Theodor Storm und Thomas Mann als Zeitzeugen

Prof. Dr. Yahya Elsaghe
Theodor Storm und Thomas Mann als Zeitzeugen des medizinischen Fortschritts und
seiner mentalitätsgeschichtlichen Weiterungen
Theodor Storm und Thomas Mann wurden beide Zeugen der bakteriologischen Revolution.
Vor dem Hintergrund dieser zeit- und lebensgeschichtlichen Gemeinsamkeit sollen die
Erzählwerke beider Autoren darauf hin befragt werden, wie Infektionskrankheiten darin
verhandelt werden und was die Angst vor ihnen ersetzte. Die dafür leitende Hypothese lässt
sich so formulieren: Storm und Mann eignen sich als Paradebeispiele dafür, dass die alten
Infektionsängste durch die moderne Furcht vor dem Krebstod abgelöst wurden. An ihren
Spätwerken lassen sich die Modalitäten dieses Substitutionsvorgangs en détail studieren.
Besonderes Interesse verdient dabei die Art, wie die Infektionskrankheiten jeweils dazu
dienten, die Lücken zu füllen, die im medizinischen Wissen um die Ätiologie des Krebses zu
Stroms wie zu Manns Lebenszeit klafften. Dabei werden sich bei allen Differenzen auch
erstaunliche Kontinuitäten feststellen lassen, die sich teils bis in die Gegenwartsliteratur
verlängern ließen.
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