- Pfarre Altenstadt

PREDIGT
17. Sonntag im Jahreskreis B
zu Joh 6,1-15
26. Juli 2015
****************************************************************************************
Was ist das für so viele? – So fragt Andreas im heutigen Evangelium. Da ist
ein bisschen Brot, da sind die paar Fische. Was kann man damit schon
ausrichten angesichts der riesigen Menschenmenge? Jesus ist da
zuversichtlicher. Und das Wunder geschieht: Ein Kind ist bereit zu teilen, und
alle werden satt!
Was ist das für so viele? – Ist das nicht oft auch unsere skeptische Frage?
Was kann ich mit meinen schwachen Kräften in dieser Welt schon bewegen
oder ändern?
• Da sehe sich die hungernden Massen in vielen Teile der Welt, die nicht
enden wollenden Flüchtlingsströme, Menschen, die zunächst einfach nur
überleben wollen; auf der anderen Seite werden Unsummen von Geld für
marode Banken, für immer noch raffiniertere Waffen und Abwehrsysteme
ausgegeben; Lebensmittelüberschüsse werden tonnenweise vernichtet. –
Was ist das für eine Welt!
• Da sehe ich die Bedrohung der Umwelt, die ganze Klimaproblematik, die
Ausplünderung der Erde und es scheint, wir lassen das so weiterlaufen, wir
ziehen daraus kaum Konsequenzen.
• Da sehe ich die vielen in meiner nächsten Umgebung, die meine Hilfe,
meinen Rat, meine Zuwendung brauchen, ein Gespräch suchen, und ich
weiß gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll.
Dieser Riesenberg von Problemen, der sich immer mächtiger vor uns
auftürmt – was kann ich da schon machen?
Und ich meine, das ist eine unserer größten Gefahren: Dieses lähmende
Gefühl der Ohnmacht, da kann man ja sowieso nichts machen. Das bisschen,
was ich tun kann, was bewirkt das schon?
„Fang an! Auch, wenn du das Gefühl hast: Ich kann ja doch nichts bewegen.
Tu das Wenige, das du tun kannst!“ So sagt es uns das Evangelium. „Fang
an, auch wenn du nicht alle Probleme der Welt lösen kannst, fang an zu
teilen, was du hast. Teile, was du hast mit anderen: dein Brot, deine Zeit,
deine Fähigkeiten. hab offene Augen, wo andere dich brauchen. Tu das
Nächstliegende. Ein Besuch, vielleicht bei einem einsamen Menschen, heute
oder morgen, das ist besser als alles Jammern!“ So sagt es Jesus.
Das heutige Evangelium will uns aber auch noch auf eine andere wichtige
Wahrheit im Leben hinweisen: Teilen macht reich! Probieren wir es doch
einfach aus! Denn das Evangelium muss man ausprobieren und tun, immer
wieder!
Und je mehr ich bereit bin, wirklich etwas von mir selber herzugeben, nicht
nur etwas von meinem Überfluss, desto mehr werde ich die Erfahrung
machen, dass der eigentlich Beschenkte ich selbst bin, nicht nur der
Empfänger!
Und das ist das innerste Geheimnis des Christseins: Glücklich werden wir
nur, wenn unser Leben eine Bewegung vom ICH zum DU und damit zum
WIR darstellt. Das ewige WIR ist der Himmel, Gott selbst. Leer, fad und
sinnlos ist unser Leben dann, wenn all unser Trachten heißt: ICH ganz allein
für mich. Ewiges ICH ist dementsprechend die Hölle.
Jesus lebt uns diese Bewegung zum WIR vor: Er ist der Mensch ganz für
andere. In seiner Menschwerdung teilt er sich mit als der GOTT FÜR UNS.
Am Kreuz verschenkt er sich bis zum letzten Atemzug. Bei jeder
Eucharistiefeier teilt er sich buchstäblich, wortwörtlich an uns alle aus. Und
immer gilt: für alle! Somit hat er das Leben direkt getroffen. Ja, er ist das
Leben schlechthin.
Die Brotvermehrung und die Eucharistie ist kein naturwissenschaftliches
Problem, sondern die Frage der Bereitschaft, uns auf das Geheimnis Jesu
einzulassen: Nur das Teilen macht wirklich reicher und glücklicher!
Die Gier, das Habenmüssen, das Herrschen über andere, das schier
unausrottbare Besitzenwollen bringt Leid über die Menschen. Nur wenn wir
lernen loszulassen, um wirklich teilen zu können, wenn wir anfangen
herzugeben, anstatt zu raffen und zu sammeln, werden wir froh und reif.
Eine Begebenheit aus dem 2. Weltkrieg erzählt von Hausbewohnern, die
tagelang im Luftschutzbunker saßen. Niemand konnte ihn wegen des
Fliegeralarms verlassen. Ein Kind wimmerte vor Hunger vor sich hin. Da bot
ihm ein alter Mann einen Apfel an. Er besaß ihn noch als so genannte
eiserne Reserve. Er zeigte ihn dem Kind, dessen Augen zu leuchten
begannen. Der Mann teilte das Letzte, was er besaß. Gierig griff das Kind
nach seinem Apfel, biss hinein und fragte den Mann mit großen Augen: „Bist
du der liebe Gott?!“ – Ihm schossen die Tränen in die Augen.
Zwei Dinge sollten wir aus dem heutigen Evangelium lernen:
1. Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als über die große Dunkelheit
zu jammern.
2. Unser Leben wird reicher und glücklicher, wenn wir bereit sind zu
TEILEN, HERZUGEBEN, LOSZULASSEN.