Dada Afrika. Dialog mit dem Fremden

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Berlin, 8. Juni 2016
Dada Afrika
Dialog mit dem Fremden
05.08.–07.11.2016
Pressekonferenz: 03.08.2016, 11 Uhr, Eröffnung: 04.08.2016, 19 Uhr
Hannah Höch
Ohne Titel (Aus einem ethnographischen Museum), 1929
© VG BILD-KUNST Bonn, 2016
Dada wird 100 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums widmet sich die Ausstellung „Dada Afrika.
Dialog mit dem Fremden“ erstmalig der dadaistischen Auseinandersetzung mit
außereuropäischer Kunst und deren Kulturen. Die Dada-Künstlerinnen und -Künstler begingen so
nicht nur neue ästhetische Wege, sondern erhofften sich auch eine gesellschaftliche
Erneuerung. In fünf Sektionen zeigt die Ausstellung den Dialog zwischen dadaistischen Arbeiten
und afrikanischen, asiatischen, amerikanischen und ozeanischen Artefakten. Ausstellung und
Katalog sind in Kooperation mit dem Museum Rietberg in Zürich entstanden.
Impulsgebend für das gemeinsam konzipierte Jubiläumsprojekt war die erste Dada-Ausstellung
in der Zürcher Galerie von Han Coray. Unter dem Titel „Dada. Cubistes. Art Nègre“ waren hier
bereits 1917 avantgardistische und afrikanische Kunstwerke zusammen präsentiert.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die abendländische Kultur grundsätzlich in Frage gestellt, Kunst
sollte nun radikal anders werden. Schon die Expressionisten und Kubisten waren an den
formalen Elementen außereuropäischer Kunst zur Entwicklung einer neuen Bildsprache
interessiert. Doch die Dadaisten erkannten in der Kunst fremdländischer Kulturen überdies einen
schlüssigen Gegenentwurf zur eigenen überholten Gesellschaft. In der Auseinandersetzung
fanden sie geeignete künstlerische Mittel, um ihren sozialen und politischen Protest
auszudrücken. So ließ sich Marcel Janco unter anderem für seine dadaistischen Bilder und
Masken von Artefakten aus Kamerun inspirieren. Sophie Taeuber-Arp zeigte sich wiederum von
der Ausdruckskraft indigen nordamerikanischer und südafrikanischer Gestaltungen beeindruckt.
Tristan Tzara wurde auf literarischer Ebene von afrikanischen und australischen Texten zu
seinen „Poèmes nègres“ angeregt, und Hugo Ball berief sich bei seinen materialreichen
Kreationen auf ozeanische Vorbilder.
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Provokation und Überschreitung ästhetischer Normen
Mit spartenübergreifenden Inszenierungen aus Musik, Text und Tanz attackierten die Dadaisten
den gängigen Kunstbegriff. Die Darbietung von pseudo-afrikanischen Lautgedichten,
Trommelrhythmen und Maskentänzen – spontan, vital und elementar – sollten das Publikum
schockieren sowie die Distanz zwischen Geschehen und Betrachter aufheben. Mit Bezugnahme
auf das „Primitive“ wurden gleichzeitig Grenzen des eigenen Körpers und des Bewusstseins
ausgelotet. Innerhalb der Ausstellung werden die Auftritte und Inszenierungen mit Hilfe von
historischen Fotografien, Dokumenten und Ton-Beispielen dokumentiert.
Hannah Höchs Collagen aus der Serie „Aus einem ethnographischen Museum“ bilden einen
weiteren Kristallisationspunkt der Ausstellung. In ihren grotesk anmutenden Werken verbindet
die Dadaistin Abbildungen nicht-westlicher Artefakte mit solchen „weißer“ Körperlichkeit. Diese
Collagen werden nun vis-à-vis mit den Originalobjekten aus Afrika, Asien und Ozeanien gezeigt,
die Höch motivisch verarbeitet hat und die sich heute zum Teil im Besitz des Museums Rietberg
befinden – nur ein Beispiel der ungewöhnlich fruchtbaren Zusammenarbeit zweier Häuser mit
gänzlich verschiedenem Sammlungsprofil.
Die Ausstellung beschreibt eine historische Situation. Insofern werden rassistische und
kolonialistische Termini wie „primitiv“, „Neger“, „nègre“ in der Schau allenfalls als historisches
Zitat in Anführungsstrichen verwendet. Die Begriffe wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf
Gesellschaften in Afrika, aber auch Ozeanien projiziert, die als ursprünglich empfunden wurden.
Künstler (Auswahl): Mit ca. 100 Werken (Collagen, Assemblagen, Masken, Skulpturen,
dokumentarisches Material, Foto-Reproduktionen, Ton-Installationen) namentlich unbekannter
Künstler aus Afrika, Ozeanien und Asien, des Meisters von Buafle sowie von Hans Arp, George
Grosz, John Heartfield, Raoul Hausmann, Erich Heckel, Hannah Höch, Richard Huelsenbeck,
Marcel Janco, Man Ray, Hans Richter, Karl Schmidt-Rottluff, Sophie Taeuber-Arp, Tristan
Tzara.
Katalog
Im reich illustrierten Katalog von 244 Seiten werden aus ethnologischer, historischer und
kunsthistorischer Sicht die Zusammenhänge der dadaistischen Positionen mit Kunst, Musik und
Literatur aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien erläutert. Verlag: Scheidegger & Spiess /
Hrsg. von Ralf Burmeister, Michaela Oberhofer und Esther Tisa Francini / Sprachen: Deutsch
(Englisch ab Juni 2016) / Preis: 34,80 € (Museumsausgabe), 38,00 € (Buchhandelsausgabe) /
ISBN: 978-3940208-42-2 (Museumsausgabe), 978-3-85881-507-1 (Buchhandelsausgabe
deutsch), 798-3-85881-779-2 (Buchhandelsausgabe englisch).
Nationale und internationale Leihgeber
Aargauer Kunsthaus, Aarau / Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen / Brücke-Museum,
Berlin / Centre Pompidou, Mnam/Cci, Paris / Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg / Institut
für Auslandsbeziehungen e. v., Stuttgart / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin /
Musée du Quai Branly, Paris / Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg / Museum für
Gestaltung, Zürich / Museum Wiesbaden / Nordamerika Native Museum (NONAM) Zürich /
Stiftung Arp e. V. Berlin, Rolandswerth / Völkerkundemuseum der Universität Zürich / und
private Sammler, die ungenannt bleiben möchten.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft Seiner Exzellenz Dr. Otto Lampe, Botschafter
der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz und in Liechtenstein, und Ihrer Exzellenz
Christine Schraner Burgener, Schweizerische Botschafterin in der Bundesrepublik Deutschland.
Sie wird ermöglicht durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
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