Die lange ersehnte Zinswende ist da!

16. Dezember 2015
Die lange ersehnte Zinswende ist da!
Die US-Notenbank (Fed) macht den lange ersehnten Schritt
und erhöht den Leitzins erstmals seit der Finanzkrise um
0.25%. Weitere Zinserhöhungen sollen im kommenden
Jahr folgen. Fed-Präsidentin Janet Yellen möchte dabei
jedoch gemächlicher vorgehen als in der Vergangenheit.
Im September hat Janet Yellen noch gezögert. Nun aber
scheint die Zeit reif für eine langsame Rückkehr zu einer
„normalen“ Geldpolitik. Zu diesem Entschluss kam der
geldpolitische Ausschuss (FOMC) der US-Notenbank Fed
an seiner zweitägigen Zusammenkunft. Die amerikanische
Notenbank verlässt damit die Nullzinspolitik und erhöht
ihren Leitzins um 0.25%. Das neue Zielband für die „Federal Funds Rate“ liegt neu bei 0.25% bis 0.50%.
Arbeitsmarkt, Inflation und Zeit
Ausschlaggebend für die erste Zinserhöhung seit 2006
waren gemäss Fed-Präsidentin Janet Yellen insbesondere
die folgenden drei Faktoren. Sehr zufrieden ist man vor
allem mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes. Insbesondere
die neugeschaffenen Stellen der letzten Monate seien überzeugend gewesen. Noch nicht ganz nach Wunsch verhält
sich zwar die Entwicklung der Inflationsrate. Vom Ziel der
US-Notenbank, die Inflation nahe bei 2% zu halten, ist man
noch immer weit weg. Vor allem der tiefe Ölpreis und der
starke US-Dollar drücken weiter auf die Preise. Der Offenmarktausschuss zeigt sich dennoch überzeugt, dass diese
Kräfte lediglich temporärer Natur sind und sich die Inflationsrate mittelfristig wieder bei 2% einpendeln wird. Der
dritte genannte Faktor ist die Zeit. Eine Leitzinserhöhung
braucht eine gewisse Vorlaufzeit, bis sie sich effektiv auf
die Wirtschaft auswirkt. Gemäss der US-Notenbank ist
dieser Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung nun gekommen. Dies darf durchaus als Zeichen der Stärke der USKonjunktur interpretiert werden.
Graduell ist das neue Schlüsselwort
Trotz vielen positiven Vorzeichen bleibt die US-Notenbank
vorsichtig. Weitere Zinserhöhungen sollen im kommenden
Jahr zwar folgen, doch werde man sich dafür die nötige
Zeit lassen. In ihrer Erklärung verwendet die amerikanische
Notenbank dafür das neue Schlüsselwort „graduell“. Was
dies in etwa bedeutet, ist auf dem sogenannten „Dot Plot“Diagramm ersichtlich, in dem die FOMC-Mitglieder ihre für
die nächsten drei Jahre geschätzten Leitzinswerte eintragen.
Gegenüber den letzten Prognosen vom September wurde
das prognostizierte Tempo für die Anhebung der Federal
Funds Rate noch einmal verringert. Der Median für den
prognostizierten Leitzins per Ende 2016 bleibt zwar bei
1.375%. Per Ende 2017 erwarten die FOMC-Mitglieder
jedoch nur noch einen Leitzins von 2.375% (gegenüber
2.625% im September). Per Ende 2018 erwartet man neu
noch einen Leitzins von 3.25% (gegenüber 3.375% im
September). Erneut legt Notenbank-Präsidentin Janet Yellen
in ihren Ausführungen Wert darauf, dass dies zwar die
Erwartungen der Notenbankmitglieder seien, der effektive
Weg jedoch anders aussehen könnte. Je nach Datenlage
könnten die zukünftigen Zinsschritte schneller oder langsamer erfolgen.
Erwartungen der FOMC-Mitglieder für den zukünftigen Leitzins
Quelle: Federal Reserve
Die Federal Reserve Bank hat es nicht eilig
Janet Yellen spricht immer wieder von einem graduellen
Zinserhöhungszyklus. Die Inflationsentwicklung erlaubt der
Notenbank eine vorsichtige Herangehensweise. Wir interpretieren graduell als eine Zinserhöhung von 0.25% pro
Quartal, erwarten im kommenden Sommer jedoch eine
vorübergehende Zinspause. Somit erwarten wir den Leitzins
per Ende 2016 in einer Spanne von 1.00% bis 1.25%.
Dieses gemächliche Tempo gibt der US-Wirtschaft – aber
auch den Finanzmärkten – Zeit, um sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen.
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