Kressbronn: „Bin ein strenger, penibler und manchmal kleinkarierter

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LOKALES
05.12.2015 (Aktualisiert 11:49 Uhr)
„Bin ein strenger, penibler und
manchmal kleinkarierter Chef“
Ein Jahr im Amt – Bürgermeister Daniel Enzensperger schaut zurück und berichtet
über seine Erfahrungen
Geschafft: Das erste Jahr seiner Amtszeit hat Bürgermeister Daniel Enzensperger hinter sich. (Foto: Kai Loh‐
wasser)
Kressbronn / sz Bürgermeister Daniel Enzensperger ist seit dem 1. Dezember ein
Jahr im Amt – und die Schwäbische Zeitung hat mit ihm zurückgeblickt: Welches
Thema hat ihn am meisten bewegt, ist der Bürgermeisterjob noch immer sein
Traumberuf und was entgegnet er den kritischen Stimmen, nachdem die erste Eu‐
phorie nach der Wahl verflogen ist? SZ-Redakteurin Britta Baier hat sich mit dem
jungen Kressbronner Schultes unterhalten.
Ein Jahr im Amt – was hat Sie in dieser Zeit am meisten bewegt?
Das kann ich so gar nicht sagen. Es waren mehrere Themen, die mich bewegt haben. Das
wichtigste war sicher die Schulentwicklung in Kressbronn, denn hier geht es um eine Wei‐
chenstellung für die nächsten Jahrzehnte. Was ist richtig für unsere Gemeinde, wie müs‐
sen wir uns aufstellen? Um diese Entscheidung haben wir uns seit Jahren gedrückt. Doch
jetzt sind wir so gut informiert, dass wir in der Gemeinderatssitzung am kommenden Mitt‐
woch eine Entscheidung zur Standortfrage fällen können.
Verraten Sie uns Ihren persönlichen Favoriten?
Ich bin für den Standort Nonnenbachschule – ganz klar. Und das insbesondere aus drei
Gründen: Erstens bin ich für einen „Schonraum Grundschule“, in dem die kleinen Kinder
unter sich sind. Außerdem gibt es derzeit kein Nachfolge-Nutzungskonzept für die Non‐
nenbachschule, das nicht mit weiteren erheblichen Kosten verbunden wäre, wenn wir uns
dafür entscheiden, die Grundschulen am Standort Bildungszentrum zusammenzulegen.
Und drittens sind die Baukosten bei dieser Variante voraussichtlich günstiger, sodass wir
dafür andere Projekte schneller realisieren können.
Welche stehen da auf Ihrer Liste ganz oben?
Die Sanierung der Sport- und Schwimmhalle am Parkschulzentrum, der Breitbandausbau
und Hochwasserschutz und natürlich die Sanierung der Parkschule.
Haben Sie sich das „Bürgermeistersein“ so vorgestellt?
Ja, grundsätzlich schon. Aber es gibt Dinge, die ich mir einfacher vorgestellt habe – Perso‐
nalführung zum Beispiel. Die Menschen sind sehr unterschiedlich und haben dadurch un‐
terschiedliche Bedürfnisse. Gleichzeitig muss ich in meiner Funktion als Bürgermeister na‐
türlich auch die Bürger repräsentieren und deren Wünschen nachkommen – und brauche
dafür dann oft schnelle Ergebnisse, womit ich jedoch meine Mitarbeiter stark unter Druck
setze. Mit anderen Worten: Das ist gut für die Bürger, aber schlecht für meine Mitarbeiter.
Haben Sie schon eine Lösung?
Ja, ich bin auf der Suche nach einem Mittelweg für diese Doppelfunktion, die ich als Bür‐
germeister habe. Da kommt man aus meiner Sicht auch nicht mit Lebens- oder Berufser‐
fahrung weiter – dafür muss man das Amt ausüben und aus den Jahren lernen. Zwar gibt
es Führungsseminare, aber ich bin eher ein Autodidakt, der ein Buch liest und daraus ein
paar Tipps mitnimmt. Aber es gibt auch Dinge, die ich für mich schwieriger vorgestellt ha‐
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be – die Betriebsabläufe zum Beispiel, denn ich komme ja nicht aus der Verwaltung. Da ha‐
be ich in den vergangenen Monaten meine Arbeitsweise schrittweise angepasst.
Haben Sie sich im Rathaus denn gut eingelebt – sind Sie mit Ihren Amts‐
leitern zu einem guten Team zusammengewachsen?
Wir arbeiten inzwischen ganz gut zusammen. Man muss aber auch sagen, dass es meine
Mitarbeiter nicht immer ganz leicht mit mir haben. Ich bin ein sehr strenger, penibler und
manchmal auch ungeduldiger oder kleinkarierter Chef und fordere wahnsinnig viel. Zudem
gibt es sehr viel zu tun, sodass die Arbeitsbelastung meiner Mitarbeiter sehr sehr hoch ist.
Woran liegt das?
An den zahlreichen Projekten, wie Haus der Musik, SVK Heim, Bodan-Areal, Uferrenaturie‐
rung, Schulentwicklung oder Neugestaltung Hemigkofener Straße 11. Was wir im Moment
an Geld umdrehen, ist ja unglaublich – 39 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jah‐
re. Dieses Jahr kam einfach alles, was hätte kommen können - und zudem bin ich als neuer
Bürgermeister gestartet. Erschwerend kommt hinzu, dass trotz Aufgabenzuwachs unser
Personalkörper in den letzten Jahren weitgehend der gleiche geblieben ist.
Welches Thema in Kressbronn beschäftigt Sie am meisten?
Von den öffentlichen Themen sicherlich die Schulentwicklung. In der Regel aber beschäfti‐
gen mich die nichtöffentlichen Themen mehr – aber deshalb sind sie ja auch nichtöffent‐
lich. Mir nahe gehen auch immer Personalangelegenheiten – sie belasten mich am stärks‐
ten.
Und der Kommunalverfassungsstreit?
Nein – der belastet mich nicht. Aber ich bin schwer enttäuscht, dass ein normaler Umgang
mit Frau Knappert-Hiese scheinbar unmöglich ist. Ich habe wirklich zu Beginn meiner
Amtszeit versucht, ein vernünftiges Verhältnis aufzubauen, aber wie Frau Knappert-Hiese
mit Menschen umgeht, teilweise beleidigend, das ist einfach keine Art, das macht man
nicht. Sie agiert nicht mit fairen Mitteln. Ihre Beschwerde wegen der Nichtzulassung der
Berufung liegt übrigens derzeit beim Verwaltungsgerichtshof. Wenn dieser die Beschwer‐
de abweist, dann haben wir ein für allemal Ruhe, denn ein Gang bis vor das Bundesverwal‐
tungsgericht ist unmöglich, da hier Landesrecht Streitgegenstand ist.
Ein anderes kritisches Thema ist die Uferrenaturierung. Hier hatten Sie
im Wahlkampf die Einbeziehung der Bürger angekündigt – doch bis jetzt
ist – abgesehen von einer enttäuschenden Gemeinderatssitzung – noch
nichts weiter geschehen. Warum nicht?
Ja, das stimmt – das hätte ich gerne gemacht. Aber das funktioniert nur dann, wenn das
Land das auch so sieht. Doch es ist ja jetzt eine Bürgerbeteiligung geplant – im Dezember
setzen wir uns mit dem Regierungspräsidium zusammen und sprechen dann gemeinsam
genau ab, wie ein solcher Prozess aussehen kann. Da das 3D-Modell erst im Februar fertig
wird, macht dann auch eine Bürgerbeteiligung Sinn.
Dass die Bürger beteiligt werden sollen, wird schon seit geraumer Zeit
immer wieder kommuniziert - aber es tut sich nichts. Können Sie die Kri‐
tiker denn grundsätzlich verstehen?
Ja natürlich, es gibt durchaus Argumente, die ich nachvollziehen kann. Vielen geht es ja
darum, dass alles so bleibt, wie es ist. Das kann ich absolut verstehen. Doch wenn wir Ver‐
änderungen keinen Raum geben würden, dann wären wir jetzt immer noch in der Steinzeit.
Veränderungen gehören zum Leben dazu – nur dann kommt man auch voran. Ich habe bis‐
lang immer eine Positionierung in dieser Sache vermieden – doch ich muss ganz ehrlich sa‐
gen: Ich könnte mit beidem leben. Klar ist nur: Die Gemeinde hat keine großen Steue‐
rungsmöglichkeiten in dieser Sache.
Haben Sie sich das anders erhofft?
Nein, aber ich hatte gehofft, dass die Uferrenaturierung nicht auch noch in diesem Jahr
auf die Agenda kommt, sondern das das Bundesverwaltungsgericht erst im kommenden
Jahr eine endgültige Entscheidung trifft.
Die euphorische Stimmung der Kressbronner aus den Wochen und Mo‐
naten nach der Wahl ist verflogen, hier und da sind inzwischen kritische
Stimmen zu hören. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Das kommt darauf an, um welche Themen es geht. Ich weiß gar nicht, ob die Stimmung je
euphorisch gewesen ist. Ich habe nur festgestellt, dass die Freundlichkeit mir gegenüber
nicht nachgelassen hat. Es sind natürlich große Hoffnungen in mich gesetzt worden und
es war für mich von vornherein klar, dass ich nicht alle Erwartungen erfüllen kann. Es wird
sich nicht alles ändern – schließlich hat mein Vorgänger in vielen Bereichen gute Arbeit ge‐
macht und hinterlassen. Zudem gibt es Dinge, die ich heute ganz anders sehe als beispiels‐
weise vor meiner Wahl als Bürgermeister.
Was zum Beispiel?
Den Eigenbetrieb Wohnungsbau beispielsweise. Früher war ich ein Gegner davon, weil ich
der Meinung war, Wohnungsbau gehört in die Privatwirtschaft und eine Gemeinde solle
sich da nicht einmischen. Heute bin ich ein absoluter Verfechter des Eigenbetriebs, denn
ich sehe, dass wir dank ihm die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge in Zukunft we‐
sentlich leichter stemmen können als andere Gemeinden. Es war bislang nicht unser An‐
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sinnen, Sozialwohnungen zu schaffen, sondern Wohnraum für den Mittelstand. Doch in Zu‐
kunft wollen wir mehr Sozialwohnungen anbieten – allerdings muss dann auch klar sein:
Wenn wir mit der Miete runtergehen, dann müssen wir auch mit den Baukosten nach un‐
ten gehen und die Wohnungen werden nicht so hochwertig ausgestattet wie bisher.
Bei diesen vielen verschiedenen Bauprojekten, die Sie bisher angespro‐
chen haben, kommen da Themen wie die Schulsozialarbeit oder die freie
Jugendarbeit zu kurz?
Das ist ein schwieriges Thema. Doch die Schulsozialarbeit ist gut aufgestellt, weil sie wich‐
tig ist. Wir wollen hier die 100 Prozent-Stelle von Markus Roos im Bildungszentrum Park‐
schule erhalten, zudem ist angedacht, auch für die Grundschulen eine Stelle auf Teilzeitba‐
sis einzurichten. Ich halte auch die freie Jugendarbeit für wichtig, allerdings stehen wir da
im Moment an dem Punkt „Was machen wir?“.
Aber an diesem Punkt steht die Gemeindeverwaltung ja inzwischen
schon eine ganze Weile – der letzte Verantwortliche der Jugendarbeit war
Paul Ehrenhardt, und der ist bereits seit über einem Jahr nicht mehr in
Kressbronn tätig.
Ja, das stimmt. Wir haben eine tolle Vereinsstruktur und unser primäres Ziel ist zunächst,
so viele Jugendliche wie möglich in den Vereinen unterzubringen. Bei den Jugendlichen,
die sich dafür nicht begeistern können, gehen die Überlegungen derzeit dahin, eine freie
Jugendarbeit mit Ehrenamtlichen aufzustellen.
Andere Gemeinden wie beispielsweise Langenargen sind in der Hinsicht
schon einen großen Schritt weiter und machen vor, wie erfolgreiche Ju‐
gendarbeit mit einer Vollzeitstelle funktionieren kann.
Da glaube ich aber auch sagen zu können, dass in anderen Gemeinden die Vereinsstruktur
nicht ganz so stark ausgeprägt ist wie bei uns. Langenargen hat zum Beispiel keine weiter‐
führenden Schulen, muss also kaum Schulsozialarbeit vorhalten, was die Sache auch er‐
leichtert. Hinzu kommt, dass sich Lindau, Langenargen oder Eriskirch nicht an den Kosten
unserer Schulsozialarbeit beteiligen, obwohl die Schüler auch aus diesen Städten und Ge‐
meinden zu uns kommen und die Schulsozialarbeit nutzen. So richtig vergleichen kann
man das also nicht.
Zum Schluss noch ein anderes Thema: Das Projekt in der Hemigkofener
Straße 11 war immer als Begegnungsstätte für Jung und Alt geplant – also
auch für Senioren. Werden diese dort einen eigenen Raum bekommen?
Das Konzept bleibt bestehen – natürlich. Aber es wird keinen Extraraum für Senioren ge‐
ben, sondern einen Mehrzweckraum, der unterschiedlich abgeteilt werden kann. Dieser
steht selbstverständlich auch den Senioren zu Verfügung. Allerdings müssen sie – wie die
anderen Gruppen auch – den Raum anschließend wieder herrichten, weil es nicht ihr eige‐
ner ist. Ein extra Büro hat der Seniorenrat schon im Kapellenhof bezogen, als der Bürger‐
kontakt seine Türen geschlossen hat. Allerdings wird das bürgerschaftliche Engagement
nicht nur bei den Senioren liegen, sondern in einer eigens eingerichteten Kostenstelle im
Haushaltsplan 2016, auf die zum Beispiel auch das Bürgerforum zugreifen könnte. Hier
stehen 8000 Euro für Bürgerbeteiligung zur Verfügung – und der Bürgermeister entschei‐
det, für welche Projekte das Geld ausgegeben werden kann.
„Der Bürgermeister entscheidet“ - das klingt toll. Ist der Bürgermeister‐
job immer noch Ihr Traumberuf?
(Lange Pause) Es ist ein sehr toller Beruf, der mir sehr viel Spaß macht. Doch es gibt auch
sehr schwierige Seiten – wie beispielsweise, es nicht allen Recht machen zu können. Das
geht einfach nicht in diesem Beruf – zudem bin ich auch nur ein Mensch und mache mal
Fehler oder verhalte mich nicht korrekt, was natürlich auch an meiner eigenen Arbeitsbe‐
lastung liegt. Bürger haben dafür meist kein Verständnis – aus deren Sicht muss man im‐
mer der unfehlbare Bürgermeister sein. Wenn man dann mal die rote Karte zeigen muss
weil sich etwas nicht umsetzen lässt, kommt das nicht überall gut an. Außerdem kann ich
natürlich nicht jeden Termin wahrnehmen. Insgesamt hoffe ich aber, dass die Bürger im
Großen und Ganzen mit meiner Amtsführung zufrieden sind.
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KOMMENTARE (1)
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05.12.2015, 20:56 Uhr
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Die Zeiten haben sich geändert, auch für Bürgermeister. Entscheidungen werden
wie zu früheren Zeiten nicht mehr im stillen Kämmerlein des Rathauses und dem
Gemeinderat beschlossen. neid die Beobachtung erfolgt mehr
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