LESERFORUM Freie Presse Mittwoch, 29. Juni 2016 LESEROBMANN Rettet Borstel! REINHARD OLDEWEME TELEFON: 0371 656-65666 (10-12 Uhr) TELEFAX: 0371 656-17041 E-MAIL: [email protected] M ein Chef hat gesagt: Du darfst nur Urlaub machen, wenn ich nicht die Kolumne schreiben muss. Also, da ich gerade mit dem Rennrad unterwegs bin: eine Episode aus dem Alltag des Leserobmanns. Eine besorgte Leserin hat mich angerufen und auf ein schweres und das Leben von Tieren bedrohendes Versäumnis hingewiesen. Es ging um ein Foto in einer Lokalausgabe der „Freien Presse“. Zu sehen war ein mit Seerosen bestückter Wasserbehälter in Sichtweise eines Hauses. (Mein Verhältnis zu Gartenteichen ist nicht ungetrübt, mein Naturverständnis ist ein anderes.) Aber: Kein Tier zu sehen. „Fällt Ihnen da nichts auf?“, fragte mich die Anruferin. Also dachte ich nach und überlegte, was in meinem Wissenshaushalt bezüglich der Zoologie, den ich eher als rudimentär bezeichnen würde, an Bezugspunkten hinsichtlich eines Gartenteichs vorhanden ist. Nur die Goldfische fielen mir ein; sie können erfrieren, wenn der Frost kommt; sie können ersticken, wenn zu wenig Sauerstoff im Wasser ist; sie können von Katzen gefressen werden, wenn sie zu nahe an der Oberfläche schwimmen; sie können am Haken hängen, wenn sich Kleinkinder mit selbst gebastelten Angeln als Fischer versuchen. Das alles fiel mir ein, gesagt habe ich aber nichts davon; ich traute mich nicht, weil ich nicht als dummer Mensch dastehen wollte. Also sagte ich: „Ich gebe auf, bitte klären Sie mich auf, warum dieser Teich eine Gefahr für Tiere darstellt.“ Das hat die Leserin getan, und so verhält es sich: Wenn ein Igel, was gerade in den heißen Monaten häufig der Fall ist, auf der Suche nach Wasser an dem Gartenteich vorbeikommt, beugt er sich vom Rand des mit Folie ausgelegten Wasserbehälters herunter, um zu trinken. Nun gehört aber der Igel nicht zu einer Gattung, die für ihr Balancegefühl bekannt ist, weshalb er gerne mal das Gleichgewicht verliert und ins Wasser fällt. Wie jedes andere Säugetier auch kann der Igel schwimmen; aber eben nicht lange, weil er für diese Fortbewegungsart nicht wirklich ständig im Training steht. Das heißt: Wenn er es nicht schafft, sich in den nächsten Minuten aus dem Teich zu befreien, wird der Igel ertrinken. Diese Gefahr ist umso größer, wenn das Wasser nicht bis zum Rand des Teichs reicht und ein Stück der Folie zum Vorschein kommt, die bekanntlich nicht für ihre griffige Oberfläche bekannt ist. Die Forderung der Anruferin: „In den Gartenteich gehört ein Brett, auf dem der Igel, ist er erst mal ins Wasser gefallen, ohne Probleme wieder aufs Ufer gelangen kann.“ Ich habe der Leserin versprechen müssen, diese Information weiterzuleiten und dafür zu sorgen, dass viele Gartenteichbesitzer von dieser Gefahr für den Igel erfahren. Ob es einen Verband von Gartenbesitzern mit Teich gibt, weiß ich nicht; aber das kriege ich auch noch raus, und wenn er über ein Quartalsmagazin verfügt, bin ich endlich an der richtigen Adresse, um diese Warnung auszusprechen: Der Teich ohne Ausstiegsmöglichkeit für den Igel ist nicht länger akzeptabel, diese Gefahr muss beseitigt werden. HINWEIS Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinnwahrend zu bearbeiten. Leserbriefe geben stets die Meinung ihres Verfassers und nicht die der Redaktion wieder. E-Mails müssen die vollständige Adresse enthalten. Anonyme Zuschriften werden grundsätzlich nicht veröffentlicht. Briefkasten Freie Presse, Ressort Chef vom Dienst Postfach 261 09002 Chemnitz. Fax: 0371/656-17041 E-Mail: [email protected] Seite B1 Der Brexit – ein Signal an Europa Das Referendum Großbritanniens zum Austritt aus der EU hat selbstverständlich auch ein großes Leserecho gefunden. Das sind erste Meinungsäußerungen. Großbritannien sei Dank! So oder so, bis zur Abstimmung über den Brexit lehnten nach Vorhersagen etwa 50 Prozent der abstimmungsberechtigten Briten es ab, sich von demokratisch nicht legitimierten Häuptlingen in Brüssel Gesetze vorschreiben zu lassen. Wäre auch beim Premierminister ein nicht nur taktischer Antrieb wünschenswert gewesen, so zeigt doch das Referendum zweierlei. Stehen Fundamentsteine des Staatswesens zur Debatte, ist ein Referendum das richtige Instrument. Dieses Exekutivprojekt EU mit seiner durchweg negativen Bilanz ignoriert die Staatsrechtslehren und Verfassungspraxis angelsächsischer Demokratie und ist dringend zu beenden. Die Empfehlung: drin bleiben und von innen ändern, ist genauso utopisch wie das ganze Zentralstaatsprojekt der Regierungen. Auch die deutsche Regierung muss veranlasst werden, die europäischen Verträge grundlegend neu zu verhandeln. Wolf-Dieter Beyer, Limbach-O. Brexit – das Dilemma ist groß Ein Schuldiger für diese überraschende Wahlentscheidung der britischen Bürger war schnell gefunden – Premierminister Cameron. Wie konnte er auf diese abstruse Idee kommen, das einfache Volk über den Verbleib Großbritanniens in der EU abstimmen lassen zu wollen und damit wirkliche Basisdemokratie walten zu lassen? In Deutschland – nicht vorstellbar. Trotz aller Verbreitung von Angst- und Schreckensszenarien durch diejenigen, die den größten Nutzen aus der Wirtschafts-, nicht Wertegemeinschaft, EU ziehen, einer Gemeinschaft von Großbanken, Großkonzernen und politischen Eliten, hat eine Mehrheit der Briten für den Austritt aus der EU gestimmt. Wenn man in diesem Zusammenhang das Wort „unfassbar“ aus dem Mund von Politikern hört, dann ist das einmal mehr ein Beweis dafür, wie weit sich diese Eliten von ihren Wählern entfernt haben. Die Briten haben sich für ihre Freiheit, für ihre Souveränität und gegen die regulierungswütige, bürokratische, bürgerferne Bevormundung aus Brüssel entschieden. Sie haben sich gegen alles In dem Artikel „Waffen-Anmeldung soll nur noch für fünf Jahre gelten“ ging es darum, dass die Europäische Union als Konsequenz aus der Terrorgefahr die Regeln verschärfen will. Dazu meint ein Leser: Britische Zeitungen mit den Schlagzeilen zum Referendum. entschieden, wofür die deutsche Kanzlerin steht, auch gegen die nicht enden wollenden finanziellen Hilfen für Pleitestaaten oder unkontrollierte Einwanderung. Die Bürger brauchen ein anderes, besseres Europa. Winston Churchill hat von den Vereinigten Staaten von Europa geträumt – ohne Großbritannien. Klaus Pagenkopf, Werdau Volk darf seine Meinung sagen Toll! Das Ergebnis war zu erwarten, der Austritt der Briten aus der sogenannten EU kommt für mich nicht überraschend. Wie wird die EU in deren Bevölkerung wahrgenommen? Als ein Lobbyverein, der für die Allgemeinheit Dinge regelt, die sinnlos geregelt werden sollen: Glühlampen müssen weg, nur noch Energiesparlampen dürfen künftig leuchten, Tomaten müssen einen freien Fall aus einem Meter Höhe unbeschadet überstehen, Geschmack ist Nebensache, sogar die Form der Gurken wird vorgeschrieben, sogar das Trinkwasser sollte privatisiert werden, aber z. B. ein einheitliches Fahrverbot für Lkw an Feiertagen oder in Ferienzeiten gibt es nicht. Und nicht zuletzt das durch Merkels Einladung enorm verschärfte Flüchtlingsproblem wurde von Brüssel nicht geregelt. Nein, diese Europäische Gemeinschaft heißt nur so, sie ist in Wahrheit nur das, wie sie früher hieß, eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Der vom britischen Volk gewünschte Austritt aus dieser EU wird leider nur negative Signalwirkung auf andere Mitgliedsländer haben, für die Politiker, die diese Entwicklung zu verantworten haben, aber kein Grund sein, ihre Richtung zu ändern, mehr auf ihr Volk zu hören und nicht nur der Wirtschaft alle Wünsche zu erfüllen. Was Merkel und Co. jetzt öffentlich äußern, zeugt nicht von Einsicht und Erkennen gemachter Fehler. Wie wäre das Ergebnis eines Volksentscheides in Deutschland? Lieber nicht danach fragen, es könnte schockierend sein. Horst Ellinger, Bad Elster Das ist die Quittung Es gibt den Begriff von der EU als „Elitenprojekt“. Dies trifft den Kern der Sache. Sämtliche wesentliche Entscheidungen wurden ja getroffen, ohne jemals die Bürger zu befragen. Oder gab es etwa Befragungen z. B. über die Aufnahme der südosteuropäischen Länder in die EU oder die sogenannte „Arbeitnehmerfreizügigkeit“? Nach dem Brexit werden in atemberaubendem Aktionismus Konferenzen abgehalten – wiederum nur von den Eliten. Wäre es denn nicht angebracht, erst einmal innezuhalten und das „Projekt EU“ zu überdenken, statt auf Konferenzen wiederum nur „alternativlose“ Entscheidungen zu treffen? Wäre es in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll, endlich einmal die mündigen Bürger zu befragen, wie sie sich denn eine „neue EU“ vorstellen – die dann auch wieder Großbritannien einschließen könnte? Wolfgang Luf, Schönheide Senioren haben entschieden Die Briten haben gewählt und dank der englischen Senioren für den Austritt aus der EU gestimmt. Die FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Auswirkung dieser Entscheidung ist ungewiss, auf jeden Fall trifft es die jüngere Generation, die mehrheitlich gegen den Austritt war. Seitens der britischen Regierung gab es trotz Vergünstigungen (Extraboni etc.) permanent Kritik an Brüssel, und verbunden mit britischer Arroganz führte es zu diesem Ergebnis. Inzwischen bekommen die Brexit-Befürworter langsam kalte Füße. Ein Land, das nicht mehr über herausragende Industrie verfügt und dessen Wachstum vorwiegend auf teilweise dubiosen Finanzprodukten beruht, braucht freien Zutritt zu den europäischen Märkten. Die Zukunft Großbritanniens ist eher düster. Aber auch für die EU muss es Konsequenzen geben. Der aufgeblähte Brüsseler Apparat muss auf das Notwendigste reduziert werden, es geht nicht an, alles und jedes zu reglementieren. Übrigens, sollten Europa durch den erschwerten Export nach Großbritannien wirtschaftliche Verluste entstehen, wie wäre es mit dem Wegfall der unnötigen Sanktionen gegen Russland? Reiner Michalke, Chemnitz Europa neu denken Das Volk in Großbritannien hat gesprochen. Es hatte – im Unterschied zu uns – die Möglichkeit dazu. Und den Hauptausschlag für den Brexit gab die verlorene Kontrolle über die Einwanderung. Brüssel will für jedes Land eine Quote für Einwanderung bestimmen. Dagegen wehren sich die meisten EU-Staaten. Europa muss neu gedacht werden. Demokratischer! Günter Schlag, Auerbach/E. An Zynismus kaum noch zu überbieten In dem Artikel „Margot Honeckers Weltsicht per E-Mail“ ging es um einen Weggefährten, der versucht, das in Nachrufen erweckte Bild, sie sei einsam und verbittert gestorben, wieder aufzupolieren. Unrecht als Recht begriffen Der Bericht zeigt, dass Frau Honecker die Dimension der Problemlandschaft, vor der die DDR stand, nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Sie ging an den harten Realitäten dieser Zeit und ihren unbequemen Wahrheiten konsequent vorbei. Margot Honecker sah sich mit ihrer Weltsicht im Recht und begriff damit auch Unrecht als Recht. Ihre Aussage zu den Mauertoten ist an Zynismus nicht zu überbieten. Nein, Verbot legaler Waffen hilft nicht weiter Zynismus ist ein zu schwaches Wort, um die Reaktion auf diese Aussage zu beschreiben. Der Tod von Menschen wurde in Kauf genommen, die nichts weiter im Sinn hatten, als das System zu verlassen, mit dem sie nicht einverstanden waren. An dieser Stelle nicht zu vergessen: die Grenzsoldaten, die dabei, unter welchen Umständen auch immer, ihr Leben verloren haben. Die große Mehrheit von ihnen war nicht freiwillig dort und war mehr als froh, dass sie niemals in eine Situation kamen, in der sie hätten die Waffe einsetzen müssen. Margot Honecker und Co. haben nicht begriffen, dass diese Grenze der vorweggenommene Bankrott des sozialistischen Experiments war. Dessen Ineffizienz darauf beruhte, dass die Marktwirtschaft durch die Planwirtschaft ersetzt wurde. Die Staatliche Plankommission der DDR musste die Defizite in der Wirtschaft abdecken und geriet so immer tiefer in die Schuldenfalle. Stets waren weni- Margot Honecker (Foto von 1992) starb kürzlich in Chile. FOTO: DPA/ARCHIV ger Produkte und Devisen zur Verfügung, als die Bevölkerung und die Wirtschaft benötigten. Gerd Baumann, Chemnitz Augen nicht verschließen In gewisser Weise hat sie recht, wenn sie sagt, dass niemand gezwungen gewesen sei, über die Mauer zu steigen. Was sie dabei aber aus- klammert: Warum hat man erst eine Mauer gebaut mit einem weit ins Hinterland gerichteten Grenzsicherungssystem? Warum hat man seinen Bürgern einen freizügigen Reiseverkehr verwehrt? Hier gäbe es noch viele Fragen, auf die die Nomenklatura der DDR und die ihr Nachtrauernden die Antworten wohl schuldig bleiben werden, sofern Erstere nicht längst „die Kurve gekriegt“ haben und sich nun genüsslich zurücklehnen. Mindestens genauso schlimm ist es, dass es heute noch Unbelehrbare gibt, die dem unseligen Tun und Treiben der DDR noch eine gewisse Rechtmäßigkeit zugestehen und die wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen nicht sehen (wollen). Dass der heutige Staat auch nicht den Stein der Weisen gefunden hat, sei unbestritten. Aber wie politisch gefährlich wir in der DDR gelebt haben, davor sollten wir nicht die Augen verschließen. Gunter Sieber, Limbach-Oberfrohna Es ist schlicht unmöglich, das behauptete Ziel (Terrorismusbekämpfung) mit der Kriminalisierung von gesetzestreuen Bürgern und Gängelung von Sportlern, Jägern und Sammlern historischer Objekte zu erreichen. Abgeordnete, die der geplanten sinnlosen, zweckfremden und ideologisch geprägten Verschärfungsidee zustimmen, schränken Rechte und Freiheiten der Bürger ein, deren Interessen sie vertreten sollten. Wer nicht dagegen opponiert, missachtet meiner Ansicht nach den Wählerauftrag. Mindestens zwei Millionen Waffenbesitzer alleine in Deutschland werden dies bemerken und auf sich persönlich beziehen. Dies wird den Parteien schaden und die Wahlentscheidungen massiv beeinflussen. Terrorakte wurden mit illegalen Kriegswaffen verübt. Verbote legaler Sportgeräte sind deshalb kein Weg, dies zu verhindern. Die Morde als Vehikel für ideologisch begründete Verbotsprogramme zu nutzen, ist unwürdig. Die Diskussion über eine Menge von Verbotstatbeständen aus programmatischen Gründen und (erkennbar) ohne Sachverstand anzustoßen, ist peinlich und entlarvend. Die Diskussion zu führen, ohne die Frage der Kosten für die Entschädigung für Enteignung oder enteignungsgleiche Eingriffe einzuschließen, ist unseriös. Hoffentlich lassen sich die Parlamentarier nicht von demokratisch nicht legitimierten Organen, wie dem Rat der EU oder der EU-Kommission, unter Druck setzen, denn schließlich wurden nur sie vom Volk gewählt und sind es am Ende auch, die sich für Fehlentscheidungen rechtfertigen und verantworten müssen. Es sollte bedacht werden: Sportschützen, Jäger und Sammler sind keine Terroristen – sie sind besonders rechtstreue Bürger. Terroristen und Verbrecher sind nicht auf unsere Sport-, Jagd- und Sammlerwaffen angewiesen, sie haben ihre eigenen illegalen Quellen. Sämtliche geplanten Regelungen beschränken nur die Rechte der legalen Besitzer von Waffen und verhindern keine Straftaten effektiv. Tilmann Keith, Chemnitz Einsicht kommt vermutlich zu spät Zum Bericht „Ministerin will mehr Geld für die Schulen“ hat uns dieser Leserbrief erreicht: Die sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth hat verkündet, Sachsens Staatsregierung denke über eine Erhöhung der Lehrergehälter und über die Verbeamtung junger Lehrkräfte nach. Offensichtlich sind unsere Herrschenden zu der Einsicht gekommen, dass auch Lehrer materielle Interessen haben. Diese Einsicht kommt meiner Ansicht nach zu spät, vermutlich sogar zu spät, um den Kollaps unseres Schulwesens in den nächsten Jahren zu verhindern. Wäre es da für die Verantwortlichen nicht an der Zeit, einzugestehen, dass sie in einer Grundfrage solider Schulpolitik versagt haben: bei der Sicherung des erforderlichen Lehrerbedarfs? Noch immer gilt: Ganz ohne Lehrer geht die Chose nicht – und die gewinnt und hält man nicht mit schöner Landschaft allein. Gehaltshöhe und Beschäftigungsgarantie für Beamte sind da wirksamer, meinen sogar schulpolitische Laien. Rudolf Müller, Aue
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