Begleitmaterial - Theater an der Parkaue

Uraufführung
DIE IRRFAHRTEN
D E S O D Y S S E U S 10+
Musiktheater mit Schauspiel und Video
von Harriet Maria Meining, Peter Meining und Ole Hübner
Koproduktion der Deutschen Oper Berlin
und dem THEATER AN DER PARKAUE
BEGLEITMATERIAL ZUM STÜCK
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
2
Es spielen:
Schauspiel
Schauspiel
Schauspiel
Vokalperformance
Jakob Kraze
Johannes Hendrik Langer
Tom Quaas
Frauke Aulbert
Schlagzeug
Kontrabass
Gitarre
Saxophon
Tasteninstrumente
Elektronik
Leif Berger
Alexander Dawo
Nicola L. Hein
Ruth Velten
Sebastian Berweck
Ole Hübner
Regie + Bühne
Komposition
Bühne, Kostüme + Ausstattung
Video
Dramaturgie
Theaterpädagogik
Produktions- und Spielleitung
Assistentin der Spielleitung
Korrepetition
Technische Direktion
Technische Produktionsleitung
Produktionsleitung Kostüm
Beleuchtung
Ton
Ton (Filmaufnahmen)
Kostümdirektion
Gewandmeister im Abenddienst
Leitende Maskenbildner
Maske (Filmaufnahmen)
Auszubildende für Veranstaltungstechnik
Harriet Maria und Peter Meining
Ole Hübner
Konstanze Grotkopp, Juliette Collas
René Liebert
Lina Zehelein, Sebastian Hanusa
Irina-Simona Barca, Frank Röpke, Sarah Kramer
Anna von Gehren
Sophie Langlotz (FSJ Kultur)
Patrick Walliser
Uwe Arsand
Robert Schulzke
Susan Kohlmorgen
Steffen Hoppe, René Fuhrmann
Jonas Diestelmeier
Henry Leikauf Dürheim
Dorothea Katzer
Stefan Bock
Mattias Jander, Manfred Mödig
Annika Tietzmann
Jeremy Cramer, Lysann Herms, Wieland Hilker,
Sarah Jäckel, Helene Kleemann, Annika Lindner,
Nicolai Roloff, Lukas Schneider, Jan Woßeng
Taverna Elena – Griechisches Gastmahl (Gierkezeile 23, 10585 Berlin, Di – Sa 16 – 24 Uhr,
www.taverna-elena.de) und DB Schenker
Mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation.
Foto- und Videoaufnahmen während der Vorstellung sind nicht gestattet.
Tischlerei der Deutschen Oper Berlin
Premiere: 2. Oktober 2015
Dauer: 90 Minuten
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
INHALT
Zum Stück 5
Handlung „Die Irrfahrten des Odysseus“ 5
Zur Inszenierung 7
Über das Regie-Duo Harriet Maria und Peter Meining 8
Wenn Odysseus ein Held sein soll, dann können wir es auch sein 9
Biografien 11
Harriet Maria und Peter Meining (Regie) 11
Ole Hübner (Komposition) 12
Verzeichnis der im Stück erwähnten und / oder vor­kommenden antiken Personen 13
Hinweise für den Theaterbesuch 16
Impressum 17
3
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
Liebe Leserin, lieber Leser,
die „Odyssee” ist nicht nur als zweitältestes überliefertes Werk der Literaturgeschichte von besonderer
Bedeutung, sie bietet sich zudem durch ihre Reichhaltigkeit an Erzählungen, Geschichten und Ebenen
als einzigartige Grundlage der Hinterfragung des
Menschseins und Heldentums schlechthin an.
In der Inszenierung von Harriet Maria und Peter
Meining verquickt sich auf virtuose, schrille Weise diese Hinterfragung mit deren Darstellbarkeit
und Verhandlung auf der Bühne. Mit viel Lust und
Humor unternehmen sie zusammen mit dem jungen
Komponisten Ole Hübner, sechs Musikern, einer
Gesangskünstlerin, drei Schauspielern und einem
Videokünstler das „Experiment“, die Irrfahrten des
Odysseus auf ihre ganz eigene Weise zu erzählen.
Sie übertreten dabei die Grenzen der eigenen Genres, probieren sich in den anderen aus und erfahren
das, was auch Odysseus auf seiner zehnjährigen
Reise stets begleitet: das Gelingen wie das Scheitern.
Eine Erzählung, die durch seine Verhandlung auf der
Bühne gegenwärtige Fragen aufwirft: Wer darf den
Helden spielen und ist der Held immer ein Held?
4
Was macht man, wenn etwas nicht so klappt wie
es soll? Soll man einer scheinbar übergeordneten
Macht (Götter) blindlings gehorchen? Und muss
man sich an die Homersche Vorlage halten, auch
wenn man dessen Ende zutiefst ablehnt?
Das vorliegende Begleitmaterial möchte Ihnen dabei
sowohl Unterstützung als auch Ansporn sein, „Die
Irrfahrten des Odysseus“ als einen lustvollen Perspektivwechsel anzunehmen und den ehrwürdigen
Epos gemeinsam einmal anders zu sehen und zu
diskutieren.
Für einen Besuch ist es nicht zwingend erforderlich,
die Irrfahrten des Odysseus zu kennen. Wenn Sie
sich aber implizit mit der „Odyssee“ beschäftigen
wollen, empfehlen wir, diese davor oder danach zu
lesen, da sich die Inszenierung einige künstlerische
Veränderungen vorbehalten hat.
Wir freuen uns über Ihren Besuch und wünschen
Ihnen eine ebenso lustvolle kontroverse Auseinandersetzung mit dem Stück, wie wir sie hatten!
Lina Zehelein (Dramaturgin)
Irina-Simona Barca (Theaterpädagogin)
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
5
ZUM STÜCK
Handlung „Die Irrfahrten des Odysseus“
Odysseus, der sich im Trojanischen Krieg als Held
hervorgetan und die Archaier (Griechen) zum
Durchhalten motiviert hatte, verlässt das besiegte
Troja, um zu seiner Frau Penelope und seinem Sohn
Telemachos zurückzukehren. Neun Tage lang treiben
er und seine Gefährten ziellos auf See, um endlich
bei den gastfreundlichen Lotophagen zu landen,
die den Männern Lotos anbieten, eine süße Frucht
mit berauschender Wirkung, die dazu führt, dass
Odysseus‘ Mannschaft das Ziel ihrer Reise vergisst
und für immer im Land der Lotophagen bleiben will.
Odysseus sieht sich gezwungen, die Männer mit
Gewalt auf die Schiffe zurückzubringen und sie dort
anzubinden, um weiterfahren zu können.
Die nächste Station auf Odysseus‘ Reise ist die Insel
der Kyklopen, Söhne des Poseidon. Einer von ihnen, Polyphemos, nimmt Odysseus und zwölf seiner
Gefährten gefangen und sperrt sie in eine Höhle, die
er mit einem Felsen verschließt. Einige von ihnen
frisst er und droht an, auch die übrigen nach und
nach zu verspeisen. Da die Griechen zu schwach
sind, um den Fels zur Seite zu schieben, müssen sie
sich mit einer List befreien. Nach seinem Namen
gefragt, antwortet Odysseus „Niemand“. Es gelingt
ihm, den Kyklopen betrunken zu machen und mit
einem glühenden Pfahl zu blenden. Alarmiert durch
Polyphemos‘ Schmerzensschreie eilen die anderen
Kyklopen herbei, denen er sagt, „Niemand“ wolle
ihn ermorden, woraufhin sie sich wieder entfernen.
In seinem Schmerz hatte Polyphemos zwar den
schweren Stein beiseite gewälzt, sich aber selbst vor
den Höhleneingang gesetzt, sodass eine weitere List
von Odysseus nötig ist, um in die Freiheit zu gelangen. Er und seine Gefährten hängen sich in die Felle
einer Herde Widder, die Polyphemos am Morgen
nach draußen treibt. Nach erfolgreicher Flucht legen
die Schiffe vom Hafen ab und Odysseus ruft dem
Kyklopen seinen wahren Namen zu. Als Polyphemos dieses hört, fleht er seinen Vater Poseidon an,
Odysseus gar nicht und wenn, erst spät, einsam und
allein nach Ithaka zurückkehren zu lassen.
Dann gelangen die Schiffe zur Insel des Windgottes
Aiolos, der Odysseus wohlgesonnen ist und ihm
einen ledernen Schlauch schenkt, in dem alle Winde
verschlossen sind, bis auf den einen, der Odysseus
nach Hause bringen soll. Mit sanfter Brise geht die
Reise weiter. Als Ithaka in Sichtweite kommt, beschließt Odysseus sich nach 9-tägigem Wachen nun
kurz schlafen zu legen. Die Gefährten des O
­ dysseus
werden von Neugier übermannt und öffnen den
Schlauch. Es entweicht ein ungeheurer Sturm, der
die Schiffe weit vom Kurs abschlägt.
Sie gelangen zur Insel Aiaia, auf der die Zauberin Kirke lebt. Diese verwandelt die Hälfte von
Odysseus‘ Männern in Schweine. Er selbst kann
mit Unterstützung des Götterboten Hermes dem
Zauber durch ein Zauberkraut entgehen und seine
Mannschaft retten. Kirke verliebt sich in ihn und
er bleibt auf ihrer Insel. Nach einem Jahr nimmt
jedoch das Heimweh überhand und sie wollen ihre
Heimfahrt fortsetzen. Daraufhin rät ihm Kirke,
zunächst in die Unterwelt hinabzusteigen und den
Seher Teiresias nach seinem kommenden Schicksal zu befragen.
Odysseus folgt dem Rat und trifft im Hades auf
Teiresias. Dieser warnt ihn vor den Sirenen, Mischgestalten aus Mensch und Vogel, die vorbeifahrende
Schiffer durch ihren Gesang betören und in den Tod
stürzen. Teiresias gibt Odysseus den Rat, seinen
Gefährten die Ohren mit Wachs zu verstopfen, sich
selbst aber an den Mast binden zu lassen, um dem
Gesang lauschen zu können. Auch warnt ihn Teiresias davor, die Rinder des Sonnengottes Helios zu
schlachten.
Auf ihrer Heimreise kommen Odysseus und seine
verbliebenen Gefährten an der Insel der Sirenen
vorbei und Odysseus folgt dem Rat Teiresias‘.
Als nächstes gelangen sie zur Insel Thrinakria, auf
der die heiligen Rinder des Sonnengottes Helios
weiden. Von Hunger getrieben schlachten die Männer gegen Odysseus‘ Willen die Rinder. Helios ruft
daraufhin Zeus zur Rache an, der nach ihrer Abreise
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
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Szenenfoto mit Jakob Kraze, Tom Quaas und Johannes Hendrik Langer
einen fürchterlichen Sturm schickt, der sie alle das
Leben kostet. Nur Odysseus kann sich retten.
Allein gelangt er zur Insel Ogygia, auf der die Nymphe Kalypso wohnt. Sie verliebt sich in ihn und will,
dass er bei ihr bleibt. Über sieben Jahre hält sie ihn
auf der Insel fest, bis die Götter entscheiden, seinen
Leiden ein Ende zu setzen. Als Kalypso den Befehl
von Zeus erhält, Odysseus ziehen zu lassen, hilft
sie ihm, sich ein Floß zu bauen, mit dem er, trotz
eines von Poseidon entfachten Sturms, ins Land der
Phaiaken gelangt.
Dort findet ihn Nausikaa, die Tochter des Königs
­Alkinoos, und bringt ihn zu ihrem Vater. Diesem
erzählt Odysseus die Geschichte seiner Irrfahrten.
Daraufhin sorgt Alkinoos dafür, dass er sicher nach
Ithaka gelangt.
Auf Ithaka angelangt, gewinnt er als Bettler verkleidet den Bogenkampf, den Penelope initiierte. Als er
daraufhin die seit langem lästigen Freier in einem
Blutbad ermorden will, stellen sich Frau und Sohn
ihm entgegen und stellen ihn vor die Wahl: Sollte
er sich zu dieser blutrünstigen Rache entscheiden,
wollen sie ihn nicht mehr „Sohn“, bzw. „Vater“ nennen. Odysseus schließlich entscheidet sich für seine
Familie, für sein Volk, als friedfertiger und gerechter
Vater und König.
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
7
ZUR INSZENIERUNG
Es ist ein Auftrag direkt vom Olymp. Drei Schauspieler, sechs Musiker, eine Stimmkünstlerin und ein
Videokünstler sollten Homers „Odyssee“ als zeitgenössisches Musiktheater auf die Bühne bringen.
So ist es der Wille der griechischen Götter. Und
so bringt das bunt zusammengewürfelte Team das
antike Epos von den Irrfahrten und Abenteuern des
siegreich aus dem trojanischen Krieg heimkehrenden Odysseus auf die Bühne: Das Entrinnen vor
dem Vergessen auf der Insel der Lothophagen, die
Blendung des Zyklopen Polyphem, das Unglück der
Winde von Aiolos, die Begegnung mit der Zauberin
Kirke, die Fahrt zu den Sirenen und in die Unterwelt, das unerlaubte Verzehren der heiligen Rinder
des Sonnengottes Helios und der lange Aufenthalt
bei der Nymphe Calypso. Und letztlich die Heimkehr nach Ithaka. Wobei sich hier die Frage an
Mitwirkende wie Publikum stellt: Ist es wirklich moralisch vertretbar, dass hier jemand die Freier seiner
Frau niedermetzelt, nachdem er selber sich zwanzig
Jahre nicht in der Heimat hat blicken lassen?
Mit Videoprojektionen und extensiven Lichtstimmungen wird diese besondere „Odyssee“ mit nur
einfachen Requisiten und Kostümen von den Darstellern erzählt. Die Musik von Ole Hübner, die von
Jazz- und Popelementen bis hin zu Wagnerzitaten
reicht, kommentiert, konterkariert und begleitet das
wilde Geschehen auf der Bühne.
Das Stück zeichnet sich in Musik, Inszenierung und
Ausstattung durch das Aufeinanderprallen verschiedenster Ästhetiken, Genres und Stile aus und
interpretiert so auf sehr eigene Weise das Zusammentreffen des über 2700 Jahre alten Stoffes mit der
Gegenwart.
Szenenfoto mit Tom Quaas,
Jakob Kraze und Johannes
Hendrik Langer
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
8
ÜBER DAS REGIE-DUO HARRIET
MARIA UND PETER MEINING
In Multimedia machen heute viele Theaterinszenierungen, aber so konsequent wie norton.commander.
productions (ncp) ist dabei kaum ein Regisseur,
kaum eine Gruppe. Harriet Maria und Peter Meining, die nicht nur die Köpfe von ncp sind, die eigentlich norton.commander.productions ausmachen,
bringen die Künste auf der Bühne zum Tanzen: Das
Wort Gesamtkunstwerk, hier passt es einmal. Sie
haben keine Angst vor großen Themen und großen
Gestalten, vor Mythen und Märchen. Oder wenn
sie während des Produktionsprozesses für ein neues
Stück, ein neues Video, irgendwann Angst haben vor
der eigenen Courage, dann braucht es den Zuschauer/die Zuschauerin jedenfalls nicht zu kümmern,
denn das Ergebnis, das er/sie schließlich auf Bühne
und Leinwand zu sehen bekommt, funkelt, fordert
heraus - und macht Spaß.
Da ist vor allen Dingen das Wagnis gemeint, sich
so lässig wie gedankentief, so quietschebunt wie
horrordunkel, dazu meistens panoramabreit und
bild- sowie tongewaltig mit Gott und der Welt
auseinander zu setzen. Man muss nicht alles mögen, was Harriet Maria und Peter Meining machen,
Kleinmut freilich kann man dieser (Bühnen-)Kunst
beileibe nicht vorwerfen. Das Theater dieser beiden
Künstler ist vor allem auch glut- und blutvoll, bildmächtig, collagiert, dekonstruiert, gern laut wie ein
Heavy-Metal-Konzert oder schnell geschnitten wie
ein Videoclip. Oft wirkt es filmisch, auch wenn die
Akteure leibhaftig vor einem stehen.
Und dabei ist dieses Theater immer auch aufgeweckt
politisch, mit dem Finger am Puls gesellschaftlicher
Diskussionen. Die Meinings schauen genau auf die
Wirkmechanismen von Gruppen, auf die Banalität
des Bösen und das Biegsame des Menschen. Ihre
Haltung ist die Skepsis.
Jedoch sind die Stücke nie sentimental oder belehrend: Ihre Kanten sind scharf, ihre Stimmungen
dunkel grundiert, ihre Collagetechnik spielt die
Themen an, ohne uns, die Zuschauer, zu irgendwelchen Schlüssen führen zu wollen. Und die Meinings
scheuen glücklicherweise nicht den Griff mitten in
den so reichen Fundus der Populärkultur - glücklicherweise, wenn man ihn denn wie sie zu nutzen
weiß - mit ihren mythologischen, ihren archetypischen und manchmal auch realen Figuren.
Die Welt ist den Meinings eine Fundgrube, sie fügen
Texte, Klänge, Bilder zusammen, die auf den ersten
Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Aber häufig in der kollektiven Erinnerung fest verankert sind.
Das Theater dieser Künstler denkt nach über sich
selbst und seine Formen. Es tut dies konsequent
und unbeirrt. Und es wiederholt sich nicht gern:
Die beiden versuchen immer wieder und Stück
um Stück neue Spielregeln aufzustellen, eine neue
Formensprache zu finden. Und, so saftig, drastisch,
kräftig das Theater der Meinings oft ist, so vielfältig
es die Medien einsetzt, Film, Live-Musik, die Wucht
der Körper, die Präsenz der Darsteller, so raffiniert
verweigert es doch die Antworten auf seine Fragen.
Mit durchaus gemischten, mit differenzierten Gefühlen verlässt man also einen ncp-Abend: Man ist gut
unterhalten worden („unterhalten“ ist hier wirklich
kein Schimpfwort), aber man ahnt doch immer auch
die Dunkelheiten des Lebens. Mehr kann Kunst
nicht erreichen.
(Auszug aus dem Artikel: „Mit allen Wassern der Theater-Postmoderne gewaschen... über die Arbeiten von Harriet Maria und
Peter Meining“ von Sylvia Staude, in Gänze zu finden unter:
www.nc-productions.com)
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
9
WENN ODYSSEUS
EIN HELD SEIN SOLL, DANN
KÖNNEN WIR ES AUCH SEIN
„Ich weiß nicht, wie es dazu kam“, schreibt Voltaire, „aber jeder Leser ist insgeheim dem klugen
­Odysseus feindlich gesinnt.“
Zu wissen, dass Helden nicht vollkommen sind und
zuweilen sogar töricht, veranlasste frühere Zeitalter
nicht dazu, dem Helden den Abschied zu geben, das
20. Jahrhundert aber brachte etwas Neues. Andere
Zeitalter möchten ihre Helden bloßgestellt haben,
das unsere jedoch fand etwas, das sie ersetzt. Statt
mit unseren Mitmenschen darum zu wetteifern, wer
der größere Held ist, wetteiferten wir um die Position des beklagenswertesten Opfers.
Eine der wichtigsten heroischen Tugenden ist Großmut sowie eine gewisse Demut, die die Rolle des
Zufalls in unserem Leben gebührend berücksichtigt.
Diese beiden Tugenden müssten es uns eigentlich
ermöglichen, auch die Hilfe für die Opfer als Tugend
zu ehren.
Dieser Vorschlag stieß vor einiger Zeit bei einem
Treffen von Menschenrechtsaktivisten auf Proteste,
als ich die These vertrat, dass rassistische Gewalt
unter Jugendlichen sich vielleicht eher verringern
ließe durch den Hinweis auf den Mut derjenigen,
die sich dieser Gewalt entgegenstellten, als auf das
Leid derjenigen, die darunter zu leiden hatten. Meine
Kollegen reagierten gereizt auf das Wort „Held“; natürlich brauchen Jugendliche Vorbilder, aber müssen
wir ihnen gleich Helden anbieten?
Meine Rückkehr zu Odysseus ist ein ungeniertes
Plädoyer für einen Helden, dessen Stärken und
Schwächen der modernen Welt entsprechen. In
vieler Hinsicht ist er keineswegs ein Vorbild. Aber
Odysseus‘ Heldentaten sind vorstellbar, weil er
nicht vollkommen ist. Im Unterschied zu Vor- oder
Rollenbildern haben Helden physische Präsenz und
Leidenschaften. Die Odyssee ist nicht nur eine Geschichte vom Überleben, sondern auch vom Lebendigsein.
Etwas von der Liebe und dem Tod und dem Neid
und der Sehnsucht, womit Odysseus ringt, wird es
immer geben. Er ist ein Beispiel dafür, wie Helden
damit zurechtkommen. Bevor man Plädoyers für das
Heroische verwirft, ist zu bedenken: Fürchten wir
uns vor solchen Plädoyers, weil sie mit Mord und
Totschlag enden oder weil sie mit Kitsch enden? Ich
habe den Verdacht, dass wir oft weniger durch die
Furcht vor dem Faschismus motiviert werden als
durch die Furcht vor der Peinlichkeit.
Wer sind unsere Helden? Helden bieten uns Alternativen zur Resignation. Sie beweisen, dass die
unserem Leben auferlegten Begrenzungen in Frage
gestellt werden können, dass wir nicht jedes Element der Systeme, in die wir hineingeboren wurden,
hinnehmen müssen. Aber müssen wir nicht die Natur
des Menschen akzeptieren, wie sie ist? „Wir wissen
nicht, was unsere Natur uns zu sein erlaubt“, schrieb
Rousseau. Aber solange man nicht erlebt, dass
jemand sie tatsächlich überwindet, fällt es einem
schwer zu glauben, dass dies einem selber möglich
wäre. Deshalb gibt es alle möglichen Helden: Sportler, Bergsteiger und bestimmte Rockstars bieten
alle die Verheißung eines erfüllteren und intensiver
gelebten Lebens als desjenigen, mit dem wir uns
angeblich abfinden sollen. Wie Odysseus machen sie
ihre Sache nicht immer gut.
Odysseus verunsichert, weil er uns so nahe ist und
wir uns so leicht in ihm wiedererkennen können.
Seine Stärke und Schönheit sind mythisch. Aber wir
könnten prinzipiell seine Klugheit und seine Listigkeit teilen, seine Treue und seinen Mut, seine Bereitschaft, die Grenzen der bekannten Welt zu erproben.
Wir haben gewiss seine Fehler. Wir gehen aus reinem Draufgängertum Risiken ein und lassen es zu,
dass wir durch die Verzauberung unserer Sinne unsere Ziele für längere Zeiträume als beabsichtigt aus
den Augen verlieren. Wir gehen Kompromisse ein
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
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Szenenfoto mit Jakob Kraze, Johannes Hendrik Langer und Tom Quaas
und hoffen, dass das, was wir als das kleinere von
zwei Übeln wählten, tatsächlich wirklich notwendig
war. Unsere Urteile sind unsicher, und doch sollen
sie gelten. Unsere Motive sind uns unklar, und wir
sind oft zwischen unseren Begierden hin-und hergerissen. Zu entschlossenem Handeln herausgefordert
neigen wir weniger dazu, aus dem Bett zu springen
und unsere Stiefel zu schnüren, als an der Grenze
zu verweilen und zu jammern. Wir sind ziemlich
sicher, dass unsere Sorgen die Schlimmsten sind,
unser Geschick das glückloseste ist. Wir sehnen uns
verzweifelt danach, zu Hause zu sein, und brauchen
endlos viel Zeit, um dort anzulangen. Doch indem
die Geschichte des Odysseus selbst seine Schwächen zeigt, zeigt sie auch den Unterschied zwischen
Leben und Schlafwandeln. Kurzum: Wenn Odysseus
ein Held sein kann, dann können wir es auch sein.
(Auszug aus dem gleichnamigen Text von Susan Neiman, in:
Merkur – Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 63,
2009)
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
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Szenenfoto mit
Tom Quaas, Jakob Kraze
und Johannes Hendrik
Langer
BIOGRAFIEN
Harriet Maria und Peter Meining (Regie)
Seit 1993 entwickeln Harriet Maria und Peter Meining gemeinsam Performances, Kurz- und Experimentalspielfilme, Videoinstallationen, Kunstaktionen
und Hörspiele. 1997 erhielten sie den Kunstförderpreis der Stadt Dresden, 2010 den erstmals vergebenen George Tabori Preis. Ein Großteil der Produktionen realisierten Sie unter dem Namen norton.
commander.productions.
Ihre Arbeiten wurden u.a. gezeigt und produziert
im Theater Hebbel am Ufer Berlin, den Münchner
Kammerspielen, dem Thalia Theater Hamburg, dem
Schauspielhaus Zürich, dem WUK Wien und vielen
mehr.
Gastspiele und Teilnahmen an zahlreichen internationalen Theatern und Kunstfestivals führten Sie
neben Deutschland mehrfach nach Frankreich, Österreich, Finnland, Polen, Russland, Luxemburg, Albanien, Kuba, China und in die Schweiz. Kurzspielfilme und Installationen wurden in Galerien, Museen
und auf internationalen Filmfestivals gezeigt. So
etwa beim Internationalen Filmfest in Dresden, dem
New York Expo Filmfestival oder dem Museum für
moderne Kunst Frankfurt am Main.
„Die Irrfahrten des Odysseus“ ist ihre vierte Produktion mit dem THEATER AN DER PARKAUE
Berlin.
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
Ole Hübner (Komposition)
Ole Hübner, 1993 geboren, studierte von 2007 bis
2011 Komposition als Frühstudent an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und seit
2011 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
In seiner oftmals stark konzeptuellen Arbeit macht
er Gebrauch von neuen Medien aller Art und arbeitet
zunehmend auch mit Künstlerinnen und Künstlern
anderer Sparten zusammen. Dabei bewegt er sich
vor allem im Bereich von Videokunst und Musiktheater. Er arbeitet(e) unter anderem mit dem Theater
Aachen, dem Studio für Stimmkunst und neues
Musiktheater der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart, mam.manufaktur für aktuelle
musik (bei der Klangwerkstatt Berlin), dem Xenon
Saxophonquartett, dem Fukio Ensemble (beim
Romanischen Sommer Köln), dem Ensemble S, Das
12
Neue Ensemble (beim Festival „U21“ Hannover),
den Düsseldorfer Performance-Kollektiven BRXT
und SUPERGROUP (als Stipendiat am tanzhaus nrw),
dem Ensemble Garage, dem Trio Catch und Solistinnen und Solisten wie Julia Mihály, Frauke Aulbert,
Paul Hübner und Dirk Rothbrust zusammen. Stücke von ihm wurden bereits vom Deutschlandfunk,
Deutschlandradio Kultur, WDR 3, SR 2 und Radio
Bremen gesendet. Ole Hübner war von 2011 bis
2013 Stipendiat des Landes Nordrhein-Westfalen.
2014 gründete er mit dem Pianisten Felix Knoblauch, der Violinistin Anna Neubert und weiteren
Studierenden der Musikhochschulen in Köln und
Essen das Ensemble electronic ID für intermediale
Musik des 21. Jahrhunderts. Außerdem spielt er
Live-Elektronik und Synthesizer im Trio für improvisierte Musik mit Alexander Dawo und Leif Berger.
Er lebt in Köln und Berlin.
Szenenfoto mit Nicola Hein, Ruth Velten, Frauke Aulbert, Jakob Kraze und Ole Hübner
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
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VERZEICHNIS DER IM STÜCK
ERWÄHNTEN UND / ODER VOR­
KOMMENDEN ANTIKEN PERSONEN
Aiolos, Stammvater der Aioler und von Zeus als
Beherrscher der Winde eingesetzt. Um Odysseus die
Heimkehr zu erleichtern, gibt ihm Aiolos, der ihm
freundlich gesonnen ist, einen Schlauch mit Winden mit, den die neugierigen Gefährten des Helden
jedoch unterwegs öffnen, worauf die Winde entweichen und das Schiff zur Aiolosinsel zurückverschlagen wird. Auf eine Bitte des Odysseus um erneute
Hilfe geht der Windgott nicht ein.
Alkinoos, Sohn des Nausithoos, Enkel des Poseidon
und der Gigantentochter Periboia. Alkinoos und
seine Tochter Nausikaa nehmen den schiffbrüchigen
Odysseus auf, lassen ihn an ihrem gesellschaftlichen
Leben teilnehmen, geben ihm Gelegenheit, seine
Irrfahrten zu erzählen, und bringen ihn in nächtlicher
Fahrt nach Ithaka.
Athene, auch Pallas (das Mädchen) Athene, Tochter
des Zeus. Lehrerin vieler schöner Künste, Lenkerin
der Völkergeschichte in Schlacht und Krieg, Göttin
der Weisheit und Kunstfertigkeit, Stadtgöttin Athens.
Sie ist die hilfreiche Schützerin von Odysseus. Im
Trojanischen Krieg kämpft sie, erzürnt über das
Urteil des Paris, der ihr Aphrodite als schönste der
Göttinnen vorgezogen hatte, auf der Seite der Griechen. Sie bittet ihren Vater Zeus, Odysseus Leiden
zu beenden.
gangspunkt zurück. Odysseus und seine Gefährten
landen auf Trinakrien, wo seine Kühe weiden.Trotz
der wiederholten Mahnungen des Odysseus schlachten die ausgehungerten Seefahrer die schönsten
Kühe und erregen dadurch die Empörung des Gottes.
Er droht Zeus, nicht mehr aufzustehen, um die Erde
und den Himmel zu erhellen und erzwingt von ihm
das Versprechen einer entsprechenden Rache: Ein
von Zeus geschickter Blitz zerstört das Schiff und
lässt die ganze Mannschaft des Odysseus ertrinken.
Odysseus überlebt als Einziger, wie der Fluch von
Teiresias es prophezeite.
Hermes, Sohn des Zeus und der Atlastochter Maia,
der Götterbote, mit Flügelschuhen und Zauberstab,
Führer der Seelen in die Unterwelt. Auf Zeus‘ Befehl
rettet er Odysseus von den Zaubereien der Kirke.
Kalypso, eine Nymphe, Tochter des Atlas, der das
Himmelsgewölbe trägt. Sie nimmt den schiffbrüchigen Odysseus bei sich auf und behält ihn sieben
Jahre bei sich. Als sie den Befehl von Zeus erhält,
ihn zu entlassen, fügt sie sich schweren Herzens,
hilft ihm beim Bau eines großen Floßes und sendet
ihm einen günstigen Fahrtwind.
Eumaios, als Königssohn von der Insel Syrie in seiner Kindheit verschleppt und von Seeräubern in die
Sklaverei verkauft, lebt auf den Gütern des Odysseus
als Schweinehirte. Ihm gibt sich Odysseus nach seiner Rückkehr zu erkennen. Er hilft ihm beim Freiermord und Telemachos schenkt ihm die Freiheit.
Kirke, die zauberkundige Tochter des Helios, lebt
auf der Insel Aiaia. Sie verwandelt die Gefährten des
Odysseus in Schweine, wird aber von diesem mit
Hilfe des Zauberkrauts von Hermes gezwungen, den
Zauber zu lösen. Odysseus unterwirft die Zauberin
und bleibt ein Jahr bei ihr. Ihrem Ratschlag folgend
steigt Odysseus in die Unterwelt herab, um den
Geist des Sehers Teiresias über das Schicksal seiner
Irrfahrten zu befragen.
Helios ist der jugendlich, strahlende Sonnengott der
Griechen. Mit seinen feurigen Sonnenrossen führt
er den Sonnenwagen aus dem Okeanos über den
Himmel. Nachts kehrt er im Sonnenbecher zum Aus-
Kyklopen, Söhne des Poseidon, unzivilisiertes
Volk von einäugigen, menschenfressenden Riesen.
Sie sind die Brüder von Polyphem, den Odysseus
blendet.
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
14
Szenenfoto mit Johannes Hendrik Langer, Tom Quaas, Jakob Kraze
Lotophagen, ein sagenhaftes friedfertiges Volk,
das sich von Lotosblüten und -früchten ernährt. Der
Lotos ist eine süße Frucht, die alle Schmerzen und
Pein vergessen lässt, aber auch die Erinnerung an die
Heimat und den Wunsch, dorthin zurückzukehren,
tilgt. Odysseus kann seine Gefährten nur mit Gewalt
wieder auf die Schiffe bringen.
Menelaos, König von Sparta, Sohn des Atreus und
der Aerope, Bruder von Agamemnon und Gatte
von Helena, die von Paris entführt wird, wodurch
der Trojanische Krieg ausgelöst wurde. Odysseus
kämpfte dort an seiner Seite. Danach kehrt er nach
langen Irrfahrten mit Helena nach Sparta zurück, wo
ihn Telemachos aufsucht, um sich nach dem Verbleib
seines Vaters zu erkundigen.
Nausikaa ist die Tochter des Phaiakenkönigs Alkinoos und der Arete. Als Odysseus auf ihrer Insel
Scherie ankommt, ist sie die erste, die ihn findet. Sie
führt ihn in den Palast ihres Vaters, wo Odysseus
von seinen Irrfahrten erzählt.
Odysseus, König von Ithaka, Sohn des Laertes und
der Antikleia. Gemahl der Penelope und Vater des
Telemachos. Nach zehnjährigem Kampf um Troja
erfindet er das „Trojanische Pferd“, mit dessen Hilfe
die Griechen den Krieg endgültig gewinnen. Danach
sticht er mit zwölf Schiffen und 500 Gefährten, die
den Krieg überlebt haben, in See und nimmt Kurs
auf Ithaka. Er erlebt auf der ebenfalls zehn Jahre
währenden Irrfahrt nach Hause viele Abenteuer. In
Ithaka tötet er, als Bettler verkleidet und von seinem
Sohn Telemachos unterstützt, die dreisten Freier, die
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
in seiner Abwesenheit seiner Frau Penelope nachgestellt haben.
Penelope, die schöne getreue Gattin des Odysseus,
Mutter des Telemachos, wartet zwanzig Jahre auf
dessen Heimkehr. Sie hält die sie bedrängenden
Freier durch den Vorwand hin, sie wolle vor ihrer
Wiederverheiratung erst das Leichentuch für ihren
Schwiegervater Laertes fertig weben. Nachts trennt
sie jedoch das am Tage Gewebte wieder auf, bis sie
von den Mägden verraten wird. Schließlich erklärt
sie sich bereit, den zu heiraten, der den Bogen des
Odysseus spannen kann. Dies gelingt nur dem unerkannt als Bettler heimkehrenden Odysseus selbst.
Um zu prüfen, ob es sich bei dem Bettler wirklich
um ihren Mann handelt, wendet sie eine List an.
Sie verlangt, dass man ihr Ehebett aus der Kammer trägt, um ihm ein Lager zu bereiten, woraufhin
Odysseus, der es einst selbst aus einem Baum zimmerte, um den herum das Haus errichtet wurde, sagt,
dass das unmöglich sei und es ihr beschreibt.
Phaiaken sind die Bewohner der Insel Scherie, der
letzten Station Odysseus’ auf seinen Irrfahrten. Zu
ihnen gehören auch Alkonoos und Nausikaa.
Polyphemos, ein einäugiger Kyklop, Sohn des Poseidon. Als Odysseus und seine Besatzung das Land
der Kyklopen erreichen, gelangt er in die Höhle des
Kyklopen Polyphemos. Dieser verschlingt sechs
seiner Männer. Von dem Kyklopen nach seinem Namen gefragt, antwortet Odysseus: „Niemand ist mein
Name“. Nachdem der Held den Kyklopen mit Wein
trunken gemacht hat, sticht er ihm mit einem spitzen, glühenden Pfahl sein Auge aus. Auf die Frage
der anderen Kyklopen, was geschehen sei, antwortet
er: „Niemand hat mich geblendet“, woraufhin sie
sich wieder entfernen. Am nächsten Morgen bindet
Odysseus seine Gefährten und sich selbst unter den
Bäuchen der stärksten Widder aus der Herde des
Polyphemos fest und rettet sich so mit ihnen aus der
Höhle zu seinem Schiff. Nachdem sie die offene See
erreicht haben, ruft Odysseus Polyphemos höhnisch
zu: „Odysseus hat dich geblendet“ und zieht so die
Rache Poseidons auf sich.
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Poseidon ist der Gott des Meeres und Bruder Zeus‘,
der mit seinem Dreizack das Wasser aufwühlt. Erzürnt über die Blendung seines Sohnes Polyphemos
verfolgt Poseidon Odysseus mit seinem Zorn, indem
er Stürme entfacht, die dafür sorgen, dass dieser
spät, einsam und allein nach Ithaka zurückkehrt.
Sirenen sind Schadensdämonen, Mischgestalten
aus Mensch und Vogel (meist mit Frauenkopf), mit
übermenschlichem Wissen und der Gabe, das Wetter
zu ändern. Sie betören durch lieblichen Gesang die
vorbeifahrenden Schiffer, die daraufhin an den Klippen Schiffbruch erleiden. Odysseus verstopft auf
den Rat der Kirke seinen Gefährten die Ohren mit
Wachs, lässt sich selbst am Mastbaum festbinden,
um dem Gesang lauschen zu können, und entgeht so
dem Verderben.
Teiresias war ein berühmter, blinder, thebanischer
Seher, Zeichendeuter und Wahrsager. Kirkes Ratschlag folgend steigt Odysseus zu ihm in die Unterwelt herab. Teiresias prophezeit ihm, dass Poseidon
gegen ihn erzürnt sei, wegen der Kränkung, die sein
Sohn Polyphemos durch ihn erlitten hat, und dass
der Meeresgott seine Rückkehr nach Ithaka verhindern will. Er warnt ihn davor, die heiligen Kühe des
Sonnengottes Helios zu schlachten. Sonst würde er
seine Heimat erst nach langer Zeit wiedersehen und
zwar allein, auf einem fremden Schiff.
Telemachos, Sohn des Odysseus und der Penelope.
Im 20. Jahr der Abwesenheit ihres Mannes soll sich
Penelope nach Odysseus‘ Willen neu vermählen.
Aber sie kann sich nicht dazu entschließen und Telemachos begibt sich, auf den Rat von Athene hin, auf
die Suche nach seinem Vater. Die Reise führt ihn u.a.
zu Menelaos nach Sparta. Menelaos teilt ihm mit,
dass ihm der Meeresgott Proteus einst geweissagt
hat, Odysseus werde auf der Insel der Kirke festgehalten. Daraufhin kehrt Telemachos nach Ithaka
zurück und trifft dort auf seinen als Bettler verkleideten Vater. Er hilft ihm bei der Vorbereitung und
Bestrafung der Freier.
DIE IRRFAHRTEN DES ODYSSEUS
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HINWEISE FÜR DEN THEATERBESUCH
Liebe Lehrerin, lieber Lehrer,
viele Kinder und Jugendliche besuchen zum ersten
Mal ein Theater oder haben wenig Erfahrung damit.
Wir bitten Sie, im Vorfeld eines Besuches sich mit
Ihrer Klasse die besondere Situation zu vergegenwärtigen und die nachfolgenden Regeln zu besprechen. Damit eine Vorstellung gelingt, müssen sich
Darsteller und Zuschauer konzentrieren können.
Dafür braucht es Aufmerksamkeit. Alle Beteiligten
müssen dafür Sorge tragen. Wer die Regeln nicht
einhält, beraubt sich selbst dessen, wofür er Eintritt
gezahlt hat – und natürlich auch alle anderen Besucher.
Folgende Regeln tragen zum Gelingen eines
Theaterbesuchs bei:
1. Wir bitten, rechtzeitig im Theater einzutreffen, so
dass jeder in Ruhe den Mantel und seine Tasche
an der Garderobe abgeben und ohne Eile seinen
Platz aufsuchen kann. Unsere Garderobe wird
beaufsichtigt und ist im Eintrittspreis enthalten.
2. Während der Vorstellung auf die Toilette zu
gehen, stört sowohl die Darsteller als auch die
übrigen Zuschauer. Wir bitten darum, sich entsprechend zu organisieren. In unseren Programmzetteln lässt sich auch nachlesen, ob es eine Pause in
der Vorstellung gibt.
3. Es ist nicht gestattet, während der Vorstellung zu
essen und zu trinken, Musik zu hören und Gespräche zu führen. Mobilfunktelefone und mp3-Player
müssen vollständig ausgeschaltet sein. Während
der Vorstellung darf weder telefoniert noch gesimst oder fotografiert werden.
4. Der Applaus am Ende einer Vorstellung bezeugt
den Respekt vor der Arbeit der Schauspieler und
des gesamten Teams unabhängig vom Urteil über
die Inszenierung. Wem es gut gefallen hat, der gibt
mehr Beifall – wem nicht, entsprechend weniger.
Wichtig ist, erst nach dem Ende des Applauses
den Saal zu verlassen.
Unser Einlasspersonal, die ARTIS GmbH, steht den
Zuschauern als organisatorischer Ansprechpartner
am Tag der Vorstellung zur Verfügung.
Wir sind an den Erfahrungen des Publikums mit den
Inszenierungen interessiert. Für Gespräche stehen
wir zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich direkt an
die stückbetreuende Dramaturgin / Theaterpädagogin, an den stückbetreuenden Dramaturgen / Theaterpädagogen.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Ihr THEATER AN DER PARKAUE
IMPRESSUM
Spielzeit 2015/2016
THEATER AN DER PARKAUE
Junges Staatstheater Berlin
Parkaue 29
10367 Berlin
Tel. 030 – 55 77 52 -0
www.parkaue.de
Intendant: Kay Wuschek
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Redaktion: Lina Zehelein
Gestaltung: pp030 –
Produktionsbüro Heike Praetor
Fotos: Thomas Aurin
Titelfoto mit Johannes Hendrik Langer,
Tom Quaas, Jakob Kraze
Abschlussfoto mit Jakob Kraze
Kontakt Theaterpädagogik:
Irina-Simona Barca und Sarah Kramer
030 – 55 77 52 -60
[email protected]