Kommunikation

Das finale Schuljahr
Organisatorisches
• Nächste Abteilungsstunde morgen (12.8.)
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Schulbestätigung
Absenzenwesen
Abteilungstag
Stand Klassenkasse (Luana)
Salomé
Weiteres?
Arbeitsweise
• Sie werden viele Texte schreiben 
• DaG2 („Einfach schreiben“) immer dabei
• Für/gegen Matur am PC entscheiden
• Mit PC: Laptop immer dabei, Texte mit Word, Rechtschreibkorrektur ausschalten, Überarbeitungsfunktion sinnvoll nutzen
• Ohne PC: Schreibheft (alle Texte) immer dabei, Rand lassen!!!,
farbige Stifte zur Korrektur
• Zur Kompensation von Prüfungsabsenzen werden ggf. Texte
aus dem Schreibheft beurteilt
• Allgemein: Aufgabenstellungen und Materialien werden
weniger detailliert
• Ich erwarte eine selbstverantwortliche Arbeitsweise
Schwerpunkte
1. Über Sprache und Kommunikation nachdenken
• Kommunikation
• Medientheorie
• Sprachwissenschaft
2. Sachtexte
• Komplexe Sachtexte lesen & verstehen
• Argumentative & journalistische Texte produzieren
• Texte überarbeiten
3. Maturvorbereitung
• Repetition Basiswissen  Grundlage für MP & SP
• Eigenständige Lektüre & Lerngruppe  MP
• Textsorten, Theorie, Argumentieren (s.o)  SP
Grobplanung
Kommunikation + Probe
Lerngruppe
3 Werke
Zeitungsprojekt + Note
Sprachwissenschaft + Probe
2015
2016
PMP
PSP
• Basiswissen Deutsch (Anfang Mai 2016)
• Werkzeuge/Fachwissen; www.begriffen.ch
• mündliche Matura (Mitte Juni 2016)
• Probelauf Ende Dezember 2015
• schriftliche Matura (Ende Mai 2016)
• Probelauf Ende März
Lerngruppe
komplette
Lektüreliste
Mündliche Matur
Sie bekommen eine von mir aus den Werken ihrer
Lektüreliste ausgewählte Textstelle (s. Thesenpapier)
15 Minuten Vorbereitungszeit (individuell)
15 Minuten Prüfung (individuell)
In der Prüfung referieren sie, ausgehend von der Textstelle,
und zeigen so ihr Verständnis der Ausgangspassage, des
Gesamttextes sowie der Bezüge zu weiteren Werken oder
Hintergründen - insgesamt also, dass sie fundiert mit
literarischen Texten umgehen können.
Bewertet werden Gehalt, Sprache und Präsentation ihres
Vortrags, einschliesslich solch wichtiger Punkte wie
Fachwissen & -begriffe, Prägnanz, Argumentationsstruktur,...
Lektüreliste (in Absprache mit mir!)
• 8-10 Werke/Werkgruppen selbständig vorbereiten
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•
Deutsche Literatur (einzelne Ausnahmen möglich)
Werke aus allen drei Gattungen
Werke aus min. drei Jahrhunderten
Max. die Hälfte schon im Unterricht behandelt
Mögl. ein verbindendes Thema/Stoff/Motiv/Form
Mögl. identische Lektüreliste zu dritt  Lerngruppe
• Probelauf Dezember: 3 Werke
• mind. 2 neu, 2 Gattungen, 2 Jhdt.
Organisation
• Details zu den Maturitätsprüfungen 2016 Deutsch
finden sie auf unserem Wiki
• Informationen bzgl. genauer Zeiten, Gruppeneinteilung, etc.
werde ich rechtzeitig aktualisieren
• Bis nächste Woche:
• Sprechen sie sich ab bzgl. Gruppeneinteilung
• Einigen sie sich mögl. auf einen Schwerpunkt (Thema/Stoff...)
• Notieren sie Ideen für zu lesende Werke (Anregungen s. Wiki)
• Ausblick:
• Bis nach den Herbstferien sollten die ersten drei Werke
gelesen sein, sie werden dann ab und zu im Unterricht
Gelegenheit für die eigenständige Arbeit in der Lerngruppe
bekommen
Schriftliche Matur
• Sie wählen einen von drei Themenbereichen
• Gegeben ist jeweils ein Impuls (z.B. literarischer Text,
Sekundärliteratur, Sachtext; ggf. zwei kurze Texte)
• In einem Themenbereich müssen drei auf den Impuls
bezogene Texte geschrieben werden (4 h)
• Die zu produzierenden Texte unterscheiden sich in
Textsorten und Schreibhaltung (meist 1 argumentativ)
Beispiel:
Themenbereich
Schreibhaltung bzw.
Textsorte
Beispiel/Impuls
Text I
Text II
Text III
1
2
3
Lyrik
Sachtext
Sekundärliteratur
Gedicht
Essay
Literaturtheorie
Rezension
Glosse zum Gedichtthema
Gehalt in Kurzgeschichte
übertragen
Klappentext
Definition
Brief als Entgegnung
Zusammenfassung
Parabel zum Thema
Erörterung (Einordnung in
grösseren Zusammenhang)
Textsortenliste
Dokumentieren
Abstract
Bericht
Beschreibung
Bildbeschreibung
Bildlegende
Charakterisierung
Definition
Inhaltsangabe
Interview
Klappentext
Lexikonartikel
Meldung/Nachricht
Porträt
Protokoll
Reportage
Rezension
Zusammenfassung
Schilderung
Argumentieren
Aphorismus
Charakterisierung
Erörterung
Essay
Glosse
Kommentar
Leserbrief
Rezension
Stellungnahme
Textinterpretation
These
Appellieren
Brief
Glosse
Klappentext
Leserbrief
Rede
Rezension
Werbetext
Fingieren
Anekdote
Aphorismus
Fabel
Kurzgeschichte
Monolog/Dialog
Parabel/Gleichnis
Schreiben über sich
Kolumne
Lebenslauf
Selbstporträt
Tagebuch
Prüfungsanforderungen
• Sich sprachlich korrekt, stilistisch angemessen,
aufgabenbezogen und inhaltlich präzise ausdrücken
können.
• Einen schriftlichen Text sinnvoll aufbauen und gestalten
können.
• Verschiedene sprachliche Mittel bewusst und
wirkungsvoll einsetzen können.
• Eine Aufgabenstellung anhand eigener Zielsetzungen
umsetzen können.
• Eine eigene, gehaltvolle und überzeugende Position
entwickeln und formulieren können.
Schwerpunkte
1. Über Sprache und Kommunikation nachdenken
• Kommunikation
• Medientheorie
• Sprachwissenschaft
Themen aus dem
Lehrplan, ggf. Bezug zu
Impulsen für SP
2. Sachtexte
• Komplexe Sachtexte lesen & verstehen
• Argumentative & journalistische Texte produzieren
Fähigkeiten für SP
• Texte überarbeiten
3. Maturvorbereitung
• Repetition Basiswissen  Grundlage für MP & SP
• Eigenständige Lektüre & Lerngruppe  MP
• Textsorten, Theorie, Argumentieren (s.o)  SP
basis
üben,
üben,
üben...
Kommunikation
... ist, wenn man sich trotzdem
versteht
Definition
Ein Aphorismus ist ein einzelner Gedanke, der aus nur einem
Satz oder wenigen Sätzen selbständig bestehen kann. Oft
formuliert er eine besondere Einsicht rhetorisch kunstreich als
allgemeinen Sinnspruch (Sentenz, Maxime, Aperçu, Bonmot).
Dagegen gelten geflügelte Worte und pointierte Zitate
literaturwissenschaftlich nicht als Aphorismen.
Wikipedia, Aphorismus (6.8.2015)
Der Aphorismus ist eine prägnant knappe, geistreiche oder
spitzfindige Formulierung eines Gedankens, eines Urteils,
einer Lebensweisheit. Nach Inhalt und Stil anspruchsvoller als
das Sprichwort; ausgezeichnet durch effektvolle Anwendung
rhetorischer Stilmittel (Antithese, Parallelismus, Chiasmus,
Paradoxon) und durch auffallende Metaphorik.
http://www.aphorismen.de/lexikon/begriff/1/Aphorismus
Aphorismen (?)
Gedacht heißt nicht immer gesagt,
gesagt heißt nicht immer richtig gehört,
gehört heißt nicht immer richtig verstanden,
verstanden heißt nicht immer einverstanden,
einverstanden heißt nicht immer angewendet,
angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.
Konrad Lorenz (1903-89)
Aufgabe
Erfinden sie einen Aphorismus zu Thema
Kommunikation
Aufgabe
Schreiben sie eine Definition für „Aphorismus“
(keine Hilfsmittel)
Aphorismen zu Kommunikation
• Was haben sie erfunden?
Essay (DaG2, S. 56)
Der (oder das) Essay ist eine Art Gedankenspaziergang. Das
Fragende, Suchende, Subjektive ist sein wesentliches
Merkmal [franz. essay = Versuch]. Es handelt sich um eine
Sonderform der Erörterung. Anders als diese legt der Essay
sein Thema nicht systematisch dar, sondern vermittelt den
Lesenden Denkanstösse. Der Gedankengang darf assoziativ
sein. Im angelsächsischen Raum steht der Begriff essay für alle
kürzeren Arbeiten, die an der Universität geschrieben werden.
Aufgabe
• Schreiben sie ein Essay zu einem für sie
interessanten Aspekt von Kommunikation
• Verwenden sie dabei möglichst einen der
Aphorismen als Ausgangspunkt/These
• >200 Wörter, fertig bis zur morgigen Lektion
Alle Kommunikation ist notwendig banal durch ihre Unmöglichkeit.
© Peter Rudl (*1966), deutscher Aphoristiker
Schon längst hat sich die Kommunikation von den Inhalten emanzipiert.
Unbekannt
Wenn einer nicht mehr mit dir redet, dann will er damit etwas sagen.
© Joachim Panten (1947 - 2007), deutscher Aphoristiker und Publizist
Jede Kommunikation ist eine intellektuelle Herausforderung.
© Manuela Michael (*1966) Personaltrainerin und Autorin
Das Gespräch lebt nicht von der Mitteilung, sondern von der Teilnahme.
© Ernst Reinhardt (*1932), Dr. phil., Schweizer Publizist und Aphoristiker
Exkommunikation im Mittelalter war Sache der Kirche. Heute ist es Sache des
Mobilfunkbetreibers.
© Josef Bordat (*1972), Dipl.-Ing. Dr.phil., Publizist und Autor
Metakommunikation: Wenn Männer erklären, wie sie es eigentlich meinten.
© Marina Zuber (*1978), Dozentin, Wortspielerin
Facebook: Die moderne Form des Poesiealbums, aber ohne Poesie.
© Elmar Schenkel (*1953), Anglist, Autor, Übersetzer, Maler.
Kommunikation – Ursache und Lösung für viele menschliche Probleme.
© Peter Reimer (*1964), Gitarrist
In der Kommunikation kennt nur der Sender einer Nachricht ihre wahre Bedeutung,
jedoch schafft der Empfänger durch seine Reaktion Realität.
© Marco Schoppmann (*1978), Unternehmensberater & Coach
Wie sprechen Menschen mit Menschen? Aneinander vorbei.
Kurt Tucholsky (1890-1935), dt. Schriftsteller
Kommunikation erfordert mehr Vorstellungskraft, als sich viele Leute vorstellen oder
in Wirklichkeit haben.
Cyril Northcote Parkinson (1909-93), brit. Historiker u. Publizist
Schreibkonferenz 1
• Lesen sie min. 2 fremde Essays
• Notieren sie im Text/am Rand/in Kommentaren, was
ihnen auffällt, inkl.
a)
b)
c)
d)
I&O, Sprachrichtigkeit
Stil, Wortwahl, Ausdruck, rhetorische Mittel
Präzision, Prägnanz, Verständlichkeit der Formulierungen
Aufbau, Kohärenz, Logik, Verständlichkeit des
Gedankengangs
e) Übergänge, Kohäsion, Sprachfluss, Lesbarkeit
f) Gehalt, Tiefe, Kreativität, Denkanstösse
• formulieren sie am Schluss eine kurze schriftliche
Rückmeldung (dringendste Verbesserungen)
Schreibkonferenz 2
• Schreiben sie Ihr Essay noch mal neu. Schauen sie
dabei nicht direkt auf die erste Fassung.
• an die guten Formulierungen und Gedankengänge
werden sie sich auch so noch erinnern – andernfalls
waren sie wohl doch nicht so gut
• Beziehen sie bei der Neufassung die
Rückmeldungen mit ein.
Schreibkonferenz 3
• Lesen die dieselben Fremd-Essays noch mal
• Vergeben sie zwischen 0 (= fürchterlich) und 10 (=
perfekt) Punkte für:
a)
b)
c)
d)
I&O, Sprachrichtigkeit
Stil, Wortwahl, Ausdruck, rhetorische Mittel
Präzision, Prägnanz, Verständlichkeit der Formulierungen
Aufbau, Kohärenz, Logik, Verständlichkeit des
Gedankengangs
e) Übergänge, Kohäsion, Sprachfluss, Lesbarkeit
f) Gehalt, Tiefe, Kreativität, Denkanstösse
• Schreiben sie dazu, um wie viele Punkte sich der
jeweilige Aspekt seit der ersten Version verbessert hat.
Vorlesestunde
Aufgabe
Schreiben sie eine Definition für
„Kommunikation“ (keine Hilfsmittel)
ganz so knapp wird das bei diesem
Begriff wohl nicht gehen
Definition
Nach: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 2004
Kommunikationstheorie (lat. communicatio: Mitteilung, Verständigung;
lat. communicare: gemeinsam machen, vereinigen); Alltagssprachlich
versteht man unter Kommunikation den Austausch von Meinungen,
Gedanken, Nachrichten oder Informationen. Dieses Verständnis liegt auch
vielen philosophischen und wissenschaftlichen Metaphern und Modellen
der Kommunikation zugrunde, die unterstellen, dass ein Sprecher
Gedanken oder Nachrichten sprachlich so ausdrückt, dass ein Hörer sie
dem sprachlichen Text gemäss der Intention des Sprechers entnehmen
kann. Dieses Modell hat seine wissenschaftliche Nobilitierung durch die
beiden amerikanischen Mathematiker C.E. Shannon und W. Weaver
(1949) erfahren, die in ihrem informationstechnischen Modell
Kommunikation wie folgt bestimmen:
Definition cont.
Nach: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 2004
... Ein Sender enkodiert eine Botschaft in Signale, die über einen Kanal
möglichst störungsfrei an einen Empfänger weitergeleitet werden, der die
Signale dekodiert. Sprecher und Hörer müssen dabei über einen
gemeinsamen Zeichenvorrat verfügen.
Störung der Kommunikation
Definition cont.
Nach: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 2004
... Beim Versuch, dieses technische Modell auf menschliche
Kommunikation zu übertragen, wurde sehr bald deutlich, dass die
Vorstellung von Verständigung durch Informationsaustausch unrealistisch
ist. Offensichtlich verläuft Kommunikation nicht als linear gerichteter
Prozess, sondern als komplexer Wirkungszusammenhang zwischen
aktiven Kommunikationspartnern in komplexen, sozial schematisierten
Situationen, bei dem konventionalisierte Kommunikationsinstrumente
und Medien eine entscheidende Rolle spielen. […]
Definition nach Watzlawick
Kommunikation ist ”[…] einen Prozess, in dem zwei
oder mehrere Menschen sich gegenseitig
wahrnehmen und Aussagen, Botschaften und
Gefühle austauschen, indem sie sich verbaler und
nonverbaler Mittel bedienen und ggf. Medien
benutzen.”
 HeikoErnst_KommunikationsregelnWatzlawick.pdf
 DominikMuehe-WatzlawickAxiome.pdf
5 Axiome nach Watzlawick
1. Man kann nicht nicht kommunizieren
2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen
Beziehungsaspekt
3. Wir erleben unser Verhalten meist als Reaktion
4. Kommunikation ist immer auch nichtsprachlich
(analog & digital)
5. Kommunikation ist symmetrisch oder
komplementär
Aufgabe (Partnerarbeit)
1. würfeln, um welches Axiom es geht.
2. kurze Szene ausdenken, die das entsprechende
Axiom beispielhaft demonstriert.
3. Szene kurz einüben
4. Szene vorspielen
5. Zuschauer versuchen zu erraten, um welches
Axiom es ging
1. Axiom
"Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation
(nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht
nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren."
2. Axiom
(vgl. 4. Axiom)
• Bei der phatischen Kommunikation (z.B. Flirten, Smalltalk)
geht es fast ausschliesslich um die Beziehungsebene, der
Inhalt ist irrelevant
Eisbergmodell
• Die Beziehungseben
spielt üblicherweise
eine viel grössere Rolle
als die Inhalts- , bzw.
Sachebene, selbst
wenn es eigentlich um
Inhalte gehen sollte.
• Das führt oft zu
Missverständnissen
• Diese können ggf.
durch Metakommunikation
vermieden werden
3. Axiom
„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der
Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“
Jedes Segment kann als Ursache und Wirkung interpretiert werden.
Metakommunikation
Solche Teufelskreise
können laut W. oft nur
nur durch
Metakommunikation
unterbrochen werden
4. Axiom
(vgl. 2. Axiom)
5. Axiom
Analyse (insbes. Axiome 2 & 3)
• Loriot: Das Ei
https://www.youtube.com/watch?t=34&v=bBQTBDQcfik
• In dieser Kommunikation läuft so einiges schief. Welche
der auftretenden Missverständnisse lassen sich (wie) mit
Watzlawicks Axiomen erklären?
• In ihrer persönlichen Erfahrung:
• Wie fühlen Sie sich, wenn ein Thema, was auf die
Inhaltsebene gehört, eigentlich auf der
Beziehungsebene diskutiert wird?
• Schaffen Sie selbst es immer/normalerweise, Inhaltsund Beziehungsebene auseinander zu halten?
Medien und Watzlawicks Axiome
• Sind sie einverstanden mit dieser Zusammenstellung?
„Es zieht!“
1.
Ein Mann sitzt im Sessel und liest eine Zeitung. - Seine Frau sitzt am
Tisch und strickt. Da sagt der Mann zu der Frau: "Es zieht.“
Die Frau steht schweigend auf und macht das Fenster zu.
2.
Ein Mann sitzt im Sessel und liest eine Zeitung - Seine Frau sitzt am
Tisch und strickt. Da sagt der Mann zu der Frau: "Es zieht.“
Die Frau sagt: "Ja. Das Fenster ist offen.“
3.
Ein Mann sitzt im Sessel und liest eine Zeitung - Seine Frau sitzt am
Tisch und strickt. Da sagt der Mann zu der Frau: "Es zieht.“
Die Frau sagt: "Du mit deinem Rheuma, du tust mir richtig leid.“
Der Mann hat drei Mal dasselbe gesagt. - Hat er jedes Mal
dasselbe gesagt?
Das Organon-Modell
Das Organon-Modell von Karl Bühler („Sprachtheorie“, 1934), das auch das
Dreifundamentenschema oder das Funktionsschema der Sprache genannt wird.
Organon-Modell
„Die Sprache“, sagt Bühler, „ist dem Werkzeug verwandt; auch sie gehört zu
den Geräten des Lebens, ist ein Organon [Werkzeug] wie das dingliche Gerät.“
(Bühler, 1934) Nach Bühler sind beim Sprechen immer drei Elemente beteiligt,
die über das Sprachzeichen (Z) in Sinnbezug miteinander treten: (mindestens)
ein Sender, (mindestens) ein Empfänger und Objekte der gegenständlichen
Welt. Diese Gegenstände oder Sachverhalte sind Anlass der Kommunikation
zwischen Sender und Empfänger, aber nicht ausschließlich. Die Sprachzeichen,
die zwischen Sender und Empfänger gewechselt werden, können sich auch auf
diese selbst richten. Wenn sich der Sinnbezug des Sprachzeichens auf den
Sender selbst richtet, nennt Bühler diese Funktion des Zeichens Ausdruck; den
auf den Empfänger zielenden Sinnbezug bezeichnet er als Appell. Die
Darstellung ist der auf Gegenstände und Sachverhalte zielende Sinnbezug des
sprachlichen Zeichens. ...
(Nach: Wagener, A. & Schurf, B. (2009): Texte, Themen und Strukturen)
Organon-Modell
... Die Sprecherabsicht (Intention) entscheidet darüber, welche dieser
Funktionen in einer sprachlichen Äußerung jeweils überwiegt. Ein Sender,
der beim Adressaten eine bestimmte Handlung auslösen will und der
deshalb werbend, überredend, überzeugend oder befehlend spricht, rückt
z. B. die Appellfunktion in den Vordergrund.
In jeder Mitteilung sind alle drei Funktionen der Sprache enthalten, wobei
jedoch eine Funktion mehr oder weniger stark dominieren kann.
(Nach: Wagener, A. & Schurf, B. (2009): Texte, Themen und Strukturen)
Das Organon-Modell
Feuer!
Erläutern sie die drei möglichen Intentionen am Beispiel dieses Sprachzeichens
Aufgabe
• Erfinden sie einfache Aussagen, die im Sinne des
Organon-Modells ambivalent sind, d.h. dass sie mit
Schwerpunkt auf je einer der drei möglichen
Intentionen gesagt werden können (wie „Feuer!“
oder „Es zieht!“).
• Stellen sie das ambivalenteste der gefundenen
Beispiele vor.
Ein Tisch ist ein Tisch (Peter Bichsel)
 Bichsel_TischistTisch.pdf
• Welche Kernaussage steckt in Bichsels
Kurzgeschichte?
• Welcher Textsorte gehört ihre Antwort auf die obige
Frage an?
Sprachzeichen
Interessanter
ist das für
abstraktere
Begriffe wie:
• Gerechtigkeit
• Sauberkeit
• Glück
• Liebe
• Freiheit
• ...
nach Ferdinand de Saussure (1857–1913), Schweizer Linguist
Organon-Modell
signifié
signifiant
Auf einer weiteren Ebene zeigt das Organon-Modell, dass das Gesagte –
also das sprachliche Zeichen, das Wort oder der Satz, dargestellt im
Modell als Dreieck – häufig nicht komplett mit dem Gemeinten – der
Vorstellung, der Intention, dargestellt im Modell als gepunkteter Kreis –
übereinstimmt.
aus Frey, P. (2014), Sprache und Kommunikation; DaG1
Organon für Texte
reale Welt
Textsorten?
Text
Autor
Leser
Auch Texte können in Bühlers Sinn als sprachliches Zeichen verstanden werden
Textsortenliste
Dokumentieren
Abstract
Bericht
Beschreibung
Bildbeschreibung
Bildlegende
Charakterisierung
Definition
Inhaltsangabe
Interview
Klappentext
Lexikonartikel
Meldung/Nachricht
Porträt
Protokoll
Reportage
Rezension
Zusammenfassung
Schilderung
Argumentieren
Aphorismus
Charakterisierung
Erörterung
Essay
Glosse
Kommentar
Leserbrief
Rezension
Stellungnahme
Textinterpretation
These
Appellieren
Brief
Glosse
Klappentext
Leserbrief
Rede
Rezension
Werbetext
Fingieren
Anekdote
Aphorismus
Fabel
Kurzgeschichte
Monolog/Dialog
Parabel/Gleichnis
Schreiben über sich
Kolumne
Lebenslauf
Selbstporträt
Tagebuch
Organon für Texte
reale Welt
Text
Autor
Leser
Auch Texte können in Bühlers Sinn als sprachliches Zeichen verstanden werden
Was sagt uns dieses Modell über die Interpretation eines Textes?
Anekdote: Definition
Eine Anekdote ist eine kurze, meist unterhaltsame, witzige
Geschichte über erstaunliche Ereignisse, bemerkenswerte
Aussprüche oder das komische Verhalten einer meist bekannten
Persönlichkeit [...]. Oft endet die Anekdote mit einer
überraschenden Pointe, beispielsweise einer schlagfertigen,
verblüffenden oder auch bloßstellenden Äußerung oder Handlung.
Ziel der Anekdote ist allerdings nicht, sich auf Kosten der
dargestellten Person zu unterhalten, sondern sie mit wenigen
Sätzen so zu charakterisieren, dass man daraus Schlüsse über sie
selbst und am besten auch gleich über allgemein menschliche
Verhaltensweisen ziehen kann.
www.rossipotti.de/inhalt/literaturlexikon/sachbegriffe/anekdote.html (20.8.2015)
Anekdote: Merkmale
Eine Anekdote hat eine bemerkenswerte oder
charakteristische Begebenheit, meist im Leben einer
Person, zur Grundlage. Die drei wichtigsten
Merkmale sind: die Pointe, die Reduktion auf das
Wesentliche und die scharfe Charakterisierung einer
oder auch mehrerer Personen.
Wikipedia, Anekdote (abgerufen am 20.8.2015)
„Es gibt keine wahren und unwahren, es gibt nur
gute und schlechte Anekdoten“ (G. Heindl)
Anekdote: Anleitung
• Wählen Sie ein markantes Ereignis aus dem Leben einer (ihnen)
bekannten Persönlichkeit.
• Arbeiten Sie durch Übertreibung der tatsächlichen Begebenheiten den
Charakter der Hauptperson heraus. Die Anekdote muss wahr klingen,
aber nicht in allen Punkten wahr sein.
• Erzählen Sie geradlinig auf die Schlusspointe hin. Erzählen Sie neutral, in
chronologischer Reihenfolge. Lassen Sie alles Überflüssige weg.
• Führen Sie mit einleitenden Bemerkungen in den Kontext ein. Verengen
Sie dann den Fokus immer mehr bis zur Schlusspointe, die gleichsam im
Vergrösserungsglas gezeigt wird (z.B. Zitat).
• Der Charakter der Hauptperson(en) muss sich in der Handlung zeigen.
nach: B. Knaus (2010), Lehrgang: Einfach schreiben
Aufgabe
Schreiben sie eine Anekdote, bei der es um
misslungene Kommunikation, z.B. ein
Missverständnis geht. Gehen sie dabei am besten
von einem Ereignis aus ihrem Leben aus, das sie
dann überspitzt darstellen.
Das vier Ohren/Zungen-Modell
(Friedemann Schulz von Thun, 1981)
 Friedemann Schulz von Thun.pdf
Weitere Beispiele
Eine Klassenkameradin sagt: "Wir haben das aber immer anders gemacht."
Verstehen kann man:
• "Die Aufgaben wurden bisher anders bewältigt." Sachinformation;
• "Ich zweifle, ob dein Vorschlag gut ist." Selbstkundgabe;
• "Du weißt immer alles besser." Beziehungshinweis;
• "Lass uns bei dem bleiben, was wir schon kennen!" Appellseite;
Ein Lehrer fragt: "Wieso hast Du kein Buch dabei?"
Verstehen kann man:
• "Ich bin sauer, dass du kein Buch dabei hast."
• "Ich halte dich für unordentlich."
• "Aus welchem Grund hast kein Buch?"
• "Du solltest dein Buch mitbringen!"
Übung vier Ohren
Beispiele
Eine Mutter betritt das
unordentliche Zimmer ihrer 15jährigen Tochter, schüttelt den
Kopf und verlässt
kommentarlos das Zimmer.
Ein Paar sitzt im Auto.
Die Frau fährt 90
km/h und der Mann
sagt zu ihr: „Man darf
hier 100 fahren.“
Nachdem ein Sohn seine Mutter
darum gebeten hat, ihm sein
Lieblingsessen zu kochen, fragt er
sie beim Essen: „Hast du das
Rezept verändert?“
Sachinformation
Selbstoffenbarung
Beziehung
Appell
Die Mutter ist genervt oder
geschockt von der Unordnung. Sie
mag keine Unordnung. Sie ist
vielleicht darüber enttäuscht, dass
die Tochter sich nicht an
Anweisungen hält.
Mann hält sich für den
besseren Autorfahrer, der
seiner Partnerin helfen
muss, da diese eine miese
Autofahrerin ist.
Verwende in Zukunft wieder das alte /
neue Rezept.
Analyse & Übung
•
•
•
•
•
Ich habe 5x bei Dir angerufen.
Der Kaffee ist zu stark.
Ich habe Kopfschmerzen.
Ich mag dich wirklich
Das ist deine Aufgabe
• Wieso funktioniert das nicht?
1.
Wie lauten die verschiedenen möglichen Aussagen auf der
Sach-, Beziehungs-, Appell- und Selbstoffenbarungsebene?
2.
Wie könnte man die Nachricht (durch welche verbale oder
non-verbalen Zeichen) so anpassen, dass klarer wird, welche
Ebene hauptsächlich gemeint ist?
Analyse
• Loriot: Eheberatung
https://www.youtube.com/watch?v=ZhBOJMSQuZU
• Wo sehen sie Diskrepanzen zwischen den vier
Zungen und den vier Ohren?
• Zungen: wie die Nachricht gemeint war
• Ohren: wie die Nachricht verstanden wurde
Kommunikationstypen
Quelle: Friedemann Schulz von Thun. Miteinander reden 2: Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung.
Differentielle Psychologie der Kommunikation. Reinbek bei Hamburg, 1989