Peter Breitenlohner - Max-Planck

Peter Breitenlohner (1940-2015)
Im Oktober 2015 ist unser Kollege
Professor Peter Breitenlohner unerwartet verstorben.
Peter war eine Art Wunderkind: Sein Abitur machte er mit 17 und bereits mit 20 wurde ihm
von der Universität Graz die "Dissertationsreife" bescheinigt. Mit 22 promovierte er dann an
der Universität Graz mit einer Dissertation über "höhere Symmetrien der starken
Wechselwirkung" unter Paul Urban.
1972 habilitierte er sich an der Technischen Universität München mit einer Arbeit über die
Bethe-Salpeter-Gleichung; 1982 wurde er zum Außerplanmäßigen Professor ernannt. Seine
Karriere führte ihn von der Universität Graz über die Universität Bern (bei Fritz Houtermans)
zum Max-Planck-Institut für Physik, wo er seit 1967 tätig war. Gastprofessuren an der State
University of New York in Stony Brook sowie am Massachussetts Institut of Technology und
eine Lehrstuhlvertretung (FU Berlin) folgten.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten in den sechziger und frühen siebziger Jahren umfassten,
neben den erwähnten Themen seiner Dissertation und seiner Habilitationsarbeit, der Mitarbeit
an einem Blasenkammer-Experiment am CERN während seiner Zeit in Bern und weiteren
experimentbezogenen Arbeiten später in München, mehrere Arbeiten zur
Quantenelektrodynamik, insbesondere in starken äußeren Feldern.
Besonders fruchtbar war seine Zusammenarbeit mit Dieter Maison etwa ab Mitte der 70er
Jahre. Ein Höhepunkt sind die Beiträge zur von 't Hooft und Veltman propagierten
"dimensionalen Renormierung", die entscheidend zur Akzeptanz der elektroschwachen
Theorie von Weinberg und Salam beitrug. Breitenlohner und Maison gelang es, diese
Methode auf Störungstheorie beliebig hoher Ordnung zu verallgemeinern und nachzuweisen,
dass es tatsächlich um eine konsistente Renormierung (im Hepp'schen Sinn) handelt. Diese
Arbeiten sind Klassiker.
Später wandte sich das Team Breitenlohner/Maison der Allgemeinen Relativitätstheorie
(ART) zu. So wurde gezeigt, dass diese Theorie, falls man sich auf stationäre,
axialsymmetrische Lösungen beschränkt, vollständig integrierbar ist. Weiterhin wurde die
Kopplung der ART an nichtabelsche Eichfelder untersucht; viele Lösungen wurden explizit
mit analytischen und numerischen Methoden konstruiert, unter anderem magnetisch geladene
Schwarze Löcher. Diese mathematisch-physikalischen Arbeiten fanden international große
Beachtung.
Peter schrieb außerdem viele wichtige Arbeiten zur Supergravitation, zum Teil ebenfalls mit
Dieter Maison. Am bekanntesten wurden jedoch die während eines Gastaufenthalts am MIT
1982 mit Daniel Z. Freedman gefundenen Resultate über Stabilität im Anti-De Sitter-Raum,
die heute eine große Rolle in der sogenannten gauge-gravity duality spielen.
Eine Beschreibung seiner Leistungen wäre nicht vollständig, ohne seine Rolle als IT-Experte
zu würdigen. Peter war lange Jahre System-Administrator der Theorie-Gruppe am MPP; als
solcher war er z. B. verantwortlich für die Einrichtung des heute bestehenden LINUXbasierten Systems. Weiterhin war er sehr aktiv in der weltweiten TeX-Gemeinschaft. Für das
MPP schrieb er eine eigene Version von TeX, die lange Jahre in der theoretischen Abteilung
verwendet wurde und manche Vorteile gegenüber dem heute universell verwendeten LaTeX
hatte. Bis zuletzt war er an der Weiterentwicklung von TeX aktiv beteiligt.
Alle, die ihn näher kannten, waren von seinem scharfen Intellekt und seinem äußerst weit
gefächerten Wissen beeindruckt, das von abstrakter Mathematik über Renormierungstheorie,
Phänomenologie bis zu Computersprachen reichte. Dabei war er völlig unprätentiös und
immer bereit, zu helfen wenn man mit konkreten Problemen zu ihm kam. Sein Tod reißt eine
Lücke, die nicht zu schließen ist.