Erfahrungsbericht vom Auslandssemester in Daejeon, Südkorea Ich, Marc-André, bin ein Student vom FB1 und studiere Elektrotechnik. Das IAT (Institut für Automatisierungstechnik) ermöglichte mir mit 2 weiteren Studenten meines Semesters einen Auslandssemester in Daejeon, Südkorea. Das Ganze wurde finanziell durch ein Stipendium des DAAD (deutscher akademischer Austauschdienst) unterstützt. Das IAT und damit die Uni Bremen haben mit der KAIST (Korean Advanced Institute of Science and Technology) Universität eine Partnerschaft, in der auch gemeinsam an Projekten gearbeitet wird. Ich war ebenfalls eingebunden in ein Projekt und konnte damit meine Studienarbeit in Korea realisieren. Aber nun zum Leben in Daejeon und auf dem Campus. Ich habe in einem Wohnheim direkt auf dem Campus gewohnt. Dort teilt man sich jeweils ein Zimmer mit einer anderen Person. In meinem Fall war es ein Franzose, der ebenfalls ein Austauschstudent gewesen ist. In der Regel werden die Austauschstudenten zusammen in die Zimmer gesteckt und nur wenige wohnten tatsächlich mit einem Koreaner zusammen. Die Ausstattung meines Zimmer war ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch, ein Stuhl und ein Rollcontainer (siehe Bild 1). Mit seinem Mitbewohner musste man sich einen Schuhschrank teilen, aber solange man nicht mehr als 5 Paar Schuhe mitnimmt sollte dies kein Problem darstellen. Das Zimmer war sonst völlig symmetrisch aufgebaut mit einem Fenster am Ende und einer Klimaanlage, die vor allem im schwülen Sommer essentiell ist. Das Wohnheim selbst war auch völlig zufrieden stellend. Es hatte ein Fitnessraum, der relativ gut ausgestattet war und ein kleinen „Tante Emma“ Laden. Jeder Wohntrakt Bild 1: mein Wohnheimzimmer (insgesamt 6) hatte eine Lounge, gemeinschaftliche Waschräume und einen Wäscheraum mit 2 Waschmaschinen pro Etage und einem Trockner in jeder zweiten Etage. Zugang zum Wohnheim und zu fast jedem Gebäude auf dem Campus hat man mit seinem Studentenausweiß. Der Campus ist recht weitläufig. Es ist sehr empfehlenswert sich deshalb möglichst schnell ein Fahrrad zu besorgen. Man kann seinen fahrbaren Untersatz auch auf dem Campus gebraucht erwerben, wenn man schnell genug ist. Diese Idee hat nämlich nahezu jeder Austauschstudent, wenn er nach der ersten Woche realisiert, dass ein Fahrrad mehr als nur praktisch ist. Das Unigelände ist recht vielseitig. Man findet hier neben den Wohnheimen, dem Bikeshop, den Institutsgebäuden und Fachbereichsgebäuden auch mehrere Mensen und Sportplätze. Was mich aber tatsächlich am meisten gewundert hat, ist die Tatsache, dass es auf dem Campusgelände einen Burger King gibt. Aber zum Essen in Korea will ich später mehr erzählen, hier nur so viel, auf dem Unigelände ist auf jeden Fall für jeden Gaumen etwas dabei. Ich habe ja schon erwähnt, dass es Sportplätze gibt und auch das Sportangebot innerhalb des Campus ist wirklich gut. Es gibt einen Sandplatz, auf dem hauptsächlich Fußball und Baseball gespielt wird. Direkt daneben befindet sich der komplett neu gebaute Sport Complex (Bild 3). Dies ist ein ziemlich großes Gebäude, in dem eine Sporthalle, mehrere kleine Gymnastikräume, ein Fitnessstudio und eine Indoorlaufbahn integriert sind. Ich habe dort hauptsächlich Basketball gespielt. Dieser Complex steht für jeden Studenten offen und man kann die Plätze reservieren soweit sie verfügbar sind. Eine andere Möglichkeit ist einfach zu spielen so fern der Platz frei ist. Gleich in der Nähe befindet sich ein Schwimmbad mit einer Sauna. Man zahlt 1000KRW (Südkoreanische Won) und man kann so lange bleiben, wie man möchte. Zurzeit sind 1000KRW ca. 0,6453€, also mit anderen Worten spottbillig. Die Uni besitzt auch ein eigenes Stadion mit einem Kunstrasenplatz auf dem eigentlich ausschließlich Fußball gespielt und viele Jogger drehen dort ihre Runden (siehen unten Bild 8). Es gibt ebenfalls einige Tennisfelder und meist direkt daneben befindet sich ein kleineres Feld. Dies Feld sieht aus wie ein zu klein geratenes Tennisfeld. Auf diesem Feld wird „Schucko“ gespielt, dies ist wohl bei uns eher unter dem Namen Fussballtennis bekannt. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass dies tatsächlich eine eigene Sportart ist. Es gibt sogar einen speziellen Ball dafür. Er sieht aus wie ein Volleyball, ist aber bedeutend schwerer. Ich habe das ein oder andere Match mit meinen Laborkollegen gespielt und es macht wirklich viel Spaß, also wenn man Ballsport vernarrt ist sollte man es unbedingt einmal ausprobieren. Es gibt noch einiges mehr auf dem Campus zu entdecken, aber ich denke das würde hier dann doch etwas zu viel werden. Bild 3: Sport Complex auf dem Campus Zu meinen Leben auf dem Campus gehörte natürlich auch die Laborarbeit. In Korea ist man es gewohnt auf relativ kleinen Raum zu arbeiten und so war ich schon recht glücklich meinen eigenen kleinen Schreibtisch bekommen zu haben. Um mal einen kleinen Eindruck über die Größe des Arbeitsraumes für die Ph.D. zu bekommen, sollte das folgende Bild (siehe Bild 2) als Vorstellungshilfe ausreichen. Von der Raumausnutzung her betrachtet, sieht hier so ziemlich jedes Labor aus. Das Labor in dem ich gearbeitet habe war ein Teil des Department of Electrical Engineering. In diesem Gebäudekomplex (E4) war ebenfalls die Informatik untergebracht. Ich selbst bin aber eher weniger im Informatiktrakt unterwegs gewesen. Auf der Ebene meines Labors lag in direkter Nachbarschaft eine Lounge mit einigen Sofas und einem Cafeautomat. Es ist übrigens völlig normal dort ein klein wenig Energie mit einem Schläfchen zu tanken. Ich selbst habe es vorgezogen im Wohnheim zu schlafen, aber für Koreaner ist es scheinbar normal auch mal in der Lounge zu schlafen oder im Büro mit dem Kopf auf dem Tisch. Es ist wirklich keine Seltenheit, dass man dies sieht. In einem weiteren Laborraum gab es auch eine kleine Lounge nur für Labormitglieder. Dort befand sich ein kleiner Fernsehen, ein Beistellbett und aller Hand Gerümpel. Es hatte den Anschein, dass alles was mehr oder weniger überflüssig war, hier seinen Platz gefunden hatte. Der Raum wurde aber dennoch genutzt. Ebenfalls kurios ist, dass nahezu jeder Koreaner eine Zahnbürste und Zahnpasta an seinem Arbeitsplatz hat. Nach jeder Mahlzeit werden fleißig die Zähne geputzt. Das macht nicht jeder Koreaner, aber es ist nicht selten, dass man bei einem Toilettengang einige Koreaner beim Zähneputzen trifft. Bild 2: Das Labor Nun noch ein paar Infos zur Umgebung. Der Campus liegt im Norden der Stadt. Daejeon (Bild 4) ist eine Großstadt mit ungefähr 1,5 Mio. Einwohner und hat eine U-Bahn-Linie. Ich habe diese aber eigentlich nur genutzt, wenn ich auf dem Weg zum Bahnhof war. Man kann aber auch sehr gut ein Taxi nehmen, da Taxis in Korea im europäischen Vergleich spottbillig sind. Also wenn man mit mehreren unterwegs ist, kann es sogar sein, dass ein Taxi günstiger ist als z.B. mit der U-Bahn zu fahren. Daejeon selbst ist jetzt keine Stadt der Sehenswürdigkeiten, aber es gibt doch einiges zu entdecken u.a. das Science Museum, den Expo-Park (in die Gebäude gehen lohnt sich nicht, da nur auf Koreanisch), einen Freizeitpark, ein Zoo und Bild 4: Daejeon vieles mehr. Daejeon hat auch ein Weltmeisterschaftstadion (Fußball) und eine Baseballstadion. Ich habe beides in Verbindung mit einem Spiel besucht und kann dies nur weiter empfehlen. Das Fußballspiel, weil das Stadion fast komplett leer sein wird und das Baseballspiel weil es einfach ein Erlebnis ist. Am besten man setzt sich in den Fanbereich und genießt die verrückte Stimmung, denn nahezu während des gesamten Spiels springt ein Animateur auf der Bühne herum oder Cheerleader tanzen vor der tobenden Menge, so dass das eigentliche Spiel fast zur Nebensache wird. Baseball ist übrigens Nationalsport Nummer 1 in Korea. Eine weitere Möglichkeit der Freizeitgestaltung bieten die zahlreichen Nationalparks in Korea, da diese meist mit Wanderwegen ausgestattet sind. In der näheren Umgebung der Stadt kann man auch einige davon finden. Auch dies kann ich nur empfehlen. Man hat eine grandiose Aussicht und eine wunderschöne Landschaft zu entdecken, nur sollte man diese Unternehmung nicht immer im Sommer starten, sondern auf den wunderschönen Herbst warten. Dann hat man die richtigen Temperaturen und ebenfalls strahlend blauen Himmel. Die Wanderwege lassen sich meist sehr gut mit dem Bus erreichen. 2400KRW für einen Weg (ca. 20 km für schlappe 1,50€ ). Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Korea wirklich sehr günstig, das kann man nicht anders sagen. Grundsätzlich ist Korea aber im Durchschnitt von den gesamten Lebenskosten nicht weit entfernt von Deutschland. Für die meisten Unternehmungen innerhalb der Stadt habe ich - wie schon erwähnt - eigentlich immer mein Fahrrad gewählt, z.B. auch zum Einkauf für den alltäglichen Bedarf. In der näheren Umgebung der Uni gibt es genügend Möglichkeiten um Einkaufen zu gehen. Die günstigste Variante sind die großen Supermärkte Homeplus und E-mart. Braucht man nur einen kleinen Snack oder etwas Süßes, dann ist man aber auch auf dem Campus gut und vor allem sehr günstig bedient. Mir wurde gesagt, dass dies vor allem daran liegt, dass von Läden auf dem Gelände der Universitäten keine Steuern verlangt werden. Naja wie auch immer, man wird nicht abgezogen. Sowieso ist das Essen in Korea recht günstig. Auch wenn man in einem Restaurant essengeht, bleibt man meistens unter 10.000KRW (ca. 6,60€). Im Westen außerhalb der Universität befindet sich der internationale Bereich und direkt dahinter schließt der Stadtteil „Kundong“ an. Dieser ganze Teil der Stadt eignet sich besonders gut zum Essen gehen. Zum Essen selbst kann ich nur sagen, dass ich die koreanische Küche vermissen werde. Sie ist sehr vielseitig und vor allem gesund. Oft auch reichlich scharf, woran ich mich erst gewöhnen musste. Geht man in ein Restaurant, kann man sehr viel Neues entdecken und ich meine nicht nur abenteuerliche Gerichte, sondern auch die Art der Zubereitung. In der Regel wird nämlich das Essen direkt vor den Augen der Kunden zubereitet bzw. man kann selber ein wenig im Kochtopf oder in der Pfanne herum rühren und nach seinem Geschmack einige Dinge hinzufügen oder eben auch nicht. Man erhält in der Regel immer sein Essen in vielen kleinen Schälchen und alles getrennt voneinander (Bild 5). Am Anfang meines Koreaaufenthaltes war ein Besuch im Restaurant immer spannend, da man in der Regel keine Ahnung hatte was man gerade bestellt hatte und es auch meist erst wusste wenn es vor einem Stand. Aber manchmal war man dann immer noch nicht schlauer. Eine meiner Lieblingsrestauranttypen war das Barbecue. Man sitzt an einem Tisch und grillt sein Fleisch selbst. Dazu kann man noch einiges an Gemüse auf den Grill legen, soweit es natürlich serviert wurde. Dies unterscheidet Bild 5: typisches Essen in einem koreanischen Restaurant, sich nämlich auch von Restaurant zu roter Rahmen markiert das Kimchi Restaurant. Das ist einfach genial und gegessen werden die kleinen Fleischstücke eingewickelt in einem Blatt Salat. Einfach traumhaft und sehr zu empfehlen. Große Fleischstücke gibt es in einem koreanischen Restaurant nicht, da man auch keine Gabel und kein Messer bekommt. Sind die Fleischstücke zu groß bekommt man in der Regel eine Schere dazu. Also ich denke man merkt schon, dass Korea beim Thema Essen so seine ganz eigene Art und Weise hat. Man kann noch so viel mehr darüber berichten doch dann würde ich wahrscheinlich ein Buch verfassen. Aber eine Sache muss ich noch erwähnen und zwar das nationale Gemüse „Kimchi“, welches zu jeder Jahres- und Tageszeit und zu so gut wie jedem koreanischen Gericht serviert wird. Ohne Kimchi ist ein koreanisches Gericht nur ein halbes Gericht (roter Rahmen im Bild 5) und genauso gehört zu einem vollständigen Essen eigentlich auch immer eine Suppe und Reis dazu. Was gibt es noch in Korea zu sehen? Sehenswert ist sicherlich die Insel Jeju Do im Süden des Landes. Natürlich auch Seoul und einige weitere Städte, die man je nach Geschmack und Zeit besuchen kann. Auch ein Trip zur DMZ1 ist sicherlich ein Muss für jeden Ausländer der Korea besucht und noch vieles mehr. Was ist typisch für Korea und evtl. eher fremd (kurios) für uns Europäer? Diese Frage hat man mir mittlerweile des Öfteren gestellt und ich versuch sie mal kurz und knapp aus meiner Sicht als Aufzählung zu beantworten: 1 Sauberkeit, man sieht hier öfters Koreaner mit Müllsäcken rumlaufen um den Straßenmüll aufzusammeln. In der Tat ist Korea echt ein sehr sauberes Land Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft Koreaner lieben Feuerwerk, in Strandgegenden kann man kleines Privatfeuerwerk erwerben. Großfeuerwerke sieht man auch das ein oder andere Mal in der Stadt. Entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea Verrückter Straßenverkehr, man kann Scooter auch ohne Führerschein fahren und für Licht scheint es keine richtigen Regeln zu geben. Nachts fahren auch Autos manchmal ohne Licht. Das Essen allgemein (s.o.) Wetter, verdammt schwül im Sommer und im Winter durchaus bitter kalt. Klasse Herbst und ich habe gehört der Frühling soll ähnlich sein Postkarten, sind so gut wie nicht aufzufinden! Nur an bekannten Sehenswürdigkeiten Langer Postweg, wählt Luftpost, andernfalls dauert es 2 Monate, kein Witz! Sport: 1. Baseball, 2. STARCRAFT, kleiner Tipp wer Lust hat mal eine Runde zu spielen sollte einen „PC-Raum“ in der Stadt aufsuchen. (1000 KRW/h also mehr als akzeptabel) Koreaner sind verrückt nach diesem Spiel und solche Spielbuden gibt es in der ganzen Stadt verteilt. Das Jjimjilbang. Ein koreanischer Spa, halt mit Saunen, Pools und es ist die günstigste Art in Korea zu übernachten, allerdings auf koreanischem Wege, auf dem Boden. Nur zu Empfehlen Aber warum sollte man ausgerechnet nach Südkorea gehen? Diese Frage hatte ich mir vor meiner Entscheidung für Korea auch gestellt und ich kann an dieser Stelle nur sagen, ich habe es nicht bereut dieses Auslandssemester gewagt zu haben und ich würde es immer wieder machen. Und wenn man diesen Bericht gelesen hat weiß man auch, dass es nie langweilig wird und man sich auf ein spannendes Auslandssemester freuen kann. Ängste braucht man hier überhaupt nicht zu haben, Korea ist einfach ein tolles Land, durchaus auch als Reiseland zu empfehlen. Ich werde mit ziemlicher Sicherheit wiederkommen. Zum Abschluss noch ein paar Bilder ohne viele Kommentare: Bild 6: Daejeon Bild 7: Mein Wohnheim am KAIST Bild 8: Stadion mit Kunstrasen Bild 9: Landschaft 1 Bild 10: Landschaft 2 Bild 11: vorne KAIST, hinten Daejeon Bild 12: Jeju Island. ein Urlaub wert!! Bild 13: Der Drachenfels, der wohl am häufigsten fotografierte Fels in ganz Korea Bild 14:die unbeschreiblich coole Hauptstadt Seoul Bild 15: ein weiterer Blick auf Seoul vom Seoul Tower
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