Executive Summary Die „Mobilität AG“ ist angedacht als Teil eines Netzwerks, um im Rahmen einer systematischen Förderkette die Dienstleistung Fahrschulausbildung Klasse B (PKW) in Justizvollzugsanstalten (JVA) hineinzutragen. In Zusammenarbeit mit Verbundpartnern wird das gesetzliche vorgeschriebene Curriculum zur Fahrerlaubnisausbildung zugrunde gelegt. Einbezogen werden auch die zum Transfer freigegebenen good-practice Beispiele von 9 bundesweiten Xenos-Projekten an JVA und die dazugehörige Begleitforschung vom Deutschen Jugend Institut (DJI) zum Thema Übergangsmanagement. Das vom niedersächsischen Schulministerium (NILS) erweiterte Curriculum für die Kooperation von Fahrschulen und öffentlichen Schulen wird ebenfalls berücksichtigt. Die aus den Xenos Projekten gewonnenen Erkenntnisse tragen zur weiteren Verbesserung der fachlichen Verbundkoordination der beteiligten Akteure bei und erlauben für die Lernortkooperation bei der klassisch dualen Führerscheinausbildung eine Auswahl besonders geeigneter Partner für das an die Haftzeit anschließende Praktikum. Im Fokus der „Mobilität AG“ steht die Koordination für eine Kooperation in den Netzwerken an den Standorten des Jugendstrafvollzugs u. a. mit dem Vollzugsdienst, dem Lehrerkollegium und weiteren Arbeitsmarktakteuren. Hauptzielgruppe sind jährlich ca. 300 nach einem Auswahlverfahren „privilegierte“ männliche und weibliche Gefangene im Alter von 16- bis 26 mit und ohne Migrationshintergrund. (500 bei Erhöhung des Alters auf 30 Jahre) Die theoretische Ausbildung erfolgt durch ein speziell auf die Zielgruppe bezogenes Ausbildungskonzept und professionelle Sonderpädagogen. Die Fahrschularbeit wird als zusätzliches modulares Bildungsangebot in die weiteren Behandlungs- und Freizeitangebote der JVAs angeschlossen. Für die Finanzierung der „Mobilität AG“ werden die von den Teilnehmern i.d.R. selbst aufzubringenden Teilnahmegebühren bis zur Erreichung der Prüfungsreife für die Fahrerlaubnisklasse B beitragen. Eine Co-Finanzierung über öffentliche Mittel von der Bundesagentur für Arbeit und deren jeweiligen Regionaldirektion sowie öffentliche Fördermittel und Stiftungsgelder werden berücksichtigt. Die „Mobilität AG“ schafft ein qualitativ wertvolles und nachhaltiges Bildungsangebot, welches gesellschafts- und kriminalpolitisch gewollt ist. Es eignet sich optimaler als herkömmliche Bildungsangebote, da es vom Gesetzgeber ohnehin dual ausgerichtet ist und in die durchschnittlichen Inhaftierungszeiten von 12 Monaten eingepasst werden kann. Das Angebot hilft, diesen wichtigen Ausbildungssektor an die Anforderungen zeitgemäßer pädagogischer und didaktischer Ausbildung in und nach der Haftzeit anzupassen. Damit wird ein Beitrag zur weiteren Professionalisierung und Qualitätssicherung im Strafvollzug mittels durchgreifendem Übergangsmanagement gelegt. Mehr als jährlich 4.000 Tote im dt. Straßenverkehr– mit einem überproportional hohen Anteil der Fahranfänger – machen die gesellschaftliche Notwendigkeit sichtbar. Maßgeblich für die Erhöhung der Verkehrssicherheit ist die Weiterentwicklung des Faktors Mensch, der ca. 99 Prozent der Unfallursachen ausmacht. Mehr als 70 Prozent Rückfallquote im dt. Strafvollzug im Gegensatz zu skandinavischen Ländern mit ca. 30 Prozent Rückfallquote macht den Handlungsbedarf auf kriminalpolitischer Ebene deutlich. Dem Ansatz über Fahrschulunterricht eine positive Richtung im Leben der jugendlichen Strafgefangenen zu geben, kann dabei und zentrale Bedeutung und enormes Potential zugeschrieben werden. „Mobilität AG“ lässt sich in einen weiter gesteckten politischen Rahmen einordnen. Das modulare Ausbildungsangebot unterstützt die Exekutive und den staatlichen Maßregelvollzug. Wiedereingliederung und Hinzugewinn von Sicherheit durch vorbereitende Maßnahmen ist vom Gesetzgeber gewollt und ausdrücklich als oberstes Ziel im Gesetz benannt und gefördert. Zudem ist die Weiterbildungsmaßnahme wie geschaffen für junge Inhaftierte, in der Zeit ihrer Persönlichkeitsentwicklung ein Rezept auf dem Weg, Überzeugungen und Einstellungen positiv zu steuern und auch im Alltag der JVA zu verwirklichen. „Mobilität AG“ trägt einen kleinen Beitrag dazu bei, den dt. Strafvollzug salonfähiger zu machen und den Anschluss beim Wiedereingliederungserfolg im europäischen Umfeld zu halten. Die „Mobilität AG“ kann mit einem kleinen, schlagkräftigen Team umgesetzt werden. Wolfgang Gull als Fahrlehrer und projektleitender Koordinator der Netzwerkverbundpartner leistete im Pilotprojekt ‚Theorieausbildung Fahrerlaubnisklasse PKW für heranwachsende Häftlinge der JVA Siegburg’ bereits Pionierarbeit. Zum „Mobilität AG“ -Team zählen der Soziologe und pädagogische Leiter von Bonner Institut für Migrationsforschung (BIM e.V.) Herr Dr. Hidir Celik. Die Erfahrung von BIM e.V. in der Netzwerkarbeit mit Migrantenorganisationen wird für die gelingende kommunikative und organisatorische Verknüpfung mit weiteren Kooperationspartnern beitragen. Auf Lehrpersonal und Infrastruktur der JVA Lehrerkollegien wird für den operativen Unterricht zugegriffen. Die Kosten für das Engagement setzen sich in der Hauptsache zusammen aus den Kosten für die Entwicklung sowie der Anpassung und Ergänzung des bestehenden Netzwerkabläufe und Struktur und der Fortschreibung der curricularen Leitfäden an die Zielgruppe. Die Softwarelizenzen und die Investition in Hardware ist ein weiterer überschaubarer Kostenblock. Die Unterrichtsmedien zur Erstausstattung der Lernorte betragen einmalig Kosten i. H. v. ca. jeweils 500,- Euro. Das Marketing und die Marktforschung für die Auswahl der freien Akteure sehr arbeitsintensiv. Projektbezogen stehen für alle teilnehmenden JVA Lernterminals (Infoterminals) im Gesamtwert von 50.000 Euro zur Verfügung.
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