Besuch von Kardinal Müller an der Deutschen Schule Rom Am 24.02.2016 besuchte Kardinal Gerhard Ludwig Müller die Deutsche Schule Rom zu einer Begegnung mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe. Hierzu hatte die Schule den Kardinal eingeladen, um die Frage nach der Bedeutung des christlichen Bekenntnisses und des christlichen Glaubens mit seinen aktuellen Herausforderungen in Gesellschaft und Schule im Wandel unserer heutigen Zeit zu diskutieren. Das christliche Bekenntnis ist heute weitgehend ins Private aus der Öffentlichkeit verbannt, bekommt jedoch in der öffentlichen Diskussion, wie sie derzeit über die Frage nach dem Umgang mit Flüchtlingsströmen aus dem nahen Osten, die zu Hunderttausenden zu uns nach Europa kommen, eine neue Dimension. Christen sind aber auch weltweit die derzeit am meisten verfolgte Gruppe, so dass sich im Kontext des christlichen Bekenntnisses auch immer wieder die Frage nach der Bedeutung der Religionsfreiheit stellt, gerade in Ländern, in denen das Christentum eine Minderheit ist. Am Beginn des Besuches stand eine Führung des Kardinals durch den Kindergarten, die Grundschule und das Gymnasium der Deutschen Schule, bei der Müller einen Einblick in die erzieherische und pädagogische Arbeit in den drei Abteilungen erhielt und einzelne Klassen während des Unterrichts besuchte. Dabei wurde er in der Grundschule von den Kindern im Englischunterricht mit einem herzlichen „How are you?“ begrüßt. Im GymnasiAbbildung 1 Besuch im Unterricht um legte der Kardinal den Schülerinnen und Schülern nahe, sich in allen Fächern anzustrengen, nicht nur im Religionsunterricht. In seiner Begrüßungsansprache in der Aula Magna hieß Schulleiter Dr. Michael Szewczyk Kardinal Müller danach herzlich willkommen und verwieß auf den historischen Charakter des hohen Besuches, da in den etwa 150 Jahren Geschichte der Deutschen Schule Rom, Besuche hoher kirchlicher Würdenträger eher selten waren und das trotz der Nähe zum Vatikan. Umso größer sei die Freude darüber, dass der Deutsche Kardinal der Einladung an die Schule gefolgt sei. In seinen Ausführungen unterstrich Dr. Szewczyk, dass die derzeitigen Probleme in Europa im Kern keine primär ökonomischen Herausforderungen seien, sondern in unserer Fähigkeit oder Unfähigkeit begründet lägen, Werten des christlichen Bekenntnisses, Taten folgen zu lassen. „Den Flüchtlingsströmen, deren Ursachen und Folgen, sollten wir doch als Christen vom Grundsatz – und dies insbesondere im Jahr der Barmherzigkeit – auf einer humanitären, wertebezogenen Ebene adäquat begegnen können“ betonte Szewcyk. „Zäune und Mauern sind keine Lösungen – sie waren es nie dauerhaft“, fuhr Szewczyk fort. Mit einem Hinweis auf eine viel beachtete Rede von Papst Franziskus im Kongress der vereinigten Staaten, in der der Papst vor einem grob vereinfachten Reduktionismus warnte, der die Wirklichkeit in Gute und Böse einteilte, schloss Szewczyk seine Begrüßungsansprache: „Diesem Schwarz-Weiß-Zeichnen wollen wir u.a. durch eine Diskussion entgegentreten, da auch unser pädagogischer Weg nicht der des Hasses von Tyrannen und Mördern sein darf, sondern wir wollen unsere Schüler u.a. dazu befähigen, Hoffnung zu geben, Ungerechtigkeiten zu korrigieren, Verpflichtungen einzuhalten und dabei mitzuwirken, das Wohl der Einzelnen und der Gesellschaft zu fördern“. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion, die von Schülerinnen und Schülern des Abiturjahrgangs gemeinsam mit ihren Lehrern Tommaso Sala und Dr. Dietrich Bäumer vorbereitet wurden, ging es nach einer kurzen Einführung und Bildbetrachtung um Fragen des Glaubens. Die Diskussion führten die SchülerInnen Josefa Voigt, Carlotta Weigel, Philipp Karbaum und David Raspe mit dem Kardinal. Dabei ging es zunächst um die Frage der Abb. 2: Podiumsdiskussion in der Aula Magna der DS Rom Berufung zum Priesteramt, worauf Müller u.a. die Bedeutung seines Religions- und Lateinlehrers hervorhob, der ihn neben der familiären Prägung wesentlich in seiner Entscheidung, Priester zu werden, beeinflusst habe. Auf die Frage, wie es heute gelingen könnte, Glauben wieder attraktiver zu gestalten, so dass auch wieder mehr Menschen die Gottesdienste besuchten, verwies der Kardinal zunächst darauf, dass der Schwund der Kirchenbesucherzahlen in erster Linie ein Phänomen in Europa und den westlichen Ländern sei, während es in anderen Teilen der Welt, beispielsweise in Lateinamerika, ganz anders aussähe. Ziel, so Müller, könne daher nicht sein, Menschen einfach nur durch spezielle Angebote und Events in die Kirchen zu locken, dies sei letztlich unaufrichtig, sondern zur Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier müsse man sich immer wieder gegenseitig ermutigen, um den Glauben zu stärken und dazu auch manchmal die eigene Trägheit, die einen vielleicht hindere, überwinden. Glauben, so Müller, habe letztlich immer eine soziale Dimension, niemand kann für sich alleine glauben sondern habe auch immer eine soziale Verantwortung für die anderen. Auf die Frage, wie man mit Glaubenszweifeln umgehen könne, antwortete Müller, dass Glaubensschwierigkeiten etwas ganz normales seien, auch der Apostel Thomas habe sie schließlich gehabt. Man müsse den Glauben hinterfragen und sich dann nach und nach zu eigen machen, empfahl er den Schülern. "Es ist nicht so, als würde man das einmal machen, und dann hätte man ihn in der Tasche. Das ist ein Prozess", so der Kardinal. Es müsse auch in der Schule diskutiert werden, wie man die großen Glaubensfragen mit unserem Verstand angehen könne, zum einen empirisch, wie es sich mit dem Kosmos verhält, dann aber auch geistig, denn der Mensch sei kein Produkt der Natur, sondern ein geistiges Wesen. Müller legte den Schülern die tiefere Auseinandersetzung mit den wichtigsten Fragen des Menschseins ans Herz: „Woher komme ich, wohin gehe ich, wer bin ich ?“ Die Veranstaltung schloss mit der der Eintragung des Kardinals in das Goldene Buch der Deutschen Schule und der Übergabe von Geschenken, die von Schülerinnen der 8. Klasse im Kunstunterricht als Radierungen für den Kardinal angefertigt worden waren. Abbildung 2 Eintrag im goldenen Buch der DS Rom
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