Medienmitteilung

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Lukas Meermann
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EY-Versicherungsstudie zeigt: Bis 2030 könnten 45 Prozent der
Schweizer Versicherer aus dem Markt gedrängt werden
Die Schweizer Versicherungsbranche steht vor einem radikalen Umbruch. Während sich
das Marktumfeld verschlechtert und das Versicherungsgeschäft stagniert, setzen sich
die Unternehmen ehrgeizige Wachstumsziele. Das führt zu einem intensiven
Verdrängungswettbewerb: Bis ins Jahr 2030 werden höchstwahrscheinlich 45 Prozent
der Schweizer Versicherer aus dem Markt gedrängt. Sollten sich die disruptiven Trends
weiter fortsetzen und beschleunigen, werden bis zu 70 Prozent der heutigen Versicherer
vom Markt verdrängt. Zu diesem Resultat kommt eine aktuelle Studie von EY.
ZÜRICH, 16. JUNI 2016 – Die Schweizer Versicherer blicken zu optimistisch in die Zukunft,
ihre aktuellen Wachstumsprognosen liegen weit über der erwarteten Marktentwicklung. Die
Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY zeigt, dass die Unternehmen
im Schnitt um jährlich 5 Prozent wachsen wollen. Doch die Realität sieht anders aus: «Die
Wachstumsmöglichkeiten des Versicherungsmarktes sind beschränkt, selbst ein Rückgang
des Volumens ist denkbar», sagt Achim Bauer, Insurance Leader EY Schweiz.
Stagnierender Versicherungsmarkt
Mehrere Treiber hemmen das Marktwachstum für Versicherungen: «Der starke Franken
verhindert, dass das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz wächst», sagt Yamin Gröninger,
Director bei EY Financial Services Schweiz und Studienleiterin. Gleichzeitig reduzieren sich die
Haushaltsvermögen gemäss einer Prognose von EY bis 2018 um 0,1 Prozent. Dies dämpft die
Nachfrage nach Versicherungsprodukten weiter. Hinzu kommt, dass sich die Zunahme der
Schweizer Wohnbevölkerung, bis anhin ein wichtiger Wachstumstreiber der Branche, durch die
Masseneinwanderungsinitiative höchstwahrscheinlich abschwächen wird.
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Auch das politische und regulatorische Umfeld für Versicherungsunternehmen wird
anspruchsvoller. Diverse politische Vorstösse wie die «Altersvorsorge 2020» drohen die
Marktentwicklung zu bremsen, während neue Regulierungen wie Solvency II, Swiss Solvency
Test oder der Common Reporting Standard für steigende Kosten sorgen. Die Negativzinsen
stellen gerade für Lebensversicherer eine ernsthafte Gefahr dar. Das Niedrigzinsumfeld wird
Prognosen zufolge noch länger anhalten: So weisen auch die Franken-Swapsätze bis zu einer
Laufzeit von zehn Jahren negative Werte auf.
Bereits heute ist der Schweizer Versicherungsmarkt gesättigt. Die Versicherungsausgaben in
der Schweiz belaufen sich auf 7.267 Schweizer Franken pro Haushalt und Jahr, was
11 Prozent des Einkommens entspricht. Weltweit liegen die Ausgaben nur in Luxemburg
höher.
Yamin Gröninger: «Auch Schweizer Konsumenten werden in Zukunft vermehrt versuchen, die
Ausgaben für ihren Versicherungsschutz zu optimieren. Unterstützt werden sie dabei von
neuen, technologie- und datengetriebenen Geschäftsmodellen auf Seite der Versicherungen,
die Kunden situativ relevante und gezieltere Angebote unterbreiten und Technologien, welche
die Preistransparenz im Markt erhöhen.»
Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Die Diskrepanz zwischen der prognostizierten Marktentwicklung einerseits und den
Unternehmenszielen andererseits wird letztendlich zu weitreichenden Umwälzungen führen.
Um profitabel zu wachsen, werden die Schweizer Versicherer gezwungen sein, sich mit
Konkurrenten zusammenzuschliessen oder diese aus dem Markt zu drängen. Der verschärfte
Wettbewerb lässt erwarten, dass bis ins Jahr 2030 45 Prozent der Schweizer Versicherer ihr
Geschäft aufgeben müssen, so das durch die Studie von EY ermittelte Szenario.
Gleichzeitig drängen neue Anbieter in den Schweizer Markt, wodurch weitere Unternehmen
bedroht werden. InsurTechs und branchenfremde Grosskonzerne haben das Potenzial,
erhebliche Marktanteile zu gewinnen. Bis 2030 ist es daher denkbar, dass bestehende und
neue Konkurrenten gemeinsam bis zu 70 Prozent der bisherigen Versicherungsunternehmen
verdrängen. «Diese Entwicklung ist durchaus wahrscheinlich, das hat sich in anderen
Branchen gezeigt», sagt Achim Bauer. «Als die Umsätze im Mobiltelefonmarkt stagnierten,
traten neue Konkurrenten auf, mit dem Resultat, dass sich sämtliche der zuvor führenden
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Hersteller zurückziehen mussten. Den gleichen Umbruch hat die Reiseindustrie durchlebt, wo
Online-Plattformen die traditionellen Reiseagenturen aus dem Markt gedrängt haben.
Vergleichbare Veränderungen stehen dem Versicherungsmarkt bevor.»
Chancen und Risiken der Digitalisierung
Die Digitalisierung hat den Versicherungsmarkt erfasst. Die neuen Technologien haben die
Position der Konsumenten sprunghaft verbessert, mit spürbaren Folgen: Das Preisbewusstsein
steigt, die Loyalität nimmt ab. Dadurch entwickelt sich das Versicherungsgeschäft zu einem
Consumer-to-Business-Modell (C2B). «Kundennähe, genaue Kenntnisse und schnelles
Adressieren der Bedürfnisse werden zu Kernkompetenzen», sagt Yamin Gröninger. «Wer den
Trend verpasst, gerät in ernsthafte Schwierigkeiten, während sich neuen Anbietern dadurch
Chancen eröffnen.»
Bereits haben sich InsurTechs etabliert, welche die traditionellen Geschäftsmodelle in Frage
stellen und die Wertschöpfungskette aufbrechen. Schon heute sorgen sie für mehr Wettbewerb
und für tiefere Preise. Noch stärker vermögen branchenfremde Konzerne in den
Versicherungsmarkt einzugreifen.
«In fast allen Geschäftsbereichen gibt es mindestens einen Anbieter, der die
Versicherungskunden besser kennt als die Versicherer selbst», sagt Yamin Gröninger.
«Entsprechend gross ist das Risiko für traditionelle Anbieter, den Zugang zu den eigenen
Kunden zu verlieren. Ein Beispiel dafür sind Motorfahrzeugversicherungen, hier wissen die
Autohersteller viel genauer über die Bedürfnisse der Kunden Bescheid.»
Zeit zum Handeln
Angesichts der Umwälzungen stehen den Schweizer Versicherern verschiedene Optionen
offen: Sie können konsequent auf Skalierbarkeit setzen, um ihre Effizienz zu steigern und
Preisvorteile zu generieren. Sie können Partnerschaften mit InsurTechs eingehen und deren
Innovationspotenzial nutzen. Sie können massgeschneiderte persönliche Services anbieten,
bei denen digitale Wettbewerber nicht mithalten können. Oder sie beschränken sich darauf, als
Zulieferer für einen branchenfremden Konzern zu agieren. Unabhängig von der gewählten
Stossrichtung: «Zentral ist, dass die Versicherer jetzt energisch handeln», sagt Achim Bauer.
«Nun ist der letzte Moment, die Strategien zu überdenken und Klarheit über die eigenen
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Stärken zu gewinnen. Auf diese Kompetenzen sind sämtliche Aktivitäten zu fokussieren.» Die
Schweizer Versicherer müssen auch risikobewusst entscheiden, wie radikal sie die
Veränderung anstreben wollen. Eine evolvierende Strategie führt zum vorübergehenden
Überleben des Umbruchs, während eine grundlegende strategische Neuorientierung
langfristige Wettbewerbsvorteile sicherstellt.
Informationen zur Studie
Die vorliegende Studie wurde von Analysten und Branchenexperten von EY auf Basis
wissenschaftlicher Methodik durchgeführt. Grosse Datenmengen sind ausgewertet worden,
darunter makroökonomische und demografische Kennzahlen wie auch Geschäftsberichte und
Investorenpräsentationen der Versicherer. Zudem sind eigene Modellierungen sowie
Erkenntnisse aus zahlreichen nationalen und internationalen Mandaten für
Versicherungsunternehmen eingeflossen. Die Studie deckt die Bereiche Leben, Nicht-Leben
und Krankenversicherung ab; der Rückversicherungsmarkt wurde ausgeschlossen. Auf
segmentspezifische Analysen wird verzichtet, vielmehr konzentriert sich die Untersuchung auf
Veränderungen und Bedrohungen, denen sich alle Versicherer stellen müssen.
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory
Über die globale EY-Organisation
Die globale EY-Organisation ist eine Marktführerin in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung,
Transaktionsberatung und Rechtsberatung sowie in den Advisory Services. Wir fördern mit unserer
Erfahrung, unserem Wissen und unseren Dienstleistungen weltweit die Zuversicht und die
Vertrauensbildung in die Finanzmärkte und die Volkswirtschaften. Für diese Herausforderung sind wir
dank gut ausgebildeter Mitarbeitender, starker Teams sowie ausgezeichneter Dienstleistungen und
Kundenbeziehungen bestens gerüstet. Building a better working world: Unser globales Versprechen ist
es, gewinnbringend den Fortschritt voranzutreiben – für unsere Mitarbeitenden, unsere Kunden und die
Gesellschaft.
Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited
(EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für
das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited
ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für
Kunden. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.ey.com.
Die EY-Organisation ist in der Schweiz durch die Ernst & Young AG, Basel, an zehn Standorten sowie in
Liechtenstein durch die Ernst & Young AG, Vaduz, vertreten. «EY» und «wir» beziehen sich in dieser
Publikation auf die Ernst & Young AG, Basel, ein Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global
Limited.