LOKALES BIELEFELD WESTFALEN-BLATT Nr. 100 Ratsmehrheit lehnt B 66 neu ab 250 Gegner des Schnellstraßenbau-Projektes demonstrieren – Projekt steht im Verkehrswegeplan des Bundes Von Burgit H ö r t t r i c h B i e l e f e l d (WB). Wie bereits im Stadtentwicklungsausschuss votierte gestern die Ratsmehrheit der Paprika-Koalition dafür, die Aufnahme der B 66 neu in den Bundesverkehrswegeplan 2030 abzulehnen. Zunächst vor dem Rathaus und dann im Ratssaal demonstrierten rund 250 Menschen gegen ein solches Straßenbauprojekt. Das Votum des Rates soll als Empfehlung an Land und Bund weiter gegeben werden, denn eine direkte Beteiligung der Stadt zum jetzigen Zeitpunkt ist in dem Verfahren nicht vorgesehen. Im Bundesverkehrswegeplan war die B 66 neu, die von Hillegossen über 6200 Meter entlang der Trasse der Lippe-Bahn bis zum Ostwestfalen-Tunnel geführt werden soll, offenbar für alle Seiten unerwartet als »vordringlicher Bedarf« eingestuft worden. Das sind Projekte, denen ein hoher Nutzen zugeschrieben wird, weil damit zum Beispiel Lücken im Schnellstraßennetz geschlossen werden. Die Demonstranten forderten auf Schildern und Transparenten »Grünes Band statt grauer Beton« oder »Lasst unsere Häuser stehen«. Im Rat nannte Christian Heißenberg (Bürgernähe) die B 66 neu einen »verkehrspolitischen Dinosaurier«, Doris Hellweg (Grüne) und Marlis Bußmann (Linke) schlugen vor, auf der Trasse preiswerten Wohnraum zum Beispiel für Flüchtlinge zu schaffen. HansJürgen Franz (SPD) nannte den verkehrlichen Nutzen »zweifelhaft«, die Schnellstraße würde Sven, Marco, Hendrik und Emine (von links) von Greenpeace gehörten gestern zu den rund 250 Menschen, die gegen die Pläne im Bundesver- kehrswegeplan demonstrierten, die B 66 neu zu bauen. Auch der Rat lehnte das Projekt mehrheitlich ab. Foto: Bernhard Pierel »den Bielefelder Osten auf einer Breite von 40 Metern durchschneiden«. Er forderte den Rat auf, Stellung zu beziehen: »Der Verkehrswegeplan ist nicht einfach so eine Liste. Das ist ernst gemeint.« Holger Nolte (CDU) sprach von einer Geisterdebatte. Es gehe schließlich nicht darum, quasi übermorgen eine vierspurige Stra- von vorne herein nein zu sagen: »Zuerst brauchen wir doch genaue Pläne. Wir sollten hier und heute nicht aus dem Bauch heraus entscheiden.« Auch Ralf Nettelstroth (CDU) plädierte dafür, die Trasse für zukünftige Entwicklungen frei zu halten: »Auch andere Straßen sind stark belastet.« Die Zuhörer spendeten den Gegnern der B 66 ße zu bauen, sondern nur darum, die Trasse »nicht zu beerdigen, sondern sie frei zu halten«: »So wie jetzt auch mit dem Grünen Band.« Man wisse nicht, wie sich Verkehr entwickeln werde, dürfe eine solche Trasse aber nicht »einfach bebauen«. Dorothea Becker (BfB) pflichtete ihm bei und appellierte an ihre Ratskollegen, nicht neu »Szenenapplaus«, CDU und BfB wurden ausgebuht. Der Verkehrswegeplan spricht davon, dass zwar 1200 Einwohner stärker durch eine B 66 neu belastet würden, der Bau für 4600 Einwohner aber Entlastung bedeute. Die Gegner erzielten eine Mehrheit, sprachen von »einem starken Signal an den Bund«.
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