Produktion Musiques Suisses Aufnahmen 2.–4. Januar und 15.–17. Februar 2015 Kreuzkirche, Stuttgart-Hedelfingen hornroh modern alphorn quartet gletsc Tonmeister Dietmar Wolf Toningenieur Hans-Jochen Brauns Digitalschnitt Irmgard Bauer Texte Cécile Olshausen Exekutivproduzent Claudio Danuser Übersetzung Musitext – Michelle Bulloch (Französisch) Chris Walton (Englisch) Coverbild Pierre-Yves Borgeaud Fotos Muriel Steiner Design und Konzept versus Werbeagentur GmbH, Basel Satz und Litho englerwortundbild, Zürich Hersteller Adon Production AG, Neuenhof MGB-NV 31 Mit Förderung des NV-31_Booklet_hornroh.indd 4-1 26.06.15 09:19 hornroh modern alphorn quartet gletsc CD 1 Büchelruf trad. 0’29” Tell! (*) A. L. Gassmann 2’41” 3 Marginalie 1 für Eva Georg Haider 1’20” 4 Eichel Ober:'Da Oide' aus Schafkopfen Georg Haider 1’06” 5 Gruss aus Adelboden (*) Robert Kurzen 2’56” 6 Büchel-Gsätzli Balthasar Streiff 2’26” 7 Marginalie 8 Fluchtmarsch Georg Haider 0’50” Fluchtmarsch für den unbekannten Deserteur, geschwind! 8 Marginalie 9 für Elisabeth, Chaconne Georg Haider 1’11” 9 Uf em Dosse (Trio) A. L. Gassmann 3’11” 10 Marginalie 4 für Susan Georg Haider 0’58” 11 Marginalie 3 (Ländler) Georg Haider 1’59” 12 Wir drei (Trio) A. L. Gassmann 2’50” 13 Zwei Büchelrufe trad. 0’41” 14 Überm Nebel (Trio) A. L. Gassmann 2’56” 15 Der Myther in g A. L. Gassmann 1’13” 16 Marginalie 6 für Jakob Georg Haider 4’15” und Marginalie 7 'ecce omo' – zum Geburtstag am 7.7.2002 Georg Haider 17 Büchelruf trad. 0’24” 18 Kuhreihen der Siebenthalertrad. 2’49” 19 Marginalie 6 für Jakob Georg Haider 1’45” 20 Marginalie 5 für Susanna – Pastorale ohne Schäferin (GH) 1’43” 21 Unterwaldner Alphornweise A. L. Gassmann 1’11” 22 Büchelruf trad.0’31” 23 dr Rigiblickler (*) 2’44” 1 2 NV-31_Booklet_hornroh.indd 2-3 hornroh modern alphorn quartet (von links nach rechts): Balthasar Streiff, Michael Büttler, Jennifer Tauder, Lukas Briggen 26.06.15 09:19 32 1 ternational artistic project OSPITI. In 2003/04 the Conseil des arts et des lettres du Québec awarded him a one-year scholarship in Montréal as part of an artist’s exchange between Bavaria and Québec. Haider lives today in Hubenstein, a village of some 200 people near Taufkirchen (Vils). Mischa Käser was born in Zurich in 1959. He wrote his first compositions as a child, feeling that he could experience the world through music. He studied at the Zurich Music Academy, his main subjects being composition (with H.U. Lehmann) and the guitar. He then studied composition (with Roland Moser) and mediaeval lute at the Basel Music Academy. Mischa Käser works as a composer (with a focus on vocal music and music theatre) and as a director of theatre and music-theatre projects. He has performed as a vocalist with the “instant composition trio” lll-Vll-Xll. Since 2003 he has also taught drama at a high school, and he lectures at various music academies. His last two school theatre productions (in 2008/2009) were invited to the Young Zurich Theatre (Junges Schauspielhaus Zürich). Mischa Käser’s compositions and projects have been awarded numerous prizes, such as the Composition Prize of the Canton of Zurich in 2004. Büchelruf trad.0’22” Marginalie 2 Georg Haider 1’36” 26 Le Ranz des vaches (*) 5’22” 27 Marginalie 10 für Peter Georg Haider 0’47” (*) Eingerichtet von hornroh modern alphorn quartet 24 25 CD 1 T.T.: 51’53’’ CD 2 Büchel vom Rigikulm trad./Bearb: Balthasar Streiff 3’54” Choral des Alpes Robert Scotton 2’26” 3 Heilig Anton Wicki 2’19” Mischa Käser 'Gletsc', 6 Ablagerungen für je ein Alphorn in A,G,F,Es geschrieben für hornroh im Auftrag des Lucerne Festivals 2009 4 Schluff (mit freier Improvisation von Pit Gutmann) 9’54” 5 Toteis2’46” 6 Sander3’14” 7 Kame2’50” 8 Drumlin2’46” 9 Os4’25” Mit Interludien von Pit Gutmann (Gong, Wassergong, Klangschale) 1 2 10 11 Ausklang mit Klangschale und Büchel (Improvisation Gutmann/hornroh) Wiegenlied Georg Haider 2’19” 5’22” CD 2 T.T.: 42’29’’ hornroh modern alphorn quartet spielt Alphörner von Otto Emmenegger, Eich/CH NV-31_Booklet_hornroh.indd 24-1 26.06.15 09:19 2 3 Slow Listening Was bedeutet das Foto auf dem Cover dieser CD? Eine Nahaufnahme von Elefantenhaut mit Rissen und Falten? Ein französischer Schimmelkäse? Oder vielleicht doch der Blick auf die Abbrüche und Spalten eines Gletschers? Derartige Irritationen wie auf dem Videostill von Pierre-Yves Borgeaud finden wir auch in der Musik dieser CD, die das hornroh modern alphorn quartet präsentiert. Eine Musik, die nicht nur die Fantasie anregt, sondern auch unsere Hörgewohnheiten hinterfragt. Am besten nimmt man sich Zeit und hört sich ohne Eile Track für Track die beiden CDs an: gewissermassen Slow Listening! Das langsame Erkunden dieser Musikwelt kommt dem Gang über einen Gletscher gleich: Man bewegt sich auf unsicherem Terrain, rutscht und schlittert, dabei werden die Sinne geschärft und man nimmt aufs Mal Neues und faszinierend Ungewohntes wahr. All das wird möglich dank der «rohen» Natur der Alphörner. Sie verweigern sich par- NV-31_Booklet_hornroh.indd 2-3 tout den Standards der europäischen Musik, die wir von Kind an verinnerlichen, nämlich dem gleichstufig temperierten chromatischen 12-Tonsystem, bei dem alle natürlichen Intervalle ausser der Oktave etwas zurechtgestutzt sind. Beim Alphorn gibt es nichts zurechtzustutzen! Es kann nur dem unveränderlichen Gesetz der Obertöne folgen, das aufsteigend immer kleinere Intervalle produziert. Diese sind für unsere Ohren zwar zunehmend unbekannt, aber wegen ihrer einfachen Schwingungsverhältnisse wirken sie doch natürlich und keineswegs dissonant. Sie strahlen die fremdartige Schönheit einer seltenen Pflanze aus. Schon der siebte Oberton fällt im vertrauten Zwölftonsystem aus dem Rahmen, und wenn man zum 11. und 13. Oberton hochsteigt, kommt man Schritt für Schritt in immer aufregendere Klangregionen. Und so wie einem der Berg ruft und in die Höhe lockt, bis man die Gletscher erreicht, so entwickeln auch die Obertöne des Alphorns einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Der Gang übers Eis wird zur Verführung und wenn man dann den Gletscher verlässt und wieder festen Boden unter den Füssen hat, ist man definitiv ein anderer geworden. Unterwegs im Obertonraum haben sich die Ohren nämlich geweitet und unser gewohntes 12-Ton-System erscheint aufs Mal eng und mit seinen immer gleich gestimmten zwölf Intervallen fast ein bisschen langweilig. Slow Listening erlaubt es, sich auf die teils vergessenen Klangwelten und aussergewöhnlichen Stimmungen dieser CDs einzulassen und die eigenen Hörerfahrungen nachhaltig zu bereichern. Vermeintlich reihen sich die Stücke der beiden CDs potpourri-ähnlich aneinander, dahinter steckt aber eine Art Hörkonzept: Werke von zwei zeitgenössischen Komponisten werden mit traditioneller Alphornmusik kombiniert – beides erscheint dadurch in neuem Licht. Das traditionelle Repertoire spielt hornroh ohne Konzessionen an die Schweizer Folklore-Lobby. So schlicht und zugleich kunstvoll interpretiert, wird einem bewusst, wie unverbraucht, ja modern diese traditionellen Stücke eigentlich sind. Das Alphornquartett geht auch verschütteten Spuren nach. «Büchelgsätzli» zum Beispiel, die heute oft in verharmlosenden und ihren Charakter verfälschenden geraden Takten gespielt werden, «renaturiert» hornroh gewissermassen und stellt einen freieren, am Sprechen orientierten Rhythmus wieder her. Andere traditionelle Stücke ergänzt hornroh mit einem zusätzlichen Horn oder teilt die Stimmen auf und spinnt damit den Faden einer sich selbst erneuernden Tradition fort. Dass die traditionellen Stücke, auch wenn sie uns noch so vertraut sind, immer etwas tief Verborgenes, fast Archaisches in uns ansprechen, liegt wohl am warmen, der menschlichen Stimme so nahen Klang des Alphorns, – aber eben auch an seiner Stimmung und jenen Obertönen, die uns in unseren «wohltemperierten» Ohren oftmals 26.06.15 09:19 4 5 «schief» vorkommen. Und diese Töne, die zugleich «schief» und doch «natürlich» klingen, sind es denn auch, die das Alphorn für zeitgenössische Komponisten so spannend machen, denn sie erlauben einen Ausbruch aus dem temperierten Halbtonsystem und damit auch eine völlig neue Harmonik. Lange Zeit kaprizierte man sich in der zeitgenössischen Musik auf immer komplexere harmonische Strukturen, auf Klanganhäufungen (Clusters) oder auf unterschiedlich dissonante Differenzierungen. Heute suchen manche Komponisten wieder nach einer provokativ einfachen Musik, die verblüffend neu wirkt, gerade weil sie so «verständlich», will heissen: gut nachvollziehbar ist. Diesen Ansatz verfolgt Georg Haider (*1965) in seinen Marginalien für 2 und 3 Alphörner: Der deutsche Komponist interessiert sich hier vor allem für den siebten, den elften und den dreizehnten Oberton der Naturtonreihe und die damit im Alphornensemble realisierbaren Harmo- NV-31_Booklet_hornroh.indd 4-5 nien und Intervalle. Die Marginalien sind scheinbar einfache, an Volksmusik orientierte Stücke, aber da hinein platziert Haider mit grosser Raffinesse und ziemlich hintersinnig gezielt die «auffälligen» Töne der stets gleich gestimmten Alphörner: den 7. Oberton, der die Intervalle, in denen er gebraucht wird, um einen Sechstelton vertieft, den 11. Oberton, der die Intervalle um einen Viertelton vergrössert oder verkleinert und den 13. Oberton, der Verschiebungen von einem Fünftelton erlaubt. Aus den zahlreichen Intervallkombinationen, die mit diesen Tönen möglich sind, gestaltet Haider einen mikrotonalen Klangraum und richtet dabei ganz bewusst den Scheinwerfer auf das, was in der Volksmusik eher versteckt wird, weil aus dem Rahmen fallend, nämlich auf die «systemfremden» Töne, die dann, so in den Mittelpunkt gerückt, zuweilen auch verhext «falsch» klingen können. Haiders Alphorn-Stücke stehen aber auch durchaus in der Tradition der grossen europäischen Musikgeschichte. Einige der Marginalien erinnern an die zweistimmigen Madrigale des 13. Jahrhunderts oder an die Bicinien der grossen Renaissance-Komponisten. Die rhythmischen Vertracktheiten und harmonischen Weitungen zeigen Bezüge zu Bartók oder Mahler, beide Komponisten liessen die Volksmusik substantiell in ihre Werke einfliessen. Dem Geburtstag von Gustav Mahler ist denn auch eine der Marginalien gewidmet. So wird das Hören der ersten CD zum Ohrenspitzer: manches erscheint einem vertraut, ohne dass man weiss, wo es genau einzuordnen ist, anderes identifiziert man sogleich als traditionelles Stück oder als eine der Marginalien von Haider. Und manchmal, überprüft man es im Nachhinein mit der Trackliste, merkt man, dass man sich gehörig getäuscht hat. Ein wunderbares, akustisches Vexierspiel. Ein derart geschärfter Hörsinn macht neugierig, welche Tonräume die vier Alphörner darüber hinaus erkunden werden. Und tatsächlich bleibt die Klangreise aufregend: Ein harmonisch komplex angelegtes Werk steht im Zentrum der zweiten CD, nämlich die Komposition Gletsc des Schweizer Komponisten Mischa Käser (*1959). Hier agiert das Quartett mit vier verschieden langen Alphörnern (mit den Grundtönen: a, g, f und es). Jedes Alphorn ist in sich rein gestimmt; erklingen aber alle vier Naturtonreihen gleichzeitig, ergibt das eine polytonale, genauer eine tetratonale Musik. Käser spielt mit genau diesem Effekt, in dem er die unterschiedlichen (Naturton-)Reihen überlagert und damit ein riesiges Potential an Schwebungen freisetzt. Über sechs Sätze hinweg fliesst langsam wie dickes Eis diese flächige Musik und offenbart dabei einen schimmernden Reichtum an Harmonien und ein regelrechtes intervallisches Chaos, welches das temperierte Halbtonsystem schlicht in den Schatten stellt. Käser schreibt eine Musik, die völlig vergessen lässt, dass hier vier 26.06.15 09:19 6 7 Alphörner am Spielen sind. Es sind Klänge, wie sie entstehen können, wenn man sich in grosser Höhe bewegt, in den Bergen und auf Gletschern, wenn die Luft dünn und sauerstoffarm ist: gleissend hell und dunkel röhrend, sirrend und flimmernd, rauschend und pochend. Eine Gletschermusik ohne Melodie, eine Alphornmusik ohne Heimat. Die Gletscher schmelzen und brechen ab. An diese ökologische Katastrophe erinnert Mischa Käser mit Gletsc. Und schafft dafür eine Musik, die dem Alphorn eine neue Bedeutung gibt. Zwar hört man, wie unter dickem Eis verborgen, alles, was das Alphorn ausmacht: seine Naturverbundenheit, das Rufen über die Berge hinweg, die Magie der «falschen» Töne. Aber Käser zeigt auch das Zerstören der Natur, in dem er das Naturhorn ächzen und knarren, heulen und raunen lässt. Mit dem Alphorn, dessen Natur so quer zur uns bekannten musikalischen Kultur steht, thematisiert Mischa Käser also in einer überraschenden Dialektik gerade die Bedrohung der Natur NV-31_Booklet_hornroh.indd 6-7 durch die menschliche Kultur. Eins ist klar: das Alphorn lässt auf dieser CD seinen Mythos und seine Klischees weit hinter sich und wird zu einem autonomen Instrument. Gerade dieser selbstverständliche Umgang mit dem Alphorn ist es, der ein unverbrauchtes Hören ermöglicht und neue Perspektiven für das Instrument eröffnet, – ohne dass dabei der Gletschergeist, der in diesem Naturhorn haust, vertrieben wird. Und der hat seine heimliche Freude an den Namen der beiden Komponisten, die auf dieser CD für die neuen Hör– und Sichtweisen stehen. Denn in beiden Namen klingt die Welt der Natur und der Alpen an: die Heide und das Käsen – welch koboldischer Zufall! Cécile Olshausen Georg Haider zu seinem Werk 10 Marginalien für 2 Alphörner Die zehn kurzen Marginalien für zwei (optional auch drei) Alphörner schrieb ich während eines einmonatigen Aufenthaltes im Prättigau (Graubünden/Schweiz). Ich habe einen Teil davon mit einem einheimischen Alphorntrio einstudiert und sie sind dort zusammen mit traditionellen Schweizer Alphorn-Stücken aufgeführt worden. So war es möglich zu hören, dass sie auf diese Urschweizer Musik Bezug nehmen, aber sich dann auch immer wieder von dieser entfernen, um in anderen Möglichkeiten, die auch in «dem Schweizer Instrument» stecken, zu münden. Sie sind – wie der Titel schon sagt – Randbemerkungen. Als solche sollen sie bei Aufführungen zwischen anderen Werken jeglicher Art (musikalischer, literarischer etc.) gespielt werden. Dabei ist die Reihenfolge und die Auswahl völlig frei. Einzelne dieser Miniaturen sind Menschen gewidmet, die mir damals diesen schönen Monat ermöglicht haben; mit denen ich dort musiziert, gearbeitet und gelebt habe. Mischa Käser zu Gletsc – 6 glaziale Ablagerungen für 4 Alphörner in A, G, F, ES Gletsc ist das fragmentarische Kürzel von Gletscher. Die Buchstaben h, e und r sind bereits der globalen Klimaerwärmung zum Opfer gefallen. Die Gletscher schmelzen weltweit und werden die Erde ärmer machen. Meine 6 glaziale Ablagerungen sind Moränen, d.h. Landschaftsformen, die durch Gletscherablagerungen entstanden sind: 1. Schluff Unter Schluff versteht man unverfestigte klastische Sedimente (Feinböden) und Sedimentgesteine, die zu mindest 95% aus Komponenten mit einer Korngrösse von 0,002 mm bis 0,063 mm bestehen. Die daraus resultierenden Böden bezeichnet man umgangssprachlich als Lehm. 26.06.15 09:19 8 9 2. Toteis Gletschereis, das mit dem Gletscher nicht mehr verbunden ist, sich indessen nicht mehr bewegt und meist mit Sedimenten bedeckt ist. Durch Sandüberdeckung von der Sonne geschützt kann das Toteis durch Ausbilden eines Dauerfrostbodens mehrere Jahrtausende im Boden konserviert werden. Extremfälle mit ca. 70 000 Jahre altem Toteis sind aus Nordwestsibirien dokumentiert. 3. Drumlin Drumlins sind längliche Hügel von tropfenförmigem Grundriss, deren Längsachse in der ehemaligen Eisbewegungsrichtung eines Gletschers liegt. Die Grenzfläche zwischen einem Gletscher und seinem verformbaren Untergrund ist nach dem Helmholtzschen Gesetz wellenförmig. Unter bestimmten, bis heute nicht restlos geklärten Bedingungen entstehen regelmässige und stromlinienförmige Körper, eben die Drumlins. NV-31_Booklet_hornroh.indd 8-9 4. Sander Breite, schwach geneigte Schwemmkegel aus Sanden, Kiesen und Geröll bestehend. Entstanden aus Gletscherschmelzbächen welche die Endmoräne durchschneiden. In der Ebene dahinter entsteht ein verflochtener Fluss der sich verbreitert. Dadurch verliert er stark an Geschwindigkeit. Das mitgeführte Material (feiner Sand und Kies) wird flussabwärts getragen und bildet so eine charakteristische Landschaft, die an eine geneigte Ebene erinnert. 5. Kame Als Kame bezeichnet man eine Erhebung innerhalb von glazialen Aufschüttungslandschaften, die durch die Ablagerung von Material gegen oder auf Toteisblöcken entstanden ist. Das nachträgliche Schmelzen des Toteises lässt dann den Kame als Vollform in Erscheinung treten. Kames sind eher unregelmässig oder rund geformt. 6. Os Oser entstanden durch subglaziale Schmelzwässer. Oser erheben sich wie unregelmässig geformte Bahndämme in der Landschaft, da sie links und rechts von Eismassen umgeben waren. Sie können mehrere dutzend Kilometer lang sein. hornroh modern alphorn quartet Ein Engagement an den Opernfestspielen München im Sommer 2000 führte zur Gründung des hornroh modern alphorn quartet. Die vier professionellen Bläser aus Basel verknüpfen traditionelle Alphornmusik mit modernen, zeitgenössischen musikalischen Ansätzen und Denkweisen. Wie es der englisch-deutsch gemischte Namen des Ensembles schon andeutet, wird dabei das Schweizer Kultinstrument in grössere internationale Kontexte gestellt. Mittels Eigenkompositionen, Improvisationen aber auch Kompositionsaufträgen, Instrumentenentwicklungen und Rauminszenierungen entlockt das ungewöhnliche Ensemble dem Alphorn energiegeladene Archaik, harmonische Vielfalt und filigrane Klangmalerei. In den letzten Jahren diverse Produktionen z.B. die CDs zirp (2002), findling (2009) und neu diese CD gletsc (2015), sowie die Programme hornroh inszeniert (2003), Hautmusik (2008) und hornOXER (2012). Co-Produktionen gab es mit Schweizer Radio und Fernsehen SRF, dem Münchner Kammerorchester und dem Lucerne Festival 2009. Ausserdem entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten Georg Friedrich Haas für das Concerto grosso Nr. 1 für vier Alphörner und Orchester. Aufführungen des Werkes mit dem Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks, dem ORF Sinfonieorchester beim Festival Wien Modern, dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dem Tonhalle-Orchester Zürich und dem Los Angeles Symphony Orchestra. Besetzung: Balthasar Streiff, Michael Büttler, Jennifer Tauder, Lukas Briggen. www.hornroh.ch 26.06.15 09:19 10 11 Gastmusiker auf der 2. CD ist der multistilistische Schlagzeuger Pit Gutmann. Der aus dem Aargau stammende Musiker ergänzt mit Improvisationen und mit seinen zahlreichen Perkussionsinstrumenten und Klangobjekten Mischa Käsers gletsc. Georg Haider ist 1965 in Erding (Bayern) geboren. Nach seiner Schulzeit bei den Regensburger Domspatzen studierte er an der Hochschule für Musik in Würzburg Fagott bei Eberhard Buschmann und Komposition bei Bertold Hummel und Heinz Winbeck. Von 1987–1989 Fagottist im Bayerischen Landesjugendorchester. Als Fagottist des Tiepolo-Quintetts Preisträger bei internationalen Kammermusikwettbewerben. Im Jahr 2000 erhielt er vom Freistaat Bayern ein halbjähriges Stipendium an der Cité Internationale des Arts in Paris. 2002 wurde er zu dem internationalen künstlerischen Projekt OSPITI ins Prättigau eingeladen. Für 2003/04 erhielt er auf Einladung des Conseil des arts et des lettres du NV-31_Booklet_hornroh.indd 10-11 Québec ein einjähriges Stipendium in Montréal im Rahmen eines Künstleraustausches Bayern/Québec. Er lebt in Hubenstein, einem 200-Seelen-Dorf bei Taufkirchen (Vils). Mischa Käser ist 1959 in Zürich geboren. Erste Kompositionen im Kindesalter und das Gefühl, die Welt musikalisch erfahren zu können. Gitarrenstudium und Kompostion (H.U. Lehmann) an der Hochschule für Musik in Zürich. Komposition (Roland Moser) und Mittelalterlaute an der Hochschule für Musik in Basel. Mischa Käser ist Komponist (mit Schwerpunkt Vokalmusik und Musiktheater) sowie Regisseur von Theater- und Musiktheaterprojekten. Als Vokalist tritt er mit dem Instantkompositions-Trio lll-Vll-Xll auf. Daneben unterrichtet er seit 2003 an einer Mittelschule Theaterspiel und doziert an verschiedenen Hochschulen. Seine letzten zwei Schultheaterproduktionen (2008/2009) wurden vom Jungen Schauspielhaus Zürich einge- laden. Mischa Käsers Kompositionen und Projekte wurden mehrfach ausgezeichnet u.a. 2004 mit dem Kompositionspreis des Kantons Zürich. Xxxx Xxxx 26.06.15 09:19 12 13 Slow Listening Que représente la photo qui orne la couverture de ce CD? S’agit-il d’une peau d’éléphant en gros plan, avec ses plis et replis? Est-ce un fromage bleu français? Ou bien plutôt une vue plongeante sur les fissures et crevasses d’un glacier? Des moments d’irritation tels qu’on en éprouve en regardant les images fixes de Pierre-Yves Borgeaud se retrouvent dans la musique de ce CD, interprétée par le hornroh modern alphorn quartet. C’est une musique qui stimule non seulement l’imagination, mais remet aussi en question nos habitudes auditives. Il vaut la peine de s’accorder du temps pour écouter soigneusement et sans hâte chacune des plages de ces deux CD: c’est en quelque sorte une «écoute lente» (Slow listening) qui est requise ci! La découverte posée de ce monde sonore ressemble à la traversée d’un glacier. On avance sur un terrain peu sûr, en dérapant et en glissant, alors que tous les sens sont en émoi. C’est ainsi que l’on prend conscience d’un phénomène nou- NV-31_Booklet_hornroh.indd 12-13 veau et d’une fascination inhabituelle. Tout cela est possible grâce à la nature «brute» du cor des Alpes. Cet instrument rejette en tous points les standards de la musique européenne que nous avons assimilés dès l’enfance, notamment le tempérament égal du système tonal chromatique à douze sons, dans lequel tous les intervalles naturels – à part l’octave – ont été altérés. Mais il n’y a rien qui puisse être altéré sur un cor des Alpes! L’instrument ne peut que suivre la loi inexorable des harmoniques, produisant des intervalles toujours plus petits au gré de la progression vers l’aigu. Ces derniers paraissent toujours plus étrangers à nos oreilles, mais grâce à leurs simples rapports de vibrations, ils semblent toujours naturels et en aucun cas dissonants. Ils exaltent la beauté étrange d’une plante rare. Le 7e harmonique sort déjà du cadre du système tonal à douze tons qui nous est si familier, et en montant vers les 11e et 13e harmoniques, on avance pas à pas vers des régions so- nores toujours plus fascinantes. Tout comme la montagne nous appelle, nous attirant vers les hauteurs jusqu’à atteindre le glacier, les harmoniques d’un cor des Alpes exercent eux aussi un attrait auquel il est difficile de résister. La traversée du glacier devient un acte de séduction et lorsqu’on quitte la glace pour remettre pied sur un terrain ferme, on est définitivement devenu une autre personne. Au cours de son errance dans les harmoniques, la perception auditive s’est élargie; notre système tonal paraît dès lors étriqué et presque un peu ennuyeux avec ses douze intervalles toujours accordés de façon égale. Slow Listening permet d’accéder au monde sonore partiellement oublié et aux ambiances peu communes contenues dans ces CD, et d’enrichir ainsi durablement notre expérience auditive. Les pièces figurant sur ces deux CD semblent se succéder de façon aléatoire comme un pot-pourri, mais c’est bien une sorte de concept auditif qui se cache en fait là-derrière. Deux œuvres de compositeurs contemporains sont associées à de la musique traditionnelle pour cor des Alpes, ce qui permet aux deux séries de pièces modernes d’apparaître sous un nouvel éclairage. hornroh joue le répertoire traditionnel sans faire de concessions au lobby du folklore suisse. Lorsque ces pièces traditionnelles sont interprétées de façon aussi sobre qu’artistique, il devient évident combien elles sont pures, pour ne pas dire résolument modernes. Le quatuor de cors des Alpes part également sur la trace de trésors enfouis, comme ces pièces pour «Büchel» (sorte de cor des Alpes replié en forme de clairon), qui sont souvent jouées aujourd’hui dans une métrique régulière qui a un effet réducteur et déforme leur nature première. Hornroh «renature» en quelque sorte ces pages, rétablissant un rythme plus libre et s’apparentant à la langue parlée. La formation ajoute à d’autres pièces traditionnelles un cor supplémentaire ou fait un 26.06.15 09:19 14 15 partage des voix, maintenant de la sorte une tradition qui se renouvelle d’ellemême. Même si ces pièces traditionnelles nous sont très familières, elles répondent à quelque chose qui est profondément enfoui, presqu’archaïque, en nous. Ceci est probablement dû à la sonorité chaude du cor des Alpes, si proche de la voix humaine, ainsi qu’à l’accord de l’instrument et des harmoniques, qui semblent parfois sonner «de travers» dans nos oreilles «bien tempérées». Ces sonorités à la fois «faussées» et «naturelles» font justement du cor des Alpes un instrument si attractif pour les compositeurs contemporains, car elles permettent une évasion du système tempéré de demi-tons et donc une exploration d’harmonies totalement nouvelles. Dans le domaine de la musique contemporaine, on a longtemps recherché des harmonies toujours plus complexes, des empilements sonores (clusters) ou des dissonances diversement subtiles. Au- NV-31_Booklet_hornroh.indd 14-15 jourd’hui, certains compositeurs s’emploient à retrouver une musique d’une simplicité provoquante, qui semble être d’une nouveauté déroutante justement parce qu’elle est si «compréhensible»; autrement dit, qui est facile d’accès à l’oreille. Cette approche est celle de Georg Haider (*1965) dans ses Marginalien pour deux et trois cors des Alpes. Le compositeur allemand s’intéresse ici en premier lieu aux 7e, 11e et 13e harmoniques dans la série des tons naturels et aux harmonies et aux intervalles qui en résultent, facilement réalisables dans un ensemble de cors des Alpes. Les Marginalien sont des pièces d’apparence facile, orientées vers la musique folklorique, mais Haider y intègre avec beaucoup de raffinement et de sous-entendus les tons «marquants» de cors des Alpes pareillement accordés, soit le 7e harmonique, qui abaisse d’un sixième de ton l’intervalle dans lequel il est utilisé, le 11e harmonique, qui augmente ou diminue l’intervalle d’un quart de ton, et le 13e harmonique, qui permet des reports d’un cinquième de ton. Dans les innombrables combinaisons d’intervalles rendus possibles par ces tons, Haider crée un espace sonore fait de microtonalités, donnant ce faisant un coup de projecteur sur ce qui reste d’habitude plutôt caché dans la musique populaire – car dépassant du cadre – soit les tons «étrangers au système sonore», qui peuvent aussi sonner parfois diablement «faux» lorsqu’ils occupent le centre de la scène. Les pièces pour cor des Alpes de Haider s’inscrivent cependant pleinement dans la grande tradition de l’histoire musicale européenne. Quelques-unes des Marginalien évoquent les madrigaux du XIIIe siècle ou les biciniums des grands compositeurs de la Renaissance. Les complexités rythmiques et les expansions harmoniques révèlent des relations avec la musique de Bartók ou de Mahler, deux compositeurs qui ont accordé une large place à la musique populaire dans leurs œuvres. L’une des Marginalien commémore l’anniversaire de Mahler. L’écoute du premier CD vous fera donc dresser l’oreille. Certaines choses nous paraissent familières, sans que l’on sache pour autant dans quel contexte l’œuvre s’inscrit exactement. D’autres pièces peuvent d’emblée être identifiées comme étant traditionnelles ou comme étant l’une des Marginalien de Haider. Parfois, en vérifiant l’ordre des plages du CD, on se rend compte que l’écoute a été trompeuse. C’est un merveilleux casse-tête acoustique. Une fois la perception auditive aiguisée de la sorte, on est curieux de découvrir quel espace sonore les quatre cors des Alpes peuvent encore aborder. Le voyage sonore reste en effet passionnant. Une œuvre d’une grande complexité harmonique – soit la composition Gletsc du compositeur suisse Mischa Käser (*1959) – est la pièce maîtresse du deuxième CD. Ici, le quatuor fait emploi de quatre cors des Alpes de différentes longueurs (avec les notes la, sol, 26.06.15 09:19 16 17 fa et mi bémol comme tons de base). Chaque cor des Alpes est accordé individuellement de façon «pure», mais lorsque les quatre séries d’harmoniques sonnent simultanément, il en résulte une musique polytonale, ou plus précisément tétratonale. Käser tire justement parti de cet effet, dans la mesure où il superpose des différentes séries (de tons naturels), libérant ce faisant un immense potentiel de vibrations. Cette musique d’envergure s’écoule lentement sur les six mouvements comme de la glace épaisse, révélant ce faisant une foison d’harmonies chatoyantes et un véritable chaos d’intervalles, qui renvoie aux oubliettes le système tonal tempéré de demi-tons. Dans cette musique, Käser nous fait oublier que quatre cors des Alpes sont en jeu. Ces sonorités sont celles qui pourraient naître lorsqu’on évolue à très haute altitude dans les montagnes et les glaciers, là où l’air se raréfie et l’oxygène fait défaut. La musique est tantôt claire et étincelante, ou sombre et vrombissante; NV-31_Booklet_hornroh.indd 16-17 elle est bourdonnante et scintillante, bruissante et frappante. C’est une musique glaciaire sans mélodie, une musique de cor des Alpes sans patrie. Les glaciers fondent et se cassent. Mischa Käser nous rappelle cette catastrophe écologique dans Gletsc, créant ce faisant une musique qui accorde aux cors des Alpes une signification nouvelle. On perçoit certes, comme enfoui sous une glace épaisse, tout ce qui singularise le cor des Alpes: ses liens avec la nature, les appels par-delà des montagnes, la magie des sonorités «fausses». Mais Käser révèle aussi la destruction de la nature en faisant gémir et craquer, hurler et murmurer les cors naturels. Avec le cor des Alpes – un instrument de nature si étrangère à la culture musicale qui nous est familière – et une dialectique surprenante, Mischa Käser évoque la menace que la culture humaine fait justement planer sur la nature. Une chose est claire: le cor des Alpes tourne résolument dos aux mythes et aux clichés dans ce CD pour devenir un instru- ment autonome. C’est précisément ce rapport très naturel à l’instrument qui permet une écoute neuve et ouvre de nouveaux horizons pour le cor des Alpes, sans pour autant chasser l’esprit du glacier qui habite ce cor naturel. Cet esprit retire un plaisir secret des noms des deux compositeurs à qui l’on doit les nouvelles perspectives auditives et visuelles de ce CD. Dans ces deux noms résonnent le monde de la nature et des Alpes: la «Heide» et la «Käsen» – en allemand, la lande et la fabrication du fromage: quel heureux hasard! Cécile Olshausen Traduction: Michelle Bulloch – Musitext Gletsc – 6 Dépôts glaciaires pour 4 cors des Alpes en la, sol, fa et mi bémol Gletsc est une abréviation fragmentaire de «Gletscher» (glacier, en allemand). Les lettres h, e et r de la fin du mot «Gletscher» sont déjà tombées, victimes du réchauffement climatique globalisé. Les glaciers fondent sur l’ensemble de la planète, et vont appauvrir la terre ce faisant. Ces six «Dépôts glaciaires» sont des moraines, c’est-à-dire des reliefs résultant de dépôts glaciaires. 1. Schluff Le mot allemand «Schluff» désigne des sédiments meubles clastiques (sols fins) et des roches sédimentaires contenant au moins 95% de composantes dont le diamètre est compris entre 0,002 mm et 0,063 mm. Les sols qui en résultent sont communément désignés sous le nom d’argile. 2. Toteis «Toteis», «Glace morte» en français, dé- 26.06.15 09:19 18 19 signe de la glace qui n’est plus reliée au glacier et qui n’est dès lors plus en mouvement; elle est généralement recouverte de sédiments. Protégée du soleil grâce à une couverture sableuse, la glace morte peut engendrer un permafrost lui permettant d’être conservée dans le sol plusieurs millénaires durant. Des records de glace morte vieille de 70 000 années ont été enregistrés dans la Sibérie du nord-ouest. 3. Drumlin Les drumlins sont de longues collines en forme de gouttes, dont l’axe longitudinal suit le tracé initial du mouvement glaciaire. Selon la loi de Helmholtz, l’interface entre un glacier et le terrain malléable sur lequel il repose adopte une forme de vagues. Dans certaines conditions particulières, encore inexpliquées à ce jour, des formes régulières et carénées – appelées justement Drumlins – sont ainsi créées. NV-31_Booklet_hornroh.indd 18-19 4. Sander Le «Sander» (sandur en français) est une large plaine d’épandage de faible inclinaison, constitué de sable, de gravier et de galets. Le sandur est formé par les ruisseaux d’eau de fonte du glacier qui traversent la moraine frontale. Dans la plaine en-deçà, un cours d’eau en tresses se forme et va s’élargissant, perdant ainsi de la vitesse dans son débit. Le matériel charrié par l’eau (du sable fin et du gravier) est porté en aval et façonne de la sorte un paysage caractéristique qui évoque une plaine inclinée. 5. Kame Le kame est un monticule compris dans un paysage de remblais glaciaires, constitué par un dépôt de matériel contre ou sur des blocs de glace morte. La fonte ultérieure de la glace morte fait ensuite apparaître le kame dans sa forme complète, qui peut être ronde ou plutôt irrégulière. 6. Os Les «Oser» – esker, en français – sont issus d’eau de fonte subglaciaire. Les esker se profilent dans le paysage comme des remblais ferroviaires irréguliers, car ils étaient auparavant entourés de masses de glace de part et d’autre. Ils peuvent atteindre plusieurs dizaines de kilomètres de longueur. Propos de Georg Haider sur son œuvre 10 Marginalien pour deux cors des Alpes Ces dix brèves pièces titrées Marginalien, pour deux (ou trois) cors des Alpes, ont été composées au cours d’un séjour d’un mois dans le Prättigau (Grisons, Suisse). J’ai répété certaines de ces pièces avec un trio de cors des Alpes de la région. Elles ont ensuite été jouées en concert avec des pièces traditionnelles pour cet instrument. On a dès lors pu constater que mes compositions ont un rapport avec ces anciennes traditions musicales suisses, mais qu’elles s’en détachent ensuite pour aller explorer d’autres possibilités également offertes par «l’instrument suisse par excellence». Comme le titre l’indique, ces pièces sont des «commentaires en marge». Elles se doivent d’être interprétées comme tel, entre d’autres pièces de toutes sortes (musicales, littéraires, etc.). L’ordre et le choix des pièces est donc complètement libre. Quelques-unes de ces miniatures sont dédiées à des personnes qui m’ont donné la possibilité de passer un mois magnifique dans le Prättigau, des personnes avec lesquels j’ai fait de la musique, travaillé et vécu. Biographies Le hornroh modern alphorn quartet a été créé suite à une participation au Festival d’opéra de Munich en été 2000. Les quatre souffleurs professionnels bâlois associent la musique traditionnelle pour cor des Alpes à une approche et des tournures musicales modernes. Ainsi que le nom anglo-germanique de l’ensemble le laisse 26.06.15 09:19 20 21 supposer, l’instrument culte de la Suisse est placée dans un contexte international beaucoup plus vaste. Par le biais de compositions personnelles et d’improvisations, mais aussi de commandes, de développements instrumentaux et de mise en scène de l’espace, cet ensemble inhabituel tire des cors des Alpes un archaïsme dynamique, une grande diversité harmonique et des couleurs sonores tout en finesse. Au fil des ans, la formation a signé diverses productions discographiques, dont zirp (2002), findling (2009) et dernièrement le CD gletsc (2015), ainsi que les programmes hornroh inszeniert (2003), Hautmusik (2008) et hornOXER (2012). Des productions ont été réalisées conjointement avec la radio-télévision suisse allemande SRF, l’Orchestre de Chambre de Munich et le Lucerne Festival (2009). L’ensemble a par ailleurs développé une étroite collaboration avec le compositeur Georg Friedrich Haas en interprétant son Concerto grosso Nº 1 pour quatre cors des Alpes et orchestre NV-31_Booklet_hornroh.indd 20-21 avec l’Orchestre Symphonique de la Radio Bavaroise, l’Orchestre Symphonique de l’ORF (dans le cadre du festival Wien Modern), l’Orchestre Symphonique de la SWR de Baden-Baden et Freiburg, l’Orchestre de la Tonhalle de Zurich et l’Orchestre Symphonique de Los Angeles. La formation réunit Balthasar Streiff, Michael Büttler, Jennifer Tauder et Lukas Briggen. www.hornroh.ch Le musicien invité qui se produit dans le deuxième CD est le très versatile percussionniste Pit Gutmann. Le musicien argovien enrichit la composition gletsc de Mischa Käser avec ses improvisations et ses nombreux instruments de percussion et autres objets sonores. Né en 1965 à Erding (Bavière), Georg Haider a fait partie des Regensburger Domspatzen durant ses années de scolarité. Il a ensuite étudié le basson dans la classe de Eberhard Buschmann et la composition au- près de Bertold Hummel et Heinz Winbeck à la Haute école de musique de Würzburg. De 1987 à 1989, il était bassoniste à l’Orchestre des Jeunes de la Bavière. Comme membre du Quintette Tiepolo, il s’est distingué dans plusieurs concours internationaux de musique de chambre. En 2000, l’Etat libre de Bavière lui a accordé une bourse lui permettant de séjourner six mois durant à la Cité Internationale des Arts de Paris. Deux ans plus tard, il a été invité à participer au projet artistique international OSPITI dans le Prättigau. Sur invitation du Conseil des arts et des lettres du Québec, il s’est vu attribuer pour la saison 2003/04 une bourse d’une année à Montréal, décernée dans le cadre d’un échange artistique entre la Bavière et le Québec. Georg Haider vit à Hubenstein, un village de 200 habitants à proximité de Taufkirchen (Haute-Bavière). Né en 12959 à Zurich, Mischa Käser a signé ses premières compositions durant l’enfance, ce qui lui a donné un sentiment d’apprendre le monde d’un point de vue musical. Des études de guitare et de composition (avec Hans Ulrich Lehmann) ont suivi à la Haute école de musique de Zurich, puis de Bâle (composition avec Roland Moser et luth moyenâgeux). Mischa Käser est à la fois compositeur (essentiellement dans le registre vocal et lyrique) et metteur en scène de projets dramatiques et lyriques. Comme vocaliste, il se produit avec le Trio III-VII-XII, formation spécialisée dans la composition instantanée. Il est en outre enseignant de théâtre depuis 2003 dans une école secondaire et donne des cours dans plusieurs hautes écoles. Ses deux dernières productions scolaires (2008/2009) ont été accueillies par le Jungen Schauspielhaus Zürich. Les compositions et projets de Mischa Käser ont été distingués à maintes reprises, notamment en 2004, année où le musicien a reçu le prix de composition du Canton de Zurich. 26.06.15 09:19 22 23 Slow Listening What is the photo on the cover of this CD? A close-up of an elephant’s skin, with its folds and crannies? A mouldy cheese from France? Or perhaps, after all, a view of the fissures and crevices of a glacier? Puzzling moments such as are offered by this video still by Pierre-Yves Borgeaud can be found, too, in the music on this double CD that is entitled hornroh modern alphorn quartet. It is a music that does not just stimulate our imagination, but also raises critical questions about our listening habits. It’s best if one takes the time to listen to both these CDs one track at a time: slow listening is what’s needed here! Slowly exploring this world of music is like walking over a glacier: you’re treading on uncertain terrain, slipping and sliding, but all the while your senses are being heightened and you experience new, fascinating, unfamiliar things. All this is made possible by the ‘raw’ nature of the alphorns. They simply reject the standards of European music that we NV-31_Booklet_hornroh.indd 22-23 have internalized since childhood, namely the equal temperament of our chromatic 12-tone system in which all natural intervals except the octave have been altered. There is nothing that can be altered on the alphorn! It can only ever follow the invariable law of the overtones, producing ever smaller intervals, the higher you go. To our ears these become ever more unfamiliar, but because of their vibration ratios they still come across as natural and not at all dissonant. They exude the alien beauty of a rare plant. The 7th overtone already leaves behind the twelve-note system to which we are so accustomed, and when we rise up to the 11th and 13th overtones, we move step by step into ever more unsettling regions of sound. Just like the mountains call to us, luring us up into the heights until we reach the glacier, so the overtones of the alphorn exert a pull that we are hardly able to resist. Walking over the ice becomes an act of seduction, and once you leave the ice and have solid ground underneath your feet again, you’ve indisputably become a different person. While in the midst of these overtone spaces, your hearing is expanded and our common-or-garden, 12-note system suddenly seems narrow, and its twelve intervals – always tuned the same – seem almost a little boring. Slow listening allows us to engage properly with the music of these CDs, taking us into the extraordinary atmosphere of what are in part forgotten soundworlds; and as a result we gain a longlasting enrichment of our listening experiences. One might think that the pieces on these two CDs are strung alongside each other as in a random potpourri, but there is in fact a kind of listening concept behind them. Works by two contemporary composers are here combined with traditional alphorn music, which allows both sets of music to appear in a new light. hornroh plays the traditional repertoire without any concessions to the Swiss folklore lobby. When this repertoire is performed as simply and yet as artfully as here, it makes one aware of how fresh – indeed, how modern – these traditional pieces really are. This alphorn quartet also hunts down traces of buried treasures – such as pieces for Büchel (a form of Swiss natural trumpet, related to the alphorn) that are often played today in regular metres, making them seem harmless and falsifying their real character. hornroh takes them “back to nature”, as it were, playing them in a free rhythm oriented on speech patterns. Other traditional pieces are here played with an extra horn, or with the parts divided up; hornroh thereby helps to maintain a tradition that is in the process of renewing itself. However familiar these traditional pieces might sound to us, they always have something cryptic about them, almost something archaic, and this is probably on account of the warm sound of the alphorn that is so close to the sound of the human 26.06.15 09:19 24 25 voice. But it is also a result of its tuning and of those overtones that often sound “skewed” to our “equal-tempered” ears. And these sounds that sound at once “skewed” and yet so “natural” are what make the alphorn so exciting for contemporary composers. Because they are thereby empowered to break out of the equaltempered, semitonal tuning system and to explore completely new harmonies. For a long time, those involved in contemporary music flirted with ever more complex harmonic structures, with clusters and with dissonances of varying subtleties. Today, some composers are endeavouring to find a provocatively simple music once again, one that will come across as astonishingly new precisely because it is so “comprehensible” – in other words: music that one can readily follow with the ear. This is a path pursued by the German composer Georg Haider (*1965) in his Marginalia for 2 and 3 alphorns. He is here interested above all in the seventh, eleventh NV-31_Booklet_hornroh.indd 24-25 and thirteenth overtones of the overtone series, and the harmonies and intervals that can be realised by an alphorn ensemble using them. The Marginalia are seemingly simple pieces oriented on folk music, but Haider purposefully employs the “conspicuous” notes of the alphorn (his alphorns, incidentally, are here all tuned to the same basic note). He does so with great subtlety, but in a rather subversive manner. These notes are the 7th overtone, which diminishes an interval by a sixth-tone when it plays with another alphorn; the 11th overtone, which augments or diminishes such an interval by a quarter-tone; and the 13th overtone, which allows for shifts of a fifth-tone. Using the numerous intervallic combinations that are possible with these notes, Haider constructs a microtonal sound-space and in the process quite consciously shines a spotlight on what usually tends to be hidden in folk music because it doesn’t fit the picture – those notes that are “alien to the system”, that when placed centre-stage can at times also sound terribly “wrong”. However, Haider’s alphorn pieces are also situated firmly in the great European musical tradition. Some of the Marginalia are reminiscent of the two-part madrigals of the 13th century or of the bicinia of the great Renaissance composers. His rhythmic complexities and harmonic expansions reveal links to Bartók and to Mahler – both of them composers who used folk music in their own works to a substantial degree. One of the Marginalia is also dedicated to the birthday of Gustav Mahler. So listening to the first CD here makes you prick up your ears. Some things sound familiar to one, without one knowing exactly where they fit in; other things can be identified straightaway as either traditional pieces or as Marginalia by Haider. But sometimes, if you check the tracklist afterwards, you realize that you’ve made a big mistake. It’s a wonderful acoustic puzzle. Once you’ve attuned your ears in this manner, you become curious as to what tonal spaces the four alphorns will explore next. And to be sure, their journey in sound remains exciting. A harmonically complex work forms the heart of the second CD, namely Gletsc by the Swiss composer Mischa Käser (*1959). Here the quartet uses four alphorns of different lengths (with the basic notes of A, G, F and E flat). Each alphorn is tuned “purely” on its own note; but if all four overtone series sound at the same time, then the result is a polytonal music – or, to be more precise, a tetratonal music. Käser plays with precisely this effect, by overlaying the different overtone series and thereby setting free a massive potential for beats. This extensive music flows along slowly over the course of six movements like thick blocks of ice, thereby revealing a shimmering wealth of harmonies and a sheer intervallic chaos that quite simply puts our equaltempered system of semitones in the 26.06.15 09:19 26 27 shade. Käser writes a music that lets you completely forget that four alphorns are playing here. These are sounds that might emerge if you were to move at a great altitude in the mountains and on glaciers, when the air is thin and lacking oxygen. This music is glistening and bright, but then subterraneously dark; it buzzes and flickers, rustles and throbs. This is a glacial music without melody, alphorn music without a homeland. The glaciers are melting and breaking apart. Mischa Käser reminds us of this ecological catastrophe in Gletsc. And for this he creates a music that gives the alphorn new meaning. We hear, as if hidden deep under thick ice, everything that makes the alphorn what it is: its closeness to nature, the way it calls across the mountains, and the magic of its “wrong” notes. But Käser also shows us the destruction of nature by having these natural horns groan and creak, murmur and howl. With this alphorn, whose nature is so contrary to the music culture with NV-31_Booklet_hornroh.indd 26-27 which we are so familiar, Mischa Käser creates a surprising dialectic to thematise the threat that human culture poses to nature. One thing is clear: the alphorns on this CD leave their myths and clichés far behind. Here, the alphorn becomes an autonomous instrument. It is precisely this natural interaction with the instrument that allows us to hear it afresh, opening up new perspectives for it – and all without driving out the glacier spirit that nests in this natural horn. And that spirit takes secret pleasure in the names of both the composers who are responsible for the new aural and visual perspectives that this CD offers. For in each of their names we hear the world of nature and of the alps – “Heide” and “Käsen” – in German, the “meadow” and “cheese-making” – what a lucky coincidence! Cécile Olshausen Pit Gutmann, Perkussion/Klangobjekte Georg Haider on his 10 Marginalia for 2 alphorns These ten brief “Marginalia” for two alphorns (optionally for three) were composed during a one-month stay in Prättigau (in the canton of the Grisons in Switzerland). I rehearsed some of them with a local alphorn trio, and those pieces were then performed alongside traditional Swiss alphorn pieces. Thus people were able to hear that my pieces refer to this traditional Swiss music, but repeatedly also distance themselves from it in order to culminate in other possibilities that are also latent in this, “the Swiss instrument”. As the title makes evident, these pieces are “marginal notes”. As such, when they are performed they should be played in between other works of any kind (compositions, literary works, etc.). The performers are quite free to choose any selection of them, and to play them in any order. Some of these miniatures are dedicated to people who made it possible for me to spend 26.06.15 09:19 28 29 that lovely month in Prättigau; people with whom I made music, and with whom I worked and lived there. Mischa Käser on his Gletsc – 6 glacial deposits for 4 alphorns in A, G, F, E flat Gletsc is a fragmentary abbreviation of “Gletscher” (“glacier”). The letters h, e and r (in English, b, e and d) have here already fallen victim to global warming. The glaciers are melting all over the world and will make the Earth the poorer for it. My 6 “glacial deposits” are moraines, i.e. landscape forms that have arisen as a result of glacial debris. 1. Schluff “Schluff” means “silt”, namely loose clastic sediments (fine soil) and sedimentary rock of which at least 95% comprises particles of between 0,002 mm and 0,063 mm in size. The earth that results is colloquially called clay. NV-31_Booklet_hornroh.indd 28-29 2. Toteis “Toteis”, “dead ice”, is glacier ice that is no longer attached to the glacier and thus no longer moves and is usually covered in sediment. Because its sand covering protects it from the sun, dead ice can have a permafrost that preserves it for several thousands of years in the ground. Extreme cases of 70 000-year-old dead ice have been documented in north-west Siberia. 3. Drumlin Drumlins are long hills with a drop-shaped outline whose longitudinal axis lies in the direction of travel of the ice in a glacier. The boundary between a glacier and its malleable subsoil is wave-shaped, in accordance with Helmholtz’s law. Under certain conditions that have not been wholly explained to this day, regular and streamlined bodies are thereby created: the drumlins. 4. Sander These “outwash plains” are broad, slightly inclined alluvial plains made of sand, shingle and detritus. They were formed by streams of melted glacial ice that cut through the end moraines. In the plains below, a twisting river is created that grows broader, thereby losing velocity. The material it drags with it (fine sand and shingle) is carried downriver and forms a characteristic landscape that is reminiscent of an inclined plain. 5. Kame A kame is a mound in a landscape made by glacial deposits of material against or on blocks of dead ice. The subsequent melting of the dead ice then reveals the kame in its full form. Kames tend to be irregular or round in shape. 6. Os “Oser”, “eskers”, are formed by subglacial melted waters. Eskers often rise up and look like irregularly formed railway embankments on the landscape because they have been surrounded on both left and right sides by masses of ice. They can be several dozen kilometres long. It was an engagement at the Munich Opera Festival in the summer of 2000 that led to the founding of the hornroh modern alphorn quartet. These four professional wind players from Basel link traditional alphorn music with modern, contemporary musical approaches and concepts. As the mixed English/German name of the ensemble suggests, their Swiss “cult” instrument is here placed in broader, international contexts. Using their own compositions, improvisations and also commissioned works, spatial installations and developments in instrument-building, this unusual ensemble elicits archaic sounds charged with energy from their alphorns, also achieving harmonic variety and a filigree art of sound-painting. The ensemble has 26.06.15 09:19 30 31 Xxx Xxx NV-31_Booklet_hornroh.indd 30-31 been involved in various productions in recent years, such as the CDs zirp (2002), findling (2009) and the present CD gletsc (2015), along with the programmes hornroh inszeniert (2003), Hautmusik (2008) and hornOXER (2012). They have undertaken co-productions with Swiss Radio and TV (SRF), the Munich Chamber Orchestra and the Lucerne Festival 2009. They also worked closely with the composer Georg Friedrich Haas on his Concerto grosso No. 1 for four alphorns and orchestra and have performed this work with the Bavarian Radio Symphony Orchestra, the ORF Symphony Orchestra at the Wien Modern Festival, the SWR Symphony Orchestra Baden-Baden and Freiburg, the Zurich Tonhalle Orchestra and the Los Angeles Symphony Orchestra. The ensemble comprises: Balthasar Streiff, Michael Büttler, Jennifer Tauder and Lukas Briggen. www.hornroh.ch The guest musician on the second CD here is the multi-style percussionist Pit Gutmann from Canton Aargau. He plays on Mischa Käser’s gletsc, complementing it with improvisations using multifarious percussion instruments and sound objects. Georg Haider was born in Erding in Bavaria in 1965. He attended school as a member of the “Domspatzen” boys’ choir in Regensburg, then studied at the Würzburg Music Academy, taking bassoon lessons with Eberhard Buschmann and composition with Bertold Hummel and Heinz Winbeck. From 1987 to 1989 he played the bassoon in the Bavarian State Youth Orchestra. He also won prizes at international chamber music competitions as the bassoonist of the Tiepolo Quintet. In the year 2000 he was awarded a half-year scholarship by the State of Bavaria to attend the Cité Internationale des Arts in Paris. In 2002 he was invited to Prättigau to the in- 26.06.15 09:19
© Copyright 2024 ExpyDoc