Presseinformation Maissilage 2015: Wertvolle Tipps von AGRAVIS-Expertin Dr. Sabine Rahn im Interview zur Maissilage und zu Shredlage Mais siliert in der Regel schnell und verlustarm. Mit der Silagequalität gibt es meist keine Probleme. Das Risiko bei Maissilagen ist die Nacherwärmung, verbunden mit hohen Verlusten. Die wird von Praktikern oft unterschätzt und auch ignoriert. Die AGRAVISExpertin Dr. Sabine Rahn gibt wertvolle Tipps für die anstehende Maissilierung sowie zur neuen Häckselstrategie „Shredlage“ – einem neuen Trend aus den USA. Von welchen Verlusten ist bei der Nacherwärmung auszugehen? Dr. Sabine Rahn: Nacherwärmung bedeutet sowohl Verlust an Nährstoffen und Energie als auch an Masse. So sinkt der Milcherzeugungswert der Silage je Tag Nacherwärmung um mindestens 40 Liter pro Tonne Silage. Dazu kommt ein Masseverlust von etwa 30 Kilogramm pro Tonne und Tag. Der wirtschaftliche Schaden ist also enorm. Die Gegenmaßnahmen zur Vermeidung von Nacherwärmung sind demgegenüber oft preiswert und einfach. Preiswert und einfach – was ist denn konkret zu tun? Rahn: Entscheidend ist immer das Silagemanagement, denn Probleme mit Nacherwärmung entstehen oft infolge ungenügender Sorgfalt bei der Einlagerung und Fehlern bei der Entnahme. Arbeiten also, die ohnehin mit der Silierung zu tun haben. Grundvoraussetzung ist die luftdichte Lagerung der Silage, auch bei der Entnahme. Dazu müssen die Verdichtung und Zudeckung bestens ausgeführt werden. Nach wie vor sind viele Silagen nicht ausreichend verdichtet. Das passiert, wenn Häckslerleistung und Verdichtungskapazität nicht zueinander passen. Auch die eingelagerten Schichten sind oft zu mächtig. An dieser Stelle gibt es noch viel Optimierungsbedarf. Ein weiteres Beispiel für mangelnden Luftabschluss ist die Zudeckung der Miete. Zu oft werden noch schlechte beziehungsweise ungeeignete Materialien (Erde, Reifen) verwendet. Sie erscheinen vom Handling her preiswert und einfach. Dabei gibt es inzwischen weitaus bessere Verfahren und Materialien. Welchen Einfluss haben Siliermittel? Rahn: Siliermittel geben zusätzliche Sicherheit. Die AGRAVIS Raiffeisen AG bietet mit BioCool und Plantasil leistungsstarke biologische Siliermittel zur Sicherung der aeroben Haltbarkeit und Vermeidung von Nacherwärmung an. Im Vergleich zu den Verlusten ist dies eine durchaus lohnende Investition. Was verbirgt sich hinter dem Namen Shredlage? Dr. Sabine Rahn: Beim Shredlage wird die Maissilage gröber gehäckselt. Je nach Trockenmasse-Gehalt (TM-Gehalt) beträgt die Häcksellänge 2-3 cm. Zusätzlich werden die Pflanzenteile aufgefasert und die Maiskörner gemahlen, was wiederum mehr Angriffsfläche für die Mikroorganismen im Pansen schafft. Ziel dieses Verfahrens ist es, Strukturwirkung sowie Faser- und Stärkeverdaulichkeit zu verbessern. Außerdem soll das Selektionsrisiko beim Fressen reduziert werden. Welche Anforderungen werden an das Silagemanagement gestellt? Rahn: Wird länger gehäckselt, steigen die Anforderungen an die Verdichtung. Daran ändert auch das spezielle Zerfasern der Pflanzenteile bei Shredlage nichts. Die Erfahrungen aus den USA reichen von besseren, über vergleichbaren bis hin zu schlechteren Ergebnissen. Entscheidend für die Beurteilung dieser Ergebnisse ist, was miteinander verglichen wurde. So wird z. B. in den USA mit anderen Häcksellängen gearbeitet. Die Empfehlung liegt hier bei einer theoretischen Häcksellänge (TLC) von 0,5-0,75 Inch. Das sind 1,25 bis 2,00 cm (1 Inch = 2,54 cm). Liegt der TM-Gehalt bei > 38 Prozent TS, sollte die Länge der Häcksel auf < 0,5 Inch reduziert werden. Wird bei diesem langen Häckseln das Material jetzt noch zusätzlich aufgefasert, ist von besseren Verdichtungseigenschaften auszugehen. Ganz anders ist es in Deutschland. Hier liegt die Empfehlung mit 4 bis 8 mm theoretischer Häcksellänge deutlich unter den amerikanischen Werten. Wird jetzt auch noch berücksichtigt, dass die Verdichtung in mehr als zwei Drittel der deutschen Betriebe unzureichend ist und besonders in den Sommermonaten sich Nacherwärmungsprobleme häufen, muss aus siliertechnischer Sicht dringend abgeraten werden, spontan auf Shredlage umzustellen. Das könnte die bekannten Probleme noch verschärfen. Welche Voraussetzungen sollten aus siliertechnischer Sicht für Shredlage erfüllt werden? Rahn: Soll trotzdem das Verfahren der Shredlage genutzt werden, empfehlen wir, folgende Punkte im Vorfeld zu klären: Wie ist die Maissilage verdichtet? Wurden die Zielwerte erreicht? Gab es Nacherwärmung/Verschimmelung in der Maissilage? Wenn ja, welche Ursachen sind dafür verantwortlich gewesen? Ist Shredlage sinnvoll bei der gegenwärtigen Rationsgestaltung? Besonders im ersten Jahr Shredlage muss sehr genau darauf geachtet werden, dass alle siliertechnischen Parameter erfüllt werden. Deshalb: Lieber eine Woche früher häckseln als geplant. Das erleichtert die Verdichtung zusätzlich. Es ist auch empfehlenswert, BioCool zur Sicherung der aeroben Haltbarkeit einzusetzen. Münster und Hannover, im Oktober 2015 Die AGRAVIS Raiffeisen AG ist ein modernes Agrarhandelsunternehmen in den Kernsegmenten Agrarerzeugnisse, Tierernährung, Pflanzenbau und Agrartechnik. Sie agiert zudem in den Bereichen Energie, Bauservice und Raiffeisen-Märkte. Die AGRAVIS Raiffeisen AG erwirtschaftet mit 6.100 Mitarbeitern 7,4 Mrd. Euro Umsatz und ist als ein führendes Unternehmen der Branche mit rund 400 Standorten überwiegend in Deutschland tätig. Internationale Aktivitäten bestehen über Tochter- und Beteiligungsgesellschaften in mehr als 20 Ländern und Exportaktivitäten in mehr als 100 Ländern weltweit. Unternehmenssitze sind Hannover und Münster. www.agravis.de
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