Extraseiten Brillenglas | Ladenbau Heute sehen, was morgen kommt! 1 Es ist erstaunlich, wie fahrlässig in der Augenoptik mit Wissen und daraus resultierenden Chancen umgegangen wird. Da gibt es eine Kundengruppe, die immer stärker wird und einen deutlicheren Einfluss auf alle Märkte gewinnt: Die so genannten ‚jungen Alten’. Zusätzlich sind bei dieser Zielgruppe über 70 Prozent Brillenträger, verfügen über eine sehr starke Kaufkraft und sind somit ein riesengroßes Potenzial als Gleitsichtkunden und für Sehsysteme. U Von Rainer Jarck nd was macht die Branche? Sie denkt darüber nach, Preise zu senken, redet die Filialisten stärker als sie jeweils in den regionalen Märkten sind, unterschätzt diese Kundengruppe maßlos und malt sich eine ganz fürchterliche Zukunft aus. Wer jetzt böse ist, könnte meinen, dass in der Augenoptik vor lauter Schwarzmalerei der Durchblick verloren gegangen ist. Wie sonst lässt es sich erklären, dass die Vermarktung der Innovationen und Technologien der letzten Jahre selten beim Kunden ankommen? Glücklicherweise lassen sich nicht alle davon anstecken. Es gibt Unternehmer, die erkannt haben, dass sie mit diesen Kunden die Zukunft sehr erfolgreich gestalten können. Die einzige Voraussetzung ist, diesen eine Heimat zu geben, in der sie mit Lust und Leidenschaft hochwertige Brillen kaufen können. Diese Käufer wollen einen Platz, an dem sie mit Freude ihr Geld ausgeben können, denn davon ist hier ausreichend vorhanden. Ein auf ‚Gleitsicht’ spezialisiertes Geschäft So entstand in Aurich die erste nachhaltige ‚Gleitsicht-Lounge’ der Augenoptik. Der Platz, an dem Kunden in einer einzigartigen Atmosphäre Brillen kaufen – und bei denen der Preis nur dann eine Rolle spielt, wenn die Kunden sich für ein komplettes Sehsystem (bestehend aus verschiedenen Brillen und Contactlinsen) entscheiden. Entwickelt wurde dieses zielgruppenorientierte Projekt von Udo Garrels (dem Inhaber der ersten Gleitsicht-Lounge) und seinen Partnern des Netzwerkes ‚zukunft denken‘. In diesem Geschäft haben Kunden die Möglichkeit, sich intensiv mit dem perfekten Sehen und den angebotenen Technologien auseinander zu setzen. Sie können sich an einer höchst individuellen Beratung erfreuen, denn hier 46 Focus 09_2010 ist alles auf diese Kundengruppe und deren Wünsche abgestimmt. Es dreht sich immer um die Gleitsichtbrille, das perfekte Sehsystem und die Freude von Menschen, Sicherheit durch perfektes Sehen zu gewinnen. Eine Besonderheit der Gleitsicht-Lounge ist das Lichtkonzept, das nicht nur effizient und energiesparend, sondern auch in der Lage ist, jede Lichtsituation zu demonstrieren, in der sich Kunden mit ihren Brillen immer wieder befinden. So versteht dieser sofort, wo ihm welches Glas nutzt. Eine Präsentation der verschiedenen Fassungsmaterialien und neuen Technologien runden das Bild ab. Dazu kommen Stühle, die über ihre Lebensdauer hinaus als Rohstoff erhalten bleiben und zusätzlich so ergonomisch sind, dass Kunden mit Rückenproblemen (und etwas zuviel Gewicht) nicht wieder aufstehen wollen. Ein Teppich, der ebenfalls im Rohstoff-Kreislauf bleibt und zusätzlich die Raumluft filtert, gehört genauso dazu wie ein edler Fußboden aus Bambus und Rückwände aus Kokos. Auch die Wandfarbe sorgt für ein angenehmes Raumklima und die Außenbeleuchtung verbraucht so gut wie keinen Strom. Dass die Gleitsicht-Lounge in Aurich zusätzlich komplett nachhaltig nach den Prinzipien des cradle to cradle (siehe FOCUS 05_2010) konzipiert wurde, war ein ausdrücklicher Wunsch der innovativen Inhaber-Familie aus Ostfriesland. Denn es reichte den Machern nicht, nur etwas ‚greenwash’ zu betreiben: Damit Nachhaltigkeit glaubwürdig ist, müssen alle Maßnahmen darauf abgestimmt werden. Das ist hier passiert. Nachhaltigkeit ist eine Philosophie, die gelebt und immer wieder geprüft und überarbeitet werden muss. Das Geschäft wurde gleichzeitig für die nächste Generation mit entwickelt und bekam in der Kommunikation deshalb den Claim: „Weil wir heute sehen, was morgen kommt!“ Enge Zusammenarbeit mit Hoya Lens Durch die Zusammenarbeit mit dem Glaslieferanten Hoya Lens (Mönchengladbach) sehen die Kunden erstmals in Deutschland einen 3D Film zum Gleitsichtglas. So erfährt jeder Kunde sofort, was die gewählte Brille leisten kann und welche Vorteile er durch sie hat. Dazu kommen Glaspräsentationen, die Brillengläser erlebbar machen, mehrere Zentriereinheiten und interaktive Displays. Denn auch der Glashersteller war sofort von der Konzeption angetan, als Udo Garrels auf der Opti 2010 die Idee erstemalig präsentierte. Danach folgten Gespräche mit dem Marketing von Hoya, um gemeinsam das passende Konzept zu erarbeiten. Ladenbau | Extraseiten Brillenglas Wir fragten Detlef Göttlich, Vertriebsleiter Hoya Lens Deutschland: Welche Voraussetzungen sollte ein Augenoptiker mitbringen, wenn er einen Gleitsichtstore betreiben will? „Hier sind mehrere Qualifikationen notwendig, sowohl auf der fachlichen Ebene als auch eine auf die Zukunft ausgerichtete Vision für das Geschäft. Fachlich gesehen ist eine langjährige Erfahrung im Gleitsichtbereich absolute Grundvoraussetzung, um das Konzept des Gleitsichtstores auf lange Sicht erfolgreich umzusetzen. Insbesondere im High-End-Bereich, also im absoluten Spitzensegment, sollten Know-how und tiefer gehendes Wissen vorhanden sein und bereits zum Kerngeschäft der Tätigkeit gehören. Darüber hinaus sind eine technische Ausstattung auf höchstem Niveau und die Kenntnis um die korrekte Anwendung unerlässlich. Auch das Wissen um die Chancen, die der Gleitsichtmarkt in den kommenden Jahren bietet, und ein ambitioniertes und aktives Nutzen dieser Chance sind wesentliche Erfolgsfaktoren.“ Mitglieder des Netzwerkes ‚zukunft denken‘ setzten das Konzept dann gemeinsam mit den Inhabern und ihren Mitarbeitern in kurzer Zeit um, entwickelten das Farbkonzept für Kommunikation und Inhalte. Unter der Überschrift „Blick nach vorn!“ startete die Werbung, die im Rahmen eines Mediaplanes vorbereitet war. Zeitungen und Pressearbeit halfen, die Eröffnung zu einem vollen Erfolg zu machen: Die Kunden kamen, staunten – und kauften! Fazit: Bereits nach den ersten Tagen ist absehbar, dass die angesprochene Zielgruppe hochwertiger und mehr Brillen auf einmal kauft. Die Werbung, die auf Argumente um die Brille verzichtet, sorgt zusätzlich für reichlich Neukunden und viel Aufmerksamkeit in der Region. Aktuell werden bereits die nächsten Schritte erarbeitet. Denn nicht nur das Geschäft wurde nachhaltig konzipiert – auch der Erfolg wird es sein! Den Blick nach vorn zu richten heißt schließlich auch, lang■ fristig zu denken. Rainer Jarck ist Unternehmensberater in Bargteheide. Er ist Mitbegründer des Netzwerks ‚zukunft denken’.
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