Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie Hygiene Bakteriologie Serologie Molekularbiologie Tbc-Diagnostik Mykologie Parasitologie Kurzinformation zu Fachrichtlinie 11 (Version 4.0; 2015) Hygienemaßnahmen bei Nachweis von MRSA* und/oder VRE* * MRSA: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus; VRE: Vancomycin-resistente Enterokokken Übertragung/infektiöses Material: • durch Kontakt (besonders über Hände und medizinische Utensilien) • jedes Material, in dem MRSA und/oder VRE nachweisbar sind (Haut, großflächige Wunden, Harn, Sputum, Trachealsekret, Stuhl, …) • bei nasaler oder pharyngealer Besiedelung oder bei Infektionen der tieferen Atemwege Übertragung durch Tröpfchen möglich geringes Streupotential bei Nachweis von MRSA im Respirationstrakt ohne respiratorischen Infekt, Beatmung mit geschlossenem System, kleine Wunden, Bakteriämie/Sepsis, Drainage in geschlossenes System, Zufallsbefund (Carrier), Harnkatheter Screening: Screening Lokalisationen Bereich Screening MRGN Nase (1 Abstrich für beide Nasenlöcher) MRSA** VRE X Rachen X X Respirationstrakt Sputum/Trachealsekret X X Inguinalbereich X X Harn X X Stuhl/Analbereich X X Hautdefekte (Wunden, PEG Sonde, Stomata …) X X Kontrolle des Erstisolats X X X gepoolter Abstrich* X * „gepoolter Abstrich“ (vom Scheitel bis zur Sohle): jeweils linke und rechte Körperseite: von der lateralen Stirnseite über den Hals, das Schultergelenk zur Axilla, entlang der lateralen Thoraxwand zur Hüfte, weiter über die Leistenregion entlang an der Schenkelinnenseite bis zum Fußrücken **Höchste Sensitivität bei der Kombination von: Nase/Rachen, keratinisierter Haut und Perineum Risikopatienten: • Patienten mit bekannter MRSA/VRE- Anamnese • Häufig hospitalisierte Patienten (>2mal innerhalb der letzten 12 Monate) • Patienten aus med. Einrichtungen mit bekannter MRSA/VREProblematik • Patienten mit chronischen Wunden • Patienten mit Devices (z.B. PEG, ZVK, HWK, etc.) • Dialysepflichtige Patienten • Patienten mit Sepsis, Pneumonie oder Wundinfektion innerhalb der letzten 6 Monate (Antibiotikatherapie) • Patienten aus der Landwirtschaft (Massentierhaltung!) • Patienten aus Ländern mit hoher MRSA/VRE- Prävalenz • Kontaktpatienten: Mobile Patienten, die > 24 Stunden mit dem Indexpatienten im gleichen Zimmer untergebracht waren Risikobereiche: • Orthopädie (Implantation von alloplastischem Material) • Herzchirurgie • Dialyse • Intensivstation • Hämatoonkologische Patienten/Station • Neonatologie Seite 1 von 3 Untersuchungsanforderung für MRSA/VRE-Screening: Erstuntersuchung bzw. Aufnahmescreening: bei o.g. Risikopatienten MRSA-PCR (molekularbiologische Untersuchung, gelber Einsendeschein) MERKE: Nach molekularbiologischem (PCR) Erstnachweis ist immer ein mikrobiologischkultureller Nachweis (Antibiogramm, Typisierung) durchzuführen. Folgeuntersuchung: MRSA-Kultur (bakteriologische Untersuchung, grüner Einsendeschein) in allen Vorangegangenen Kolonisations- bzw. Infektionsorten • • 2 Tage nach Eradikation • 1 x / Woche f. alle Intensivpatienten bzw. Risikopatienten MERKE: Keine PCR unter Eradikationsmaßnahmen! VRE-Screening: Erstuntersuchung Perianalabstrich (grüner Einsendeschein, „VRE“ hinschreiben) Isolierungsmaßnahmen bei MRSA oder VRE: • • • • • • • Isolierung, wird empfohlen! Die Kontaktisolierung von Patienten mit MRSA- bzw. VRE- Nachweis wird generell empfohlen Isolierung bei Vorliegen von Risikofaktoren: MRSA/VRE positive Patienten mit sezernierenden Erkrankungen, offenen Wunden, unkontrollierter Diarrhoe, frischen Stomata sowie komplett fehlender Compliance sind zu isolieren Einhalten der Standardhygienemaßnahmen! Wenn keine Risikofaktoren vorliegen, ist eine Unterbringung im Mehrbettzimmer bei verbindlicher Einhaltung der Hygienemaßnahmen und streng patientenbezogener Verwendung von Schutzkleidung und medizinischen Devices möglich. Keinesfalls gemeinsame Unterbringung mit Hochrisikopatienten (Immunsupprimierte Patienten, Verbrennungspatienten, etc.)! Keine gemeinsame Unterbringung von VRE-Patienten mit MRSA-Patienten und umgekehrt! Sanierungsmaßnahmen: Nasale Dekolonisierung bei MRSA: • Mupirocin- Nasensalbe (Bactroban ®) 3 x täglich über 5 Tage • Octenisan® Nasengel 2 x täglich über 5 Tage • Prontoderm Nasal Gel ® (Polyhexanid-Betain-Komplex) • Betaisodona® (z.B. Spray 1,25% f. die Nase, magistrale Zubereitung) • PVP-Iod-Salbe (Braunovidon® Salbe ) Bei oropharyngealer Besiedelung – Dekolonisierung mit antiseptischer Gurgellösung (z.B. Octenidol®, Chlorhexidin, Betaisodona-Mundantiseptikum ®, Prontoral Mundspüllösung®) Dekolonisierung der Haut und Haare (MRSA oder VRE) • Chlorhexidinhaltige Lösungen (z.B. Hibiscrub®) • Octenidinhydrochlorid (Octenisan®) • Polyhexanid-Präparate (z.B. Prontoderm® Solution, Prontoderm® Foam) Bei Anzeichen einer systemischen Infektion, bei MRSA/VRE-infizierten Wunden bzw. bei MRSA/VRE-Nachweis in primär sterilen Körperflüssigkeiten hat eine systemische Antibiotikatherapie unter Berücksichtigung des vorliegenden Antibiogramms zu erfolgen. Seite 2 von 3 Aufheben der Isolierung: Die hygienischen Maßnahmen können aufgehoben werden, wenn zwei Tage nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen, zumindest 2, an aufeinanderfolgenden Tagen gewonnene Abstriche, kulturell negativ sind! Alle zuvor besiedelten Lokalisationen müssen mit kulturellem Abstrich (grüner Einsendeschein) kontrolliert werden. Standardhygienemaßnahmen: Information Hygienische Händedesinfektion (siehe FRL 01) Unsterile Untersuchungshandschuhe Mund/Nasenschutz OP-Maske Türschild an der Tür gut sichtbar aushängen! Mitarbeiter-, und Besucherinformation! Vor und nach Kontakt mit Patient, vor Verlassen des Patientenzimmers Vor Anziehen und nach Ausziehen der Handschuhe/Schutzausrüstung Nach Kontakt mit kontaminierten Gegenständen/Material Bei allen Handlungen mit direktem Patientenkontakt bzw. Kontakt zu Blut, Sekreten oder Exkreten notwendig, Wechsel und Händedesinfektion zw. unreinen/reinen Arbeitsschritten Vor Verlassen des Patientenzimmers abwerfen Nur bei Besiedelung des Nasen-/Rachenraumes - bei Tätigkeiten mit möglicher Tröpfchenbildung (Intubation, Absaugung, Tracheostoma bei MRSA im Rachen) bzw. wenn der Abstand zu Patienten < 1,5m beträgt vor Betreten des Patientenzimmers anlegen! vor Verlassen des Patientenzimmers abwerfen Schutzbrille Mehrwegprodukt! Isolationskittel/ Einmalschürze Einmalprodukt! Geschirr Gesamte Wäsche Abfallentsorgung Oranger Müllsack Pflegebedarf, Med. Geräte Dokumentationen Patiententransport Flächendesinfektion Instrumente Bei Tröpfchen induzierenden Maßnahmen wie z. B. offenem Absaugen, Intubation usw. Schutzbrille anlegen und nach Gebrauch gesamte Brille wischdesinfizieren vor Betreten des Patientenzimmers, bei direkten Patientenkontakt anlegen vor Verlassen des Patientenzimmers abwerfen Übliche Entsorgung in den Speisewagen Patientennahe, direkt im Patientenzimmer, in einen entsprechenden Wäschesack geben und verschließen. Bei Durchnässung ist ein flüssigkeitsdichter Übersack zu verwenden Patientennahe, direkt im Patientenzimmer Sack im Patientenzimmer verschließen und Entsorgung wie gewohnt Patientenbezogen benutzen und im Zimmer belassen Wischdesinfektion nach Verwendung Außerhalb des Zimmers durchführen Information des Patiententransportdienstes und der Zieleinrichtung Patient muss nur bei Besiedelung des Nasen-/Rachenraumes einen Mund-/Nasenschutz (OP-Maske) tragen! Händedesinfektion des Patienten vor Transport (wenn möglich) Pflegepersonal: Patientennahe Flächen, Medizinische Geräte und Pflegeutensilien mindestens 1x täglich desinfizieren Reinigungspersonal: Isolierzimmer als Letztes reinigen. Fußboden und Kontaktflächen täglich desinfizieren; Wischmopp und Reinigungstücher wie gewohnt entsorgen nur patientenbezogen verwenden und direkt im Zimmer in einem geschlossenen Behälter entsorgen, Aufbereitung lt. RD-Plan Seite 3 von 3
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