Pressetext - The Boston Consulting Group

Press Release
Privatkundenbanken verlieren 6 Milliarden Euro
durch Digitalisierung
BCG-Studie: Ertragsrückgang von 2,7 Milliarden Euro bis 2019 – digitale
Wettbewerber sichern sich Marktanteile
Frankfurt, 7. Juli 2015 – Der Trend zur Digitalisierung setzt die Erträge der
deutschen Privatkundenbanken zunehmend unter Druck. Schon in vier Jahren
werden über traditionelle Bankfilialen weniger als die Hälfte (rund 45 Prozent)
der Erträge erzielt, während es heute noch zwei Drittel sind. Auf digitale
Kanäle entfallen 2019 bereits über 35 Prozent der Erträge. Neue, digitale
Wettbewerber wie FinTechs werden sich damit Marktanteile von 8 bis
12 Prozent gesichert haben. Dadurch entgeht den klassischen Bankfilialen ein
Ertragspotenzial von 6 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt The
Boston Consulting Group (BCG) in der aktuellen Marktanalyse Retail Banking
Revenue Pools 2015.
"Die klassischen Filialbanken stehen vor der Herausforderung, ihre Vertriebsstruktur zügig umbauen zu müssen. Auch wenn sie eine Radikalkur noch
scheuen, ist ein grundlegender Modellwechsel unausweichlich. Sonst könnten
die Filialbanken bald die 'Dinosaurier' des Privatkundengeschäfts werden",
sagt Til Klein, BCG-Partner und Experte für Privatkundenbanken. Auf jährlicher Basis modelliert BCG die Produktentwicklung des deutschen Privatkundenmarktes in Volumen, Margen und Erträgen und ermöglicht so einen
klaren Blick auf die Ertragspotenziale in verschiedenen Ländern.
Ein Achtel der Ertragsbasis geht in zehn Jahren verloren
Der Vergleich der europäischen Märkte zeigt, vor welcher dramatischen
Markt- und Wettbewerbssituation die deutschen Banken stehen. Im deutschen
Privatkundengeschäft gingen seit 2009 Erträge in Höhe von 5,1 Milliarden
Euro (8,6 Prozent) verloren; sie beliefen sich 2014 auf 54,0 Milliarden Euro.
Bis 2019 werden die Erträge um weitere 2,7 Milliarden Euro (4,9 Prozent)
schrumpfen. Gründe dafür sind unter anderem das Niedrigzinsumfeld, die
Digitalisierung und erhöhter Wettbewerb aus dem Ausland. Den Privatkundenbanken geht damit innerhalb von nur zehn Jahren mehr als ein Achtel
ihrer Ertragsbasis verloren, bei gleichzeitigem Anstieg der Kosten für
regulatorische Anforderungen.
Die Retail Banking Revenue Pools zeigen zudem, dass mit Bankdienstleistungen
bei deutschen Kunden am wenigsten verdienen wird: So erzielen Banken mit
ihnen im Jahresdurchschnitt nur rund 730 Euro, bei Franzosen sind es
The Boston Consulting Group
Caroline Heptner
Media Relations
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890 Euro und bei Niederländern 1.130 Euro. Spitzenreiter sind die Briten mit
1.330 Euro. In Deutschland wird sich der durchschnittlich erzielte Betrag bis
2019 weiter verringern, während er in Frankreich um 3,1 Prozent und in den
Niederlanden um 1,3 Prozent wachsen wird. Grund für diese Steigerung ist
unter anderem die hohe Kreditnachfrage zur Eigenheimfinanzierung. Der
Anteil der Krediterträge liegt in Frankreich bei 56 Prozent, in den Niederlanden bei 65 Prozent, und in Deutschland dagegen nur bei 37 Prozent.
Mangelnde Kreditnachfrage lässt Erträge schrumpfen
BCG erwartet in Deutschland aufgrund einer nachlassenden Kreditnachfrage
und sinkender Margen einen Rückgang der Krediterträge um jährlich rund
1 Prozent. Damit verlieren die deutschen Banken einen ihrer wenigen Wachstumsfaktoren der vergangenen Jahre. Positive Entwicklungen erwarten die
BCG-Experten dagegen im Wertpapiergeschäft – mit einem jährlichen Wachstum von 2 Prozent – sowie beim Einlagengeschäft: Hier ist mit einer Verlangsamung des Ertragsrückgangs zu rechnen. Seit 2009 sind die Einlagenerträge
um 33 Prozent eingebrochen; in den nächsten Jahren werden sie mit einem
Minus von jährlich 3 Prozent deutlich langsamer zurückgehen. "Dennoch gilt:
Wer die Einlagen- und Zinsabhängigkeit vieler deutscher Banken kennt, der
weiß, dass das Verschwinden von über 40 Prozent der Einlagenerträge in nur
zehn Jahren zwischen 2009 und 2019 an den Grundfesten der Branche rüttelt",
sagt BCG-Experte Klein.
The Boston Consulting Group (BCG) ist eine internationale Managementberatung und weltweit führend auf dem Gebiet der Unternehmensstrategie.
BCG unterstützt Unternehmen aus allen Branchen und Regionen, Wachstumschancen zu nutzen und ihr Geschäftsmodell an neue Gegebenheiten
anzupassen. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt
BCG individuelle Lösungen. Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu schaffen, die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Unternehmens zu
steigern und das Geschäftsergebnis dauerhaft zu verbessern. BCG wurde 1963
von Bruce D. Henderson gegründet, ist heute an 82 Standorten in 46 Ländern
vertreten und befindet sich im alleinigen Besitz seiner Geschäftsführer. Weitere
Informationen: www.bcg.de.
In ihrem Internetportal bcgperspectives.com bündelt The Boston Consulting
Group alle unternehmenseigenen Studien, Kommentare, Grafiken und Videos
und stellt sie online zur Verfügung. Neben Publikationen zu aktuellen Wirtschafts- und Unternehmensthemen bietet die Plattform auch Veröffentlichungen
aus der über 50-jährigen Unternehmensgeschichte. Das Onlineportal findet sich
unter www.bcgperspectives.com.
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