** KINO-PREVIEW Die Poesie des Unendlichen HEUTE MIT GESCHENK Wir schenken Ihnen zwei Kinokarten Mehr auf Seite 19 KUNDENSERVICE 0 8 0 0 / 9 3 5 8 5 3 7 FREITAG, 29. APRIL 2016 ** D 2,50 EURO Zippert zappt D WISSEN Wie schlechte Gewohnheiten doch zu guten werden können Seite 20 POLITIK Wenn Schulen auf Lehrer verzichten Seite 4 WIRTSCHAFT Richtig hart DOROTHEA SIEMS PANORAMA Auf der Suche nach Pandabären für Berliner Zoo A Dieses Jahr soll alles besser werden REUTERS/FABRIZIO BENSCH VW-Chef Matthias Müller tritt hinter einem Vorhang hervor und erklärt auf der Bilanzpressekonferenz in Wolfsburg sein Krisenmanagement. Die Jagd nach Absatzrekorden hat der Autohersteller abgeblasen, er setzt andere Prioritäten. Mit hohen Investitionen in Elektromobilität, selbstfahrende Autos und digitale Transportdienstleistungen will VW den Abgasskandal hinter sich lassen. „2016 wird für uns ein Jahr des Übergangs sein, in dem wir den Wandel beschleunigen“, sagt Müller. Und fügt kämpferisch hinzu: „Wir lassen uns von der Krise nicht lähmen.“ Seite 9 Sozialleistungen für Ausländer werden eingeschränkt EU-Bürger bekommen kein Hartz IV, wenn sie in Deutschland nicht fünf Jahre gearbeitet haben. Ministerin Nahles will „Schlupfloch“ schließen – und erhält sogar Lob von CSU-Chef Seehofer B ürger aus anderen EU-Staaten sollen in Deutschland von Sozialleistungen ausgeschlossen werden, wenn sie nicht längere Zeit in der Bundesrepublik gearbeitet haben. Nach den Plänen von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sollen Menschen aus EU-Ländern erst nach fünf Jahren Aufenthalt Anspruch auf Hartz IV bekommen. Andernfalls habe man kein Recht auf deutsche Sozialhilfe, sagte Nahles. Sie wolle ein „potenzielles Schlupfloch“ schließen. VON STEFAN VON BORSTEL UND MARCEL LEUBECHER Air Berlin verzockt sich beim Kerosin Seite 10 Nr. 100 KOMMENTAR ie EU-Kommission verlangt Nachbesserungen an der Maut. Die auch als Dobrindt-Gedächtnisabgabe, Ausländermaut oder CSU-Quatsch bekannte Zwangsgebühr ist beschlossene Sache, darf aber ohne das Okay aus Brüssel nicht in Kraft treten. Eigentlich eine Win-win-Situation. Es gibt die Pkw-Maut, sie darf aber nicht angewendet werden. Für das Verkehrsministerium keine ungewöhnliche Problemlage. Es existieren beispielsweise auch strenge Abgasrichtlinien, aber sie durften bisher auf keinen Fall umgesetzt werden. Das Auto ist die Schusswaffe des Deutschen, und die lässt er sich nicht einfach so aus der Hand nehmen. Verkehrsminister Dobrindt erklärt, er lasse sich von irgendwelchen Belgiern überhaupt nichts vorschreiben. Gibt es noch eine Chance für die Maut, wie lässt sie sich einführen? Vielleicht als Spezialabgabe für Elektroautos? Oder als Flüchtlingsmaut? Oder man erklärt die deutschen Autobahnen zu Abgasuntersuchungsteststrecken und kassiert für die Benutzung eine Teilnahmegebühr? THEMEN B Der entsprechende Gesetzentwurf ging nach ihren Angaben am Donnerstag zur Abstimmung ans Kanzleramt. Er sieht statt Sozialleistungen für EU-Bürger ohne Einkommen einmalige Überbrückungsleistungen vor. Nahles sprach von einer „Nothilfe“. Sie soll für maximal vier Wochen den unmittelbaren Bedarf für Essen, Unterkunft, Körper- und Gesundheitspflege decken. Außerdem sollen die Betroffenen ein Darlehen für die Rückreisekosten in ihr Heimatland erhalten können. Dort könnten sie Sozialleistungen beantragen, sagte Nahles. Es gebe aber kein Recht, sich den Ort mit den jeweils geltenden Leistungen auszusuchen. Mit der Neuregelung reagiert Nahles auf Urteile des Bundessozialgerichts, das EU-Bürgern nach spätestens sechs Monaten Aufenthalt in Deutschland einen Anspruch auf Sozialleistungen zugesprochen hatte. Die obersten deutschen Sozialrichter entschieden, dass EU-Bürger von Hartz-IV-Leistungen ausgeschlossen werden dürfen, wenn sie allein zur Arbeitssuche nach Deutschland kommen. Stattdessen müsse es aber bei einem „verfestigten Aufenthalt“ Hilfen geben. Für diese Leistungen sind die Kommunen zuständig, die steigende Kosten fürchteten. Nahles sagte, es sei zu befürchten gewesen, dass es bei den Sozialleistungen einen „Verschiebebahnhof“ von Leistungen des Bundes zu den Kommunen gebe. Das müsse verhindert werden. Das Gesetz versteht sie als präventive Regelung. Auch nach den Urteilen des Sozialgerichts habe es keinen Massenansturm von EU-Bürgern gegeben. CSU-Chef Horst Seehofer begrüßte den Vorstoß von Nahles. Sie handele richtig. Es sei „erfreulich, dass Berlin jahrelange Forderungen der Bayern übernimmt“, lobte der Ministerpräsident in Renten-Debatte: Merkel fordert Behutsamkeit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat davor gewarnt, in der Debatte über Reformen beim Rentensystem mit den Ängsten der Menschen zu spielen. Die Diskussion über Veränderungen bei der Rente und in den sozialen Sicherungssystemen sei „unglaublich sensibel“, sagte Merkel bei einem Zukunftskongress der Unionsfraktion in Berlin. Auch in der Diskussion über Veränderungen im Gesundheitsbereich ist laut Merkel Behutsamkeit notwendig. der „Süddeutschen Zeitung“. Scharf kritisiert wurden ihre Pläne dagegen von der Opposition. „Der Vorschlag löst kein Problem, sondern fördert noch stärkere Konkurrenz am Arbeitsmarkt und verschärft das Lohndumping“, sagte die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, der „Welt“. Der sozialpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Wolfgang Strengmann-Kuhn, hält das Gesetz für verfassungsrechtlich problematisch, weil es gegen das Grundrecht auf Existenzsicherung verstoße. Er warnte zudem vor den Folgen: Das Gesetz führe „zu sozialen Problemen vor Ort, die letztlich die Kommunen ausbaden müssen“, sagte Strengmann-Kuhn. Begrüßt wurden die Pläne vom Deutschen Städtetag. „Freizügigkeit innerhalb der EU bedeutet nicht, dass sich die EU-Bürger das Sozialsystem mit den umfassendsten Leistungen aussuchen können. Insofern ist es gut und richtig, dass nun klare gesetzgeberische Schranken gesetzt werden sollen“ sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, der „Welt“. Siehe Kommentar und Seite 5 rbeitsministerin Andrea Nahles zeigt plötzlich eine bemerkenswerte Härte. Die SPD-Politikerin will die Ansprüche von EUBürgern auf Sozialleistungen drastisch einschränken. Wer arbeitslos ist und nicht durch frühere Beitragszahlungen Ansprüche erworben hat, soll in Zukunft weder Hartz IV noch Sozialhilfe erhalten. Erst nach fünf Jahren können die Migranten dann staatliche Fürsorgeleistungen beantragen. Der Schritt der Ministerin ist dringend geboten. Denn das Bundessozialgericht hatte mit zwei spektakulären Urteilen zuletzt die Einwanderung ins hoch attraktive deutsche Sozialsystem aktiv gefördert. Die Richter befanden, dass bedürftige EUBürger spätestens nach sechs Monaten Anspruch auf Sozialhilfe hätten. Für die Kommunen, die das Ganze bezahlen müssen, drohten immense Zusatzlasten. Schließlich kommen jedes Jahr Hunderttausende EU-Bürger nach Deutschland. Zwar fasst die große Mehrheit rasch auf dem hiesigen Arbeitsmarkt Fuß. Doch viele Migranten bemühen sich vergeblich um einen Job, und nicht alle Erwerbslosen ziehen gleich wieder weiter. Nahles stellt nun zu Recht klar, dass die europäische Arbeitnehmerfreizügigkeit nicht bedeutet, dass jeder EU-Bürger sich das Sozialsystem, das ihm am besten gefällt, auswählen kann. Auch der Europäische Gerichtshof hatte in der Vergangenheit immer wieder geurteilt, dass die nationalen Regierungen das Recht haben, EU-Bürgern Transferleistungen vorzuenthalten. Diese Linie ist in den Verhandlungen der EU mit Großbritannien im vergangenen Februar noch einmal ausdrücklich unterstrichen und sogar noch verschärft worden. Die Bundesregierung tut gut daran, den von Brüssel gegebenen Spielraum eines bis zu fünf Jahre umfassenden Ausschlusses von Sozialleistungen voll auszuschöpfen. Wenn Grüne und Linke nun vom Verrat an der europäischen Idee sprechen, beweisen sie wieder einmal, dass ihnen die Belastbarkeit der hiesigen Steuerzahler herzlich egal ist. Die meisten Deutschen sehen die Zuwanderung von Polen, Griechen oder Spaniern als Gewinn für das Land. Diese weltoffene Einstellung würde rasch schwinden, wenn sie immer mehr EU-Migranten alimentieren müssten. Und die AfD hätte ein neues Thema. Solange ein Industriearbeiter in Rumänien oder Bulgarien weit weniger verdient, als hierzulande eine Hartz-IV-Familie an Unterstützung erhält, setzte eine allzu großzügige Gewährung von Sozialleistungen vollkommen falsche Anreize. Schließlich kann sich selbst ein reiches Land wie Deutschland nicht um alle Bedürftigen Europas kümmern. [email protected] Seite 23 Im Plus Sind wir nicht alle ein bisschen Berlin? Seite 15 Am morgigen Samstag ist diese Zeitung ein Reiseführer durch das Berlin der Gegenwart. Ein Blick auf die skurrilste Hauptstadt Europas DAX Euro EZB-Kurs Punkte US-$ 10.321,15 1,1358 +0,21% ↗ +0,48% ↗ Dow Jones 17.40 Uhr 18.033,84 Punkte –0,04% ↘ ANZEIGE Welt der Wunder mit Inge Steiner Heute um 19.10 Uhr Wir twittern Diskutieren live aus dem Sie mit uns Newsroom: auf Facebook: twitter.com/welt facebook.com/welt „Die Welt“ digital Lesen Sie „Die Welt“ digital auf allen Kanälen – mit der „Welt“-App auf dem Smartphone oder Tablet. Attraktive Angebote finden Sie auf welt.de/digital oder auch mit den neuesten Tablets auf welt.de/bundle B erlin, Berlin, wir fahren nach Berlin, heißt es, wenn es um das reichsten Start-ups der Stadt besucht, in denen die Apples, Googles Endspiel des DFB-Pokals geht. Doch längst ist dieser Ruf zu oder Idealos der Zukunft entwickelt werden. Unsere Autoren trafen einem Sinnbild jener unverhohlenen Begeisterung vieler Deut- Bürgermeister und Oppositionsführer, um über die Niederung der scher und Weltenbummler geworden, die zu Landespolitik zu streiten, und suchten in den Millionen in die deutsche Hauptstadt pilgern. Bordellen und Nachtklubs jenen lasziven Reiz Wie ist das möglich, wo doch jede zweite des Verbotenen, der Berlin schon in den 20erSchlagzeile über die Metropole mit einer PeinJahren des vergangenen Jahrhunderts zum lichkeit zu tun hat? Dennoch sind Charme, Witz Treffpunkt der Lustvollen machte. Um sicherund Härte einzigartig. Deshalb hat sich die Rezustellen, dass unser Patriotismus keine Kadaktion der „Welt“ entschlossen, am morgigen priolen schlägt, baten wir die HauptstadtkorSamstag ein umfassendes Spezial zur Hauptrespondenten aus Frankreich, Spanien, der stadt zu präsentieren. Schweiz und Belgien um ihre Einschätzungen, Da unsere Redaktion seit 15 Jahren fast komwas sie in der deutschen Hauptstadt sehen: plett in Berlin sitzt, haben wir eine zum Teil eine zauberhafte Geliebte oder einen dysfunkKlaus Wowereit, im Unruhestand intime Nahaufnahme des Lebens, Strebens und tionalen Albtraum. In der „Literarischen Welt“ Feierns vorgenommen. Wir haben die erfolgzeigen wir eine Karte mit der literarischen MAXIME BALLESTEROS Dax Schluss Topografie Berlins, von der Aufklärung über E.T.A. Hoffmann, Fontane und Döblin bis zu den Ostbonzen am Majakowskiring, dem Friedenau Frischs, Grassens und Co. David Wagner schreibt uns einen Essay darüber, wie es sich als Dichter in einer Dichterhauptstadt unter lauter Dichtern lebt. Weite Strecken der Zeitung sind von dem französischen Modefotografen und Neuberliner Maxime Ballesteros fotografiert worden: Klaus Wowereit in der Eisdiele, sein Nachfolger Michael Müller mit Schaukelpferd und Frauen in Dessous kurz vor dem Ausgehen. Die Bilder verwandeln die Ausgabe in einen magazinigen Stadtführer mit 50 Geheimtipps zum Entdecken, die selbst Einheimischen viel Freude bereiten werden. Passend zum Gallery Weekend, bei dem die weltberühmten Galerien Berlins Zigtausende von Sammlern und Kunstfreunden aus der ganzen Welt begrüßen, liegt der Berlin-Ausgabe der „Welt“ unser Kunstmagazin „Blau“ bei. DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Telefon: 030 / 2 59 10 Fax 030 / 259 17 16 06 E-Mail: [email protected] Anzeigen: 030 / 58 58 90 Fax 030 / 58 58 91 E-Mail [email protected] Kundenservice: DIE WELT, Brieffach 2440, 10867 Berlin Telefon: 0800 / 9 35 85 37 Fax: 0800 / 9 35 87 37 E-Mail [email protected] A 3,20 & / B 3,20 & / CH 5,00 CHF / CZ 95 CZK / CY 3,40 & / DK 25 DKR / E 3,20 & / I.C. 3,20 & / F 3,20 & / GB 3,00 GBP / GR 3,40 & / I 3,20 & / IRL 3,20 & / L 3,20 & / MLT 3,20 & / NL 3,20 & / P 3,20 & (Cont.) / PL 15 PLN / SK 3,20 € + ISSN 0173-8437 100-17 ZKZ 7109
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