Seltene Erkrankungen und Probleme Betroffene suchen Betroffene Suche des Monats Januar 2016: MCM / Makrozephalie-kapilläre Fehlbildung-Syndrom / MCAP / Megalenzephalie-Kapillarfehlbildung-Syndrom 1/2 Makrozephalie-kapilläre Fehlbildung-Syndrom (MCM) Jedes Kind ist ein Unikat Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich mir wünschte, mich mit anderen Eltern austauschen zu können. Über den Nutzen einer bestimmten Therapieform, zum Beispiel. Über die Suche nach einem Arzt oder einer Ärztin, die weiterforschen. Über die Schwierigkeiten, ein bestimmtes Hilfsmittel verschrieben zu bekommen, die Erfahrungen mit Krankenkassen, oder, oder, oder … Mein Sohn Ruben hat eine extrem seltene Erkrankung, mit der bisher weltweit offiziell nur rund 170 Patient/innen diagnostiziert worden sind. MCM ist ein zufällig entstehendes genetisch bedingtes Syndrom, welches durch übermäßiges Wachstum Fehlbildungen an Kopf und Körper verursacht, sowie Anomalien des Gehirns, der Haut, der Gliedmaßen, des Gefäßsystems. Alle Betroffenen haben einen sehr großen Kopf und niedrigen Muskeltonus. Dies führt zu unterschiedlichen Entwicklungsverzögerungen. Manche lernen irgendwann einmal laufen und sprechen, andere nicht wirklich. Öfter kommt es zu neurologischen Problemen wie Krämpfen oder neurochirurgischen Schädeleingriffen. Die Symptome sind in der Regel gleich nach der Geburt erkennbar. Ihr Schweregrad ist jedoch von Patient zu Patient außerordentlich verschieden. Während meiner Schwangerschaft wurde bei meinem Baby ein überdurchschnittlich großer Kopfumfang (Makrozephalie) festgestellt, hinzu kam eine übermäßige Ansammlung von Fruchtwasser. Heute weiß ich, dass dies typische Symptome bei MCM sind, die Ärzte vermuteten jedoch eine Schwangerschaftsdiabetes und so musste ich eine Diät einhalten. Leider änderte sich nichts. Schließlich riet man mir zu einem Kaiserschnitt um Komplikationen zu vermeiden. Als Ruben geboren wurde, war die Aufregung groß. Die Finger an einer Hand waren zusammengewachsen, ebenso wie jeweils zwei seiner Zehen; Der große Zeh und der zweite standen weit auseinander, Sandalenzehe heißt das offiziell (das haben viele Kinder mit Down Syndrom). Ein genetischer Defekt schien klar. Daraufhin wurden alle seine Organe untersucht. Tags drauf hatten wir ein Gespräch mit einem Genetiker, der mit unseren Fragen und Ängsten leider grenzwertig unsensibel umging. Er nahm Ruben Blut ab und nach zwei Wochen bekamen wir die Mitteilung, dass seine Chromosomen unauffällig sind. Man könne in einem halben Jahr weiterforschen, wenn man Rubens Entwicklungsstand bis dahin beobachtet hat, zum Beispiel ob er Menschen ansehen kann, oder seinen Kopf heben. Kontakt: c/o NAKOS Otto-Suhr-Allee 115 D-10585 Berlin Telefon +49 (0)30 / 31 01 89-60 Telefax +49 (0)30 / 31 01 89-70 [email protected] www.nakos.de Telefonische Sprechzeiten: Di, Mi, Fr 10-14 Uhr Do 14-17 Uhr Wenn Sie Kontakte zu Menschen suchen, mit denen Sie sich zu einem seltenen medizinischen oder psychosozialen Problem austauschen wollen, können Sie auch in der Datenbank BLAUE ADRESSEN nachschauen. Dort lassen sich bei der NAKOS all jene eintragen, die bundesweit Kontakt zu Gleichbetroffenen aufnehmen wollen. Hier geht es zur Datenbank http://www.nakos.de/adressen/blau NAKOS-Projekt „Isolation durchbrechen, Verbindungen schaffen, Bindungen festigen. Menschen mit seltenen Erkrankungen und Problemen zur Bildung von Selbsthilfegruppen und Austauschnetzen aktivieren und begleiten“ Gefördert durch die BARMER GEK Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen | www.nakos.de Otto-Suhr-Allee 115, D-10585 Berlin | Tel +49 (0)30 / 31 01 89-60 | Fax +49 (0)30 / 31 01 89-70 | [email protected] Seltene Erkrankungen und Probleme Betroffene suchen Betroffene Makrozephalie-kapilläre Fehlbildung-Syndrom (MCM) Anfangs schlief Ruben beim Trinken ständig ein und sein Muskeltonus war schwach. Die Kinderärztin überwies uns an ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ). Nach einigen Monaten bekamen wir Physiotherapie für Ruben verschrieben. Es dauerte noch ungefähr zehn Monate, bis eine neu hinzugeholte Genetikerin die Diagnose MCM bestätigen konnte. Weil MCM so selten ist, ist es auch nur wenig erforscht. Fest steht, dass ein bestimmtes Gen während der Zellteilung mutiert und sich mosaikartig ausbreitet. Die genauen Ursachen für die vielen unterschiedlichen Symptome sind nicht so klar. Bei jedem Kind sind unterschiedliche Körperpartien betroffen, jedes Kind ist sozusagen ein Unikat. Ruben musste während seiner zwei Lebensjahre schon fünf Operationen über sich ergehen lassen. Hinzu kommen zahlreiche Therapien, etwa, um seine Aufrichtung zu stabilisieren oder seine Sprachentwicklung anzuregen. Wir sind bei den unterschiedlichsten Ärzten und Therapeuten und alle machen in ihrem Bereich das Beste, aber da es gibt keine Experten für MCM gibt, muss man vieles erwägen und ausprobieren. Ruben ist ein süßer, aufgeweckter, interessierter, humorvoller, liebenswerter und charmanter kleiner Kerl. Ich möchte, dass er die bestmögliche Förderung erhält. Das bedeutet, dass ich ständig auf der Suche bin nach neuen Erkenntnissen, Therapieformen und Behandlungsmethoden. Im Internet habe ich tagelang recherchiert. In Deutschland habe ich bislang nur zwei andere betroffene Familien ausfindig machen können. Da die Kinder jedoch viel älter sind, gibt es nicht so viele Anknüpfungspunkte. Meine „Selbsthilfegruppe“ ist derzeit ein amerikanisches Eltern-Netzwerk. Durch die englischen Fachbegriffe kann ich den Diskussionen im Internet jedoch nur schwer folgen. Oder Therapien, die sie dort haben, sind hier unbekannt und umgekehrt. Vor einiger Zeit hat die SPZ-Ärztin Ruben „GuK-Karten“ verschrieben. Sie wurden entwickelt für Kinder, die nicht oder noch nicht sprechen, um durch den Einsatz von Gebärden die Verständigung zu erleichtern. Doch die Kasse wollte sie nicht zahlen. Sie verwiesen aufs Jugendamt, das wiederum verwies auf die Kasse. Gerne hätte ich andere Eltern gefragt: Habt ihr die Karten bekommen? Wie funktionierte das bei eurer Kasse? Auch wenn ich nur zu gerne andere Familien mit Kindern mit MCM kennenlernen möchte, so bin ich doch auch an einem Austausch mit Eltern von Kindern mit anderen Behinderungen interessiert. Denn uns alle verbindet ja das Bemühen, für sie das Beste erreichen zu wollen. Autor/in ist der NAKOS bekannt Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen | www.nakos.de Otto-Suhr-Allee 115, D-10585 Berlin | Tel +49 (0)30 / 31 01 89-60 | Fax +49 (0)30 / 31 01 89-70 | [email protected] 2/2
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