Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Presse-Information 11. Mai 2016 Auszug aus der Rede von Universitätspräsident Alfred Forchel zum Stiftungsfest der Universität Würzburg (Es gilt das gesprochene Wort) Hohe Festversammlung, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Angehörige und Freunde der Alma Julia, im Namen des Präsidiums der Julius-Maximilians-Universität heiße ich Sie ganz herzlich zu unserem Stiftungsfest willkommen. Bezogen auf die Erstgründung durch Fürstbischof Johann von Egloffstein im Jahre 1402 ist unsere Universität 614 Jahre alt. Vor 434 Jahren erfolgte die Erneuerung der Gründung durch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. (…) Das zurückliegende Jahr hat die Universität vor vielfältige Herausforderungen gestellt. Bevor ich einige davon kurz anspreche, möchte ich allerdings um einen Moment des Innehaltens zum Gedenken an die im letzten Jahr verstorbenen Angehörigen unserer Alma Julia bitten. Wir haben liebe Kolleginnen und Kollegen, Freunde, Förderer und Studierende verloren und wollen uns in dieser Feierstunde gemeinsam an sie erinnern. Dazu bitte ich Sie, meine Damen und Herren, sich zu erheben. Wir gedenken: Prof. Dr. Bruno Allolio, Fürst Albrecht zu Castell-Castell, Prof. Dr. Werner Döll, Kurt Eck, Prof. Dr. Walther Jakob Habscheid, Patricia Hartmann, Arnold Heimberger, Prof. Dr. Uwe Helmke, Waldemar Heß, Gerrit Kempf, Prof. Dr. Reinhard Kiesler, Prof. Dr. Sigurd Klatt, Jonas Löffler, Dr. Andreas Mielke, Joachim Popp, Prof. Dr. Alexander Prashnowsky, Kevin Preis, Otto Anton Schmidt, Margit Schulze, Prof. Dr. Frank Weiß und Jürgen Zweier. Ich bitte um eine Schweigeminute im Gedenken an die von uns Gegangenen. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Sanderring 2, 97070 Würzburg Pressesprecherin: Dr. Esther Knemeyer Pereira, Tel. (0931) 31-86002 [email protected] www.presse.uni-wuerzburg.de Kommen wir nun zu einem kurzen Blick auf die Lage der Universität: Als Volluniversität bieten wir unseren Studierenden eine Vielfalt an modernen Studienangeboten von den Geisteswissenschaften über die Gesellschaftswissenschaften, die Natur- und Lebenswissenschaften bis hin zu ausgewählten Bereichen der Ingenieurswissenschaften. Die steigende Nachfrage nach Studienplätzen hat auch im Jahr 2015 angehalten: im letzten Wintersemester haben wir mit fast 29.000 Studierenden einen neuen Höchststand erreicht. Es ist eine Frage der Zeit, bis wir die 30.000 erreichen. Dies ist nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller Bereiche der Universität – von den Fakultäten bis zur Zentralverwaltung – und mit Unterstützung des Freistaats zu bewältigen. Auf Grund der auch an den anderen Hochschulen wachsenden Studierendenzahlen ist es ein zentrales Anliegen aller bayerischen Hochschulen, die Stellen aus der Ausbauplanung von der bestehenden Finanzierung aus Mitteln – seit 2008 ohne Dynamisierung – in Haushaltsstellen zu überführen oder zumindest eine Dynamisierung der entsprechenden Zuweisung zu erhalten. Bislang führt jede Gehaltserhöhung de facto zu einer Reduzierung der Ausbaustellen und damit zu einer Verschlechterung der Betreuungsrelationen. Es ist dringend erforderlich im Rahmen des kommenden Doppelhaushalts eine Lösung für dieses Problem zu finden. Zur Etablierung einer eigenen Qualitätssicherung im Bereich Studium und Lehre der Universität wurde auf der Basis umfangreicher Vorarbeiten im Dezember der Zulassungsantrag zur Systemakkreditierung eingereicht. Unter der Federführung von Vizepräsidentin Andrea Szczesny wurde von einer Vielzahl von Beteiligten in allen Fakultäten und in der Zentralverwaltung der Hauptantrag ausgearbeitet, der gestern an die Agentur AQAS zur Begutachtung gesendet wurde. Er beschreibt Prozesse und Eckdaten und liefert mit Graphiken einen aussagekräftigen Überblick darüber, wie wir die Qualität in Studium und Lehre weiterentwickeln wollen. Dieser Antrag wurde in den letzten Wochen von vielen Angehörigen der Universität gelesen, und daraus entstanden wertvolle Verbesserungen, die eingearbeitet wurden. Wir sind sicher, dass unser QM-System, das wir der Gutachtergruppe Anfang Juli vor Ort vorstellen, auf allen Ebenen der Universität nachhaltig implementiert werden konnte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unterstützt vom technischen Personal und der Verwaltung, forschen zu gesellschaftlich relevanten Zukunftsfragen – von der Medizin, in der beispielsweise in der Onkologie neue hocheffiziente Therapien gegen bisher nicht erfolgreich behandelbare Krebsarten erforscht werden – bis hin zu den Rechtswissenschaften, in denen unter anderem Fragestellungen zur Haftung beim Einsatz von Robotern behandelt werden. Die Forschungsergebnisse der Arbeiten an der Julius-Maximilians-Universität werden erfolgreich publiziert und weltweit beachtet. Ein klares Indiz hierfür ist das Ranking des Centre for Science and Technology Studies der Universität Leiden in den Niederlanden. Bei diesem Ranking wird der Anteil von hochzitierten Publikationen an den Gesamtpublikationen der Universitäten bewertet. Im Leiden Ranking 2015 liegt die JMU bei der Anzahl der Top-1%Publikationen über alle Fachgebiete deutschlandweit auf Platz 1 und weltweit auf Platz 105. Grundvoraussetzung für erfolgreiche Forschung und Lehre ist eine angemessene Finanzierung. Das gilt nicht zuletzt für den Baubereich. Hier besteht auf Grund der steigenden Studierendenzahlen sowie wegen der Sanierungsbedürftigkeit vieler – teilweise noch gar nicht so alter Bauten – ein hoher Finanzbedarf. Wir sind sehr froh, dass wir seit dem letzten Stiftungsfest u.a. das Richtfest des Zentrums für Nanosystemchemie, des Forschungsbaus für das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz und des Neubaus für die Anorganische Chemie feiern durften. Mit der Inbetriebnahme der Mensateria auf dem Hubland-Nord Campus wurde die Voraussetzung für die Generalsanierung der Hubland-Mensa geschaffen, die in nächster Zeit in Angriff genommen wird. Es ist heutzutage zum Glück selbstverständlich, dass Neubauten barrierefrei geplant und errichtet werden. Der Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung von Frau Mölter und Herrn Prof. Lelgemann – kurz KIS genannt – ist es in Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung und der Universität gelungen, dass auch in vielen bestehenden Gebäuden der Universität barrierefreie Zugänge eingerichtet wurden. KIS unterstützt Studierende mit Behinderungen auf vielfältige Weise. Diesen Aktivitäten ist es zu verdanken, dass unsere Universität im März dieses Jahres als erste Universität in Bayern mit dem Signet „Bayern barrierefrei“ ausgezeichnet wurde. Weitere kommende Bauvorhaben betreffen den Neubau der Graduate School of Life Sciences auf dem Campus Nord, der voraussichtlich zum Wintersemester 2017/18 bezugsfertig sein wird. Das neue Gebäude wird mit seinen Seminar-, Bibliotheks- und Besprechungsräumen über die Lebenswissenschaften hinaus auch auf die anderen Würzburger Graduiertenschulen ausstrahlen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Unterstützung des Freistaats zwei Forschungsbauten nach erfolgreicher Evaluierung durch den Wissenschaftsrat beginnen können. Dies betrifft das Institut für Topologische Isolatoren für Prof. Dr. Laurens Molenkamp sowie das Institut für nachhaltige Chemie und Katalyse mit Bor als Schlüsselelement unter Leitung von Prof. Dr. Holger Braunschweig. (…) Wir freuen uns, dass auch im vergangenen Jahr wieder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Universität mit hohen Auszeichnungen und Preisen geehrt wurden, von denen ich hier nur einige wenige Beispiele erwähnen kann: Ganz besonders freut mich, dass mit Herrn Professor Dr. Dag Nikolaus Hasse, Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Philosophie, ein Geisteswissenschaftler der Universität den GottfriedWilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2016 erhalten hat. Der mit 2.5 Millionen Euro dotierte Preis gilt als der wichtigste deutsche Wissenschaftspreis. Ebenfalls besonders stolz sind wir auf europäische Auszeichnungen. Insgesamt sechs ERC-Grants gingen im letzten Jahr nach Würzburg: • Professor Dr. Holger Braunschweig, Anorganische Chemie, erhielt als erster Wissenschaftler der Universität Würzburg bereits zum zweiten Mal einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 2,5 Millionen Euro. • Einen weiteren Advanced Grant erhielt der Biochemiker und Krebsforscher Professor Dr. Martin Eilers. • Professor Dr. Roland Mitric, Theoretische Chemie, erhielt einen Consolidator Grant für Forschungsarbeiten zur effizienteren Energieumwandlung in Solarzellen. Daneben gingen Starting Grants an Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher unserer Universität – nämlich an • Dr. Victoria Däschlein-Geßner, Anorganische Chemie • Dr. Christian Schneider, Technische Physik, und • Dr. Grzegorz Sumara, Rudolf-Virchow-Zentrum. Dr. Markus Bender, Experimentelle Biomedizin, wurde von der DFG eine Emmy-NoetherNachwuchsgruppe für seine Forschung über Thrombozyten und ihre Entstehung bewilligt. Dr. Sebastian van de Linde, Nachwuchsgruppenleiter am Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Forschungspreis der Peter-und-Traudl-EngelhornStiftung für seine Arbeit an der Weiterentwicklung moderner Mikroskopiemethoden. Prof. Todd Marder, Anorganische Chemie, wurde zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt, und erhielt den „Organometallic Chemistry Award 2015“ der Royal Society of Chemistry. Ich beglückwünsche alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, auch jene, die ich hier nicht nennen konnte, ganz herzlich zu Ihren Auszeichnungen und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude bei Ihren Forschungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität konnten wieder eine ganze Reihe neuer Drittmittelprojekte einwerben. Ich erwähne hier exemplarisch • das GRK 2112 – Molekulare Biradikale – Struktur, Eigenschaften und Reaktivität mit dem Sprecher Herrn Kollegen Ingo Fischer • das GRK 2157 – 3D Tissue Models for Studying Microbial Infections by Human Pathogens, Sprecher Professor Dr. Thomas Rudel • die BMBF-Nachwuchsgruppe – Computergestützte literarische Gattungsstilistik im Bereich Digital Humanities bei Prof. Dr. Fotis Jannidis • und das Akademieprojekt – Corpus der hethitischen Festrituale: staatliche Verwaltung des Kultwesens im spätbronzezeitlichen Anatolien unter der Leitung von Professor Dr. Daniel Schwemer. Im BMBF-Förderprogramm „Qualitätspakt Lehre“ waren wir auch in der zweiten Runde erfolgreich. Der Projektträger hat eine Förderung mit rund 13 Millionen Euro für die Laufzeit von Oktober 2016 bis Dezember 2020 in Aussicht gestellt. Wir werden damit die Lehre in allen Bereichen der Universität weiter verbessern – etwa durch die Verstärkung von Propädeutika in einer Vielzahl von Studiengängen, Tutoren- und Mentorenprogramme, neue Lehransätze wie das Inverted Classroom Concept, durch hochschuldidaktische Weiterqualifizierung und vieles andere mehr. Im Rahmen der Digitalisierungsinitiative Bayern wurde uns ein neuer Lehrstuhl für „Digital Media Processing“ genehmigt. Die Antragstellung wurde federführend von Prof. Dr. Marc Erich Latoschik vorbereitet. Sie erfolgte in enger Wechselwirkung mit den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HaW) Ansbach, Aschaffenburg, sowie Würzburg-Schweinfurt. Mit diesen Hochschulen und dem Universitätsklinikum haben wir im Oktober 2015 eine neue Kooperation unter dem Namen „Franconia Alliance of Science and Technology FAST“ gegründet. Ihre Ziele sind die Weiterentwicklung wissenschaftlicher und technologischer Schwerpunkte in der Kooperation der Hochschulen, die Erarbeitung gemeinsamer Projekte in der Lehre, abgestimmter Forschungsprojekte u.a. mit der Wirtschaft und die Schaffung von Rahmenbedingungen für Verbundpromotionen für HaW-Absolventen an der Universität. Auch ein neuer Studiengang „Games Engineering“ wird im Rahmen der Digitalisierungsinitiative gefördert sowie ein IT-Modul für Hörer aller Fachbereiche unter dem Titel „IT for all“, das ITSchlüsselqualifikationen anbietet. (…) Neben der erfolgreichen Grundlagenforschung, für die unsere Universität seit Jahrhunderten steht, ist die anwendungsorientierte Forschung eine ganz wichtige Säule der Alma Julia. Dies zeigen Drittmitteleinnahmen von mehr als 20 Millionen Euro in über als 1000 Projekten, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums in gemeinsamen Vorhaben mit der regionalen und überregionalen Wirtschaft eingeworben haben. Dies kommt auch in der Förderung zweier Arbeitsgruppen aus dem Bereich von Herrn Kollegen Einsele vom Universitätsklinikum zum Ausdruck, die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium in einem stark besetzten Wettbewerb jeweils eine halbe Million Euro zur Förderung von Immuntherapien der nächsten Generation, den sog. M4-Award, erhalten haben. (…) Gute Wissenschaft lebt vom internationalen Austausch. Für das produktive Zusammenwirken von internationalen Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern mit Angehörigen der Universität wird ab kommenden Juli ein Institute for Advanced Studies im neu renovierten Welz-Haus der Universität – neben dem Julius-Spital im Stadtzentrum gelegen – seinen Betrieb aufnehmen. Es wird den Namen Siebold-Collegium tragen, in Erinnerung an Philipp Franz von Siebold, der nach seinem Studium an der JMU im 19. Jahrhundert Kenntnisse der europäischen Medizin in Japan vermittelte und von seinen Reisen detaillierte Informationen zu Flora und Fauna Japans nach Europa brachte. Ab Sommer 2016 werden dort Apartments für die Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler und ihre Familien ebenso zur Verfügung stehen wie ein Hörsaal für wissenschaftliche Vorträge und kulturelle Veranstaltungen von Gästen, Mitgliedern der Universität sowie Künstlerinnen und Künstlern. Die feierliche Eröffnung des Siebold Collegiums wird am 12. September dieses Jahres stattfinden. Lassen Sie mich nun noch kurz auf weitere vor uns liegende Herausforderungen eingehen. Für den Sommer 2016 wird die Ausschreibung für die neue Runde der Exzellenzinitiative erwartet. Für die Julius-Maximilians-Universität bietet dieser Wettbewerb eine große Chance, ihre Forschungsstärken sichtbar zu machen und auf innovative Weise weiterzuentwickeln. Die Vorbereitungen für die Entwicklung fachübergreifender Forschungsverbünde sind in vollem Gange. In den nächsten Monaten wird es darum gehen, die konzeptionellen Überlegungen weiter zu schärfen, die thematisch passenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der JMU noch enger in wechselseitigen Austausch und erste Entwürfe für die Anträge zu Papier zu bringen. Dazu findet eine Vielzahl größerer und kleinerer Treffen statt. Wir haben u.a. zwei Science Days durchgeführt, bei denen Ideen für kooperative Projekte aus praktisch allen Fakultäten vorgestellt und diskutiert wurden. Bei den Vorbereitungen der Anträge zur Exzellenzinitiative und bei der Fortführung unseres universitätsinternen Forschungsförderprogramms, des sogenannten „Emil-Hilb-Programms“ spielt das im Rahmen der Zielvereinbarung der Universität mit dem Staatsministerium geschaffene Research Advancement Centre eine wesentliche Rolle. Es hat die Aufgabe, die Drittmittelförderung der Universität zusammen mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unserer Universität auszubauen, durch Beratungen und Mitwirkung bei der Einwerbung von Drittmitteln ebenso wie durch die intensive Betreuung strategisch wichtiger Vorhaben. (…) Soweit, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste, der diesjährige kurze Einblick in die Erfolge des vergangenen Jahres und die in unmittelbarer Zukunft anstehenden Herausforderungen. Lassen Sie mich noch anfügen: Universitäre Forschung und Lehre eröffnen Freiräume und erlauben eine Mitwirkung an der Gestaltung der Gesellschaft von morgen. Dies ist ein unschätzbares Gut und eine Verpflichtung für uns alle, die wir ernst nehmen.
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