Uschi hoch zu Beet: Sendung 21: 9.8.2016 Kräuterbusch´n aus dem Hochbeet: Nach heidnischem Vorbild leitet der 15. August mit dem heute christlichen Feiertag „Mariä Himmelfahrt“ den 30-tägigen „Frauendreißiger“ ein, der seit alten Zeiten mit vielen Bräuchen verbunden ist. In dieser Zeit soll nach Überlieferungen noch einmal eine ganz besonders gute Periode für die Kräuterernte sein. Neben der Verwendung in der Küche und der Hausapotheke wurden „Frauendreißiger-Kräuter“ für unterschiedliche „magische“ Zwecke verwendet. • … als Tee sollen sie eine besondere Heilwirkung haben. • … dem Viehfutter untergemischt, sollte sie Tiere gesund und kräftig gehalten haben. • … in Büscheln (Kräuterbüscheln vom 15.8.) in die Stallungen und Häuser aufgehängt, sollten sie vor Blitzschlag und Feuer und Krankheiten schützen. • … unter das Kopfkissen gelegt, sollte das Eheglück erhalten bleiben. • … ins Feuer geworfen, wurde der aufsteigende Rauch von Wünschen und Bitten begleitet. Der 15. August leitet mit dem nach wie vor beliebten Brauch der „Kräuterbusch´nWeihe“ die Kräuterernte ein. Anzahl der Kräuter im Kräuterbusch´n Die Anzahl bezieht sich auf mystische Zahlen und die Zahlensymbolik verschiedenster Kulturen und Konfessionen. In der römisch-katholischen Tradition, kann es folgende Anzahl von Kräutern mit folgender Bedeutung im Kräuterbusch´n geben: • sieben (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage) • neun (dreimal drei für die hl. Dreifaltigkeit) • 12 (Zahl der Apostel, Stämme Israels) • 14 (Zahl der Nothelfer) • 24 (zweimal 12: 12 Stämme Israels aus dem alten, 12 Apostel Christi aus dem neuen Testament) •72 (sechsmal 12, Zahl der Jünger Jesu) •99 (33 mal drei, drei als Symbol für die heilige Dreifaltigkeit) Welche Kräuter kommen im Kräuterbusch´n vor? Als gemeinsamer Nenner aus allen mir bekannten Sträußen kommen heute am häufigsten vor: Königskerze (Bei allen Buschen immer in der Mitte) Alant Minze Echtes Johanniskraut Wermut Beifuß (wird oft als die Mutter aller Kräuter bezeichnet, ebenfalls oft in der Mitte) Rainfarn (Vorsicht: giftig) Schafgarbe Kamille Thymian Baldrian Eisenkraut Kräuterbusch´n wurden auch Toten zum Schutz (in der Unterwelt) mitgegeben. Zauber- und Schutzkräuter sollten den Toten im neuen Leben einen guten Start ermöglichen. Heil- und Zauberkräuter wurden hoch gehandelt und konnten – so glaubten Hinterbliebene - dem Verstorbenen im neuen Leben auch einen guten finanziellen Polster bieten. Zu diesen Kräutern gehören u. a.: Wiesenknopf, Odermenning 745 n. Chr. wurde die so genannte „ heidnische“ Kräuterweihe verboten. Doch das Volk verlangte nach Heilung und die christliche Kirche fand einen schlauen Kompromiss: Sie weihte die Heilkräuter der Mutter Jesu, der Hl. Maria, und nahm den 15.August, also einen Tag zur Zeit der Getreideernte, als großen Festtag der Kräuterweihe. Dieser Schachzug behielt das Volk und die Kräuter-Heilkunst in der Kirche: Kräuterkunde durfte nur mehr von den Klöstern vermarktet werden. Wer als Laie mit Kräutern arbeitete, wurde bestraft. Bedeutung der Kräuter an Mariä Himmelfahrt Auch im christlich-katholischen Glauben steht das Grab und die Grabbeigabe im Mittelpunkt: nämlich jenes von Maria. Man fand auch in ihrem leeren Grab Kräuter. Von dieser Legende rührt der Brauch, an Mariä Himmelfahrt Kräuterbuschen in der Kirche weihen zu lassen. Frauenbuschen, Neunerbuschen, Weihbuschen: In Kräutern, durch die die Menschen von der Steinzeit weg Hilfe gegen den Hunger, bei Verletzungen, Infektionskrankheiten, bei der Zeugung, bei Entbindungen, bei Entmutigungen, ... erfuhren, erkannten sie die Zuwendung eines göttlichen Wesens. Als Dank und in der Bitte um Fortsetzung dieser Zuwendung, wurde das göttliche Wesen in Feiern, Riten und in Mysterien auch durch Weihen dieser Pflanzen geehrt. Im antiken Griechenland z.B. in den Demeter-Mysterien von Eleusis, die gleich nach der Getreideernte stattfanden. So ähnlich war es auch bei unseren Vorfahren, den keltischen und germanischen Stämmen. Zu diesen fundamentalen Kräutern zählten: die Getreidepflanzen ( zeigt sich in der heutigen Erntekrone) Frauenpflanzen wie Beifuß, Holunder, Baldrian, Eberraute, Schafgarbe, Salbei, Kamille, Lavendel, Klatschmohn, … Pflanzen mit antibakterieller Wirkung, die bei Verletzungen und Infektionskrankheiten verwendet wurden wie Alant, Quendel, Eisenkraut, Wegerich, Johanniskraut, Ringelblume, Minze, Oregano, Arnika, Baldrian Heckenrose ,Thymian Die Kräuterbuschen waren/sind ursprünglich "Lebensruten", deren Berührung die Fruchtbarkeit spendende und heilende Kraft der Vegetation auf Mensch und Tier übertragen sollte. Pflanzen für den Kräuterbusch´n: Grundsätzlich gehören in den Kräuterbuschen nur einheimische Pflanzen, wie Alant (Wodans Sonne), Arnika, Baldrian, Beifuß, Frauenmantel, Kamille, Johanniskraut, Liebstöckel, Pfefferminze, Schafgarbe, Rainfarn, Thymian(Lebenskraut), Eibisch, Goldrute, Königskerze (Szepter Mariens), Haselnusszweige, Ringelblume, Rose, Mädesüß (Wiesenkönigin, Fieberkraut), Dill, Dost (Wilder Oregano), ... Aus den einheimischen Kräutern werden sieben oder neun Sorten (oder ein Mehrfaches dieser Zahlen) zu einen Strauß gebunden, der in der Mitte - begleitet von Beifuß - Artemisia vulgaris und Eibisch - von der Königskerze oder dem Alant überragt wird. Der Beifuß: Was früher die Mutter aller Kräuter, eine vielfältig einsetzbare Heilpflanze und ein respektiertes Zauberkraut war, wird heute leider oft nur mehr als „Unkraut“ bezeichnet. Die positive Wirkung auf die Füße ist ja schon seit langer Zeit bekannt und nach wie vor gilt die heimische Wildpflanze traditionell als Beschützer für Wanderer und Reisende. „Bei Fuss“ angebunden soll der Wanderer weder müde werden noch Blasen bekommen! Der Wanderer kann das leicht umsetzen, denn die Pflanze wächst praktisch an jedem Wegesrand. Beifuß ist universell einsetzbar. Beifuß-Tinktur im Fußbad hilft gegen kalte Füße und bei Erkältungen. Beifuß-Öl als Einreibung oder Massage ( Beifuß in Öl angesetzt) hilft nicht nur müden Beinen sondern entspannt auch mein Nervensystem. Beifuß lässt sich gut trocknen und verliert dabei nicht an Geschmack. Beifuß-Öl und Essig, das ich am liebsten mit den aromatischen Blütenständen mit den kleinen Knospen ansetze, schmeckt gut und unterstützt die Verdauung und sogar die Funktion der Bauchspeicheldrüse. In der alten burgenländischen Küche war der Beifuß eines der wichtigsten Küchenkräuter, das für alle fetten Speisen, nicht zuletzt für das berühmte „Martinigansl“, verwendet wurde. Uschi´s Rezept: „Schweinsbratenschmier“ Dazu schwitze ich 3 zerdrückte Knoblauchzehen mit einer Hand voll frischer oder getrockneter Beifußblätter, Knospen und Samen, wenn sie schon vorhanden sind, in einem ¼ kg Schmalz an. Dann rühre ich 1 Esslöffel süßes Paprikapulver, 1 Messerspitze Pfeffer und 1 Esslöffel Salz ein. Auch etwas Thymian, frisch oder getrocknet, passt gut dazu. Die Schweinsbratenschmier soll jetzt eine Nacht gut durchziehen. Dann wird sie nochmals erwärmt, gut durchgerührt und in Gläser gefüllt. Sie kann so durchaus mehrere Monate im Kühlschrank aufbewahrt werden. Wenn ich meinen Schweinsbraten damit einschmiere, bevor er ins Rohr geschoben wird, gibt das einen einzigartigen Geschmack und das beste „Bratlfett“, das es gibt.
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