Bayerische Spezialitäten im Vatikan serviert Metzgerei Gierstorfer

Bayerische Spezialitäten im Vatikan serviert
Metzgerei Gierstorfer übernahm Geburtstag-Catering eines Schweizer Gardisten
P f a t t e r. (kris) Die Metzgerei
Gierstorfer aus Pfatter hat wieder
einmal das Catering bei einer Veranstaltung im Vatikan in Rom übernommen. Wie bereits berichtet, waren am vergangenen Freitagmorgen
Artur Gierstorfer und sein Sohn
Thomas nach Italien aufgebrochen,
um einem Hauptmann der Schweizer Garde anlässlich der Feier seines 50. Geburtstages bayerische
Schmankerl zu servieren.
„Dieser hat uns letztes Jahr bei
der Organisation für das Catering
von Kardinal Müller sehr geholfen
und war von der Qualität unserer
Weißwürste so angetan, dass er diese zu seiner Geburtstagsfeier haben
wollte“, berichtete Gierstorfer, der
am Montag wieder nach Pfatter zurückgekehrt war. „Er meinte dann,
dass wir ihm nur Weißwürste schicken. Das haben wir ihm aber dann
ausgeredet, weil Weißwürste mit der
Kühlspedition nach Rom mindestens drei Tage brauchen, dann
müssten wir die schon am Dienstag
wegschicken und dann wären die
am Sonntag nicht mehr frisch gewesen“, so der Pfatterer Metzger weiter. Außerdem erklärten sie dem
Gardehauptmann, dass man in Bayern eigentlich keine Weißwürste zu
einem Abendessen serviert.
„So kam es dann, dass wir ein
kleines bayerisches Buffet selbst
nach Rom geliefert und dann dort
gekocht haben. Nach der Abfahrt
um 5 Uhr in Pfatter – vorher wurden
ab 3 Uhr noch die frischen Weißwürste hergestellt – kamen sie gegen 16 Uhr in Rom an, 1050 Kilometer Fahrt lagen hinter ihnen. Wie bereits im vergangenen Jahr, als sie die
Bewirtung bei der Amtseinführung
von Gerhard Ludwig Müller zum
Kardinal übernommen hatten,
wechselten sie sich alle zwei Stunden im Fahren ab. Nachdem sie die
Wurstwaren im Kühlhaus der
Schweizer Garde verstaut hatten,
bezogen sie ihr Quartier in der
Schweizer Garde, wo für sie ein
Gästezimmer bereitgestellt worden
war.
| Empfang bei Kardinal Müller
Am Samstag um 9 Uhr wurden
die Pfatterer von Kardinal Müller,
dem sie eine kleine Brotzeit mitgebracht haben, empfangen. Der „Höhepunkt ihrer Reise“ folgte: „Wir
sind mit dem Sekretär von Kardinal
Müller mit unserem Lieferwagen
durch die Vatikanischen Gärten gefahren bis zum Kloster Mater Ecclesiae, dem Wohnhaus von Papst Benedikt, und haben dem emeritierten
Papst ebenfalls einen Wurstkorb
mit Weißwürsten und anderen Spe-
Einen Wurstkorb mit Weißwürsten und anderen Spezialitäten übergaben Artur
Gierstorfer (rechts) und sein Sohn Thomas an Kardinal Gerhard Ludwig Müller
in Rom.
Artur Gierstorfer (links) und Sohn Thomas bewirteten einen Schweizer Gardisten anlässlich seiner Geburtstagsfeier.
zialitäten der Metzgerei Gierstorfer
gebracht“, berichtet Gierstorfer. Bis
zum Haus von Papst Benedikt
mussten sie sechs Kontrollen der
Schweizer Garde und der Vatikanischen Polizei passieren.
Anschließend wurden die beiden
von einem Gardisten auf die Kuppel
des Petersdomes geführt. „Obwohl
wir bis zum Dach des Petersdoms
mit einem Aufzug gefahren sind,
mussten wir noch bis zur Kuppel
325 Stufen steigen, um die phantastische Aussicht über den Petersplatz
und über Rom bei sonnigem Wetter
und 20 Grad zu genießen. Anschließend schauten wir uns nach einem
Mittagessen mit dem Sekretär des
Kardinals noch ein wenig in Rom
um“, berichteten die Pfatterer.
Am Sonntagnachmittag begannen sie mit den Vorbereitungen für
das Catering, sie mussten für 125
Personen kochen. Es gab Schweinebraten, Weißwürste, Backschinken
in Honigkruste und warmen Leberkäse, Kartoffelsalat, Krautsalat und
Brezen. Gekocht wurde in der Küche der Schweizer Garde, die Feier
war in einem schönen Raum gleich
nebenan, in dem normalerweise die
Gardisten auch essen.
| Gemeinsam gefeiert
„Wir haben dann mit den Gästen
und den eingeladenen Gardisten,
die wir auch schon vom letzten Jahr
kannten, gefeiert und auch ein paar
Weltenburger Biere getrunken, von
dem wir zwei Paletten mit nach
Rom gebracht haben“, so Gierstorfer weiter. Am Montag, 5 Uhr, wurde schließlich die Heimreise angetreten. Um 14.30 Uhr waren sie
nach neuneinhalb Stunden Fahrt
wieder glücklich zu Hause angekommen.
Weißwurstkönigin beim Sterne-Metzger
Nadja I. und die Mitglieder der gastronomischen
Gesellschaft Confrérie de la
Chaîne des Rôtisseurs bei Artur Gierstorfer: Der Metzger
erhielt höchstes Lob.
KÜCHE
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
VON ANTONIE BIEDERER, MZ
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Klingelnd, rufend und lachend biegt eine Gruppe Radfahrer in
den Hof der Fünf-Sterne-Metzgerei von
Artur Gierstorfer ein. Ein Tusch der
Blaskapelle „De Unsern“ erklingt und
die radelnden Feinschmecker werden
herzlich von Gastgeber „Vice Conseiller Gastro-nomique“ Artur Gierstorfer
und seiner Frau Annette begrüßt.
„Schee, dassds den Weg zu uns auf Pfada gfunden habts. A scheens Weda
habts a glei mitbracht. Vormittags
warn wir no so unschlüssig und ham
dreimal alles umbaut“, meint Artur
Gierstorfer lachend zu den rund zwei
Dutzend Mitgliedern der Chaîne des
Rôtisseurs, die sich seine Metzgerei als
Ausflugsziel ausgesucht hatten.
Darauf kann sich der Wirt einiges
einbilden, denn die internationale gastronomische Gesellschaft, die 1950 in
Paris gegründet wurde, ist der hohen
Kunst des Kochens verpflichtet und
bekannt für ihren guten kulinarischen
Geschmack. Den Traditionen und
Praktiken der alten königlich-französischen „Gilde von Gänseröstern“ treu
fördern die rund 24 000 Mitglieder in
75 Ländern die Aufrechterhaltung gastronomischer Werte und gepflegter
Tischsitten. Bereits um zehn Uhr morgens waren die Mitglieder in Atting
losgeradelt, die Regensburger sogar
schon früher, um die Königin der
Würste, die Weißwurst, noch vor dem
Mittagsläuten genießen zu können.
PFATTER.
Erste Weißwurst-Majestät
So schön die mit Sommerblumen geschmückten Tische auch waren, an
Glanz und Glorie übertraf sie Königin
Nadja I. – die Weißwurstkönigin.
„Meine Aufgabe ist es, umherzureisen
und die gschmackige Wurst zu repräsentieren“, erzählt die 24-Jährige, die
im Oktober letzten Jahres als Erste den
Weißwurstthron bestieg. Unter 53 Bewerberinnen hatte sie sich in Bodenmais durchgesetzt, alle mit ihrem Wissen, ihren handwerklichen Fähigkeiten im Metzgereigewerbe und durch
die Repräsentation der Wurst auf dem
Laufsteg übertrumpft.
„Immerhin stamme ich aus dem
ersten Metzgerei- und Weißwurstmuseum, das 2011 in Neumarkt eröffnet
hat“, gibt sie besonders wegen ihres
Das schmeckt! Bei Weißwurstkönigin Nadja I. steht die bayerische Traditionswurst mehrmals die Woche auf dem
Speiseplan.
Fotos: A. Biederer
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
➤ Das Rezept: „Das Schweinefleisch
kommt aus Passau, Kalbfleisch beziehen wir aus Furth im Wald“, erklärte Artur Gierstorfer. Neben einer streng geheimen Gewürzmischung kommen noch
Petersilie, Zwiebeln, Schwarte und Phosphat zur Hebung des pH-Wertes zu dem
homogenen Gemisch dazu. Das genaue
Rezept und die verhältnismäßige Mengenangabe verriet Artur Gierstorfer jedoch nicht: „Ich habe die Zubereitung
der Weißwurst von meinem Vater übernommen. Das Rezept steht seit mindestens 30 Jahren fest“, erklärte er.
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
herausragenden Sieges beim Weißwurstabdrehen zu. Durch das Museum weiß sie auch Bescheid über die
Gerätschaften aus dem 18. und 19.
Jahrhundert. Die Gelegenheit zu einem Weißwurstfrühstück lässt sie
sich nie entgehen, steht diese doch
mehrmals die Woche auf ihrem Speiseplan.
Hungrig verteilten sich anschließend die Radler und die Weißwurstkönigin an den Tischen, die schwer beladen waren mit reschen Brezen, küh-
●
●
●
●
●
●
●
●
●
ÜBER DIE WEISSWURST
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
➤ Tipps vom Metzgermeister: „Um zu
verhindern, dass die Würste platzen,
sollte der Topf vom Herd gezogen werden, wenn das Wasser kocht. Erst anschließend können die Würste darin
zehn Minuten ziehen“.
➤ Als absolutes „No-Go“ betonte er,
dass Würste gleich zu mehreren auf einem Teller liegen: „Wenn die Würste aus
der Küche kommen, sind sie spätestens
beim Tisch schon kalt. Deshalb sollte die
Traditionswurst immer in einem kleinen
Topf mit heißem Wasser serviert werden“.
Thomas, Annette und Artur Gierstorfer, „Königin“ Nadja I. und Bailli-Bezirkschef Karl-Günther Wilfurth.
●
●
●
lem Bier und dem obligatorischen süßen Senf. Das Metzgerehepaar brachte
die Schüsseln mit den frisch abgebrühten Weißwürsten.
Zutzeln, beißen oder schneiden?
Je nach Charakter und Wissen um die
traditionelle Verzehrweise wurden die
Würste dann entweder gezutzelt, abgebissen oder mit Gabel und Messer
gehäutet und gegessen.
Wie kann es anders sein, als dass
passend zum Ambiente die Blaskapel-
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
le „De Unsern“ zünftig mit Landlern,
Polkas und Märschen aufspielte und
Bierzeltstimmung schuf.
Frisch gestärkt und mit gut gefüllten Mägen stiegen die Mitglieder der
Chaîne des Rôtisseurs anschließend
wieder auf ihre Drahtesel. Mit neuem
Schwung machten sich die Angehörigen der gastronomischen Gesellschaft
auf den Weg nach Donaustauf, wo sie
für den Nachmittagskaffee mit Kuchen, Champagner und Häppchen in
Forsters Posthotel einkehrten.
(lto)