16. Juni 2016, Stuttgart

Presseinformation 11/2016
Stuttgart, 16. Juni 2016
Wohnungseigentümergemeinschaften sind
Schlusslicht bei der energetischen Sanierung
Bessere Finanzierung und Beratung beseitigen
Sanierungshemmnisse
Gebäudeenergieberater helfen bei der Entscheidungsfindung.
Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) sind nach Privatpersonen die
zweitgrößte Wohneigentümergruppe in Deutschland. Rund 23 Prozent aller
Wohnungen befinden sich in ihrem Besitz. Der energetische Zustand ihrer
Immobilien ist deutlich schlechter als bei anderen Eigentumsformen. „70 Prozent aller Wohnungen sind unsaniert, 15 Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt. So wenig saniert keine andere Eigentümergruppe“, sagt Petra Hegen
von Zukunft Altbau, dem vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Informationsprogramm.
Die Gründe für den Sanierungsstau liegen in den unterschiedlichen Interessen
und der heterogenen Altersstruktur der Eigentümer. Die Finanzierung stellte
bislang eine weitere Barriere dar. „Neue Fördermaßnahmen und ein Urteil des
Bundesgerichtshofs haben diese Hürde inzwischen gesenkt“, so Hegen.
„Auch Gebäudeenergieberater helfen. Sie stehen den Eigentümern fachlich
zur Seite und können manchen Interessenskonflikt auflösen.“
Neutrale Informationen gibt es auch kostenfrei über das Beratungstelefon von
Zukunft Altbau 08000 12 33 33 oder unter www.zukunftaltbau.de.
Rund 1,8 Millionen Wohngebäude mit 9 Millionen Wohnungen in Deutschland
gehören Wohneigentumsgemeinschaften. Insgesamt gibt es 18,4 Millionen
Wohngebäude mit 40,5 Millionen Wohnungen hierzulande. Im Süden ist der
WEG-Anteil besonders hoch: In Baden-Württemberg liegt er bei 33 Prozent,
gefolgt von Bayern mit 25 Prozent. Besonders gering ist er in MecklenburgVorpommern und Brandenburg mit nur zwölf beziehungsweise neun Prozent.
Im Vergleich zu den andern Eigentümergruppen wie Privatpersonen, Wohnungsunternehmern und Wohnungsgenossenschaften sanieren die WEG
deutlich weniger: Sie erreichen nur 60 Prozent der durchschnittlichen Sanierungsrate, die mit 1,0 Prozent pro Jahr ohnehin zu niedrig ist und laut Experten auf zwei bis drei Prozent steigen sollte.
Um die Wärmewende im Gebäudebereich zu schaffen, braucht es auch das
Engagement dieser Wohneigentumsgruppe. Doch verhindern viele Faktoren
bislang die energetische Sanierung. „Ein Hemmnis ist die Komplexität der
WEG“, sagt auch Rüdiger Fleck von der Energieagentur Region Freiburg. „Die
unterschiedlichen Interessen der Eigentümer verhindern oft, zu einem Ziel zu
gelangen.“ Eigentümer, die vermieten, können nur einen Teil der Sanierungsinvestition auf ihre Mieter umlegen, auch wenn sie langfristig von einer Sanierung profitieren. Kapitalanleger möchten meist eine hohe Rendite zu geringen
Kosten erzielen. Die Selbstnutzer dagegen profitieren direkt von den Energieeinsparungen.
Hinzu kommen noch die unterschiedlichen Interessen von Senioren, die häufig kurzfristiger wirtschaftliche Vorhaben bevorzugen. Familien mit Kindern
dagegen planen meist langfristig. Und wer im Erdgeschoss wohnt, bevorzugt
eher die Dämmung der Kellerdecke und nicht die des Daches – obwohl auch
er nach einer Dachdämmung von gesunkenen Heizkosten und dem Werterhalt des Hauses profitieren würde.
Bürgschaften für WEG und BGH-Urteil erhöhen Nutzen eines Kredites
Besonders schwierig ist bislang, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen.
Die Instandhaltungsrücklagen fehlen oft oder sind zu gering. Zinsgünstige
KfW-Kredite für WEG eröffnen hier seit 2007 einen Ausweg. Sie werden jedoch nur selten genutzt, da bei Zahlungsausfall einzelner Eigentümer zuerst
die verbleibenden Mitglieder gemeinschaftlich haften. Inzwischen übernehmen
einige Bundesländer dieses Risiko. Baden-Württemberg und Hessen etwa
sichern KfW-Kredite seit wenigen Jahren mit einer Bürgschaft ab. Vielfach ist
das noch unbekannt. „Im Südwesten übernimmt die landeseigene L-Bank sogar die Zinsen. Für den Kredit fallen keine Kosten an“, so Petra Hegen von
Zukunft Altbau. Das soll die Sanierungsquote bei WEG erhöhen.
Positiv zu werten ist auch, dass der BGH die Aufnahme von Sanierungsdarlehen kürzlich höchstrichterlich abgesegnet hat. Ob die Aufnahme eines längerfristigen Darlehens durch eine Wohnungseigentümergemeinschaft noch den
Grundsätzen ordnungsgemäßer Verwaltung entspricht oder nicht, war lange
umstritten. Der BGH entschied im Herbst 2015 zugunsten der Kreditaufnahme: Eigentümergemeinschaft dürfen für die Finanzierung von Sanierungsmaßnahmen längerfristige Darlehen, auch die der KfW, in Anspruch nehmen.
Wenn es jetzt noch hakt, helfen qualifizierte Gebäudeenergieberater. Sie analysieren den energetischen Zustand des Gebäudes für die Eigentümergemeinschaft, schlagen sinnvolle Maßnahmen und einen Sanierungsplan vor
und beraten bei einer möglichen Kreditaufnahme. Die Experten können auch
unterschiedliche Interessen in Einklang bringen und zeigen, dass sich eine
Sanierung für alle Miteigentümer lohnen kann: Eine Sanierung trägt nicht nur
zur Kosteneinsparung für alle gleichermaßen bei. Eigentümer, die vermieten
oder verkaufen, profitieren vom Werterhalt und besseren Marktchancen. Oft
lassen sich durch Gespräche auch grundsätzliche Vorurteile gegenüber einer
Sanierung ausräumen.
Aktuelle Informationen zur energetischen Sanierung von Wohnhäusern gibt es
auch auf www.facebook.com/ZukunftAltbau.
Zukunft Altbau informiert Wohnungs- und Hauseigentümer neutral über den Nutzen energieeffizienter Altbaumodernisierung und über Fördermöglichkeiten. Das vom Ministerium für Umwelt,
Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm hat seinen
Sitz in Stuttgart und wird von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA)
umgesetzt.
Ansprechpartner Pressearbeit
Axel Vartmann, PR-Agentur Solar Consulting GmbH,
Emmy-Noether-Straße 2, 79110 Freiburg,
Tel. +49/761/38 09 68-23, Fax +49/761/38 09 68-11,
[email protected], www.solar-consulting.de
Ansprechpartnerin Zukunft Altbau
Dipl.-Ing. Petra Hegen, Freie Architektin und Energieberaterin,
Zukunft Altbau, Gutenbergstraße 76, 70176 Stuttgart,
Tel. +49/711/489825-13, Fax +49/711/489825-20,
[email protected], www.zukunftaltbau.de
Geht es um eine energetische Sanierung, sind Wohnungseigentumsgemeinschaften schnell uneins, obwohl es oft gar nicht nötig ist. Mehrfamilienhaus in
Freiburg.
Foto: Zukunft Altbau
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bekommen Sie bei: Solar Consulting GmbH.