16 Ostschweiz Mittwoch, 26. August 2015 FREISPIEL Ein Appenzeller . . . Bild: Donato Caspari Diskutierten über die Rüstungsindustrie: Fabian Ochsner, Peter Regli, Verena Herzog, Peter Forster, Hermann Hess und Urs Engeli (von links). Die Mowag und die Armee Die Schweizer Armee ist auf die hiesige Rüstungsindustrie angewiesen – und damit auf die Kreuzlinger Mowag. Dies war das Fazit eines Podiums. Der heimische Markt sei aber zu klein. CHRISTOF WIDMER EGNACH. Dass sich Russland die Krim militärisch einverleibt und in der Ostukraine einen Krieg angezettelt hat, verfehlt seine Wirkung auf den Rest Europas nicht. Zahlreiche Staaten stocken die Budgets für ihre Streitkräfte wieder auf. Das spürt auch die Schweizer Rüstungsindustrie. Die Kreuzlinger Mowag hat einen Grossauftrag aus Dänemark an Land gezogen. Über 200 Radschützenpanzer vom Typ Piranha 5 kann die Firma ins skandinavische Land verkaufen. Für diesen Grossauftrag habe sich Mowag gegen starke, teils staatlich unterstützte Konkurrenz durchsetzen können, sagt Verkaufsleiter Urs Engeli am Montagabend an einer Podiumsdiskussion zur Rüstungsindustrie. «Wir sind mit diesem Auftrag bis 2022 ausgelastet.» Noch nicht ganz im Trockenen Profitieren kann die Thurgauer Rüstungsfirma auch von der Schweizer Armee. Der Bundesrat will mit dem Rüstungsprogramm 2015+ durch die Mowag 2220 Duro-Fahrzeuge modernisieren lassen. Auftragsvolumen: 550 Millionen Franken. Das Geschäft muss noch vom Parlament bewilligt werden – wie auch in Dänemark der PiranhaVertrag. Für die Werterhaltung der Duros hat Mowag aber einen Trumpf in der Hand: 170 Firmen in 21 Kantonen könnten mit Folgeaufträgen rechnen, sagte Engeli. «Das wäre eine Riesensache.» SVP-Nationalrätin Verena Herzog gab sich auf dem Podium zuversichtlich, dass die eidgenössischen Räte dem Projekt zustimmen. «Es geht auch um Arbeitsplätze.» Allein Mowag beschäftigt in Kreuzlingen 600 Mitarbeiter, darunter 37 Lehrlinge. Weiter arbeitet die Mowag zusammen mit der bundeseigenen Ruag an einem neuen PiranhaMörser-System. Bei der Armee in der Schublade liegt laut Engeli zudem ein Projekt zur Ablösung des Radschützenpanzers 93. «Nicht mit Rot-Grün ins Bett» Am von der SVP und der FDP organisierten Podium nahmen neben Engeli und Herzog auch Peter Regli, ehemaliger Chef des Schweizer Nachrichtendienstes, Fabian Ochsner, Vizedirektor der Rheinmetall Air Defence (ehemals Oerlikon Contraves) sowie FDP-Kantonsrat und Nationalratskandidat Hermann Hess teil. Die Leitung hatte Peter Forster, ehemaliger Chefredaktor der Thurgauer Zeitung und heutiger Chefredaktor der Zeitschrift «Schweizer Soldat». Ob das Nein des Schweizer Volks zum Gripen darauf hindeute, dass Rüstungsgeschäfte künftig einen schwereren Stand hätten, wollte Forster von Regli wissen. «Das Problem ist, dass die Bürgerlichen nicht zusammenstehen», antwortete dieser auch mit Blick auf die im Juni mit Hilfe der SVP im Nationalrat versenkte Weiterentwicklung der Armee. «Man darf nicht mit Rot-Grün ins Bett steigen, wenn es um die Sicherheit geht», sagte Regli. Herzog verteidigte die Haltung der SVP: Ihr Ziel sei ein höheres Budget für die Armee, was in der Vorlage des Bundesrats nicht enthalten sei. Hermann Hess stört sich daran, dass die Weiterentwicklung der Armee mit einem finanziellen Betrag definiert wird, statt über die Aufgabenstellung. Regli pflichtete bei und nahm auch den vorgesehenen Mannschaftsbestand von 100 000 Mann aufs Korn: «Das ist absolut verantwortungslos.» Waffensysteme selber warten So oder so – die Armee ist nach Meinung aller Podiumsteilnehmer angewiesen auf eine leistungsfähige einheimische Rüstungsindustrie. Zwar kann die heimische Industrie nicht alle Waffensysteme selber her- stellen. Aber sie garantiere, dass alle beschafften Systeme im Inland gewartet werden können, sagte Mowag-Vertreter Engeli. Der heimische Markt ist für die Rüstungsindustrie nicht gross genug. Darum ist sie auf Exporte angewiesen. «Für uns ist wichtig, dass wir gleich lange Spiesse haben wie die Konkurrenten», sagte Rheinmetall-Vertreter Ochsner mit Blick auf die Ausfuhrbewilligungen des Bundesrats. Die Begleitung der Waffenexportgesuche durch das Staatssekretariat für Wirtschaft sei gut, sobald sie in den Bundesrat kämen, werde es aber kritisch. Zuvor hatten Hess und Herzog in anderem Zusammenhang eine Mitte-Rechts-Mehrheit im Bundesrat gefordert – konkret: je zwei Sitze für SVP und FDP. Deutsche Mowag-Besitzer Mowag wie auch Rheinmetall Air Defence sind in ausländischem Besitz. Das sei ihnen zum Vorwurf gemacht worden, sagte Forster. «Uns gäbe es nicht mehr ohne Rheinmetall», erwiderte Ochsner. Die deutschen Besitzer seien kein Risiko. Rheinmetall sei eine AG nach Schweizer Recht und beschäftige überwiegend Schweizer. «Mowag ist operativ und finanziell autonom», bestätigte Engeli. Sportrechte-Firma im Zwielicht Über den Sportrechtevermarkter Kentaro AG in Mels ist eine vorläufige Konkursanzeige publiziert worden. Die Firma, die Brasiliens Nationalteam vermarktete, war in die Fifa-Ermittlungen involviert. Die am Dienstag im St. Galler Amtsblatt veröffentlichte Konkursanzeige ist nur vorläufig. Sie ist nicht rechtskräftig, weil sich die Kentaro AG gegen den Konkurs durch mehrere Instanzen wehrt. Das Unternehmen hatte gegen die Konkurseröffnung durch das Kreisgerichts WerdenbergSarganserland vom 2. Juli 2015 eine Beschwerde eingereicht, die am 7. August vom Kantonsgericht abgewiesen wurde. Nächste Instanz ist nun das Bundesgericht. Keine Aktiven feststellbar In der Begründung des Konkursantrags heisst es zur Kentaro AG, in der Schweiz gebe es gegenwärtig keine Ansprechperson, die dem Konkursamt verbindliche Auskünfte erteilen könne. Man habe keine Aktiven der Kentaro AG in der Schweiz feststellen können, steht im Amtsblatt. Laut Handelsregistereintrag wohnt der einzige eingetragene Verwaltungsrat in London. Das aktuelle Verfahren hat bereits eine längere Vorgeschichte: Es ist bereits der zweite Versuch St. Galler Gerichte, über die Kentaro AG den Konkurs zu verfügen. 2014 wehrte sich das Unternehmen dagegen bis vor Bundesgericht − und bekam dort im Oktober 2014 Recht. Die Kon- kurseröffnung aufgehoben. wurde danach Bundesanwaltschaft ermittelte Im Mai 2015 geriet das Unternehmen aus anderen Gründen in die Medien: Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Fifa-Funktionäre hatte sich die Bundesanwaltschaft auch mit der Kentaro AG beschäftigt: Die Firma habe der Bundesanwaltschaft am 27. Mai Informationen übergeben, bestätigte Jürg Blaser, Sprecher der Bundesanwaltschaft, auf Anfrage. Die Kentaro AG war eine Zeitlang gross im Fussballgeschäft: Sie vermarktete diverse Grossklubs, unter anderem aus der Premier League. Einige Jahre lang konnte sich die Firma die Rechte an der brasilianischen Nationalmannschaft sichern. Das Unternehmen organisierte vor der WM 2006 das Trainingslager der Brasilianer in Weggis. 2012 war Kentaro Veranstalter des Testspiels Brasilien − Bosnien-Herzegowina in der St. Galler AFG-Arena. Nicht erreichbar Von der Kentaro AG war am Dienstag niemand zu erreichen: Die Homepage ist nicht mehr in Betrieb, die Mailadresse funktioniert nicht und unter der angegebenen Telefonnummer gibt es keinen Anschluss. (sda) Ein Appenzeller namens Hässig fand Ausserrhoden nicht so lässig, entschied sich für die Migration und wanderte aus dem Kanton hinaus nach Wil im Fürstenland, wo er gleich eine Arbeit fand und wo es ihm recht gut gefiel, jedoch es störte ihn an Wil, dass dort ein Moslemzentrum war mit einem echten Imam gar, der Worte des Propheten lehrte, was Hässig keineswegs begehrte. Kein Schatten aber ohne Licht. Für Hässig fiel hier ins Gewicht sehr positiv der FC Wil. Im Fanblock sah er jedes Spiel und stimmte ein ins Fangeschrei. Als nun ein Mann aus der Türkei in diese Mannschaft investierte und Moslemspieler engagierte, war Hässig solches sehr genehm, doch sah er plötzlich ein Problem. Ein Christ schoss ein Elfmetertor, wenn er den lieben Gott zuvor um Segen auf den Fuss gebeten, weshalb die christlichen Athleten es sich ja niemals nehmen liessen, jeweils vor dem Elfmeterschiessen, der Kraft des Segens wohl bewusst, ein Kreuz zu schlagen auf die Brust. Wie kommt, sprach Hässig leicht verlegen, ein Moslem für sein Tor zum Segen? Auch Türken müssen schliesslich beten, um Bälle zielgerecht zu treten. Es gibt, sprach Hässig freudig schier, für sie ein Moslemzentrum hier, wo sie ein Imam unterweist. So wurde Hässigs enger Geist, auf dass die Türken Tore schossen, aufgeschlossen. Eugen Auer Eine Auswahl der Glossen von Eugen Auer ist in Buchform erschienen. «Ein Appenzeller namens ...», Band 1 bis Band 3 sowie eine CD, sind im Buchhandel oder unter www.appenzellerverlag.ch erhältlich. Migros zeichnet Projekte in St. Gallen und Rorschach aus GOSSAU. Nach der Premiere 2014 hat das Migros-Kulturprozent dieses Jahr zum zweiten Mal den Wettbewerb für Ostschweizer Generationenprojekte durchgeführt. Das Ziel ist, Kontakte zwischen verschiedenen Generationen zu unterstützen und beim Abbau von Vorurteilen zu helfen. Fünf Projekte wurden mit Fördergeldern von insgesamt 20 000 Franken ausgezeichnet, wie die Migros mitteilt. Dazu gehört das Quartiercafé Unter der Linde in St. Gallen. Als 2013 das Hotelrestaurant Sonne in Rotmonten abgerissen wurde, verlor das St. Galler Quartier einen wichtigen Treffpunkt. Eine Gruppe von Frauen entschloss sich, im Wei- terbildungszentrum Holzweid einmal pro Monat ein Quartiercafé anzubieten. Ebenfalls ausgezeichnet wurde ein Quartiertreff, der seit 2012 an der Löwenstrasse in Rorschach besteht. Er steht allen Bewohnern des Quartiers und weiteren Interessierten offen. Die Zusammenarbeit von Senioren, Familien, Jugendlichen und Kindern ist hier gang und gäbe. Die Jury hat zudem die Sackgeldjobs der Jugendinfo Winterthur, die Zukunftswerkstatt und Repair Cafés der Symbiose Gemeinschaft Liechtenstein und das Projekt «Jugendliche helfen Senioren» von Pro Senectute Schaffhausen prämiert. (red.). Pläne für neuen Naturpark Im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich soll ein Naturpark entstehen. Die Initianten versprechen sich vom Projekt einen Schub für Tourismus und Wirtschaft. Die St. Galler Region Goldingertal/Eschenbach, das Tannzapfenland im Thurgau und das Zürcher Berggebiet wollen einen Naturpark bilden. Er soll das sogenannte RNP-Label (Regionaler Naturpark) erhalten. Gestern starteten die Abklärungen zur Machbarkeit eines solchen Vorhabens. Hinter dem Projekt steht der Gemeindeverband Pro Zürcher Berggebiet (PZB). Teile der für den Park vorgesehenen Gebiete – grösstenteils sanfte Hügellandschaften – sind bereits im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung oder gelten als Schutzgebiet. Für die Abklärungen sind anderthalb Jahre veranschlagt, die Kosten betragen 106 000 Franken. 36 000 Franken davon sind Eigenleistungen der PZB. Für den Rest kommen die drei Kantone auf, wie es heisst. (sda)
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