artemisia vulgaris

Naturnähe -
Fort– und Weiterbildungen, Erlebnispädagogik, Wildnistraining
Pflanzensteckbrief
Korbblütler
Artemisia vulgaris – gemeiner Beifuß
Neuere Geschichten über den Beifuß
Es war wieder einmal soweit. Mein Kopf war voller Gedanken und das seit Tagen, selbst auf der
Hunderunde war ich nicht mit Bjuro im Hier und Jetzt, sondern im Kopf in vielen verzwickten
Problemstellungen unterwegs, nicht immer in sinnvoller Sequenz – bis ich an einem Beifuß vorbeikam. Er fiel mir ins Auge und ich wusste, was zu tun ist: Mit der Bitte um Hilfe pflückte ich mir drei
Blätter der Pflanzen, immanent bereits mit dem Dank aufgrund der Ahnung der Wirksamkeit. Zu
Hause angekommen ließ ich mir ein Bad ein, in das ich die drei Blätter gab, ebenso drei Spritzer
Beifußöls, das vor längerem angesetzt hatte.
Nach diesem Bad war mein Kopf so unglaublich clean – Aaaah!!!
Ältere Geschichten über den Beifuß
Beifuß verdankt seinen volkstümlichen Namen der Annahme, dass Beifuß an die Knöchel gebunden
oder in die Schuhe gelegt vor Ermüdung schützt. Natürlich hilft hier auch ein Fußbad mit Beifuß.
Darüber hinaus schütze es vor Giften und wilden Tieren.
Der lateinische Name leitet sich von Artemis ab, der Schutzgöttin der Jagd, des Wildes und der
Frauen und Kinder. Beifuß wird umfänglich in der Frauenheilkunde eingesetzt und ist ein wirksames
Hebammenkraut.
Theoretisch könnte es auch Amgürtel heißen, schließlich wurde es beim Sonnenwendfest als
„Sonnenwendgürtel“ beim Tanz um das Johannisfeuer getragen. Wurde der Gürtel danach in das
Feuer geworfen, um dort auch drohende Krankheit und das Unheil des Jahres verbrennen zu lassen.
Dies am wirksamsten, wenn er am Johannistag geflochten worden war.
Als Schamanenkraut wird es seit Urzeiten verwand, da es den Geist öffnet und die Wahrnehmung
schärft.
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Vorkommen
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Brachflächen
Schutthaufen
Zäune, Mauern, Wege
Ufer und Auen
Beifuß stellt wenig Ansprüche an den Boden und ist keine Zeigerpflanze für besondere Bodenverhältnisse.
Wirkungen/ Nutzung
In der Küche
Die oberen, vor der Öffnung gesammelten Blütenrispen sind das klassische Gewürz für fette
Gänsebraten oder andere fette Speisen. Neben seinen geschmacklichen Vorteilen regt Beifuß durch
seine Bitterstoffe und des ätherischen Öls die Produktion von Magensaft und Galle an und hilft somit
bei der Verdauung. Man verwendet die oberen Blütenrispen, kurz bevor sie aufgehen.
In Kräuterbutter arbeiten wir auch gerne die Blätter mit ein, in der Butter hilft sie alleine oder mit
anderen Geschmacksträgern direkt da bei der Fettverdauung, wo man es braucht.
Ein Riesling erhält eine etwas herbere Note, wenn man Blätter nachmittags für den Abend einlegt.
Hier können auch andere Kräuter probiert werden. Man erhält bald eine Ahnung, welches Kraut den
Wein verbessert und erhält ein Gespür für „welches Kraut wann“.
Im Alltag
Im Kopfkissen (getrocknetes Kraut): Als Füllung soll es guten Schlaf herbeiführen.
Bushcraft-Skills
Handdrill – der Stiel kann getrocknet als Handdrill-Bohrer genutzt werden.
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In der Heilkunde
Vorab: wer sich für den phytotherapeutischen also heilkundlichen Einsatz von Pflanzen interessiert, geht davon aus, dass
Pflanzen Wirkung zeigen. Diese Wirkung ist nicht immer zu unserem Besten, wenn wir uns damit nicht auskennen. Es gibt
auch in Deutschland tödlich wirkende Giftpflanzen und auch bei Heilpflanzen Gegenindikationen unter denen diese nicht
eingesetzt werden dürfen!
Wirkungen
Die Wirkungen sind umfassend. Im Detail werden sie nur bei erprobten Anwendungsbereichen
beschrieben. (Achtung: dies beinhaltet weder ein Heilversprechen noch soll es schulmedizinische Behandlungen ersetzen). Beifuß ist eine stark wirkende Pflanze! Sie wurde in der Regel nie sehr lange
und in hohen Dosierungen angewendet.
Die uns bekannte Anwendung und Wirkungsweise ist die, tiefgreifend zu wärmen, die Sinne zu
öffnen und als Ritualbegleiter. Beifuß wirkt wärmend und entspannend bis tief in die Zellstruktur.
Die Entspannung bei Menstruationsbeschwerden kann über Aufguss und Auflegen der Pflanze über
Nacht erreicht werden.
Tinktur und Öl als Einreibung hilft die Entzündungen der Muskelfibrillenverletzungen aufgrund von
Überbeanpruchung (Muskelkater) auszuheilen.
Ebenfalls hilft es bei Verstauchungen als Öl.
Darüber hinaus die Übersicht unterschiedlichster Anwendungsbereich bei unterschiedlicher Applikation. Da Pflanzen aus unserer Sicht nicht nur (wirk)stofflich wirken, sondern die Verbindung zur
Pflanze und deren Verarbeitung die Wirkung beeinflusst, sollte jeder für sich (am besten unter Anleitung oder nach Erlangen entsprechender Sachkenntnis! s.o.) seinen Zugang zum grünen Volk
finden.
Antibakteriell, appetitanregend, beruhigend, verdauungsfördernd, krampflösend, schweißtreibend,
lindert Magen-, Darm- und Menstruationsstörungen, fördert den Gallefluss und die Bildung von
Magensäfte, öffnend, austreibend und schmerzstillend bei der Geburt (Vorsicht: Abtreibungskraut in
der frühen Schwangerschaft), umfassend in der Frauenheilkunde einsetzbar (z.B. chronische
Eierstockentzündung, Periodenschmerzen), hilft gegen Muskelkater, hilft gegen Mundgeruch,
Übelkeit, Unruhe, Wechseljahrsproblematiken
Gegenanzeigen (unter anderem)
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Fieber (wirkt wärmend)
Schwangerschaft (wirkt austreibend)
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Darreichungsformen:
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Aufguss (TL Beifußblätter mit 1/4l Wasser, 2-3 Min. ziehen lassen)
Fußbäder
Sitzbäder
Öl (Einreibungen)
Tinktur
Räuchern und Spiritualität/ feinstoffliche Betrachtung
Beifuß wirkt neutralisierend auf negative Energien und Elektrosmog. Die entspannende Wirkung soll
durch Räucherungen und aufhängen der Pflanze auch bei Gewittern zumindest abmildernd wirken
(keine eigenen Erfahrungen). Dieser Fähigkeit ist auch geschuldet, dass Beifuß auch dort wächst, wo
sonst wenig andere Pflanzen wachsen mögen.
Der Rauch wirkt antibakteriell und in mehr als einer Ebene reinigend. Auch zum Schutz und für
Segnungen ist Beifuß geeignet.
Im Rahmen unserer Arbeit ist Beifuß ein beliebter Ritual- und Initiationsbegleiter.
Ebenfalls eingesetzt werden kann Beifuß als Trauerbegleiter und als Helfer dabei, loszulassen.
Als Rauchkraut öffnet Beifuß die Sinne, wahrscheinlich aus diesem Grund wurde es auch optional als
Zutat für Alkohole und Bier genutzt und ebenfalls aus diesem Grund im Zuge des Reinheitsgebots und
der Christianisierung aus der Zutatenliste verbannt. (These, keine geschichtliche Bestätigung
bekannt). Durch diese Öffnung wird die Intuition gestärkt und eine klare Sicht auf die Zukunft und
Geträumtes ermöglicht. Auch bei Kontakt zum göttlichen wirkt es öffnend und trägt Gebete (wohin
auch immer man annehmen mag).
Ernte und Aufbewahrung
Die Blüten und Blätter werden geerntet, wenn die ersten sich öffnen (Juli-September, Regionalklima
beachten). Sie können dann getrocknet werden. Die Wurzeln erntet man idealerweise nach der
Blüte, wenn die Pflanze ihre Zeit hatte und die Kraft wieder in die Wurzeln geht. Die Wurzel kann getrocknet und aufgrund der ätherischen Öle gut verpackt gelagert werden, in Öl eingelegt werden
oder als Tinktur in Alkohol (z.B. Korn; es ist schön zu beobachten, wie sich eine violett bräunliches
Färbung durch den Alkohol läuft)
Die Wasserdampfdestillation ist sehr unergiebig (ca. 50kg Beifuß ergeben etwa 100ml)
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Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, Bitterstoffe, Inulin, Vitamine, ätherische Öle
Gefahren
Die Pollen des Beifußes sind starke Heuschnupfenauslöser.
Beifuß wirkt austreibend und wurde früher auch als Abtreibungskraut genutzt.
Mythologisches
Der Teufel meidet Häuser, die mit Beifuß (der Wurzel, in anderen Quellen auch die ganze Pflanze)
geschützt ist.
Megingjardr, der Beifußgürtel des germanischen Gottes Thor verstärkte dessen Kräfte. Andere
Quellen verweisen darauf, dass Beifuß eine Frauenpflanze ist und Thor sich somit auch der
weiblichen Kraft bedienen konnte.
Quellen:
Erlebtes und Erzähltes
Marlies Bader: Räuchern mit heimischen Kräutern, Anwendungen, Wirkungen und Rituale im
Jahreskreis; Arkana Verlag, München 2008
Spohn, Aichele, GOlte-Bechtle, Spohn: Was Blüht denn da, Kosmos Verlag, Stuttgart 2008
Roland W. Fink-Henseler (Zusammenstellung, Herausgeber): Naturrezepte aus der Hausapotheke,
bewährte Heilmittel für die ganze Familie, Gondrom Verlag, Bindlach 1995
Abschließende Bemerkung:
Beachte das Copyright. Erprobe das Wissen und gebe es weiter. Nutze eigene Wege und Strukturen,
um es lebendig zu halten!
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