Zeitschrift „Die Sonne“ Nr. 25: Wien, Juni 2016

Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
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Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Wort der Redaktion
Sehr geehrte LeserInnen,
Wir freuen uns, Ihnen die 25. Ausgabe unserer Zeitschrift „Die Sonne‟‟ präsentieren
zu dürfen. Seit dem 1. Juni 2010, in den vergangenen sechs Jahren, haben wir nicht
aufgehört, Sie jedes Quartal über die Aktivitäten zu informieren. Durch freiwilliges
Engagement ermöglichen wir auch eine übersetzte Version der Zeitschrift ins
Deutsche. Mehr Infos finden Sie auf unserer Webseite: www.dielli-demokristian.at.
Darüber hinaus gibt es auch schon seit langem eine Fanpage in „Facebook‟‟.
Natürlich sind Sie auch dort herzlich willkommen!
Die Zeitschrift „Die Sonne‟‟ in Wien bringt auch diesmal Artikel aus Mitarbeitern
aus Österreich, Deutschland, Albanien und Kosovo.
Im Fokus stand dieses Mal die Gründung der österreichisch-kosovarischen
Freundesgesellschaft. Aus den kulturellen Aktivitäten muss man zwei
Buchpräsentationen erwähnen: des Romans ,,1803‟‟ und des Gedichtbandes ,,Besa‟‟
von dem Autor Besim Xhelili, der aus dem Tetovo (Mazedonien) kommt und derzeit
in Österreich lebt und sowie die Lesung im Rahmen der ,,Wiener
Integrationswoche‟‟, welche vom Bund der Albanischen Schriftsteller und
Kulturschaffenden in Österreich ,,Alexander Moisiu‟‟ (www.moisiu.eu) veranstaltet
wurde. Der neue Verband unserer Diaspora, die Albanische Studenten- und
Jugendgesesllschaft (www.aysa-austria.com) veröffentlichte ihre erste Ausgabe der
Stundent-Zeitschrift ,,Skripte‟‟ (albanisch und deutsch). Was den sportlichen Teil
betrifft, schloß der albanische Fußball-Sportverein SV Albania (www.svalbania.at)
die Meisterschaft erfolgreich ab. Auch die Albanische Fussballliga
(www.futbollshqiptar.eu) eine gute Saison hinter sich ließ. Ebenfalls ist der
et
Wettbewerb
des Schachklubs Aberia (www.arberia.at) zu erwähnen, welcher dieses
Jahr in der Liga B in Wien teilnahme.
In dieser Ausgabekönnen sie Aufsätze, Leitartikel und Analysen, die sich mit den
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen auseinandersetzen finden.
Um über uns und die Themen die wir herausgehoben haben mehr zu erfahren,
können Sie uns unter der E-Mail Adresse: [email protected] anschreiben.
Die nächste Auflage der elektronischen Zeitschrift ,,Die Sonne‟‟ erscheint
im September 2016.
Der Redaktionsrat dankt allen, die bei der Realisierung und beim Editieren dieser
periodischen Zeitschrift geholfen haben, insbesondere denjenigen, die ihre Beiträge
gesendet haben, sowie unseren Unterstützern. Wie bisher,wurde auch diese Auflage
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durch freiwillige Arbeit und Engagement unserer Aktivisten zusammengestellt,
gestaltet und veröffentlicht, ohne jegliche finanzielle Gegenleistung und so wird auch
diese an tausende E-Mail Adressen unserer LeserInnen in alle vier
Himmelsrichtungen verteilt.
Mutter Teresa
AKTUALITÄTEN
... habe einfach keinen Bock mehr gehabt
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Lesung im Rahmen der Integrationswooche 5
Österreichisch-kosovarische Gesellschaft
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INFO
Kurz-Info aus Österreich
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GESCHICHTE
Die albanischen Parteigänger ÖsterreichUngarns
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KULTUR/LITERATUR
Geichte übersetzt von F. Laholli1
Ausschnitt aus dem Roman ,,1803„„
Erzählung: Essey über das Leben
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SPORT
Box: Shpetim Shala
Schach: Sportverein Arberia
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Wir wünschen Ihnen ein angenehmes Lesen!
ZVR-Zahl: 604548200
Vereinskonto: BAWAG PSK:
Empfänger: Albanischer Kulturverein ,,DielliDemokristian„„
IBAN: AT331400003610134318
BIC: BAWAATWW
Cover: Besim Xhelili
Deutsche Übersetzung und Anpassung: Mark Marku
Copy-Rights: @dielli.demokristian
Gründer: Anton Marku, M.E.S, M.A
Redaktionsrat:
Kristina Pjetri-Tunaj, Studentin
Lush Neziri, Aktivist
Mark Gjuraj, Aktivist
MitarbeiterInnen:
Agim Deda
Lush Culaj
Akil Koci
Ndue Ukaj
Anita Marku
Sarë Gjergji
Mark Marku, Student
Vilson Kola, Dr. Med
Hazir Mehmeti
Valentina Pjetri
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Nr. 25: Wien, Juni 2016
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Aktualitäten
„„Auf den Krieg im Kosovo habe ich einfach keinen Bock mehr gehabt”
LINZ/EBENSEE. Geht es um gelungene Integration in Oberösterreich, wird gerne das Beispiel von Lulzim Fejzullahi
bemüht. So auch beim Tag der offenen Tür im Ausländerfachzentrum des Arbeitsmarktservice (AMS) in Linz.
Lulzim Fejzullahi (29) lebt seit 2002 in Österreich und betreibt ein Lokal in
Ebensee. Die OÖNachrichten haben mit Fejzullahi über seinen Weg vom
Asylwerber zum Unternehmer gesprochen.
Das sehe ich überhaupt nicht so.
Ich erzähle jedem gerne, wer ich
bin und woher ich komme. Damit
habe ich auch kein Problem. Und
ich denke, dass es auch den anderen
nichts ausmacht. Wenn ich jetzt
schaue, wer in mein Lokal kommt,
dann muss ich sagen, dass ich ein
super Publikum habe. Es sitzt auch
der Bürgermeister bei mir und muss
sich nicht dafür schämen, dass er zu
einem Kosovaren geht.
Iris Schmidt (Leiterin AMS-Ausländerfachzentrum), Insaf Dönmez, Lulzim Fejzullahi, AMS
Oberösterreich-Geschäftsführerin Birgit Gerstorfer Bild: Cityfoto/Pelzl
OÖN: Sie sind 2002 vom Kosovo nach Österreich gekommen. Was
waren Ihre Beweggründe dafür?
Fejzullahi: Nach zwei Jahren habe ich auf den Krieg im Kosovo einfach
keinen Bock mehr gehabt. Ich bin nicht einfach so weggegangen, ich wollte
die Chance bekommen, ein besseres Leben zu führen.
Lulzim Fejzullahi
(Quelle:
http://www.nachrichten.at/anzeigen/karriere/
art146,1299894)
Wie haben Ihre Anfänge in Österreich ausgesehen?
Zu Beginn kannst du dir die Arbeit nicht aussuchen. Ich habe als Abwäscher
in Altmünster begonnen. 2004 habe ich mir dann gedacht, dass ich das nicht
die nächsten 50 Jahre machen will. Ich habe dann über das BFI eine Lehre
als Restaurantfachmann begonnen und nebenbei noch geringfügig bei den
Traunseehotels gearbeitet, wo ich nach der Lehre als stellvertretender
Restaurantleiter und danach als Cateringleiter tätig war.
Sie haben einen steilen Aufstieg hingelegt. Was würden Sie als Ihr
Erfolgskonzept bezeichnen?
Einerseits gehört natürlich immer etwas Glück dazu, aber auch Fleiß und
Wille. Ich schaffe es nicht, einfach stehenzubleiben, ich will mich immer
weiterentwickeln. Daher habe ich jetzt auch zwei Jobs. Ich bin mit einem
Weinlokal in Ebensee unter die Unternehmer gegangen und arbeite weiter
als Gastro-Trainer im BFI in Gmunden.
Vielen Migranten fällt der Sprung nach Österreich nicht so leicht, wie
das bei Ihnen der Fall zu sein scheint. Warum?
Das ist ein heikles Thema. Auf der einen Seite muss man schon selbst das
Beste geben, um sich zu integrieren. Man muss so schnell wie möglich die
Sprache lernen und auch auf die Menschen zugehen. Vielleicht ist das im
Salzkammergut aber auch leichter als in der Stadt. Wichtig ist sicher auch,
dass man nicht nur mit Leuten zusammen ist, die auch aus dem Ausland
kommen, sondern sich auch unter die Einheimischen mischt.
Bisweilen wird Integration damit gleichgesetzt, dass man seine Identität
aufgeben muss. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
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Von: Hazir Mehmeti, Autor dhe Publizist in Wien/Österreich ([email protected])
Lesung anlässlich der Wiener Integrationswoche
Wien, am 11. Mai 2016: Der
Bund
der
albanischen
Schriftsteller
und
Kulturschaffenden in Österreich
,,Aleksander
Moisiu”(www.moisiu.eu)
veranstaltete eine literararische
Lesung im Rahmen der ,,Wiener
Integrationswoche‟‟.
Die Teilnahme der AutorInnen
mit ihren Werken auf Albanisch,
Deutsch,
Swahili
(Kenia),
Tscherkessisch, Polnisch und
Türkisch zeigt erneut die
Ernsthaftigkeit
und
die
Interkulturelewerte
dieser
Lesung. Der schöne Saal des
Amtshauses des 9. Bezirkes der
österreichischen
Hauptstadt
Wiens
empfang
viele
Wohlwollende des literarischen
und poetischen Wortes. Leider
fehlten diesmal, auch wenn sie
schon zu vielen Veranstaltungen
eingeladen worden sind, die
Vertreter
der
albanischen
Verbände, darunter auch der
Koordinationsrates
der
Albanischen
Vereine
in
Österreich.
Anton Marku, der Vorsitzende
des Bundes eröffnetedie Lesung
durch die Begrüßung der
Anwesenden im Namen des
Bundes. Dannach bedankte er
sich bei dem Vertreter der
Gemeinde des 9. Bezirkes in
Wien und somit auch persönlich
bei derBezirksvorsteherin Frau
Martina Malyar. Er drückte
außerdem
die
Dankbarkeit
gegenüber den Unterstützern aus,
die bei der Organisierung dieser
Lesung mithalfen. Marku sprach
noch über die fünfjährige
Geschichte
des
Bundes
,,Alexander Moisiu” sowie dessen
Ziele und betonte unteranderem,
dass ,,innerhalb dieser Zeit zwei
Anthologien in deutscher und albanischer Sprache veröffentlicht wurden,
währenddessen über 40 Lesungen gehalten wurden, in denen wir Dutzende
von Werken unserer AutorInnen hier in Österreich und anderen Ländern
präsentiert haben”.
Foto aus der literarischen Lesung
Das Programm wurde geschmacksvoll in zwei Sprachen von Vlora Januzi
geleitet, eine Aktivistin und Mitgliederin des Bundes. Sie lud vor dem
Publikum ein: ,,Wir reisen durch Kenia, die Türkei, Poland und Kosovo nach
Österreich. An diesem Abend kommen fünf AutorInnen zusammen, die die
Literatur vereint. Ausgehend von dem Gedanken, dass jede künstlerische
Arbeit das Produkt einer Biographie des Schöpfers ist, haben wir die
Möglichkeit die Früchte dieser fünf AutorInnen heute Abend genießen zu
können”. Zuerst las die bekannte Schriftstellerin und Publizistin aus Kenia,die
derzeit in Oslo und Wien lebt,Philo Ikonya ihre eigenen Gedichte,
Kurzgeschichten und Erzählungen vor.
Aus seinen Werken las auch der bekannte österreichische Schriftsteller Peter
Paul Wiplinger, Ehrenmitglied des Bundes, vor. Er hat bisher über 45
literarische Werke geschrieben, die in über 20 Sprachen, unteranderem ins
Albanisch, übersetzt sind. Wiplinger, der an mehr als 350 Lesungen in vielen
Ländern teilnahm, las aus seinen neuesten Veröffentlichungen vor. Die
Dichterin aus Poland Marzanna Danek, präsentiere ihre Poesien mit
verschiedenen Motiven. Sie hat ihre Publikationen in vielen Ländern
veröffentlicht und ist zugleich auch Siegerin mehrerer internationalen
Auszeichnungen. Huseyin Simsek, türkischer Autor, welcher in Wien lebt, las
aus seinen Werken einige Gedichte mit Motiven aus dem Leben, Heimat und
Auswanderung. Anton Marku stellte die Gedichte aus seinen zwei letzten
Bänden in deutscher und albanischer Sprache vor. Er ist Mitglied des PENClubs in Österreich und in der Anthologie von AutorInnen aus verschiedenen
Nationen in Österreich vertreten. Die Literatur und Musik inspirieren sich
gegenseitig und dies wurdeauch bei dieser lesung von zwei Instrumenten
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erfüllt: Violoncello und Geige,
gespielt von Anna Isabel Chan
Floren und Venice Chan Flores
aus Mexiko.
Jeta Jashari
Im zweiten Teil der literarischen
Lesung, präsentierten sich die
drei MitgliederInnen des Bundes,
unter anderem Jeta Jashari,
Studentin
aus
Tetovo
(Mazedonien), die Gedichte von
Ismail Kadare und Ali Podrimja,
zwei
bekannte
albanische
Schriftsteller las. Mergim Osmani
(Kosovo) las aus seinem letzten
Buch und Hazir Mehmeti
(Kosovo) las
einer kurzen
Erzählung. Der Bund der
albanischen Schriftsteller und
Kulturschaffenden
,,Alexander
Moisiu” ist ein gutes Beispiel für
die Vetretung der Literatur in der
albanischen Sprache neben den
anderen Nationen in Österreich.
Lesungen, die in vielen Städten in
Österreich,
Ungarn
und
Deutschland gehalten wurden,
dienen
dem
interkulturellen
Austausch.(Quelle:
http://www.albinfo.ch/ore-letrare-nejaven-e-integrimit-ne-vjene-austri/)
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Österreichisch-Kosovarische Freundesgesellschaft gegründet
2008 erklärte der Kosovo nach fast zehn Jahren unter UNO-Verwaltung seine Unabhängigkeit.
In Wien ist am 18. Mai 2016 die ÖsterreichischKosovarische Freundesgesellschaft gegründet worden.
Sie soll die bilateralen Verbindungen zum jungen
Staat Kosovo stärken und vermehren, wie dies
Freundesgesellschaften mit zahlreichen anderen Staaten
auch tun.
Busek,
vom
früheren
EU-Abgeordnete Hannes
Swoboda (SPÖ) sowie von Bundesheer-Brigadier
Johann Luif, der ein Jahr lang stellvertretender
Kommandant
der
NATO-geführten
KosovoSchutztruppe KFOR war.
Seit 2008 ist Kosovo unabhängig
Ranghöchster Gast aus dem Kosovo bei der
Konstituierung der Freundesgesellschaft im Haus der
Industrie war der stellvertretende Minister für die EUIntegration, Ramadan Ilazi. Der kosovarische
Botschafter in Wien, Sami Ukelli, würdigte die
Gründung der Gesellschaft als einen „„wichtigen Schritt
zur weiteren Vertiefung der Beziehungen zwischen
Österreich und Kosovo„„.
Foto: APA/AFP/ARMEND NIMANI.
Zum Vorsitzenden wurde der niederösterreichische
Landtagsabgeordnete Lukas Mandl (ÖVP) gewählt.
„„Eine europäische Republik Kosovo ist im Interesse der
Menschen im Kosovo und in Europa„„, sagte Mandl.
"Es lohnt sich, dafür zu arbeiten."
Mehr Zuversicht für Kosovaren
Foto: KURIER/Dominik Schreiber
Ulrike
Lunacek (Grüne;
im
Bild),
KosovoBerichterstatterin und eine der Vizepräsidentinnen des
EU-Parlaments, ist eine seiner Stellvertreter. In einer
Videobotschaft an die Gründungskonferenz begrüßte sie
jüngste Fortschritte bei der Verankerung des Kosovo in
Europa:
Das
Inkrafttreten
eines
Assoziierungsabkommens als erste vertragliche Basis
mit der EU, die Empfehlung der EU-Kommission, die
Visapflicht für Kosovaren aufzuheben, sowie die
Aufnahme in den Fußballverband UEFA, der es der
kosovarischen Nationalmannschaft ermöglicht, an
europäischen Turnieren teilzunehmen. Dies gebe den
Bürgern des Kosovo „„mehr Zuversicht, dass ihr Weg in
die EU tatsächlich machbar und real ist„„.
Die neue Freundesgesellschaft soll in den Dachverband
PaN (Partner aller Nationen) aufgenommen werden.
Beraten wird die Gesellschaft in ihren Aktivitäten u.a.
vom Ex-Vizekanzler und Balkan-Experten Erhard
Der Kosovo war eine Provinz Serbiens. Im Jahr 2008
erklärte der Kosovo nach fast zehn Jahren unter UNOVerwaltung seine Unabhängigkeit. Davor war es beim
Zerfall Jugoslawiens 1998/99 zum Krieg gekommen, in
den die NATO aufseiten der Kosovo-Albaner gegen das
Belgrader Milosevic-Regime eingriff. 90 Prozent der
Kosovaren sind ethnische Albaner.
Russland und Serbien gegen Kosovo
Bisher haben 111 Staaten der Welt die Unabhängigkeit
des Kosovo anerkannt. Serbien will das nicht tun, mit
Unterstützung Russlands hat es eine Aufnahme des
Kosovo in die UNO bisher verhindert. Zu den Staaten,
die den Kosovo bisher nicht anerkannt haben, gehören
auch
fünf
EU-Länder:
Spanien,
Rumänien,
Griechenland, Zypern und die Slowakei. Österreich
gehörte zu den ersten Anerkenner-Staaten. Wien war
Schauplatz der Verhandlungen zwischen Prishtina und
Belgrad, die eine einvernehmlich Lösung über den
völkerrechtlichen Status des Kosovo bringen sollten.
Serbien lehnte jedoch den Vorschlag des UNOVermittlers Martti Ahtisaari ab, so dass der Kosovo,
unterstützt u.a. von den USA, die Unabhängigkeit
einseitig erklärte und den Ahtisaari-Plan mit seinen
Unterstützern umsetzte.
(Quelle: http://kurier.at/politik/ausland/oesterreichisch-kosovarischefreundesgesellschaft-gegruendet/199.527.932 )
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Kurz-Info aus Österreich
8-23. April 2016: ,,Der Kürbis" von Luan Bajraktari wird in Wien präsentiert
Nach dem Erfolg mit seiner interesanten Ausstellung ,,Parallel
Vienna” in Österreich, nahm der Künstler aus dem Kosovo Luan
Bajraktari an der nächsten Ausstellung in Wien teil. Die
Ausstellung, an der Bajraktari teilnahm, wurde ,,Balkanisierung‟‟
genannt und fand in der Galerie ,,Friday Exit‟‟ statt. ,,Der Name
der Ausstellung ist Balkanization, daher wird diese Ausstellung
den Balkan als Kontext und einige Künstler aus dem Balkan
nehmen” betonte Bajraktari. Er präsentierte diesmal seine
Kreation, welche er als ,,Der Kürbis‟‟ nannte. Er betonte noch,
dass er nicht über die Gründe der Ausstellung detalierter reden
möchte. ,,Wenn ich mehr über diese Idee erzähle, wird es dann
nicht mehr interessant für das Publikum werden. Ich möchte auf
die Reaktion des Publikums gespannt bleiben”, sagte er unter
anderem. Die Ausstellung wurden von Tausenden Kunstliebhabern
besucht.
24. April 2016: Gründung der ,,Albanisch Euro-Atlantischer Lobby‟‟, Zweig in Österreich
In den Räumlichkeiten des kulturellen und karitativen Vereins
,,Kercova”in Wien nahmen eine Reihe der Albaner in Österreich
teil, vereint um den Albanisch Euro-Atlantischer Lobby. Bei der
Gründungsversammlung
waren
anwesend
unteranderem
Intellektuelle, Künstler, Unternehmer und Aktivisten. Einige
Teilnehmer waren auch aus Deutschland, Italien, Norwegen, der
Schweiz, Slowenien, Kroatien, Montenegro und Mazedonien. Die
Begrüßungsrede machte Ganimete Bajraktari, die die
AlbanerInnen dazu aufrief, eigene Identität zu bewahren. Zum
Schluß wurde der Übergangsrat bis zur Generalversammlung
gewählt und besteht aus: Ganimete Bajraktari, Hidajete Fejza,
Mentor Gashi, Naser Sherifi, Bardhi Krasniqi und Mehmet
Manovi.
25. April 2016: Das Treffen der Bürgermeisterin aus Gjakova Kusari-Lila mit dem Bundespräsidenten Heinz Fischer
Die Bürgermeisterin aus Gjakova (Kosovo) Mimoza Kusari-Lila,
nahm an dem vom Außenministeriums Österreichsgefördet
,,Austria Leadership Program” teil. Sie wurde zu dieser
Veranstaltung, mit dem Internationalen Charakter, als Vertreterin
des Kosovos, als die erste Frau der Stadt Gjakova, eingeladen.
Außerdem nahmen an dieser Veranstaltung auch andere Vertreter
aus der Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus 25 Ländern
auf der ganzen Welt teil, unteranderem aus China, Russland,
Kasachstan, Ukraine, Armenien, Serbien, der Turkei, Iran, Hong
Kong usw. Während des Aufenthalts in Österreich, wurde die
Bürgermeistern Mimoza Kusari-Lila von dem österreichischen
Bundespräsidenten, seiner Exzellen Dr. Heinz Fischer in der
Hofburg in Wien empfangen.
6. Mai 2016: Tag der offenen Tür der Botschaft der Republik Kosovo' in Österreich für die Wiener-BürgerInnen
Im Rahmen der Veranstaltung ,,Tag der offen Tür der
Botschaften”, welche von dem 4. Bezirk in Wien, in dem sich die
kosovarische Botschaft befindert, organisiert wurde, fand der Tag
der offenen Tür statt, welcher für die Wiener-BürgerInnen großes
Interesse weckte, die Räumlichkeiten der Botschaft der Republik
Kosovo' zu besuchen. Zana Rugova, erste Sekretärin der Botschaft
und Faruk Ajeti, zweiter Sekretär, hießen den Besuchern
willkommen und lobten zugleich Bezirksvorstehung für diese
Initiative und die Möglichkeit, die diplomatische Mission des
Kosovo‟ vor den Wiener-BürgerInnen präsentieren zu können.
Rugova und Ajeti sprachen über die ausgezeichnete bilaterale
Beziehung zwischen der Republik Kosovo' und Österreichs.
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Nr. 25: Wien, Juni 2016
Geschichte
Von Mag. phil. Dr. Kurt Gostentschnigg, Graz
Mag. phil. Dr. Kurt Gostentschnigg, geboren am 28.5.1965 in Eibiswald, Steiermark, Österreich.Historiker, Albanologe,
Übersetzer und Schriftsteller. Diplomstudium der Geschichte und Germanistik (Sponsion 1990).Doktoratsstudium der
Geschichte (Promotion 1996).Experte für die österreichisch-ungarische Albanologie 1867-1918, für die Verflechtung von
Wissenschaft und Politik sowie für die österreichisch-ungarisch-albanischen Beziehungen in Politik, Wirtschaft, Kultur und
Wissenschaft. 6 Jahre Lektor an der Universität Tirana (1993-1995 an der Germanistik der Fremdsprachenfakultät; 19962000 an der Fakultät für Geschichte und Philologie). 1 Jahr Lektor an der Universität Wien (2001-2002 am Institut für
Sprachwissenschaft, Leitung von Albanisch-Kursen). 2 Jahre Lektor an der Universität Graz (2004-2006 am Institut für
Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft, Übersetzen und Dolmetschen Deutsch-Albanisch). 5 Jahre Lektor
an der Universität Shkodra (2006-2011 an der Germanistik der Fremdsprachenfakultät). Freier Historiker und Übersetzer
(2000-2004 und 2011-2013).Seit April 2014 an der Universität Graz angestellt im FWF-Forschungsprojekt „Die
österreichisch-ungarische Albanologie 1867-1918 – ein Fall von Kulturimperialismus?‟‟.
Die albanischen Parteigänger Österreich-Ungarns. Ein Versuch der Rekonstruktion des
Brückenkopf-Feldes an der Peripherie des habsburgischen Zentrums
(vierte Teil)
Lazër Mjeda / Lazzaro Miedia (1869-1935):
Lazër Mjeda / Lazzaro Miedia
Der austrophile Shkodraner Kleriker Lazër Mjeda 1,
Bruder des bekannten Schriftstellers Ndre Mjeda, beide
Begründer der sprachwissenschaftlich-literarischen
Gesellschaft „Agimi“ in Shkodra, Absolvent des
„Collegio Pontificio“ in Shkodra, 1891 zum Priester
geweiht und der Diözese Pulti zugeteilt, Sekretär und
Ratgeber des Bischofs von Pulti, beliebter, volksnaher
Seelsorger, Bischof von Sapa 1900-1904, 1904
Koadjutor (Beistand) cum jure successionis des Primas
1
Siehe zu Folgendem Deusch (2009), S. 436-448.
von Albanien und Erzbischofs von Shkodra, Mgr
Pasquale Guerini, 1909-1921 Erzbischof von Skopje,
trug mit seinem selbstaufopfernden Entgegenkommen
entscheidend
zum
positiven
Resultat
des
Alphabetkongresses in Monastir bei und war ein
opferwilliger Förderer aller patriotischen Bestrebungen
auf literarischem Gebiet.
Kral berichtete im Februar 1906 an Außenminister
Goluchowski, dass Mjeda Hochländer dazu brachte,
sich an das k. u. k. Generalkonsulat zu wenden, woraus
sich eine günstige Kooperation zwischen Erzbistum und
Generalkonsulat entwickelte, was zum bedeutenden
Anstieg des Prestiges der Monarchie beigetragen habe.
Andererseits vertrat Mjeda bereitwillig die Anliegen der
sich an ihn wendenden Katholiken vor den osmanischen
Behörden, was dem Generalkonsulat eine Last
abgenommen und die Gefahr von Konflikten wesentlich
gemindert habe. Wien könne sich keinen besseren
Erzbischof für Shkodra wünschen, denn Mjeda sei der
populärste und einflussreichste aller albanischen
Bischöfe mit starkem Rückhalt in der Bevölkerung und
dessen Bemühungen zur Beilegung der Streitigkeiten
der Malissoren stärke das Vertrauen der osmanischen
Lokalregierung. Nichtsdestotrotz wurde Mjeda Ende
April 1909 von der Kurie zum Erzbischof von Skopje
ernannt, ohne ihn zu befragen oder Wien zu
informieren. Kral forderte vom Ballhausplatz sofortige
energische Maßnahmen zur Rückgängigmachung dieser
Entscheidung, doch Außenminister Aehrenthal war
anderer Meinung: es entspräche den Wünschen Wiens,
die Erzdiözese Skopje-Prizren einem loyalen Prälaten
anzuvertrauen. In den Augen Krals war die Versetzung
Mjedas ein schwerer Schlag für die kirchenpolitische
Stellung der Monarchie im Vilayet Shkodra und ein
Erfolg für die italienische Partei, denn sollte Serreqi der
Ersatz für Mjeda in Shkodra werden, dann wäre es ein
vollständiger Sieg für die Italiener. Erzbischof Guerini
sprach sich gegen Serreqi als seinen Nachfolger aus und
protestierte gegen die Versetzung Mjedas, unterstützt
von einem Kollektivgesuch der Katholiken und des
Klerus von Shkodra an den Papst. Ende Oktober 1909
reichte Guerini jedoch ein Gesuch um Enthebung von
seinem Posten wegen hohen Alters ein. Ende Jänner
9
Zeitschrift „Die Sonne“
1910 kandidierte Mjeda erfolglos für die Erzdiözese
Shkodra, denn zwei Monate später schlug die
Propaganda Fide Serreqi zum neuen Erzbischof von
Shkodra vor, dessen Ernennung vom Papst bald darauf
geschah. Obwohl es gegen die Gepflogenheiten im
Sinne des Einvernehmens Roms mit der k. u. k.
Schutzmacht keine Konsultation Roms mit Wien vor
der Ernennung Serreqis gegeben hatte, reagierte
Außenminister gegenüber Rom zu langsam. Kral
vermutete bereits im Juni 1909, dass die Entfernung
Mjedas aus Shkodra ein Resultat der italienischen
Bemühungen beim Papst infolge von Intrigen der
persönlichen Gegner Mjedas unter den albanischen
Prälaten und unter der Shkodraner Stadtgeistlichkeit sei.
Auf Anregung Krals wurde der an einer
Blinddarmentzündung leidende Mjeda zur Operation
nach Wien geholt, was allerdings nichts an seiner
zumindest zeitweiligen Verstimmung gegen den
Ballhausplatz wegen seiner Übergehung bei der
Besetzung des erzbischöflichen Stuhles von Shkodra
änderte.
Eqrem Bey Vlora (1885-1964):
Eqrem Bey Vlora
Der fast bis zuletzt austrophile Eqrem Bey Vlora 2,
Politiker und Publizist, Sohn von Syrja Bey Vlora,
einem der reichsten Großgrundbesitzer Südalbaniens,
und Neffe mütterlichseits von Esat Pascha Toptani,
2
Siehe zu Folgendem BLzGSOE, Bd. IV, S. 425-428; Wikipedia,
englisch, albanisch.
Nr. 25: Wien, Juni 2016
seinem politischen Hauptgegner, Absolvent des Wiener
Theresianums, arbeitete zunächst für das osmanische
Außenministerium und reiste jahrelang durch Europa,
Albanien und den Orient. Seine erste politische Schrift
„Ziele und Zukunft der Albanesen“ veröffentlichte
Eqrem Vlora unter dem Pseudonym „Merke Yeb Arolv“
in der „Österreichischen Rundschau“ 15 (1908), worin
er sich besonders mit Leopold Freiherr von Chlumeckys
„Österreich-Ungarn und Italien“ auseinandersetzte.
Nach dem Bruch mit den Jungtürken verfasste er seine
1911 in Wien veröffentlichte politisch-historische
Abhandlung „Die Wahrheit über das Vorgehen der
Jungtürken in Albanien“. Im Juli 1912 schrieb er einen
Brief an Außenminister Berchtold, in dem er die
Doppelmonarchie bat, sich im Falle des Zerfalls des
Osmanischen Reichs für Albanien einzusetzen.
Ein bis zwei Wochen vor Ausbruch des Ersten
Balkankriegs wurde Eqrem Vlora von seinem Vater, der
inzwischen versuchte, eine Versammlung aller
albanischen Notabeln nach Vlora einzuberufen, nach
Wien geschickt, um sich über die Haltung ÖsterreichUngarns gegenüber dem Plan Syrja Vloras und eine
eventuelle
Hilfeleistung
von
Seiten
der
Donaumonarchie zu informieren. Außer Alfred
Rappaport
von
der
Albanien-Abteilung
des
Ballhausplatzes glaubte ihm niemand, dass das
Osmanische Reich den Krieg gegen den Balkanbund
verlieren würde.3 Sollte es jedoch tatsächlich zu einem
Zusammenbruch des europäischen Teils des
Osmanischen Reichs kommen, müssten die Albaner
nach Ansicht der k. u. k. Führungsspitzen so schnell wie
möglich irgendwo eine Volksvertretung einberufen,
welche die Unabhängigkeit und Neutralität Albaniens
ausrufen sollte. Die Doppelmonarchie würde auch im
Falle eines Sieges des Osmanischen Reichs die Idee
einer Autonomie für Albanien vertreten, im Falle einer
Niederlage aber die Existenz eines freien, selbständigen
Albaniens anerkennen und verteidigen.4
Als am 19.11.1912 griechische Truppen in Himara
gelandet waren, folgte Eqrem Vlora dem Ruf des
albanischstämmigen Kommandanten von Ioannina und
zog mit einigen Hundert Freischärlern nach Himara,
sodass kein geeigneter Politiker in Vlora zurückblieb,
der Ismail Qemal Vlora die Stirn hätte bieten können.
Nach mehreren erfolgreichen Gefechten mit den
griechischen Truppen in der Gegend von Himara wurde
Eqrem Vlora von seinem Onkel Qemali nach Vlora
zurückberufen und zum Vize-Vorsitzenden des
Ältestenrats ernannt, obwohl er erst 27 Jahre alt war.
Ende Juni 1913 reiste er mit einigen anderen Notabeln
nach Rom und Wien, um die Adriamächte zur
Verteidigung der albanischen Südgrenze und zur
Beendigung der Pogrome gegen die muslimische
albanische Bevölkerung zu veranlassen.
Im Februar 1914 war Eqrem Vlora Mitglied der
Delegation, die nach Neuwied zum soeben gewählten
3
4
Vlora (1968), S. 257; Vlora (2013a), S. 281 f., Fußnote 172.
Vlora (1968), S. 258.
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Zeitschrift „Die Sonne“
Fürsten Albaniens, Wilhelm zu Wied, reiste, zu dessen
Sekretär und Übersetzer er bestimmt wurde. Nach
Wieds Ankunft in Durrës Anfang März 1914 wurde er
zum Generalsekretär des Außenministeriums ernannt.
Während der Belagerung von Durrës war er
Kommandant
einer
Freiwilligenabteilung
zur
Verteidigung der Stadt und wurde wegen seiner
Tapferkeit ausgezeichnet. Nach Wieds Flucht Anfang
September 1914 ging er nach Brindisi, Athen und
Korfu. Mitte März 1915 fuhr er nach Italien, wo er als
Anhänger der Mittelmächte inhaftiert wurde. Auf
Vermittlung der spanischen Regierung konnte das
österreichisch-ungarische Außenministerium Eqrem
Vlora gegen drei in Wien festgehaltene Italiener
austauschen.
Prenk Bibë Doda (1858-1919):
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Disraeli, Earl of Beaconsfield, ein Memorandum mit der
vergeblichen Forderung, eine albanische Delegation beim
Berliner Kongress zuzulassen. Bei der Verteidigung von
Tuzi zog er sich auf Druck Österreich-Ungarns, das ein
Übergreifen der albanischen Autonomiebestrebungen auf
Bosnien-Herzegowina befürchtete, mit einem Teil der
Männer von Mirdita zurück. Dennoch verhaftete ihn die
osmanische Regierung im Zuge der Zerschlagung der
Albanischen Liga und schickte ihn 1888 mit geheimem
Einverständnis Österreich-Ungarns ins Exil nach
Anatolien. Erst nach der Jungtürkischen Revolution 1908
durfte Doda nach Mirdita zurückkehren. 1910 unterstützte
er noch die Niederschlagung des großen Aufstands durch
die osmanischen Truppen unter Turgut Pasha. 1910/11
führte er bereits die Aufstände gegen die Osmanen an und
gründete gemeinsam mit dem Italoalbaner Terenzio Tocci
am 26. Oktober 1911 in Mirdita eine provisorische
Regierung Albaniens, die von der Hohen Pforte abgelehnt
wurde.
Nach der Unabhängigkeitserklärung verhielt sich Doda
der Regierung Qemali gegenüber solidarisch, während er
auch mit den in Nordalbanien stehenden serbischen
Truppen Kontakte pflegte. Laut Berichten des
Evidenzbüros6 vom 16.,18. u. 20.1.1913 sei er für Serbien
und Montenegro eingetreten, weil beide Staaten ihm die
Herrschaft über das zu errichtende Fürstentum Mirdita
inklusive Shkodra zugesichert hätten. Er habe auch
Verbindungen mit Rom gehabt, von wo er für
proitalienische Agitation 150.000 Francs erhalten haben
soll. Schließlich wurden ihm mit Erlass von
Außenminister
Berchtold
vom
6.6.1913
alle
Subsidienzahlungen gestrichen. Der Nationalgedanke
schien im Vergleich zu seinem Streben nach regionaler
Autonomie keine so große Rolle gespielt zu haben.7
Prenk Bibë Doda
Der zunächst frankophile und montenegrophile, später
italophile und serbophile und nur bedingt austrophile
Prenk Bibë Doda5, Kapitän von Mirdita, Führer der
Widerstandsbewegung gegen die Osmanen und Politiker
im Fürstentum Albanien, unterstützte 1876 gemeinsam
mit Prenk Doçi die Montenegriner beim Aufstand gegen
die Osmanen. Unter dem Eindruck der osmanischen
Erfolge und aufgrund von finanziellen Versprechungen
des österreichisch-ungarischen und englischen Konsuls in
Shkodra und der von ihnen versprochenen Unterstützung
seiner Forderung nach Anerkennung als Mirdita-Kapitän
zog sich Doda vom Aufstand zurück. Er war in Shkodra
einer der Hauptakteure der Albanischen Liga von Prizren
und schickte dem britischen Premierminister Benjamin
5
Siehe zu Folgendem BLzGSOE, Bd. I, S. 416 f.; Wikipedia, englisch,
albanisch.
Interessant ist es zu verfolgen, wie es zur Abwendung der
Fürstenfamilie Doda von Österreich-Ungarn und zur
Hinwendung derselben zu Frankreich kam.8 Die
französischen Bindungen der Familie gehen auf das
Freundschaftsverhältnis zwischen dem Mirditenkapitän
Bib Doda Pascha, dem Vater Prenks, und dem
französischen Konsul Hyacinthe Hecquard in Shkodra
zurück. Bib Doda machte 1868 am Sterbebett den
französischer
Konsul
zum
Vormund
seiner
minderjährigen Kinder. Nach seinem Tod gab es keine
Anerkennung der Erblichkeit der Herrschaft der Familie
Doda von Seiten der Pforte. Auf dem Berliner Kongress
erreichten Österreich-Ungarn und Frankreich, dass die
Pforte den Mirditen wieder einen katholischen
Gouverneur aus den Verwandten Dodas bestellen
musste. Der elfjährige Prenk wurde 1869 vom Ältestenrat
Mirditas zum Kapitän gewählt. Der damalige Gouverneur
Essad Pascha ernannte jedoch Kapitän Gjoni zum
Kaimakam Mirditas, womit zum ersten Mal der Titel
eines Regierungsbeamten verliehen wurde, und ließ die
Großmutter und Mutter Prenks nach Shkodra bringen.
Doda wurde 1871 als Geisel nach Konstantinopel
6
Hier zitiert nach Robel, Gert (1966): Franz Baron Nopcsa und Albanien.
Wiesbaden: Harrassowitz, S. 116-118.
7
BLzGSOE, Bd. I, S. 417.
8
Siehe zu Folgendem Deusch (2009), S. 669-678.
11
Zeitschrift „Die Sonne“
geschickt, wo er bis 1876 bleiben musste. Damals war das
Vertrauen der Familie Doda zu Österreich-Ungarn noch
größer als zu Frankreich. Als im April 1877 die
Militärexpedition der Osmanen gegen Mirdita stattfand,
schrieb Doda Briefe an Generalkonsul Konrad Wassitsch
in Shkodra, worin er Österreich-Ungarn und Frankreich
bat, bei der Pforte zu intervenieren und ihn, seine Familie
und Anhänger zu schützen. Am Berliner Kongress setzten
sich sowohl Österreich-Ungarn als auch Frankreich für die
Verteidigung der Privilegien Mirditas ein. Im Mai 1880
war Prenks Mutter Marcella Doda die Stellvertreterin der
Taufpatin von Frieda, der Tochter des Konsuls Friedrich
Lippich in Shkodra, wodurch ein besonders
freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden Familien
geschaffen und der französische Einfluss auf die
mirditische Fürstenfamilie zurückgedrängt wurde.
Nr. 25: Wien, Juni 2016
auszugehen schien, dass die Doppelmonarchie ihrer
Dienste bedurfte. Wien war sich darüber im Klaren, dass
die seit 1872 gewährten Subventionen nicht die Loyalität
der Dodas gegenüber der Monarchie sicherte, doch die
Aufrechterhaltung des Kontaktes ermöglichte immerhin
eine gewisse Kontrolle derselben. Außerdem betrachtete
Wien den französischen Einfluss in Albanien nicht als für
die Monarchie gefährlich.
(Fortzetzung folgt)
Ein paar Jahre später kam es jedoch zum ersten Bruch in
diesem zwischenfamiliären Verhältnis. Anlass war die am
14.10.1883 erfolgte Versammlung der Mirditen, auf der
eine Eingabe an die Hohe Pforte mit der Forderung nach
der Einsetzung Prenks in die Würde eines Kapitäns der
Mirditen beschlossen wurde. Bei dieser Angelegenheit
wurde die französische Regierung um Unterstützung
gebeten. Der Bischof von Lezha, Mgr Malczynski,
übergab dem französischen Konsul in Shkodra das
Schreiben, der es an die Französische Botschaft in
Konstantinopel weiterleitete. Diese Aktion wurde von
Generalkonsul Lippich nicht gefördert, weil er nicht
wollte, dass Prenk als französischer Protegé nach
Albanien zurückkehrte und eine Autonomie Mirditas
durch den Einfluss Frankreichs zustande kam, was dem
Ansehen und Interesse der Monarchie geschadet hätte. Als
Marcella Doda im Mai 1885 im Zusammenhang mit
einem innerfamiliären Mordfall als Zeugin vernommen
werden sollte, suchte sie beim französischen Konsulat und
nicht beim k. u. k. Generalkonsulat Schutz. Der
französischer Konsul Le Rée brachte Marcella Doda und
ihre Tochter in das französische Konsulat und gewährte
ihr Asyl, damit ihr der mirditische Kaimakam Kapitän
Kola nicht den Mord in die Schuhe schieben konnte.
Verhandlungen zwischen dem französischen Botschafter
in Konstantinopel und dem Großwesir führten zum
Ergebnis, dass Marcella Doda sehr wahrscheinlich
schuldlos war. Laut Lippich gab es Indizien, dass die
Russische Botschaft in Konstantinopel der Französischen
in diesem Falle beigestanden habe. Seither misstrauten der
Ballhausplatz und die k. u. k. Botschaft in Konstantinopel
der Familie Prenks.
1911 erfuhr Wien, dass die Familie Doda regelmäßig von
Frankreich subventioniert wurde, und reduzierte die
Subvention auf die ursprüngliche Höhe von 12000
Franken, nachdem sie in den letzten beiden Jahren
verdoppelt worden war. Das Ministerium des Äußeren
betrachtete diese Zahlungen als humanitäre Unterstützung
einer verfolgten Fürstenfamilie und nicht als
übernommene Verpflichtung, während die Familie Doda
in einer Überschätzung ihrer politischen Bedeutung davon
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Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Kultur/Literatur
Zweisprachige Gedichte
GEORG TRAKL (1887 - 1914)
Im Park
Në park
Wieder wandelnd im alten Park,
O! Stille gelb und roter Blumen.
Ihr auch trauert, ihr sanften Götter,
Und das herbstliche Gold der Ulme.
Reglos ragt am bläulichen Weiher
Das Rohr, verstummt am Abend die Drossel.
O! dann neige auch du die Stirne
Vor der Ahnen verfallenem Marmor.
Rishtas duke shëtitur në parkun e vjetër,
O! qetësi lulesh të verdha e të kuqe.
Edhe ju pikëlloheni, ju zotërat e butë,
Edhe ari vjeshtak i vidhit.
I qetë ngrihet kallami në gjolin kaltërosh
Mullibardha heshtuar mbrëmjes.
O! ule edhe ti ballin
Para mermerit të prishur të të parëve.
GREGOR M. LEPKA (1936 - )
Reisen
Udhëtimet
Die Straßen kreuzen sich
immer wieder dort,
wo wir es nicht vermuten.
Und unsere Reisen finden
gerade dort ein Ende, wo sich der Nebel senkt,
langsam die Landschaft verbirgt,
ausklingen läßt die Gedanken.
Rrugët kryqëzohen
ngaherë atje,
ku s'e presim.
Dhe udhëtimet tona marrin fund
pikërisht atje, ku mjegulla ulet,
ku ngadalë fsheh visoren,
ku bën të mbarojnë mendimet.
PETER PAUL WIPLINGER (1939 - )
Rom
Roma
Das Licht
an den Mauern.
Drita
tek muret.
Das Leuchten
in mir.
Ndriçimi
në mua.
MANFRED CHOBOT (1947 - )
Sonderangebot
Ofertë e veçantë
komm und nimm dir
meine gedanken
ich schenke dir meine augen
das fleisch an meinen knochen
brauch ich bloß um dich zu lieben
nimm alles was dir gehört
nur laß mir meinen mund
damit ich deinen namen
flüstern kann
eja dhe merri
mendimet e mia
t'i dhuroj edhe sytë
mishi i ashtit
më duhet veç për të të dashur ty
merre gjithçka që të përket
por gojën lëma
të pëshpëris
emrin tënd
Shqipëroi nga gjermanishtja/Ins Albanische übersetzt von:
FERDINAND LAHOLLI
© der deutschen Texte bei den Autoren
© der Übersetzung: Laholli
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Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Von Besim Xhelili, Wien
Geboren am 11. Februar 1977 in Tetova (Mazedonien), aufgewachsen im Dorf Përshefca. Mittelschul-besuch in Tetova.
Danach ein Jahr Geographie-Studium an der Universität Tetova. 1996 Veröffentlichung der Monatszeitschrift „Venera“. Seit
1998 in Wien. 2007 Fortsetzung seines Studiums in Wien. Bisher 4 Gedichtbände (auf Albanisch)
veröffentlicht:„Emotionen“, Tetova 1996, „Ich in deinen Augen“, Shkup 2007, „Eingefrorene Ballade“, Prishtina 2012 und
„Zwischen Blumen und Tränen“, Prishtina 2013, sowie „Besa“, Wien 2016 (Albanisch und Deutsch) und Roman „1803“,
Wien 2016.
Ausschnitt aus dem 1. Kapitel des Romans von Besim Xhelili “1803‟‟ (Wien, 2016)
Ich wachte schweißgebadet von einem Alptraum auf.
Es war beängstigend, fürchterlich! Ich war müde. Ich
fühlte mich als wäre mein Geist über alle sieben
Himmel entflohen und in ein fernes Reich von
Dämonen gelandet, wo er versklavt worden war. Durch
die schiere Last der unzähligen trüben Gedanken, die
mich plagten, erkannte ich, dass der Aufenthalt meines
Geistes in diesen Regionen fernab mein Bewusstsein,
nichts Wünschenswertes hatte.
Das ruhige Zimmer lässt mich darauf schliessen, dass
ich hier allein bin. Ich wünschte, dass meine Gedanken
auch zur Ruhe kämen. Ich kann nicht erkennen, ob ich
in der Tat wach bin, oder immer von jenen
unkontrollierbaren Vorstellungen getrieben werde, die
man Traum nennt. Ich griff nach meinem Handy, das
daneben lag. Es war 10 Uhr. Mit trübem Blick las ich einige Emails. Eigentlich bin ich nicht einmal in der Lage die
Buchstaben und Zahlen richtig zu sehen. Einmal mit dem rechten und dann wieder mit dem linken Auge konzentriere
ich meine Aufmerksamkeit und meinen Blick auf die Zeilen. Nichts darin erschien mir interessant, oder wertvoll.
In der Küche war kein Geräusch zu hören! Sonst bewegt sich hier jeden Tag und ohne Unterbrechung meine Frau.
Putzend, Geschirr abwaschend, oder kochend. Die Stimmen der Kinder sind auch nicht zu hören. Ich habe drei Kinder:
einen fünfzehnjährigen Sohn, eine dreizehnjährige Tochter und den Kleinsten, der 10 Jahre alt ist. Ihre Mutter wird sie
sicher zur Schule geschickt haben und ist selbst unterwegs, um den Einkauf zu erledigen.
Ich steckte die Ohrhörer an und, wie so oft in letzter Zeit, spielte ich am Handy Musik ab und dachte mir, dass ich eine
Weile liegen bleibe, um mir einige Songs anzuhören. Das mache ich jeden Tag. Meine Gedanken schweifen dabei aus
und ich werde ruhig. Die Lieder, die ich schon zu oft gehört habe, überspringe ich einfach. Gleichzeitig öffne ich auch
die Applikation eines virtuellen Kartenspiels. Wenn mir die Lösungen nicht gleich einfallen, beginne ich gleich ein
neues Spiel, ohne nach einer Lösung zu suchen, ohne mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Mein Gott, wäre das nicht
wunderbar, wenn es in meinem Leben nicht genau so wäre: wenn es einmal keine Lösung gibt, einfach kurz die Augen
schliessen, um mir ein anderes Leben vorzustellen und wenn ich sie öffne, beginnt tatsächlich ein neues Leben. Was für
einen Sinn hat das Leben, welches Mysterium birgt es in sich, dass es innerhalb von Mauern eingeschlossen ist, die
unzerstörbar sind! Wir haben diese ganze Zeit, in der wir uns einfach treiben lassen, ohne uns darum zu kümmern, ob
das auch gut ist! Wir haben all diese Wünsche und so wenige Möglichkeiten, um sie zu erfüllen! Wir haben Augen, um
zu sehen, wie die unterschiedlichsten Schönheiten in unser Leben kommen, aber nur selten können wir sie auch
geniessen. Wir sehen sie nur und darben …
Ich bin einmal völlig lustlos und niedergeschlagen aufgewacht. Mit kaltem Wasser wusch ich mir das Gesicht und die
Augen rieb ich mir lange. Aus dem Fenster sah ich den weißen Schnee. Lag überall auf den Dächern und wollte nicht
schmelzen. Glitzerte, leuchtete derart, dass er meinen Blick brach. Das geschieht, weil meine Augen nicht die besten
sind und ich seit sieben Jahren schon auf Brillen angewiesen bin. Aus dem anderen, halbgeöffneten Fenster dringt
Vogelgezwitscher herein. Das beruhigt auf eine ganz eigene Weise. Der Vogel hat keine Ahnung von der Wirkung, die
sein Gezwitscher auf mich ausübt. Er kümmert sich nur um seine eigenen Angelegenheiten, entlässt seinem Schicksal
entsprechend sein Stimmchen in die Winterluft. Wie alle Menschen, Tiere und Pflanzen bin ich an der Schicksalskette
gebunden und werde unweigerlich den Weg beschreiten, der mir vorbestimmt ist. Gestern musste ich eben auch
unbedingt diesen Körper, den ich täglich herumschleppe, einfach fallen lassen, ausrasten, zum Schlafen hinlegen. Ich
hatte nicht daran gedacht, dass der Schlaf mich nicht entspannen, sondern noch mehr ermüden würde - sogar diesen
unkörperlichen Teil von mir, der meinem Körper zu Feind geworden ist: den Geist.
14
Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Auf dem Tisch häufte ich einige Lebensmittel an, um zu frühstücken. Ich achtete kaum darauf, was für Sachen das
waren. Ich ergriff auch einige Eier, die bereits gekocht waren. Ich hatte keine Lust, mir jetzt einen Tee zu kochen und
goss mir einfach Orangensaft ins Glas. Ich muss gestehen, dass ich zu jenen Männern gehöre, die zu ungeschickt sind,
um ihr eigenes Essen hinzustellen. Ich habe Glück, dass meine Frau das übernimmt und sich um mich kümmert.
Nachmittag
Diesen Traum bekomme ich nicht aus dem Kopf. Ich würde mich gerne daran erinnern, aber ich möchte mich von den
Geschehnissen nicht mitreissen lassen. Eines ist jedoch gewiss. Alles hatte mit meiner Arbeit zu tun. Seit acht Jahren
arbeite ich in Wien als Straßenbahnfahrer. Vor sechs Jahren war ich an einem Unfall mit einem jungen Mädchen vor
dem Rathaus/Gemeindebeteiligt. Zum Glück überlebte sie, doch ich bin darüber nie hinweg gekommen. Ich kann und
will mir nicht vorstellen, wie es meinen Kollegen ergeht, die Unfälle erleben, bei welchen Menschen mit der
Straßenbahn zusammenstoßen. Ich habe mich einige Male mit solchen Kollegen unterhalten. Sie haben mir zugesichert,
dass ein derartiger Unfall keineswegs angenehm ist. Die Leute passen ja nicht auf! Die denken nicht einmal daran, dass
wir die Straßenbahn nicht so lenken können, um die Gefahr stets zu vermeiden.
Ich loggte mich im Internet in die Arbeitspläne ein und fand heraus, dass mein heutiger Dienst in der Linie 1 war. Ich
machte mich auf dem Weg zur Arbeit. Die U-Bahn ist nur fünf Minuten Gehweg entfernt. Vor dem Haustor bleibt auch
die Buslinie 14a stehen, mit welcher ich nur eine Station die U-Bahnhaltestelle erreichen kann.
Ich stieg nicht ein, weil sich an besagter Busstation die Fahrer ablösen und ich in einem solchen Fall schneller zu Fuß
bin. Außerdem steckt der Bus voller Fahrgäste. Besser zu Fuß also. Ich steckte die Ohrhörer an, überquerte die Straße
und unmittelbar danacherreichte ich die U1 Station Keplerplatz. In Wien gibt es 23 Bezirke. Ich werde heute die
Straßenbahnlinie 1 um den ersten Bezirk herum, in den zweiten, dritten, vierten, fünften und schließlich zehnten Bezirk
schippern. Im ersten Bezirk fahre ich um den Ring herum. Hier befinden sich die meisten historischen und
künstlerischen Denkmäler Wiens. Ich finde es nett die Ringlinien zu fahren. Ich geniesse die Sehenswürdigkeiten. Habe
es viel mit Touristen zu tun. Unterschiedliche Menschen aus fernen Ländern mit unbekannten Sitten und Bräuchen.
Am Eingang der U-Bahnstation wartet wie immer ein junger Mann oder junge Frau mit einer Stapel Zeitungen im Arm.
Als wäre mein Leben hoffnungslos monoton, langweilig, leer und sinnlos, wollen sie mir um jeden Preis eine der
Blätter aufdrängen, obschon ich in diesem Moment übervoll an Informationen und der Dynamik des Lebens bin. Der
Mann streckte die Hand, lächelte, wie ein Hund, der sich verlaufen hat, bot er mir die Zeitung an. Ich erwiderte das
Lächeln und meiner Gewohnheit entsprechend steckte ich einen Ohrhörer ab:
„„Heute bin ich so voll an Informationen, dass ich gleich platze, wenn ich noch mehr bekomme„„, sagte ich. Er stand da
mit der Zeitung in der Hand, zog sie dann zurück und legte sie auf den Stapel, den er im anderen Arm trug.
„„Du bist nur ein verrückter Trottel„„, las ich in seinem Blick, während ich mit einem naiven Lächeln meinem gerade
eben ausgesprochenen, freien Gedanken Nachdruck verlieh.
Am Schwedenplatz wechsele ich von der U1 auf die U4, mit welcher ich eine einzige Station weiterfahre, um meinen
Arbeitsplatz am Schottenring zu erreichen. Unser Arbeitsplatz wird Expedit genannt. Hier halten wir uns aber nur in
den Pausen auf, genau genommen ist mein Arbeitsplatz die Fahrerzelle in der Straßenbahn. Ich bemerkte, dass ich in
zwei Minuten beginnen musste. ich meldete mich einmal am Telefonapparat an. Nachdem wir uns angemeldet haben,
haben wir noch 5 Minuten Zeit, um die Straßenbahn zu übernehmen. Mit den Kollegen, die sich im Raum befanden,
konnte man sich kaum unterhalten. Einer davon gehörte zu den ältesten überhaupt. Vielleicht war er von seinem
Arbeitsleben nervlich so am Ende, dass er nun vorgeben musste, die Zeitung zu lesen, um keine Gespräche führen zu
müssen. Man merkt aber, dass er nicht so richtig liest. Er wünscht sich nur, dass kein Mensch auf ihn aufmerksam wird.
Dabei scheint er zu vergessen, dass sein Wunsch uns anderen nicht ungelegen kommt. Ich habe die Gewohnheit jeden
Kollegen zu begrüßen, sei es im Expedit, oder bei unseren Begegnungen während der Fahrt. Das habe ich von Anfang
an so gehandhabt, weil ich davon ausging, dass Menschen als Kollegen sich nunmal gegenseitig begrüßen. Da geht es
nicht um irgendeine Bevorzugung oder Zuneigung. Mit der Zeit habe ich jedoch eingesehen, dass einige von uns - Gott
bewahre - nicht einmal ihr eigenes Leben mögen. Ich zweifle nicht daran, dass viele von ihnen, das Gesicht hassen, das
sie morgens im Spiegel sehen. Wie eintönig muss ihr Alltag nur sein! Ich dachte eine Weile, ich sei der ärmste auf der
Welt. Ich dachte fast, ich habe genug von meinem Leben. Aber siehe da, es gibt Schlimmeres. Deshalb muss ich mich
mit dem, was ich habe, glücklich schätzen. Gibt es überhaupt jemanden, der wunschlos glücklich ist?! Gibt es einen,
dessen Liebe immer entgegnet wurde?! Wem ist angesichts der einzigen großen Liebe, jenes Feuers, das unfassbar
bleibt, noch nie das Herz gestockt, während man selbst glaubt, dass damit das Leben zu Ende sei und die Welt aus den
Fugen gerate?! Aber was soll's … Alles geschieht, weil es geschehen muss. Die Geschehnisse haben eine Bestimmung,
eine Linie also, in der sie sich zu Geschichten entwickeln und sie bewegen sich stets innerhalb ihrer Bahnen entlang.
15
Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Von Anton Marku, M.E.S, MA, Wien ([email protected])
Anton Marku, geb. 1971 in Gjakove (Kosovo), wo er albanische Literatur studierte. Danach absolvierte er ein Jus-Studium
an der Universität von Pristina und schloss Master-Studien in Politikwissenschaften an der Universität Wien ab. Seit 2008
lebt er in Österreich. In erster Linie schreibt er Gedichte für Erwachsene, aber auch kurze Erzählungen. Bisher hat er fünf
Gedichtbände veröffentlicht, welche in die englische, deutsche und rumänische Sprache übersetzt worden sind. Seine
literarische Werke wurden auch in verschiedene Literaturzeitschriften (,,Zwischenwelt‟‟, Wien, 2014) und Anthologien
(,,Man fragt mich, ob ich bin„„, Wien, 2009; ,,Stadtschattirungen‟‟, Wien, 2015), in Österreich veröffentlicht. Er ist
Mitglied der SchriftstellerInnenvereinigung Kosovas, des österreichischen PEN Klub, des Literaturklubs ,,Gjon Nikollë
Kazazi” in Gjakove und des Bundes der albanischer Schriftsteller und Kulturschaffenden ,,Aleksander Mosiu„„ in Wien.
Essay über das Leben
(Der Tag der nie gekommen war)
Kurze Erzählung
An einem ruhigen Sommerabend, als ich ein Fotoalbum betrachte,versuche ich mich selbst davon zu überzeugen, dass
der schönste Tag meines Lebens noch nicht gekommen ist. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr erkenne ich, dass dieser
Tag wahrscheinlich nie kommen wird. Stillschweigend drängt mich etwas zu glauben, dass er schon gekommen ist,
ohne dass ich es bemerkt habe. Dann beginne ich nachzudenken und frage mich, welcher Tag es gewesen sein könnte.
Vielleicht konnte es ein solcher Tag gewesen sein, an dem ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsst habe und das
Gefühl hatte, dass ich ab dem Moment ein ,,Macho“ geworden war. Voller Zuversicht, ohne darauf zu warten, dass 24
Stunden von dem von mir ,,Jahrhundertereignis“ genannten Tag vergehen, erzählte ich meinem besten Freund davon. Er
berichtete einem anderen darüber und der erzählte es dann der ganzen Schule. Alles endete mit einem starken ,,Klatsch“
ins Gesicht, den dieses Mädchen mir am nächsten Tag verpasste. Ab diesem Moment habe ich das Vertrauen zu
Freunden sowie zu Frauen verloren.
Jahre später habe ich eine andere Frau geheiratet. Die Hochzeit war fröhlich, aber ich wirkte ziemlich verwirrt. Ich
wollte erwachsen sein, jedoch machten mir die Verpflichtungen, die ich als Ehemann übernehmen sollte, große Sorgen.
Ich begriff, dass ich nicht mehr frei sein werde. Nun sollte die Freiheit in zwei Hälften geteilt werden.
An einem nebeligen Morgen erfuhr ich, dass ich Vater werden soll. Ich begann mir die Szenen der letzten Nächte ins
Gedächtnis zu rufen und mich zu fragen, was schief gelaufen sein könnte. Ich habe es herausgefunden. Der Rotwein
war schuld daran. Der Wein – rot wie die Flamme.
Eines Tages bekam sie große Schmerzen, die ich nicht verstehen konnte. Man brachte sie ins Krankenhaus. Ich blieb die
ganze Nacht bei ihr. Nicht, weil ich vor etwas Angst hatte, sondern weil ich kein Vertrauen zu den Ärzten hatte. Ich
hätte gehört, dass sie nicht nur die Nase, sondern auch die Hände überall hinlegten, selbst dorthin, wo sie nicht
hingehören. Am Sonntag fing sie an zu weinen. Sie zog an ihren Haaren und ich begann an die 50 Euro zu denken, die
ich für sie vor einer Woche gezahlt hatte, um sie zu ,,stylen„„.
Aus dem dunklen OP-Saal kam eine gut aussehende Krankenschwester und gratulierte mir. Ich umarmte sie als ob sie
eine Tante wäre, jedoch ließ sie dabei ihre rechte Hand in der Luft hängen. Obwohl das am Balkan traditionell dazu
gehört, gab ich ihr keinen Cent. Ich dachte: Das Geld werden wir benötigen um Kleidung für das Baby zu kaufen, weil
keiner genau wusste wie lange der Winter dies Mal dauern wird. Geld sollten diejenigen spenden, die lange gewartet
haben, um Eltern zu werden. In meinem Fall war irgendwie anders. Als ob ich als Kellner beim Zug ,,Orient Express„„
unterwegs gewesen wäre.
Drei Jahre später konnte der Kleine schon richtig auf den Beinen stehen. Er brachte mich immer wieder durcheinander.
Eines Morgens sagte er zu mir ,,Schimpanse“. Mehr als alles andere wollte ich sein Ohr gefühlvoll anfassen. Im diesem
Moment trat aber seine Mutter ein, und ich hob den Kleinen auf. Nachdem ich das gemacht hatte, füllte sich meine
aristokratische Nase mit einem unangenehmen und merkwürdigen Gestank. Ich blieb für einen Augenblick atemlos.
Dann rät ich meinem Sohn in Zukunft mehr an die Mitmenschen zu denken und das nächste Mal nicht in die Hose zu
machen. Sekunden später nahm ich ihn ins gemeinsame Bad mit, und mit der Hand zeigte ich ihm ein riesiges Loch,
welches größer als Onkels Kopf war.
Dann im Frühling 1999 begann der Krieg im Kosovo. Jeden Abend saß ich vor den Fernseher und wollte die
Nachrichten verfolgen. Es nervte mich, als die alten Damen, die aus der Nachbarschaft zu uns zu Besuch kamen, um
türkischen Kaffee zu trinken, ununbrochen miteinander plauderten. Sie meinten, dass mein riesiger Körper woanders,
nämlich beim Feldzug und nicht zu Hause sein sollte. Die armen Frauen!
16
Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Eines Tages dachte ich mir, dass es eigentlich nicht schlecht wäre am Wochenende frische Luft zu bekommen und die
Patrioten da draußen zu besuchen. Dann sagte jemand plötzlich – es ist aus! Scheiße – dachte ich – ab jetzt werden die
neuen „Kriegshelden“ der Nachbarschaft unerträglich sein. Ich muss aber auch zugeben, dass einige von ihnen mutig
waren. Einige kehrten aus dem Krieg nicht zurück. Als siegreiche Protagonisten marschierten jene, die überlebt hatten.
Mein Sohn konnte bereits Fahrrad fahren. Diejenigen, die sich wie ich in Kellern versteckt haben, baten ihn bis zum
Ende der Straße zu gehen, um über die Lage vor Ort zu ,,berichten„„. Das erste verstand er. Das zweite nicht ganz.
Zunächst weigerte er sich, aber nachdem sie ihm noch zwei Filterzigaretten angeboten hatten, begann er zu laufen.
Nach zwanzig Minuten kam er ermüdet zurück und sprach laut: Sie sind weg!-Es lebe die Freiheit! Mein Gesicht
schwitzte. Zum ersten Mal überhaupt sahen Menschen Tränen in meinen Augen. –Du wirst ein großer Mann werden,
mein Sohn! –sagte ich! –Größer als dein Vater!-und wollte ihm ein Stück weiße Schokolade geben. Er sah mich
gleichgültig an und sprach langer Zeit nicht mit mir. Erst dann begriff ich dass er erwachsen war.
Ich brenne innerlich und bin wütend auf mich selbst. Welcher dieser Tage verdient es als historisch betrachtet zu
werden.
Bevor ich ins Schlafzimmer zurückkehre, denke ich darüber nach, dass es unfair wäre aus dieser Liste den Tag, an dem
mein Leben gerettet wurde zu streichen. Es war eigentlich so, dass mich einige Freunde zu einer Wildschweinjagd
einluden. Ich hatte überhaupt keinen Bezug zu dieser Besessenheit, aber ich wollte unbedingt hinausgehen. Plötzlich
traf ich auf etwas Seltsames. Da blieb ich stehen. Mich verletzte etwas, das auf den ersten Blick eine rostige Rohrspitze
zu sein schien. –Bleib da wo du bist! – rief der ältere Mann in der Gruppe. -Bewege dich nicht, sonst das könnte dein
Ende bedeuten! Die Stimme erschreckte mich. –Warum soll ich mich nicht bewegen? Ich bin ein freier Mann. Für diese
Freiheit wurde viel geopfert. Ich brauchte nicht viel Zeit, um es zu kapieren, dass nur ein Schritt nach vorne meinen Tod
bedeuten würde, und zeigte Mitgefühl gegenüber mir selbst. Warum sollte mein schöner Körper in Stücke gerissen
werden? So ein guter Körper hat einen solchen Tod nicht verdient. Wenn es der neueste Typ eines Autos wäre, sagen
wir ein Ferrari, der mich niedergefahren hätte, würde ich das dem Tod auf der Stelle verzeihen. Doch dieses Ende
konnte ich auf keinen Fall akzeptieren. Daher blieb ich wie ein Stein für mehr als zwei Stunden stehen, bis dann einige
uniformierte Soldaten, die wie die Deutschen eine Fremdsprache sprachen, mich mit großer Mühe aus dieser Situation
retteten.
Ich merke, dass jeder Tag, den ich erlebt habe, sehr schön war. Authentisch – in seiner Art und Weise.
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Zeitschrift „Die Sonne“
Nr. 25: Wien, Juni 2016
Sport
Shpetim Shala gewinnt den IBO Inter-Continental – Titel
Wien, am 30. April 2016: Der kosovarische Boxer
Shpetim Shala (21-1-1, 12 K.O.) hat es geschafft den
IBO-Intercontinental-Titel zu gewinnen. Er siegte gegen
den Franzosen Cedric Ballais (18-8-3, 8 K.O.)
einstimmig nach Punkten nach 10 Runden. Der 30jährige Shala vertritt Österreich und hat in seiner
Karriere als Profiboxer bisher 21 Siege (12 K.O.), eine
Niederlage und ein Unentschieden zu verzeichnen.
Währendessen hat der 27-jährige Bellais 18 Siege (8
K.O.), 8 Niederlagen und dre Unentschieden in seiner
Laufbahn als Profiboxer.
,,Es war ein wichtiges Match für mich, da der Gegner
den Sieg unbedingt erlagen wollte. Dennoch stand ich
aufmerksam und konzentriert da, um ihn besiegen zu
können. Ich freue mich risieg auf diesen Sieg”so Shala
nach dem Sieg.
Shpetim Shala beim Empfang des Titels
-----
,,Arberia” mit der zweiten Schach-Mannschaft in Österreich
Wien, am 12. Mai 2016: Nicht mal die Gründer des
Schachklubs ,,Arberia‟‟ in Österreich hätten es niemals
ahnen können, dass sie so viele Erfolgen erreichen
werden. Anton Marku, einer der ersten Initiatoren bei
der Gründung des Klubs und ein aktiver Schachspieler,
sprach mit Stolz über die Einzel- und Teamerfolge.
Durch den zunehemenden Wettbewerb und das
Verlangen der Schachspieler hatten der Klub nötig eine
zweite Mannschaft zusammenzustellen.
Anfangs wurden die Anwesenden durch den Präsidenten
des Klubs Kadri Berbati, den Trainer Agron Cika und
Sekretär Anton Marku begrüßt. Der Zweck dieses
Treffen war es, die Zusammenarbeit im Hinblick auf die
Förderung des Shach-Sports zu verstärken, vor allem für
die Einwanderer ausländischer Herkunft, die in diesem
Land leben. Bei dieser Gelegenheit wurde die
hervorragende Kommunkation zwischen den beiden
sportlichen Strukturen hochgelobt.
Einer der wichtigsten Punkte, der bei diesem Treffen
diskutiert wurde, war die Möglichkeit der Nennung
einer zweiten Mannschaft, die offiziell an der AmateurLiga der Stadt Wien teilnehmen wird, mit dem Ziel den
anderen Schachspielern, die insgesamt schon 22 sind,
eine Chance zu geben, mehr Erfahrung zu erlangen und
zugleich nationale und internationale ELO Punkte
sammeln zu können.
Die albanischen Schachspieler in Wien
,,Arberia‟‟ (www.arberia.at) mit Sitz in Wien ist der
einzige Schachklub in der albanischen Diaspora. Am
12. Mai 2016 empfang der Klub in einem Treffen den
Vizepräsidenten des Wiener Schachverbandes, Gregor
Neff.
Ansonsten spielt der Schachklub Arberia derzeit in der
Liga B in Wien, nachdem seit der Gründung in den
letzten drei Jahren jedes Mal die Liga aufstiegg. An der
Diskussion wirkten auch die anderen Mitglieder des
Klub mit, unter anderem Harald Penker, Hamdi Hyseni,
Sokol Çekani, Fahredin Xhakaj, etc.
In der Saison 2016/17 wird der Schachklub ArberiaWien mit zwei Mannschaften in der Meisterschaft
vertreten sein.
(Quelle:
http://botapress.info/arberia-me-ekipin-e-dyte-shqiptar-teshahut-ne-austri/)
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