Bernhard Geiger, 2004 MODULATION Unterrichtsskript aus dem TKHF-Unterricht 2003 Was ist Modulation? Was ist Modulation? • Modulation ist die Veränderung eines Signalparameters (Amplitude, Frequenz, Phasenwinkel) eines Trägersignals in Abhängigkeit eines modulierenden Signals. • Das informationslose Trägersignal kann ein kontinuierlicher Sinusträger oder ein Pulsträger (periodische Impulsfolge) sein. • Das informationsbehaftete, modulierende Signal (Basisband-Signal) kann als analoges oder digitales Signal vorliegen. • Das Ausgangssignal heißt "moduliertes Signal". © Bernhard Geiger, 2004 2 Modulationsverfahren Modulationsverfahren (Übersicht) • Sinusträger o Analogsignal als modulierendes Signal Amplitudenmodulation (AM); Rundfunk im LW-, MW-, und KWBereich Zweiseitenband-AM (double-sideband-AM, DSB-AM, ZSB-AM); ohne Träger; UKW-Stereo-Mulitplexsignal, Übertragung des (L-R)Signals, Farbsignal in der Analog-Fernsehtechnik Restseitenband-AM (vestigal sideband-AM, RSB-AM, VSB-AM); Bildsignal bzw. Helligkeitssignal in der Analog-Fernsehtechnik Frequenzmodulation (FM) Phasenmodulation (PM); UKW-Rundfunk, Richtfunk o Digitalsignal als modulierendes Signal Amplitudenumtastung (ASK); Wechselstromtelegrafie Frequenzumtastung (FSK); Wechselstromtelegrafie, Modem bei geringer Übertragungsrate • Phasenumtastung (PSK); Satellitenfunk, digitaler Rundfunk Pulsamplitudenmodulation (PAM); Zeitmultiplexverfahren als Vorstufe Pulsträger zur PCM Pulsdauermodulation (PDM); Schaltverstärker mit hohem Wirkungsgrad Pulsfrequenzmodulation (PFM) Pulsphasenmodulation (PPM); breitbandige LWL-Übertragung Pulscodemodulation (PCM); digitale Fernsprechtechnik, Zeitmultiplexverfahren nach Digitalisierung Deltamodulation (DM); Modulationsverfahren mit Bezug auf die Vorgeschichte des modulierenden Signals. Es werden nur Signaländerungen (Delta) übertragen (Signalinkrement, Signaldekrement). Vorteil: geringe Bandbreite. Nachteil: geringe Störsicherheit, hohe Störanfälligkeit. © Bernhard Geiger, 2004 3 Gründe für Modulation Technische Gründe für die Modulation vor der Signalübertragung • Veränderung der spektralen Zusammensetzung eines Signals zur Anpassung an die Eigenschaften des Übertragungskanals bzw. zur Verbesserung des Störabstandes. • Versetzung des Spektrums eines Signals mit Informationsgehalt in einen für die Übertragung günstigeren Frequenzbereich (die geometrischen Abmessungen einer Antenne stehen im direkten Zusammenhang zur Wellenlänge und somit zur Frequenz des abzustrahlenden Signals). Die Ausbreitungseigenschaften eines Signals werden durch die Signalfrequenz bestimmt. • Mehrfachausnutzung von Übertragungskanälen zur optimalen Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Bandbreite. • Austausch der Kenngrößen Bandbreite, Signal-Rausch-Abstand und Übertragungszeit entsprechend dem Nachrichtenquader (Volumen entspricht der Gesamtinformation). © Bernhard Geiger, 2004 4 Kanalkapazität Kanalkapazität In diesem Abschnitt werden wir einige Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung anschneiden müssen, um den Begriff der Kanalkapazität erklären zu können: V Nachrichtenvorrat (Anzahl der nach Vereinbarung zwischen Sender und Empfänger übertragenen Zeichen, z.B. 128 ASCII-Zeichen. G Entscheidungsgehalt (Anzahl der Ja-Nein-Entscheidungen zur Auswahl eines Zeichens) G = log 2 (V) = ld(V) pi Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Zeichens mit dem Index i V ∑p =1 i i =1 H Informationsgehalt (dieser berücksichtigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Zeichens) H= V ∑p i i =1 1 ⋅ ld pi Bei gleichwahrscheinlichen Zeichen gilt: H= V ∑p i =1 R i 1 ⋅ ld pi ; p i = V → H = ld(V) absolute Redundanz (übertragene Nachrichten ohne Beitrag zur Information) R =G−H r relative Redundanz r= R G Tm...mittlere Übertragungszeit eines Zeichens F...Informationsfluss F= H Tm © Bernhard Geiger, 2004 5 Kanalkapazität C Kanalkapazität (maximal möglicher Informationsfluss, der über einen vorgegebenen Kanal fehlerfrei übertragen werden kann) H C = Fmax = Tm max Unter Verwendung der physikalischen Größen B Bandbreite PS Leistung des Nutzsignals PN Leistung des Störsignals lässt sich die Kanalkapazität nach SHANNON wie folgt anschreiben: P C = B ⋅ ld1 + S PN Kanalkapazität nach SHANNON SNR Rauschabstand (signal to noise-ratio) P lg1 + S PN P SNR = 10 ⋅ lg S → C = B ⋅ lg(2) PN • für PS >> PN 1+ • PS P B ≈ S → C ≈ ⋅ SNR PN PN 3 für PS = PN 1+ • PS =2→C=B PN für PS < PN 1+ PS P < 2 → ld1 + S < 1 → C < B PN PN © Bernhard Geiger, 2004 6 Kanalkapazität Bei stark gestörten Übertragungskanälen ist eine Übertragung durch Wiederholung und Mehrheitsentscheidung möglich. Periodische Signale haben keine Information; mit Hilfe von Korrelation können in einem scheinbar regellosen Signal periodische Anteile "ausgefiltert" werden. Informationsbehaftete Signale sind nicht periodische. Die Mehrfachwiederholung entspricht also der Periodisierung eines nichtperiodischen Teilsignals. • für PS << PN 1+ PS P ≈ 1 → ld1 + S ≈ 0 → C ≈ 0 PN PN Die Kanalkapazität von SHANNON gibt den theoretischen Grenzwert der übertragbaren Information an, der jedoch nur bei optimaler Kodierung (Redundanz des Quellencodes geht gegen 0) erreicht werden kann. Der Kodierungsaufwand geht gegen unendlich. Die Mehrfachübertragung im stark gestörten Kanal entspricht einer Erhöhung des Aufwandes für den Kanalcode. © Bernhard Geiger, 2004 7 Amplitudenmodulation Amplitudenmodulation Schwingungsmodulation mit Analogsignal uT (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + Φ 0 ) Träger: U 0 ...Amplitude Ω 0 ...Kreisfrequenz Φ 0 ...Nullphasenwinkel modulierendes Signal: s (t ) Von diesem Signal existiert eine im Allgemeinen bandbreitenbegrenzte Spektraldichte der Amplituden (Amplitudenspektrum): Amplitudenspektrum des Informationssignals Das Signal s (t ) soll die Amplitude des Trägers beeinflussen, wobei diese weder 0 (Träger verschwindet) noch negativ werden soll (Träger erleidet Phasensprung um π ). Dem Informationsbehafteten Signal s (t ) wird daher ein Gleichsignal überlagert, sodass das Gesamtsignal stets größer als 0 ist. ~ s (t ) = 1 + as (t ) a s (t ) max < 1 ~ − 1 < as (t ) < 1 ⇒ 0 < s (t ) < 2 moduliertes Trägersignal: Zeitsignal u M (t ) = U 0 (1 + as (t ) ) cos(Ω 0 t + Φ 0 ) u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + Φ 0 ) + U 0 as (t ) cos(Ω 0 t + Φ 0 ) Der Nullphasenwinkel hat nur Einfluss auf die Lage des Koordinatensystems. Er wird daher zur Vereinfachung 0 gesetzt. © Bernhard Geiger, 2004 8 Amplitudenmodulation Berechung des Amplitudenspektrums des modulierten Trägersignals S (ω ) ist eine additive Überlagerung von unendlich vielen (sehr kleinen) Spektrallinien; wir berechnen für die repräsentative Spektrallinie: Amplitudenspektrum vor Modulation s (t ) = Sˆ1 cos(ω1t + ϕ1 ) ~ s (t ) = 1 + aSˆ1 cos(ω1t + ϕ1 ) aSˆ1 = a s (t ) max = m m ...Modulationsgrad 0 < m <1 u M (t ) = U 0 (1 + m cos(ω1t + ϕ 1 ) ) cos(Ω 0 t ) u M (t ) = U 0 (cos(Ω 0 t ) + m cos(Ω 0 t ) cos(ω1t + ϕ 1 ) ) Hinweis: cos(α ) cos( β ) = ( ) ( 1 jα 1 jβ e + e − jα e + e − jβ 2 2 ) ( = 1 j (α + β ) e + e − j (α + β ) + e j (α − β ) + e − j (α − β ) 4 = 1 (cos(α + β ) + cos(α − β ) ) 2 ) m m u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 t ) + cos(Ω 0 t + ω1t + ϕ1 ) + cos(Ω 0 t − ω1t − ϕ1 ) 2 2 © Bernhard Geiger, 2004 9 Amplitudenmodulation = U 0 2π (δ (ω − Ω 0 ) + δ (ω + Ω 0 )) U M (ω ) 1 2 + U 0 2π m (δ (ω − Ω 0 − ω1 ) + δ (ω + Ω 0 + ω1 )) 1 2 2 + U 0 2π m (δ (ω − Ω 0 + ω1 ) + δ (ω + Ω 0 − ω1 )) 1 2 2 Amplitudenspektrum nach Modulation Ermittlung des Modulationsgrads aus der Darstellung im Zeitbereich (Oszilloskop) 0 < m <1 u M (t ) = U 0 (1 + a1 sˆ1 cos(ω1t + ϕ1 )) cos(Ω 0 t ) u M (t ) = U 0 (1 + m cos(ω1t + ϕ1 )) cos(Ω 0 t ) für Ω 0 >> ω1 gilt: [u M (t )]max = U max = U 0 (1 + m ) da cos(ω1t + ϕ1 ) ein Maximum hat. [u M (t )]min = U min = U 0 (1 − m ) da cos(ω1t + ϕ1 ) ein Minimum hat. U max U 0 (1 + m ) U − U min = ⇒ m = max U min U 0 (1 − m ) U max + U min © Bernhard Geiger, 2004 10 Amplitudenmodulation Hüllkurve TT = TS = 2π Ω0 2π ω1 TT ...Periodendauer des Trägers TS ...Periodendauer des modulierenden Signals Die Einhüllende ist im Amplitudenspektrum des modulierten Signals u M (t ) nicht enthalten und daher auch mit einem Filter (lineares, zeitinvariantes System) nicht zurückzugewinnen. Sie beinhaltet das Informationssignal. Dieses ist durch Demodulation zurückzugewinnen. Eine weitere Frequenzumsetzung mit genau der gleichen Trägerfrequenz bildet wiederum Summen- und Differenzfrequenzen, wodurch bei Differenzbildung der Träger entfällt und somit das modulierte Signal in das Basisband zurückkehrt. Das ist jedoch störungsbehaftet zufolge der Auswirkungen der Nichtidealitäten des Modulators und des Demodulators. Um diese Probleme zu umgehen wird das modulierte Signal durch Zuführung einer weiteren Trägerfrequenz in eine vereinbarte Zwischenfrequenzlage umgesetzt (z.B. 460 kHz bei AM(MW, LW)-Rundfunk. In dieser Zwischenfrequenzlage kann das Informationssignal durch Hüllkurvendemodulation zurückgewonnen werden. Der Demodulator besteht aus einem Einweggleichrichter und einem Tiefpass, wobei folgende Bedingungen einzuhalten sind: Der Minimalwert des gleichgerichteten Signals (Einweggleichrichtung) muss deutlich größer sein als die Durchlassspannung der Diode (z.B. Germanium-Spitzendiode). Die Zeitkonstante des Tiefpasses ist so zu dimensionieren, dass das Ausgangssignal den Spitzenwerten des einweggleichgerichteten, modulierten Signals möglichst ideal folgt. © Bernhard Geiger, 2004 11 Amplitudenmodulation Zeitkonstante zu klein Zeitkonstante zu groß Zeitkonstante korrekt Die Zeitkonstante des Integrators muss in einem zweckmäßigen Verhältnis zur Periodendauer des in die Zwischenfrequenzlage (konstant) umgesetzten Modulationssignals sein. Durch Amplitudenmodulation wird die komplexe Spektralfunktion des Informationssignals nicht verändert, sondern nur auf der Frequenzachse verschoben (Verschiebungssatz der FOURIER-Transformation). s (t ) ⇔ S (ω ) s (t )e jΩ0t ⇔ S (ω − Ω 0 ) Negative Frequenzen im Basisband bilden das untere Seitenband des modulierten Signals. Die Bandbreite des modulierten Signals entspricht der doppelten Bandbreite des Informationssignals im Basisband. Beispiel: NF- MW-Rundfunk: Trägerfrequenzraster 9 kHz, Signalbandbreite 4 kHz und © Bernhard Geiger, 2004 HF-Signal sind bandbreitenbegrenzt. 12 Winkelmodulation Winkelmodulation Frequenzmodulation und Phasenmodulation Träger: uT (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + Φ 0 ) = U 0 cos(Φ (t ) ) Phasenmodulation: ~ s (t ) = 1 + as (t ) u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + Φ 0 (1 + as (t ) )) u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + Φ 0 as (t ) + Φ 0 ) Wieder können wir den Nullphasenwinkel Φ 0 Null setzen, da er keinen Einfluss auf die Modulation hat. as (t ) max = m mΦ 0 = Φ 0 as (t ) max = ∆Φ Frequenzmodulation: ∆Φ ...Phasenhub ~ s (t ) = 1 + as (t ) u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 (1 + as (t ) )t + Φ 0 ) u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + Ω 0 as (t )t ) as (t ) max = m mΩ 0 = Φ 0 as (t ) max = ∆Ω © Bernhard Geiger, 2004 ∆Ω ... Frequenzhub 13 Winkelmodulation Zusammenhang zwischen Phasen und Frequenzmodulation Dieser äußert sich aus dem Zusammenhang zwischen Phasenwinkel und Frequenz. Eine konstante Frequenz bedeutet einen immer größer werdenden Winkel zum Nullphasenwinkel. Eine Phasenänderung hingegen kann als Frequenz angesehen werden: dΦ (t ) Ω(t ) = ⇔ Φ (t ) = ∫ Ω(~ t )d ~ t = ∫ Ω( ~ t )d~ t + ∫ Ω(~ t )d~ t = Φ 0 + ∫ Ω( ~ t )d ~ t dt −∞ −∞ 0 0 t 0 t t Phasenmodulation: ∆Φ = Φ 0 as (t ) max Φ(t ) = Ω 0 t + Φ 0 as (t ) Ω(t ) = dΦ (t ) ds (t ) = Ω0 + Φ 0a dt dt ∆Ω = Φ 0 a ds (t ) dt max Eine Phasenmodulation mit s (t ) entspricht einer Frequenzmodulation mit ds (t ) . dt Φ(t ) ...Momentanphasenwinkel Ω(t ) ...Momentanfrequenz Frequenzmodulation: ∆Ω = Ω 0 as (t ) max Ω(t ) = Ω 0 + Ω 0 as (t ) t t 0 0 Φ(t ) = ∫ Ω(~ t )d~ t = Ω 0 t + Ω 0 a ∫ s(~ t )d~ t t ~ ~ ∆Φ = Ω 0 a ∫ s ( t )d t 0 max t Eine Frequenzmodulation mit s (t ) entspricht einer Phasenmodulation mit ~ ~ ∫ s( t )d t . 0 Φ(t ) ...Momentanphasenwinkel Ω(t ) ...Momentanfrequenz Besteht das Informationssignal aus einer einzigen Sinusschwingung, sind Frequenz- und Phasenmodulation qualitativ nicht unterscheidbar. Ein Unterschied ergibt sich erst, wenn das Informationssignal aus einer Summe von harmonischen Signalen unterschiedlicher Frequenz besteht (FOURIER-Reihe) bzw. ein nichtperiodisches Zeitsignal ist (kontinuierliche FOURIER-Transformierte). © Bernhard Geiger, 2004 14 Winkelmodulation Bei der Frequenzmodulation ist der Frequenzhub konstant (frequenzunabhängig), der Phasenhub fällt mit t ∫ sˆ 1 1 ω zufolge der Integration des Informationssignals: 1 cos(ω1 ~ t + ϕ 1 )d~ t = sˆ1 sin(ω1 ~ t + ϕ1 ) ω1 0 t 0 = sˆ1 1 ω1 sin(ω1t + ϕ1 ) − sˆ1 1 ω1 sin(ϕ 1 ) Bei der Phasenmodulation ist der Phasenhub konstant (frequenzunabhängig), der Frequenzhub steigt mit ω zufolge der Differentiation des Informationssignals: d [sˆ1 cos(ω1~t + ϕ1 )] = − sˆ1ω1 sin(ω1~t + ϕ1 ) dt Man kann mit einer Phasenmodulationsschaltung Frequenzmodulation erzeugen, wenn man das Eingangssignal Modulationssignale des Modulators verwendet. zunächst Umgekehrt integriert kann und diese man Signale mit als einer Frequenzmodulationsschaltung Phasenmodulation erzeugen, indem man das modulierende Signal zunächst differenziert. Stichwort: Preemphasis Deemphasis Eine derartige Veränderung des Informationssignals ist vor allem dann sinnvoll, wenn die spektralen Eigenschaften desselben an den Übertragungskanal angepasst werden sollen. Audiosignale zum Beispiel weisen bei hohen Frequenzen (15 - 20 kHz) niedrige Amplituden auf - um eine fehlerfreie bzw. fehlerarme Übertragung zu gewährleisten werden nun diese Spektralanteile durch Differentiation verstärkt. Dadurch wiederum erhöht sich der Störabstand zum Umgebungsrauschen im Übertragungskanal. Um das Originalsignal wiederherzustellen, muss das empfangene Signal integriert werden. Dadurch werden einerseits die Amplituden der hochfrequenten Spektralanteile auf ihre ursprüngliche Spannung abgesenkt, andererseits werden die Störsignale in diesem Frequenzbereich gedämpft. Preemphasis wirkt also auf zweifache Weise, um die Störsicherheit der Übertragung zu erhöhen; jedoch muss je nach Amplitudenspektrum des modulierenden Signals die geeignete Vorveränderung gewählt werden (Integration oder Differentiation). © Bernhard Geiger, 2004 15 Winkelmodulation Amplitudenspektrum eines harmonischen Trägersignals nach Frequenzmodulation mit einem harmonischen "Informationssignal" (Ein harmonisches Signal ist zu 100 % vorhersehbar und beinhaltet daher keine Information; das harmonische "Informationssignal" repräsentiert den höchstfrequenten Anteil des tatsächlichen Informationssignals.) ~ s(t ) = sˆ1 cos(ω1 t + ϕ1 ) Ω(t ) = dΦ = Ω 0 (1 + as (t ) ) = Ω 0 (1 + asˆ1 cos(ω 1t + ϕ 1 ) ) dt t ~ ~ Ω(t ) = Ω 0 (1 + m cos(ω1t + ϕ1 ) ) ⇒ Φ (t ) = Ω 0 ∫ (1 + m cos(ω1 t + ϕ1 ) )d t 0 1 ~ Φ(t ) = Ω 0 t + m sin(ω1 t + ϕ1 ) ω1 t 0 1 1 ~ Φ(t ) = Ω 0 t + m sin(ω1 t + ϕ1 ) − m sin(ϕ1 ) ω1 ω1 Wieder wird der Nullphasenwinkel 0 gesetzt: Φ (t ) = Ω 0 t + Ω 0 Ω 0 m = ∆Ω m ω1 ∆Ω ω1 ~ sin(ω1 t + ϕ 1 ) =η η ...Modulationsindex Φ(t ) = Ω 0 t + η sin(ω1 ~ t + ϕ1 ) u M (t ) = U 0 cos(Φ (t )) u M (t ) = U 0 cos(Ω 0 t + η sin(ω1 ~ t + ϕ1 )) moduliertes Signal im Zeitbereich u M (t ) = U 0 ∞ ∑ℑ n = −∞ n (η ) cos((Ω 0 + nω1 )t + nϕ 1 ) moduliertes Signal FOURIER-Reihe ℑ n (η ) ... BESSEL-Funktionen 1.Art, n-ter Ordnung in Abhängigkeit des Modulationsindexes η . © Bernhard Geiger, 2004 16 Winkelmodulation Das Amplitudenspektrum eines frequenzmodulierten Signals ist im Gegensatz zu einem AMSignal nicht bandbreitenbegrenzt. Es lässt sich zeigen (durch Auswertung der Funktionswerte der BESSEL-Funktionen), dass sich 99% der Gesamtleistung innerhalb eines Frequenzintervalls, das vom Modulationsindex η abhängt, auf die darin befindlichen Spektrallinien aufteilt. Dieses Intervall ist wie folgt definiert: ∆Ω ∆Ω Ω 0 − ω 1 + 1 < ω < Ω 0 + ω 1 + 1 ω1 ω1 Ω 0 − ω 1 (η + 1) < ω < Ω 0 + ω 1 (η + 1) Frequenzintervall, in dem 99% der Gesamtleistung auftreten (symmetrisch zur Trägerfrequenz) Bandbreite des FM-Signals (CARSON-Bandbreite) B HF = 2ω 1 (η + 1) = 2 B NF (η + 1) ω1 ... höchstfrequenter Signalanteil im Informationssignal entsprechend der Bandbreite im Basisband ( B NF ) Vergleich: Bandbreite eines AM-Signals: BHF = 2 B NF Eigenschaften der BESSEL-Funktionen In(5) 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 -0,1 0 n 2 4 6 8 10 12 -0,2 -0,3 -0,4 Funktionswerte der BESSEL-Funktion 1. Art (für η = 5 ) © Bernhard Geiger, 2004 17 Winkelmodulation • Die Funktionswerte liegen im Intervall − 1 ≤ ℑ n (η ) ≤ 1 . • Es gilt ℑ − n (η ) = (− 1n )ℑ n (η ) . • Die Funktionswerte bei festgehaltenem Argument η in Abhängigkeit der Ordnung n nehmen im Bereich 0 ≤ n ≤ η + 1 Minimal- und Maximalstellen an. Im Bereich n > η + 1 treten keine Extremwerte auf. Die Funktionswerte streben nach 0. • Die BESSEL-Funktionen 1. Art weisen an bestimmten Werten von η Nullstellen auf, d.h. bei geeigneter Wahl von η können einzelne Spektrallinien die Amplitude 0 aufweisen. Insbesondere verschwindet an der Nullstelle der Funktion ℑ 0 (η ) das Trägersignal. Leistungsbilanz Frequenzmodulation: Die Amplitude eines frequenzmodulierten Signals ist konstant und gleich der Amplitude des unmodulierten Trägers. Der Modulationsindex η bestimmt die Aufteilung der Gesamtleistung auf das Frequenzintervall in der Umgebung des Trägers. Die Gesamtleistung ist konstant und proportional dem Quadrat der Amplitude des Trägers. Amplitudenmodulation: Die Gesamtleistung des Signals setzt sich zusammen aus der Leistung des Trägers und der Leistung der Seitenbänder: U SB = U T m 2 Pges = PT + 2 PSB = kU T + 2kU T 2 2 m2 m2 m2 2 = PT 1 + = kU T 1 + 4 2 2 PT ...Leistung des Trägersignals Pges ...Gesamtleistung des AM-Signals k...Proportionalitätsfaktor zur Leistung und Quadrat der Spannung m...Modulationsindex U T ...Trägeramplitude U SB ...mittlere Amplitude des Seitenbandes Fazit: Der überwiegende Anteil der Gesamtleistung eines amplitudenmodulierten Signals liegt im informationslosen Träger. Ein amplitudenmoduliertes Signal ist daher wesentlich empfindlicher gegenüber Störungen als ein frequenzmoduliertes Signal. © Bernhard Geiger, 2004 18 Frequenzumsetzung - Mischung - Selektion Frequenzumsetzung - Mischung - Selektion Modulation Umsetzung eines Informationssignals im Basisband in eine höhere Frequenzlage. AM: Verschiebung des Spektrums des Informationssignals ohne Veränderung der spektralen Zusammensetzung. FM: Verschiebung mit Veränderung. Demodulation Rückgewinnung des Informationssignals aus dem modulierten Signal. Da praktisch nur Frequenzmultiplexsignale auftreten, ist vor der Demodulation eine Selektion (Ausfilterung) des modulierten Signals (bestehend aus mindestens einem Seitenband) aus dem Frequenzmultiplexsignal erforderlich. Mischung Umsetzung eines bereits modulierten Signals beliebiger Modulationsart in eine andere Frequenzlage (Frequenzumsetzung). Dazu wird dem vorhandenen modulierten Signal (bestehend z.B. aus Träger und zwei Seitenbändern) ein weiteres Trägersignal zugesetzt (Multiplikation). Dadurch entstehen zwei neue Trägerfrequenzen mit jeweils zwei Seitenbändern des Informationssignals, die der Summe und der Differenz der Frequenzen des ursprünglichen und des neu zugesetzten Trägers entsprechen. Eines der beiden neu entstandenen Modulationssignale liegt in der gewünschten Frequenzlage, das andere entsteht zwangsläufig und wird meist durch ein entsprechendes Filter unterdrückt (Spiegelfrequenz). Selektion ist die Auswahl eines Signals bestehend aus Träger und Seitenbändern aus dem Frequenzmultiplexsignal. Dazu ist ein meist schmalbandiger (geringe absolute Bandbreite) Bandpass erforderlich. Um eine bestimmte Frequenzlage auszufiltern bieten sich zwei Varianten: • Bandpass mit variabler (durchstimmbarer) Mittenfrequenz. Dieser ist jedoch bei niedriger absoluter Bandbreite und gegebener Flankensteilheit kaum realisierbar (bei konstant gehaltener absoluter Bandbreite und vorgegebener Flankensteilheit nimmt der Aufwand (Anforderungen an die Qualität und Toleranz der Bauelemente) mit steigender Mittenfrequenz zu (relative Bandbreite, und somit die Güte, nimmt zu)). © Bernhard Geiger, 2004 19 Frequenzumsetzung - Mischung - Selektion • Es wird ein Bandpass mit erforderlicher Bandbreite und Flankensteilheit verwendet, dessen Mittenfrequenz einer zweckmäßig gewählten, konstanten Zwischenfrequenz entspricht. Für diesen Bandpass kann die erforderliche Qualität mit entsprechendem Aufwand erreicht werden. Durch Frequenzumsetzung wird das auszuwählende Signal in den Durchlassbereich dieses Bandpasses, d.h. in die Zwischenfrequenzlage, umgesetzt. In dieser Zwischenfrequenzlage erfolgt die Demodulation. Die Frequenzumsetzung in die Zwischenfrequenzlage (Bildung der Differenzfrequenz, wenn die Zwischenfrequenz kleiner ist als die Signalfrequenz) ist mit zwei unterschiedlichen Werten der Umsetzungsfrequenz möglich. Eine bestimmte Umsetzungsfrequenz bewirkt allerdings, dass zwei Signalfrequenzen aus dem Frequenzmultiplexsignal in die Zwischenfrequenzlage umgesetzt werden. Die unerwünschte Signalfrequenz wird als Spiegelfrequenz bezeichnet und ist vor der Frequenzumsetzung durch ein Filter zu unterdrücken. Dieses Filter ist meist ein relativ breitbandiger Bandpass, der u.U. auch durchstimmbar ausgeführt ist (Vorkreis). Die Selektion durch Frequenzumsetzung wird "Überlagerungsverfahren" genannt (hat aber nicht mit dem Überlagerungssatz von HELMHOLTZ zu tun. Der Überlagerungssatz bezieht sich auf lineare, zeitinvariante Systeme (LTI-Systeme). Diese erzeugen keine Frequenzen im Ausgangssignal, die nicht im Eingangssignal vorhanden waren: Die Aufgabe eines Modulators bzw. eines Frequenzumsetzers ist es jedoch, Ausgangssignale in anderen Frequenzlagen zu erzeugen. Ein Modulator ist in jedem Fall nichtlinear, zum Teil auch invariant, z.B. FM, die mit einem Schwingkreis, dessen Kapazität durch das modulierende Signal verändert wird (Kapazitätsdiode)). Rundfunkempfänger, die nach dem Überlagerungsverfahren arbeiten, werden als Super-Het (oder kurz: Super) bezeichnet. Die Unterdrückung der Spiegelfrequenz ist umso aufwändiger, je größer die Signalfrequenz im Vergleich zur Zwischenfrequenz ist. Bei Abwärtsmischung (Signalfrequenz > Zwischenfrequenz - häufigster Fall) entspricht der Abstand zwischen erwünschter Signalfrequenz und unerwünschter Spiegelfrequenz dem doppelten Wert der Zwischenfrequenz. Bei hohen Signalfrequenzen im Vergleich zur Zwischenfrequenz wird die Frequenzumsetzung bei hochwertigen Empfängern in zwei Schritten durchgeführt (DoppelSuper-Het). © Bernhard Geiger, 2004 20 Frequenzumsetzung - Mischung - Selektion Baugruppen eines Doppel-Super-Het: • durchstimmbarer Bandpass zur Bereichsfilterung mit hoher Mittenfrequenz, aber auch relativ hoher Bandbreite • erste Frequenzumsetzung des ausgefilterten Bandes in eine niedrigere Frequenzlage (im ausgefilterten Band ist das erwünschte Signal aber auch benachbarte Signale erhalten). • erstes Zwischenfrequenzfilter mit einer Bandbreite, die der Signalbandbreite mehrerer Kanäle entspricht. Die erste Zwischenfrequenz liegt niedriger als die ursprüngliche Signalfrequenz, aber höher als die zweite Zwischenfrequenz, in der die Demodulation stattfindet. • Filter zur Spiegelfrequenzunterdrückung in der Frequenzlage der ersten Zwischenfrequenz (geringerer Aufwand als in der ursprünglichen Frequenzlage des erwünschten Signals). • zweite Frequenzumsetzung in die übliche Zwischenfrequenzlage (die auch bei Einfachumsetzung verwendet werden würde). Fazit: Die Spiegelfrequenzunterdrückung wird in einer niedrigeren Frequenzlage durchgeführt und ist daher mit niedrigerem Aufwand, bzw. besserer Qualität durchführbar. Beispiele zur Frequenzumsetzung Bei der Frequenzumsetzung durch Mischung (entspricht einer Signalmultiplikation) entstehen Signale deren Frequenzen der Summen- und der Differenzfrequenz der Eingangssignale des Mischers entsprechen. Da die Eingangssignale des Mischers gleichberechtigt sind, entspricht die Frequenz, die durch Differenzbildung entsteht, dem Betrag der Differenz, d.h. das zugeführte Oszillatorsignal kann größer oder kleiner sein als die Frequenz des Informationssignals. Das Ausgangssignal des Mischers wird dadurch nicht beeinflusst, solange das Spektrum des Informationssignals symmetrisch zum Träger ist. Bei Modulationsarten mit (Trägerfrequenztechnik, asymmetrischen Spektren, Amateurfunk) oder z.B. Einseitenbandmodulation Restseitenbandmodulation (Bildsignalübertragung), kommt es jedoch zu einem Übergang von Regellage zur Kehrlage. Die Vertauschung von oberem und unterem Seitenband entspricht diesem Übergang. Durch zweifache Frequenzumsetzung kann der Wechsel aufgehoben werden, ansonsten muss der Übergang vom Demodulator berücksichtigt werden. © Bernhard Geiger, 2004 21
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