Pflanzenschutz Aktuell 14.06.2016 Allgemeines Die Wetterlage der vergangenen Tage führte in vielen Ackerbaukulturen zu kritischen Situationen. Insbesondere Pilzkrankheiten auf Kartoffeln, Getreide und Zuckerrüben nahmen zu und können auf Grund der durchnässten Felder kaum bekämpft werden. Das einzig Positive an der Situation ist, dass Schädlinge wie die Larven der Getreidehähnchen und Kartoffelkäfer durch die hohen Regenmengen abgeschwemmt wurden. Wo sehr spät Mais gesät wurde, muss weiterhin mit Schneckenschäden gerechnet werden. Bei den Zuckerrüben gibt es vereinzelt Meldungen über welke, gelbe Blätter. Diese sind in der Regel auf die Pilzkrankheit Wurzelbrand zurückzuführen. Auslöser dafür ist das vielerorts stehende Wasser in den Rübenfeldern. Kartoffeln — Krautfäule und Alternaria Die Krautfäule-Situation bei Kartoffeln spitzt sich dramatisch zu. In der vergangenen Woche hat sich die Anzahl der gemeldeten Krautfäule-Fälle mehr als verdoppelt, Tendenz steigend. Gemäss Meldung von PhytoPRE, stehen einzelne Bestände vor der totalen Krautzerstörung. Da der letztmögliche Fungizideinsatz an den meisten Orten schon mehr als eine Woche zurückliegt, müssen die Kartoffeln bei der nächstmöglichen Gelegenheit wieder behandelt werden. Sobald es die nassen Felder zulassen, sollte der Fungizidschutz am besten mit einem teilsystemischen Mittel mit guter Alternaria Wirkung erneuert werden. Alternaria tritt momentan zwar noch kaum auf, kann sich aber bei steigenden Temperaturen sehr rasch ausbreiten. Demzufolge ist bei der nächsten Behandlung auch das Augenmerk auf ein Mittel mit entsprechender Alternaria-Wirkung zu legen. Ganz wichtig ist auch, dass allfällig vorhandene Durchwuchskartoffeln in Frühlingskulturen zwingend entfernt werden. Da diese nicht vor Krautfäule geschützt sind, können sie ungehindert Sporen auf die umliegenden Felder verteilen und zu neuen Infektionen führen. Wenn neue Krautfäule-Infektionsherde entdeckt werden, sind diese den kantonalen Pflanzenschutzdiensten oder direkt auf www.phytopre.ch zu melden. Kartoffeln — Schädlinge Auf vergleichsweise tiefem Niveau hält sich der Schädlingsdruck. Adulte Kartoffelkäfer sind zwar in den meisten Feldern anzutreffen, ebenso erste Eigelege. Die Schaden verursachenden Larven sind bislang aber kaum vorhanden oder wurden durch die ergiebigen Regenschauer abgewaschen. Die Larven schlüpfen ca. 10 - 14 Tage nach der Eiablage. Die orangefarbenen Eigelege findet man auf der Blattunterseite der Kartoffelstauden. Gezielte Kontrollen ermöglichen eine rechtzeitige Behandlung mit den entsprechenden Mitteln, im aktuellen Fall idealerweise mit einer Fungizid-Applikation kombiniert (Herstellerangaben beachten). Eier sowie Larven unter 5mm können mit den Häutungshemmern Nomolt oder Rimon ohne Sonderbewilligung bekämpft werden. Gegen Larven über 5mm sowie adulte Käfer ist Audienz (ohne Sonderbewilligung) zugelassen. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei mehr als 30% der Pflanzen mit Eigelegen / Larven oder mehr als zwei Befallsnestern pro Are. Auch Blattläuse sind nur wenige vorhanden. Diese werden durch Nützlinge gut in Schach gehalten. Die Schadschwelle liegt hier bei 10 Blattläusen pro Fiederblatt, was einer Laus pro Einzelblatt entspricht. Auch hier sind gezielte Kontrollen angesagt. Bei Überschreiten der Schadschwelle können die Mittel Plenum WG und Teppeki ebenfalls ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden. Weizen — Krankheiten und Schädlinge Der Weizen ist nun an den meisten Lagen im Blühstadium angekommen oder dieses geht bereits dem Ende zu. Der Septoria- wie auch der Gelbrostdruck ist weiterhin sehr hoch. Bei intensiv geführten Beständen sollte man bei hohem Fusariendruck eine separate Blütenbehandlung in Betracht ziehen. Gemäss dem Prognosemodell Fusaprog waren in den letzten Tagen die Infektionsbedingungen günstig. Ein hohes Risiko besteht vor allem bei Niederschlägen (und Wärme) während der Blüte. Spätsaaten, die erst im Blühbeginn stehen sowie pfluglose Ansaaten (sowie Weizen nach Mais), sind ebenfalls besonders gefährdet. Unter www.fusaprog.ch kann das Infektionsrisiko für Ährenfusariosen abgefragt werden. Die Starkniederschläge hatten ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Larven der Getreidehähnchen. Vielerorts wurden sie von den Blättern gewaschen. Das Hauptaugenmerk bei den Getreidehähnchen liegt nun bei den Sommergetreidekulturen, welche momentan im kritischen Fahnenblattstadium stehen. Impressum Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg Liebegg 1 5722 Gränichen Thomas Hufschmid Tel. 062 855 86 31 www.liebegg.ch/pflanzenschutzdienst [email protected]
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