PRAXIS IM JAGDREVIER Argumentation & Dialog Ist die Jagd noch zeitgemäß? Muss man sich als Jäger für sein Tun entschuldigen? – Wie die nicht jagende Bevölkerung die Jagd sieht und was der Jäger für einen Imagewandel tun kann. 2. und letzter Teil: Dialog mit Schülern. Text & Fotos Fritz Wolf B ei meinen Waldausgängen mit Personen unterschiedlichster Altersgruppen, Berufsschich ten und Freizeitbetätigungen werden mir oft Fragen über jagdliche Themen gestellt. Ich spreche bei diesen Waldbegegnungen mit interessierten Menschen, soweit dies möglich ist, über meine eigenen Erfahrungen und versuche, so authentisch wie möglich zu bleiben und nicht in Entschuldi gungen oder Ausreden auszuweichen. Es ist schwierig, im Sinne aller Jäger zu sprechen, da bereits innerhalb dieser kleinen Gruppe, rund 1,4 % der österreichischen Gesamtbevölkerung, die Meinungen zu verschiedensten Themen im Jagd alltag auseinander klaffen und deshalb auch das jagdliche Handwerk unterschiedlich ausgeübt wird. Neun voneinander abweichende Landesjagdgesetze, landespolitische und dazu noch übergeordnete europäische Interessen erschweren diese Bemühun gen zusätzlich. Ein Kollektivinteresse im Sinne einer nachhaltigen Bejagung von Wild tieren ist unter den Jägern durchaus zu erkennen, doch gibt es in der Frage zur Höhe von Wildbeständen oder der Not wendigkeit der Winterfütterung, aber auch in der Einstellung zu Trophäen und der Notwendigkeit von Bewe gungsjagden erhebliche Meinungs unterschiede. Ein Niederwild jäger „tickt“ anders als ein Hochwildjäger, auch zwischen nachbarlichen Waldjägern gibt es bereits und Feld gravierend unterschiedliche Ansichten und Interessen. Jäger bieten durch mangelnden Zusammenhalt innerhalb der eigenen Reihen, einer teilweise fehlenden Authentizität und einem halbherzigen Umgang mit der nicht jagenden Bevölkerung ein großes An griffspotenzial für Jagdkritiker. Wenn die Argumente pro Jagd stimmig sein sollen, dann müssen Zahlen, Fakten, Gesetze, eigene Er fahrungen und Erlebnisse auch der Wahrheit entsprechen. Selbstverständ lich darf dabei auch über persönlich er- und durchlebte Fehler oder Er lebnisse gesprochen werden. Gerade aus Fehlern lernt man! Menschen spüren, ob ein vor tragender, argumentierender Jäger au thentisch und ehrlich „rüberkommt“. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass pubertierende Jugendliche als sehr kritische Zuhörer und Beobachter gelten. Es ist auch als jenes Stadium bekannt, in dem gerne heraus gefordert, gereizt und provoziert wird. Auch beginnt in dieser Altersklasse der Anteil an Vegetariern und Veganern anzusteigen und somit zumeist auch jener der Jagdkritiker bzw. Jagdgegner. Doch gerade darin liegt die Heraus forderung – und wenn die Gruppe das Revier wieder in Richtung Schule verlässt und die Schüler sich für einen schönen und interessanten Tag im Wald bedanken, dann fühlt man sich in seiner Arbeit bestätigt. Kinder im Volksschulalter begeg nen ihren Mitmenschen zumeist ohne Vorurteile und sind unvoreinge nommene, achtsame und interessierte Zuhörer. Erwachsene sind vielfach beeinflusst und von besonderen Be gegnungen mit Jägern geprägt. Im Gespräch stellt sich oft heraus, dass eine daraus resultierende negative Einstellung zur Jagd meist durch ein Einzelerlebnis entstanden ist. Durch Negativmeldungen in den Medien wird diese Haltung dann auch noch genährt. Ein allgemein erkennbarer Frei zeitegoismus bringt es mit sich, dass ein unbedingtes und eindeutiges Verständnis für das Grundeigentum wiedergeweckt und vermittelt werden muss. Verhaltensregeln im Wald müssen dabei klar angesprochen werden. Ohne das Einhalten gewisser Spielregeln kann ein Zusammenleben verschiedener Interessengruppen nicht funktionieren. Es ist auch notwendig, im Sinne der Wildtiere zu erklären und zu argumentieren. Damit einher gehend müssen auch Fragen über jagd liche Handlungen, den Tod und das Töten in der Natur sowie die verant wortungsvolle nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen beant wortet werden können. Jeder Jäger sollte sich daher die Chance auf „Auf klärung“ im Sinne einer gesicherten Jagd in der Zukunft bei jedem sich bietenden Anlass nicht entgehen lassen und dementsprechend – seinem Naturell entgegenkommend – mit helfen, der nicht jagenden Gesellschaft in Österreich ein positives Bild des Jägers zu vermitteln! Mit Kindern im Wald Eine interessierte Gymnasium-Profes sorin ruft mich an und fragt, ob sie mit 46 WEIDWERK 4 | 2016 ww0416_s4650.indd 46 22.03.2016 14:04:40 Projekt6_Layout 1 06.05.14 12:48 Seite 1 SAUER 202 LAUTLOSE LEGENDE. ihrer Klasse, einer vierten, zu mir in den Wald kommen könne. Gerne vereinbare ich einen Termin für einen 4-stündigen Ausflug ins Jagdrevier. Etwas träge schlendern die Jugend lichen auf der Forststraße zum verein barten Treffpunkt, einer Lichtung mit Hütte und Feuerstelle. Eine negative Stimmung ist zu spüren: „Ein Wander tag im Wald! So ein grün angezogener Fuzzi mit Lederhose will uns etwas erzählen. Das kann ja lustig werden!“ Diese Gedanken haben sich in ihren Gesichtern manifestiert, die zähen und laxen Bewegungen unterstreichen das. Beste Voraussetzungen also . . . Wer Präzision in allen Details sucht, kommt an der SAUER 202 nicht vorbei. Sie ist die perfekte Symbiose aus High-Tech und Handwerk. Beispiel Sicherung: Sie besticht in jedem Detail ihrer Handhabung durch instinktive Bedienung bei minimaler Geräuschentwicklung. Nachdem wir einander vorgestellt und bereits einige Themen über den Wald, seine Funktionen und die Wild tiere, die darin leben, erörtert haben, spielen wir das Fangspiel „Fledermaus und Insekten“. Dieses Spiel bricht so gut wie immer sämtliche Vorurteile und lockert auf. Kleinkinder, Jugend liche und Erwachsene spielen es gerne und lassen sich dabei in die Welt des Waldes entführen. Es bedarf einer Menge Feingefühl, um Menschen bewusst in eine andere Welt, die der Natur, zu entführen und dabei gleich zeitig einen Übergang vom Gewohnten hin zum Ungewissen zu schaffen. Durch die Bewegung des Körpers, durch das Laufen, Beobachten, Spre chen und Hinhören werden alle Sinne Kinder sind von Natur aus neugierig – diesen Umstand kann sich der Jäger mit allerlei Spielen zunutze machen! Den 1. Teil finden Sie auf unserer Website: www.weidwerk.at WWW.SAUER.DE Vertrieb über den Waffenhandel bzw. über Ihren Büchsenmacher Händlernachweis und Infos: Burgstaller GmbH Tel. 04762/82228 · Fax 04762/822532 47 Mail: [email protected] WEIDWERK 4 | 2016 www.waffen-burgstaller.at ww0416_s4650.indd 47 22.03.2016 14:04:42 PRAXIS IM JAGDREVIER eingesetzt, und auch Schwingung und Energie des Waldes werden von der Gruppe aufgenommen. Damit wird das Eis zum Schmelzen gebracht, und die folgenden Spiele, Erzählungen, Gruppenarbeiten oder Fragerunden gehen lockerer über die Bühne. Nachdem ein gegenseitiges Ver trauen aufgebaut worden ist, beginne ich mit den Kindern eine Interview- Runde. Dabei dürfen die Jugendlichen über den Wald, die Jagd oder die darin vorkommenden Wildtiere Fragen stellen. Gewisse Fragen werden immer wieder gestellt und werden von mir wie folgt beantwortet: Wie kann man Jäger werden? Will jemand Jäger werden, muss er/sie eine Jagdprüfung ablegen. Dabei muss der Prüfling sein Wissen über einen großen Themenbereich auf den Prüf stand stellen – dieses reicht zum Bei spiel von Wildökologie, Wildkunde, Jagdwaffen, Munition, Optik bis hin zu Natur- und auch Tierschutz. Auch über das Jagdgesetz muss der ange hende Jungjäger Bescheid wissen. Beim praktischen Teil, dem jagdlichen Schie ßen, wird großer Wert auf die Handha bung und den Umgang mit dem Jagd gewehr gelegt. Warum bist du Jäger geworden? Ich bin in einer Jägerfamilie auf gewachsen und von meinen Eltern und Großeltern dahingehend geprägt wor den, dass die Jagd ein selbstverständ licher Teil der Naturnutzung – eigent lich der ursprünglichste, nämlich die Fleischbeschaffung – ist. Das Zusehen beim Aufbrechen von Schalenwild, das Abbalgen von Füchsen oder Hasen, das Fangen, Abschlagen oder Aus nehmen von Fischen, das Zerwirken des Wildfleisches und dessen Zuberei tung waren seit frühester Kindheit eine Selbstverständlichkeit für mich und zählten in unserer Familie zum Alltag. Deswegen interessiere ich mich von Kindesbeinen an für die Jagd und bin deshalb auch selbst Jäger ge 48 WEIDWERK 4 | 2016 ww0416_s4650.indd 48 worden. Ich bin der festen Über zeugung, dass der Wald und die darin lebenden Wildtiere untrennbar mit einander verbunden und daher auch immer als Einheit zu sehen sind. Wie und warum kannst du Tiere töten? Zwischen mir und dem zu erlegenden Tier ist immer eine bestimmte Distanz. Manchmal, wenn zum Beispiel ein Auto ein Tier so verletzt hat, dass ich es mit einem Schuss erlösen muss, muss ich näher am verletzten Tier stehen. Tiere, die ich jage, sind in der Regel weiter als 50 m von mir entfernt und wissen nicht, dass ich da bin. Wenn sie von mir Wind bekämen, sie mich also riechen würden, dann würden sie gar nicht in meine Nähe kommen. Diese Distanz ist für mich persönlich wichtig. Tiere, die von den Stallungen der Landwirte zu den Schlachthöfen transportiert werden, haben eine ganz andere Wahrnehmung des unmittelbar bevorstehenden Todes. Der gezielte Schuss aus meinem Gewehr ermöglicht dabei zumeist eine für das Tier nicht mehr zu spürende Erlegung in seiner gewohnten Um gebung. Die meisten hören nicht einmal mehr den Schuss! Was passiert mit den erlegten Tieren? Das Fleisch der meisten Tiere wird vermarktet. Rehe, Hirsche, Gams, Wildschweine, Hasen, Fasanen, Enten usw. ver fügen über ein äußerst schmackhaftes Fleisch, das gebraten, gekocht oder zu Wildspezialitäten verarbeitet wird. Ich kenne viele Jäger, die nur noch selbst erlegtes Wildfleisch essen. Die erlegten Wildtiere haben sich ihre Nahrung und ihren Lebens raum immer selbst aussuchen dürfen. Erlegst du hauptsächlich alte und kranke Stücke? Wer von euch möchte gerne ein altes, krankes und schwaches Reh essen? Niemand, kranke Stücke verfüttere ich nicht einmal meinem Jagdhund! Ich erlege hauptsächlich junges und gesundes Wild. Wenn ich als Jäger nur alte, kranke und schwache Stücke erlegen würde, dann wäre ich ein schlechter Jäger, der der Wildbahn zu wenig Wild entnimmt. Schießt du auch Bambis? Nein – ich schieße prinzipiell nicht in den Fernseher oder in die Kinolein wand hinein. Nein, Spaß beiseite! Das „Bambi“ ist eine Erfindung von Walt Disney und kommt nur im Film vor. In der Natur sitzen die Tiere nicht beisammen, nennen einander nicht beim Namen und sprechen auch nicht miteinander. Instinktiv jagen Fleisch fresser andere Tiere, um sich selbst und ihre Nachkommen damit zu ver sorgen. Aber um auf die Frage zurück zukommen, ob Jäger – und so glaube ich, ist die Frage gemeint – auch junge Stücke erlegen: selbstverständlich, ein klares Ja! Durch das weitgehende Feh len großer Raubtiere, wie Bär, Wolf und Ob Sommer oder Winter – die Kinder haben bei den Waldausgängen sichtlich viel Spaß! 22.03.2016 14:04:46 Von einem Hochsitz aus kann man Wildtiere viel besser beobachten – davon überzeugen sich die Kinder gerne selbst! Luchs, müssen Jäger regulierend in die Wildtierbestände eingreifen. Auch in der Natur werden Tiere in dieser Altersgruppe am meisten genutzt, weil diese Stücke unerfahren, langsam und dadurch am leichtesten zu fangen sind. Will der Mensch als Jäger naturnah agieren, muss auch er am meisten in die Jugendklasse eingreifen. Dabei wird sehr wohl darauf geachtet, dass die jungen Stücke ein gewisses Alter und Gewicht erreicht haben, um sie auch entsprechend nutzen zu können. Nicht zuletzt sind diese Stücke zart und wohlschmeckend – ideal für die Küche! Hast du auch schon ein Murmeltier erlegt – und warum muss man diese Nagetiere schießen? Ja, im letzten Spätherbst habe ich ein Murmeltier erlegt. Unmittelbar danach wurde das Murmeltier ausgeweidet und das wertvolle Fett entnommen. Es beinhaltet natürliches Kortison – und man kann Salben daraus erzeugen. Die Haut des Murmeltieres (Schwartl) habe ich gerben lassen. Das Fleisch wurde gebraten und mit Rotkraut und Polenta serviert. Als Vorspeise gab es Murmel tierleber auf Blattsalat. Das Fleisch schmeckte ähnlich wie das eines Feldhasen. Auch den Schädelknochen habe ich ausgekocht und zeige ihn bei waldpädagogischen Ausgängen gerne den verschiedensten Schulklassen. Somit wurden sämtliche Teile des Murmeltieres verwertet. Wer Murmel tiere jagt, sollte vor allem einzeln lebende Tiere erlegen. Durch den langen Winterschlaf und die Tatsache, dass sich ein einzelnes Murmeltier im Bau schlecht erwärmt und den Winter kaum übersteht, kann man Einzelgänger ohne schlechtes Gewissen erlegen und darf nebenbei auch noch das Fett des Tieres usw. nutzen. Was passiert mit erlegten Dachsen oder Füchsen? Ich versuche die meisten erlegten Tiere ebenfalls sinnvoll zu nutzen. Den Balg des Winterfuchses kann man gerben und zu einem wertvollen Pelz ver arbeiten lassen. Ich besitze bereits seit einigen Jahren eine Fuchshaube, die ich im Winter, vor allem bei eisigem Wind gerne aufsetze. Das Fleisch des Fuchses ist für den menschlichen Verzehr zwar ungeeignet, sein Fett kann man aber ebenfalls zu einer Salbe verarbeiten. Auch der Dachs lässt sich gut verarbeiten. Sein Fett beinhaltet ähnliche Inhaltsstoffe wie das des Murmeltieres und eignet sich für die äußerliche Behandlung rheumatischer Erkrankungen. Ich möchte demnächst selbst eine Salbe aus Dachsschmalz herstellen. Früher wurde das Dachs schmalz bei Verbrennungen, Wunden, Narben, Hautproblemen, Muskelver spannungen, Verstauchungen, Rheuma und Gicht verwendet. Das Dachsfleisch ist sogar genießbar und lässt sich zum Beispiel zu Schinken verarbeiten. Die unbeschädigte Dachsschwarte wird von Trommelbauern geschätzt, auch wird sie in der Orthopädie für Schuhein lagen verwendet. Die Rasierpinsel un serer Großväter bestanden ebenfalls aus Dachshaar . . . Warum braucht man einen Hochsitz? Hochsitze werden zur Beobachtung und zur Erlegung von Wildtieren errichtet. Vorteil ist, dass der Jäger von einem Hochsitz aus einen gezielten Schuss abgeben kann. Die Höhe des Hochsitzes bewirkt unter anderem, dass das Wild den Jäger nicht riechen (winden) oder sehen (äugen) kann. Außerdem muss der Jäger, wenn er einen Schuss abgibt, auf einen Kugelfang achten, der das abgefeuerte Projektil nach dem Durchdringen des Wildkörpers gefahrlos aufnimmt. In der Regel ist gewachsener Boden der beste Kugelfang. Wie verhält man sich, wenn man einen Fuchs oder ein Wildschwein im Wald antrifft? Das passiert sehr selten, und in erster Linie sollte man sich darüber freuen, dass man diese Wildtiere zu Gesicht bekommt. In den seltensten Fällen besteht dabei eine Gefahr für den Menschen. Ich empfehle, sich einfach ruhig zu verhalten, still stehen zu bleiben und zu beobachten. Zumeist ziehen die Tiere schnell wieder weiter. Hast du auch Geweihe an der Wand hängen? Mit Geweihen, Zähnen, Hörnern oder Haaren von Tieren verbindet der Jäger seit jeher die Überlistung des jeweili gen Wildtieres oder die Erinnerung an das Jagd erlebnis. Zu Beginn der Menschheitsgeschichte wurden Ge weihe oder Zähne als Werkzeuge und die Felle als Kleidungsstücke verwendet. Selbstverständlich habe ich einige dieser Andenken zu Hause aufgehängt. Die meisten Stücke, die ich erlege, sind aber weiblich und verfügen über kein Geweih oder Gehörn – und dennoch ist auch deren Erlegung mit einem Erlebnis verbunden und bleibt in Erinnerung. Das bedeutet also, dass mehr als zwei Drittel der von mir er legten Tiere keine Trophäen haben. 49 WEIDWERK 4 | 2016 ww0416_s4650.indd 49 22.03.2016 14:04:50 PRAXIS IM JAGDREVIER Bist du ein Schießer? Wie lange glaubt ihr, dauert ein Schuss? Ja, nur den Bruchteil einer Sekunde! Wenn also ein Berufsjäger hundert Stück Schalenwild im Jahr erlegen muss, dann braucht er für die Zeit der Erlegung bzw. des Schusses nur ein paar Sekunden. Im Vergleich zu 365 Tagen eines Jahres ist das relativ wenig. – Da frage ich euch: Was tun Jäger vor und nach dem Schuss? Es ist eine Menge Zeit, die Jäger mit Beobachten und Arbeiten in der Natur verbringen. Um meine Schussleistung zu perfektionieren, muss ich immer wieder trainieren. Zu guter Letzt bin ich als Jäger stolz darauf, mein eigenes Wildbret aus der Natur gewinnen zu dürfen. Ich weiß, wo es herkommt, dass es nie mit Medikamenten in Be rührung gekommen ist, sein Futter und seinen Lebensraum frei hat wählen können. Letzten Endes weiß ich auch, wie es gestorben, geliefert, der Kühl kette zugeführt und zu wertvollem Wildbret verarbeitet worden ist. Ich erinnere mich gerne beim Essen dieses kostbaren Lebensmittels an die Er legung und bedanke mich dafür. Hast du auch einen Hund? Ja, ich habe einen Jagdhund – einen Deutsch Kurzhaar namens Anka. Ich werde euch dann einige Abrichte übungen zeigen. Mein Hund ist mein täglicher Begleiter und ist den ganzen Tag bei mir. Warum schießen Jäger Katzen und Hunde? Gäbe es keine wildernden Hunde oder streunenden Katzen in den Revieren, wären alle Jäger froh. Viele Hunde halter haben zu wenig Zeit für ihre Haustiere und geben ihnen zu wenig Auslauf oder bringen den Tieren zu wenig Gehorsam bei. Manche Hunde halter sind auch überfordert, gehen mit dem Vierbeiner im Wald spazieren und lassen den Hund dort frei laufen. Wenn dann ein Wildtier vor dem Hund flüchtet, löst das im Hund den natür lichen Beutetrieb aus, und er versucht, das Tier zu fangen und zu töten. Das gelingt ihm bei einer gewissen Körper größe vor allem in jener Zeit, in der die Rehgeißen hoch beschlagen, also hoch schwanger sind. Nicht selten kommt es dabei zum Tod des Tieres. Zwei wil dernde Hunde können zu einer regel rechten Geißel für die vorkommenden Wildtiere eines Reviers werden, wenn diese in der Taktik der Jagd aufeinan der eingespielt sind und sich die Beute gegenseitig zutreiben. Der Hund hat keine Schuld an diesem Verhalten – das entspricht seinem natürlichen Trieb –, hier liegt die Verantwortung eindeutig beim Hundehalter, der darauf achten muss, dass frei lebende Wildtiere von Hunden nicht gehetzt werden dürfen! In den meisten Fällen versucht der Jäger mit dem Hundebesitzer ein Ge spräch zu führen, und manchmal ist auch eine Anzeige notwendig. Helfen all die Maßnahmen nicht und wird der Hund nachweislich zum wieder holten Mal beim Wildern beobachtet, ist der Jagdaufseher verpflichtet, den wildernden Hund zu töten. Wenn sich doch in der Natur alles von selbst reguliert – warum brauchen wir dann noch Jäger? Es ist leider ein großer Trugschluss, dass sich in einer von Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaft alles von selbst reguliert. Dies funktioniert nur dort, wo es unberührte, vom Men schen unbeeinflusste Lebensräume für Wildtiere gibt – und sonst nirgendwo. Wenn sich in der Natur wieder alles von selbst regulieren soll, müsste man den Menschen vom Planeten tilgen! Nehmen wir an, es gäbe ab heute keine Jäger mehr. Verzichten dann auch die anderen Naturnutzer auf eine Nutzung der Natur – zum Wohl der vorkommenden Wildtiere und der Natur selbst? Gibt es dann auch keine Schwammerlsucher, Spaziergänger, Mountainbiker, Wanderer, Kletterer, Para gleiter, Fischer usw. mehr? Wer Hält man den Hund beim Spaziergang durch den Wald an der Leine, läuft man nicht Gefahr, dass er einem Stück Wild nachhetzt! steht dann für die auftretenden Wild schäden – zum Beispiel in Maisfeldern oder im Wald – gerade? Bisher haben das die Jäger getan! Werden weiterhin Straßen gebaut und fahren dort auch weiterhin (noch mehr) Autos? Sterben dann mehr Wildtiere auf der Straße? Gibt es dann mehr Tote bei den unglückten Wildtieren oder den ver Menschen? Wer sucht dann die im Straßenverkehr verletzten Tiere? Die Feuerwehr, die Rettung, die Polizei oder Tierschutzorganisationen? Bisher haben das die Jäger zu jeder Tages- und Nachtzeit getan! Was glaubt ihr, wie viele Rehe in Österreich jährlich auf Österreichs Straßen durch Autos getötet werden? Knapp 40.000 Stück, wobei die Dunkelziffer noch weitaus höher liegt! Dazu kommen noch Frösche, Krö ten, Singvögel, Igel, Hasen, Füchse . . . Wer tötet dann die meisten Wild tiere? Ja, der Winter! Viele Tiere würden verhungern, weil sie nicht mehr gefüttert werden. Und Fuchs, Bär, Wolf, Luchs, Uhu, Adler & Co. würden in die Bestände eingreifen. Ja, richtig – es würde auch zahlreiche Wild krankheiten geben, denn Krankheiten und Seuchen haben in überhöhten Po pulationen schon seit jeher regulierend eingegriffen. Kann es sein, dass dann Seuchen und Krankheiten auch auf Menschen und Haustiere übertragen werden? Ja! Kann man die erkrankten Tiere essen? Nein! Was ist sinnvoller? Wenn es weiterhin Jäger gibt oder wenn man auf die Jagd verzichtet? 50 WEIDWERK 4 | 2016 ww0416_s4650.indd 50 22.03.2016 14:04:51
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