Joanna Szczęk: Auf der Suche nach der phraseologischen

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Konstrukte betrachtet werden, in denen „Abweichungen“ von einer so begriffenen Norm
normal sind. Die rein sprachliche und im traditionellen Sinn rein linguistische Analyse
solcher Texte reicht dazu nicht aus.
Das letzte Kapitel des rezensierten Buches eröffnet der Artikel von Andrzej S. Feret
Überaltet, zeitgemäß, zukunftsweisend? Zum Übersetzen im gegenwärtigen Fremdsprachenunterricht. Der Autor versucht hier die Rolle und die Vorteile des Übersetzens im
modernen Fremdspracheunterricht zu bestimmen.
Magdalena Jurewicz (Lachen in gedolmetschten Gesprächen) wollte in ihrem Beitrag
die gesichtsbedrohende Rolle des nicht intendierten Lachens in der Relation zwischen den
Interaktanten zeigen, wobei auch der Dolmetscher als einer der Interaktanten fungiert. Es
ist wichtig hinzuzufügen, dass es sich um offizielle Situationen handelt, in welchen solche
emotionalen Reaktionen der Gesprächspartner, die Höflichkeitsnorm überschreiten, wozu
das Lachen ohne Zweifel gehört, als gewisse Verletzung der sprachlichen Handlungsnorm
interpretiert werden. Es wird hier am Beispiel gezeigt, dass das Dolmetschen ein komplexer Prozess ist, in dem der kommunikative Erfolg der Interaktanten auch davon abhängt, wie sie ihre Rollen in diesem Spiel verstehen und realisieren.
Artur Dariusz Kubacki versucht in seinem Aufsatz Zum Beruf eines vereidigten Übersetzers in Polen den Status des Berufs eines vereidigten Übersetzers darzustellen. In dem
Artikel werden aus der Perspektive eines an der Problematik interessierten Lesers viele
wichtige Informationen, Daten und Hinweise angegeben.
Zygmunt Tęcza schließt die in diesem Kapitel veröffentlichten Beiträge und den
ganzen Band mit seinem sehr interessanten Text Errara translatoris est? Übesetzerfehlern
auf der Spur. Es werden hier Ergebnisse einer umfassenden Analyse der studentischen
Übersetzungsversuche und der dabei begangenen Fehler eingehend besprochen.
Das von Paweł Bąk, Małgorzata Sieradzka und Zdzisław Wawrzyniak herausgegebene Buch ist mit Nachdruck allen Lesern zu empfehlen, denen die Problematik der vor
allen Dingen germanistischen Übersetzungstheorie und -praxis nicht fremd ist. Das in
diesem Sammelband geschilderte, breite Panorama konkreter Standpunkte, Zugänge, Erfahrungen, Ansätze und Postulate ließ ein sehr inspirierendes Ganzes entstehen, das uns
allen, die diese auch editorisch mit Sorgfalt vorbereitete Veröffentlichung aufschlagen,
begeistern kann.
Iwona Bartoszewicz
Joanna Szczęk: Auf der Suche nach der phraseologischen Motiviertheit im
Deutschen (am lexikographischen Material). Dresden-Wrocław 2010.
Das Buch, das in der Reihe „Dissertationes Inaugurales Selectae“ erschienen ist, umfasst
die Dissertation, die am Institut für Germanistik der Universität Wrocław 2004 erfolgreich verteidigt wurde. Die Autorin nimmt sich vor, die Gesamtheit aller Probleme, die
mit der phraseologischen Motiviertheit zusammenhängen, darzustellen und das ermittelte lexikographische Material genau zu analysieren und zu systematisieren. Das Buch
besteht aus elf Kapiteln, die mit dem Literaturverzeichnis ergänzt wurden.
Germanica Wratislaviensia 134, 2011
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2011-10-25 09:38:15
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Den ersten Teil bildet eine eingehende theoretische Einführung in die Probleme der
modernen Phraseologie. Am Anfang werden die Kriterien besprochen, die es ermöglichen,
die festen Wortverbindungen von den freien zu unterscheiden. Die Autorin präsentiert auch
in einer übersichtlichen Tabelle die gültigen Definitionen der phraseologischen Einheiten.
Da die Phraseologie sehr heterogene Wortverbindungen umfasst, hat die Autorin auch
die phraseologischen Einheiten in Bezug auf ihre kennzeichnenden Merkmale beschrieben. Es wurden demnach die Typen der Phraseologismen und ihre Klassifikation dargestellt. Ein Kapitel wurde der mehrdimensionalen Problematik der Bedeutung der Phraseologismen gewidmet. Die Autorin weist auch auf die Notwendigkeit hin, die Sprache und
– was daraus folgt – die Phraseologismen in einen situativen Kontext einbetten zu müssen,
da die außersprachlichen Faktoren nicht aus der linguistischen Untersuchung wegzudenken seien. Es handelt sich natürlich um einen größeren, kulturellen Kontext. Es werden die
engen Beziehungen „zwischen den Menschen, der Sprache, der Kultur und der Wirklichkeit“ (S. 131) hervorgehoben. Es wird auch festgestellt, „dass sich enge Beziehungen
zwischen Sprache und Kultur ohne Zweifel nachweisen lassen und dass beide Größen
voneinander nicht zu trennen sind” (S. 132). Demnach erwägt die Autorin auch den Einfluss der Kultur auf die Phraseologie, der sich in der starken Verankerung der Bedeutung
der Phraseologismen in der jeweiligen Kultur manifestiert. J. Szczęk meint, dass die Phraseologismen „als eine Vermittlungsinstanz der Kultur betrachtet werden“ (S. 136) können
und sich als solche aus den unterschiedlichen Elementen der sprachlichen und außersprachlichen Realität der jeweiligen Sprachgemeinschaft ergeben. Zur Stützung dieser
These wurde der Vergleich der Referenz von Farbbezeichnungen im Deutschen und im
Polnischen herangezogen.
Im Folgenden behandelt die Autorin die Fragen der Phraseologisierung und Idiomatisierung sowie der Motiviertheit der phraseologischen Bedeutung, wobei sie auf die wichtige Position der Kultur als Grundlage für die Entstehung der Phraseologismen hinweist.
Hier nennt sie zwei Gruppen von Phraseologismen, diejenigen, die eine gemeinsame Quelle der Motiviertheit haben, z.B. Antike, Bibel usw. und diejenigen, deren Quelle der Motiviertheit kulturspezifisch, innerkulturell sei.
Im nächsten Kapitel finden wir einen umfangreichen Überblick über die Motivationsquellen deutscher Phraseologismen. Die Autorin gibt drei große Motivationsbereiche an,
nämlich interkulturelle und innerkulturelle Quellen sowie Entlehnungen, die sprachlicher
und außersprachlicher Natur sein können. Unter den interkulturellen Quellen finden wir
u.a. Internationalismen oder literarische Werke, die eine besondere Rolle im Hinblick auf
die Kultur mehrerer Sprachen ausgeübt hatten, wie die antike Literatur, die Bibel sowie die
neuzeitliche Weltliteratur. Die Autorin nennt auch viele außersprachliche Quellen, wie den
menschlichen Körper, Tier- und Pflanzenwelt, Farbbezeichnungen, Zahlen, Handwerk
u.v.m. Nicht unbeachtet bleiben auch die innerkulturellen Quellen, die oft nur im Rahmen
der jeweiligen Sprachgemeinschaft begreiflich sind und sich nicht übersetzen lassen. Die
theoretische Abhandlung schließt J. Szczęk mit dem Kapitel ab, in dem die Entlehnungen
besprochen werden.
Im folgenden Teil der Publikation finden wir eine ausführliche Analyse der Motivationsquellen der deutschen Phraseologismen. Die Autorin hat sich auch vorgenommen den
Einfluss der Motiviertheit auf den Phraseologisierungsprozess darzulegen. Dem analytischen Teil gehen die kurze theoretische Einführung sowie die Liste der NachschlageGermanica Wratislaviensia 134, 2011
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werke voran. J. Szczęk unterscheidet in ihrer Arbeit zwei Typen der phraseologischen
Motivation: „1. Motivation, deren Quelle nachweisbar ist: Literatur, Geschichte, Tierwelt
u.a.; 2. Motivation, die sich aus dem Komponentenbestand der Phraseologismen ergibt“
(S. 266). Die Autorin schildert folglich dreiundsechzig festgestellte „Inspirationsbereiche“,
die alphabetisch geordnet werden. Aus der Erörterung ist ersichtlich, dass sich die Quellen
voneinander quantitativ unterscheiden. Zu den besonders produktiven Bereichen gehören
u.a. Antike Kultur, Bibel, Essen und Trinken, Farbbezeichnungen, Körperteile, Literatur,
Kampf und Tierwelt. Nach der Untersuchung der Motivationsquellen systematisiert
J. Szczęk eingehend die Ergebnisse der Analyse. Hingewiesen wird auf den Einfluss der
außersprachlichen Wirklichkeit, des Menschen sowie der Gesellschaft auf den Verlauf der
Phraseologisierung. Die Autorin stellt auch die Typen der phraseologischen Motiviertheit
dar. Die Schlussfolgerungen werden durch Bemerkungen ergänzt, die Verbreitungs- und
Bekanntheitsgrad, Form, stilistische Aspekte und Funktionen der phraseologischen Einheiten betreffen. Das Buch ist ohne Zweifel ein gelungener Beitrag zur sprachwissenschaftlichen Untersuchung der Motivationsquellen im Bereich der deutschen Phraseologie. Die eingehende Analyse von 6190 Phraseologismen ermöglicht der Autorin ein breites
Spektrum von „Inspirationen“ festzustellen sowie ihren Einfluss auf den Phraseologisierungsprozess darzulegen. Die Publikation, der ein umfangreiches empirisches Material
zugrunde liegt, füllt eine Lücke in den bisherigen Forschungen über die Aspekte der Motiviertheit. Es fehlte nämlich eine komplexe Untersuchung, die den Gesamtbereich der
Phraseologie umfassen würde. Außerdem können die Resultate der Untersuchung als eine
Inspirationsquelle für weitere Forschungsarbeit betrachtet werden, z.B. für den konfrontativen/kontrastiven Sprachvergleich. Der umfangreiche und gut durchdachte theoretische
Teil des Buches sowie das reichhaltige Literaturverzeichnis lassen das Buch auch zu didaktischen Zwecken verwenden. Alles in allem wurde mit dem Beitrag ein Stück guter
linguistischer Arbeit geleistet.
Anna Gondek
Marlene Hastenplug: Langenscheidt Praktisches Lehrbuch Dänisch. Der
Standardkurs für Selbstlerner. Berlin 2010.
Ein Sprachkurs für Selbstlerner ist immer eine Herausforderung sowohl für die Autoren
als auch für die Lerner, besonders, wenn es sich um ein Lehrbuch für Anfänger handelt und
die Grundkenntnisse ohne Lehrer erworben werden sollen. Den Charakter und das Konzept in der Neubearbeitung von Langenscheidt Praktisches Lehrbuch Dänisch verrät das
Navigationssystem, das übrigens teilweise die Rolle des Lehrers übernimmt und leicht zu
beherrschen ist. Es informiert über die Lerninhalte in jedem Kapitel, leitet den Benutzer
über die Lernphasen und steuert den Lernprozess. Ein weiteres viel sagendes Indiz, das das
Vorhaben der Autorin entschleiert, sind die muttersprachlichen Fassungen der Titelseiten
aller Kapitel sowie der Teil mit den Übersetzungen von Dialogen und Lösungen aller Aufgaben sowohl dieser in den Übungsteilen in jedem Kapitel als auch dieser aus den drei
Kontrolltests. Dem Benutzer steht zusätzlich eine Liste der grammatischen Fachausdrücke
Germanica Wratislaviensia 134, 2011
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