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„Computergestützte Erfassung von Risikofaktoren für eine Besiedelung mit MRSA und MRGN“
Patienten mit Risikofaktoren für MRE - Wie viele sind`s?
Ursula KAHLKE1, Sven SÖMMER2
1Schön
Klinik Neustadt, Klinik für Anästhesiologie/Krankenhaushygiene 2Schön Klinik Neustadt, Klinische Informationssysteme
Hintergrund
Die KRINKO empfiehlt, Patienten mit Risikofaktoren (=RF) für MRSA[1] oder MRGN[2][3] bei Krankenhausaufnahme auf eine
Besiedelung zu testen. Im Rahmen der Budgetplanung benötigt die Krankenhausverwaltung die Anzahl der zu erwartenden
Abstrichuntersuchungen. Für MRSA liegen Zahlen zum Anteil der Patienten mit RF und der tatsächlich besiedelten Patienten vor[4].
Für MRGN liegen nur Zahlen zu tatsächlich nachgewiesenen Erregern vor[5]. Daten zum Anteil der Patienten mit RF für MRGN gibt
es bisher nicht.
A
Keiner der Parameter ist zutreffend
B
C
D
E
F
G
H
J
Stationärer KH (> 3 Tage) in 12 Mo.
Patienten aus Pflegeeinrichtungen
Pflegebedürftig & AB letzte 6 Mo.
Pflegebedürftig und liegende Katheter
Chronische Wunde
Regelmäßig (beruflich) Kontakt zu MRSA
Kontakt zu MRSA-Trägern
MRSA-Anamnese
K
L
M
N
Dialysepatient
Dialysiert letzte 12 Mo. stat. od. Ausland
Kontakt zu 4-MRGN-Trägern
MRGN-Anamnese
O
P
Q
R
Patient von anderer ICU, KH der Max.versorg.
Patienten aus Ausland, Endemiegebiete
- “ - aus Ausland, Endemieg. & stat. KH (> 3 Tage) in 12 Mo.
- “ - aus Saudi-Arabien od. Vereinigten Arabischen Emiraten.
S
T
Kontakt zu VRE-Trägern
VRE-Anamnese
Methode
Die Schön-Klinik Neustadt sichert die Grund-, Regel- und Notfallversorgung in der Region Ostholstein. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Lübeck verfügt es über 520 Akut- und
Rehabilitationsbetten und versorgt ca. 12.000 stationäre Patienten im Jahr.
Eine elektronische Screeninghilfe wurde entwickelt. Für jeden Patienten
wird ein
„Hygienescreening“-Formular angelegt. Die Daten sind
elektronisch dokumentiert und auswertbar. Je nach Kombination der
eingegebenen Risikofaktoren werden die notwendigen Abstrichuntersuchungen angegeben, gefolgt von den auf den Normalstationen
geltenden Hygienemaßnahmen.
Neben dem RF „Keiner der Parameter ist zutreffend“ (A) werden dem
Risiko für MRSA-Kolonisation die RF (B)-(K) zugeordnet, dem Risiko für
eine MRGN-Besiedelung die RF (L)-(R) und für eine VRE-Besiedelung die
RF (S)-(T). Die Daten wurden in den Zeiträumen 15.08. - 30.09.2015 und
01.01. - 29.02.2016 im Notaufnahmebereich erhoben.
Ergebnisse
Für 1418 Patienten wurde ein Screeningformular angelegt. In 703 Fällen lag kein
RF auf MRE vor, in 715 Fällen wurden 786 RF ausgewählt. Davon waren in 655
Fällen 1 RF, in 108 Fällen 2 RF, in 23 Fällen 3 RF ausgewählt. In 1,3% dieser
Patientenfälle lagen RF für eine MRGN-Besiedelung vor. In 51,3% lagen RF für
eine MRSA-Besiedelung vor und in 0% RF für eine VRE-Besiedelung.
Diskussion
Der Anteil Patienten mit RF für MRSA-Kolonisation liegt im Notaufnahmebereich deutlich höher als im gesamten Krankenhaus, in
dem ca. 35% aller Patienten auf MRSA gescreent werden. Ob sich ein ähnliches Verhältnis zwischen akut und insgesamt
aufgenommenen Patienten auch für die RF der MRGN-Besiedelung zeigen wird, kann nach einem längeren Erhebungszeitraum
ausgewertet werden. Das MRGN Screening erfolgt nicht nur laut KRINKO auf carbapenemresistente Erreger (4MRGN), sondern
auch auf 3MRGN. Das ist für die internen Abläufe notwendig, da in den Risikobereichen OP und Intensivstation besondere
Hygieneanforderungen bei 3MRGN Besiedlung gelten. Der Anteil operativer Patienten im Haus ist hoch, die notwendigen
Isolierungsmaßnahmen bei sonst unklarem MRGN-Besiedelungstatus sind in den Risikobereichen nicht leistbar.
Literatur
[1] (2014) Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen.
Bundesgesundheitsbl,57,696-732. [2] (2012) Empfehlung zu Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen. Bundesgesundheitsbl, 55, 13111354. [3] (2014) Ergänzung zu den „Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen“ (2012). Epidemiologisches Bulletin, 21. [4] (2013) Zum
Aufwand von MRSA-Screeninguntersuchungen in deutschen Krankenhäusern. Epidemiologisches Bulletin, 5. [5] Lübbert C. et al. (2015) Colonization with extended-spectrum beta-lactamaseproducing and carbapenemase-producing Enterobacteriaceae in international travelers returning to Germany. Int J Med Microbiol, 305(1), 148-56.
 Ursula Kahlke  [email protected]  +49-4561-5445-6138