Zufriedenheit mit Eigenschaften des Wohnviertels (München)

„Alt werden und jung bleiben –
Die Region München als
Lebensmittelpunkt zukünftiger
SeniorInnen?“
PD Dr. Caroline Kramer (Universität Karlsruhe)
Prof. Dr. Carmella Pfaffenbach (RWTH Aachen)
Neue Lebenskonzepte von Männern und Frauen –
Auswirkungen auf die Großstadtregion
1.
Konzeptionelle und theoretische Grundlagen
2.
Lebenskonzepte der Generation 50plus:
Wohnen heute und in Zukunft
3.
Altersbilder und Lebensstile der Generation 50plus und
ihre Rolle für zukünftige Lebenskonzepte
4.
Fazit: Inhaltliche und konzeptionelle Implikationen
2
Gliederung
Fragestellung des Forschungsprojektes
•
Wie sehen die Lebenskonzepte der Großstadtbewohner/innen für ihren Ruhestand aus und wo sollen
diese realisiert werden?
•
Welcher Zusammenhang besteht zwischen den
unterschiedlichen Lebenskonzepten und
a) dem räumlichen Kontext sowie
b) den aktuellen Lebensstilen, Biographien und
individuellen Merkmalen?
•
Welche Rolle spielen unterschiedliche Einstellungen zum
Älterwerden für die verschiedenen Lebenskonzepte?
3
1. Konzeptionell-theoretische Grundlagen
Theoretische Grundlagen:
Menschen und ihre Handlungen
• Constraints-Ansatz (Hägerstrand)
– (Re-)Produktion des zeitlichen, räumlichen und
sozialen Kontexts des Handelns durch die Akteure
• Strukturationstheorie (Giddens)
– Wechselseitige Beziehung zwischen Handlung und
Struktur
– Strukturen: Ressourcen und Regeln des Handelns
– Regeln als Altersbilder („Autostereotype“ und
„Heterostereotype“)
4
1. Konzeptionell-theoretische Grundlagen
Inhaltliches Konzept
für die empirischen Untersuchungen
strukturell
RaumBewertung
individuell
Konzepte für
das Handeln
im künftigen
Ruhestand
normativ
Lebensstile,
Biographien,
individuelle
Merkmale
Altersstereotype für
Männer und Frauen
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1. Konzeptionell-theoretische Grundlagen
Empirisch-methodische Konzeption
Exploration
Projektseminar an der LMU München - Experteninterviews
Qualitative Phase
35 Leitfadeninterviews
(20 Frauen, 15 Männer)
Quantitative Phase
Standardisierte Befragung von
543 Personen
(301 Frauen, 235 Männer, 7 o.A.)
(34 % Rücklauf von 1.617)
Evaluation: Diskussion der Ergebnisse mit den Gemeinden
(Verwaltung + Öffentlichkeit)
6
1. Konzeptionell-theoretische Grundlagen
Zufriedenheit mit den Eigenschaften des Wohnviertels
Anbindung an öff. Verkehr
Grün- und Freiflächen
5 21
25
67
7
39
50
22
Zufriedenheit mit Eigenschaften des Wohnviertels (München)
Einkaufsmögl. (Lebensm.)
47
Sicherheit
47
Angebot an Ärzten
Kulturangebot
Parkmöglichkeiten
Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten
Angebot an Wohnungen
Einrichtungen für Senioren
0%
15
27
16
19
7
10%
20%
13
30%
26
14
55
6
40%
30
12
24
26
10
16
21
19
18
26
10
8
16
37
30
8
1
12
44
35
19
3
14
38
8
1
12
44
27
Sportmöglichkeiten
5 3
45
35
Ruhe
4
12
36
50%
sehr zufrieden
eher zufrieden
ganz und gar nicht zufrieden
weiß nicht/ nutze ich nicht
60%
70%
80%
90%
100%
eher nicht zufrieden
Quelle: eigene Erhebung
7
2. Wohnen
Aktuelle Lebenssituation: Wohnort
Zu teuer für Senioren/innen
46
München
10
Dachau
Vaterstetten
41
39
0%
trifft voll und ganz zu
20%
trifft eher zu
7
19
43
19
40%
trifft eher nicht zu
15
60%
41 8
25
1
80%
trifft ganz und gar nicht zu
22
100%
weiß nicht
Quelle: eigene Erhebung
8
2. Wohnen
Zukünftige Lebenssituation
Genannte Wohnformen sind den Befragten bekannt
Betreutes Wohnen
80
Mehrgenerationenwohnen
72
Seniorenresidenz
72
62
0
10
20
30
40
50
60
80
77
66
Senioren-WG
87
70
80
90
100
Frauen
Männer
Genannte Wohnformen kämen für die Befragten in Betracht
Betreutes Wohnen
54
Mehrgenerationenwohnen
49
Seniorenresidenz
27
Senioren-WG
10
20
54
30
38
29
0
57
30
Männer
40
Frauen
50
60
Quelle:
eigene Erhebung
9
2. Wohnen
Zukünftige Lebenssituation
Migrationsabsichten ins Ausland
„Eigentlich besteht kein Interesse umzuziehen. Aber meine berufliche
Situation ist nicht besonders gut, es könnte durchaus sein, dass mir die
Wohnung hier zu teuer wird und dass das Leben in München generell zu
teuer wird. München ist eine der teuersten, womöglich die teuerste Stadt
nicht nur vom Wohnen her. Ich möchte nicht nach Augsburg ziehen,
aber es könnte sein, dass ich beispielsweise auf die Kanaren ziehe.“
(55jähriger Freiberufler, Schwabing)
Finanzielle Restriktionen
„Man wird froh sein, wenn man das Geld für die Miete zusammenkriegt.“
(52jähriger Sachbearbeiter, Isarvorstadt)
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2. Wohnen
Altersbilder
Körperliches Altern (im jungen Alter)
„Der Körper funktioniert nicht mehr so ganz wie ich das früher
gewohnt war.“
(56jähriger Imbissbuden-Besitzer, Schwabing)
„Älterwerden bedeutet, dass man sich optisch verändert, man kriegt
Falten.“
(55jährige Friseurin, Bogenhausen)
„Mit 50 habe ich mir gesagt, ich brauch jetzt keinem mehr zu
gefallen, nur noch mir.“
(59jährige Copy-Shop-Besitzerin, Obergiesing)
Geistiges Altern (im hohen Alter): „Niemandem zur Last fallen“
Quelle: eigene Erhebung
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3. Altersbilder und Lebensstile
Altersbilder
Aussagen über das Alter
Älterwerden bedeutet für mich, …
mehr Zeit haben
positive
Nennungen
negative
Nennungen
13 %
Ruhe/ruhiger werden
7%
gesünder leben/mehr für den Körper tun
6%
mehr Zeit für Familie/Freunde haben
5%
mehr Gelassenheit
5%
mehr Erfahrung/Reife
4%
das Leben genießen
machen worauf ich Lust habe
4%
4%
weniger Stress/Hektik
4%
gesundheitliche Probleme/Beschäftigung mit Krankheiten
7%
körperliche Einschränkung/nachlassende Beweglichkeit
6%
finanzielle Sorgen/sinkender Lebensstandard
4%
Quelle: eigene Erhebung
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3. Altersbilder und Lebensstile
Altersbilder
Aktivitäts- und Kontinuitätstheorien:
- Beibehalten der Aktivitäten der mittleren Jahre im Alter
- Positives Altersbild: ältere Menschen als aktiv, zufrieden,
mobil, fit
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3. Altersbilder und Lebensstile
Lebensstile: Entwurf einer Typologie
Kriterien: Familienorientierung, Werte, Finanzen, Freizeitpräferenzen,
Lebenssituation, Wohnsituation, Altersbild
Meine Familie und ich
HÖR ZU
Eher traditionelle Typen
Schöner Wohnen
abenteuer und reisen
Die Zeit – Feuilleton
Modernes Bildungsbürgertum
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3. Altersbilder und Lebensstile
Lebensstile: Entwurf einer Typologie
NEU:
fit for fun:
körper- und fitnessbetont, Singles, Geschiedene oder in junger
Partnerschaft, innerstädtisch/ randstädtisch,
beruflich selbstständig ( finanziell weniger gesichert)
sportliche Aktivitäten zum Erhalt der Jugendlichkeit und Fitness
Rolling Stone:
alternative Alt-68er, Singles, Patchwork-Familien, Alleinerziehende,
urbanes Leben wichtig, Selbstständige (finanziell unsicher), kreativ,
politisch interessiert; als Wohnform kommt Alten-WG in Betracht
„Jung Gebliebene“
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3. Altersbilder und Lebensstile
Lebensstile: Entwurf einer Typologie
Frauen
Männer
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3. Altersbilder und Lebensstile
Inhaltliche Implikationen
kaum Suburbanisierung, eher Reurbanisierung
→ Festhalten an innerstädtischen Wohnstandorten und Zuzug
→ Druck auf den städtischen Wohnungsmarkt
eingeschränkte finanzielle Spielräume der künftigen
Seniorinnen und Senioren
→ kostengünstiges altersgerechtes Wohnen
→ alternative Wohnformen (vor allem für Frauen denkbar)
Fortführen des bestehenden Lebensstils
→ (zunächst) kaum Bedarf an „altengerechter Infrastruktur“,
später starker Anstieg zu erwarten
→ Ausbau der Infrastruktur für das „gut erhaltene Mittelalter“
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4. Fazit