Pressemitteilung als PDF - Vereinigung zur Förderung des

Presseinformation
„Wissenschaft und Forschung gefragt“
vfdb-Fachtagung setzt Akzente für Feuerwehren und Organisationen
der Katastrophenabwehr
Deutschlands Feuerwehren und die anderen Organisationen der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr sehen sich vor immer größeren
Herausforderungen. „Das Aufgabenfeld wird immer größer und hat eine
Dimension erreicht, die personell, planerisch und auch wissenschaftlich
wachsenden Handlungsbedarf verlangt“, sagte der Präsident der
Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb), Dirk
Aschenbrenner in Stuttgart. Er zog damit ein Resümee der dreitägigen vfdbJahresfachtagung, an der rund 600 Mitglieder und Gäste der Organisation
teilnahmen.
In zahlreichen Fachvorträgen und Diskussionen berichteten Experten über
neueste Entwicklungen und Erkenntnisse bei der Arbeit der Feuerwehren
und anderen Organisationen. Ein Schwerpunktthema bildete dabei die
Flüchtlingskrise, die alle beteiligten Institutionen bis an die Grenzen ihrer
Belastbarkeit gebracht hat. So sprach sich beispielsweise Frankfurts
Feuerwehrchef, Prof. Reinhard Ries, nach den Erfahrungen der
Vergangenheit für die Einrichtung von ständigen Stabsstellen für
Krisenmanagement auf Landesebene und eine Koordinierungsstelle beim
Bund aus.
Für Beachtung sorgten auch erste Erkenntnisse aus einer bundesweiten
Brandschadenstatistik, an deren Datenerfassung sich bereits zahlreiche
Feuerwehren beteiligen. Mit dem Projekt wird unter anderem die
Wirksamkeit von (anlagentechnischen) Brandschutzmaßnahmen auf der
Basis von Einsatzdaten bei Gebäudebränden untersucht. Die Daten
umfassen Feuerwehralarmierungen sowohl bei tatsächlichen Bränden, als
auch bei Falschalarmen und werden über einen einheitlichen
Erfassungsbogen gesammelt.
Zu den bisherigen Ergebnissen zählt nach den Worten von Dr. Sebastian
Festag (Hekatron, Sulzburg) beispielsweise eine sehr hohe Rate von
Falschalarmierungen, die sich wiederum nach dem Alarmierungsweg
richten. Über alle Feuerwehren – Berufsfeuerwehren, Freiwillige
Feuerwehren und Werkfeuerwehren – liegt demnach der Anteil an
Falschalarmierungen bei 75,4 Prozent. „Die Projektergebnisse dienen dazu,
Brände und deren Entwicklung besser zu verstehen, was für die Prävention
und Bekämpfung von Bränden nützlich ist“, betonte Dr. Festag und
appellierte an weitere Feuerwehren, sich an der Erhebung der Daten zu
beteiligen, um repräsentative Aussagen zu erhalten. Die Ergebnisse, so Dr.
Festtag, lieferten interessante Erkenntnisse mit einem theoretischen und
praktischen Nutzen für verschiedene Kreise, z.B. für Feuerwehren,
Brandschutzplaner, Versicherungen, Hersteller und Dienstleister von
Brandschutzmaßnahmen und die Wissenschaft.
Stuttgart
11.05.2016
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Zu den vielen weiteren Themen und Fachvorträgen gehörte die Sorge um
die Sicherheit der künftigen Löschwasserversorgung. „Noch in den 90er
Jahren haben Einsatzkräfte je nach Bebauungsdichte Hydrantenabstände
von 80 bis 120 Meter gelernt“, gab der Leiter der Feuerwehr Ratingen, René
Schubert, zu bedenken. Seitdem hätten sich die Richtlinien des Deutschen
Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), die für die
Wasserversorger die Normen sind, radikal verändert. Neuerdings liege die
Vorgabe bei einem Umkreis von 300 Metern zwischen Einsatzort und
Löschwasserentnahmestelle.
Die Beladung an Schläuchen, die ein Löschfahrzeug mitführt, reiche nicht
mehr aus. „Wir müssen für die Aufrechterhaltung der über Jahrzehnte
bewährten Strukturen der unabhängigen Löschwasserversorgung aus
Hydranten kämpfen – und zwar, bevor die Hydranten zurück gebaut sind“,
forderte Schubert.
Kritische Infrastrukturen und barrierefreie vertikale Rettungswege waren
ebenso weitere Themenkomplexe wie der Digitalfunk, das Stuttgarter
Bahnprojekt, Automatische Löschsysteme für Wohn- und Pflegeheime oder
die Frage, „Was können Simulationen im Brandschutz leisten?“.
„Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, bei all diesen Themen und darüber
hinaus dem Bedarf an Information, Austausch und Vernetzung gerecht zu
werden. Das gilt natürlich besonders in Krisenzeiten“, sagt vfdb-Präsident
Aschenbrenner. „Um das hohe Sicherheitsniveau in Deutschland auch
dauerhaft zu garantieren, ist deshalb eine Weiterentwicklung vorhandener
und Schaffung neuer Verfahren mit Hilfe von Wissenschaft und Forschung
notwendig.“ Mit dem jährlichen Kongress biete die vfdb eine hervorragende
Gelegenheit, Anwender, Produzenten und Entwickler unter einem Dach zu
versammeln. Das habe die 63. Veranstaltung ihrer Art in Stuttgart bewiesen.
Im kommenden Jahr ist findet die vfdb-Jahresfachtagung in Bremen statt.
In der vfdb sind Anwender wie das Technische Hilfswerk (THW), das
Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter, die Feuerwehren und
Katastrophenschutzorganisationen mit wissenschaftlichen Institutionen und
Leistungserbringern aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor
vereint.
Pressekontakt:
Wolfgang Duveneck
[email protected]
Stuttgart
11.05.2016