BERLINISCHE GALERIE LANDESMUSEUM FÜR MODERNE KUNST, FOTOGRAFIE UND ARCHITEKTUR STIFTUNG ÖFFENTLICHEN RECHTS PRESSEINFORMATION ALTE JAKOBSTRASSE 124-128 10969 BERLIN POSTFACH 610355 – 10926 BERLIN FON +49 (0) 30 –789 02–600 FAX +49 (0) 30 –789 02–700 [email protected] Ulrike Andres Leitung Marketing und Kommunikation Tel. +49 (0)30 789 02-829 [email protected] Kontakt : ARTEFAKT Kulturkonzepte Stefan Hirtz Tel. +49 (0)30 440 10 686 [email protected] Berlin, 8. Juni 2016 Dada Afrika Dialog mit dem Fremden 05.08.–07.11.2016 Pressekonferenz: 03.08.2016, 11 Uhr, Eröffnung: 04.08.2016, 19 Uhr Hannah Höch Ohne Titel (Aus einem ethnographischen Museum), 1929 © VG BILD-KUNST Bonn, 2016 Dada wird 100 Jahre alt. Anlässlich des Jubiläums widmet sich die Ausstellung „Dada Afrika. Dialog mit dem Fremden“ erstmalig der dadaistischen Auseinandersetzung mit außereuropäischer Kunst und deren Kulturen. Die Dada-Künstlerinnen und -Künstler begingen so nicht nur neue ästhetische Wege, sondern erhofften sich auch eine gesellschaftliche Erneuerung. In fünf Sektionen zeigt die Ausstellung den Dialog zwischen dadaistischen Arbeiten und afrikanischen, asiatischen, amerikanischen und ozeanischen Artefakten. Ausstellung und Katalog sind in Kooperation mit dem Museum Rietberg in Zürich entstanden. Impulsgebend für das gemeinsam konzipierte Jubiläumsprojekt war die erste Dada-Ausstellung in der Zürcher Galerie von Han Coray. Unter dem Titel „Dada. Cubistes. Art Nègre“ waren hier bereits 1917 avantgardistische und afrikanische Kunstwerke zusammen präsentiert. Nach dem Ersten Weltkrieg war die abendländische Kultur grundsätzlich in Frage gestellt, Kunst sollte nun radikal anders werden. Schon die Expressionisten und Kubisten waren an den formalen Elementen außereuropäischer Kunst zur Entwicklung einer neuen Bildsprache interessiert. Doch die Dadaisten erkannten in der Kunst fremdländischer Kulturen überdies einen schlüssigen Gegenentwurf zur eigenen überholten Gesellschaft. In der Auseinandersetzung fanden sie geeignete künstlerische Mittel, um ihren sozialen und politischen Protest auszudrücken. So ließ sich Marcel Janco unter anderem für seine dadaistischen Bilder und Masken von Artefakten aus Kamerun inspirieren. Sophie Taeuber-Arp zeigte sich wiederum von der Ausdruckskraft indigen nordamerikanischer und südafrikanischer Gestaltungen beeindruckt. Tristan Tzara wurde auf literarischer Ebene von afrikanischen und australischen Texten zu seinen „Poèmes nègres“ angeregt, und Hugo Ball berief sich bei seinen materialreichen Kreationen auf ozeanische Vorbilder. 1 WWW.BERLINISCHEGALERIE.DE Provokation und Überschreitung ästhetischer Normen Mit spartenübergreifenden Inszenierungen aus Musik, Text und Tanz attackierten die Dadaisten den gängigen Kunstbegriff. Die Darbietung von pseudo-afrikanischen Lautgedichten, Trommelrhythmen und Maskentänzen – spontan, vital und elementar – sollten das Publikum schockieren sowie die Distanz zwischen Geschehen und Betrachter aufheben. Mit Bezugnahme auf das „Primitive“ wurden gleichzeitig Grenzen des eigenen Körpers und des Bewusstseins ausgelotet. Innerhalb der Ausstellung werden die Auftritte und Inszenierungen mit Hilfe von historischen Fotografien, Dokumenten und Ton-Beispielen dokumentiert. Hannah Höchs Collagen aus der Serie „Aus einem ethnographischen Museum“ bilden einen weiteren Kristallisationspunkt der Ausstellung. In ihren grotesk anmutenden Werken verbindet die Dadaistin Abbildungen nicht-westlicher Artefakte mit solchen „weißer“ Körperlichkeit. Diese Collagen werden nun vis-à-vis mit den Originalobjekten aus Afrika, Asien und Ozeanien gezeigt, die Höch motivisch verarbeitet hat und die sich heute zum Teil im Besitz des Museums Rietberg befinden – nur ein Beispiel der ungewöhnlich fruchtbaren Zusammenarbeit zweier Häuser mit gänzlich verschiedenem Sammlungsprofil. Die Ausstellung beschreibt eine historische Situation. Insofern werden rassistische und kolonialistische Termini wie „primitiv“, „Neger“, „nègre“ in der Schau allenfalls als historisches Zitat in Anführungsstrichen verwendet. Die Begriffe wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf Gesellschaften in Afrika, aber auch Ozeanien projiziert, die als ursprünglich empfunden wurden. Künstler (Auswahl): Mit ca. 100 Werken (Collagen, Assemblagen, Masken, Skulpturen, dokumentarisches Material, Foto-Reproduktionen, Ton-Installationen) namentlich unbekannter Künstler aus Afrika, Ozeanien und Asien, des Meisters von Buafle sowie von Hans Arp, George Grosz, John Heartfield, Raoul Hausmann, Erich Heckel, Hannah Höch, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco, Man Ray, Hans Richter, Karl Schmidt-Rottluff, Sophie Taeuber-Arp, Tristan Tzara. Katalog Im reich illustrierten Katalog von 244 Seiten werden aus ethnologischer, historischer und kunsthistorischer Sicht die Zusammenhänge der dadaistischen Positionen mit Kunst, Musik und Literatur aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien erläutert. Verlag: Scheidegger & Spiess / Hrsg. von Ralf Burmeister, Michaela Oberhofer und Esther Tisa Francini / Sprachen: Deutsch (Englisch ab Juni 2016) / Preis: 34,80 € (Museumsausgabe), 38,00 € (Buchhandelsausgabe) / ISBN: 978-3940208-42-2 (Museumsausgabe), 978-3-85881-507-1 (Buchhandelsausgabe deutsch), 798-3-85881-779-2 (Buchhandelsausgabe englisch). Nationale und internationale Leihgeber Aargauer Kunsthaus, Aarau / Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen / Brücke-Museum, Berlin / Centre Pompidou, Mnam/Cci, Paris / Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg / Institut für Auslandsbeziehungen e. v., Stuttgart / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Musée du Quai Branly, Paris / Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg / Museum für Gestaltung, Zürich / Museum Wiesbaden / Nordamerika Native Museum (NONAM) Zürich / Stiftung Arp e. V. Berlin, Rolandswerth / Völkerkundemuseum der Universität Zürich / und private Sammler, die ungenannt bleiben möchten. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft Seiner Exzellenz Dr. Otto Lampe, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz und in Liechtenstein, und Ihrer Exzellenz Christine Schraner Burgener, Schweizerische Botschafterin in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wird ermöglicht durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin. 2 WWW.BERLINISCHEGALERIE.DE
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