Presseinformation Erró - Maderthaner

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ERRÓ – Zwischen Comics und Picasso
Franziska Maderthaner – Malerei 1591–2015
Obergeschoß, 12.09. – 22.11.2015
Das Museum Angerlehner startet mit zwei neuen Ausstellungen in die neue Saison.
Das Werk des isländischen Künstlers Erró erscheint wie eine Mischung aus Surrealismus und Pop-Art,
inspiriert durch die Avantgarde in Paris und mehrere Aufenthalte in New York in den 60er-Jahren. Er
entwickelte einen eigenen Stil mit dichten Collagen, die mit ihren vielfältigen Inhalten nicht nur einen
kritischen Blick auf Gesellschaft, Politik und Kultur werfen, sondern auch auf höchst aktuelle Weise
die Beziehung zwischen Individuum und kollektiver Bilderflut beleuchten.
Franziska Maderthaner verbindet in ihren Gemälden unterschiedliche Szenen der aktuellen
Gesellschaft mit Motiven und Maltechniken, die – wie der Titel bereits andeutet – weit in die
Kunstgeschichte zurückgreifen. Bemerkenswert ist dabei die Verbindung von gegenständlicher
Malerei mit radikalen, abstrakten Farbschüttungen.
Eröffnung: FR | 11.09. 18:30
Eintritt: frei (zur Ausstellungseröffnung)
Info: Museum Angerlehner, Ascheter Straße 54, 4600 Thalheim bei Wels, 07242/224422,
[email protected], www.museum-angerlehner.at
Bild 1: Errò, The Violin of Picasso, 2010, Acryl auf Leinwand, 118 x 100 cm, Galerie Hilger (© Bildrecht Wien)
Bild 2: Franziska Maderthaner, The Mad Collector, 2015, Öl und Mischtechnik auf Leinwand, 180 x 220 cm, Sammlung
Angerlehner (© Bildrecht, Wien)
Museum Angerlehner
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ERRÓ – Zwischen Comics und Picasso
Erró (* 19. Juli 1932 in Ólafsvík, Island; eigentlich Guðmundur Guðmundsson) studierte von 1952 bis
1954 studierte an der Kunstakademie in Reykjavík und in Oslo. Anschließend ging er nach Florenz, wo
er sich bis 1958 nicht zuletzt mit der Mosaikkunst auseinandersetzte. 1958 zog er nach Paris um und
nahm dort 1960 mit einigen seiner Werke an der Ausstellung Antiproces teil. Von 1961 bis 1966
beteiligte er sich jedes Jahr an der Pariser Ausstellung Salon de Mai. Daran schlossen sich zahlreiche
Reisen und Ausstellungen in anderen Ländern an, z. B. stellte er 1969 im Kunstverein Karlsruhe aus
(Kunst und Politik). Er drehte außerdem mehrere Filme, darunter Grimaces (1964).
In seinen Gemälden vertritt der Maler einen Stil, der zwischen Surrealismus und Pop Art schwankt.
Die moderne Welt mit ihrer Technik und deren Unmenschlichkeit diente ihm immer wieder als
Thema seiner Werke. Er integriert auch Elemente von Comic und Science-Fiction.
Im Jahr 2010 wurde er mit dem französischen Verdienstorden Légion d’honneur (Chevalier-Grad)
geehrt.
„…Wenn wir heute eine visuelle Kultur der Überwältigung feststellen, eine multimediale Welt der
Überfülle konstatieren, dann müssen wir feststellen: Der Künstler Erró hat dies schon vor
Jahrzehnten vorhergesehen, es als neue bildhafte Realität akzeptiert und sich seither in dieses
Spektrum hineingemalt.
Oft wurde Errós Werk als Entmythologisierung des Inhalts oder als Kritik an den Massenmedien
gedeutet. Während die Kritik an Politik, Gesellschaft und Massenkultur sicherlich eine wichtige Rolle
in Errós Werk spielt, arbeitet er vielmehr fieberhaft, rastlos und mit enormem Output an einer
malerischen Fixierung eines Gesamtbilduniversums des Individuums, welches in seiner verbindenden
Multikulturalität, in seiner massenmedialen Speisung und in seiner Vereinnahmung jeglichen Inhalts
auch ein sehr versöhnliches ist.
Die Collage als Grundprinzip der Bildfindung ist dafür emblematisch. Es sind dabei sehr narrative
Bilder, die über Kunst, Politik, Gesellschaft, Sex und vieles mehr sowie ihre Stilisierung erzählen und
dabei als Kunstwerke zu Emblemen unserer Geschichte und dem Kontext unserer Zeit werden.
Das Auge wird nicht konzentriert und fixiert (wie etwa bei der Pop Art), sondern ist vielmehr in
permanenter Bewegung und Aktion. Es ist gerade die narrative Vitalität der Akteure in seinen
Bildern, die den Künstler interessiert – und die unter anderem wohl auch seine besondere Vorliebe
zu Comic-Figuren ausmacht.
Gerne verwendet er sowohl Bildmotive als auch Akteure in seinen Bildern, die bereits befrachtet mit
Inhalt, Geschichte und Bedeutung sind. Zum Beispiel die Kunstwerke Picassos, genauso wie das
Abbild dieser emblematischen, engagierten und narzisstischen Künstlerfigur des 20. Jahrhunderts .
Zahlreiche Werke und Werkfolgen Errós haben Picasso und Picassos „in sich", sie sind Remixes,
Neuarrangements, Hommagen und Weitererzählungen seiner Werke. Es ist die Faszination für
Picassos Bilder, der dynamisierten, simplen Linie, der revolutionären Motive und ihrer Popularität,
genauso aber auch für die Figur und Persönlichkeit Picassos selbst, die hier zum Ausdruck kommt…“
(Auszüge aus: Max Hollein, Erró – und wie er die Welt sieht, Ausstellungskatalog „ERRÓ – After
Picasso“, Galerie Hilger, April / Mai 2013, Wien 2013)
Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Ernst Hilger, Wien.
Museum Angerlehner
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Franziska Maderthaner – Malerei 1591–2015
Franziska Maderthaner (* 18. Juni 1962 in Wien) verwebt in ihren Gemälden auf unverwechselbare
Weise Gegenständliches und abstrakt Expressionistisches. Aus ihren Farbschüttungen und radikalen
Malgesten entwinden sich Körper, Stillleben und Objekte oder Szenen der Alltagskultur. Abstraktion
und Gegenständlichkeit schließen sich in ihrer Kunst nicht aus, sondern ergänzen und stützen
einander in vielfältigster Weise. Oft und gern verwendet sie dabei Zitate aus der Malereigeschichte.
Das früheste Zitat (siehe Ausstellungstitel) aus dem Jahre 1591 stammt von Cornelis van Haarlem und
findet sich im Werk „Die Achse des Guten“ wieder.
Im Bild „Masterpiece“ sind Fragmente von George de la Tours „Wahrsagerin“ von 1633 in die
Farbschüttung buchstäblich eingeflossen. Man erkennt raffinierte Faltenwürfe, Hände, die etwas
stehlen oder anbieten oder haben wollen, aber keine Gesichter. Eine Metapher auf die Kunstwelt?
Das dazugehörige Publikum, proportional verkleinert am unteren Bildrand, bewundert jedenfalls
dieses „Masterpiece“. Andere ihrer Arbeiten stellen nur vermeintlich Kunsthistorisches dar, sind aber
„Reenactments“, lebende historische Rollenspiele von heute. Auch Caravaggio, Tiepolo oder
niederländische Barockmaler-Zitate werden mit aktuellen Bildwelten durchmischt und wachsen aus
den amorphen Farbwelten.
Somit hebt und befreit Franziska Maderthaner durch ihre malerische Virtuosität Sujets der
Vergangenheit und Gegenwart aus der Zeit.
Wie nebenbei sprengt sie auf ihre unverwechselbare und ironische Art Fragen nach Gültigkeit und
Qualität moderner Malerei und entzieht sich damit selbst einer eindeutiger Zuordnung in
Stilrichtungen und Moden.
Kurator: Mag. Johannes Holzmann
Lange Museumsnacht mit FRANZISKA MADERTHANER.
Am 3. Oktober 2015 von 18.00 bis 22.00 Uhr steht der Abend ganz im Zeichen der österreichischen
Künstlerin.
Bei einem Künstlergespräch um 18:30 Uhr wird Franziska Maderthaner einen ganz persönlichen
Einblick in ihr Schaffen geben.
Im Atelier können alle BesucherInnen die magische Technik des Marmorierens ausprobieren und sich
in besonderer Art und Weise mit dem Werk der Künstlerin auseinandersetzen.
Museum Angerlehner
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Nächste Ausstellungen
Irene Andessner
Salonportraits 1900–2015
Eröffnung Freitag, 16.10.2015, 18:30 Uhr
Ausstellungsdauer: 17.10.2015 –10.01.2016
Salon
2009 erhält Irene Andessner Zugang im stillgelegten
Porträtstudio von Franz Xaver Setzer. Setzer porträtierte
zwischen 1909 und 1939 internationale Bühnenstars,
Komponisten und Schriftsteller sowie österreichische
Unternehmer und Politiker. Der Fotograf sah seine Bildnisse als
Kunstwerke an. Der von ihm geprägte Stil der Halb- und
Dreiviertelporträts in undekoriertem Ambiente, vor neutralem,
nur mit einem Spot strukturiertem Hintergrund, war
künstlerisch auf der Höhe der Zeit. Unter diesem Eindruck
entwickelt Irene Andessner das Konzept, die Meisterporträts
dieser Zeit mit Personen aus der heutigen Kunst- und
Kulturszene fotografisch nachzuvollziehen. Die Protagonisten suchen sich ein Porträt aus, in das sie
sich hineinversetzen – und gleichzeitig „bei sich bleiben“. Bei dieser Wahl kommt es Andessner nicht
auf physiognomische Ähnlichkeit an, vielmehr auf die Wahlverwandtschaft mit einer historischen
Persönlichkeit.
Bild: Irene Andessner, Rollenportrait "Heinz J. Angerlehner / Sigmund Freud", 2013, Duratrans-Leuchtkasten, 1/3,
160 x 124 cm (© Museum Angerlehner)
Bernd Zimmer
Alles fließt
Eröffnung Freitag, 13.11.2015, 18:30 Uhr
Ausstellungsdauer: 14.11.2015 – 14.02.2016
Ausstellungshalle
Das Werk Bernd Zimmers ist geprägt von einer tiefgreifenden
Natur- und Welterfahrung. In umfassenden Werkgruppen
entwickelte er in den letzten Jahren ein breites Spektrum an
Motiven, von den »Cosmos«-Bildern über Wasserfälle,
Uferszenen und dichten Vegetationen hin zu frei schwebenden
Lichtreflexen in der Serie »Schwimmendes Licht". Unter dem
Titel »Alles fließt« präsentiert die Publikation zu den
Ausstellungen des Kunstmuseum Heidenheims und des Museum
Angerlehners in Oberösterreich eine Auswahl dieser
Werkzyklen, die in ihren fließenden Übergängen den inneren
Zusammenhang seiner Malerei als ereignishaften Vollzug von
Naturgeschehen und Wahrnehmung auf der Leinwand zum
Ausdruck bringt.
Bild: Bernd Zimmer, Reflexion, 2009, Acryl auf Leinwand, 320 x 205 cm
(© VG Bild-Kunst)
Museum Angerlehner
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