Medienmitteilung Swiss International Finance Forum 2016 Brexit und die Zukunft der Finanzindustrie Bern – 28. Juni 2016 // Am heutigen Swiss International Finance Forum 2016 diskutierten 25 Top-Speaker aus dem In- und Ausland mit 300 anwesenden Führungspersönlichkeiten über die Zukunft der Finanzindustrie. Ein wichtiges Diskussionsthema war dabei auch der Brexit. Die führende Finanzmarktkonferenz der Schweiz war ein voller Erfolg und wird im nächsten Jahr zum vierten Mal wiederholt. Die dritte Ausgabe des Swiss International Finance Forum richtete das Augenmerk auf die Zukunft. Das Motto des heutigen Tages lautete «Back to Growth». Ausgewiesene nationale und internationale Experten zeigten auf, wie in der angespannten Weltwirtschaft neue Geschäftsmodelle entwickelt und Wachstumspotenziale genutzt werden können. Besondere Beachtung fand der Fintech-Sektor, der als wichtiger Treiber der Wettbewerbsfähigkeit die Branche wesentlich beeinflussen kann. Von «Too Big to Fail» zu «Too Small to Survive» Zu Beginn des Swiss International Finance Forum stand das globale makroökonomische Umfeld im Zentrum. Sergio P. Ermotti, Group CEO UBS Group AG, zeigte in seinem Referat die gegenwärtigen Herausforderungen im Bankensektor auf. Das stagnierende Wachstum und die Niedrigzinsen sind ungünstige makroökonomische Rahmenbedingungen. Auch das regulatorische Umfeld und hierbei insbesondere strengere Eigenkapitalvorschriften erschweren es Banken zusätzlich, kostendeckend zu arbeiten. Zudem sprach der CEO die Überkapazitäten im europäischen sowie auch im Schweizer Bankensektor an. Das Motto sei daher heute nicht mehr «Too Big to Fail», sondern «Too Small to Survive». Ermotti geht von einer anhaltenden Konsolidierung im Bankensektor aus, und streicht die Notwendigkeit zu Kosteneffizienz hervor, um noch mehr in technische Innovationen im Bereich Fintech investieren zu können. «Heute ist der langsamste Tag vom Rest Ihres Lebens» Ian Goldin, Professor für Globalisierung an der Universität Oxford, verwies auf die wachsende Gefahr des Populismus, der sich jüngst rund um den Brexit manifestiert hat. «Neue Technologien bieten wundervolle Möglichkeiten, sie sind aber ebenso disruptiv und verunsichern die Leute, die mit der wachsenden Geschwindigkeit der Veränderungen überfordert sind», so Goldin. Angesichts wachsender Ungleichheiten innerhalb der Gesellschaften flüchten sich die Wähler in rechtspopulistische Ideen, die vermeintlich wieder Sicherheit und Identität in einer globalisierten Welt verheissen. Brexit: «Austritt ist Austritt» Burkhard Balz, Mitglied des Europäischen Parlaments und deutscher CDU-Politiker, sprach aufgrund der kurzfristig angesetzten Brüsseler Brexit-Beratungen in einer Videobotschaft zu den SIFFTeilnehmenden. Er plädierte für eine rasche Abwicklung des Brexit innerhalb von höchstens zwei 1 Jahren. Interessant aus Schweizer Sicht ist seine Aussage, das Modell der EU-Schweiz-Beziehung werde sicher eine Möglichkeit für die zukünftigen Beziehungen der EU zu Grossbritannien sein. Nach Balz' Videobotschaft diskutierten Aymo Brunetti, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Bern, und Alexis Lautenberg, Verwaltungsratspräsident des Swiss Finance Council, über die Auswirkungen des Brexit. Brunetti bedauerte insebsondere die weitere Verzögerung der Normalisierung der Geldpolitik. Offen ist, inwiefern der hiesige Finanzplatz vom Brexit aufgrund der Abwanderung von Finanzaktivitäten aus London profitieren kann. Nach den Keynote-Referaten hatten die Teilnehmenden in drei Breakout Sessions die Möglichkeit, ihr Wissen in den Themengebieten «Digital Asset Management», «Blockchain» und «Crowdfunding» zu vertiefen. «Regulierung lässt uns noch atmen» Bundesrat Ueli Maurer leitete den Nachmittag des SIFF mit einem Grusswort aus dem Finanzdepartement ein. Dabei hob er die Stärken des Schweizer Finanzplatzes hervor, verwies aber auch auf wichtige Elemente, um das Ziel «Back to Growth» zu erreichen. Dazu zählt der internationale Marktzutritt für hiesige Finanzinstitute. «Dabei gibt es nicht das Ei des Kolumbus, sondern der Marktzutritt muss Schritt für Schritt in Kleinarbeit geschaffen werden.» Zudem betonte der Finanzminister die Zusammenarbeit der Politik mit dem Finanzplatz und räumte ein, dass es zwar zu viel Regulierung hierzulande gebe, im internationalen Vergleich lasse sie einen aber noch atmen. «Regulierung in die neue Landschaft einpassen» Sie sind vermeintlich Kontrahenten, waren sich auf dem Podium aber doch einig: Sowohl Mark Branson, Direktor der Finanzmarktaufsicht (FINMA), als auch Patrick Odier, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), plädierten für eine rasche Anpassung der Regulierung an neue Finanztechnologien. Die Regeldichte für innovative, kleine Firmen des Finanzplatzes solle weniger hoch sein als für Banken. Offene Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit Finech ortet Branson im Bereich der Cybersecurity. Zudem müsse sich die Regulierung auch an die zunehmende Auslagerung von Geschäftsprozessen durch Bankinstitute anpassen. «Die letzten Zusteiger im Digitalisierungszug» Thomas Fortin leitet bei BlackRock den Geschäftsbereich Retail Technologie und machte sich am SIFF für das Robo-Advising stark. Die Finanzbranche sei vermutlich die letzte, die sich überlege, wie die Digitalisierung das Kundenengagement erhöhen könnte. Digitalisierte Beratung soll die Türen zu neuen Kundengruppen öffnen, die ihr Vermögen bislang in Bankkonten parkiert und nicht an Finanzmärkten investiert haben. Der Roboter als Kundenberater werde aber nicht den Menschen ersetzen; «einige Kunden rufen bei uns an, einfach nur um zu sehen, ob da noch ein richtiger Mensch am anderen Ende der Leitung sitzt.» 2 «Einfachheit gewinnt» Das Panel zur Zukunft mobiler Bezahlsysteme war mit Vertretern von Samsung Pay, Twint, Paymit und Aduno hochkarätig besetzt. Einig waren sich die Diskutanten darin, dass die Schweiz ein sehr aktiver Markt sei mit hohen Raten an kontaktlosen Bezahlvorgängen. Am Ende wird sich beim Mobile Payment die Lösung durchsetzen, die am Einfachsten zu nutzen ist. Den Kunden sei grundsätzlich egal, ob sie NFC, Bluetooth oder QR-Code nutzen, solange die Bezahlung funktioniert. Der Schweizer Finanzplatz reagiert auf die ausländische Konkurrenz mit einer breiten Allianz von Paymit und Twint. Auf dem Panel wurde bestätigt, dass die Zusammenarbeit nicht ganz einfach sein dürfte, schliesslich müssen unterschiedliche Systeme und Kulturen zusammengeführt werden. Doch man glaubt, mit Lokalkolorit bei den Kunden punkten zu können. Für Samsung Pay ist das entscheidende Argument jedoch die Einfachheit, und die kennt keine Grenzen. «China, nicht der Brexit ist unser Problem» Mit dem Blick auf die Welt von morgen erachtet US-Starökonom Kenneth Rogoff die am diesjährigen SIFF oft erwähnten Herausforderungen der Niedrigzinsen und des technologischen Forschritt als «the easy stuff». Er glaubt daran, dass die Zentralbanken einen Weg aus der gegenwärtigen Niedrigzinsfalle finden werden, und dass die technologischen Forschritte langfristig zu neuem Wirtschaftswachstum führen. Die gesellschaftlichen und politischen Implikationen der technologischen Veränderungen zu meistern, werde hingegen eine Herkulesaufgabe. Einmal mehr fiel in diesem Zusammenhang das Stichwort Populismus. Interessant war auch die Aussage des HarvardProfessors zum Schluss: «Im Vergleich zum nachlassenden Wachstum in China ist der Brexit aus wirtschaftlicher Sicht ein Klacks.» Bald zu hohe Inflation? Das Swiss International Finance Forum 2016 schloss mit einem Konklusions-Panel mit Axel A. Weber, Präsident des Verwaltungsrates UBS Group AG, und Urs Rohner, Präsident des Verwaltungsrates der Credit Suisse Group AG. Einig sind sich Rohner und Weber, dass die gegenwärtige Geldpolitik hinsichtlich des Ziels «Back to Growth» wirkungslos sei. «Um die japanische Hausfrau mittels Negativzinsen zu mehr Konsum zu bewegen, müsste man konsequenterweise das Bargeld verbieten, was politisch wohl kaum durchsetzbar wäre», so Rohner. Zudem sei durchaus plausibel, dass bald eine Phase zu hoher Inflation folgt, ergänzte Weber. Mit Blick auf zukunftsträchtige Geschäftsfelder orten beide Bankenkapitäne grosses Potenzial in der Zusammenarbeit mit Fintech-Startups. RoboAdvising wie zuvor von Thomas Fortin von BlackRock erwähnt, sei dabei nur ein Element. Darüberhinaus findet die Digitalisierung und Automatisierung auch in nachgelagerten Geschäftsprozessen hinter der Front statt. 3 Partner Das Swiss International Finance Forum wird von den Platin Partnern UBS, BlackRock und Credit Suisse, den Gold Partnern PWC, Swisscom und SIX sowie den beiden Silbern Partner Schroders und Hirzel.Neef.Schmid unterstützt. Blog und Bildmaterial Auf unserer Website steht Ihnen ein Blog mit Take-Aways der Referate zur Verfügung. Zu jedem Programmpunkt können Sie auf portfolio.swisseconomic.ch/siff2016 Bilder in hoher Auflösung downloaden. Sie dürfen alle Fotos kostenlos verwenden und drucken (Quelle: © SIFF 2016). Kontakt Beni Meier, Kommunikation & PR, [email protected], 079 778 44 35, NZZ Konferenzen & Services, C.F.L. Lohnerstrasse 24, 3645 Gwatt (Thun) 4
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