Die wirtschaftliche Lage der M+E-Industrie im Frühjahr 2016 Die M+E-Industrie hat im Jahresdurchschnitt 2015 ein Produktionsplus von 0,8 Prozent erreicht, das aber vollständig aus dem statistischen Überhang von 0,9 Prozent kam. Im Jahresverlauf ist die Produktion von Quartal zu Quartal gesunken. Der Anstieg im Januar 2016 wurde durch einen Rückgang im Februar wieder relativiert, jedoch bleibt ein Zuwachs im Zweimonatsvergleich. Das ist kaum mehr als ein Hoffnungswert, denn das Umfeld bleibt schwierig: Die inländische Konsumkonjunktur geht zum großen Teil an M+E vorbei, die Investitionen sind weiter schwach, die Krisen in vielen Schwellenländern bremsen die Exporte. Laut ifo-Befragung vom März bleiben vor allem die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate per Saldo im Minus. Dagegen stehen leicht steigende Auftragseingänge, die auf eine Stabilisierung der Lage in 2016 hoffen lassen. Die M+E-Unternehmen haben im Februar saisonbereinigt die Zahl der Mitarbeiter kaum mehr erhöht. Die Beschäftigungspläne signalisieren zudem eine Zurückhaltung bei weiteren Neueinstellungen. Die M+EUnternehmen erwarten für 2015 niedrigere Gewinne als im Vorjahr (ifoGewinnumfrage vom September 2015). Für die weitere Geschäftsentwicklung sind auch die inländischen Investitionen von zentraler Bedeutung. Hier liegt weiter ein Schwachpunkt der inländischen Konjunktur, die vor allem vom stabilen Arbeitsmarkt und von der Konsumnachfrage der Privaten getragen wird. Die Verunsicherung der Investoren durch die Krisen in der Welt sowie durch die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in Deutschland ist nach wie vor nicht überwunden. Auftragseingang. Im Januar/Februar 2016 ist der Auftragseingang gegenüber dem vierten Quartal saisonbereinigt um 0,4 Prozent gestiegen. Dabei nahmen die Inlandsaufträge um 0,7 Prozent ab, die Aufträge aus dem Ausland legten um 1,3 Prozent zu. Während die Auftragseingänge im Maschinenbau (-2,3 Prozent) und im Bereich Elektro, DV-Geräte, Feinmechanik/Optik (-1,5 Prozent) gegenüber dem vierten Quartal deutlich fielen, lagen die Metallverarbeitung mit +0,3 Prozent und der Fahrzeugbau mit +3,3 Prozent über dem Niveau des vierten Quartals. (Grafik) Produktion. Die M+E-Produktion lag im Schnitt der Monate Januar/Februar 2016 saisonbereinigt um 2,4 Prozent über dem Wert des vierten Quartals. Die Produktion nahm hierbei in allen Branchen deutlich zu: der Fahrzeugbau stieg gegenüber dem vierten Quartal um 3,9 Prozent, der Maschinenbau um 2,6 Prozent, der Bereich Elektro, DV-Geräte, Feinmechanik/Optik um 0,7 Prozent und die Metallverarbeitung um 3,2 Prozent. Die Kapazitätsauslastung lag im Januar 2016 bei 86,6 Prozent und damit leicht über dem langjährigen Durchschnitt. (Grafik) Beschäftigung. Die M+E-Beschäftigung lag im Februar 2016 mit 3.819.600 Mitarbeitern saisonbereinigt um 1,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Gegenüber Januar 2016 stieg die Zahl um etwa 4.400. Die Beschäftigungspläne der M+E-Unternehmen signalisieren Zurückhaltung bei Neueinstellungen. Seit der Beschäftigungswende im März 2010 zählt die M+E-Industrie per Saldo rund 382.400 zusätzliche Arbeitsplätze. Durch die Krise 2008/09 hatte die Branche 231.000 Arbeitsplätze verloren, relativ wenig im Vergleich zum Produktionseinbruch. In Ostdeutschland lag die Beschäftigung zuletzt bei rund 472.700. Die Zahl der Zeitarbeitnehmer sank von 205.000 im Juni 2012 auf 180.000 im Juni 2014. (Grafik) 2 Arbeitsmarkt. Auf dem Arbeitsmarkt ist die Schere zwischen Arbeitslosigkeit und gemeldeten offenen Stellen am aktuellen Rand etwas kleiner geworden. Ohnehin bleibt der Trend weiter positiv: Die Bundesagentur für Arbeit zählte im Februar 2016 in den M+EBerufen saisonbereinigt 149.200 Arbeitslose, 8.700 weniger als im Vorjahresmonat. Andererseits waren 129.600 ungeförderte offene Stellen gemeldet, eine Zunahme von 13.800 gegenüber dem Vorjahresmonat. Faktisch signalisiert diese Situation eine spürbare Anspannung auf dem Arbeitsmarkt. Im Juli 2015 gab es in der M+E-Industrie nach ersten BA-Prognosen rund 16.000 Kurzarbeiter. Der Höhepunkt der vergangenen Krise lag im Mai 2009 bei 975.000 Kurzarbeitern. Die Anzeigen der M+E-Betriebe zur Kurzarbeit betrugen im Januar 2016 rund 9.700. Verdienste. Im Gesamtjahr 2015 stiegen die Bruttomonatsverdienste in der M+E-Industrie (Vollzeit inkl. Mehrarbeit, Kurzarbeit, ohne Sonderzahlungen) um 3 Prozent und die Bruttostundenverdienste um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt des Jahres 2014 waren die Monatsverdienste um 3,3 Prozent und die Stundenverdienste um 3,5 Prozent gestiegen. Kosten, Produktivität. Die Lohnstückkosten sind 2015 um +2,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2014 gestiegen. Im Einzelnen: Dem Anstieg der Arbeitskosten je geleisteter Stunde um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr stand ein Rückgang der Produktivität um 0,1 Prozent gegenüber. 2014 waren die Lohnstückkosten bereits um 1,6 Prozent und 2013 um 4,2 Prozent gestiegen (Grafik). Die Energiepreise sinken weiter: während aber Öl- und Gaspreise im vierten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich nachgaben (Öl: -27,4 Prozent; Gas: -11,5 Prozent), sind die Strompreise mit -1,1 Prozent nur leicht gesunken. Bei den Stahlerzeugnissen lagen die Preise der meisten Sorten im vierten Quartal 2015 deutlich unter dem Vorjahresniveau. Preise. Nach einer Phase sinkender Erzeugerpreise, hatten sich die Märkte zunächst wieder stabilisiert. Allerdings schwächt sich der Preisanstieg zuletzt wieder ab. Die Preise für M+E-Erzeugnisse lagen im vierten Quartal 2015 um 0,1 Prozent über dem Vorjahr (nach 0,5 Prozent in Q3). Die Exportpreise lagen im vierten Quartal um 1,6 Prozent höher als 2014 (Q3: 2,2 Prozent), die Importpreise um 1,3 Prozent (Q3: 2,6 Prozent). Die Verbraucherpreise sind 2015 mit einer Jahresrate von 0,3 Prozent spürbar langsamer gestiegen als 2013 (+1,5 Prozent) und 2014 (+0,9 Prozent). Im März 2016 lag der Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat bei 0,3 Prozent. (Grafik) Erträge. Laut ifo-Umfrage von September 2015 erwarten die Unternehmen im Durchschnitt der M+E-Industrie in diesem Jahr Gewinne nach Steuern in Höhe von 3,6 Prozent des Umsatzes. Sie liegen damit unter dem Niveau des Jahres 2014. Die Erträge bleiben auch weiterhin unter dem Vorkrisenniveau von 2007 (4,7 Prozent). Die Zahl der Insolvenzen im M+E-Gewerbe (Industrie + Handwerk) lag 2015 mit 988 Insolvenzen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (1.044 Insolvenzen). Geschäftsklima. Der ifo-Geschäftsklimaindex für die M+E-Industrie ist im März 2016 leicht gestiegen und liegt nun bei 98,4 Punkten (Februar: 97,7 Punkte). Der saisonbereinigte Saldo aus positiven und negativen Beurteilungen der Geschäftslage (+15 Punkte) ist geringfügig zurückgegangen, der Saldo der Erwartungen der M+E-Unternehmen nahm hingegen von -12 Punkte auf -9 Punkte zu. (Grafik) Aussichten 2016. Im Jahr 2015 (Jahresdurchschnitt) ist die M+E-Produktion um 0,8 Prozent gewachsen. Für 2016 ist nach bisherigen Prognosen ein ähnlicher Wert zu erwarten. Die Beschäftigung liegt deutlich über dem Vorkrisenniveau, allerdings ist nach den Plänen der Unternehmen für die kommenden Monate kaum mehr mit einem spürbaren Beschäftigungszuwachs zu rechnen. 3 Zahlen auf einen Blick IV/13 I/14 II/14 III/14 IV/14 I/15 II/15 III/15 IV/15 +14 +25 +27 +19 +14 +16 +21 +19 +20 Geschäftslage (Saldo) -1 +18 +14 +4 -1 +6 0 +1 +9 Erwartungen (Saldo) Auftragseingang, saisonbereinigt, in Prozent gegenüber dem Vorquartal Gesamt +2,0 +0,9 -1,2 +1,1 +2,0 -1,2 +3,1 -3,2 +0,7 Inland -0,6 +1,9 -1,2 -1,1 +3,2 +0,5 -0,6 +0,5 +0,9 Ausland +4,0 +0,1 -1,1 +2,6 +1,2 -2,4 +5,6 -5,8 +0,6 Auftragseingang, arbeitstäglich bereinigt, in Prozent gegenüber dem Vorjahr Gesamt +6,9 +4,9 +2,2 +2,9 +2,7 +0,9 +5,5 +0,3 -1,1 Inland +4,7 +4,0 +3,6 -0,9 +2,6 +1,4 +2,1 +3,7 +1,8 Ausland +8,3 +5,6 +1,4 +5,7 +2,7 +0,5 +7,8 -2,1 -3,0 Produktion, arbeitstäglich- und saisonbereinigt, ohne WZ32/33, in Prozent gegenüber dem Vorquartal +0,8 +1,5 -0,8 +0,0 +1,5 +0,0 -0,2 -0,2 -0,7 Produktion, arbeitstäglich bereinigt, in Prozent gegenüber Vorjahr +4,1 +4,6 +1,9 +2,1 +2,0 +0,6 +1,4 +0,9 -1,1 Auslastungsgrad, saisonbereinigt, in Prozent der betriebsüblichen Vollauslastung Jan14 Apr14 Jul14 Okt14 Jan15 Apr15 Jul15 85,0 85,4 85,5 86,0 86,2 85,6 85,4 Beschäftigte, saisonbereinigt, absolut in Tsd. gegenüber Vormonat Mai15 Jun15 Jul15 Aug15 Sep15 +1,3 +3,3 +6,3 +4,3 +0,5 Beschäftigte, Original, in Prozent gegenüber Vorjahr +1,3 +1,2 +1,0 +1,1 +1,1 Okt15 85,9 Jan16 86,6 Okt15 +3,8 Nov15 +3,2 Dez15 -1,3 Jan16 +0,7 +1,1 +1,2 +1,2 +1,1 Okt15 165,3 Nov15 165,3 Dez15 162,8 Jan16 155,0 Feb16 149,2 115,5 119,0 125,0 132,3 129,6 Arbeitskräftemangel, saisonbereinigt, %-Anteil der Betriebe mit Produktionsbehinderungen Okt13 Jan14 Apr14 Jul14 Okt14 Jan15 Apr15 Jul15 6 7 8 9 9 8 8 10 Okt15 9 Arbeitslose, saisonbereinigt (ohne Helferberufe, Tsd.) Jun15 Jul15 Aug15 Sep15 156,3 162,4 163,2 164,6 Offene Stellen, saisonbereinigt (Berufe, Tsd.) 117,6 114,0 112,4 112,5 in % ggü. Vorjahr Lohnkosten (h) Produktivität (h) Lohnstückkosten Bruttoentgelte (Mo.,Vollz. o. SZ) Erzeugerpreise Verbraucherpreise Erträge (Nettoumsatzrendite in %) Stand: 18.04.2016 IV/13 +3,1 +2,2 +0,9 I/14 +1,8 +2,7 -0,9 II/14 +5,5 +1,5 +3,9 III/14 +2,9 +1,7 +1,1 IV/14 +1,5 -0,3 +1,8 I/15 +3,8 +0,8 +3,0 II/15 +3,0 +0,1 +2,9 III/15 +2,5 -0,7 +3,2 IV/15 +0,5 -1,5 +2,0 +3,0 +3,5 +4,0 +3,0 +2,8 +2,7 +3,4 +2,9 -0,4 +1,3 -0,4 +1,2 -0,1 +1,1 +0,4 +0,8 +0,6 +0,5 +0,8 0,0 +1,1 +0,8 +0,5 +0,1 +0,1 +0,3 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 4,7 2,4 0,2 3,2 3,4 3,5 4,1 4,2 3,6 4 Produktion Auftragseingang Hoffnung auf Besserung? Leichte Besserung im Auslandsgeschäft deutet sich an Auftragseingang, saison- u. preisbereinigte Quartalswerte, 2010 = 100, WZ 2008 saison- und kalenderbereinigte Quartalswerte, WZ 2008, Indexwerte: 2010 = 100 120 130,0 Jan./Feb. 115 Jan./Feb. 2016 gegenüber 4. Quartal 2015 Gesamt: Inland: Ausland: 110 110,0 105 Jan./Feb. saisonbereinigter Niveauvergleich 120,0 +0,4% -0,7% +1,3% Jan./Feb. 2016 gegenüber 4. Quartal 2015 saisonbereinigter Niveauvergleich 100 100,0 +2,4% 95 90,0 90 80,0 Ausland Gesamt Inland 85 70,0 80 75 60,0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Statistisches Bundesamt Quelle: Statistisches Bundesamt ifo Konjunkturtest Beschäftigung Spürbare Skepsis zu Jahresbeginn Beschäftigungsaufbau setzt sich fort M+E-Industrie Deutschland, saisonbereinigte Entwicklung. Saldo der Firmenmeldungen über gute (+) und schlechte (-) Geschäftslage bzw. günstigere (+) und ungünstigere (-) Geschäftserwartungen 60 saisonbereinigte Entwicklung, in Tausend, Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten* 3.850 3.800 50 40 Februar 3.819,6 Aufbau von Feb. 2006 bis Okt. 2008: +242.000 Abbau von Okt. 2008 bis März 2010: -231.000 Aufbau seit März 2010: +382.400 3.750 30 März 20 3.700 10 3.650 0 3.600 -10 Februar 2016 gegenüber Februar 2015: +1,0% 3.550 -20 3.500 -30 -40 Lage Erwartungen -50 -60 3.450 3.400 3.350 -70 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: ifo Konjunkturtest Quelle: Statistisches Bundesamt, Gesamtmetall-Berechnungen; *2015 vorläufige Zahlen Märkte & Preise Produktivität und Lohnstückkosten (M+E) Lohnkostenanstieg nicht durch Produktivität gedeckt 23 Veränderung gegen Vorjahr in Prozent 17,9 18 Veränderung gegen Vorjahr in Prozent, Vierteljahreswerte 5% 4. Quartal 4% Produktivität 13 Schwächere Märkte drücken auf die Preise Lohnstückkosten 10,4 3% 2% 1,6 1,3 1% 8 3 6 5,9 0% 4,2 2,3 1,31,6 2,5 0,1 -1% -2% -2 -0,2 -3 -1,9 -0,1 -0,7 Ausfuhrpreise Einfuhrpreise Erzeugerpreise -4% -7 -5% -12 -17 -3% 2008 -12 2009 Quelle: Statistisches Bundesamt -6% -10,4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 -7% 2007 2008 2009 Quelle: Statistisches Bundesamt. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
© Copyright 2024 ExpyDoc