Infoletter Pflanzenschutz aktuell 8

Infoletter Pflanzenschutz aktuell 8
14. Juni 2016
Allgemein
Das feuchte Wetter der vergangenen Wochen hat in Kartoffeln und Getreide Pilzkrankheiten
gefördert. Diese können aber wegen der nassen Felder kaum bekämpft werden. Immerhin
wurden viele Schädlinge durch Regen abgewaschen oder durch Gegenspieler vernichtet.
Kartoffeln: Krautfäule, Alternaria, Kartoffelkäfer
Die Krautfäule kommt in allen Anbaugebieten vor.
Aus dem Kanton Luzern gingen zwar bisher erst 3
Befallsmeldungen aus Ermensee, Baldegg und
Kleinwangen ein. Wir gehen aber davon aus, dass
weit mehr Befallsherde vorhanden sind. Aufgrund der
lang anhaltenden Regenperiode ist die Situation
prekär. Die nassen Bodenverhältnisse lassen keine
Krautfäule mit Sporenrasen
Behandlungen zu, selbst wenn Befall entdeckt wird.
Leider bleibt die Witterung auch in den nächsten 14
Tagen wechselhaft und instabil, so dass die
Infektionsgefahr weiterhin sehr hoch bleibt.
PhytoPRE empfiehlt eine Behandlung mit einem
teilsystemischen Produkt durchzuführen, sobald dies
möglich ist. Sofern Streubefall festgestellt wird,
diesen sofort durch eine Stoppspritzung in seiner
Ausbreitung hindern, das heisst zwei Behandlungen
innert fünf Tagen mit einem teilsystemischen Mittel
(z.B. Revus, Valbon, usw.) in Mischung mit einem
Alternaria alternata bildet im Gegensatz zu
antisporulierenden, Sporen abtötenden Produkt wie
Alternaria solani viele kleine Flecken.
Leimay, Ranman Top, Mapro/Ibiza SC/Tisca/Zignal
oder Electis durchführen. Bestände mit Krautfäule
nicht mit systemischen Mitteln behandeln.
Besonders in Frühkartoffeln nimmt die
Dürrfleckenkrankheit (Alternariaarten) zu. Mit
steigenden Temperaturen werden sie gefördert. Es
ist zu empfehlen, Fungizide mit Wirkung gegen
Alternaria zu wählen. Übersicht der Kartoffelfungizide
siehe Broschüre „Pflanzenschutzmittel im Feldbau
2016“ Seiten 14,15 oder Zielsortiment Seite 40-43.
Eigelege des Kartoffelkäfers.
Bitte Krautfäule-Herde weiterhin umgehend dem
kantonalen Pflanzenschutzdienst oder direkt bei
PhytoPRE (058 468 72 39) melden.
Kartoffelkäfer und Larven
Kartoffelkäfer sind je nach Parzelle unterschiedlich
stark als Käfer, Eier und als kleine bis grosse Larven
anzutreffen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 30 %
der Pflanzen mit Eigelegen und Larven oder 1-2
Herden pro Are. Ohne Sonderbewilligung sind im
ÖLN die Mittel Nomolt, Rimon, Novodor (gegen junge Larven) und Audienz (Wirkung auf alle Larven
und Adulte) bewilligt. Wenn die Behandlung etwas
hinausgezögert wird, ist Audienz angezeigt.
Ungräser - Resistent??
Mit dem Gelbwerden der Gerstengrannen oder
dem Schieben der Ähren im Weizen fallen plötzlich
Nester mit Windhalm oder Ackerfuchsschwanz
auf. Falls Sie ein wirkungsvolles Herbizid eingesetzt haben und dennoch eines dieser Ungräser
vorhanden ist, melden Sie uns solche Fälle. Diese
Ungräser möchten wir gerne einem Resistenztest
unterziehen.
Ackerfuchsschwanz
Blattläuse und viele Nützlinge
Schlupfwespe schlüpft aus parasitierter Laus
In Getreide findet man vor allem auf den Blättern
viele Blattläuse. Die meisten sind aber von
Schlupfwespen parasitiert und als hellbraune
Mumien sichtbar. Viele andere Nützlinge wie
Marienkäfer, Florfliegen, Schwebefliegen,
Weichkäfer halten die Blattläuse in Schach.
Deshalb ist ein restriktiver Einsatz von Insektiziden
so wichtig und falls doch, dann nur mit selektiven
Mitteln. Auch in Kartoffeln sind erste Blattläuse,
aber auch Nützlinge, vorhanden. In Kartoffeln sind
im ÖLN die Mittel Plenum und Teppeki ohne
Sonderbewilligung erlaubt. In Getreide können
Blattläuse nur mit einer Sonderbewilligung
behandelt werden.
Getreide: Fusarien und Geteidehähnchen
Fungizide gegen Fusarien sind bis Ende Blüte bewilligt. In pfluglosen Spätsaaten nach Mais bzw.
in späten Lagen sind Behandlungen mit Fungiziden gegen Fusarien noch möglich, weil das Risiko für Infektionen gemäss Fusaprog hoch ist und der Weizen noch nicht verblüht ist. Behandlungen gegen Getreidehähnchen mit Spinosadpräparaten sind bis 6 Wochen vor der Ernte möglich.
Deshalb ist das Augenmerk auf Sommergetreide zu legen, das jetzt von Getreidehähnchen bevorzugt wird.
Brachen, Weiden, Strassenränder: Jakobskreuzkraut vor dem Versamen ausreissen
Pippau (oben)
Habichtskraut (unten)
Jakobskreuzkraut
Das giftige Jakobskreuzkraut (nicht verwechseln
mit Pippau oder Habichtskraut!) blüht wieder. Es
kommt in lückigen Weiden, spät gemähten Wiesen, an Strassen- und Bahnböschungen, in Kiesund Lehmgruben, auf brachliegenden und naturnah begrünten Flächen von öffentlichen Anlagen,
Industriegelände und Privatgärten und selten in
Biodiversitätsförderflächen vor. Die Pflanze muss
vor dem Versamen (mit Handschuhen!) ausgerissen oder zumindest geschnitten und entsorgt werden. Der Luzerner Regierungsrat hat die Pflanze
als gefährlich taxiert und unterstützt die Entsorgung in der Landwirtschaft, indem den Landwirten
die Entsorgungsgebühr bezahlt wird. Vignetten
oder Güselsäcke können beim Landwirtschaftsbeauftragten der Gemeinde für die Kreuzkrautentsorgung bezogen werden. Weitere Infos und Bilder siehe hier .
BBZN Hohenrain, Spezialkulturen & Pflanzenschutz, Sennweidstrasse 35, 6276 Hohenrain, 2
Heinrich Hebeisen, 041 228 30 81, [email protected], www.bbzn.lu.ch & www.lawa.lu.ch