Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 1 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Wort der Redaktion Sehr geehrte LeserInnen, Wir freuen uns, Ihnen die 25. Ausgabe unserer Zeitschrift „Die Sonne‟‟ präsentieren zu dürfen. Seit dem 1. Juni 2010, in den vergangenen sechs Jahren, haben wir nicht aufgehört, Sie jedes Quartal über die Aktivitäten zu informieren. Durch freiwilliges Engagement ermöglichen wir auch eine übersetzte Version der Zeitschrift ins Deutsche. Mehr Infos finden Sie auf unserer Webseite: www.dielli-demokristian.at. Darüber hinaus gibt es auch schon seit langem eine Fanpage in „Facebook‟‟. Natürlich sind Sie auch dort herzlich willkommen! Die Zeitschrift „Die Sonne‟‟ in Wien bringt auch diesmal Artikel aus Mitarbeitern aus Österreich, Deutschland, Albanien und Kosovo. Im Fokus stand dieses Mal die Gründung der österreichisch-kosovarischen Freundesgesellschaft. Aus den kulturellen Aktivitäten muss man zwei Buchpräsentationen erwähnen: des Romans ,,1803‟‟ und des Gedichtbandes ,,Besa‟‟ von dem Autor Besim Xhelili, der aus dem Tetovo (Mazedonien) kommt und derzeit in Österreich lebt und sowie die Lesung im Rahmen der ,,Wiener Integrationswoche‟‟, welche vom Bund der Albanischen Schriftsteller und Kulturschaffenden in Österreich ,,Alexander Moisiu‟‟ (www.moisiu.eu) veranstaltet wurde. Der neue Verband unserer Diaspora, die Albanische Studenten- und Jugendgesesllschaft (www.aysa-austria.com) veröffentlichte ihre erste Ausgabe der Stundent-Zeitschrift ,,Skripte‟‟ (albanisch und deutsch). Was den sportlichen Teil betrifft, schloß der albanische Fußball-Sportverein SV Albania (www.svalbania.at) die Meisterschaft erfolgreich ab. Auch die Albanische Fussballliga (www.futbollshqiptar.eu) eine gute Saison hinter sich ließ. Ebenfalls ist der et Wettbewerb des Schachklubs Aberia (www.arberia.at) zu erwähnen, welcher dieses Jahr in der Liga B in Wien teilnahme. In dieser Ausgabekönnen sie Aufsätze, Leitartikel und Analysen, die sich mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen auseinandersetzen finden. Um über uns und die Themen die wir herausgehoben haben mehr zu erfahren, können Sie uns unter der E-Mail Adresse: [email protected] anschreiben. Die nächste Auflage der elektronischen Zeitschrift ,,Die Sonne‟‟ erscheint im September 2016. Der Redaktionsrat dankt allen, die bei der Realisierung und beim Editieren dieser periodischen Zeitschrift geholfen haben, insbesondere denjenigen, die ihre Beiträge gesendet haben, sowie unseren Unterstützern. Wie bisher,wurde auch diese Auflage 16 durch freiwillige Arbeit und Engagement unserer Aktivisten zusammengestellt, gestaltet und veröffentlicht, ohne jegliche finanzielle Gegenleistung und so wird auch diese an tausende E-Mail Adressen unserer LeserInnen in alle vier Himmelsrichtungen verteilt. Mutter Teresa AKTUALITÄTEN ... habe einfach keinen Bock mehr gehabt 4 Lesung im Rahmen der Integrationswooche 5 Österreichisch-kosovarische Gesellschaft 7 INFO Kurz-Info aus Österreich 8 GESCHICHTE Die albanischen Parteigänger ÖsterreichUngarns 9 KULTUR/LITERATUR Geichte übersetzt von F. Laholli1 Ausschnitt aus dem Roman ,,1803„„ Erzählung: Essey über das Leben 13 14 16 SPORT Box: Shpetim Shala Schach: Sportverein Arberia 18 18 Wir wünschen Ihnen ein angenehmes Lesen! ZVR-Zahl: 604548200 Vereinskonto: BAWAG PSK: Empfänger: Albanischer Kulturverein ,,DielliDemokristian„„ IBAN: AT331400003610134318 BIC: BAWAATWW Cover: Besim Xhelili Deutsche Übersetzung und Anpassung: Mark Marku Copy-Rights: @dielli.demokristian Gründer: Anton Marku, M.E.S, M.A Redaktionsrat: Kristina Pjetri-Tunaj, Studentin Lush Neziri, Aktivist Mark Gjuraj, Aktivist MitarbeiterInnen: Agim Deda Lush Culaj Akil Koci Ndue Ukaj Anita Marku Sarë Gjergji Mark Marku, Student Vilson Kola, Dr. Med Hazir Mehmeti Valentina Pjetri 2 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 3 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Aktualitäten „„Auf den Krieg im Kosovo habe ich einfach keinen Bock mehr gehabt” LINZ/EBENSEE. Geht es um gelungene Integration in Oberösterreich, wird gerne das Beispiel von Lulzim Fejzullahi bemüht. So auch beim Tag der offenen Tür im Ausländerfachzentrum des Arbeitsmarktservice (AMS) in Linz. Lulzim Fejzullahi (29) lebt seit 2002 in Österreich und betreibt ein Lokal in Ebensee. Die OÖNachrichten haben mit Fejzullahi über seinen Weg vom Asylwerber zum Unternehmer gesprochen. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich erzähle jedem gerne, wer ich bin und woher ich komme. Damit habe ich auch kein Problem. Und ich denke, dass es auch den anderen nichts ausmacht. Wenn ich jetzt schaue, wer in mein Lokal kommt, dann muss ich sagen, dass ich ein super Publikum habe. Es sitzt auch der Bürgermeister bei mir und muss sich nicht dafür schämen, dass er zu einem Kosovaren geht. Iris Schmidt (Leiterin AMS-Ausländerfachzentrum), Insaf Dönmez, Lulzim Fejzullahi, AMS Oberösterreich-Geschäftsführerin Birgit Gerstorfer Bild: Cityfoto/Pelzl OÖN: Sie sind 2002 vom Kosovo nach Österreich gekommen. Was waren Ihre Beweggründe dafür? Fejzullahi: Nach zwei Jahren habe ich auf den Krieg im Kosovo einfach keinen Bock mehr gehabt. Ich bin nicht einfach so weggegangen, ich wollte die Chance bekommen, ein besseres Leben zu führen. Lulzim Fejzullahi (Quelle: http://www.nachrichten.at/anzeigen/karriere/ art146,1299894) Wie haben Ihre Anfänge in Österreich ausgesehen? Zu Beginn kannst du dir die Arbeit nicht aussuchen. Ich habe als Abwäscher in Altmünster begonnen. 2004 habe ich mir dann gedacht, dass ich das nicht die nächsten 50 Jahre machen will. Ich habe dann über das BFI eine Lehre als Restaurantfachmann begonnen und nebenbei noch geringfügig bei den Traunseehotels gearbeitet, wo ich nach der Lehre als stellvertretender Restaurantleiter und danach als Cateringleiter tätig war. Sie haben einen steilen Aufstieg hingelegt. Was würden Sie als Ihr Erfolgskonzept bezeichnen? Einerseits gehört natürlich immer etwas Glück dazu, aber auch Fleiß und Wille. Ich schaffe es nicht, einfach stehenzubleiben, ich will mich immer weiterentwickeln. Daher habe ich jetzt auch zwei Jobs. Ich bin mit einem Weinlokal in Ebensee unter die Unternehmer gegangen und arbeite weiter als Gastro-Trainer im BFI in Gmunden. Vielen Migranten fällt der Sprung nach Österreich nicht so leicht, wie das bei Ihnen der Fall zu sein scheint. Warum? Das ist ein heikles Thema. Auf der einen Seite muss man schon selbst das Beste geben, um sich zu integrieren. Man muss so schnell wie möglich die Sprache lernen und auch auf die Menschen zugehen. Vielleicht ist das im Salzkammergut aber auch leichter als in der Stadt. Wichtig ist sicher auch, dass man nicht nur mit Leuten zusammen ist, die auch aus dem Ausland kommen, sondern sich auch unter die Einheimischen mischt. Bisweilen wird Integration damit gleichgesetzt, dass man seine Identität aufgeben muss. Wie stehen Sie zu diesem Thema? 4 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Von: Hazir Mehmeti, Autor dhe Publizist in Wien/Österreich ([email protected]) Lesung anlässlich der Wiener Integrationswoche Wien, am 11. Mai 2016: Der Bund der albanischen Schriftsteller und Kulturschaffenden in Österreich ,,Aleksander Moisiu”(www.moisiu.eu) veranstaltete eine literararische Lesung im Rahmen der ,,Wiener Integrationswoche‟‟. Die Teilnahme der AutorInnen mit ihren Werken auf Albanisch, Deutsch, Swahili (Kenia), Tscherkessisch, Polnisch und Türkisch zeigt erneut die Ernsthaftigkeit und die Interkulturelewerte dieser Lesung. Der schöne Saal des Amtshauses des 9. Bezirkes der österreichischen Hauptstadt Wiens empfang viele Wohlwollende des literarischen und poetischen Wortes. Leider fehlten diesmal, auch wenn sie schon zu vielen Veranstaltungen eingeladen worden sind, die Vertreter der albanischen Verbände, darunter auch der Koordinationsrates der Albanischen Vereine in Österreich. Anton Marku, der Vorsitzende des Bundes eröffnetedie Lesung durch die Begrüßung der Anwesenden im Namen des Bundes. Dannach bedankte er sich bei dem Vertreter der Gemeinde des 9. Bezirkes in Wien und somit auch persönlich bei derBezirksvorsteherin Frau Martina Malyar. Er drückte außerdem die Dankbarkeit gegenüber den Unterstützern aus, die bei der Organisierung dieser Lesung mithalfen. Marku sprach noch über die fünfjährige Geschichte des Bundes ,,Alexander Moisiu” sowie dessen Ziele und betonte unteranderem, dass ,,innerhalb dieser Zeit zwei Anthologien in deutscher und albanischer Sprache veröffentlicht wurden, währenddessen über 40 Lesungen gehalten wurden, in denen wir Dutzende von Werken unserer AutorInnen hier in Österreich und anderen Ländern präsentiert haben”. Foto aus der literarischen Lesung Das Programm wurde geschmacksvoll in zwei Sprachen von Vlora Januzi geleitet, eine Aktivistin und Mitgliederin des Bundes. Sie lud vor dem Publikum ein: ,,Wir reisen durch Kenia, die Türkei, Poland und Kosovo nach Österreich. An diesem Abend kommen fünf AutorInnen zusammen, die die Literatur vereint. Ausgehend von dem Gedanken, dass jede künstlerische Arbeit das Produkt einer Biographie des Schöpfers ist, haben wir die Möglichkeit die Früchte dieser fünf AutorInnen heute Abend genießen zu können”. Zuerst las die bekannte Schriftstellerin und Publizistin aus Kenia,die derzeit in Oslo und Wien lebt,Philo Ikonya ihre eigenen Gedichte, Kurzgeschichten und Erzählungen vor. Aus seinen Werken las auch der bekannte österreichische Schriftsteller Peter Paul Wiplinger, Ehrenmitglied des Bundes, vor. Er hat bisher über 45 literarische Werke geschrieben, die in über 20 Sprachen, unteranderem ins Albanisch, übersetzt sind. Wiplinger, der an mehr als 350 Lesungen in vielen Ländern teilnahm, las aus seinen neuesten Veröffentlichungen vor. Die Dichterin aus Poland Marzanna Danek, präsentiere ihre Poesien mit verschiedenen Motiven. Sie hat ihre Publikationen in vielen Ländern veröffentlicht und ist zugleich auch Siegerin mehrerer internationalen Auszeichnungen. Huseyin Simsek, türkischer Autor, welcher in Wien lebt, las aus seinen Werken einige Gedichte mit Motiven aus dem Leben, Heimat und Auswanderung. Anton Marku stellte die Gedichte aus seinen zwei letzten Bänden in deutscher und albanischer Sprache vor. Er ist Mitglied des PENClubs in Österreich und in der Anthologie von AutorInnen aus verschiedenen Nationen in Österreich vertreten. Die Literatur und Musik inspirieren sich gegenseitig und dies wurdeauch bei dieser lesung von zwei Instrumenten 5 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 erfüllt: Violoncello und Geige, gespielt von Anna Isabel Chan Floren und Venice Chan Flores aus Mexiko. Jeta Jashari Im zweiten Teil der literarischen Lesung, präsentierten sich die drei MitgliederInnen des Bundes, unter anderem Jeta Jashari, Studentin aus Tetovo (Mazedonien), die Gedichte von Ismail Kadare und Ali Podrimja, zwei bekannte albanische Schriftsteller las. Mergim Osmani (Kosovo) las aus seinem letzten Buch und Hazir Mehmeti (Kosovo) las einer kurzen Erzählung. Der Bund der albanischen Schriftsteller und Kulturschaffenden ,,Alexander Moisiu” ist ein gutes Beispiel für die Vetretung der Literatur in der albanischen Sprache neben den anderen Nationen in Österreich. Lesungen, die in vielen Städten in Österreich, Ungarn und Deutschland gehalten wurden, dienen dem interkulturellen Austausch.(Quelle: http://www.albinfo.ch/ore-letrare-nejaven-e-integrimit-ne-vjene-austri/) 6 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Österreichisch-Kosovarische Freundesgesellschaft gegründet 2008 erklärte der Kosovo nach fast zehn Jahren unter UNO-Verwaltung seine Unabhängigkeit. In Wien ist am 18. Mai 2016 die ÖsterreichischKosovarische Freundesgesellschaft gegründet worden. Sie soll die bilateralen Verbindungen zum jungen Staat Kosovo stärken und vermehren, wie dies Freundesgesellschaften mit zahlreichen anderen Staaten auch tun. Busek, vom früheren EU-Abgeordnete Hannes Swoboda (SPÖ) sowie von Bundesheer-Brigadier Johann Luif, der ein Jahr lang stellvertretender Kommandant der NATO-geführten KosovoSchutztruppe KFOR war. Seit 2008 ist Kosovo unabhängig Ranghöchster Gast aus dem Kosovo bei der Konstituierung der Freundesgesellschaft im Haus der Industrie war der stellvertretende Minister für die EUIntegration, Ramadan Ilazi. Der kosovarische Botschafter in Wien, Sami Ukelli, würdigte die Gründung der Gesellschaft als einen „„wichtigen Schritt zur weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen Österreich und Kosovo„„. Foto: APA/AFP/ARMEND NIMANI. Zum Vorsitzenden wurde der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Lukas Mandl (ÖVP) gewählt. „„Eine europäische Republik Kosovo ist im Interesse der Menschen im Kosovo und in Europa„„, sagte Mandl. "Es lohnt sich, dafür zu arbeiten." Mehr Zuversicht für Kosovaren Foto: KURIER/Dominik Schreiber Ulrike Lunacek (Grüne; im Bild), KosovoBerichterstatterin und eine der Vizepräsidentinnen des EU-Parlaments, ist eine seiner Stellvertreter. In einer Videobotschaft an die Gründungskonferenz begrüßte sie jüngste Fortschritte bei der Verankerung des Kosovo in Europa: Das Inkrafttreten eines Assoziierungsabkommens als erste vertragliche Basis mit der EU, die Empfehlung der EU-Kommission, die Visapflicht für Kosovaren aufzuheben, sowie die Aufnahme in den Fußballverband UEFA, der es der kosovarischen Nationalmannschaft ermöglicht, an europäischen Turnieren teilzunehmen. Dies gebe den Bürgern des Kosovo „„mehr Zuversicht, dass ihr Weg in die EU tatsächlich machbar und real ist„„. Die neue Freundesgesellschaft soll in den Dachverband PaN (Partner aller Nationen) aufgenommen werden. Beraten wird die Gesellschaft in ihren Aktivitäten u.a. vom Ex-Vizekanzler und Balkan-Experten Erhard Der Kosovo war eine Provinz Serbiens. Im Jahr 2008 erklärte der Kosovo nach fast zehn Jahren unter UNOVerwaltung seine Unabhängigkeit. Davor war es beim Zerfall Jugoslawiens 1998/99 zum Krieg gekommen, in den die NATO aufseiten der Kosovo-Albaner gegen das Belgrader Milosevic-Regime eingriff. 90 Prozent der Kosovaren sind ethnische Albaner. Russland und Serbien gegen Kosovo Bisher haben 111 Staaten der Welt die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannt. Serbien will das nicht tun, mit Unterstützung Russlands hat es eine Aufnahme des Kosovo in die UNO bisher verhindert. Zu den Staaten, die den Kosovo bisher nicht anerkannt haben, gehören auch fünf EU-Länder: Spanien, Rumänien, Griechenland, Zypern und die Slowakei. Österreich gehörte zu den ersten Anerkenner-Staaten. Wien war Schauplatz der Verhandlungen zwischen Prishtina und Belgrad, die eine einvernehmlich Lösung über den völkerrechtlichen Status des Kosovo bringen sollten. Serbien lehnte jedoch den Vorschlag des UNOVermittlers Martti Ahtisaari ab, so dass der Kosovo, unterstützt u.a. von den USA, die Unabhängigkeit einseitig erklärte und den Ahtisaari-Plan mit seinen Unterstützern umsetzte. (Quelle: http://kurier.at/politik/ausland/oesterreichisch-kosovarischefreundesgesellschaft-gegruendet/199.527.932 ) 7 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Kurz-Info aus Österreich 8-23. April 2016: ,,Der Kürbis" von Luan Bajraktari wird in Wien präsentiert Nach dem Erfolg mit seiner interesanten Ausstellung ,,Parallel Vienna” in Österreich, nahm der Künstler aus dem Kosovo Luan Bajraktari an der nächsten Ausstellung in Wien teil. Die Ausstellung, an der Bajraktari teilnahm, wurde ,,Balkanisierung‟‟ genannt und fand in der Galerie ,,Friday Exit‟‟ statt. ,,Der Name der Ausstellung ist Balkanization, daher wird diese Ausstellung den Balkan als Kontext und einige Künstler aus dem Balkan nehmen” betonte Bajraktari. Er präsentierte diesmal seine Kreation, welche er als ,,Der Kürbis‟‟ nannte. Er betonte noch, dass er nicht über die Gründe der Ausstellung detalierter reden möchte. ,,Wenn ich mehr über diese Idee erzähle, wird es dann nicht mehr interessant für das Publikum werden. Ich möchte auf die Reaktion des Publikums gespannt bleiben”, sagte er unter anderem. Die Ausstellung wurden von Tausenden Kunstliebhabern besucht. 24. April 2016: Gründung der ,,Albanisch Euro-Atlantischer Lobby‟‟, Zweig in Österreich In den Räumlichkeiten des kulturellen und karitativen Vereins ,,Kercova”in Wien nahmen eine Reihe der Albaner in Österreich teil, vereint um den Albanisch Euro-Atlantischer Lobby. Bei der Gründungsversammlung waren anwesend unteranderem Intellektuelle, Künstler, Unternehmer und Aktivisten. Einige Teilnehmer waren auch aus Deutschland, Italien, Norwegen, der Schweiz, Slowenien, Kroatien, Montenegro und Mazedonien. Die Begrüßungsrede machte Ganimete Bajraktari, die die AlbanerInnen dazu aufrief, eigene Identität zu bewahren. Zum Schluß wurde der Übergangsrat bis zur Generalversammlung gewählt und besteht aus: Ganimete Bajraktari, Hidajete Fejza, Mentor Gashi, Naser Sherifi, Bardhi Krasniqi und Mehmet Manovi. 25. April 2016: Das Treffen der Bürgermeisterin aus Gjakova Kusari-Lila mit dem Bundespräsidenten Heinz Fischer Die Bürgermeisterin aus Gjakova (Kosovo) Mimoza Kusari-Lila, nahm an dem vom Außenministeriums Österreichsgefördet ,,Austria Leadership Program” teil. Sie wurde zu dieser Veranstaltung, mit dem Internationalen Charakter, als Vertreterin des Kosovos, als die erste Frau der Stadt Gjakova, eingeladen. Außerdem nahmen an dieser Veranstaltung auch andere Vertreter aus der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus 25 Ländern auf der ganzen Welt teil, unteranderem aus China, Russland, Kasachstan, Ukraine, Armenien, Serbien, der Turkei, Iran, Hong Kong usw. Während des Aufenthalts in Österreich, wurde die Bürgermeistern Mimoza Kusari-Lila von dem österreichischen Bundespräsidenten, seiner Exzellen Dr. Heinz Fischer in der Hofburg in Wien empfangen. 6. Mai 2016: Tag der offenen Tür der Botschaft der Republik Kosovo' in Österreich für die Wiener-BürgerInnen Im Rahmen der Veranstaltung ,,Tag der offen Tür der Botschaften”, welche von dem 4. Bezirk in Wien, in dem sich die kosovarische Botschaft befindert, organisiert wurde, fand der Tag der offenen Tür statt, welcher für die Wiener-BürgerInnen großes Interesse weckte, die Räumlichkeiten der Botschaft der Republik Kosovo' zu besuchen. Zana Rugova, erste Sekretärin der Botschaft und Faruk Ajeti, zweiter Sekretär, hießen den Besuchern willkommen und lobten zugleich Bezirksvorstehung für diese Initiative und die Möglichkeit, die diplomatische Mission des Kosovo‟ vor den Wiener-BürgerInnen präsentieren zu können. Rugova und Ajeti sprachen über die ausgezeichnete bilaterale Beziehung zwischen der Republik Kosovo' und Österreichs. 8 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Geschichte Von Mag. phil. Dr. Kurt Gostentschnigg, Graz Mag. phil. Dr. Kurt Gostentschnigg, geboren am 28.5.1965 in Eibiswald, Steiermark, Österreich.Historiker, Albanologe, Übersetzer und Schriftsteller. Diplomstudium der Geschichte und Germanistik (Sponsion 1990).Doktoratsstudium der Geschichte (Promotion 1996).Experte für die österreichisch-ungarische Albanologie 1867-1918, für die Verflechtung von Wissenschaft und Politik sowie für die österreichisch-ungarisch-albanischen Beziehungen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. 6 Jahre Lektor an der Universität Tirana (1993-1995 an der Germanistik der Fremdsprachenfakultät; 19962000 an der Fakultät für Geschichte und Philologie). 1 Jahr Lektor an der Universität Wien (2001-2002 am Institut für Sprachwissenschaft, Leitung von Albanisch-Kursen). 2 Jahre Lektor an der Universität Graz (2004-2006 am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft, Übersetzen und Dolmetschen Deutsch-Albanisch). 5 Jahre Lektor an der Universität Shkodra (2006-2011 an der Germanistik der Fremdsprachenfakultät). Freier Historiker und Übersetzer (2000-2004 und 2011-2013).Seit April 2014 an der Universität Graz angestellt im FWF-Forschungsprojekt „Die österreichisch-ungarische Albanologie 1867-1918 – ein Fall von Kulturimperialismus?‟‟. Die albanischen Parteigänger Österreich-Ungarns. Ein Versuch der Rekonstruktion des Brückenkopf-Feldes an der Peripherie des habsburgischen Zentrums (vierte Teil) Lazër Mjeda / Lazzaro Miedia (1869-1935): Lazër Mjeda / Lazzaro Miedia Der austrophile Shkodraner Kleriker Lazër Mjeda 1, Bruder des bekannten Schriftstellers Ndre Mjeda, beide Begründer der sprachwissenschaftlich-literarischen Gesellschaft „Agimi“ in Shkodra, Absolvent des „Collegio Pontificio“ in Shkodra, 1891 zum Priester geweiht und der Diözese Pulti zugeteilt, Sekretär und Ratgeber des Bischofs von Pulti, beliebter, volksnaher Seelsorger, Bischof von Sapa 1900-1904, 1904 Koadjutor (Beistand) cum jure successionis des Primas 1 Siehe zu Folgendem Deusch (2009), S. 436-448. von Albanien und Erzbischofs von Shkodra, Mgr Pasquale Guerini, 1909-1921 Erzbischof von Skopje, trug mit seinem selbstaufopfernden Entgegenkommen entscheidend zum positiven Resultat des Alphabetkongresses in Monastir bei und war ein opferwilliger Förderer aller patriotischen Bestrebungen auf literarischem Gebiet. Kral berichtete im Februar 1906 an Außenminister Goluchowski, dass Mjeda Hochländer dazu brachte, sich an das k. u. k. Generalkonsulat zu wenden, woraus sich eine günstige Kooperation zwischen Erzbistum und Generalkonsulat entwickelte, was zum bedeutenden Anstieg des Prestiges der Monarchie beigetragen habe. Andererseits vertrat Mjeda bereitwillig die Anliegen der sich an ihn wendenden Katholiken vor den osmanischen Behörden, was dem Generalkonsulat eine Last abgenommen und die Gefahr von Konflikten wesentlich gemindert habe. Wien könne sich keinen besseren Erzbischof für Shkodra wünschen, denn Mjeda sei der populärste und einflussreichste aller albanischen Bischöfe mit starkem Rückhalt in der Bevölkerung und dessen Bemühungen zur Beilegung der Streitigkeiten der Malissoren stärke das Vertrauen der osmanischen Lokalregierung. Nichtsdestotrotz wurde Mjeda Ende April 1909 von der Kurie zum Erzbischof von Skopje ernannt, ohne ihn zu befragen oder Wien zu informieren. Kral forderte vom Ballhausplatz sofortige energische Maßnahmen zur Rückgängigmachung dieser Entscheidung, doch Außenminister Aehrenthal war anderer Meinung: es entspräche den Wünschen Wiens, die Erzdiözese Skopje-Prizren einem loyalen Prälaten anzuvertrauen. In den Augen Krals war die Versetzung Mjedas ein schwerer Schlag für die kirchenpolitische Stellung der Monarchie im Vilayet Shkodra und ein Erfolg für die italienische Partei, denn sollte Serreqi der Ersatz für Mjeda in Shkodra werden, dann wäre es ein vollständiger Sieg für die Italiener. Erzbischof Guerini sprach sich gegen Serreqi als seinen Nachfolger aus und protestierte gegen die Versetzung Mjedas, unterstützt von einem Kollektivgesuch der Katholiken und des Klerus von Shkodra an den Papst. Ende Oktober 1909 reichte Guerini jedoch ein Gesuch um Enthebung von seinem Posten wegen hohen Alters ein. Ende Jänner 9 Zeitschrift „Die Sonne“ 1910 kandidierte Mjeda erfolglos für die Erzdiözese Shkodra, denn zwei Monate später schlug die Propaganda Fide Serreqi zum neuen Erzbischof von Shkodra vor, dessen Ernennung vom Papst bald darauf geschah. Obwohl es gegen die Gepflogenheiten im Sinne des Einvernehmens Roms mit der k. u. k. Schutzmacht keine Konsultation Roms mit Wien vor der Ernennung Serreqis gegeben hatte, reagierte Außenminister gegenüber Rom zu langsam. Kral vermutete bereits im Juni 1909, dass die Entfernung Mjedas aus Shkodra ein Resultat der italienischen Bemühungen beim Papst infolge von Intrigen der persönlichen Gegner Mjedas unter den albanischen Prälaten und unter der Shkodraner Stadtgeistlichkeit sei. Auf Anregung Krals wurde der an einer Blinddarmentzündung leidende Mjeda zur Operation nach Wien geholt, was allerdings nichts an seiner zumindest zeitweiligen Verstimmung gegen den Ballhausplatz wegen seiner Übergehung bei der Besetzung des erzbischöflichen Stuhles von Shkodra änderte. Eqrem Bey Vlora (1885-1964): Eqrem Bey Vlora Der fast bis zuletzt austrophile Eqrem Bey Vlora 2, Politiker und Publizist, Sohn von Syrja Bey Vlora, einem der reichsten Großgrundbesitzer Südalbaniens, und Neffe mütterlichseits von Esat Pascha Toptani, 2 Siehe zu Folgendem BLzGSOE, Bd. IV, S. 425-428; Wikipedia, englisch, albanisch. Nr. 25: Wien, Juni 2016 seinem politischen Hauptgegner, Absolvent des Wiener Theresianums, arbeitete zunächst für das osmanische Außenministerium und reiste jahrelang durch Europa, Albanien und den Orient. Seine erste politische Schrift „Ziele und Zukunft der Albanesen“ veröffentlichte Eqrem Vlora unter dem Pseudonym „Merke Yeb Arolv“ in der „Österreichischen Rundschau“ 15 (1908), worin er sich besonders mit Leopold Freiherr von Chlumeckys „Österreich-Ungarn und Italien“ auseinandersetzte. Nach dem Bruch mit den Jungtürken verfasste er seine 1911 in Wien veröffentlichte politisch-historische Abhandlung „Die Wahrheit über das Vorgehen der Jungtürken in Albanien“. Im Juli 1912 schrieb er einen Brief an Außenminister Berchtold, in dem er die Doppelmonarchie bat, sich im Falle des Zerfalls des Osmanischen Reichs für Albanien einzusetzen. Ein bis zwei Wochen vor Ausbruch des Ersten Balkankriegs wurde Eqrem Vlora von seinem Vater, der inzwischen versuchte, eine Versammlung aller albanischen Notabeln nach Vlora einzuberufen, nach Wien geschickt, um sich über die Haltung ÖsterreichUngarns gegenüber dem Plan Syrja Vloras und eine eventuelle Hilfeleistung von Seiten der Donaumonarchie zu informieren. Außer Alfred Rappaport von der Albanien-Abteilung des Ballhausplatzes glaubte ihm niemand, dass das Osmanische Reich den Krieg gegen den Balkanbund verlieren würde.3 Sollte es jedoch tatsächlich zu einem Zusammenbruch des europäischen Teils des Osmanischen Reichs kommen, müssten die Albaner nach Ansicht der k. u. k. Führungsspitzen so schnell wie möglich irgendwo eine Volksvertretung einberufen, welche die Unabhängigkeit und Neutralität Albaniens ausrufen sollte. Die Doppelmonarchie würde auch im Falle eines Sieges des Osmanischen Reichs die Idee einer Autonomie für Albanien vertreten, im Falle einer Niederlage aber die Existenz eines freien, selbständigen Albaniens anerkennen und verteidigen.4 Als am 19.11.1912 griechische Truppen in Himara gelandet waren, folgte Eqrem Vlora dem Ruf des albanischstämmigen Kommandanten von Ioannina und zog mit einigen Hundert Freischärlern nach Himara, sodass kein geeigneter Politiker in Vlora zurückblieb, der Ismail Qemal Vlora die Stirn hätte bieten können. Nach mehreren erfolgreichen Gefechten mit den griechischen Truppen in der Gegend von Himara wurde Eqrem Vlora von seinem Onkel Qemali nach Vlora zurückberufen und zum Vize-Vorsitzenden des Ältestenrats ernannt, obwohl er erst 27 Jahre alt war. Ende Juni 1913 reiste er mit einigen anderen Notabeln nach Rom und Wien, um die Adriamächte zur Verteidigung der albanischen Südgrenze und zur Beendigung der Pogrome gegen die muslimische albanische Bevölkerung zu veranlassen. Im Februar 1914 war Eqrem Vlora Mitglied der Delegation, die nach Neuwied zum soeben gewählten 3 4 Vlora (1968), S. 257; Vlora (2013a), S. 281 f., Fußnote 172. Vlora (1968), S. 258. 10 Zeitschrift „Die Sonne“ Fürsten Albaniens, Wilhelm zu Wied, reiste, zu dessen Sekretär und Übersetzer er bestimmt wurde. Nach Wieds Ankunft in Durrës Anfang März 1914 wurde er zum Generalsekretär des Außenministeriums ernannt. Während der Belagerung von Durrës war er Kommandant einer Freiwilligenabteilung zur Verteidigung der Stadt und wurde wegen seiner Tapferkeit ausgezeichnet. Nach Wieds Flucht Anfang September 1914 ging er nach Brindisi, Athen und Korfu. Mitte März 1915 fuhr er nach Italien, wo er als Anhänger der Mittelmächte inhaftiert wurde. Auf Vermittlung der spanischen Regierung konnte das österreichisch-ungarische Außenministerium Eqrem Vlora gegen drei in Wien festgehaltene Italiener austauschen. Prenk Bibë Doda (1858-1919): Nr. 25: Wien, Juni 2016 Disraeli, Earl of Beaconsfield, ein Memorandum mit der vergeblichen Forderung, eine albanische Delegation beim Berliner Kongress zuzulassen. Bei der Verteidigung von Tuzi zog er sich auf Druck Österreich-Ungarns, das ein Übergreifen der albanischen Autonomiebestrebungen auf Bosnien-Herzegowina befürchtete, mit einem Teil der Männer von Mirdita zurück. Dennoch verhaftete ihn die osmanische Regierung im Zuge der Zerschlagung der Albanischen Liga und schickte ihn 1888 mit geheimem Einverständnis Österreich-Ungarns ins Exil nach Anatolien. Erst nach der Jungtürkischen Revolution 1908 durfte Doda nach Mirdita zurückkehren. 1910 unterstützte er noch die Niederschlagung des großen Aufstands durch die osmanischen Truppen unter Turgut Pasha. 1910/11 führte er bereits die Aufstände gegen die Osmanen an und gründete gemeinsam mit dem Italoalbaner Terenzio Tocci am 26. Oktober 1911 in Mirdita eine provisorische Regierung Albaniens, die von der Hohen Pforte abgelehnt wurde. Nach der Unabhängigkeitserklärung verhielt sich Doda der Regierung Qemali gegenüber solidarisch, während er auch mit den in Nordalbanien stehenden serbischen Truppen Kontakte pflegte. Laut Berichten des Evidenzbüros6 vom 16.,18. u. 20.1.1913 sei er für Serbien und Montenegro eingetreten, weil beide Staaten ihm die Herrschaft über das zu errichtende Fürstentum Mirdita inklusive Shkodra zugesichert hätten. Er habe auch Verbindungen mit Rom gehabt, von wo er für proitalienische Agitation 150.000 Francs erhalten haben soll. Schließlich wurden ihm mit Erlass von Außenminister Berchtold vom 6.6.1913 alle Subsidienzahlungen gestrichen. Der Nationalgedanke schien im Vergleich zu seinem Streben nach regionaler Autonomie keine so große Rolle gespielt zu haben.7 Prenk Bibë Doda Der zunächst frankophile und montenegrophile, später italophile und serbophile und nur bedingt austrophile Prenk Bibë Doda5, Kapitän von Mirdita, Führer der Widerstandsbewegung gegen die Osmanen und Politiker im Fürstentum Albanien, unterstützte 1876 gemeinsam mit Prenk Doçi die Montenegriner beim Aufstand gegen die Osmanen. Unter dem Eindruck der osmanischen Erfolge und aufgrund von finanziellen Versprechungen des österreichisch-ungarischen und englischen Konsuls in Shkodra und der von ihnen versprochenen Unterstützung seiner Forderung nach Anerkennung als Mirdita-Kapitän zog sich Doda vom Aufstand zurück. Er war in Shkodra einer der Hauptakteure der Albanischen Liga von Prizren und schickte dem britischen Premierminister Benjamin 5 Siehe zu Folgendem BLzGSOE, Bd. I, S. 416 f.; Wikipedia, englisch, albanisch. Interessant ist es zu verfolgen, wie es zur Abwendung der Fürstenfamilie Doda von Österreich-Ungarn und zur Hinwendung derselben zu Frankreich kam.8 Die französischen Bindungen der Familie gehen auf das Freundschaftsverhältnis zwischen dem Mirditenkapitän Bib Doda Pascha, dem Vater Prenks, und dem französischen Konsul Hyacinthe Hecquard in Shkodra zurück. Bib Doda machte 1868 am Sterbebett den französischer Konsul zum Vormund seiner minderjährigen Kinder. Nach seinem Tod gab es keine Anerkennung der Erblichkeit der Herrschaft der Familie Doda von Seiten der Pforte. Auf dem Berliner Kongress erreichten Österreich-Ungarn und Frankreich, dass die Pforte den Mirditen wieder einen katholischen Gouverneur aus den Verwandten Dodas bestellen musste. Der elfjährige Prenk wurde 1869 vom Ältestenrat Mirditas zum Kapitän gewählt. Der damalige Gouverneur Essad Pascha ernannte jedoch Kapitän Gjoni zum Kaimakam Mirditas, womit zum ersten Mal der Titel eines Regierungsbeamten verliehen wurde, und ließ die Großmutter und Mutter Prenks nach Shkodra bringen. Doda wurde 1871 als Geisel nach Konstantinopel 6 Hier zitiert nach Robel, Gert (1966): Franz Baron Nopcsa und Albanien. Wiesbaden: Harrassowitz, S. 116-118. 7 BLzGSOE, Bd. I, S. 417. 8 Siehe zu Folgendem Deusch (2009), S. 669-678. 11 Zeitschrift „Die Sonne“ geschickt, wo er bis 1876 bleiben musste. Damals war das Vertrauen der Familie Doda zu Österreich-Ungarn noch größer als zu Frankreich. Als im April 1877 die Militärexpedition der Osmanen gegen Mirdita stattfand, schrieb Doda Briefe an Generalkonsul Konrad Wassitsch in Shkodra, worin er Österreich-Ungarn und Frankreich bat, bei der Pforte zu intervenieren und ihn, seine Familie und Anhänger zu schützen. Am Berliner Kongress setzten sich sowohl Österreich-Ungarn als auch Frankreich für die Verteidigung der Privilegien Mirditas ein. Im Mai 1880 war Prenks Mutter Marcella Doda die Stellvertreterin der Taufpatin von Frieda, der Tochter des Konsuls Friedrich Lippich in Shkodra, wodurch ein besonders freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden Familien geschaffen und der französische Einfluss auf die mirditische Fürstenfamilie zurückgedrängt wurde. Nr. 25: Wien, Juni 2016 auszugehen schien, dass die Doppelmonarchie ihrer Dienste bedurfte. Wien war sich darüber im Klaren, dass die seit 1872 gewährten Subventionen nicht die Loyalität der Dodas gegenüber der Monarchie sicherte, doch die Aufrechterhaltung des Kontaktes ermöglichte immerhin eine gewisse Kontrolle derselben. Außerdem betrachtete Wien den französischen Einfluss in Albanien nicht als für die Monarchie gefährlich. (Fortzetzung folgt) Ein paar Jahre später kam es jedoch zum ersten Bruch in diesem zwischenfamiliären Verhältnis. Anlass war die am 14.10.1883 erfolgte Versammlung der Mirditen, auf der eine Eingabe an die Hohe Pforte mit der Forderung nach der Einsetzung Prenks in die Würde eines Kapitäns der Mirditen beschlossen wurde. Bei dieser Angelegenheit wurde die französische Regierung um Unterstützung gebeten. Der Bischof von Lezha, Mgr Malczynski, übergab dem französischen Konsul in Shkodra das Schreiben, der es an die Französische Botschaft in Konstantinopel weiterleitete. Diese Aktion wurde von Generalkonsul Lippich nicht gefördert, weil er nicht wollte, dass Prenk als französischer Protegé nach Albanien zurückkehrte und eine Autonomie Mirditas durch den Einfluss Frankreichs zustande kam, was dem Ansehen und Interesse der Monarchie geschadet hätte. Als Marcella Doda im Mai 1885 im Zusammenhang mit einem innerfamiliären Mordfall als Zeugin vernommen werden sollte, suchte sie beim französischen Konsulat und nicht beim k. u. k. Generalkonsulat Schutz. Der französischer Konsul Le Rée brachte Marcella Doda und ihre Tochter in das französische Konsulat und gewährte ihr Asyl, damit ihr der mirditische Kaimakam Kapitän Kola nicht den Mord in die Schuhe schieben konnte. Verhandlungen zwischen dem französischen Botschafter in Konstantinopel und dem Großwesir führten zum Ergebnis, dass Marcella Doda sehr wahrscheinlich schuldlos war. Laut Lippich gab es Indizien, dass die Russische Botschaft in Konstantinopel der Französischen in diesem Falle beigestanden habe. Seither misstrauten der Ballhausplatz und die k. u. k. Botschaft in Konstantinopel der Familie Prenks. 1911 erfuhr Wien, dass die Familie Doda regelmäßig von Frankreich subventioniert wurde, und reduzierte die Subvention auf die ursprüngliche Höhe von 12000 Franken, nachdem sie in den letzten beiden Jahren verdoppelt worden war. Das Ministerium des Äußeren betrachtete diese Zahlungen als humanitäre Unterstützung einer verfolgten Fürstenfamilie und nicht als übernommene Verpflichtung, während die Familie Doda in einer Überschätzung ihrer politischen Bedeutung davon 12 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Kultur/Literatur Zweisprachige Gedichte GEORG TRAKL (1887 - 1914) Im Park Në park Wieder wandelnd im alten Park, O! Stille gelb und roter Blumen. Ihr auch trauert, ihr sanften Götter, Und das herbstliche Gold der Ulme. Reglos ragt am bläulichen Weiher Das Rohr, verstummt am Abend die Drossel. O! dann neige auch du die Stirne Vor der Ahnen verfallenem Marmor. Rishtas duke shëtitur në parkun e vjetër, O! qetësi lulesh të verdha e të kuqe. Edhe ju pikëlloheni, ju zotërat e butë, Edhe ari vjeshtak i vidhit. I qetë ngrihet kallami në gjolin kaltërosh Mullibardha heshtuar mbrëmjes. O! ule edhe ti ballin Para mermerit të prishur të të parëve. GREGOR M. LEPKA (1936 - ) Reisen Udhëtimet Die Straßen kreuzen sich immer wieder dort, wo wir es nicht vermuten. Und unsere Reisen finden gerade dort ein Ende, wo sich der Nebel senkt, langsam die Landschaft verbirgt, ausklingen läßt die Gedanken. Rrugët kryqëzohen ngaherë atje, ku s'e presim. Dhe udhëtimet tona marrin fund pikërisht atje, ku mjegulla ulet, ku ngadalë fsheh visoren, ku bën të mbarojnë mendimet. PETER PAUL WIPLINGER (1939 - ) Rom Roma Das Licht an den Mauern. Drita tek muret. Das Leuchten in mir. Ndriçimi në mua. MANFRED CHOBOT (1947 - ) Sonderangebot Ofertë e veçantë komm und nimm dir meine gedanken ich schenke dir meine augen das fleisch an meinen knochen brauch ich bloß um dich zu lieben nimm alles was dir gehört nur laß mir meinen mund damit ich deinen namen flüstern kann eja dhe merri mendimet e mia t'i dhuroj edhe sytë mishi i ashtit më duhet veç për të të dashur ty merre gjithçka që të përket por gojën lëma të pëshpëris emrin tënd Shqipëroi nga gjermanishtja/Ins Albanische übersetzt von: FERDINAND LAHOLLI © der deutschen Texte bei den Autoren © der Übersetzung: Laholli 13 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Von Besim Xhelili, Wien Geboren am 11. Februar 1977 in Tetova (Mazedonien), aufgewachsen im Dorf Përshefca. Mittelschul-besuch in Tetova. Danach ein Jahr Geographie-Studium an der Universität Tetova. 1996 Veröffentlichung der Monatszeitschrift „Venera“. Seit 1998 in Wien. 2007 Fortsetzung seines Studiums in Wien. Bisher 4 Gedichtbände (auf Albanisch) veröffentlicht:„Emotionen“, Tetova 1996, „Ich in deinen Augen“, Shkup 2007, „Eingefrorene Ballade“, Prishtina 2012 und „Zwischen Blumen und Tränen“, Prishtina 2013, sowie „Besa“, Wien 2016 (Albanisch und Deutsch) und Roman „1803“, Wien 2016. Ausschnitt aus dem 1. Kapitel des Romans von Besim Xhelili “1803‟‟ (Wien, 2016) Ich wachte schweißgebadet von einem Alptraum auf. Es war beängstigend, fürchterlich! Ich war müde. Ich fühlte mich als wäre mein Geist über alle sieben Himmel entflohen und in ein fernes Reich von Dämonen gelandet, wo er versklavt worden war. Durch die schiere Last der unzähligen trüben Gedanken, die mich plagten, erkannte ich, dass der Aufenthalt meines Geistes in diesen Regionen fernab mein Bewusstsein, nichts Wünschenswertes hatte. Das ruhige Zimmer lässt mich darauf schliessen, dass ich hier allein bin. Ich wünschte, dass meine Gedanken auch zur Ruhe kämen. Ich kann nicht erkennen, ob ich in der Tat wach bin, oder immer von jenen unkontrollierbaren Vorstellungen getrieben werde, die man Traum nennt. Ich griff nach meinem Handy, das daneben lag. Es war 10 Uhr. Mit trübem Blick las ich einige Emails. Eigentlich bin ich nicht einmal in der Lage die Buchstaben und Zahlen richtig zu sehen. Einmal mit dem rechten und dann wieder mit dem linken Auge konzentriere ich meine Aufmerksamkeit und meinen Blick auf die Zeilen. Nichts darin erschien mir interessant, oder wertvoll. In der Küche war kein Geräusch zu hören! Sonst bewegt sich hier jeden Tag und ohne Unterbrechung meine Frau. Putzend, Geschirr abwaschend, oder kochend. Die Stimmen der Kinder sind auch nicht zu hören. Ich habe drei Kinder: einen fünfzehnjährigen Sohn, eine dreizehnjährige Tochter und den Kleinsten, der 10 Jahre alt ist. Ihre Mutter wird sie sicher zur Schule geschickt haben und ist selbst unterwegs, um den Einkauf zu erledigen. Ich steckte die Ohrhörer an und, wie so oft in letzter Zeit, spielte ich am Handy Musik ab und dachte mir, dass ich eine Weile liegen bleibe, um mir einige Songs anzuhören. Das mache ich jeden Tag. Meine Gedanken schweifen dabei aus und ich werde ruhig. Die Lieder, die ich schon zu oft gehört habe, überspringe ich einfach. Gleichzeitig öffne ich auch die Applikation eines virtuellen Kartenspiels. Wenn mir die Lösungen nicht gleich einfallen, beginne ich gleich ein neues Spiel, ohne nach einer Lösung zu suchen, ohne mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Mein Gott, wäre das nicht wunderbar, wenn es in meinem Leben nicht genau so wäre: wenn es einmal keine Lösung gibt, einfach kurz die Augen schliessen, um mir ein anderes Leben vorzustellen und wenn ich sie öffne, beginnt tatsächlich ein neues Leben. Was für einen Sinn hat das Leben, welches Mysterium birgt es in sich, dass es innerhalb von Mauern eingeschlossen ist, die unzerstörbar sind! Wir haben diese ganze Zeit, in der wir uns einfach treiben lassen, ohne uns darum zu kümmern, ob das auch gut ist! Wir haben all diese Wünsche und so wenige Möglichkeiten, um sie zu erfüllen! Wir haben Augen, um zu sehen, wie die unterschiedlichsten Schönheiten in unser Leben kommen, aber nur selten können wir sie auch geniessen. Wir sehen sie nur und darben … Ich bin einmal völlig lustlos und niedergeschlagen aufgewacht. Mit kaltem Wasser wusch ich mir das Gesicht und die Augen rieb ich mir lange. Aus dem Fenster sah ich den weißen Schnee. Lag überall auf den Dächern und wollte nicht schmelzen. Glitzerte, leuchtete derart, dass er meinen Blick brach. Das geschieht, weil meine Augen nicht die besten sind und ich seit sieben Jahren schon auf Brillen angewiesen bin. Aus dem anderen, halbgeöffneten Fenster dringt Vogelgezwitscher herein. Das beruhigt auf eine ganz eigene Weise. Der Vogel hat keine Ahnung von der Wirkung, die sein Gezwitscher auf mich ausübt. Er kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten, entlässt seinem Schicksal entsprechend sein Stimmchen in die Winterluft. Wie alle Menschen, Tiere und Pflanzen bin ich an der Schicksalskette gebunden und werde unweigerlich den Weg beschreiten, der mir vorbestimmt ist. Gestern musste ich eben auch unbedingt diesen Körper, den ich täglich herumschleppe, einfach fallen lassen, ausrasten, zum Schlafen hinlegen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass der Schlaf mich nicht entspannen, sondern noch mehr ermüden würde - sogar diesen unkörperlichen Teil von mir, der meinem Körper zu Feind geworden ist: den Geist. 14 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Auf dem Tisch häufte ich einige Lebensmittel an, um zu frühstücken. Ich achtete kaum darauf, was für Sachen das waren. Ich ergriff auch einige Eier, die bereits gekocht waren. Ich hatte keine Lust, mir jetzt einen Tee zu kochen und goss mir einfach Orangensaft ins Glas. Ich muss gestehen, dass ich zu jenen Männern gehöre, die zu ungeschickt sind, um ihr eigenes Essen hinzustellen. Ich habe Glück, dass meine Frau das übernimmt und sich um mich kümmert. Nachmittag Diesen Traum bekomme ich nicht aus dem Kopf. Ich würde mich gerne daran erinnern, aber ich möchte mich von den Geschehnissen nicht mitreissen lassen. Eines ist jedoch gewiss. Alles hatte mit meiner Arbeit zu tun. Seit acht Jahren arbeite ich in Wien als Straßenbahnfahrer. Vor sechs Jahren war ich an einem Unfall mit einem jungen Mädchen vor dem Rathaus/Gemeindebeteiligt. Zum Glück überlebte sie, doch ich bin darüber nie hinweg gekommen. Ich kann und will mir nicht vorstellen, wie es meinen Kollegen ergeht, die Unfälle erleben, bei welchen Menschen mit der Straßenbahn zusammenstoßen. Ich habe mich einige Male mit solchen Kollegen unterhalten. Sie haben mir zugesichert, dass ein derartiger Unfall keineswegs angenehm ist. Die Leute passen ja nicht auf! Die denken nicht einmal daran, dass wir die Straßenbahn nicht so lenken können, um die Gefahr stets zu vermeiden. Ich loggte mich im Internet in die Arbeitspläne ein und fand heraus, dass mein heutiger Dienst in der Linie 1 war. Ich machte mich auf dem Weg zur Arbeit. Die U-Bahn ist nur fünf Minuten Gehweg entfernt. Vor dem Haustor bleibt auch die Buslinie 14a stehen, mit welcher ich nur eine Station die U-Bahnhaltestelle erreichen kann. Ich stieg nicht ein, weil sich an besagter Busstation die Fahrer ablösen und ich in einem solchen Fall schneller zu Fuß bin. Außerdem steckt der Bus voller Fahrgäste. Besser zu Fuß also. Ich steckte die Ohrhörer an, überquerte die Straße und unmittelbar danacherreichte ich die U1 Station Keplerplatz. In Wien gibt es 23 Bezirke. Ich werde heute die Straßenbahnlinie 1 um den ersten Bezirk herum, in den zweiten, dritten, vierten, fünften und schließlich zehnten Bezirk schippern. Im ersten Bezirk fahre ich um den Ring herum. Hier befinden sich die meisten historischen und künstlerischen Denkmäler Wiens. Ich finde es nett die Ringlinien zu fahren. Ich geniesse die Sehenswürdigkeiten. Habe es viel mit Touristen zu tun. Unterschiedliche Menschen aus fernen Ländern mit unbekannten Sitten und Bräuchen. Am Eingang der U-Bahnstation wartet wie immer ein junger Mann oder junge Frau mit einer Stapel Zeitungen im Arm. Als wäre mein Leben hoffnungslos monoton, langweilig, leer und sinnlos, wollen sie mir um jeden Preis eine der Blätter aufdrängen, obschon ich in diesem Moment übervoll an Informationen und der Dynamik des Lebens bin. Der Mann streckte die Hand, lächelte, wie ein Hund, der sich verlaufen hat, bot er mir die Zeitung an. Ich erwiderte das Lächeln und meiner Gewohnheit entsprechend steckte ich einen Ohrhörer ab: „„Heute bin ich so voll an Informationen, dass ich gleich platze, wenn ich noch mehr bekomme„„, sagte ich. Er stand da mit der Zeitung in der Hand, zog sie dann zurück und legte sie auf den Stapel, den er im anderen Arm trug. „„Du bist nur ein verrückter Trottel„„, las ich in seinem Blick, während ich mit einem naiven Lächeln meinem gerade eben ausgesprochenen, freien Gedanken Nachdruck verlieh. Am Schwedenplatz wechsele ich von der U1 auf die U4, mit welcher ich eine einzige Station weiterfahre, um meinen Arbeitsplatz am Schottenring zu erreichen. Unser Arbeitsplatz wird Expedit genannt. Hier halten wir uns aber nur in den Pausen auf, genau genommen ist mein Arbeitsplatz die Fahrerzelle in der Straßenbahn. Ich bemerkte, dass ich in zwei Minuten beginnen musste. ich meldete mich einmal am Telefonapparat an. Nachdem wir uns angemeldet haben, haben wir noch 5 Minuten Zeit, um die Straßenbahn zu übernehmen. Mit den Kollegen, die sich im Raum befanden, konnte man sich kaum unterhalten. Einer davon gehörte zu den ältesten überhaupt. Vielleicht war er von seinem Arbeitsleben nervlich so am Ende, dass er nun vorgeben musste, die Zeitung zu lesen, um keine Gespräche führen zu müssen. Man merkt aber, dass er nicht so richtig liest. Er wünscht sich nur, dass kein Mensch auf ihn aufmerksam wird. Dabei scheint er zu vergessen, dass sein Wunsch uns anderen nicht ungelegen kommt. Ich habe die Gewohnheit jeden Kollegen zu begrüßen, sei es im Expedit, oder bei unseren Begegnungen während der Fahrt. Das habe ich von Anfang an so gehandhabt, weil ich davon ausging, dass Menschen als Kollegen sich nunmal gegenseitig begrüßen. Da geht es nicht um irgendeine Bevorzugung oder Zuneigung. Mit der Zeit habe ich jedoch eingesehen, dass einige von uns - Gott bewahre - nicht einmal ihr eigenes Leben mögen. Ich zweifle nicht daran, dass viele von ihnen, das Gesicht hassen, das sie morgens im Spiegel sehen. Wie eintönig muss ihr Alltag nur sein! Ich dachte eine Weile, ich sei der ärmste auf der Welt. Ich dachte fast, ich habe genug von meinem Leben. Aber siehe da, es gibt Schlimmeres. Deshalb muss ich mich mit dem, was ich habe, glücklich schätzen. Gibt es überhaupt jemanden, der wunschlos glücklich ist?! Gibt es einen, dessen Liebe immer entgegnet wurde?! Wem ist angesichts der einzigen großen Liebe, jenes Feuers, das unfassbar bleibt, noch nie das Herz gestockt, während man selbst glaubt, dass damit das Leben zu Ende sei und die Welt aus den Fugen gerate?! Aber was soll's … Alles geschieht, weil es geschehen muss. Die Geschehnisse haben eine Bestimmung, eine Linie also, in der sie sich zu Geschichten entwickeln und sie bewegen sich stets innerhalb ihrer Bahnen entlang. 15 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Von Anton Marku, M.E.S, MA, Wien ([email protected]) Anton Marku, geb. 1971 in Gjakove (Kosovo), wo er albanische Literatur studierte. Danach absolvierte er ein Jus-Studium an der Universität von Pristina und schloss Master-Studien in Politikwissenschaften an der Universität Wien ab. Seit 2008 lebt er in Österreich. In erster Linie schreibt er Gedichte für Erwachsene, aber auch kurze Erzählungen. Bisher hat er fünf Gedichtbände veröffentlicht, welche in die englische, deutsche und rumänische Sprache übersetzt worden sind. Seine literarische Werke wurden auch in verschiedene Literaturzeitschriften (,,Zwischenwelt‟‟, Wien, 2014) und Anthologien (,,Man fragt mich, ob ich bin„„, Wien, 2009; ,,Stadtschattirungen‟‟, Wien, 2015), in Österreich veröffentlicht. Er ist Mitglied der SchriftstellerInnenvereinigung Kosovas, des österreichischen PEN Klub, des Literaturklubs ,,Gjon Nikollë Kazazi” in Gjakove und des Bundes der albanischer Schriftsteller und Kulturschaffenden ,,Aleksander Mosiu„„ in Wien. Essay über das Leben (Der Tag der nie gekommen war) Kurze Erzählung An einem ruhigen Sommerabend, als ich ein Fotoalbum betrachte,versuche ich mich selbst davon zu überzeugen, dass der schönste Tag meines Lebens noch nicht gekommen ist. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr erkenne ich, dass dieser Tag wahrscheinlich nie kommen wird. Stillschweigend drängt mich etwas zu glauben, dass er schon gekommen ist, ohne dass ich es bemerkt habe. Dann beginne ich nachzudenken und frage mich, welcher Tag es gewesen sein könnte. Vielleicht konnte es ein solcher Tag gewesen sein, an dem ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsst habe und das Gefühl hatte, dass ich ab dem Moment ein ,,Macho“ geworden war. Voller Zuversicht, ohne darauf zu warten, dass 24 Stunden von dem von mir ,,Jahrhundertereignis“ genannten Tag vergehen, erzählte ich meinem besten Freund davon. Er berichtete einem anderen darüber und der erzählte es dann der ganzen Schule. Alles endete mit einem starken ,,Klatsch“ ins Gesicht, den dieses Mädchen mir am nächsten Tag verpasste. Ab diesem Moment habe ich das Vertrauen zu Freunden sowie zu Frauen verloren. Jahre später habe ich eine andere Frau geheiratet. Die Hochzeit war fröhlich, aber ich wirkte ziemlich verwirrt. Ich wollte erwachsen sein, jedoch machten mir die Verpflichtungen, die ich als Ehemann übernehmen sollte, große Sorgen. Ich begriff, dass ich nicht mehr frei sein werde. Nun sollte die Freiheit in zwei Hälften geteilt werden. An einem nebeligen Morgen erfuhr ich, dass ich Vater werden soll. Ich begann mir die Szenen der letzten Nächte ins Gedächtnis zu rufen und mich zu fragen, was schief gelaufen sein könnte. Ich habe es herausgefunden. Der Rotwein war schuld daran. Der Wein – rot wie die Flamme. Eines Tages bekam sie große Schmerzen, die ich nicht verstehen konnte. Man brachte sie ins Krankenhaus. Ich blieb die ganze Nacht bei ihr. Nicht, weil ich vor etwas Angst hatte, sondern weil ich kein Vertrauen zu den Ärzten hatte. Ich hätte gehört, dass sie nicht nur die Nase, sondern auch die Hände überall hinlegten, selbst dorthin, wo sie nicht hingehören. Am Sonntag fing sie an zu weinen. Sie zog an ihren Haaren und ich begann an die 50 Euro zu denken, die ich für sie vor einer Woche gezahlt hatte, um sie zu ,,stylen„„. Aus dem dunklen OP-Saal kam eine gut aussehende Krankenschwester und gratulierte mir. Ich umarmte sie als ob sie eine Tante wäre, jedoch ließ sie dabei ihre rechte Hand in der Luft hängen. Obwohl das am Balkan traditionell dazu gehört, gab ich ihr keinen Cent. Ich dachte: Das Geld werden wir benötigen um Kleidung für das Baby zu kaufen, weil keiner genau wusste wie lange der Winter dies Mal dauern wird. Geld sollten diejenigen spenden, die lange gewartet haben, um Eltern zu werden. In meinem Fall war irgendwie anders. Als ob ich als Kellner beim Zug ,,Orient Express„„ unterwegs gewesen wäre. Drei Jahre später konnte der Kleine schon richtig auf den Beinen stehen. Er brachte mich immer wieder durcheinander. Eines Morgens sagte er zu mir ,,Schimpanse“. Mehr als alles andere wollte ich sein Ohr gefühlvoll anfassen. Im diesem Moment trat aber seine Mutter ein, und ich hob den Kleinen auf. Nachdem ich das gemacht hatte, füllte sich meine aristokratische Nase mit einem unangenehmen und merkwürdigen Gestank. Ich blieb für einen Augenblick atemlos. Dann rät ich meinem Sohn in Zukunft mehr an die Mitmenschen zu denken und das nächste Mal nicht in die Hose zu machen. Sekunden später nahm ich ihn ins gemeinsame Bad mit, und mit der Hand zeigte ich ihm ein riesiges Loch, welches größer als Onkels Kopf war. Dann im Frühling 1999 begann der Krieg im Kosovo. Jeden Abend saß ich vor den Fernseher und wollte die Nachrichten verfolgen. Es nervte mich, als die alten Damen, die aus der Nachbarschaft zu uns zu Besuch kamen, um türkischen Kaffee zu trinken, ununbrochen miteinander plauderten. Sie meinten, dass mein riesiger Körper woanders, nämlich beim Feldzug und nicht zu Hause sein sollte. Die armen Frauen! 16 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Eines Tages dachte ich mir, dass es eigentlich nicht schlecht wäre am Wochenende frische Luft zu bekommen und die Patrioten da draußen zu besuchen. Dann sagte jemand plötzlich – es ist aus! Scheiße – dachte ich – ab jetzt werden die neuen „Kriegshelden“ der Nachbarschaft unerträglich sein. Ich muss aber auch zugeben, dass einige von ihnen mutig waren. Einige kehrten aus dem Krieg nicht zurück. Als siegreiche Protagonisten marschierten jene, die überlebt hatten. Mein Sohn konnte bereits Fahrrad fahren. Diejenigen, die sich wie ich in Kellern versteckt haben, baten ihn bis zum Ende der Straße zu gehen, um über die Lage vor Ort zu ,,berichten„„. Das erste verstand er. Das zweite nicht ganz. Zunächst weigerte er sich, aber nachdem sie ihm noch zwei Filterzigaretten angeboten hatten, begann er zu laufen. Nach zwanzig Minuten kam er ermüdet zurück und sprach laut: Sie sind weg!-Es lebe die Freiheit! Mein Gesicht schwitzte. Zum ersten Mal überhaupt sahen Menschen Tränen in meinen Augen. –Du wirst ein großer Mann werden, mein Sohn! –sagte ich! –Größer als dein Vater!-und wollte ihm ein Stück weiße Schokolade geben. Er sah mich gleichgültig an und sprach langer Zeit nicht mit mir. Erst dann begriff ich dass er erwachsen war. Ich brenne innerlich und bin wütend auf mich selbst. Welcher dieser Tage verdient es als historisch betrachtet zu werden. Bevor ich ins Schlafzimmer zurückkehre, denke ich darüber nach, dass es unfair wäre aus dieser Liste den Tag, an dem mein Leben gerettet wurde zu streichen. Es war eigentlich so, dass mich einige Freunde zu einer Wildschweinjagd einluden. Ich hatte überhaupt keinen Bezug zu dieser Besessenheit, aber ich wollte unbedingt hinausgehen. Plötzlich traf ich auf etwas Seltsames. Da blieb ich stehen. Mich verletzte etwas, das auf den ersten Blick eine rostige Rohrspitze zu sein schien. –Bleib da wo du bist! – rief der ältere Mann in der Gruppe. -Bewege dich nicht, sonst das könnte dein Ende bedeuten! Die Stimme erschreckte mich. –Warum soll ich mich nicht bewegen? Ich bin ein freier Mann. Für diese Freiheit wurde viel geopfert. Ich brauchte nicht viel Zeit, um es zu kapieren, dass nur ein Schritt nach vorne meinen Tod bedeuten würde, und zeigte Mitgefühl gegenüber mir selbst. Warum sollte mein schöner Körper in Stücke gerissen werden? So ein guter Körper hat einen solchen Tod nicht verdient. Wenn es der neueste Typ eines Autos wäre, sagen wir ein Ferrari, der mich niedergefahren hätte, würde ich das dem Tod auf der Stelle verzeihen. Doch dieses Ende konnte ich auf keinen Fall akzeptieren. Daher blieb ich wie ein Stein für mehr als zwei Stunden stehen, bis dann einige uniformierte Soldaten, die wie die Deutschen eine Fremdsprache sprachen, mich mit großer Mühe aus dieser Situation retteten. Ich merke, dass jeder Tag, den ich erlebt habe, sehr schön war. Authentisch – in seiner Art und Weise. 17 Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016 Sport Shpetim Shala gewinnt den IBO Inter-Continental – Titel Wien, am 30. April 2016: Der kosovarische Boxer Shpetim Shala (21-1-1, 12 K.O.) hat es geschafft den IBO-Intercontinental-Titel zu gewinnen. Er siegte gegen den Franzosen Cedric Ballais (18-8-3, 8 K.O.) einstimmig nach Punkten nach 10 Runden. Der 30jährige Shala vertritt Österreich und hat in seiner Karriere als Profiboxer bisher 21 Siege (12 K.O.), eine Niederlage und ein Unentschieden zu verzeichnen. Währendessen hat der 27-jährige Bellais 18 Siege (8 K.O.), 8 Niederlagen und dre Unentschieden in seiner Laufbahn als Profiboxer. ,,Es war ein wichtiges Match für mich, da der Gegner den Sieg unbedingt erlagen wollte. Dennoch stand ich aufmerksam und konzentriert da, um ihn besiegen zu können. Ich freue mich risieg auf diesen Sieg”so Shala nach dem Sieg. Shpetim Shala beim Empfang des Titels ----- ,,Arberia” mit der zweiten Schach-Mannschaft in Österreich Wien, am 12. Mai 2016: Nicht mal die Gründer des Schachklubs ,,Arberia‟‟ in Österreich hätten es niemals ahnen können, dass sie so viele Erfolgen erreichen werden. Anton Marku, einer der ersten Initiatoren bei der Gründung des Klubs und ein aktiver Schachspieler, sprach mit Stolz über die Einzel- und Teamerfolge. Durch den zunehemenden Wettbewerb und das Verlangen der Schachspieler hatten der Klub nötig eine zweite Mannschaft zusammenzustellen. Anfangs wurden die Anwesenden durch den Präsidenten des Klubs Kadri Berbati, den Trainer Agron Cika und Sekretär Anton Marku begrüßt. Der Zweck dieses Treffen war es, die Zusammenarbeit im Hinblick auf die Förderung des Shach-Sports zu verstärken, vor allem für die Einwanderer ausländischer Herkunft, die in diesem Land leben. Bei dieser Gelegenheit wurde die hervorragende Kommunkation zwischen den beiden sportlichen Strukturen hochgelobt. Einer der wichtigsten Punkte, der bei diesem Treffen diskutiert wurde, war die Möglichkeit der Nennung einer zweiten Mannschaft, die offiziell an der AmateurLiga der Stadt Wien teilnehmen wird, mit dem Ziel den anderen Schachspielern, die insgesamt schon 22 sind, eine Chance zu geben, mehr Erfahrung zu erlangen und zugleich nationale und internationale ELO Punkte sammeln zu können. Die albanischen Schachspieler in Wien ,,Arberia‟‟ (www.arberia.at) mit Sitz in Wien ist der einzige Schachklub in der albanischen Diaspora. Am 12. Mai 2016 empfang der Klub in einem Treffen den Vizepräsidenten des Wiener Schachverbandes, Gregor Neff. Ansonsten spielt der Schachklub Arberia derzeit in der Liga B in Wien, nachdem seit der Gründung in den letzten drei Jahren jedes Mal die Liga aufstiegg. An der Diskussion wirkten auch die anderen Mitglieder des Klub mit, unter anderem Harald Penker, Hamdi Hyseni, Sokol Çekani, Fahredin Xhakaj, etc. In der Saison 2016/17 wird der Schachklub ArberiaWien mit zwei Mannschaften in der Meisterschaft vertreten sein. (Quelle: http://botapress.info/arberia-me-ekipin-e-dyte-shqiptar-teshahut-ne-austri/) 18
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