Vereinigung für Interdisziplinäre FrühFörderung e.V. Call for papers Das System der Frühförderung hat sich seit seiner Entstehung in den 1970er Jahren fortlaufend weiterentwickelt. Das Begleiten von Anfängen kindlicher Entwicklungsverläufe im Kontext von Entwicklungsrisiken und einer dazu individuellen Elternberatung sind dabei die zentralen Aufgaben. Hierzu haben sich bundesweit über 1000 Frühförderstellen und 150 Sozialpädiatrische Zentren etabliert, die in enger Kooperation mit dem System der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte, dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, medizinisch-therapeutischen Praxen, weiteren Institutionen des Gesundheitswesens, dem frühkindlichen Bildungswesen und der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind. „Interdisziplinäre Frühförderstellen sind daher niedrigschwellige, familiennahe Kompetenzzentren für Entwicklungsgefährdungen in der frühen Kindheit und damit Ansprech- und Kooperationspartner für Kinder, Eltern und Familien in ihrem Sozialraum sowie für andere Fachleute und Institutionen, die mit Kindern und ihren Familien zu tun haben.“ (Weiß 2010, 12) Die Veränderung gesellschaftlicher Bedingungen, die wachsende Vielfalt von Familienkonstellationen und Erziehungskonzepten sowie sich verändernde Bedarfe von Kindern (vgl. KIGGS-Studie) erfordern eine Blickerweiterung und Anpassung von Konzepten und Strukturen des gewachsenen Systems der Frühförderung. Dies wird aktuell auch auf gesetzlicher Ebene mit dem geplanten Bundesteilhabegesetz sowie der geplanten Novellierung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (inklusives SGB VIII) aufgegriffen. Unter dem Motto „Bewährtes erhalten – Neues integrieren“ möchte das Symposium 2017 Raum für die Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen und die Reflektion von Chancen sowie Erfordernissen bieten. Einen besonderen Wirkfaktor stellt dabei der frühe Beginn von Maßnahmen dar. Mit dem Tagungstitel „Frühförderung von Anfang an - wirkt …" soll auf dem nächsten Bundessymposium in Frankfurt am Main vom 9. – 11. März 2017 deshalb insbesondere die Bedeutung des frühzeitigen Ankommens im Beratungs- und Hilfesystem der Frühförderung und die damit verbundenen Chancen in den Fokus gerückt werden. In diesem Zusammenhang soll der besondere Stellenwert des Systems Frühförderung und seiner Kooperation mit wesentlichen Akteuren aus dem Bereich der frühen Kindheit herausgearbeitet werden. Inklusion, Frühe Hilfen und frühkindliche Bildung sind dabei drei große Themenbereiche, in denen es die Positionierung der vielfältigen Akteure und deren Vernetzung zu erarbeiten und abzustimmen gilt. Transparente und verlässliche Kooperationsstrukturen sorgen dafür, dass alle Kinder mit ihren verschiedenen Bedürfnissen und ihre Familien aufeinander abgestimmte und koordinierte Angebote tatsächlich und für sie spürbar erhalten. Eine gute Gestaltung der Schnittstellen zu Systemen und Akteuren, die im Bereich der frühen Kindheit verankert sind, stellt eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben dar. Hierbei sind auch das Zusammenwirken zwischen Gesundheitswesen und Eingliederungshilfe in ihrer gegenseitigen Bezugnahme kontinuierlich weiterzuentwickeln. Vereinigung für Interdisziplinäre FrühFörderung e.V. Für diese erforderliche Interdisziplinarität in funktionierenden Netzwerken braucht es entsprechende Ressourcen. Um die zahlreichen aktuellen Herausforderungen für die Frühförderung und die daraus resultierenden besonderen Themen für das Symposium zu strukturieren, wurden fünf Themenblöcke gebildet, die ebenfalls Schnittstellen zueinander aufweisen. Wir möchten alle ReferentInnen einladen, entsprechend der nachfolgenden Themenblöcke einen Vortrag oder Workshop auf dem nächsten Bundessymposium vom 9. – 11. März 2017 in Frankfurt am Main anzubieten: Titel: „Frühförderung von Anfang an - wirkt ..." 1. Block: …. - wirkt „früh“: Die erste Unterstützung erfahren betroffene Kinder häufig bereits in ihrer Familie, insbesondere durch Angebote der Frühförderstellen. Frühförderung ist eng mit dem Bildungsort Familie verbunden und gleichzeitig selbst einer der ersten Bildungsorte für Kinder. Entwicklungsförderung bedeutet Begleitung, Unterstützung und Anregung von Entwicklungs- und Lernprozessen. Durch Beratungs- und Unterstützungsangebote für andere frühkindliche Institutionen tragen die Akteure der Frühförderung dazu bei, alle Kinder in das Erziehungs- und Bildungssystem zu integrieren und übernehmen damit die Koordinierung und Vernetzung. (aus: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration/ Hessisches Kultusministerium 2014, 53). Ein frühzeitiges Ankommen im Frühfördersystem ist dabei von großer Bedeutung. Ihre Beiträge in diesem Block beziehen sich auf: - Offene Anlaufstelle - Früherkennung Rolle und Aufgaben der ÄrztInnen / spezifische interdisziplinäre Diagnostik / weitere Fachkräfte (u.a. Pränataldiagnostik) Übergang aus Klinik (u.a. Frühgeborene) Schnittstellen zu Frühen Hilfen Begleitung von Familien in Einrichtungen Beratung und Begleitung von Krippen / Kitas vielfältige kindliche Entwicklungsgefährdungen (u.a. Regulationsstörungen) Frühförderung mit allen Sinnen Inklusion Kind – Familie (Partizipation, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Einbeziehung usw.) 2. Block: …. - wirkt in und mit Familien: Die Frühförderung nimmt sich der Familienorientierung in besonderer Weise an. Sie versteht sich traditionell nicht nur als Hilfe für das Kind, sondern als Hilfe für die ganze Familie. Die Familienorientierung war immer schon ein Anliegen der Frühförderung und prägte von Anfang an das Selbstverständnis der Arbeitsweise von Frühförder- und Beratungsstellen. In der Hausfrühförderung kommen FrühförderInnen mit dem Alltag und mit den Sorgen und Nöten der ganzen Familie in Berührung. Die Ausweitung der Hilfen vom Kind auf die Familie folgte dabei zunächst dem einfachen Impuls, sich vor der Not nicht zu verschließen. Frühförderung nimmt inzwischen die Erfahrung auf, dass Kinder und ihre Familien durch die Behinderung in kritische Vereinigung für Interdisziplinäre FrühFörderung e.V. Situationen kommen können und dass dabei nicht nur die Behinderung und die Förderbedürfnisse des Kindes eine Rollen spielen, sondern auch wie es den Eltern und der Familie als Ganzes damit geht. In diesem Block sind Beiträge gefragt, die die Frühförderung mit und in Familien in den Fokus stellen: - Familie 2017 - Formen, Grundlagen, Anforderungen Familienorientierung Neurobiologie Bindung Traumata (Grundlagenforschung) Kinderschutz 3. Block: …. wirkt im Sozialraum: „Die Untersuchung zeigte deutlich die Bedeutsamkeit von Frühförderung auch nach der Aufnahme des Kindes in die Kita. Die Frühförderkräfte können offensichtlich bedeutsame und spezifische Entwicklungsanregungen für das Kind bieten und hiermit einen Kompetenztransfer sowohl in Richtung der Kita als auch in Richtung der Eltern [...] leisten. Eine Frühförderung, die systematisch auf die Unterstützung des Kindes und der Bezugspersonen abzielt, stellt damit ein bedeutsames Komplement zur BEB [Bildung, Erziehung und Betreuung] in Kindertageseinrichtungen dar." (Seitz/ Korff 2008, 255) In diesem Block steht die Sozialraumorientierung der Frühförderung und ihrer Kooperationspartner im Mittelpunkt. Ihre Beiträge beziehen sich auf: - - - Interdisziplinäre Frühförderung – Kooperation mit regionalen Ämtern (u.a. Sozialhilfeträger, Jugendhilfeträger, Krankenkassen) Die Fachkräfte der einzelnen Disziplinen stehen in einem Spannungsfeld von zunehmend formalen Anforderungen gegenüber Rehabilitationsträgern einerseits und den vielfältigen fachlichen Herausforderungen der beruflichen Handlungsfelder andererseits (Ökonomisierung in Teilhabe und Rehabilitation) Interdisziplinäre Frühförderung und Frühe Hilfen Mitwirkung im Netzwerk und konkrete Kooperationen mit einzelnen Institutionen und Angeboten (u.a. Familienhebammen, Familiengesundheits- und KinderkrankenpflegerInnen) Interdisziplinäre Frühförderung und die Kinder- und Jugendhilfe (Kinderschutz) Vernetzung, Kooperation + Zuständigkeiten / Erfahrungen + Perspektiven (Anforderungen an die Zusammenarbeit) Interdisziplinäre Frühförderung und Kinderbetreuungseinrichtungen (Kooperation, Bedarfe und Arbeitsaufträge im Zeichen inklusiven Arbeitens) Interdisziplinäre Frühförderung und Sozialpädiatrie (Kooperation Frühförderstellen und SPZ und KinderärztInnen / Qualitätsstandards interdisziplinärer Frühförderstellen / Altöttinger Papier / IVAN-Papier) Interdisziplinäre Frühförderung und Netzwerkarbeit (regionale und überregionale Arbeitskreise, Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation ….) Veränderte Lebenssituation von Familien und Kindern – Kooperationen mit anderen Beratungsstellen oder Institutionen (Schwangerschaftsberatungsstelle, Schuldnerberatung, Familiengericht u.v.m.) Vereinigung für Interdisziplinäre FrühFörderung e.V. 4. Block: …. wirkt unter neuen gesetzlichen Grundlagen: „Die Frühförderung führt Aufgaben und Leistungen des Gesundheitssystems und der Sozialhilfe sowie der Jugendhilfe zusammen und verhindert damit Doppelstrukturen, in denen Familien zwischen Kostenträgern hin und her geschoben werden. Darüber hinaus schafft sie Synergieeffekte durch das ganzheitliche Wahrnehmen der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung der einzelnen Kinder.“ (13. Kinder- und Jugendbericht 2009, 207) In diesem Block sind Beiträge gewünscht, die sich auf gesetzliche Veränderungen und die Bedeutung für das System der interdisziplinären Frühförderung beziehen: - Veränderte gesetzliche Grundlagen als Impulse für inhaltliche Entwicklung Rahmenbedingungen interdisziplinärer Frühförderung Anforderungen von Frühförderung an die Umsetzung neuer Gesetze Bundesteilhabegesetz Inklusives SGB VIII Präventionsgesetz 5. Block: …. wirkt im Kontext von Migration / Kultur / Sprache "Frühförderstellen stehen daher vor der Herausforderung, Zugangsbarrieren für Menschen mit Migrationshintergrund zu erkennen und abzubauen. Um die Teilhabechancen von Menschen mit Migrationshintergrund zu erhöhen, sind kultursensible, niedrigschwellige Angebote im Sozialraum zu entwickeln." (Bundesvereinigung Lebenshilfe 2014, 13) In diesem Block sind Beiträge gefragt, die sich auf Beispiele guter Praxis zur Gestaltung der Teilhabe von Familien mit Migrationshintergrund und ihren Kindern mit Entwicklungsauffälligkeiten beziehen, gern auch unter dem Fokus internationaler Erfahrungen. Die Zusendung Ihrer Beiträge mit dem beigefügten Formblatt erbitten wir bis zum 30.04.2016 an: Überregionale Arbeitsstelle Frühförderung Brandenburg Carl-von-Ossietzky-Str. 29 14471 Potsdam E-Mail: [email protected] Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit und grüßen Sie freundlich. Die Vorbereitungsgruppe Prof. Dr. Andrea Caby, Leer Dr. Cornelia Esther, Wiesenbach Prof. Dr. Annette Hartung, Leipzig Gitta Hüttmann, Wentdorf Prof. Dr. Dieter Katzenbach, Frankfurt/Main Eva Klein, Offenbach Prof. Dr. Armin Sohns, Leipzig
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