PDF - Katholische Kirche beim hr

Pastoralreferentin Verena Maria Kitz, Frankfurt
hr1-Zuspruch, Montag, 25.04.16
Markus und seine guten Nachrichten über Jesus
Ich glaube, die wenigsten können sich heute vorstellen, was das damals für eine
Provokation war: Als im Jahr 70 nach Christus ein gewisser Markus sein Evangelium
in Umlauf gebracht hat: Sein Evangelium über Jesus von Nazareth. Die katholische
Kirche erinnert sich heute sehr dankbar an diesen Markus. Auch wenn man von ihm
selber kaum mehr als seinen Namen weiß. Aber für die Christen und übrigens auch
für mich und meinen eigenen Glauben ist dieses Markusevangelium ziemlich wichtig
geworden.
Damals, als dieser Text entstanden ist, war ein sogenanntes Evangelium gar nicht
unbedingt eine religiöse Schrift! Evangelien, das waren einfach erst einmal gute
Nachrichten. Das heißt das Wort Evangelium nämlich, wenn man es wörtlich
übersetzt: Gute Nachricht. Und im Jahr 70 nach Christus lautete die gute Nachricht
so: Der Bürgerkrieg ist zuende. Wir haben wieder einen Kaiser. Und der setzt die
Herrschaft Roms in der Welt wieder durch. Mit militärischen Mitteln natürlich.
In diese Begeisterung platzt Markus mit seinem Evangelium. Dem Evangelium von
Jesus von Nazareth. Und das ist ein totaler Kontrast zu diesen Jubelrufen über den
neuen starken Kaiser. Markus schwärmt darin von einem ganz anderen König der
Welt: Einem einfachen Wanderprediger aus dem hintersten Winkel des römischen
Reiches. Und der soll das Reich Gottes verkündet haben. In diesem Reich geht es
nicht um Siegen und Herrschen. Da gilt: Der Größte bei euch soll der Diener aller
sein, so zitiert Markus diesen Jesus. Und die stärkste Waffe soll Liebe sein. Eine
Liebe, die Menschen aufrichtet im Namen Gottes. Die sie heil macht, sogar den Tod
besiegt. Dass diese gute Nachricht des Markus mit dem herrschenden Kaiserkult in
Konflikt kam, das ist kein Wunder. Mit heutiger Realpolitik verträgt sie sich ja auch
nicht so gut.
Mich wühlt dieses Evangelium des Markus, seine gute Nachricht von Jesus immer
wieder auf. Ich sehne mich nach einer Welt, in der nicht Gewalt und Waffen
herrschen. Sondern in der Menschen füreinander da sind und sich aufrichten. Das
Markusevangelium macht mir da Mut: Dieses Reich Gottes ist keine Utopie, es hat
angefangen. Aber deswegen stellt es mich auch immer wieder vor die Frage: Wie
kann ich beitragen, dass dieses Reich Gottes sich ausbreitet? Damit in meiner
Umgebung mehr davon zu spüren ist: Wenn Menschen sich beistehen, vor allem
auch den Schwächeren und sie darin die Liebe Gottes erfahren. Ich finde, das ist
auch heute immer eine gute Nachricht.
Zum Nachhören als Podcast:
http://www.hr-online.de/website/radio/hr1/index.jsp?rubrik=19034