12 Personalmanagement DVZ • NR. 38 • FREITAG, 13. MAI 2016 Lernen – ein Arbeitsleben lang Von Claudius Semmann D Studie: Der digitale Wandel erfordert Qualifizierung, heterogene Teams und eine Fehlerkultur. Scheitern könnte er am Personalmangel und an Veränderungsängsten. Verkehr und Logistik Gesamtwirtschaft Digitale Transformatoren (Basis Gesamtwirtschaft) 0 25 50 % 75 100 0 25 50 % 75 100 Welche Auswirkungen hat digitale Technik auf die Arbeitsabläufe und die Organisation? MITTELSTAND IN DER DIGITALEN TRANSFORMATION Arbeit kann flexibler geplant, organisiert und verteilt werden. Die Zusammenarbeit mit Kunden und Geschäftspartnern wird enger. Die Unterstützung durch externe Spezialisten wird wichtiger. Die Mitarbeiter haben mehr Verantwortung und mehr individuelle Freiräume. Es gibt mehr abteilungsübergreifende Teams oder Projekte. Es können mehr Aufgaben oder Arbeitsbereiche ausgelagert werden. Welche Veränderungen der Unternehmenskultur sind für die Unternehmen erfolgskritisch? mehr Bereitschaft in der Belegschaft zu lebenslangem Lernen eine heterogene und altersgemischte Belegschaft als Stärke begreifen Mitarbeitern, die neue Ideen entwickeln, auch Fehler und Misserfolge zugestehen ein besseres Klima für die Entwicklung von neuen Ideen und Innovationen eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben offener werden für Expertise und Einflüsse von außen offener werden für Kooperation mit Wettbewerbern Welche Aufgaben leiden unter dem Mangel an qualifiziertem Personal? Kosten senken beziehungsweise effizienter werden neue digitale Technologien in die Unternehmensabläufe einbinden die Service- und Beratungsqualität verbessern neue Geschäftsideen auf Basis digitaler Technologien umsetzen neue digitale Technologien für die Produktentwicklung nutzen Wie reagieren die Mitarbeiter auf die Veränderungen in den Unternehmen und in den Märkten? ZUMINDEST EIN TEIL DER BELEGSCHAFT ... ... hat höhere Erwartungen an die technische Ausstattung ... hat ein verstärktes Interesse an Weiterbildung und Qualifizierung ... will stärker über die strategische Ausrichtung informiert werden ... stellt höhere Ansprüche an Work-Life-Balance ... möchte mehr Freiraum zur Umsetzung eigener Ideen ... fühlt sich an das Unternehmen weniger gebunden ... will möglichst den Status quo bewahren ... kann sich nur schwer auf neue Technologien einstellen ... kämpft aktiv um den Erhalt alter Arbeitsstrukturen PERSONAL- UND ENTWICKLUNGSBEDARF In welchen Qualifikationsgruppen haben die Unternehmen aktuell Personalbedarf? BERUFSEINSTEIGER Auszubildende Fachkräfte mit gerade abgeschlossener Berufsausbildung Hochschulabsolventen PROFESSIONALS qualifizierte Arbeitskräfte mit mehrjähriger Berufserfahrung Führungskräfte Fach- und Führungskräfte für digitale Technik Was sind die zentralen Aufgaben der Personalentwicklung? hoher Qualifizierungsbedarf bei Berufseinsteigern gefragte Experten im Unternehmen halten Weiterbeschäftigung von Arbeitnehmern mit Kindern größer werdende Altersspanne in der Belegschaft hoher Qualifizierungsbedarf bei älteren Mitarbeitern MANAGEMENT Welche Aussagen zum Begriff „Führungskultur von morgen“ treffen zu? Führungskräfte werden noch stärker als Motivatoren und Moderatoren gefragt sein. Respekt und Vertrauen werden als Eckpfeiler der Mitarbeiterführung wichtiger. Führungskräfte müssen schneller handeln und mehr Mut zu Innovationen haben. Führung wird weniger der Kontrolle und mehr der Koordination dienen. Es wird weniger Führungsebenen in den Unternehmen geben. Es wird weniger wichtig sein, dass Führungskräfte die besten fachlichen Experten sind. Quelle: Commerzbank/TNS Infratest 224 befragte Top-Führungskräfte aus Verkehrs- und Logistikunternehmen, Mehrfachnennungen, Angaben in Prozent ie Commerzbank hat ihre neue Mittelstandsstudie vorgelegt. Die Sonderauswertung für die Branche Verkehr und Logistik liegt der DVZ exklusiv vor. TNS Infratest hatte zwischen November und Januar in Deutschland 4000 TopFührungskräfte befragt, 224 davon aus der Branche Verkehr und Logistik. Im Mittelpunkt steht die Personalführung und Arbeitsorganisation in Zeiten des digitalen Wandels. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: 63 Prozent berichten, dass die Arbeit flexibler geplant werden kann. Bei 55 Prozent wird die Zusammenarbeit mit Kunden und Geschäftspartnern enger. Und jeder Zweite meint, dass Unterstützung durch externe Spezialisten wichtiger wird und Mitarbeiter mehr Verantwortung erhalten sollten. Kooperation, Vernetzung und gesteuerte Autonomie sind damit die Schlagworte für die Unternehmenskultur 4.0. Für etwa 70 Prozent erfordert der Wandel eine hohe Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, eine heterogene und altersgemischte Belegschaft sowie eine konstruktive Fehlerkultur. Der Vergleich mit den digitalen Transformatoren zeigt, dass gerade diese Aspekte erfolgskritisch sind. Mit Transformatoren sind die digitalen Vorreiter gemeint. Dazu zählen 18 Prozent der Logistikunternehmen, womit die Branche im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt liegt. Zu schaffen macht den Logistikern vor allem der Fachkräftemangel. 47 Prozent der Unternehmen fühlen sich deshalb im Bemühen um Kostensenkung ausgebremst. 38 Prozent haben zudem Probleme, digitale Technik einzubinden. Darüber hinaus konstatiert die Studie Veränderungsblockaden. So geben 60 Prozent an, dass zumindest Teile der Belegschaft am liebsten den Status quo wahren wollen. 41 Prozent beklagen, dass sich Mitarbeiter nur schwer auf neue Technik einstellen können, und 35 Prozent berichten, dass sich Mitarbeiter gegen den digitalen Wandel stemmen und um den Erhalt der alten Arbeitsstrukturen kämpfen. Der Bedarf an qualifiziertem Personal ist hoch. 64 Prozent suchen bei Berufseinsteigern Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung. Bei bereits Berufstätigen sind qualifizierte Arbeitskräfte mit mehrjähriger Erfahrung bei 77 Prozent gefragt. Fach- und Führungskräfte mit digitalen Spezialkenntnissen werden dagegen eher selten gesucht. Digitalisierung lasse sich jedoch auch nur begrenzt an Spezialisten auslagern. Sie erfordere in fast allen Berufsgruppen neue Qualifikationsprofile, meinen die Autoren der Studie. 74 Prozent sehen bei Berufseinsteigern einen hohen Qualifizierungsbedarf. Dagegen wird offenbar wenig Wert darauf gelegt, ältere Mitarbeiter für den digitalen Wandel fit zu machen. Einen kooperativen Führungsstil, bei dem Mitarbeiter zum Beispiel in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, befürwortet der Branchendurchschnitt deutlich seltener als die digitalen Vorreiter. Aber immerhin: 72 Prozent der Top-Manager aus Verkehr und Logistik meinen, dass Führung künftig eher Koordination und weniger Kontrolle bedeutet. 66 Prozent ziehen daraus den Schluss, dass weniger Führungsebenen gebraucht werden. Interessant: Nur 48 Prozent halten Fachwissen für die Führungskräfte von morgen für weniger wichtig. Die Mehrheit hält also am Spezialistentum fest. MEINUNG SEITE 2
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