Pressemitteilungen 2016 - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Pressemitteilungen 2016
23.06.2016
Vorsicht in der Grillsaison
Studie weist Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Magen-Darm-Erkrankungen nach.
Wenn im Frühjahr die Temperaturen steigen, nehmen auch Magen-Darm-Infektionen zu ein
Zusammenhang, der für Deutschland bislang nicht wissenschaftlich belegt war. Forscher aus dem
Institut für Lebensmittequalität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)
untersuchten zusammen mit Wissenschaftlern aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung das
Auftreten verschiedener Erreger im Jahresverlauf in Abhängigkeit von der Temperatur und
veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt im Fachmagazin Scientific Reports.
Salmonellen und Campylobacter gehören weltweit zu den häufigsten Erregern bakterieller
Durchfallerkrankungen. In Europa wurden im Jahr 2013 215.000 Campylobacter- und 85.000
Salmonellen-Fälle bekannt. Beide Infektionen sind meldepflichtig Ärzte müssen die Fälle an das
zuständige Gesundheitsamt berichten. Das Robert Koch-Institut in Berlin fasst die gemeldeten Fälle
zusammen. Für ihre Studie nutzten die TiHo-Wissenschaftler diese Daten und setzten sie in
Beziehung zu den Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes. Sie konzentrierten sich dabei
exemplarisch auf Krankheitsfälle, die von 2001 bis 2004 für die Städte München und Berlin sowie für
drei ausgewählte ländliche Gebiete in Nordschwaben gemeldet wurden. Insgesamt betrug die
Studienperiode 212 Wochen.
Die statistischen Berechnungen zeigten, dass mit einer steigenden Temperatur die Salmonellenund Campylobacter-Fälle mit einer etwa fünfwöchigen Verzögerung zunahmen. Aus früheren
Studien war bereits bekannt, dass die Erkrankungen vermehrt vom Frühjahr bis zum Herbst
auftreten ein Bezug zur Temperatur wurde aber noch nie hergestellt , erklärt Professor Dr.
Günter Klein, Leiter des Instituts für Lebensmittelqualität und -sicherheit. Die fünfwöchige
Verzögerung ist nur ein ungefährer Wert, weil die Infektionen in der Regel mit einer Verzögerung
gemeldet werden. Außerdem sind der Infektionszeitpunkt und die Inkubationsdauer der gemeldeten
Fälle nicht bekannt. Leider werden trotz der Meldepflicht nicht alle Salmonellen- und
Campylobacter-Infektionen erfasst: Die meisten Betroffenen gehen mit einer Durchfallerkrankung
nicht zum Arzt. Außerdem werden in vielen Fällen keine Stuhlproben genommen, sodass der
Erreger gar nicht bestimmt wird.
Salmonellen und Campylobacter können über Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Eier, Milch
oder Fleisch übertragen werden. Der Anstieg von Salmonellenerkrankungen im Sommer wird häufig
mit dem Beginn der Grillsaison erklärt. Um Magen-Darm-Erkrankungen vorzubeugen, ist es wichtig
das Fleisch gut durchzugaren. Außerdem ist es wichtig, Lebensmittel tierischen Ursprungs kühl
aufzubewahren. Werden Fleisch, Eier oder Milchprodukte nicht richtig gelagert, können sich die
Salmonellen auf den Produkten gut vermehren.
Bei Campylobactern ist die richtige Lagerung nicht so entscheidend, da die Bakterien sich nach dem
heutigen Wissenssstand nicht auf Lebensmitteln vermehren können. Da die Bakterien von Frühling
bis Herbst vermehrt in Tierhaltungen vor allem in Geflügel zu finden sind, vermuten die Forscher
hier einen Zusammenhang zu den Campylobacter-Erkrankungen beim Menschen.
Günter Klein sagt: Der Zusammenhang zwischen diesen Lebensmittelinfektionen und der
Temperatur kann genutzt werden, um die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. Zum Beispiel durch
eine aufmerksamere Überwachung in solchen Zeiten.
Die Originalpublikation
Association between the ambient temperature and the occurrence of human Salmonella and
Campylobacter infections
Josef Yun, Matthias Greiner, Christiane Höller, Ute Messelhäusser, Albert Rampp, Günter Klein
Scientific Reports, DOI:10.1038/srep28442
Kontakt
Professor Dr. Günter Klein
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit
Tel.: +49 511 856-7256
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Letzte Aktualisierung dieses Dokumentes:11. Februar 2016
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