weltfromm, adj. 1) veraltete anwendungen (s. auch die belege bei

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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 23.04.2016.
weltfromm, adj.
1) veraltete anwendungen (s. auch die belege bei
Fischer schwäb. 6, 1, 671 u. 6, 2, 3400 f.).
a) 'rechtschaffen, tüchtig in der welt' (zu fromm
1 teil 4, 1, 1, 240): es waren weltfromme adelich vnd durchleuchtig tugentreiche leut Seb.
Franck Germaniae chron. (1538) 26a; etlicher
weltfrummer vnd redlicher keiser gesetze ders.,
chron. zeytbuch (1531) 456b; vnter disen sind biszweilen etliche weltweise, vernnfftige vnd
weltfromme keiser, die mit guter vernunfft ...
regieren Mathesius Sarepta (1571) 86b; sonderlich aber (die kinder) in gottes furcht und
erkentnis aufferziehen, das sie nicht allein weltfrome, erbare leute, sondern auch rechte Christen werden F. Rhot Jesus Sirach (1587) 2, 39a;
wie wol aber Trajanus, sonst ein weltfrommer
und lblicher frst war, ist er doch ... der dritte
feind und verfolger Christi und seiner kirchen
gewesen H. Megiser annales Carinthiae (1612)
178; substantiviert:
Salomon spricht des selben gleichen
von kleyn vnd grossen, arm vnd reichen,
von kindern vnd von alten greisen,
von den thoren, auch von den weisen,
von den weltfrummen vnd gelerten,
auch von den bsen vnd verkerten: ...
Waldis streitged. 28 ndr.
b) 'in den augen (vor) der welt fromm'
(vgl.maulfromm teil 6, 1804 sowie weltheilig
Seb. Franck in: arch. f. ref. gesch., erg. bd. 1,
158): also, das impius, den man sunst gotlosz
verteutscht z gtem teutsch nicht anders
heisst, dann ein weltfrumm man vnd frummen
heuchler oder gleyszner Seb. Franck chron. d.
Turckey (1530) L 4b;
... nach heuchlers art
ettlich weltfromme kinder
meinen ...
Birk comoedia (1590) 149;
substantiviert: nuhn sehen wir, wie das gantz
euangelium alleyn sich legt wider dye grossen
und frummen leuth vor der wellt und
beschreibt, was ir arth sey, wie sie mit den rechten frummen leuthen handeln ... und noch
heuth werden die geringen menschen von den
gewaltigen und welltfrummen vorvolgt (15191521) Luther 9, 530 W.; ein lustig und nützlich
gesprech, vom zukünfftigen concilio zu Mantua, zwisschen einem weltfromen und einem
Epicureer und einem Christen Urbanus Rhegius (1537) titel; (die pharisäer) ain scheinbar,
maulfrumm vnd handfrumm leben frten ...,
dise weltfrummen vnd auszbundt des volcks
nennt die schrifft impios Seb. Franck baum d.
wissens (o. j.) 139a; solche schrifftgelehrte und
weltfrommen sind natrliche menschen, und gott
hat keine ergere feinde, als eben diese Val. Weigel γνῶθι σεαυτόν (1615) 110.
2) im modernen sprachgebrauch charakterisiert
weltfromm die lebensbejahende haltung der
weltfrömmigkeit
[Bd. 28, Sp. 1575]
(s. dort unter 2): an die lebenden aber richtet
sich das wort des weltfrommen dichters
(Göthes, lehrjahre 8, 8):
schreitet, schreitet ins leben zurück!
nehmt den heiligen ernst mit hinaus;
denn der ernst der heilige,
macht allein das leben zur ewigkeit
Spranger weltfrömmigkeit (1911) 40;
(der theologieprofessor Kumpf in Halle war) vielmehr weltfromm, zu gesundem genusz erbötig,
ein bejaher der kultur Th. Mann Faustus (1948)
154; substantiviert: hier gibt es keinen kampf
zwischen staat und kirche wie in der gotik, und
deshalb bricht er innerhalb der nation aus zwischen dem weltfrommen und dem asketen O.
Spengler abendl. (1922) 2, 311. vereinzelt mit
dem beisinn duldsamer verträglichkeit, allseitiger
toleranz: die milch weltfrommer sinnesart (der
Deutschen) hat er (Napoleon) in gärend drachenblut verwandelt Th. Mann Lotte (1946) 214.

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