Das finale Schuljahr Organisatorisches • Nächste Abteilungsstunde morgen (12.8.) • • • • • • Schulbestätigung Absenzenwesen Abteilungstag Stand Klassenkasse (Luana) Salomé Weiteres? Arbeitsweise • Sie werden viele Texte schreiben • DaG2 („Einfach schreiben“) immer dabei • Für/gegen Matur am PC entscheiden • Mit PC: Laptop immer dabei, Texte mit Word, Rechtschreibkorrektur ausschalten, Überarbeitungsfunktion sinnvoll nutzen • Ohne PC: Schreibheft (alle Texte) immer dabei, Rand lassen!!!, farbige Stifte zur Korrektur • Zur Kompensation von Prüfungsabsenzen werden ggf. Texte aus dem Schreibheft beurteilt • Allgemein: Aufgabenstellungen und Materialien werden weniger detailliert • Ich erwarte eine selbstverantwortliche Arbeitsweise Schwerpunkte 1. Über Sprache und Kommunikation nachdenken • Kommunikation • Medientheorie • Sprachwissenschaft 2. Sachtexte • Komplexe Sachtexte lesen & verstehen • Argumentative & journalistische Texte produzieren • Texte überarbeiten 3. Maturvorbereitung • Repetition Basiswissen Grundlage für MP & SP • Eigenständige Lektüre & Lerngruppe MP • Textsorten, Theorie, Argumentieren (s.o) SP Grobplanung Kommunikation + Probe Lerngruppe 3 Werke Zeitungsprojekt + Note Sprachwissenschaft + Probe 2015 2016 PMP PSP • Basiswissen Deutsch (Anfang Mai 2016) • Werkzeuge/Fachwissen; www.begriffen.ch • mündliche Matura (Mitte Juni 2016) • Probelauf Ende Dezember 2015 • schriftliche Matura (Ende Mai 2016) • Probelauf Ende März Lerngruppe komplette Lektüreliste Mündliche Matur Sie bekommen eine von mir aus den Werken ihrer Lektüreliste ausgewählte Textstelle (s. Thesenpapier) 15 Minuten Vorbereitungszeit (individuell) 15 Minuten Prüfung (individuell) In der Prüfung referieren sie, ausgehend von der Textstelle, und zeigen so ihr Verständnis der Ausgangspassage, des Gesamttextes sowie der Bezüge zu weiteren Werken oder Hintergründen - insgesamt also, dass sie fundiert mit literarischen Texten umgehen können. Bewertet werden Gehalt, Sprache und Präsentation ihres Vortrags, einschliesslich solch wichtiger Punkte wie Fachwissen & -begriffe, Prägnanz, Argumentationsstruktur,... Lektüreliste (in Absprache mit mir!) • 8-10 Werke/Werkgruppen selbständig vorbereiten • • • • • • Deutsche Literatur (einzelne Ausnahmen möglich) Werke aus allen drei Gattungen Werke aus min. drei Jahrhunderten Max. die Hälfte schon im Unterricht behandelt Mögl. ein verbindendes Thema/Stoff/Motiv/Form Mögl. identische Lektüreliste zu dritt Lerngruppe • Probelauf Dezember: 3 Werke • mind. 2 neu, 2 Gattungen, 2 Jhdt. Organisation • Details zu den Maturitätsprüfungen 2016 Deutsch finden sie auf unserem Wiki • Informationen bzgl. genauer Zeiten, Gruppeneinteilung, etc. werde ich rechtzeitig aktualisieren • Bis nächste Woche: • Sprechen sie sich ab bzgl. Gruppeneinteilung • Einigen sie sich mögl. auf einen Schwerpunkt (Thema/Stoff...) • Notieren sie Ideen für zu lesende Werke (Anregungen s. Wiki) • Ausblick: • Bis nach den Herbstferien sollten die ersten drei Werke gelesen sein, sie werden dann ab und zu im Unterricht Gelegenheit für die eigenständige Arbeit in der Lerngruppe bekommen Schriftliche Matur • Sie wählen einen von drei Themenbereichen • Gegeben ist jeweils ein Impuls (z.B. literarischer Text, Sekundärliteratur, Sachtext; ggf. zwei kurze Texte) • In einem Themenbereich müssen drei auf den Impuls bezogene Texte geschrieben werden (4 h) • Die zu produzierenden Texte unterscheiden sich in Textsorten und Schreibhaltung (meist 1 argumentativ) Beispiel: Themenbereich Schreibhaltung bzw. Textsorte Beispiel/Impuls Text I Text II Text III 1 2 3 Lyrik Sachtext Sekundärliteratur Gedicht Essay Literaturtheorie Rezension Glosse zum Gedichtthema Gehalt in Kurzgeschichte übertragen Klappentext Definition Brief als Entgegnung Zusammenfassung Parabel zum Thema Erörterung (Einordnung in grösseren Zusammenhang) Textsortenliste Dokumentieren Abstract Bericht Beschreibung Bildbeschreibung Bildlegende Charakterisierung Definition Inhaltsangabe Interview Klappentext Lexikonartikel Meldung/Nachricht Porträt Protokoll Reportage Rezension Zusammenfassung Schilderung Argumentieren Aphorismus Charakterisierung Erörterung Essay Glosse Kommentar Leserbrief Rezension Stellungnahme Textinterpretation These Appellieren Brief Glosse Klappentext Leserbrief Rede Rezension Werbetext Fingieren Anekdote Aphorismus Fabel Kurzgeschichte Monolog/Dialog Parabel/Gleichnis Schreiben über sich Kolumne Lebenslauf Selbstporträt Tagebuch Prüfungsanforderungen • Sich sprachlich korrekt, stilistisch angemessen, aufgabenbezogen und inhaltlich präzise ausdrücken können. • Einen schriftlichen Text sinnvoll aufbauen und gestalten können. • Verschiedene sprachliche Mittel bewusst und wirkungsvoll einsetzen können. • Eine Aufgabenstellung anhand eigener Zielsetzungen umsetzen können. • Eine eigene, gehaltvolle und überzeugende Position entwickeln und formulieren können. Schwerpunkte 1. Über Sprache und Kommunikation nachdenken • Kommunikation • Medientheorie • Sprachwissenschaft Themen aus dem Lehrplan, ggf. Bezug zu Impulsen für SP 2. Sachtexte • Komplexe Sachtexte lesen & verstehen • Argumentative & journalistische Texte produzieren Fähigkeiten für SP • Texte überarbeiten 3. Maturvorbereitung • Repetition Basiswissen Grundlage für MP & SP • Eigenständige Lektüre & Lerngruppe MP • Textsorten, Theorie, Argumentieren (s.o) SP basis üben, üben, üben... Kommunikation ... ist, wenn man sich trotzdem versteht Definition Ein Aphorismus ist ein einzelner Gedanke, der aus nur einem Satz oder wenigen Sätzen selbständig bestehen kann. Oft formuliert er eine besondere Einsicht rhetorisch kunstreich als allgemeinen Sinnspruch (Sentenz, Maxime, Aperçu, Bonmot). Dagegen gelten geflügelte Worte und pointierte Zitate literaturwissenschaftlich nicht als Aphorismen. Wikipedia, Aphorismus (6.8.2015) Der Aphorismus ist eine prägnant knappe, geistreiche oder spitzfindige Formulierung eines Gedankens, eines Urteils, einer Lebensweisheit. Nach Inhalt und Stil anspruchsvoller als das Sprichwort; ausgezeichnet durch effektvolle Anwendung rhetorischer Stilmittel (Antithese, Parallelismus, Chiasmus, Paradoxon) und durch auffallende Metaphorik. http://www.aphorismen.de/lexikon/begriff/1/Aphorismus Aphorismen (?) Gedacht heißt nicht immer gesagt, gesagt heißt nicht immer richtig gehört, gehört heißt nicht immer richtig verstanden, verstanden heißt nicht immer einverstanden, einverstanden heißt nicht immer angewendet, angewendet heißt noch lange nicht beibehalten. Konrad Lorenz (1903-89) Aufgabe Erfinden sie einen Aphorismus zu Thema Kommunikation Aufgabe Schreiben sie eine Definition für „Aphorismus“ (keine Hilfsmittel) Aphorismen zu Kommunikation • Was haben sie erfunden? Essay (DaG2, S. 56) Der (oder das) Essay ist eine Art Gedankenspaziergang. Das Fragende, Suchende, Subjektive ist sein wesentliches Merkmal [franz. essay = Versuch]. Es handelt sich um eine Sonderform der Erörterung. Anders als diese legt der Essay sein Thema nicht systematisch dar, sondern vermittelt den Lesenden Denkanstösse. Der Gedankengang darf assoziativ sein. Im angelsächsischen Raum steht der Begriff essay für alle kürzeren Arbeiten, die an der Universität geschrieben werden. Aufgabe • Schreiben sie ein Essay zu einem für sie interessanten Aspekt von Kommunikation • Verwenden sie dabei möglichst einen der Aphorismen als Ausgangspunkt/These • >200 Wörter, fertig bis zur morgigen Lektion Alle Kommunikation ist notwendig banal durch ihre Unmöglichkeit. © Peter Rudl (*1966), deutscher Aphoristiker Schon längst hat sich die Kommunikation von den Inhalten emanzipiert. Unbekannt Wenn einer nicht mehr mit dir redet, dann will er damit etwas sagen. © Joachim Panten (1947 - 2007), deutscher Aphoristiker und Publizist Jede Kommunikation ist eine intellektuelle Herausforderung. © Manuela Michael (*1966) Personaltrainerin und Autorin Das Gespräch lebt nicht von der Mitteilung, sondern von der Teilnahme. © Ernst Reinhardt (*1932), Dr. phil., Schweizer Publizist und Aphoristiker Exkommunikation im Mittelalter war Sache der Kirche. Heute ist es Sache des Mobilfunkbetreibers. © Josef Bordat (*1972), Dipl.-Ing. Dr.phil., Publizist und Autor Metakommunikation: Wenn Männer erklären, wie sie es eigentlich meinten. © Marina Zuber (*1978), Dozentin, Wortspielerin Facebook: Die moderne Form des Poesiealbums, aber ohne Poesie. © Elmar Schenkel (*1953), Anglist, Autor, Übersetzer, Maler. Kommunikation – Ursache und Lösung für viele menschliche Probleme. © Peter Reimer (*1964), Gitarrist In der Kommunikation kennt nur der Sender einer Nachricht ihre wahre Bedeutung, jedoch schafft der Empfänger durch seine Reaktion Realität. © Marco Schoppmann (*1978), Unternehmensberater & Coach Wie sprechen Menschen mit Menschen? Aneinander vorbei. Kurt Tucholsky (1890-1935), dt. Schriftsteller Kommunikation erfordert mehr Vorstellungskraft, als sich viele Leute vorstellen oder in Wirklichkeit haben. Cyril Northcote Parkinson (1909-93), brit. Historiker u. Publizist Schreibkonferenz 1 • Lesen sie min. 2 fremde Essays • Notieren sie im Text/am Rand/in Kommentaren, was ihnen auffällt, inkl. a) b) c) d) I&O, Sprachrichtigkeit Stil, Wortwahl, Ausdruck, rhetorische Mittel Präzision, Prägnanz, Verständlichkeit der Formulierungen Aufbau, Kohärenz, Logik, Verständlichkeit des Gedankengangs e) Übergänge, Kohäsion, Sprachfluss, Lesbarkeit f) Gehalt, Tiefe, Kreativität, Denkanstösse • formulieren sie am Schluss eine kurze schriftliche Rückmeldung (dringendste Verbesserungen) Schreibkonferenz 2 • Schreiben sie Ihr Essay noch mal neu. Schauen sie dabei nicht direkt auf die erste Fassung. • an die guten Formulierungen und Gedankengänge werden sie sich auch so noch erinnern – andernfalls waren sie wohl doch nicht so gut • Beziehen sie bei der Neufassung die Rückmeldungen mit ein. Schreibkonferenz 3 • Lesen die dieselben Fremd-Essays noch mal • Vergeben sie zwischen 0 (= fürchterlich) und 10 (= perfekt) Punkte für: a) b) c) d) I&O, Sprachrichtigkeit Stil, Wortwahl, Ausdruck, rhetorische Mittel Präzision, Prägnanz, Verständlichkeit der Formulierungen Aufbau, Kohärenz, Logik, Verständlichkeit des Gedankengangs e) Übergänge, Kohäsion, Sprachfluss, Lesbarkeit f) Gehalt, Tiefe, Kreativität, Denkanstösse • Schreiben sie dazu, um wie viele Punkte sich der jeweilige Aspekt seit der ersten Version verbessert hat. Vorlesestunde Aufgabe Schreiben sie eine Definition für „Kommunikation“ (keine Hilfsmittel) ganz so knapp wird das bei diesem Begriff wohl nicht gehen Definition Nach: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 2004 Kommunikationstheorie (lat. communicatio: Mitteilung, Verständigung; lat. communicare: gemeinsam machen, vereinigen); Alltagssprachlich versteht man unter Kommunikation den Austausch von Meinungen, Gedanken, Nachrichten oder Informationen. Dieses Verständnis liegt auch vielen philosophischen und wissenschaftlichen Metaphern und Modellen der Kommunikation zugrunde, die unterstellen, dass ein Sprecher Gedanken oder Nachrichten sprachlich so ausdrückt, dass ein Hörer sie dem sprachlichen Text gemäss der Intention des Sprechers entnehmen kann. Dieses Modell hat seine wissenschaftliche Nobilitierung durch die beiden amerikanischen Mathematiker C.E. Shannon und W. Weaver (1949) erfahren, die in ihrem informationstechnischen Modell Kommunikation wie folgt bestimmen: Definition cont. Nach: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 2004 ... Ein Sender enkodiert eine Botschaft in Signale, die über einen Kanal möglichst störungsfrei an einen Empfänger weitergeleitet werden, der die Signale dekodiert. Sprecher und Hörer müssen dabei über einen gemeinsamen Zeichenvorrat verfügen. Störung der Kommunikation Definition cont. Nach: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 2004 ... Beim Versuch, dieses technische Modell auf menschliche Kommunikation zu übertragen, wurde sehr bald deutlich, dass die Vorstellung von Verständigung durch Informationsaustausch unrealistisch ist. Offensichtlich verläuft Kommunikation nicht als linear gerichteter Prozess, sondern als komplexer Wirkungszusammenhang zwischen aktiven Kommunikationspartnern in komplexen, sozial schematisierten Situationen, bei dem konventionalisierte Kommunikationsinstrumente und Medien eine entscheidende Rolle spielen. […] Definition nach Watzlawick Kommunikation ist ”[…] einen Prozess, in dem zwei oder mehrere Menschen sich gegenseitig wahrnehmen und Aussagen, Botschaften und Gefühle austauschen, indem sie sich verbaler und nonverbaler Mittel bedienen und ggf. Medien benutzen.” HeikoErnst_KommunikationsregelnWatzlawick.pdf DominikMuehe-WatzlawickAxiome.pdf 5 Axiome nach Watzlawick 1. Man kann nicht nicht kommunizieren 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt 3. Wir erleben unser Verhalten meist als Reaktion 4. Kommunikation ist immer auch nichtsprachlich (analog & digital) 5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär Aufgabe (Partnerarbeit) 1. würfeln, um welches Axiom es geht. 2. kurze Szene ausdenken, die das entsprechende Axiom beispielhaft demonstriert. 3. Szene kurz einüben 4. Szene vorspielen 5. Zuschauer versuchen zu erraten, um welches Axiom es ging 1. Axiom "Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren." 2. Axiom (vgl. 4. Axiom) • Bei der phatischen Kommunikation (z.B. Flirten, Smalltalk) geht es fast ausschliesslich um die Beziehungsebene, der Inhalt ist irrelevant Eisbergmodell • Die Beziehungseben spielt üblicherweise eine viel grössere Rolle als die Inhalts- , bzw. Sachebene, selbst wenn es eigentlich um Inhalte gehen sollte. • Das führt oft zu Missverständnissen • Diese können ggf. durch Metakommunikation vermieden werden 3. Axiom „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“ Jedes Segment kann als Ursache und Wirkung interpretiert werden. Metakommunikation Solche Teufelskreise können laut W. oft nur nur durch Metakommunikation unterbrochen werden 4. Axiom (vgl. 2. Axiom) 5. Axiom Analyse (insbes. Axiome 2 & 3) • Loriot: Das Ei https://www.youtube.com/watch?t=34&v=bBQTBDQcfik • In dieser Kommunikation läuft so einiges schief. Welche der auftretenden Missverständnisse lassen sich (wie) mit Watzlawicks Axiomen erklären? • In ihrer persönlichen Erfahrung: • Wie fühlen Sie sich, wenn ein Thema, was auf die Inhaltsebene gehört, eigentlich auf der Beziehungsebene diskutiert wird? • Schaffen Sie selbst es immer/normalerweise, Inhaltsund Beziehungsebene auseinander zu halten? Medien und Watzlawicks Axiome • Sind sie einverstanden mit dieser Zusammenstellung? „Es zieht!“ 1. Ein Mann sitzt im Sessel und liest eine Zeitung. - Seine Frau sitzt am Tisch und strickt. Da sagt der Mann zu der Frau: "Es zieht.“ Die Frau steht schweigend auf und macht das Fenster zu. 2. Ein Mann sitzt im Sessel und liest eine Zeitung - Seine Frau sitzt am Tisch und strickt. Da sagt der Mann zu der Frau: "Es zieht.“ Die Frau sagt: "Ja. Das Fenster ist offen.“ 3. Ein Mann sitzt im Sessel und liest eine Zeitung - Seine Frau sitzt am Tisch und strickt. Da sagt der Mann zu der Frau: "Es zieht.“ Die Frau sagt: "Du mit deinem Rheuma, du tust mir richtig leid.“ Der Mann hat drei Mal dasselbe gesagt. - Hat er jedes Mal dasselbe gesagt? Das Organon-Modell Das Organon-Modell von Karl Bühler („Sprachtheorie“, 1934), das auch das Dreifundamentenschema oder das Funktionsschema der Sprache genannt wird. Organon-Modell „Die Sprache“, sagt Bühler, „ist dem Werkzeug verwandt; auch sie gehört zu den Geräten des Lebens, ist ein Organon [Werkzeug] wie das dingliche Gerät.“ (Bühler, 1934) Nach Bühler sind beim Sprechen immer drei Elemente beteiligt, die über das Sprachzeichen (Z) in Sinnbezug miteinander treten: (mindestens) ein Sender, (mindestens) ein Empfänger und Objekte der gegenständlichen Welt. Diese Gegenstände oder Sachverhalte sind Anlass der Kommunikation zwischen Sender und Empfänger, aber nicht ausschließlich. Die Sprachzeichen, die zwischen Sender und Empfänger gewechselt werden, können sich auch auf diese selbst richten. Wenn sich der Sinnbezug des Sprachzeichens auf den Sender selbst richtet, nennt Bühler diese Funktion des Zeichens Ausdruck; den auf den Empfänger zielenden Sinnbezug bezeichnet er als Appell. Die Darstellung ist der auf Gegenstände und Sachverhalte zielende Sinnbezug des sprachlichen Zeichens. ... (Nach: Wagener, A. & Schurf, B. (2009): Texte, Themen und Strukturen) Organon-Modell ... Die Sprecherabsicht (Intention) entscheidet darüber, welche dieser Funktionen in einer sprachlichen Äußerung jeweils überwiegt. Ein Sender, der beim Adressaten eine bestimmte Handlung auslösen will und der deshalb werbend, überredend, überzeugend oder befehlend spricht, rückt z. B. die Appellfunktion in den Vordergrund. In jeder Mitteilung sind alle drei Funktionen der Sprache enthalten, wobei jedoch eine Funktion mehr oder weniger stark dominieren kann. (Nach: Wagener, A. & Schurf, B. (2009): Texte, Themen und Strukturen) Das Organon-Modell Feuer! Erläutern sie die drei möglichen Intentionen am Beispiel dieses Sprachzeichens Aufgabe • Erfinden sie einfache Aussagen, die im Sinne des Organon-Modells ambivalent sind, d.h. dass sie mit Schwerpunkt auf je einer der drei möglichen Intentionen gesagt werden können (wie „Feuer!“ oder „Es zieht!“). • Stellen sie das ambivalenteste der gefundenen Beispiele vor. Ein Tisch ist ein Tisch (Peter Bichsel) Bichsel_TischistTisch.pdf • Welche Kernaussage steckt in Bichsels Kurzgeschichte? • Welcher Textsorte gehört ihre Antwort auf die obige Frage an? Sprachzeichen Interessanter ist das für abstraktere Begriffe wie: • Gerechtigkeit • Sauberkeit • Glück • Liebe • Freiheit • ... nach Ferdinand de Saussure (1857–1913), Schweizer Linguist Organon-Modell signifié signifiant Auf einer weiteren Ebene zeigt das Organon-Modell, dass das Gesagte – also das sprachliche Zeichen, das Wort oder der Satz, dargestellt im Modell als Dreieck – häufig nicht komplett mit dem Gemeinten – der Vorstellung, der Intention, dargestellt im Modell als gepunkteter Kreis – übereinstimmt. aus Frey, P. (2014), Sprache und Kommunikation; DaG1 Organon für Texte reale Welt Textsorten? Text Autor Leser Auch Texte können in Bühlers Sinn als sprachliches Zeichen verstanden werden Textsortenliste Dokumentieren Abstract Bericht Beschreibung Bildbeschreibung Bildlegende Charakterisierung Definition Inhaltsangabe Interview Klappentext Lexikonartikel Meldung/Nachricht Porträt Protokoll Reportage Rezension Zusammenfassung Schilderung Argumentieren Aphorismus Charakterisierung Erörterung Essay Glosse Kommentar Leserbrief Rezension Stellungnahme Textinterpretation These Appellieren Brief Glosse Klappentext Leserbrief Rede Rezension Werbetext Fingieren Anekdote Aphorismus Fabel Kurzgeschichte Monolog/Dialog Parabel/Gleichnis Schreiben über sich Kolumne Lebenslauf Selbstporträt Tagebuch Organon für Texte reale Welt Text Autor Leser Auch Texte können in Bühlers Sinn als sprachliches Zeichen verstanden werden Was sagt uns dieses Modell über die Interpretation eines Textes? Anekdote: Definition Eine Anekdote ist eine kurze, meist unterhaltsame, witzige Geschichte über erstaunliche Ereignisse, bemerkenswerte Aussprüche oder das komische Verhalten einer meist bekannten Persönlichkeit [...]. Oft endet die Anekdote mit einer überraschenden Pointe, beispielsweise einer schlagfertigen, verblüffenden oder auch bloßstellenden Äußerung oder Handlung. Ziel der Anekdote ist allerdings nicht, sich auf Kosten der dargestellten Person zu unterhalten, sondern sie mit wenigen Sätzen so zu charakterisieren, dass man daraus Schlüsse über sie selbst und am besten auch gleich über allgemein menschliche Verhaltensweisen ziehen kann. www.rossipotti.de/inhalt/literaturlexikon/sachbegriffe/anekdote.html (20.8.2015) Anekdote: Merkmale Eine Anekdote hat eine bemerkenswerte oder charakteristische Begebenheit, meist im Leben einer Person, zur Grundlage. Die drei wichtigsten Merkmale sind: die Pointe, die Reduktion auf das Wesentliche und die scharfe Charakterisierung einer oder auch mehrerer Personen. Wikipedia, Anekdote (abgerufen am 20.8.2015) „Es gibt keine wahren und unwahren, es gibt nur gute und schlechte Anekdoten“ (G. Heindl) Anekdote: Anleitung • Wählen Sie ein markantes Ereignis aus dem Leben einer (ihnen) bekannten Persönlichkeit. • Arbeiten Sie durch Übertreibung der tatsächlichen Begebenheiten den Charakter der Hauptperson heraus. Die Anekdote muss wahr klingen, aber nicht in allen Punkten wahr sein. • Erzählen Sie geradlinig auf die Schlusspointe hin. Erzählen Sie neutral, in chronologischer Reihenfolge. Lassen Sie alles Überflüssige weg. • Führen Sie mit einleitenden Bemerkungen in den Kontext ein. Verengen Sie dann den Fokus immer mehr bis zur Schlusspointe, die gleichsam im Vergrösserungsglas gezeigt wird (z.B. Zitat). • Der Charakter der Hauptperson(en) muss sich in der Handlung zeigen. nach: B. Knaus (2010), Lehrgang: Einfach schreiben Aufgabe Schreiben sie eine Anekdote, bei der es um misslungene Kommunikation, z.B. ein Missverständnis geht. Gehen sie dabei am besten von einem Ereignis aus ihrem Leben aus, das sie dann überspitzt darstellen. Das vier Ohren/Zungen-Modell (Friedemann Schulz von Thun, 1981) Friedemann Schulz von Thun.pdf Weitere Beispiele Eine Klassenkameradin sagt: "Wir haben das aber immer anders gemacht." Verstehen kann man: • "Die Aufgaben wurden bisher anders bewältigt." Sachinformation; • "Ich zweifle, ob dein Vorschlag gut ist." Selbstkundgabe; • "Du weißt immer alles besser." Beziehungshinweis; • "Lass uns bei dem bleiben, was wir schon kennen!" Appellseite; Ein Lehrer fragt: "Wieso hast Du kein Buch dabei?" Verstehen kann man: • "Ich bin sauer, dass du kein Buch dabei hast." • "Ich halte dich für unordentlich." • "Aus welchem Grund hast kein Buch?" • "Du solltest dein Buch mitbringen!" Übung vier Ohren Beispiele Eine Mutter betritt das unordentliche Zimmer ihrer 15jährigen Tochter, schüttelt den Kopf und verlässt kommentarlos das Zimmer. Ein Paar sitzt im Auto. Die Frau fährt 90 km/h und der Mann sagt zu ihr: „Man darf hier 100 fahren.“ Nachdem ein Sohn seine Mutter darum gebeten hat, ihm sein Lieblingsessen zu kochen, fragt er sie beim Essen: „Hast du das Rezept verändert?“ Sachinformation Selbstoffenbarung Beziehung Appell Die Mutter ist genervt oder geschockt von der Unordnung. Sie mag keine Unordnung. Sie ist vielleicht darüber enttäuscht, dass die Tochter sich nicht an Anweisungen hält. Mann hält sich für den besseren Autorfahrer, der seiner Partnerin helfen muss, da diese eine miese Autofahrerin ist. Verwende in Zukunft wieder das alte / neue Rezept. Analyse & Übung • • • • • Ich habe 5x bei Dir angerufen. Der Kaffee ist zu stark. Ich habe Kopfschmerzen. Ich mag dich wirklich Das ist deine Aufgabe • Wieso funktioniert das nicht? 1. Wie lauten die verschiedenen möglichen Aussagen auf der Sach-, Beziehungs-, Appell- und Selbstoffenbarungsebene? 2. Wie könnte man die Nachricht (durch welche verbale oder non-verbalen Zeichen) so anpassen, dass klarer wird, welche Ebene hauptsächlich gemeint ist? Analyse • Loriot: Eheberatung https://www.youtube.com/watch?v=ZhBOJMSQuZU • Wo sehen sie Diskrepanzen zwischen den vier Zungen und den vier Ohren? • Zungen: wie die Nachricht gemeint war • Ohren: wie die Nachricht verstanden wurde Kommunikationstypen Quelle: Friedemann Schulz von Thun. Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Differentielle Psychologie der Kommunikation. Reinbek bei Hamburg, 1989
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