Magazin - Sparkasse Freising


Inspiration. Lebensart. Ihre Platinum Kreditkarte.
4 | 2015
Himmlische Tänze
Finnlands Mythen und Phänomene
Trüffel im Test
Alles über den Edelpilz
Die Kunst des Handelns
Galerien im Wandel
Memory
Meine erste ...
Band
von Hannes Schmidt
Schluss mit Haydn-Spaß und TrischTratsch-Polka – in meinem Kopf rockte
wieder eine Band! Und im Spiegel erkannte
ich deutlich deren Leadgitarristen ... nämlich mich. Allein die Supergroup Cream
gab es nicht mehr. Wem sollte ich mich also
anschließen?
Mittlerweile hatte ich begonnen zu schreiben und verdiente als Redakteur, was mit
der Musik nicht zu verdienen war. Dabei
sollte ich nur die richtige Frau kennenlernen
müssen, die wiederum einen Gitarristen wie
Roman Bunka kannte, der mit Embryo bekannt und mit der arabischen Laute zum
Weltmusiker geworden ist. Nach einigen gemeinsamen Performance-Auftritten zog ich
dann wie beiläufig ein paar Songs aus dem
Hut und fragte: Wie wär’s mit einer Band?
Und ich seh’ mich noch dasitzen, wie ich bei
unserer ersten Probe auf den Meister warte,
nervös, but ready to go – und wie er dann
fröhlich plaudernd den Raum betritt und
mit einer einzigen eleganten Bewegung
meinen Stecker aus dem Verstärker zieht
und sich selber einstöpselt. Der Rest ist
Bandgeschichte. Unsere Truppe „Blu Shuhuru“ gibt es jetzt seit 15 Jahren, und ich bin
bis heute ihr Sänger. Als Leadgitarrist begleite ich nur die ganz Großen, zuhause am
CD-Player, auf einer schwarzen E-Guitar –
von Gibson? Nein, von Hohner.
Hannes Schmidt betreibt das Redaktionsbüro
„Words in Progress“ in München. Der lang­jäh­rige Textchef von „Elle Decoration“ arbeitet frei
für Magazine wie „Domus“ und lehrt an der
Hochschule München, Fakultät Design. Als
Künstler tritt er mit literarischen Soloprogrammen, dem Art-Performance-Duo „Handsandfingers“ und der Band „Blu Shuhuru“ auf.
Foto: privat
G
erne behaupte ich, es sei von klein
auf mein größter Wunsch gewesen
zu schreiben – am liebsten Gedichte
und irgendwann auch einmal wichtige Romane! Dabei hatte schon mein Kindermund die Beatles auf den Lippen – in
einem nie zuvor gehörten Englisch. Ich war
sieben und wollte einen Pilzkopf. Yeah
yeah yeah! Was ich bekam, war eine Stiftelfrisur. Doch in mir begann von nun an der
„Band“-Wurm zu nagen. Dagegen war kein
Kraut gewachsen. Zum Schein lernte ich
erst mal das, was mich nicht interessierte:
Akkordeon, weil eins daheim rumstand,
und Geige, weil der Musiklehrer erfolgreich seinen Einfluss bei meinen Eltern geltend machte. Ich hörte Klassik, guckte im
Ersten den Blauen Bock und machte Volksmusik. Als mich die Beatles, inzwischen
mit Hippiefrisuren, erneut vom Hocker
rissen, war die Beatlemania aus den
1960ern längst vorbei und meine Helden,
die Fab Four, ließen es mit „Let It Be“ endgültig sein. Noch spielte ich mit meiner
roten Hohner und dem Akkordeonclub
Rosenheim zum jährlichen Herbstkonzert
im Kolpinghaus auf. Bis Gitarrengott Eric
Clapton auf einer „Gibson SG“ mit „Woman Tone“ bei Cream und mir neue Saiten
anstimmte und voll in die Blues-Seele traf.
Inhalt
Finnland 4
13 Golf
2
Magazin
Produkte, die das Leben schöner machen
4
Titel
Himmlische Tänze
Finnlands Mythen und Phänomene
10 Trüffel
9
Bestform
Tipps für Gesundheit und Fitness
10
Genuss
Trüffel im Test
Fotos: Visit Finland (o.l.), White House Photo Office/Pete Souza (o.r.), Shutterstock/Valentyn Volkov (M.),
Getty Images/franckreporter (u.)
Ralf Bos über die entscheidende Frage:
Schwarz oder Weiß?
13
Golf
Schwünge, die
die Welt verändern
18 New York
Golfende Präsidenten im Weißen Haus
14
Stil
Die Kunst des Handelns
Galerien entdecken die Chancen von
Kooperationen
17
Platinum Angebote in dieser Ausgabe:
!
„Himmlischer“ Genuss von Leysieffer ................................. 2
Im Original befindet
sich an.................... 3
Gewinnspiel: Luxus-Wochenende
im Ahrntal
dieser Stelle ein detailliertes
Reise zum Polarlicht mit fintouring ..................................... 8
Vorteilsangebot für Inhaber
Trüffel von BOS FOOD
..........................................................
11
der Platinum
Kreditkarte.
Fotokunst von Lumas ........................................................... 16
Eventkalender
Ausgesuchte Veranstaltungen
18
Kultour
New York
Big Apple im Winter: Christmas-Fieber
und Wintertraum
20
Lebenslinien
Winterreise: Hyatt Times Square New York ........................ 19
Der Hausverwalter
Beiliegendes Gewinnspiel: Lappland-Reise von fintouring
Heiko Schultz – vom Kellner zum
Immobilienbesitzer
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1
Magazin
Der Spaß druckt sich sofort
Einst war Polaroid Sinnbild für Passbild-Ästhetik, Spontan-Aufnah-
der Abstieg des einstigen Pioniers. Mittlerweile setzt auch Polaroid
men und Partyschnappschüsse: „Der Spaß entwickelt sich sofort“
auf Bits und Bytes und produziert digitale Sofortbildkameras. Das
dichteten die Werbetexter noch Mitte der 1990er-Jahre. Mit analogen
Modell „Snap“ passt im Gegensatz zum analogen Vorbild in die
Sofortbildkameras dokumentierten aber auch Polizisten Unfallstellen
Hosentasche, bietet einen Zehn-Megapixel-Sensor, speichert die
und simulierten Profifotografen den „Ernstfall“. Dann begann der
Motive auf microSD-Karten ab und verzichtet auf ein Display. Dafür
Siegeszug der Digitalfotografie und mit Insolvenzen und Skandalen
integriert es einen Zinkdrucker, der ohne Tintenpatronen auskommt,
weil er sich die Farbe vom Fotopapier holt. Auf Wunsch wirft Snap die
Bilder mit dem klassischen weißen Rahmen aus – dann werden die
Motive jedoch entsprechend kleiner. Übrigens ist der analoge Vorgänger nicht unterzukriegen. Die Firma „The Impossible Project“ schätzt,
dass weltweit noch etwa 200 Millionen alte Sofortbildkameras im
Umlauf sind. Deswegen entschied sie sich, die dafür nötigen Filme in
Eigenregie zu produzieren, und kaufte 2008 Polaroids letzte Produktionsstätte in Enschede auf. Mittlerweile ist der Stab auf 140 Mitarbeiter gestiegen und eine zweite Fabrik ebenfalls schon im Betrieb. In der
digitalen Welt scheint es eine romantische Sehnsucht nach farbstichigen Abzügen bei schwierigen Lichtverhältnissen zu geben.
Polaroid Snap, 99,99 Euro, www.polaroid.com
Snap: Kamera mit Drucker.
Leidenschaft für Schokolade
Pralinen, Schokoladen, Kuchen und Fruchtaufstriche,
allesamt aus eigener Produktion, handgefertigt und garander Osnabrücker Traditionsfirma werden erst produziert,
nachdem sie bestellt wurden – auf Konservierungsstoffe,
künstliche oder naturidentische Aromen wird generell
Platinum Angebot:
verzichtet. Leysieffer ist seit mehr als 100 Jahren in
„Himmlischer“ Genuss
Familienbesitz, Jan Leysieffer – gelernter Konditormeister –
führt das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater in
vierter Generation. Bestseller sind die „Himmlischen“, eine
runde, in Zucker gewälzte Praline in Vollmilch oder Halbbitter, die Großvater Karl 1950 kreierte und damit die
Süße Sünden: Präsent­
schachtel mit Leckereien.
Erfolgsgeschichte der Edel-Confiserie nach dem Zweiten
Weltkrieg begründete. Die Qualität sichert traditionelle
spielsweise, die in Kesseln über offenem Feuer köcheln,
Anbieter: Leysieffer GmbH & Co. KG,
Benzstr. 9, 49076 Osnabrück
geschieht tatsächlich immer noch von Hand.
Angebot gültig bis 31. Mai 2016.
Handwerkskunst: Das Rühren der Fruchtaufstriche bei-
Confiserie Leysieffer, www.leysieffer.de
2
4 | 2015
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Im Original
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20 % Nachlass
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Fotos: Polaroid (2o.), Leysieffer (2u.), Alpenpalace (3o.), PowerUp Toys (3u.)
tiert nicht als Lagerware verschickt: Confiserie-Leckereien
Magazin
Platinum Gewinnspiel
Luxus-Wochenende zu gewinnen!
Deluxe Hotel & Spa Resort Alpenpalace im Ahrntal – das private Luxus­Hideaway mit
herzlicher Südtiroler Gastfreundschaft. Umgeben von zahlreichen Dreitausendern
erwartet die Gäste gediegener Luxus gepaart mit zeitloser Eleganz und dazu ein exqui­
siter Service. Das Fünf­Sterne­Haus der Familie Mairhofer bietet auf 3000 qm eines der
Im Original befindet sich an
exklusivsten Spa­Resorts der Alpenregion. In der Küche gelingt es Chefkoch Jens Meier
dieser Stelle ein Gewinnspiel
und seinem Team, eine Kulinarik zu schaffen, die prägnant und charaktervoll die Spe­
für Inhaber der Platinum
zialitäten der Region neu interpretiert. Die unvergleichbar schöne Natur des Ahrntals
Kreditkarte.
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PlatinumStyle und das Deluxe Hotel & Spa Resort Alpenpalace verlosen einen
Gutschein für ein Luxus-Wellness-Wochenende (2 Übernachtungen für 2 Personen)
inkl. Halbpension sowie freie Benutzung aller Spa-Einrichtungen.
So nehmen Sie an der Verlosung teil: Den Coupon ausfüllen und
bis zum 16.12.2015 faxen an 089/21 71­60 25 06 oder per E­Mail an:
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Ja, ich möchte das Luxus-Wochenende gewinnen:
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Unter allen Teilnehmern wird der Gewinner gezogen und
schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen,
eine Barauszahlung nicht möglich. Mitarbeiter von Bayern
Card­Services und PLUSCARD dürfen nicht teilnehmen.
* freiwillige Angabe
Nur Fliegen ist schöner
Das verlernt man nie: Ein DIN-A4-Blatt, die langen Enden so falten, dass sie ein Dreieck bilden;
dessen Schenkel ein weiteres Mal zum Falz knicken, um die Spitze zu verstärken ... Wichtig ist,
dass die Kanten schmal und fest sind, sie durchschneiden die Luft, und erst, wenn die Luftreibung
stärker als die Schubkraft ist, sinkt der Papierflieger zu Boden. Der längste Flug dauerte laut
Guinnessbuch der Rekorde 29,2 Sekunden, der weiteste erreichte 69,14 Meter. Mit Sekundenflügen ist jetzt aber Schluss: PowerUp versieht das Modell mit einem Propeller am Heck sowie
einem Minimotor, dessen Akku über einen USB-Anschluss geladen wird. Damit liegt der Falter
bis zu zehn Minuten in der Luft und soll eine Reichweite von knapp 55 Metern schaffen.
Das Beste: Per Android- oder iOS-App lässt sich das Fluggerät steuern, die Geschwindigkeit kontrollieren und durch Neigen des Smartphones die Richtung bestimmen. Das Produkt besteht aus
Kohlenstoff- und verstärkten Glasfasern – und soll Abstürze unversehrt überstehen.
PowerUp 3.0, 39 Euro, www.poweruptoys.com
So viel Spaß muss sein: Minimotor
und Propeller für den Papierflieger.
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3
Titel
4
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Finnische
Märchenwelten
Wie durch Zauberhand erstarrte Landschaften, Funken sprühende
Feuerfüchse und tanzende Polarlichter in sternenklaren Nächten – Finnland
ist reich an Naturschönheiten, Mythen und Phänomenen.
von Wolfgang Rössig
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5
Warten auf das Nordlicht: Um die Kälte erträglich zu gestalten,
wärmen sich die Gäste am Lagerfeuer (oben links).
Samische Kultur: Die typischen Schuhe bestehen aus Rentierfell und
haben eine nach oben gebogene Spitze. Die vier Schmuckfarben finden
sich auch in der samischen Flagge wieder (oben rechts).
W
enn der Feuerfuchs mit seinem
straße zum Greifen nahe scheinen: Im Mond-
schöner sind als im Norden Finnlands, da-
langen Schwanz Schnee aufwir-
licht glitzert der Schnee, bei minus 30 Grad
von ist Männistö überzeugt. Im weiter nörd-
belt, wenn er über nackte Felsen
knirscht er wie harter Quarzsand unter den
lich liegenden norwegischen Tromsø bei-
streicht und Funken sprüht, dann kündigen
Stiefeln. Doch der „Revontulet“, der Feuer-
spielsweise erscheinen sie zwar öfter, doch
die Nordlichter ihr Erscheinen an.“ Andäch-
fuchs, kommt heute nicht. Die Enttäuschung
ist die Luft am Meer feuchter, der Himmel
tig lauschen die Touristen um Fremdenfüh-
wird bald vergessen sein, denn die Farben
dort also öfter bedeckt. Und dann sieht
rer Jouni Männistö den Worten des Sámi. Am
des anbrechenden Februartages sind nicht
man gar nichts.
Lagerfeuer im Camp nahe des Wintersport-
minder faszinierend. Gerade erst hat das
ortes Muonio erzählt er von den Mythen und
Sonnenlicht die lange Kaamoszeit, in der es
Feuerfuchs im Museum
Sagen des uralten indigenen nordeuropä-
überhaupt nicht hell wird, besiegt. In den
Eine Polarlichtgarantie gibt es nur im Glas-
ischen Jäger- und Fischervolks. Werden sie
ers­ten Tagen nur für wenige Minuten, dann
palast des Arktikums von Rovaniemi. Hier
heute tanzen, die himmlischen Schleier der
für ein paar Stunden taucht es die filigranen
kann man sogar zur Zeit der Mitternachts-
Aurora borealis? Die Schamanen der Sámi
Schneelandschaften in Finnlands hohem
sonne Bekanntschaft mit der Aurora borea-
konnten einst die Götterfackeln herbeirufen
Norden in ein unwirklich zartes, immer in-
lis machen, wenn auch nur in einer – zugege-
und mit ihren Zaubertrommeln eine Pforte
tensiver glühendes Rosa, bevor die stunden-
ben beeindruckenden – Multivisionsshow.
in die andere Welt öffnen. Wer das Nordlicht
lange blaue Dämmerung zurückkehrt.
Im Februar feiert man hier ein Nordlichtfes­
entziffern kann, heißt es im finnischen
Die durchschnittlichen Tiefsttempera-
tival, mit Rentier-Wettrennen und einer von
Natio­nalepos Kalevala, löst das Geheimnis
turen von minus 35 Grad schrecken Lapp-
Joiku-Gesängen der Sámi begleiteten Licht-
vom Ursprung der Welt.
landtouristen längst nicht mehr, Guides
und Feuerschau im Arktikum.
wie Jouni Männistö halten für ihre Touren
Mehr wertvolle Einblicke in die Traditi-
mollig-warme Kluft und wattierte Stiefel
onen dieses ab dem 17. Jh. in den hohen
Knackige Kälte, eine klare nordfinnische Po-
bereit. Nur Polarlichter können sie nicht
Norden verdrängten Volks liefert das Sámi-
larnacht, in der Millionen Sterne der Milch-
herbeizaubern. Aber dass sie nirgendwo
Museum im weit jenseits des Polarkreises
Schnee in zarten rosa Farben
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Fotos: Visit Finland (4/5), Getty Images/B. van Dierendonck /LOOK-foto (6o.l.), Nano Calvo/agefotostock/
Avenue Images (6o.r.), Visit Finland (6u.r.), www.kakslauttanen.fi (7o.), Veli-Pekka Hentilä/Vastavalo.fi (7u.)
Samische Tradition: Noch heute ernährt die Rentierzucht rund 15 Prozent aller
Sámi. Dafür benötigt eine Familie mindestens 400 Tiere (unten rechts).
Titel
gelegenen Kirchdorf Inari. Noch immer le-
tizierten Herden zur Winterscheide zusam-
scheint. Diesmal ist ihnen das Glück nicht
ben hier manche von der Rentierzucht, vom
men. Heute aber spürt man die Tiere nicht
hold: Lediglich ein schwachgrauer Schein
Fischen und Eisangeln auf dem Inarisee.
mehr zu Fuß, sondern mit Schneemobilen,
erhellt den Nachthimmel.
Farben und Muster ihrer kunstvollen Tracht
ja sogar mit Hubschraubern auf. Man bringt
unterscheiden sich von Dorf zu Dorf, und
sie in riesige Pferche, wo sie gezählt, zur
Jäger des Lichts
Eingeweihte erkennen sogar, welcher Sippe
Schlachtung bestimmt und wo ihre Kälber
Die Rettung für enttäuschte Polarlichtfans
der Träger angehört. „Wir haben die Farben
markiert werden. Dieses faszinierende
verkörpern nicht selten „Aurora Hunters“
des Nordlichts in unsere Kleidung gewebt“,
Schauspiel erleben aber nur wenige Tou-
wie Matti. Er war Programmierer bei Nokia,
sagen die Sámi. Früher zogen sie ihren Ren-
risten, denn es fällt in die sonnenlose Kaa-
bevor er dem Lapplandfieber erlag. Mit sei-
tierherden hinterher, schlugen Tag für Tag
moszeit.
ner Abfindung kaufte er sich einen Gelände-
in wenigen Minuten ihre großen Zelte auf.
Am häufigsten tritt Aurora borealis rund
wagen, mit dem er gleichgesinnte Aurora­
In Mußezeiten schnitzten sie kunstvolle
um die Tag- und Nachtgleichen auf, weiß
jäger aus aller Welt durch die Wildnis
Finnmesser, deren Scheide aus Rentierhorn
Fremdenführer Jouni Männistö. Er harrt
kutschiert. Die verlassen sich nicht auf den
mit uralter Ornamentik verziert wurde.
mit kleinen Gruppen meist professioneller
„Nordlichtweckdienst“ der Hotels, sondern
Noch immer treiben die samischen Ren-
Fotografen in einem Zelt mitten in der Wild-
auf Mattis Quellen. Gleich mehrere Dienste,
tierzüchter im Spätherbst ihre halb domes­
nis aus – bis der Feuerfuchs endlich er-
darunter das Finnische Meteorologische In-
Tipps für
Polarlichtfotografen
• Stativ: Möglichst robust (Metall, nicht
Karbon), mit Kugelkopf, aus Stabilitäts­
gründen nicht ganz ausfahren, Mittelachse
beschweren.
• Kamera: Je größer der Sensor, desto
niedrigere ISO-Werte kann man wählen, damit
die Fotos weniger körnig ausfallen. Vollformatsensor ist ideal, gute Systemkameras fallen
kaum ab, Kompaktkameras liefern in der
Regel wenig befriedigende Ergebnisse.
Doppelt schön: Aurora borealis spiegelt
sich in einem stillen See (oben).
Zarte Töne: Nordlicht in
Pastellfarben.
• Objektiv: Lichtstarkes Weitwinkel (ideale
Brennweite zwischen 10 und 24 mm, bezogen
auf Vollformatsensor) und Offenblende von
f/2.8, gerne noch offener. Autofokus
abschalten, manuell auf einen besonders
hellen Stern oder ein markantes Landschafts­
motiv einstellen. UV-Filter entfernen!
• Belichtung: ISO zwischen 100 und 400.
Blende f/2.8 (wenn möglich f/1.8), bei
intensivem Polarlicht oder Mondnacht kann
auch abgeblendet werden. Verschlusszeit
zwischen 4 und 12 Sekunden (bei längeren
Verschlusszeiten können die Bilder unscharf
werden, da sich das Polarlicht bewegt).
Drahtauslöser verwenden oder per App
steuern. Blitz deaktivieren. Möglichst
RAW-Format wählen. Weißabgleich: Tageslicht.
• Sonstiges: Die Kälte verkürzt die Akkuleistung, also Reserveakkus mitnehmen und warm
verstauen. Objektiv mit Kappe schützen, damit
es in der Kälte nicht beschlägt. Schwach
leuchtende Taschenlampe mitnehmen.
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7
Titel
stitut, informieren Matti per SMS über bevor-
zwischen Finnland, Schweden und Nor-
fahne über das schwarze Firmament flat-
stehende Polarlichterscheinungen. Sonnen-
wegen, soll der Himmel sternenklar sein.
tert. Plötzlich scheint der Himmel förmlich
winde sind unterwegs zur Erde, verkündet
Wen interessiert da schon die mehr als
in Spiralen, Bändern und Kaskaden zu ex-
auch das Radio. Rund um den geomagne-
200 Kilometer lange Strecke!
plodieren und zaubert in allen Regenbogen-
tischen Pol im äußersten Norden Grönlands
farben magische Lichtflecken auf die glit-
prallen sie auf das Magnetfeld der Erde, ihre
Lieblingsmotiv heiliger Berg
Teilchen werden zurück in die Magneto-
So jagt Matti auf der E8 hinein in den orange-
gewaltigen Schneelast trotzenden Fichten.
sphäre geschleudert. So entsteht das Nord-
farben glühenden Nachmittag, bis im aller-
Es ist jetzt so hell, dass man mühelos Zei-
licht. Je tiefer der Teilchensturm eindringt,
letzten Licht des Tages der Saanatunturi auf-
tung lesen könnte.
desto intensiver die Aurora.
leuchtet. 1029 Meter hoch ist der heilige Berg
Ein konturenloser Vorhang in Magenta
zernden Schneeflächen und die ihrer
Genau dieses bevorstehende Ereignis
der Sámi bei Kilpisjärvi. Matti ist begeistert.
und Orange wandert langsam über den my-
vermeldet der Nachrichtendienst auf Mat-
Ein schöneres Motiv für Polarlichtfotos kann
thischen Berg, immer wieder durchbro-
tis Mobiltelefon. Schon Minuten später
er sich kaum vorstellen. Der Nachthimmel
chen von grüngelben Feuerfuchsstrahlen:
sammelt er in Muonio, einem Wintersport-
ist tatsächlich sternenklar, die Profis stellen
in dieser Intensität auch im hohen Norden
ort mit nächtens beleuchteten Loipen und
ihre Stative auf und legen den Fernauslöser
ein seltenes Schauspiel. Die Fotografen ver-
Pisten, Jouni Männistö und seine Nord-
nicht mehr zur Seite.
kürzen die Belichtungszeiten. Die Kameras
lichtjäger ein. Die geschlossene Wolken-
In der Ferne heulen Hunde auf, als der
werden ohnehin mehr sehen als das
decke rund um den Nationalpark Pallas-
erste mattgrüne Schein aufflackert, wieder
menschliche Auge. Und spätestens jetzt
Yllästunturi bereitet zwar Sorgen, aber im
verschwindet, immer schwungvoller zu-
äußersten Nordwesten, im Dreiländereck
rückkehrt, bis eine chartreusefarbene Licht-
hat es alle Beteiligten wieder infiziert, das
Polarlichtfieber: Diagnose unheilbar. ■
Platinum Angebot:
Reise zum Polarlicht
Das lappländische Dorf Ylläsjärvi liegt direkt am gleich­
namigen See und bietet ideale Möglichkeiten, das Nordlicht
auf freier Fläche, auf Rentierfellen sitzend, zu beobachten.
Die Reise „Den Nordlichtern ganz dicht auf den Fersen“ des
Finnland-Spezialisten fintouring bietet drei Übernachtungen, eine
Schneeschuhwanderung, eine traditionelle Rentier­ sowie eine
Motorschlittenfahrt zum Polarlicht.
Leistungen: Direktflug ab Hannover oder Stuttgart nach Kittilä,
drei Übernachtungen im Ylläsjärven Tunturihotel mit Halbpension,
direkte Lage am See Ylläsjärvi, ideal für Polarlichtaufnahmen,
englischsprachige Guides.
befindet
sich
Kosten: 1098 Euro Im
p. P.Original
im DZ, 1278
Euro
im an
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dieser Stelle ein detailliertes
PlatinumSpecial: Workshop vor Ort durch einen Profifotografen
Vorteilsangebot für Inhaber
und Kenner der landschaftlichen Schönheiten Finnlands mit
der Platinum Kreditkarte.
Schwerpunkt Polarlicht-Fotografie. Auf Wunsch kostenloses
Upgrade ins höherwertige Lapland Hotel Ylläs Saaga mit Pool
und großem Wellnessbereich.
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Information & Buchung: Telefonisch unter der Rufnummer
051 35/92 90 30 oder per E-Mail unter [email protected] mit dem
Kennwort Platinum Sparkasse oder über Ihren Concierge­Service,
Tel. 0211/50 65 44­51 52.
Veranstalter: fintouring GmbH, Zur Alten Burg 7, 30938 Burgwedel
* Angebot auf Anfrage und nach Verfügbarkeit gültig bis 15. Januar 2016.
Preise für Verlängerungsnächte auf Anfrage.
8
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Fotos: Klaus-Peter Kappest (8); Eva Stadler (9)
Termine: zwischen 15. Januar und 1. Februar 2016.*
Weitere Termine bis 14. März 2016 auf Anfrage.
Bestform
Sport in allen Lagen
„Es ist nie zu spät, mit Sport zu starten“, behauptet Personal
Trainerin Alexandra Endlein, „man muss es einfach nur tun.“
von Claudia Rieß
PlatinumStyle: Mein Nachbar hat seit Jahren
Alexandra Endlein: Stellen Sie sich ganz
Körper Muskeln auf. Dazu brauche ich weder
keinen Sport mehr getrieben, kann er jederzeit
einfache Fragen: Bin ich lieber draußen oder
schwere Gewichte noch eine Mitgliedschaft
wieder einsteigen?
drinnen? Was habe ich früher gern
im Studio. Der eigene Körper reicht völlig
Alexandra Endlein: Auf jeden Fall! Mein
gemacht? Bei welchen Bewegungen fühle
aus. Meine Kunden schmunzeln immer,
ältester Kunde ist 70 Jahre alt und hat erst
ich mich gut? Egal, was gerade modern
wenn ich ein Training mit Kniebeugen,
als 66-Jähriger mit dem Training begonnen.
ist – hören Sie auf Ihren Instinkt. Sie waren
Liegestützen oder Ausfallschritten beginne.
Die Leistungsfähigkeit nimmt mit zuneh-
früher eine Wasserratte? Schwimmen ist
mendem Alter ab, Sport wirkt diesem
mehr als Kachelzählen, es erfordert viel
Prozess entgegen, und zwar in jedem Alter.
Technik, Ehrgeiz und Ausdauer. Bis ins hohe
So kann ein 60-jähriger Mann, der regel-
Alter kann man verschiedene Stile erlernen.
Wie wäre es zum Beispiel mit Kraulen? Das
Wie oft trainieren?
Drei bis vier Mal die Woche wäre perfekt – Faustregel für Einsteiger: lieber
häufiger und kürzer als selten und bis
zur Erschöpfung. Für Kraft und Muskelaufbau bringen schon drei Mal 30 Min.
Training wöchentlich gute Erfolge.
verbraucht enorm viele Kalorien. Ein
Keine Lust auf Joggen?
Langlaufen, Schwimmen und Walking
sind tolle Alternativen, bei denen der
Körper nachhaltig Kalorien verbraucht.
Zum Vergleich: Bei langsamem Tempo
muss man doppelt so lange walken wie
joggen, um genauso viele Kalorien zu
verbrauchen. Walkt man allerdings
zügig, muss der Kalorienverbrauch
demjenigen beim langsamen Joggen in
nichts nachstehen.
mäßig Sport treibt, genauso fit sein wie ein
Doch diese Klassiker sind noch lange kein
untrainierter 33-jähriger. Wichtig ist, dass
alter Hut und bringen mehr Muskeln, als
man sanft beginnt und sich für den Start
man denkt. Wichtig ist nur, dass man diese
nicht zu viel vornimmt.
„einfachen“ Übungen korrekt ausführt – das
kann jeder Personal Trainer zeigen. ■
PlatinumStyle: Gibt es einen idealen
Personal Trainerin Alexandra Endlein.
Alexandra Endlein hat kaum eine Sportart
Anfängersport?
Alexandra Endlein: Nein, denn der Spaß-
Training sollte fünf Komponenten enthalten:
ausgelassen und ihre Begeisterung zum Beruf
faktor ist sehr wichtig. Sport wirkt erst dann
Gleichgewicht, Koordination, Beweglichkeit,
gemacht. Sie arbeitet seit vielen Jahren als
positiv, wenn ich regelmäßig am Ball bleibe.
Kraft und Ausdauer.
zertifizierte Personal Trainerin in München.
Infos und Buchung unter:
Ich muss die Aktivität in meinen Alltag
einbauen und mein Training zur Gewohn-
PlatinumStyle: Nebenbei ein paar
heit werden lassen – wie Zähneputzen. Das
Muskeln aufzubauen wäre schön.
klappt natürlich am besten mit einem Sport,
Klappt das noch im Alter?
der mir auch wirklich Spaß macht!
Alexandra Endlein: Na klar, jeder
Körper reagiert mit Anpassung.
PlatinumStyle: Und wie finde ich ein Training,
Wenn ich also als Anfänger
das zu mir passt?
plötzlich aktiv werde, baut mein
www.personal-training-muenchen.net
Platinum Concierge­Service:
Der Platinum Concierge-Service findet eine
Personal Trainerin oder einen Personal Trainer
in Ihrer Nähe: Tel. 0211/50 65 44­51 52
4 | 2015
9
Leidenschaft für Delikatessen:
Seit 20 Jahren beschäftigt sich
Ralf Bos mit Trüffeln.
Schwarz oder Weiß?
Das ist eine Frage des guten Geschmacks. Trüffelpapst Ralf Bos verrät,
worauf es beim Edelpilz ankommt.
D
as Schöne ist: Verglichen mit ande-
Köstlichkeit möglich ist: Die Gans wird ge-
die Helden der Gegenwart. In Eckart Witzig-
ren Superdelikatessen gibt es beim
stopft, die Auster lebend goutiert, der Kaviar
manns Biografie „Hamlet am Herd“ taucht
Trüffel nur Gewinner. Er bringt allen
fordert den Tod des Störs.
das Wort „Trüffel“ 21 Mal auf, obwohl kein
einziges Rezept in diesem übrigens äußerst
Glück: Der Hund, der ihn findet, wird über-
Alle großen Köche sind von diesem unter-
schwänglich gelobt und belohnt. Der Trüf-
irdischen und in Symbiose mit Baumwur-
felsucher bekommt viel Geld. Die Köche zau-
zeln wachsenden Schlauchpilz fasziniert,
Die Liebe zum Trüffel ist bei vielen großen
bern mit ihm ein fantastisches Essen, und
sowohl die alten Meister der Kochkunst wie
Köchen gleich, die Trüffeln selbst sind es je-
der Gast darf genießen. Eine Wertschöp-
Jean Anthelme Brillat-Savarin (1755–1826)
doch nicht, sie können sehr unterschiedlich
fungskette, die bei kaum einer anderen
und Auguste Escoffier (1846–1935) als auch
sein. Es gibt insgesamt etwa 300 bekannte
10
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lesenswerten Buch zu finden ist.
Fotos: Thomas Ruhl, Port Culinaire (10),
Shutterstock/Valentyn Volkov (11)
von Ralf Bos
Genuss
Platinum Angebot:
Trüffel vom Experten
BOS FOOD ist ein Unternehmen mit 170 Mitarbeitern, das sich
als Delikatessenhändler Nummer eins in Deutschland sowie als
Kompetenzzentrum in Sachen Lebensmittel, Wein und molekulare
Küchentechniken versteht. Inhaber und Trüffelexperte Ralf Bos
gründete den Versandhandel 1990. Fernsehzuschauern ist er als
„Der Delikatessenjäger“ aus der gleichnamigen fünfteiligen ZDF­
Dokumentation bekannt.
PlatinumSpecial: 15 % Preisnachlass auf alle frischen Trüffeln
sowie Trüffelprodukte. Er wird gewährt auf die im Internet sicht­
baren Endverbraucherpreise. Ausgenommen sind preisgebundene
Produkte wie z. B. Bücher.
Im Original befindet sich an
Bestellung: Artikel online auswählen unter www.bosfood.de und
dieser Stelle ein detailliertes
telefonisch bestellen mit dem Kennwort PlatinumStyle unter der
Vorteilsangebot für Inhaber
Rufnummer 021 32/139­209. Ansprechpartner ist Frank Kohmann.
der Platinum Kreditkarte.
Bestellungen per Fax (021 32/139­100) sind ebenfalls möglich.
!
Anbieter: BOS FOOD GmbH, Grünstr. 24c, 40667 Meerbusch
Angebot gültig bis 30. April 2016.
Trüffelsorten, von denen aber nur etwa zehn
den „kulinarisch vertretbaren“ Sorten wie
Familien zerstritten, Dörfer entzweit und
Sorten gehandelt werden. Diese teilen sich
Sommertrüffel oder Asia-Trüffel gekocht.
Kontrahenten beleidigt, ohne zu einem ein-
in „kulinarisch wertvolle“ und in „kulina-
Diese sehen zwar aus wie „gute“ Trüffeln
deutigen Ergebnis zu kommen.
risch vertretbare“ Trüffel auf. „Kulinarisch
und fühlen sich auch so an, haben aber, was
wertvoll“ sind nur zwei Sorten: der weiße
Duft und Geschmack angeht, mit guten Trüf-
Faktor 1: der Duft
Trüffel (Tuber magnatum Pico), der auch
feln nicht viel gemein.
Der Duft frischer weißer Trüffeln ist derma-
„Alba-Trüffel“ oder „Piemont-Trüffel“ ge-
Der Kardinalfehler vieler Köche? Spar-
ßen überwältigend und raumfüllend, dass
nannt wird, und der schwarze Trüffel (Tuber
samkeit! Ein Risotto mit dem weißen Gour-
sich niemand seinem Bann entziehen kann.
melanosporum Vittadini), der als „Win-
metpilz, auf dem die Trüffelscheiben in ho-
Ihn zu beschreiben ist müßig, da immer wie-
ter-Edeltrüffel“ oder „Périgord-Trüffel“ be-
möopathischer Menge angeordnet sind, ist
der nur vage Ähnlichkeiten wie mit Knob-
kannt ist. Diese beiden schaffen es, aus Trüf-
verschenkt. Als Kernsatz gilt: „Die zu trüf-
lauch oder Moschus angeführt werden kön-
felessern Trüffel-Jünger zu machen. Diese
felnde Speise darf unter den Trüffeln nicht
nen.
scheuen sich nicht, eine Strecke von vielen
mehr zu sehen sein.“ Nur wer sich daran
verführerisch und lieblich, ein wenig süß
Hundert Kilometern auf sich zu nehmen,
hält, wird seinem Zauber auf die Spur kom-
und ein bisschen erdig, jedoch Lichtjahre von
um noch einmal den Zauber des einmaligen
men. Hauchdünn sollte er gehobelt werden
der „Präsenz“ des weißen Trüffels entfernt.
Moments – der ersten Begegnung mit dem
und tagfrisch sein, dann bedarf es nur noch
Klarer Sieger: der weiße Trüffel.
Trüffel – zu wiederholen.
eines schmackhaften Öls, einer guten Butter
Der
Duft
schwarzer
Trüffeln
ist
Die meisten Leute, die ich kenne, finden
oder etwas frischer Sahne für die zu trüf-
Faktor 2: der Geschmack
Trüffel nicht wirklich richtig toll. Fragt man
felnde Speise, und der Weg zum unge-
Der Geschmack weißer Trüffel ist in Wirk-
genauer nach, haben sie ihre Erfahrungen
trübten Genuss ist frei.
lichkeit, um es freundlich auszudrücken,
mit Trüffeln auch nicht im Piemont, im Péri-
eher hintergründig. Ja, man schmeckt ihn
gord oder in einem ambitionierten Sterne-
Schwarz oder Weiß?
oder Haubenrestaurant gemacht, sondern
Welcher Trüffel ist eigentlich besser – der
hauch wahr und nicht wie den Sturm, den
vielmehr beim Italiener an der Ecke oder in
schwarze oder der weiße? Das würde ich ger-
sein Duft verspricht. Der schwarze Trüffel
einem weniger ambitionierten, preisgüns-
ne eindeutig beantworten, aber das ist nicht
hingegen bietet ohne die geringste Spur von
tigen Restaurant. Dort wird in der Regel mit
so leicht. Über diese Frage haben sich schon
Bitterkeit oder anderen unangenehmen Nu-
schon, nimmt ihn aber eher wie einen Wind-
4 | 2015 11
Genuss
ancen ein wahres Füllhorn betörender Aromen, die er verschwenderisch verteilt.
Vorteil: schwarzer Trüffel.
Faktor 3: die Saison
Die ersten weißen Trüffeln werden bereits
Ende August gefunden, es dauert jedoch
noch gute sechs bis acht Wochen, bis die Zeit
Ende Dezember und nur, wenn er aus der
Emilia Romagna oder dem Piemont stammt
und zudem erst wenige Tage alt ist, wird man
dem richtigen Zauber begegnen. Anfang Dezember gibt es zwar auch schon die ersten
schwarzen Trüffeln, aber auch diese sind
Edelpilz von allen
Seiten: Steinbutt an
getrüffeltem Fenchel­
gemüse mit tasma­
nischer Pfeffersauce.
Obendrauf liegen
auch noch ein paar
Trüffelspäne.
noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Reife.
Duft und Geschmack verhalten sich jedoch
einem Pastagericht als Hauptgang sollten
Erst von Ende Januar bis Ende März zeigt der
komplett unterschiedlich. Während der
jedoch schon 15 Gramm oder mehr einge­
Schwarze, was er kann. Er ist etwas langle-
Duft, flüchtig wie Parfüm, Hitze „meidet“
plant werden. Bei schwarzen Trüffeln ist es
biger als sein weißer Bruder und hält sein
und bei stärkerer Erwärmung im wahrsten
empfehlenswert, immer mindestens dop-
Aroma bis zu zehn Tage, sollte aber aus den
Sinne des Wortes verduftet, liebt der Ge-
pelt so viel zu rechnen, um ein adäquates
in seinem Fall zu bevorzugenden Gegenden
schmack die Hitze. Erst bei Wärme kann er
Resultat zu erzielen. Besonders bei Gerich-
Périgord und nördliche Provence stammen.
sich entfalten. Wobei weißer Trüffel nicht zu
ten, bei denen der schwarze Trüffel am Ende
Fazit: Hier macht jeder einen Punkt, Remis!
stark erhitzt werden darf. Sein bestes Aroma
der Zu­bereitung nur über das fertige Gericht
entwickelt er bei 50 bis 60 Grad Celsius und
ge­
hobelt wird, sollte der Trüffel aufgrund
Faktor 4: die Küche
das auch nur für kurze Zeit. Für die Zuberei-
des „ungüns­tigen“ Duft-Geschmack-Verhält-
Gut, der Weiße bietet mehr Duft als Ge-
tung bedeutet das: Nach dem Servieren den
nisses sehr üppig verwendet werden.
schmack und der Schwarze mehr Ge-
Trüffel roh über das fertige, heiße Essen ho-
Der Preis weißer Trüffeln ist in der Regel
schmack als Duft. Wer nun schlussfolgert,
beln. Da der Geschmack nicht besonders
dreimal so hoch wie der für schwarze. Da
der dunkle Trüffel würde besser schmecken,
kräftig ist, empfiehlt es sich, auf kompli-
man jedoch kaum mehr als die doppelte
der irrt. „Guter Geschmack“ meldet das Ge-
zierte oder stark gewürzte Speisen zu ver-
Menge der schwarzen Trüffeln braucht, um
hirn bei der richtigen Kombination aus Duft
zichten und sich an die Basics wie Spiegelei
ein gleichwertiges Ergebnis zu erzielen,
und Gusto. Das beweist ein Test mit bitterer
mit Spinat, Pasta mit Sahnesauce, Risotto
steht mathematisch der schwarze Trüffel et-
Medizin, die ihren Schrecken verliert, sobald
oder Polenta zu halten.
was besser da. Der weiße Trüffel bleibt eines
man sich beim Trinken die Nase zuhält.
Der schwarze Trüffel hingegen liebt es, in
der Sauce mitgeköchelt oder unter der Haut
von Geflügel mitgebacken zu werden. Erst
der teuersten Lebensmittel der Welt.
Aus diesem Grund: Punkt für beide.
mit der Zeit verschenkt er sein Aroma, und
Resümee
alle Speisen, die mit ihm gegart werden, ver-
Ein klares Unentschieden! Und dennoch
wandeln sich in Delikatessen. Auch beim
gibt es einen Sieger: den Gourmet. Hält er
schwarzen Trüffel sollte man beim Würzen
sich an alle naturgegebenen Vorausset-
zurückhaltend sein – jedoch nicht zu spar-
zungen und fällt nicht auf billigen Krempel
sam, da er ein sehr guter „Teamspieler“ ist.
herein, hat er durch den Trüffel die Mög-
Auch hier: beides superlecker, jeder einen Punkt.
lichkeit, die ultimative kulinarische Erfahrung zu machen. ■
Faktor 5: der Preis
Feines Näschen: Lagotto Romagnolo heißt die
italienische Hunderasse, die fürs Trüffelsuchen
eingesetzt wird.
12
4 | 2015
Natürlich fährt einem der Schreck in die
Ralf Bos arbeitete als Koch, Sommelier
Glieder, wenn man für ein Kilo Pilze 5000
und Restaurantleiter, bevor er 1990 den
Euro zahlen soll. Wie groß ist denn eine Por-
Delika­tessenversand BOS FOOD gründete.
tion Trüffel? Natürlich ganz unterschiedlich.
Er ist Autor der Bücher „Trüffel und andere
In einer Vorspeise mit weißen Trüffeln rei-
Edelpilze“ und „Mein kulinarisches ABC“
chen oft schon vier bis fünf Gramm, bei
(Fackelträger Verlag).
Fotos: BOS FOOD (12o.), Shutterstock/Jne Valokuvaus (12u.), Underwood Archives/Getty Images (13a),
Corbis (13b), Reuters (13c), White House Photo Office/Pete Souza (13d)
für sie gekommen ist. Nur Mitte Oktober bis
Golf
Schwünge, die
die Welt verändern
Fußballer tun es, Schauspieler und Manager ebenso. Aber keine
Gruppe golft so intensiv wie die Herren des Weißen Hauses.
von Stefan Maiwald
Leidenschaft Golf:
Eisenhower, Kennedy,
Clinton (von links).
Immer am Ball: Präsident
Obama und Vize Biden auf
dem Putting Green des
Weißen Hauses (rechts).
S
eit Theodore Roosevelt, der von 1901 bis 1909 regierte, haben
mehr als 1000 Runden drehte – fast jeden dritten Tag also. Das Bild
alle amerikanischen Präsidenten Driver und Eisen geschwun-
des jungen, dynamischen Seglers Kennedy half beim knappen Wahl-
gen. „Diese Männer trafen ganz cool Entscheidungen über
sieg über Richard Nixon möglicherweise entscheidend. Wäre unter
Krieg und Frieden“, schreibt der Autor Robert Greenway, der alle le-
Nixon die Kubakrise eskaliert? Das kann man aus seiner Haltung
benden Ex-Präsidenten interviewte, „aber wenn sie von ihren Golf-
zum Vietnam-Konflikt schließen, die schon früh die Bombardierung
erlebnissen erzählen, werden sie aufgeregt wie kleine Kinder.“ Bill
des kommunistischen Nordens forderte.
Clinton sagte, er hätte im Amt sein Handicap verbessert und erklärte
Auch die Bush-Familie gehört zu den begeisterten Golfern. George
es damit, dass er mit großartigen Golfern wie Jack Nicklaus zusam-
W., Präsident von 2000 bis 2009, hat ein respektables Handicap von
men spielen durfte. Sein exaktes Handicap ist unklar, denn es ist, wie
15. Nachfolger Barack Obama spielt den Course links herum – ein
ein anderer Journalist lästert, „von einer Wolke aus Mulligans ver-
Novum in der präsidialen Golfgeschichte. Einst hatte er auch ein an-
dunkelt“. Berüchtigt für ihr maues Spiel waren dagegen Dwight D. Ei-
deres Handicap zu überwinden: Sein Schwager berichtete, wie er
senhower und Gerald Ford. Zu Fords Golfbemühungen sagte der Ko-
1997 mit dem aufstrebenden Politiker Golf spielte. „Wir mussten auf
miker Bob Hope: „Man muss seinen Score gar nicht im Kopf haben. Es
einen öffentlichen Platz gehen, da Privatclubs nicht sehr begeistert
reicht, die Verwundeten links und rechts der Fairways zu zählen.“
gewesen wären, wenn ein schwarzer Mann auf ihrem Platz gespielt
Kennedy: Golfer undercover
John F. Kennedy war vermutlich der talentierteste Golfer aller US-
hätte.“ Diese Zeiten dürften sich endgültig geändert haben. Übrigens: Im Garten des Weißen Hauses ist ein Putting Green angelegt.
Wie oft Barack Obama darauf übt? Sorry, Staatsgeheimnis. ■
Präsidenten mit einem Handicap von 7. Ironischerweise tat er alles,
um seine Leidenschaft zu verstecken. Kein Wunder, hatte er im Wahlkampf doch den Republikaner Eisenhower als drögen alten Kerl verunglimpfen lassen, der lieber golfte, als sich um die Belange seines
Landes zu kümmern. Kennedy zeigte sich lieber auf seiner schnittigen Segelyacht. Und tatsächlich belegen neuere Nachforschungen,
dass Eisenhower, der von 1953 bis 1961 Präsident war, in dieser Zeit
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4 | 2015 13
Kooperiert mit Kollegen in New York und London:
Gerd Harry Lybke (oben).
Seit Frühjahr gemeinsam: die Berliner Galeristen
Jörg Johnen und Esther Schipper (Mitte).
Bunte Zeiten: Hans Mayer mit Keith Haring und dem
BMW Art Car Z1 Ende der 1980er-Jahre (unten).
Der Mauerfall: Bilder
bleiben ungerahmt.
Triumphal: Superstars
in wilden Jahren.
14
4 | 2015
Stil
Die Kunst
des Handelns
Galerien denken um: Früher bestimmten dynamische Einzelkämpfer deren
Geschicke – heute entdecken Kunsthändler die Chancen der Kooperation.
Von Dr. Martin Tschechne
D
ie beste Voraussetzung ist rückhaltloser Idealismus. Ein Ga-
drohte, zauberte er kurz nach der Jahrtausendwende die „Neue
lerist mit Aussicht auf eine leuchtende Zukunft ist einer, der
Leipziger Schule“ hervor und bewies mit Künstlern wie Neo Rauch,
erstens von einem unstillbaren Appetit auf Bilder und Ideen
Tim Eitel oder David Schnell, dass sich mit dem klassischen Medium
getrieben wird, der zweitens ein geniales Gespür für den Kairos hat,
der Malerei, tiefgründig und anspruchsvoll, immer noch sehr viel
den göttlich günstigen Augenblick. Und der drittens ein Telefon zu
Geld verdienen lässt. Lybke ist unbestritten ein Weltstar seiner
bedienen weiß. So schaffte es der Leipziger Gerd Harry Lybke zu-
Zunft. Und Galerist eben doch ein Traumberuf.
Fotos: Dominik Butzmann/laif (14o.), Regina Schmeken (14M.), courtesy Galerie Hans Mayer (14u.)
nächst auf den Kunstmarkt nach Köln und Basel und bald nach Venedig, London, Shanghai, Tokio und Miami Beach. Heute spielt er
Quertreiber, Anstifter und Eulenspiegel
mit seinen Künstlern in der ersten Liga eines globalen Wirtschafts-
Der Kairos des Leipzigers freilich waren die tristen letzten Jahre der
raumes, markiert den Dreh- und Angelpunkt des Galerienviertels
DDR, war die Erkenntnis, dass sich mit diesem System kein Blumen-
von Berlin-Mitte und reiht als Entdecker neuer und starker Strö-
topf mehr gewinnen ließ. Also tanzte Lybke, feierte, spottete und pro-
mungen in der jungen Kunst Erfolg an Erfolg.
vozierte – und sorgte mit seinen schrillen Partys und Vernissagen da-
„Gründen Sie keine Kunstgalerie!“
für, dass er in München, Düsseldorf und Zürich als Geheimtipp
weitergereicht wurde: Also, wenn Sie mal nach Leipzig kommen …
Ist eine solche Karriere heute überhaupt noch denkbar? „Gründen
Und dann die Öffnung der Mauer, der große Auftritt im Westen,
Sie lieber keine Kunstgalerie“, mahnt der Galeriegründer und pro-
ein Quertreiber, Anstifter und Eulenspiegel, der alle Gepflogen-
movierte Ökonom Magnus Resch in seinem Buch „Management von
heiten der Branche auf den Kopf stellte. Die Bilder blieben unge­
Kunstgalerien“ (Verlag Hatje Cantz, 2015) und fasst illusionslos zu-
rahmt, weil die Zeit drängte und Glas knapp war im noch real existie-
sammen: „Galeristen müssen Manager sein, keine Künstler.“ Allzu
renden Sozialismus. Wer eines der Blätter erstanden hatte, musste
viele Freunde in der Szene hat er sich damit nicht gemacht. Kunst ist
es im Gewühl der Kunstmesse vor sich hertragen wie eine flatternde
nun mal Kunst, und Geschäfte sind Geschäfte und deshalb etwas
Standarte, alle konnten es sehen, und jeder wollte auch so eine Tro-
grundsätzlich anderes.
phäe dieses Aufbruchs besitzen. Und dann die Heimreise mit einem
Aber ist einer wie Gerd Harry „Judy“ Lybke nicht der lebende Be-
Koffer voll Bargeld, weil für die jungen Wilden im Osten Valuta eben
weis für die These des Kunstmarkt-Analytikers? Der gewiefte Strate-
viel erotischer knisterte als der Scheck irgendeiner Bank – ach, das
ge jettet zwischen den internationalen Messen hin und her, platziert
waren schon herrliche, abenteuerliche Zeiten!
seine Künstler in den maßgeblichen Museen und Privatsamm-
Heute ist das Galeristengeschäft mühseliger, vor allem für junge
lungen von New York über Paris bis Dubai. Als der Markt in kalku-
Leute, die neu auf den Markt drängen und sich mit ihren Ideen eta-
lierter Konzeptkunst und gepflegtem Selbstzweifel zu erstarren
blieren möchten. Der Kuchen ist verteilt, die Konkurrenz kaum noch
4 | 2015 15
Stil
zu überblicken, und im extrem volatilen Geschäft mit den Blue
Die Pioniertage der heroischen Einzelkämpfer sind vorbei. Vorbei die
Chips einer international vernetzten Szene bieten allein große Na-
Zeiten, als sich der Kölner Galerist Rudolf Zwirner mit ein paar Freun-
men so etwas wie Halt und Orientierung. Kunstkritik und Kunstwis-
den zusammentat, um 1967 das Prinzip einer Messe für zeitgenös-
senschaft können kaum noch helfen
sische Kunst – der heutigen Art Cologne
beim Sortieren und Eingruppieren, da
– überhaupt erst zu erfinden. Oder als
Trends einander im Wochenrhythmus
jemand wie Hans Mayer zu den Vernis-
ablösen und die Shooting Stars des
sagen in seiner Düsseldorfer Galerie
letzten Monats in den Auktionshäu-
Keith Haring begrüßte und Bands wie
sern abstürzen wie … – nun ja, eben
Kraftwerk aufspielen ließ und 1979 die
wie verglühte Sternschnuppen. Trotz
Begegnung der Titanen Joseph Beuys
alledem: Rund 50 000 Euro an Stand-
und Andy Warhol inszenierte wie das
miete,
Transport-,
Übernachtungs-,
Versicherungs- und Personalkosten
für die Teilnahme an einer der über
Top oder Flop entscheidenden Kunst-
Teilt euch die Räume.
Geht an den Stadtrand!
messen wollen erwirtschaftet werden.
Gipfeltreffen zweier intergalaktischer
Supermächte. Heuer feiert Mayer sein
50. Jahr als Galerist und dankt seinem
Schicksal für den Reichtum der wilden
Jahre. Triumphale Zeiten!
Und wer beim Finanzamt nicht in der Kategorie „Liebhaberei“ en-
Und heute? Magnus Resch empfiehlt den Nachrückern auf dem
den möchte, der besucht drei, vier oder fünf solcher Messen pro Jahr.
Kunstmarkt: Teilt euch die Räume. Mietet Ausstellungsfläche nur
kurzfristig nach Bedarf. Haltet die Kosten niedrig. Geht lieber an
den Stadtrand und versucht dort, mit Witz und Originalität auszugleichen, was an Exklusivität und Eleganz in den Top-Lagen der
City nicht mehr zu bezahlen ist. Was ist passiert?
Abbild einer neuen Wirklichkeit
Das Gewerbe erlebt einen fundamentalen Wandel: weg vom Einzelkämpfer, vom Trüffelschwein mit der hochsensiblen Nase, hin
zu Vernetzung und Kooperation, zu geteiltem Risiko und geteilter
Information. Schon vor fast zwanzig Jahren haben es die KölneDieter Blum: „Vladimir
Malakhov und Nadja Saida­
kova, Staatsballett Berlin“
Stefanie Schneider:
„Radha Leopard
Dress II“
Platinum Angebot:
Fotokunst in limitierter Auflage
Die Galerie Lumas bietet seit 2004 Fotokunst von etablierten
Künstlern und vielversprechenden Nachwuchskünstlern in
limitierten Auflagen zu erschwinglichen Preisen an. Unter den
rund 200 Künstlern befinden sich Damien Hirst, Bettina Rheims,
Werner Pawlok und Stefanie Schneider. Inzwischen verkauft
Lumas auch Grafiken, darunter Arbeiten von A. R. Penck oder
Sigmar Polke. Viele Werke sind handsigniert und werden mit
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des Kennwortes PlatinumStyle.
!
16
rinnen Monika Sprüth und Philomene Magers vorgemacht und
ihre Galerien fusioniert; heute arbeiten sie in Berlin, London und
Los Angeles und gehören zu den großen Namen auf dem Kunstmarkt. Winter & Rother in Wiesbaden haben ihre Geschäfte vor
zwei Jahren zusammengeführt. „Dass es so harmonisch wird“, resümieren Elvira Mann-Winter und Christine Rother, „hat uns dann
doch überrascht.“ Seit dem Frühjahr treten mit Esther Schipper
und Jörg Johnen in Berlin auch zwei seit Jahrzehnten weltweit
tonangebende Galerien für junge Kunst als Joint Venture auf.
„Eine unausweichliche Notwendigkeit“, kommentiert die Geschäftsführerin, „insbesondere im Hinblick auf die international
immer höheren Ansprüche an die Künstler.“
Mit dem Argument der geteilten Kosten für Miete und den Druck
der Einladungskarten allein lässt sich ein solcher Schritt nicht erklären. Viel mehr noch ist das neue Geschäftsmodell Abbild einer
Wirklichkeit, die sich zunehmend in Netzwerken strukturiert, und
einer Kunst, die eng mit dieser Wirklichkeit verwoben ist, sie stimuliert und befördert hat. Also schließen sich auch die Galeristen
in Köln oder München oder Berlin zusammen, kämpfen gemeinsam um die Aufmerksamkeit des Publikums, teilen Logik und
Anbieter: Avenso GmbH, Ernst­Reuter­Platz 2, 10587 Berlin
Logistik und schaffen damit sich und ihren Künstlern den Frei-
Angebot gültig bis 30. Mai 2016.
raum für neue Ideen. Vorstöße in eine neue Ökonomie. Vielleicht
sogar in eine neue Kunst. ■
4 | 2015
Eventkalender
Januar bis April 2016
29. Januar–7. Februar
11.–21. Februar
11.–20. März
Tegernseer Tal Montgolfiade
66. Berlinale
TEFAF Maastricht
Treffen von Ballonfahrern mit ihren Aufsehen
Das internationale Festival ist Treff von Schau­
Ob Gemälde, Zeichnungen oder Juwelen:
erregenden Heißluftballons, die auch Gäste
spielern, Kinobegeisterten und Machern der
Internationale Experten prüfen jedes Kunst­
an Bord nehmen. Wer lieber am Boden bleibt,
Filmindustrie. Es gibt Hunderte von Filmen zu
objekt. Und Händler unterliegen einem strik­
besucht den Markt an der Seepromenade.
sehen und wichtige Preise zu gewinnen. Star
ten Auswahlverfahren, ehe die internationale
Und schaut hinauf zum Abendhimmel, wo
der glanzvollen Abschlussgala ist das Wappen­
Kunst­ und Antiquitätenmesse eröffnet. Be­
die rötlich leuchtenden Luftschiffe beim
tier der Hauptstadt: Eine internationale Jury
sonders renommiert: das Angebot an hollän­
traditionellen Ballonglühen zu musikalischer
entscheidet, wer mit einem Goldenen oder
dischen und flämischen Alten Meistern.
Untermalung schweben.
Silbernen Bären im Gepäck nach Hause reist.
Maastricht, MECC, Forum 100;
Bad Wiessee, Seepromenade;
Berlin, u. a. Theater am Potsdamer Platz;
www.tefaf.com
www.montgolfiade.de
www.berlinale.de
7. & 14. & 21. Februar
2.–6. März
White Turf Pferderennen
in St. Moritz
Reykjavik Food & Fun Festival
Spitzenköche aus Europa und den USA zau­
100 Millionen verkaufte Platten und 5000 Kon­
Hier liegt nicht nur der Champagner auf
bern in feinen Restaurants der isländischen
zerte später haben sie am Fünfzigsten immer
Eis: Seit 1906 laufen auf dem gefrorenen
Hauptstadt aus frischen Zutaten des Landes
noch Lust auf Rock‘n‘Roll. Und sind mit Klassi­
St. Moritzersee Vollblutrennpferde mit
Köstliches. Mit „Food & Fun Chef Of The Year“­
kern wie „Wind of Change“ in neun deutschen
Skifahrern im Schlepptau regelmäßig um
Wettbewerb am letzten Festivaltag.
Großstädten auf Geburtstagstour.
die Wette. Skikjöring ist neben den anderen
Island, Reykjavik; www.foodandfun.is
www.the­scorpions.com
5. März
29. April–4. Juni
Jockeys aus aller Welt treffen.
Ironman New Zealand
Schwetzinger Festspiele
St. Moritz, St. Moritzersee; www.whiteturf.ch
Ausdauermehrkampf am anderen Ende der
Opern, Kammer­ und Orchesterkonzerte,
Welt. Triathlon­Kilometer haben es in sich: 3,8
Klavier­ und Liederabende, Weltstars,
schwimmen, 180 mit dem Rad fahren und 42
Klassisches, Modernes, Uraufführungen
laufen. Wer es unter die ersten vierzig schafft,
und mehr im stilvollen Ambiente des Schwet­
Pferderennen auf Eis jene Disziplin, bei der
sich High Society, Rennstallbesitzer und
10. & 24. Februar
Cirque du Soleil in
Deutschland
14.–27. März
The Scorpions in Deutschland
Es begann 1965 im norddeutschen Sarstedt.
dem ist ein Startplatz beim Ironman Hawaii,
zinger Schlosses mit den prächtigen Gärten.
Der Zirkus aus Montreal kombiniert exzellente
dem wichtigsten Wettbewerb seiner Art, sicher.
Schwetzingen, Schwetzinger Schloss;
Artistik, Theaterkunst, farbenprächtige
Neuseeland, Taupo; www.ironman.com
www.schwetzinger­swr­festspiele.de
Kostüme und Musik zur Show „Varekai“. Die
Truppe entführt das Publikum auf den Gipfel
eines Vulkans, in Traumwälder und das Reich
von Magie und Abenteuer oder „wohin auch
immer“ – denn das bedeutet „Varekai“.
Hamburg, Barclaycard Arena & Hannover,
Tui Arena; www.cirquedusoleil.com
Platinum Concierge­Service:
Wenden Sie sich für alle Fragen und für Buchungen von Eintrittskarten,
Anreise und Unterkünften gern an den Platinum Concierge­Service:
Tel. 0211/50 65 44­51 52
4 | 2015 17
Kultour
NEW YORK
Von wegen stille Nacht: Weihnachten und Silvester werden im Big Apple
überschwänglich gefeiert. Lebenslustig präsentiert sich hier auch das
Kulturprogramm mit Kunst, Konzert, Oper und vielem mehr.
von Eva Stadler
W
enn frostige Temperaturen den
Big Apple überziehen, kommt die
Zeit für New Yorks „Inhouse“-
Schätze. Einer der Fixpunkte der Stadt ist
das Museum of Modern Art, ein absolutes
Muss für jeden Besucher (www.moma.org).
Das weltweit führende Haus für moderne
und zeitgenössische Kunst besitzt über
150 000 Werke aus Malerei und Skulptur,
gegen­stände und sogar Computerspiele. Bis
zum 13. März 2016 beleuchtet eine Sonderschau das Werk des amerikanischen Malers
Jackson Pollock.
Nicht weit vom MoMa befindet sich das
Lincoln Center mit gleich mehreren KulturIn der Stadt, die niemals schläft: Manhattan
mit Empire State Building.
Zweiter Akt von Puccinis „La
Bohème“: Die Oper ist den ganzen
Winter über in der Metropolitan
Opera zu sehen (links).
Aus- und Einblicke: Das One World
Trade Center bietet eine atem­
beraubende Aussicht und Grundkenntnisse über NYs Geschichte.
Einziges Museum mit Spitznamen: das MoMa.
18
4 | 2015
Fotos: Getty Images/franckreporter (18o.), Bildagentur Huber/Dutton Colin (18u.l.), Cory Weaver/Metropolitan Opera (18M.),
dpa Picture-Alliance/Justin Lane (18u.), Getty Images/Gavin Hellier (19o.), Hyatt Times Square New York (19u.)
­Design und Fotografie, außerdem Alltags­
institutionen: Hier spielen die New Yorker
Philharmoniker, eines der ältesten und besten Orchester der Welt (www.nyphil.org),
und auch die Metropolitan Opera ist hier beheimatet (www.metopera.org). Dort werden
bis zum Frühjahr u. a. „La Bohème“ und
„Otello“ mit Spinto-Tenor Aleksandrs Antonenko aufgeführt.
Seit Mai 2015 ist die Aussichtsetage des
One World Trade Centers geöffnet; es steht
Fire and Ice: Die
Skulptur des Feuer­
bringers Prometheus
wacht seit 1934 über
die Lower Plaza am
Rockefeller Center.
Im Winter scheint
sie den Schlittschuh­
läufern zuzuwinken.
an der Stelle des 2001 zerstörten World
Trade Centers. Aufzüge bringen die Besu-
30 Jahre später und verkam zu einer zwie-
Büschen und Bäumen bepflanzt, die sich
cher in weniger als einer Minute in die Höhe
lichtigen Gegend. In den 1980er-Jahren be-
auch sonst auf verlassenen Bahngleisen an-
und durch die Zeit: Während der kurzen
schloss die Stadt, ihn wieder aufzuwerten.
siedeln. Wenn der Frost die Halme und
Fahrt wird die Geschichte von New York
Mit Erfolg: Der von riesigen flackernden und
Zweige erstarren lässt, wenn Reif eine zarte
Citys Skyline im Schnelldurchlauf auf rie-
funkelnden Reklamen umgebene Platz ist
Schicht auf Planken und Bänken legt und
sigen LED-Bildschirmen gezeigt. Oben be-
eine der Top-Sehenswürdigkeiten New Yorks
die Wintersonne alles in ein zartrosa Licht
fassen sich mehrere Multimedia-Installatio-
– und nicht zuletzt ein magischer Ort, um
taucht, ist dies ein Ort mit einem besonde-
nen mit der Stadt und ihren Bewohnern
das neue Jahr einzuläuten.
ren Flair.
(www.oneworldobservatory.com).
Die ehemalige Hochbahntrasse The High
Line (www.thehighline.org) ist heute ein
Romantisch Runden drehen
„Park auf Stelzen“, ein Grünstreifen mit In-
Schlittschuhläufer sollten sich nicht entgehen
Sich nur auf die „Inhouse“-Aktivitäten zu
dustrial-Charme. In den 1930er-Jahren er-
lassen, mitten in einer der aufregendsten
beschränken, wäre allerdings schade. Denn
öffnet, fuhren hier fast 40 Jahre lang Güter-
Metropolen der Welt ihrem besonderen Ver-
auch wenn der Wind eisig durch die Straßen
züge – der letzte transportierte übrigens
gnügen nachzugehen und ein paar Runden
der Ostküstenmetropole fegen kann, gibt es
gefrorene Truthähne. Aktivisten und Inves-
zwischen beleuchteten Art-Déco-Wolkenkrat-
einige Outdoor-Attraktionen, die man nicht
toren verhinderten den Abriss der Trasse,
zern zu drehen. Eine von mehreren Eislauf-
verpassen sollte.
und so dient sie heute Anwohnern und Be-
bahnen der Stadt liegt direkt am Rockefeller
Der Times Square entwickelte sich in den
suchern als Kulturstätte und Treffpunkt.
Center, Schlittschuhe können hier ebenfalls
1920er-Jahren zum Hotspot mit mondänen
Der letzte Abschnitt wurde 2014 eröffnet.
Restaurants und Theatern, verfiel jedoch
Die urbane Landschaft wurde mit Gräsern,
geliehen werden (Oktober 2015–April 2016;
www.therinkatrockcenter.com). ■
Platinum Angebot:
Erleben Sie New Yorks
je ein Freigetränk für bis zu zwei Personen
„Christmas Spirit“ und ent­
in der Hyatt­Rooftop­Lounge „Bar 45“, eine
decken Sie die Schauplätze
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weltberühmter Spielfilme im
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Dezember. Im Januar und
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Februar können Sie zwischen
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einem Trip zu den Hotspots der
& NoLita“, 50­Euro­Coupon für ein Dinner in
Kultserie „Sex and the City“ oder
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Im Original befindet
sichaus
an dem Verlag Vista Point.
einer Shopping­Tour zu den ange­
Reiseführer
Stelle *ein
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sagtesten Geschäften in Manhattandieser
wählen.
wird nach der Reise gegen Quittungsbeleg vergütet.
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Termine: wählbar zwischen 1. Dezember
2015
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& Buchung: Telefonisch
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Platinum
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und 29. Februar 2016.
über Ihren Concierge­Service unter der
Leistungen: vier Übernachtungen im Hotel
Tel. 0211/50 65 44­51 52.
Hyatt Times Square New York an der Kreuzung
Veranstalter: DER Touristik Frankfurt
Broadway und Seventh Avenue.
GmbH & Co. KG, Emil­von­Behring­Straße 6,
Grelle Lichter, ruhige Zone
New York im Winter
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Kosten: im DZ ab 725 Euro p. P. (Dez.) bzw.
460 Euro oder 447 Euro p. P. (Jan. und Feb.)
PlatinumSpecial: 10 % Ermäßigung auf Spei­
sen und Getränke im Hotelrestaurant „T45“,
60439 Frankfurt
Flüge zum tagesaktuellen Tarif optional buchbar.
Angebot auf Anfrage und nach Verfügbarkeit vor­
behaltlich Preisänderung und Druckfehler.
4 | 2015 19
Lebenslinien
Der Hausverwalter
Heiko Schultz kellnerte einst im Palast der Republik und suchte lange nach
seinem Platz im vereinten Deutschland. Dann wurde er Immobilienbesitzer.
D
er 7. Oktober 1989: Die SED lädt im
ben als Ausbilder wird auch für ihn eine gute
sönlich bei der Bank vorsprechen.“ Videotext
Palast der Republik zum offiziellen
Schule: „Danach war mir klar, dass ich nicht
informiert ihn über DAX und Neuen Markt.
Bankett, 40. Jahrestag der Staatsgrün-
mehr angestellt tätig sein konnte.“
Bald läuft fast alles über das Internet. Heiko
dung, Michail Gorbatschow als Ehrengast.
Die nächste Entlassung geschieht im beid-
Schultz tauscht sich in Foren aus und entwi-
Auch dabei: Heiko Schultz, als Kellner. Der ist
seitigen Einverständnis und wird mit einem
ckelt Strategien, doch letztlich lernt er durch
erstaunt: „Ich kannte all die Spirituosen und
Startkapital von der Bundeswehr versüßt. In
„Trial and Error“. Viel „Error“ war nicht da-
Spezialitäten nicht.“ Die Köche haben Wach-
Schultz’ erlerntem Beruf hat sich mittlerwei-
runter, mit 25 Jahren nimmt er einen Kredit
telbrüstchen auf Mais­
püree, Filetensemble
le viel verändert: „Das Gehaltsniveau war viel
auf, leiht sich Kapital von den Eltern und
„Trianon“ sowie Forellenröllchen zubereitet.
niedriger, Jobber ersetzten professionelle
inves­tiert sein Entlassungsgeld aus der Bun-
Er ist 18 Jahre alt, ­erhält 150 Mark Zulage, ab
Kräfte.“ Es folgen ein paar Anstellungen als
deswehr in Daytrading- und Arbitrage-Ge-
und an D-Mark von Westtouristen und mit et-
Kellner und ebenso viele Kündigungen, mal
schäfte. Mit Geschick. Mit Glück. Mit Erfolg.
was Glück Kinokarten für BRD-Filmklamot-
von ihm initiiert, mal vom Arbeitgeber. Er will
ten wie „Otto – Der Außerfriesische“.
„etwas Eigenes“ machen, nur was? Die Pha-
Erste Immobilie im Wedding
sen zwischen den Jobs werden länger, prekär
„Wenn man älter wird und eine Familie grün-
Glücksfall Bundeswehr
sei seine Situation nicht gewesen, aber auch
det, lässt die Risikobereitschaft nach“, er-
Am 7. Oktober werden vor „Erichs Lampen­
nicht besonders aussichtsreich. Der Traum
kennt der Mittvierziger. Beim Sport lernt er je-
laden“
die
vom großen Geld! Er beschäftigt sich mit der
manden kennen, dessen Familie Häuser
­„Gorbi hilf!“ rufen. „Das habe ich damals gar
Börse, be­ginnt mit Optionsscheinen zu han-
besitzt. Immobilien! Das ist der Weg, den er­
nicht reflektiert“, gesteht er unumwunden.
deln. „In den 1990ern musste man noch per-
in Zukunft gehen will: Regelmäßige Einnah-
Demonstranten
abgedrängt,
Vier Wochen später fällt die Mauer, nach wei-
men, Objekte, die entwickelt werden wollen.
teren sechs Monaten wird ihm gekündigt –
Heiko Schultz erwirbt ein Haus im Berliner
betriebsbedingt, weil der Palast wegen As-
Wedding, es stammt aus einer Insolvenzmas-
bestbelastung schließen muss. His­
torische
se, „hoher Leerstand, etwas runtergekom-
Meilensteine und deren Folgen – Heiko
men“. Über einen Kredit finanziert er die Re-
Schultz erlebt sie hautnah. „Das war kein
novierung. Zwei weitere Gebäude kommen
Schock für mich“, wiegelt er ab, „ich war jung.
hinzu, bevor der Berliner Immobilienmarkt
Anders bei meiner Mutter oder den Arbeitern
förmlich explodiert. „Schwer vorstellbar, heu-
im Kali-Bergbau in Bischofferode.“ Immer
te noch einmal so eine Gelegenheit zu bekom-
wieder findet er Anstellungen als Kellner,
men“, resümiert Schultz. Er will es auch gar
­immer wieder ist er arbeitslos. Zum Glück
nicht mehr: „Mehr Häuser, mehr Stress!“ Ihm
kommt die Einberufung zur Bundeswehr,
gehören rund 100 Wohnungen in Berlin. Er
und Heiko Schultz verpflichtet sich als Zeit-
schätzt die Unabhängigkeit als Leiter seiner
soldat: „Endlich war wieder eine Struktur
eigenen Hausverwaltung, kann auch mal von
­vorhanden.“ Er leitet junge Soldaten an, die
„keine Lust auf irgendetwas hatten.“ Das Le-
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4 | 2015
Hoch hinaus: Heiko Schultz blickt heute von
seiner Dachterrasse auf das frühere Ost-Berlin.
Zuhause arbeiten. Und dort das Aufwachsen
seiner Kinder begleiten. ■
Foto: privat
von Axel Nowak
Mystery
Symbolisches Fußwerk
Wen oder was suchen wir?
von Felix Woerther
Ach, wir Mitteleuropäer. Wenn es um Teilchen
Viel Poesie hat auch das Joiken, das vom
geht, müssen wir in den Keller. Bauen einen
Polarlicht inspiriert sein muss. Jener so
gigantischen Tunnel bei Genf und lassen es
archaische wie melodische Gesang
dort ordentlich krachen. Das soll für Fachleute
kehliger Obertöne, dem Jodeln nicht
zwar ziemlich aufschlussreich sein. Aber wo
ganz unähnlich, doch irgendwie
bleibt da die Poesie? Wie entspannt sind doch
melancholisch-tiefgründiger. Es ist
die Skandinavier, wenn sie mitten im Winter,
der Gesang eines Volkes, das als
bei 35 Grad unter null, mal eben die Sauna
Minderheit in seinem ureigenen
verlassen und sich am schier irrealen Feuer-
Land lebt, in dem es schon lange vor
werk erfreuen, das die Teilchen der Sonne
unserer Zeitrechnung siedelte.
dem Dauernachthimmel bescheren. Aurora
Von seiner nicht nur kulturellen Unterdrü-
Foto: Visit Finland
ckung – seit den Wikingern bis teils noch heuSo, wie die Mode der Ureinwohner, das Polar-
te – können Musiker wie Mari Boine und Wim-
licht symbolisch in die Kleidung einzuweben.
me Saari bitter-süße Lieder singen bzw. joiken.
Himmel, was für eine Idee. Alter Finne, möch-
Auch Sofia Jannok kann das. Die fotogene
te man daher sagen, wenn es um jene geht, um
Sängerin gründete zur Wahrung der Kultur
die es hier geht. Wobei das so falsch wäre wie
ihres Volkes eine nach ihrer Heimatregion be-
alter Schwede, Norweger oder gar Russe.
nannte Stiftung: Árvas. Der gleichnamige Vi-
Denn ihr gemeinhin Lappland genanntes
deoclip, im Stil eines Aki Kaurismäki bei You-
Siedlungsgebiet, in dem sich die Rentiere
Tube zu sehen, kommt ganz prima rüber.
tummeln, ist transnational.
Welchem Volk gehört sie an?
[Lösung: Die Sámi, bzw. Samen sind seit alters
her die Bewohner Sápmis, bzw. Lapplands, das
über die Grenzen hinweg in Norwegen,
Schweden, Finnland und Russland liegt. Heute
leben etwa 100 000 Sámi in Lappland, von
denen noch 15 % Rentiere züchten. Die Samen
sind seit 1956 im Samenrat organisiert, später
entstand in Finnland, Norwegen und Schweden
je ein Sameting als samisches Parlament. Seit
1986 haben die Samen eine eigene Flagge.]
borealis, das hat Poesie.
Impressum
Herausgeber: Bayern Card-Services GmbH, Türkenstraße 9, 80333 München
Projektleitung: Heidi Bauer, Vera Heubel
Konzeption und Realisation:
TRAVEL HOUSE MEDIA GmbH, München
Redaktion und freie Mitarbeit: Axel Nowak (Leitung und Konzeption),
Ralf Bos, Gesine Günthör, Jörn Kabisch, Stefan Maiwald, Verónica Reisenegger,
Julia Richter, Claudia Rieß, Wolfgang Rössig, Eva Stadler, Dr. Martin Tschechne,
Felix Woerther
Bildredaktion: Tobias Schärtl, Nafsika Mylona, Axel Nowak, Eva Stadler
Gestalterische Konzeption: Eva Stadler, München
Dokumentation: Christine Miller
Herstellung: Anna Bäumner
Druck: Druckerei Plenk KG, Berchtesgaden
Titelbild: Sara Winter/iStockphoto.com
© 2015
ISBN 978-3-8342-2081-3
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