Mediencommuniqué GV 2016

Mediencommuniqué
Bern, 30. Mai 2016
Generalversammlung der cemsuisse
Die Inlandlieferungen der schweizerischen Zementindustrie beliefen sich 2015 auf
etwas über 4,2 Millionen Tonnen. Sie lagen damit knapp 8% unter denjenigen des
Vorjahres. Für das laufende Jahr rechnet cemsuisse mit leicht höheren Zementlieferungen.
Zu Beginn seines Referates drückte Urs Schwaller, Präsident der cemsuisse, seine Besorgnis über die
stark zunehmenden Importe aus. Diese seien 2015 um knapp einen Viertel angestiegen. Der Importdruck sei vor allem eine Folge der grossen Überkapazitäten im europäischen Raum. Die schweizerischen Zementunternehmen verfügen über eine ausreichende Kapazität, um die gesamte Inlandnachfrage zu decken, versicherte Urs Schwaller. Dies notabene auf einem hochstehenden ökologischen
Niveau, gilt doch die schweizerische Umweltschutzgesetzgebung im internationalen Vergleich als
vorbildhaft.
Während in der Schweiz über 50% der Zementlieferungen per Bahn erfolgen, werden die Importe
über Hunderte von Kilometern ausschliesslich per Lastwagen in die Schweiz transportiert. Dadurch
fallen hohe Emissionen an. Urs Schwaller wies darauf hin, dass die ausländischen Fahrer häufig zu
Bedingungen arbeiten, welche in der Schweiz nicht zulässig seien. Dies wirke wettbewerbsverzerrend
und schädige letztlich nicht nur die schweizerische Zementindustrie, sondern auch alle schweizerischen Transportunternehmen, die für ihre Fahrer gute Arbeitsbedingungen gemäss dem geltenden
GAV schaffen. Die im Inland gestellten hohen Anforderungen an eine ökologische Zementproduktion
werden mit dem Import von Produkten ausgehebelt, da im Ausland mit zum Teil deutlich niedrigeren
Umweltauflagen gearbeitet werde. Urs Schwaller: „Diese Wettbewerbsbenachteiligung gefährdet
mittel- und längerfristig sehr ernsthaft die Industrieproduktion in der Schweiz.“
Für Schwaller gehört die Frage der Rohmaterialversorgung in das gleiche Kapitel der Gefahr der ungleich langen Spiesse zwischen der schweizerischen und der ausländischen Zementindustrie. Um den
Betrieb der Zementwerke langfristig zu sichern, sei die Industrie auf einen langfristig gesicherten
Rohmaterialabbau angewiesen. Er wies darauf hin, dass vor knapp 20 Jahren die Gebiete um die be-
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stehenden Steinbrüche herum in das Inventar der schützenswerten Landschaften und Naturdenkmäler (BLN-Inventar) eingezont worden seien.
Die Kantonsregierungen der Standortkantone von Zementwerken – Aargau, Bern, Graubünden, Neuenburg und Waadt – haben in einer Resolution ihre grosse Besorgnis in Bezug auf die langfristige
Versorgung von Kalkstein und Mergel aus ausgedrückt. Die Steinbrüche von vier Zementwerken
grenzen heute unmittelbar an die BLN-Gebiete an oder liegen sogar vollständig darin. Ein weiterer
Abbau ist damit kaum mehr möglich. Problematisch sei letztlich auch die Tatsache, dass in der
Schweiz rund 85% der Landfläche unter irgendeinem Titel geschützt sei. Weniger als 15% sehen für
Wohnraum, Arbeit und Mobilität zur Verfügung. Frau Bundesrätin Doris Leuthard hat daraufhin die
Mitwirkung des BAFU und des ARE bei der Erarbeitung einer Planungshilfe für den Abbau in BLNGebieten zugesichert. Schwaller wies darauf hin, dass die entsprechenden Arbeiten gut vorangeschritten seien.
Die Problematik «Rohmaterialversorgung versus Schutzinteressen» bildete das Kernthema des Referates von Frau Staatsrätin Jacqueline de Quattro, Ehrengast der diesjährigen Generalversammlung
der cemsuisse. Sie legte in aller Deutlichkeit dar, dass sich diese Frage nicht nur beim Abbau von
Rohmaterial zeige, sondern auch im Bereiche der Umsetzung der Energiestrategie. Als Vorsteherin
des Departementes für Raumordnung und Umwelt des Kantons Waadt versuche sie in ihrer täglichen
Arbeit stets, einen Ausgleich zwischen Nutzungsansprüchen und dem Landschaftsschutz zu schaffen.
Wechsel im Präsidium der cemsuisse
Urs Schwaller gab nach neunjähriger Tätigkeit seinen Rücktritt als Präsident der cemsuisse bekannt.
Seine neue Aufgabe als Präsident der Schweizerischen Post bringe es mit sich, dass er aus zeitlichen
Gründen und zur Vermeidung jeglicher Interessenkonflikte Mandate wie jenes der cemsuisse früher
als geplant abgebe. Er teilte mit, dass der Vorstand der cemsuisse beschlossen habe, Herrn Ständerat
Dr. Beat Vonlanthen zur Wahl als neuen Präsidenten vorzuschlagen. Ständerat Vonlanthen sei jedoch
nach wie vor Mitglied Freiburger Regierung. Er werde seine Aufgabe im Interesse des Kantons bis
Ende 2016 mit aller Kraft wahrnehmen und bis zu diesem Zeitpunkt keine neuen Mandate annehmen. Die Wahl von Herrn Vonlanthen werde somit im Rahmen einer ausserordentlichen GV gegen
Ende Jahr vollzogen werden.
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Für Ihre Rückfragen:
Urs Schwaller, Präsident cemsuisse
Telefon 079 214 37 60
E-Mail [email protected]
Georges Spicher, Direktor cemsuisse
Telefon 031 327 97 97
E-Mail [email protected]
Gerne können Sie die Medienmappe mit den Referaten von Herrn Dr. Urs Schwaller in deutscher
Sprache und von Frau Staatsrätin Jacqueline de Quattro in französischer Sprache sowie den Jahresbericht cemsuisse 2016 bei uns beziehen.
Einige Zahlen der schweizerischen Zementindustrie im Dreijahresvergleich
2013
2014
2015
Zementlieferungen aus Schweizer Produktion in Millionen Tonnen
davon Transportbeton in %
4,56
74,9
4,58
74,2
4,22
76,7
Beschäftigte in der Zementindustrie
634
652
642
Anteil alternativer Brennstoffe zur Zementherstellung (Klinkerprozess) in %
55,3
53,7
57,1
43
45
41
Index der fossilen CO 2 -Emissionen, spezifisch (pro Tonne Zement), Basisjahr 1990
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