimmt. Ihre Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Ingrid Arndt-Brauer Ausgabe März 2015 Seite ₩1 Blickpunkte SPD-Fraktion setzt sich bei Mietpreisbremse durch Ergebnisse des Koalitionsausschusses Das Treffen des Koalitionsausschusses in dieser Woche hat gezeigt: Die Koalition behält ihr hohes Tempo bei – und die SPD-Bundestagsfraktion bleibt die treibende Kraft. ihn bestellt. Damit können die Vermieter die Kosten für Makler nicht mehr auf die Mieter abwälzen, wenn sie den Makler bestellen. (c) Thorben Wengert / pixelio.de Mietpreisbremse Die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben sich bei der Mietpreisbremse durchgesetzt: Die Mietpreisbremse wird in der kommenden Woche im Deutschen Bundestag ohne weitere Änderungen am Gesetzentwurf beschlossen. Damit gehören Mietsteigerungen von 30 oder 40 Prozent bei Neuvermietungen in einigen Ballungsräumen der Vergangenheit an. In den von den Ländern ausgewiesenen Gebieten darf die Miete bei Wiedervermietung höchstens auf das Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete zuzüglich zehn Prozent angehoben werden. Und ohne Ausnahme wird in Zukunft derjenige den Makler zahlen, der Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Mit der Mietpreisbremse verhindert die Koalition, dass auch Menschen mit normalen Einkommen zunehmend aus ihren angestammten Wohnvierteln verdrängt werden. Wohnen in guten Wohnlagen darf nicht zum Luxusgut werden, ansonsten droht die soziale Spaltung unserer Städte. Es ist gut, dass die Mietpreisbremse jetzt schnell kommt, damit Mieterinnen und Mieter nicht länger exorbitante Preissteigerungen in Kauf nehmen müssen. Frauenquote In der nächsten Woche wird der Bundestag jedoch nicht nur die Mietpreisbremse, sondern auch die Frauenquote beschließen. Im Koalitionsausschuss bestand zudem Einvernehmen, dass laufende Gesetzesvorhaben wie die Tarifeinheit oder die Reform des Insolvenzrechts zügig abgeschlossen werden. Zudem soll der schon lange vorliegende Gesetzentwurf des BMJV auf den Weg gebracht werden, mit dem eine ganze Reihe rechtlicher Diskriminierungen eingetragener Lebenspartnerschaften beseitigt werden. Keine Änderungen beim Mindestlohn Für die SPD-Fraktion ist weiterhin klar: Am Mindestlohn wird nicht gerüttelt! Es wird mit uns keine Aufweichung des Mindestlohns geben, auch keine heimliche Aushebelung durch die Hintertür. Das werden wir den Leuten, die auf den Mindestlohn angewiesen sind,nicht antun. Tatsache ist: Wer sich gegen wirksame Kontrollen ausspricht, kämpft in Wahrheit gegen den flächendeckenden Mindestlohn und nicht gegen eine angeblich unangemessene Bürokratie. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) unterstützt alle Branchen und Unternehmen, die bei der Umsetzung des Mindestlohns noch Fragen oder Unsicherheiten haben. Ausgabe März 2015 Seite ₩2 Blickpunkte Für Ver tragsamateure in Sportvereinen hat sie diese Woche zusammen mit den Spitzenorganisationen im Sport klargestellt, dass Ehrenamtliche sowie Amateur- und Vertragssportler nicht unter das Mindestlohngesetz fallen. Vereinbart wurde außerdem, dass das Bundesarbeitsministerium eine Bestandsaufnahme erstellt, ob in der praktischen Anwendung des Mindestlohns weitere Probleme bestehen. Andrea Nahles ist hierzu im engen Dialog mit den Sozialpartnern. Der Koalitionsausschuss wird sich dann Ende April auf eine gemeinsame Bewertung verständigen. Bayerische Blockade bei Energiewende Bei den Handelsabkommen TTIP und CETA hat der Koalitionsausschuss Sigmar Gabriels Position für einen modernen und transparenten Investiti- Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer onsschutz unterstützt. Das gibt dem Wirtschaftsminister Rückenwind im Werben für eine Reform der InvestorStaats-Schiedsgerichte auf europäischer Ebene. Ärgerlich ist dagegen die fortdauernde Blockade der Energiewende durch Bayern, die auch der Koalitionsausschuss nicht auflösen konnte. Über eine steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung konnte im Koalitionsausschuss keine Einigung erzielt werden. Deshalb wird das Wirtschaftsministerium jetzt vorangehen und die Zuschussprogramme der KfW für die energetische Sanierung erhöhen. Auch die Blockade des Netzausbaus verzögert die Energiewende. Das ist zum Schaden der eigenen Bürgerinnen und Bürger sowie der Unternehmen, die die höheren Kosten einer eigenen, teureren S t r o m p r e i s z o n e i n S ü d- deutschland tragen müssten. Es wäre absurd, wenn wir für 23 Milliarden Euro im Jahr Erneuerbare Energien fördern und den grünen Strom dann nicht zu den süddeutschen Nachfragezentren transportieren könnten. Im Koalitionsausschuss wurde vereinbart, die Energiethemen bis zum Sommer zu klären. Die Hoffnung ist, dass die Union bis dahin ihren internen Streit um den Netzausbau löst. SPD-Fraktion setzt Versprechen um Ungeachtet dessen: Die Koalition arbeitet in Berlin sehr erfolgreich - und das wird sich in den nächsten Wochen fortsetzen. Mietpreisbremse und Frauenquote machen klar: Die SPD-Fraktion setzt ihre Versprechen in der Koalition um und macht Deutschland wirtschaftlich stärker und sozial gerechter. Ausgabe März 2015 Seite ₩3 Blickpunkte TTIP: Gabriel schlägt Handelsgerichtshof vor Freihandelskonferenz von SPD-Fraktion und Partei Viele Menschen sehen die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP skeptisch. Thomas Oppermann, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, sagte auch mit Blick auf diese Bürgerinnen und Bürger, dass es noch nie ein so großes Interesse in Deutschland an Handelspolitik gegeben habe. Dem wollten die Sozialdemokraten Rechnung tragen. lungen bei TTIP und die Hintergründe betrifft. Malmström betonte vor allem die Vorteile für deutsche Unternehmen, wenn TTIP und CETA in Kraft treten. Sie signalisierte Gesprächsbereitschaft bei Fragen zu den umstrittenen Investor-Staat-Schiedsverfahren. Außerdem kündigte sie mehr Transparenz bei den Verhandlungen mit den USA an. (c) SPD Parteivorstand Das Atrium des Willy-BrandtHauses war bis auf den letzten Platz gefüllt, alle Treppen besetzt mit Zuhörern. Hunderte Menschen waren am Montagnachmittag in die SPD-Parteizentrale gekommen, um der Konferenz „Transatlantischer Freihandel – Chancen und Risiken“ beizuwohnen. Tausende Menschen verfolgten die Veranstaltung über den Livestream auf der Website der Fraktion und diskutierten in den sozialen Netzwerken mit. Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Thomas Oppermann bezeichnete das Interesse an den Freihandelsabkommen CETA (EU und Kanada) und TTIP (EU und USA) als „Ausdruck eines neuen demokratischen Wunsches nach Mitbestimmung“. Unter den Gästen waren beinahe alle SPD-Bundestagsabgeordneten, etliche Honoratioren aus Wirtschaft und Gesellschaft, darunter der Präsident des DIHK Eric Schweitzer sowie DGB-Chef Reiner Hoffmann. Aber auch die EU-Hand e l s ko m m i s s a r i n Ce c i l i a Malmström war gekommen, um ein Statement abzugeben, was den Stand der Verhand- Hearings mit Experten zu verschiedenen Bereichen In verschiedenen Paneln diskutierten Politikerinnen, Politiker und Wirtschaftsvertreter über verschiedene politische Bereiche der Handelsabkommen. In allen Hearings wurden Fragen des Publikums erörtert, sodass ein unmittelbarer Einbezug des Publikums stattfand. TTIP-Verhandlungen in unserem Sinne gestalten CETA wird frühestens Ende 2015 beschlossen, TTIP Ende Ausgabe März 2015 Seite ₩4 Blickpunkte 2016. Zwar ist CETA ausgehandelt, dennoch bestehen Chancen, einige Dinge im Sinne der EU nachzujustieren. Und letztlich, erklärte Oppermann, seien beide Abkommen so genannte „gemischte Abkommen“, bei denen eine Zustimmung des Deutschen Bundestages nötig sei. Oppermann warb dafür, gerade bei TTIP die Verhandlungen in „unserem Sinne zu gestalten“, denn Deutschland sei wie kein anderes Land auf Exporthandel angewiesen. Für ihn sind TTIP und CETA nicht nur Handelsabkommen, sondern „Friedensprojekte“, die zudem Wohlstand schafften. Oppermann machte – ebenso wie die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer – deutlich, dass Arbeitnehmerstandards nicht abgesenkt würden, auch keine Umweltstandards oder Verbraucherregelungen. Kein Angriff auf bestehende Regeln Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel war erfreut über die vielen Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zu den Freihandelsabkommen, die in der SPD-Parteizentrale Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer eingegangen waren. Darin zeige sich, dass viele Menschen ernsthafte Sorgen hätten, diese Abkommen könnten europäische Standards absenken oder die Demokratie einschränken. Gabriel beruhigte: Mit TTIP werde kein Binnenmarkt geschaffen, es existiere kein Angriff auf bestehende Regeln, und es würden auch keine Standards unter Druck gesetzt. „Wir brauchen die Abkommen, wenn wir Regeln für die Globalisierung durchsetzen wollen“, sagte Gabriel. Es gehe darum, wer die Standards für die Zukunft setze. Denn: „TTIP kann das Vorbild für eine globale Handelsarchitektur sein“. Dabei müsse klar werden, ob Europa eine aktive oder passive Rolle einnehme. „Die Chancen für uns sind nicht zu übersehen“, so der SPD-Parteichef. Wie mit Schiedsgerichten umgehen? Gabriel ging insbesondere auf die Vorbehalte gegen die so genannten Investor-StaatSchiedsgerichte ein. Viele Menschen sehen darin die Gefahr, dass öffentliche Gerichte umgangen werden und Staaten vor diesen privaten Schiedsgerichten in Milliardenhöhe verklagt werden könnten. Gabriel schlug ein öffentlichrechtliches Handels- und Schiedsgericht vor, dem nur Berufsrichter und Wissenschaftler aus einem begrenzten Pool angehören – also keine Anwälte. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass ausländische Investoren nicht besser gestellt würden als inländische, erklärte Gabriel. Vor allem bei TTIP könnte solch ein Handelsgerichtshof Realität werden. Handelsko m m i s s a r i n M a l m s t rö n nannte Gabriels Vorstoße eine „gute Idee“. Auch Bernd Lange vom EU-Parlament war positiv angetan. Vizekanzler Gabriel machte darauf aufmerksam, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Gewinner der Freihandelsabkommen seien, da sie dann besser in den USA und Kanada investieren könnten. Die großen multinationalen Konzerne dagegen bräuchten die Abkommen nicht, denn „die haben schon heute keine Schwierigkeiten“. Gabriel versicherte am Ende seiner Rede: „Es darf keinen Zweifel am Primat der Politik geben“. Ausgabe März 2015 Seite ₩5 Blickpunkte Fragen und Antworten zu TTIP und CETA Chancen und Risiken bewerten Die geplanten Freihandelsabkommen der EU mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA) geben vielen Menschen Anlass zur intensiven Diskussion – sei es im privaten Kreis, in Parteigremien, aber auch in Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden oder Bürgerinitiativen. Nachfolgend finden Sie Antworten auf die wichtigsten Kernfragen zu den Freihandelsabkommen. schen Kommission und der kanadischen Seite begannen im Juni 2009 und wurden Mitte 2014 abgeschlossen. Was ist TTIP? (c) Thorben Wengert / pixelio.de Was ist CETA? CETA steht für Comprehensive Economic and Trade Agreement. Ziel dieses umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und Kanada ist es, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Wirtschaftsräumen zu intensivieren. Zentraler Punkt ist dabei ein verbesserter Marktzugang für Industriegüt e r, A g r a r p r o d u k t e u n d Dienstleistungen sowie im Bereich des öffentlichen Auftragswesens. Die Verhandlungen zwischen der Europäi- Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Die Transatlantische Handelsund Investitionspartnerschaft (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) soll Vorschriften und Regeln in der Wirtschaft Europas und der USA langfristig so gestalten, dass sie besser zusammenpassen. Bei den Verhandlungen geht es in erster Linie darum, Zölle und andere unnötige Handelsbarrieren im transatlantischen Handel zwischen der EU und den USA abzubauen. Zudem sollen Einschränkungen für kommerzielle Dienstleistungen verringert, Investitionssicherheit und Wettbewerbsgleichheit verbessert und der Zugang zu öffentlichen Aufträgen auf allen staatlichen Ebenen vereinfacht werden. Die Verhandlungen laufen seit Juli 2013. Zuletzt tagte die siebte Verhandlungsrunde. Mit ab- schließenden Verhandlungsergebnissen ist nicht vor Ende 2015 zu rechnen. Welche Erwartungen hat die SPD an TTIP und CETA? Grundsätzlich verfolgt die SPD das Ziel, die Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) und mit Kanada (CETA) zu einem Erfolg zu führen. Sie bieten nicht nur Chancen für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland und Europa. Wenn es gelingt mit ihnen fortschrittliche politische, soziale und ökologische Standards zu setzen, können die Abkommen zugleich dabei mithelfen, gerechtere Standards für den Welthandel insgesamt zu vereinbaren. Wenn mit den USA und Europa die beiden größten Handelsräume weltweit Maßstäbe setzen, kann dies zu einem wirkungsvollen Hebel für eine bessere politische Gestaltung der Globalisierung werden. Diese Chancen unterstreichen Ausgabe März 2015 Seite ₩6 Blickpunkte wir auch in dem auf unserem SPD-Parteikonvent im September gefassten Beschluss zu den Freihandelsabkommen. Wir wissen aber auch: Mit den Freihandelsabkommen verbinden sich ebenso Risiken. Die Vorbehalte und Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger nehmen wir sehr ernst. Diese Fragen sachlich, ehrlich und offen miteinander weiter zu diskutieren, ist wichtig – sowohl in der SPD als auch der Gesellschaft insgesamt. Vor diesem Hintergrund haben wir auf unserem SPD-Parteikonvent im September einige klare inhaltliche Erwartungen an die Freihandelsabkommen formuliert. Wir sagen: Die Abkommen dürfen nicht dazu führen, dass europäische Standards etwa im Arbeits- und Umweltrecht, beim Daten-, Verbraucher-, Tier- oder Gesundheitsschutz oder in Fragen der Kultur abgesenkt oder bewährte Regeln der Daseinsvorsorge unterlaufen werden. Und unsere Auffassung ist, dass Bestimmungen zum Investorenschutz zwischen Staaten mit entwickelten Rechtssystemen nicht erforderlich sind und daher nicht eingeführt werden sollten. Dabei nimmt der Konventsbeschluss insbesondere gegenüber InvestorInformationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Staats-Schiedsgerichtsverfahren eine kritische Position ein. d.h. in Deutschland den Bundestag und den Bundesrat. Welche Position vertritt die SPD beim Thema Investorenschutz in CETA? (c) Bernd Sterzl / pixelio.de Wann herrscht Klarheit darüber, ob es sich um Gemischte Abkommen handelt? Die Bundesregierung und die meisten Mitgliedstaaten sind der Auffassung, dass es sich sowohl bei CETA als auch absehbar bei TTIP um gemischte Abkommen handelt, da CETA auch Kompetenzen regelt, die in nationaler Zuständigkeit liegen. Dies unterstützt auch ein vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenes Gutachten. Bei unterschiedlicher Auffassung zwischen EU-Kommission und Mitgliedstaaten läge die letztliche rechtliche Entscheidung beim Europäischen Gerichtshof (EuGH). Bei einem gemischten Abkommen erfolgt eine parlamentarische Ratifizierung sowohl durch das Europäische Parlament als auch die nationalen Parlamente, Das Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) ist in der rechtsförmlichen Prüfung und noch nicht unterschrieben. Es können also noch Änderungen vorgenommen werden. Sigmar Gabriel hat zuletzt erreicht, dass sich die sozialdemokratischen Handelsminister aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Dänemark und Luxemburg auf eine gemeinsame Position verständigt haben – vor allem bei dem besonders umstrittenen Thema Investitionsschutz. Unser Ziel ist einen „Internationalen Handelsgerichtshof“ zu etablieren. Wir wollen die Transparenz weiter erhöhen, eine Berufungsmöglichkeit schaffen, die Auswahl der Richter auf Berufsrichter und qualifizierte Wissenschaftler beschränken und dadurch die Rechtsstaatlichkeit der Verfahren sichern. Auf einem Treffen der sozialdemokratischen Regierungschefs und Parteivorsitzenden in Europa am 21. Februar in Madrid wurde diese Position ausdrücklich unterstützt. Ausgabe März 2015 Seite ₩7 Blickpunkte Wie sieht der weitere Fahrplan bei TTIP aus? Die Verhandlungen zu TTIP laufen seit Juli 2013. Seitdem wird in verschiedenen Verhandlungsrunden über Marktzugang, regulatorische Fragen und Handelsregeln verhandelt. Bislang haben sieben Verhandlungsrunden stattgefunden. Die siebte Verhandlungsrunde fand vom 29. September bis 3. Oktober 2014 in Chevy Chase, Maryland (USA) statt. Schwerpunkte waren Fragen der regulatorischen Zusammenarbeit sowie die Sektoren Maschinenbau, Automobile, Arzneimittel, Medizinprodukte sowie technische Handelshemmnisse. Daneben wurde über sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen diskutiert, d.h. Maßnahmen zum Schutz des Lebens oder der Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanzen, vor allem gegen Gefahren in Nahrungsmitteln, Getränken oder Futtermitteln. Die Themen Investitionsschutz, Zollangebot, Marktzugang und öffentliche Beschaffung wurden nicht besprochen. Mit abschließenden Verhandlungsergebnissen ist frühestens Ende 2015 zu rechnen. Die politischen Entscheidungen auf europäischer und nationaler Ebene würden dann erst in den Jahren da- Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer nach, also 2016 und 2017, erfolgen. (c) Rainer Sturm / pixelio.de Wie steht die SPD zur Forderung nach mehr Transparenz bei den Verhandlungen über TTIP? Die SPD hat sich von Anfang an für mehr Transparenz stark gemacht. So hat die deutsche Bundesregierung insbesondere auch auf Betreiben der SPD immer die Veröffentlichung des TTIP-Mandates gefordert, was mittlerweile erfolgt ist. Das ist ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz. Außerdem begrüßen wir, dass die neue EU-Kommission das Thema Transparenz bei den TTIP-Verhandlungen zu einer ihrer Prioritäten erklärt hat. Die zuletzt vorgestellte Trans- parenzinitiative der neuen E U - Ko m m i s s i o n , d i e w i r nachdrücklich eingefordert haben, weist in die richtige Richtung. Die Europäische Kommission: • will EU-Verhandlungsdokumente veröffentlichen, die sie bereits den EU-Mitgliedstaaten und dem Europaparlament vorgelegt hat. • will allen Europaabgeordneten den Zugang zu TTIP-Verhandlungsdokumenten ermöglichen. • will die Geheimhaltungsstufe bei vielen Papieren herabstufen. • in Deutschland haben wir die Transparenz in den Berichten an den Deutschen Bundestag erhöht, indem jetzt über konsolidierte Verhandlungsdokumente Auskunft gegeben wird. • Wir haben außerdem im Bundeswirtschaftsministerium aktiv den engen Austausch mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund gesucht und uns mit dem DGB auf ein Leitlinienpapier geeinigt. Neben den Gewerkschaften hat Sigmar Gabriel weitere Verbände und Organisation aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen in einen TTIP-Beirat des Ministeriums eingeladen. Ausgabe März 2015 Seite ₩8 Blickpunkte Wie geht die Diskussion in der SPD über TTIP und CETA weiter? Wie vom SPD-Parteikonvent im September beschlossen, werden vor einer politischen Entscheidung über CETA und TTIP die Beschlussgremien der SPD beraten und abstimmen. Sigmar Gabriel hat hierzu nochmals ausdrücklich betont, dass wir nach Abschluss der Verhandlungen im Verbund mit unseren europäischen Schwesterparteien und auch auf einem erneuten SPD-Parteikonvent die Ver- handlungsergebnisse bewerten und entscheiden, ob sie die Zustimmung ermöglichen. Um diese Entscheidungen vorzubereiten ist Raum für Diskussion und für eine sachorientierte Debatte wichtig. Im Sinne dieses auch vom SPD-Parteikonvent beschlossenen, notwendigen, innerparteilichen Diskussionsprozess organisieren der SPD-Parteivorstand und die SPD-Bundestagsfraktion im Februar 2015 eine Konferenz zu Chancen und Risiken der transatlantischen Freihandelsabkommen im Willy-BrandtHaus. Wir wollen als Partei eine ehrliche und offene Diskussion über TTIP und CETA führen. Beide Abkommen sind zu wichtig, als das sie als Geheimsache behandelt werden könnten. Die Transparenz, die wir politisch von der EUKommission einfordern, wollen wir auch selbst in unserer Diskussion erreichen. Nur auf Grundlage von Information und Meinungsaustausch kann Vertrauen wachsen und letztlich eine fundierte Entscheidung getroffen, die der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Tragweite der Abkommen gerecht wird. Kein Jobkiller: Gute Arbeit muss nicht schaden Warum der Mindestlohn keine Jobs kostet Schlecht für den Wettbewerb, enorme Arbeitsplatzverluste – jahrelang waren das die Hauptargumente gegen die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns in Deutschland. Bis zuletzt malten wirtschaftsnahe Forschungsinstitute Horroszenarien an die Wand: Zwischen 500.000 und 1 Million Arbeitsplätze würde die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns kosten. Die aktuellen Zahlen zeigen ein anderes Bild. Gesagt. Getan. Gerecht. beitssuchend melden müssen. Schon im Dezember sah die Bundesagentur für Arbeit keinerlei Anzeichen dafür, dass die Arbeitslosigkeit aufgrund des Mindestlohns über das saisonübliche Maß hinaus ansteigen werde. Denn in diesem Fall hätten sich ungewöhnlich viele Menschen ar- „Der Arbeitsmarkt hat sich in einer wirtschaftlich schwächeren Phase behauptet und bleibt auch im neuen Jahr robust. Größere negative Wirkungen des gesetzlichen Mindestlohns auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit sind ge- Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer genwärtig nicht wahrnehmbar“, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Bei den prognostizierten Entlassungen habe es sich offenbar um Theaterdonner geh a n d e l t , s a g t D G B -Vo rstandsmitglied Stefan Körzell. „Das ist ein gutes Signal für Ausgabe März 2015 Seite ₩9 Blickpunkte den Arbeitsmarkt und ein Zeichen, dass der Mindestlohn als Anstandsgrenze nach unten in Kürze auch in Deutschland Normalität sein wird.“ Günstige Voraussetzungen Empirisch belegen lässt sich die Legende vom Jobkiller Mindestlohn ohnehin nicht. Forscher der Uni Duisburg-Essen haben im Juni 2014 im Auftrag der Hans-Böckler-Stif- tung den aktuellen Stand der Mindestlohntheorie und -forschung in Deutschland und international analysiert. Mit eindeutigem Ergebnis: Ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde hat keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen. Laut den Autoren Prof. Dr. Gerhard Bosch und Dr. Claudia Weinkopf sind in Deutschland grundsätzlich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche und problemlose Einführung des Mindestlohns günstig. Das Gesetz nennen die Forscher auch mit Blick auf Erfahrungen aus dem Ausland „bedacht und vorsichtig“. Die Höhe des Mindestlohns von 8,50 Euro sei im europäischen Vergleich moderat. Unternehmen hätten mehr als ein Jahr Zeit erhalten, um sich auf den Mindestlohn vorzubereiten. Zudem gebe es die Möglichkeit, durch allgemeinverbindliche Tarifverträge bis Ende 2016 das Lohnniveau schrittweise anzupassen. Finanzaufsicht über Versicherungen modernisieren Höhere Anforderungen an Risikomanagement Mit dem Gesetz, das nun in 2./3. Lesung beschlossen wurde, soll die europäische Richtlinie Solvency II national umgesetzt werden. Zielsetzung der Richtlinie ist es, die Aufsicht über die Versicherungen zu stärken und dem Aufbau von Risiken im Versicherungssektor frühzeitig entgegenzuwirken. (c) Petra Bork / pixelio.de Die Europäische Union hat 2009 eine grundlegende und umfassende Modernisierung der Solvenzanforderungen an Versicherungsunternehmen beschlossen, die auch die Gesamtfinanzposition der VersiInformationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer cherungsunternehmen mit einbezieht sowie die derzeitigen Entwicklungen auf dem Gebiet des Versicherungswesens, des Risikomanagements, der Finanzierungstechniken, der internationalen Rechnungslegung und aufsichtlicher Standards berücksichtigt. 2014 wurde dieser Beschluss um besondere Regelungen für langfristige Verträge ergänzt und die Regelungen in den Rahmen der mittlerweile geschaffenen europäischen Finanzaufsichtsstruktur eingebettet. Zielsetzung dieser Richtlinie, Solvency II, ist es, die Aufsicht über die Versicherungen zu stärken und dem Aufbau von Risiken im Versicherungssektor frühzeitig entgegen zu wirken. Kern der Neuregelung sind umfassendere, risikoorientierte Eigenmittelvorschriften für Versicherungsunternehmen. Bislang orientierten sich die Eigenkapitalanforderungen am Geschäftsvolumen des Unternehmens. Künftig sollen die Versicherer dazu verpflichtet sein, ausreichend Kapital bereitzuhalten, um Ausgabe März 2015 Seite ₩10 Blickpunkte auch spezifische Markt- und Kreditrisiken absichern zu können. Zudem wer-den neue Bewertungsvorschriften für Vermögenswerte und Verbindlichkeiten eingeführt, die künftig mit Marktwerten anzusetzen sind. Damit soll das Risiko der Insolvenz eines Versicherungsunternehmens verringert werden. müssen. Nicht zuletzt durch die Finanzmarktkrise mit dem realen oder möglichen Kollaps namhafter Finanzinstitute war die Notwendigkeit staatlicher Regulierung auch im Versicherungssektor gegeben. Es bleibt dabei: Kein Finanzmarktakteur, kein Finanzprodukt und kein Finanzmarkt darf unreguliert bleiben." Die Richtlinie wurde nun mit dem Gesetz „Modernisierung der Finanzaufsicht über Versicherungen“, am Donnerstag in 2./3. Lesung beschlossen und damit in nationales Recht umgesetzt (Drs. 18/2956). Zusammenarbeit zwischen nationalen Aufsichtsbehörden stärken Manfred Zöllmer, zuständiger Berichterstatter, sagt: „Das ist ein guter Tag für die Versicherungsnehmer, die auf die Stabilität der Versicherungsunternehmen bauen Das Gesetz sieht auch höhere Anforderungen an das Risikomanagement und zusätzliche Veröffentlichungspflichten vor. Um Versicherungsgruppen, die grenzüberschreitend tätig sind, effizienter beaufsichtigen zu können, soll die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Aufsichtsbehörden im europäischen Binnenmarkt gestärkt werden. Durch die wesentlich stärker risikoorientiere Finanzaufsicht werden sich Risiken für die Erfüllbarkeit der Leistungen früher und besser erkennen lassen. So können Gegenmaßnahmen schneller eingeleitet werden. Letztlich werden durch das geplante Gesetz auch die Versicherungsnehmerinnen und nehmer mit weniger Risiken belastet. Die neuen Regelungen werden wesentlich dazu beitragen, dass die Versicherungswirtschaft weiterhin Produkte mit langfristigen Garantien anbieten kann. Sie sollen ab dem 1. Januar 2016 gelten. PKW-Maut kein Herzstück der Verkehrspolitik Infrastrukturabgabe und Kfz-Steuersenkung erstmalig beraten Am 26. Februar 2015 hat das Parlament in 1. Lesung zwei Gesetzentwürfe der Bundesregierung zur Einführung einer Infrastrukturabgabe (Pkw-Maut) auf Bundesfernstraßen sowie zur Anpassung des Verkehrssteueränderungsgesetzes beraten. Letzteres sieht die Senkung der Kraftfahrzeugsteuer (Kfz-Steuer) vor. Folgendes steht zur Einführung einer PKW-Maut in der Koalitionsvereinbarung von SPD und CDU/CSU: „Zur zusätzlichen Finanzierung des Erhalts und des AusInformationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer baus unseres Autobahnnetzes werden wir einen angemessenen Beitrag der Halter von nicht in Deutschland zugelassenen PKW erheben (Vignette) mit der Maßgabe, dass ke i n Fa h r ze u g h a l t e r i n Deutschland stärker belastet wird als heute. Die Ausgestaltung wird EU-rechtskonform erfolgen.“ Es handelt sich hierbei um die Bedingungen, Ausgabe März 2015 Seite ₩11 Blickpunkte unter denen eine Zustimmung für die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten der Maut-Idee der Konservativen möglich sein könnte. Damit die PKW-Maut Autofahrerinnen und Autofahrer, deren Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sind, nicht zusätzlich belastet, soll die KfZ-Steuer gesenkt werden. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol, stellte in der Bundestagsdebatte noch einmal klar, dass die PKW-Maut nicht im Fokus der Verkehrspolitik der Großen Koalition stehe. Beim verkehrspolitischen Ziel sei man sich dahingehend einig, dass es einen Wechsel von einer hauptsächlich aus Steuermitteln finanzierten Verkehrsinfrastruktur hin zu einer nutzerorientierten Finanzierung geben solle. Damit soll diese unabhängiger vom Bundeshaushalt und es sollen mehr Investitionsmittel gewonnen werden. Dadurch sollen jahresübergreifend mehr Mittel zur Verfügung stehen. Bei diesem Wechsel nehme die SPD-Bundestagsfraktion „die Befürchtungen der deutschen Bevölkerung“, dass das Bundestagsfraktion auch die Voraussetzungen für die Zustimmung zur Einführung einer PKW-Maut folgendermaßen definiert: • Zusätzliche Einnahmen über eine Maut sollen nur dann erzielt werden, wenn die inländischen Autofahrerinnen und -fahrer nicht zusätzlich belastet werden. • Die Einnahmen müssen so ausfallen, dass sie den technischen und bürokratischen Aufwand rechtfer tigen. Deshalb muss die PKWMaut dauerhaft mindestens 2 Milliarden Euro einbringen. • Die Erlöse müssen in die Verkehrsinfrastruktur des gesamten Bundesgebietes und vor allem in Schwerpunktaufgaben fließen. • Die Sanierung der Straßeninfrastruktur hat Vorrang vor Neubauprojekten, damit Staupunkte und -strecken aufgelöst sowie der ländliche Raum besser an die Verkehrsnetze angebunden werden. Dies ist besser für die Umwelt und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr. (c) Tim Reckmann / pixelio.de Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Autofahren auf Autobahnen und Bundesstraßen für sie in Zukunft teurer werde, „sehr ernst“. Deshalb habe die SPD- • Die PKW-Maut muss gemäß der guten Nachbarschaft in Europa mit dem EU-Recht in Einklang stehen. Ausgabe März 2015 Seite ₩12 Blickpunkte Bartol sagte zu, dass die SPDFraktion alle Gutachten und Rechtsauskünfte aus dem Verkehrsministerium auf ihre „Plausibilität“ hin prüfen werde. Außerdem gehe es der SPDBundestagsfraktion um die transparente Verwendung der Einnahmen aus der PKWMaut, unterstrich die verkehrspolitische Sprecherin Kirsten Lühmann. Dies verbessere auch die Fähigkeit des Parlaments, den Prozess des Finanzierungswechsels verantwortlich zu steuern. Ebenso werde es darauf ankommen, „Ruhe und Sorgfalt“ bei der Prüfung der Verkehrsströme sowie der Verkehrszählung walten zu lassen. Des Weiteren müsse ausgeschlossen werden, dass die Autofahrerinnen und -fahrer nicht massenhaft auf Bundesstraßen ausweichen und dort die Lärm- und Abgasbelastungen erhöhen. Und der Datenschutz bei der Erhebung der Abgabe müsse gewährleistet sein, damit die Nutzung der Autobahnen ausschließlich zum Zwecke der Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Erhebung der Steuer überwacht und gespeichert werde. Experten aus der Zollgewerkschaft einzuladen. Andreas Schwarz, zuständiger SPD-Berichterstatter im Finanzausschuss des Bundestages, regte an, die Evaluation des so genannten Erfüllungsaufwandes (Kosten für Technik, Logistik und Personal) anders als im Regierungsentwurf schon ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes durchzuführen und nicht erst 2018. Durch die Zustimmung der Sozialdemokraten die Einführung einer PKW-Maut auf Autobahnen unter Einhaltung der genannten Bedingungen in den Koalitionsvertrag aufzunehmen, sei es im Gegenzug gelungen, dort auch Folgendes zu vereinbaren: den Mindestlohn, die Mietpreisbremse, die Frauenquote, eine bessere Gleichstellung von Männern und Frauen, die frühere abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren sowie die Ordnung des Arbeitsmarktes unter anderem durch die Bekämpfung des Missbrauchs von Leih- und Zeitarbeit sowie von Werkverträgen, sagte Sebastian Hartmann, zuständiger Berichterstatter der SPDFraktion im Verkehrsausschuss. Er hinterfragte in der Debatte auch die vom Verkehrsministerium veranlasste Prognose hinsichtlich des geplanten „Sorgentelefons“. Denn laut Verkehrsministerium würden die Telefonate zu Fragen und Problemen mit der Maut-Umsetzung im Durchschnitt maximal fünf Minuten dauern -– was angesichts der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Zoll und der Störanfälligkeit von Softwareentwicklungen realitätsfern sei. Deshalb begrüße er die Entscheidung mit seinem Kollegen aus der Union, zur Anhörung eine Expertin oder einen Kern der Verkehrspolitik der Großen Koalition sei der Paradigmenwechsel in der Verkehrsinfrastrukturplanung, ihrer Finanzierung sowie ihrer ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Ausgabe März 2015 Seite ₩13 Blickpunkte Aus dem Wahlkreis / Kurz notiert Politik auf dem Prüfstand ₩ Rheine/Kreis Steinfurt. Zu einem Gespräch im Paul-LöbeHaus empfing jetzt die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Finanzausschusses Ingrid Arndt-Brauer (SPD) die Abschlussklasse der Kaufmännischen Schule Rheine in Berlin. In durch die Schüler vorbereiteten Themenblöcken wurde u.a. der Weg der Politikerin in den Bundestag behandelt. `Mein Vater riet mir schon bei meiner Wahl in den Stadtrat, dahin zu gehen, wo das Geld ist, weil dort die gestalterischen Möglichkeiten am größten sind. Dementsprechend entschloss ich mich Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer auch bei meinem Einzug in den Bundestag 1999, dem Finanzausschuss beizutreten´, beantwortete Arndt-Brauer die Frage, warum sie sich ausgerechnet für die Mitarbeit im Finanzausschuss entschieden habe. Ein weiteres Thema war `PEGIDA´. `Mit den Organisatoren der Pegida-Bewegung kann man nicht verhandeln, das sind Extremisten, aber mit dem demonstrierenden Volk sollte man über ihre Probleme reden´, machte ArndtBrauer deutlich. `Wenn mir jemand erzählen würde, dass er an der nächsten Pegida Demonstration teilnehmen will, würde ich ihn in meine Sprechstunde einladen, um über seine Probleme zu sprechen.´ Die Abgeordnete ermutigte die Schüler ebenfalls, in ihre Sprechstunde zu kommen und dort Probleme zu diskutieren und Lösungen zu finden. Auch über die Terroranschläge von Paris wurde geredet. Dies erfordere ein erneutes Nachdenken über Sicherheitsmaßnahmen, so Arndt-Brauer. Die Einführung einer weitergehenden Vorratsdatenspeicherung lehnt Arndt-Brauer jedoch ab: `In Frankreich hat sich gezeigt, dass die Vorratsdatenspeicherung zwar zur schnellen Ergreifung der Täter geführt hat, dennoch konnte sie dieses schreckliche Verbrechen nicht verhindern und deswegen bin ich da sehr skeptisch.´ Im Anschluss an die Diskussionsrunde zeigten sich die Schüler sehr erfreut über die ehrliche Beantwortung ihrer Fragen und setzen ihren Rundgang mit einer Führung durch die Gebäude des Bundestages und der Besichtigung des Reichstagsgebäudes fort. Ausgabe März 2015 Seite ₩14 Blickpunkte Mindestlohn selbstverständlich ₩ Ahaus-Alstätte. Ganz normale Schüler- oder Linienbusfahrten, aber auch Fahrten zum Kölner Karneval, Städtereisen nach Berlin, Dresden oder Leipzig sowie Urlaubsreisen in ganz Europa sind nur einige Angebote, die das Omnibusunternehmen Paul Kürten aus Ahaus-Alstätte im Programm hat. Im Dezember 2014 hatte das Unternehmen auch eine Reisegruppe der SPD-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Finanzausschusses im Deutschen Bundestag, Ingrid Arndt-Brauer, zu einer viertägigen politischen Bildungsfahrt nach Berlin gefahren. Die ausnahmslos positiven Rückmeldungen der Teilnehmer, gaben Arndt-Brauer nun Anlass, dem Unternehmen aus ihrem Wahlkreis einen persönlichen Besuch abzustatten. Gemeinsam mit dem neu gewählten Ortsvereinsvorsitzenden der SPD Ahaus, Ludwig Niestegge (i. Bild li.), unInformationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer terhielt sich Arndt-Brauer mit Firmenchefin Käthe Kürten (2. v. re.), die 1983, zusammen mit ihrem Mann Manfred, das 1948 gegründete Unternehmen von Paul Kürten übernommen hat. Mit ihren Söhnen Paul und Markus (2. v. li.) wird das Unternehmen bereits in der dritten Generation erfolgreich geführt. `40 moderne Reisebusse, inkl. Linienbusse, stehen unseren Reisenden zur Verfügung´, erläuterte Käthe Kürten den Gästen. Mit mehr als zwanzig Vollzeitangestellten Busfahrern und vielen Teilzeit- und Aushilfskräften bietet Kürten kostengünstige und interessante Touren, nicht nur durch Deutschland, sondern auch nach Paris, in die Bretagne, Cornwall, Madeira und viele mehr an. Wie gefragt die Reisen sind, merkten Arndt-Brauer und Niestegge sehr schnell, meldeten sich doch ständig Interessierte per Telefon oder kamen persönlich vorbei, um eine Reise zu buchen. `Besonders interessant sind unsere `Fahrten ins Blaue´´, erzählte die Busunternehmerin lächelnd, die auch noch gerne selber das Steuer in die Hand nimmt. Richtig spannend sei das, da die Reiselustigen zwar die Leistungen der Fahrt, nicht aber deren Ziel kennen. `Die beiden nächsten Fahrten sind schon komplett ausgebucht", versicherte Käthe Kürten ihren Gästen und erstaunte diese damit, dass sich Menschen auf dieses Abenteuer´ einlassen. Erfreut zeigten sich ArndtBrauer und Niestegge, dass Kürten schon lange einen Mindestlohn zahlt, der weit über dem von der großen Koalition eingeführten Mindestlohn von 8,50 Euro liegt. Das sei auch kein Problem, so Käthe Kürten. `Schon seit vielen Jahren werden unsere Mitarbeiter nach dem NWO-Tarif bezahlt´, machte Kürten deutlich. Probleme gebe es nur bei Ausschreibungen im Linienund Schülerverkehr, bei denen nur der Mindestlohn und nicht der NWO-Tarif gefordert werde. `Da haben wir keine Chance, diese zu gewinnen´, erklärte Käthe Kürten. Der Tarifvertrag des Verbandes der nordrhein-westfälischen Omnibusunternehmen e.V. (NWO) sieht für Mitarbeiter, je nach Qualifikation und Tätigkeit im Unternehmen, einen Stundenlohn zwischen 10,24 Euro und 13,24 Euro vor. Die Gehälter der Angestellten sind ebenfalls im Tarif verankert. Ausgabe März 2015 Seite ₩15 Blickpunkte Auch mit den gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten habe man keine Probleme. Bei entfernten Fahrzielen und Tageslenkzeiten von über neun Stunden werde dann zwar ein weiterer Fahrer benötigt, gewährleiste damit aber auch die Sicherheit der Fahrgäste, machte Kürten weiter deutlich. Für den einwandfreien technischen Zustand der Fahrzeuge sorgen zudem ein eigener Werkstattmeister und zwei versierte Schlosser sowie Reini- gungskräfte für die Sauberkeit. Abschließend hatten ArndtBrauer und Niestegge noch Gelegenheit, einen neuen Reisebus in Augenschein zu nehmen und sich von dessen Komfort zu überzeugen. Als Junior-Botschafterin in die USA ₩ Steinfurt. Große Freude bei der 15-jährigen Kristina Reimann (2. v. re.) aus Burgsteinfurt: die Gymnasiastin wurde für ein USA-Stipendium auserkoren. Die Schülerin hatte sich beim Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) beworben und wurde jetzt von der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid ArndtBrauer unter drei Bewerbern ausgewählt. In Begleitung von Vater Wolfgang Reimann (i. Bild re.) traf sich Kristina jetzt mit Ingrid Arndt-Brauer und Frank Müller (i. Bild li.), dem Vorsitzenden der SPD Steinfurt. Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer Arndt-Brauer hatte schon einige Male die Möglichkeit, Stipendiaten auszuwählen und macht es sich nicht leicht bei ihrer Entscheidung. `Wichtig sind mir dabei nicht gute Sprachkenntnisse, weil diese schnell gelernt werden. Gute Noten in Staatsbürgerkunde und Geschichte sind maßgebend, um Deutschland als junge Botschafter in den USA vertreten zu können´, machte Arndt-Brauer deutlich und unterstützt damit auch die Intention des Austauschprogramms PPP. Mit ihren schulischen Leistungen und auch bei den Bewerbungstests konnte Kristina hinsichtlich dieser Anforderungen dann auch punkten. Jetzt freut sich Kristina, die zurzeit noch die neunte Klasse des Arnoldinums in Burgsteinfurt besucht, im Sommer dieses Jahres in die USA zu reisen. `Im Vorfeld gilt es noch bürokratische Hürden zu be- wältigen und zu Vorbereitungstreffen mit den anderen Stipendiaten zu fahren´, ergänzte Vater Wolfgang Reimann. Abschließend wünschten Ingrid Arndt-Brauer und Frank Müller Kristina einen spannenden Aufenthalt in den USA und versprachen, sich nachher auf jeden Fall wieder mit ihr zu treffen. 1983 vereinbarten der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika und der Deutsche Bundestag einen beidseitigen Jugendaustausch, das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP). Ziel des PPP ist es, ein Netzwerk persönlicher Verbindungen zwischen jungen Menschen in den USA und in Deutschland zu knüpfen, um gemeinsame politische Wertvorstellungen zu festigen und unterschiedliche Lebensweisen im anderen Land kennenzulernen. Ausgabe März 2015 Seite ₩16 Blickpunkte Neues Berufsbild für Integration und Migration ₩ Kreis Borken/Schöppingen. Der Strom an Flüchtlingen aus Krisennationen stellt nicht nur Deutschland vor enorme Herausforderungen. Ist erst einmal die Unterbringung geklärt, muss auch für die notwendige Betreuung der betroffenen Menschen gesorgt werden, die traumatisiert und weder unserer Kultur vertraut noch der deutschen Sprache mächtig sind. Bei einem persönlichen Treffen mit den beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer und Ursula Schulte (2. v. re.) sowie Stellvertretern der SPD Schöppingen, stellte Ochtrup seine Überlegungen vor. Als Betreuungsleiter der ZUE Schöppingen erlebt Ingo Ochtrup täglich, wie schwierig es ist, neues Personal für die Betreuung von Flüchtlingen zu finden. `Auf der einen Seite sollen wir qualifiziertes Personal einstellen und beschäftigen. Auf der anderen Seite ist dieses jedoch gar nicht ver- Informationen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ingrid Arndt-Brauer fügbar´, machte Ochtrup deutlich. Aktuell sei es kaum möglich Mitarbeiter zu finden, die bereits Erfahrung im Umgang mit Asylbewerbern und den dazugehörigen Verfahren haben, so der Einrichtungsleiter weiter. In Schöppingen verfügt man derzeit über 24 so genannte Sozialbetreuer, welche sich zwar durch Kultur und Sprache qualifizieren, aber im Vergleich zu ausgebildeten Sozialpädagogen und Sozialarbeitern als unqualifiziert gelten. Dieser Personenkreis liegt Ingo Ochtrup besonders am Herzen, wie er den Politikern in dem Gespräch deutlich machte. `Gerade diese Kolleginnen und Kollegen werden immer wieder als Hilfskräfte bezeichnet, obwohl sie enorm viel leisten und diverses Hintergrundwissen haben´, stellte Ochtrup klar. Da aber nicht alle die Möglichkeit haben, ein Studium der Sozialarbeit oder Pädagogik zu absolvieren, wäre es Ochtrups Wunsch, einen dualen Ausbildungsberuf für diese Menschen zu schaffen. `Die Arbeit mit Asylbewerbern und Menschen mit Migrationshintergrund wird in den nächsten Jahren wachsen´, ist sich der Einrichtungsleiter sicher. `Jetzt müssen die Weichen gestellt werden, um auch für die Zukunft weiterhin qualifizierte Fachkräfte zu bekommen´, verdeutlichte Ochtrup in dem Gespräch. Auch Ingrid Arndt-Brauer und Ursula Schulte sind überzeugt von der Notwendigkeit eines solchen Ausbildungsberufes und versprachen Ingo Ochtrup, sich kundig zu machen, wo ein solcher Ausbildungsgang angesiedelt werden könnte. Ursula Schulte verwies darauf, dass es bereits den Beruf des Sozialassistenten gebe, der seinen Schwerpunkt in der Pflege und Betreuung hat. Nach Rücksprache mit einem hiesigen Berufskolleg kann sich die Schulleitung durchaus vorstellen, die spezielle Fachrichtung Migration und Integration bei der Ausbildung zum Sozialassistenten anzugliedern. Ein Brief an das zuständige Arbeitsministerium hat das Büro von Ingrid Arndt-Brauer bereits auf den Weg gebracht. Die beiden Bundespolitikerinnen versprachen Ingo Ochtrup, sich an allen erforderlichen Stellen für seinen Wunsch stark zu machen. Ausgabe März 2015 Seite ₩17
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