Islamisches kulturelles Zentrum AL MUFID (IKZ) Das islamische kulturelle Zentrum AL MUFID ist eine Vereinigung von irakischen Schiiten, welche 2010 in Wien mit dem Ziel gegründet wurde, die Interessen der Schiiten in Österreich – vor allem einen eigenen schiitischen Religionsunterricht an den Schulen durchzusetzen – vertreten zu können. Zu diesem Zweck hat das IKZ bereits im Bildungsministerium einen Antrag auf eine eigene Islamische-Schiitische Glaubensgemeinschaft gestellt. Das IKZ erhält bei der Gründung einer eigenen Glaubengemeinschaft Unterstützung von Groß-Ayatollah Rahim Qattia Aziz, dem Leiter der Al-Mufid-Universität im irakischen Nadjaf, einem der wichtigsten religiösen Stätten der Schiiten und Ausbildungszentrum für schiitische Geistliche. Nach dem Sturz Saddam Husseins setzte sich die Bevölkerungsmehrheit der Schiiten durch, was sich auch im vermehrten politischen Einfluss schiitischer Geistlicher auf die Politik niederschlug – eine Entwicklung, die vom Iran gefördert wird. Da das IKZ über keinen eigenen Gebetsraum verfügt, beten deren Mitglieder in einem anderen irakisch-schiitischen Verein im 17. Gemeindebezirk, in der Ahl-ul-Bait Moschee. Nach den sich zum Islam zählenden Aleviten, deren Glaubensgemeinsschaft „Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ bereits durch das Kultusamt im Bildungsministerium anerkannt wurde, ist nun dieser Verein irakischer Schiiten die zweite muslimische Gruppierung, die sich nicht von der offiziellen Vertretung der Muslime in Österreich, der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), vertreten lassen wollen. Eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs im Jahr 2009, nachdem das Islamgesetz von 1912 keine Einschränkung auf eine einzige Vertretung des Islam bedeutet, öffnet der Entwicklung weiterer Abspaltungen die Tür. Fraglich ist, ob das IKZ ausreichend viele Mitglieder für eine Anerkennung als eigene Glaubensgemeinschaft rekrutieren wird können (für eine Anerkennung sind 0,2 % der österreichischen Bevölkerung, also rund 16.000 Mitglieder, notwendig), da eine Anzahl an schiitischen Vereinen unterschiedlicher Herkunft, darunter auch ein weiterer irakisch-schiitischer Moscheeverein, dem Dachverband für die schiitischen Vereine, der Islamischen Vereinigung Ahl-ul-Bayt, angehört. Dieser kooperiert allerdings aktiv mit der IGGiÖ. Hintergrund Die Spaltung in Sunniten und Schiiten reicht in die Anfangszeit des Islam zurück, als ein Streit um die legitime Nachfolge des Propheten Muhammad entbrannte. Die Schiiten betrachten Ali Ibn Abi Talib, den Schwiegersohn und Cousin des Propheten Muhammad, als dessen legitimen Nachfolger und als ihren ersten Imam. Die von den Sunniten anerkannten ersten drei Kalifen (Abu Bakr As-Siddiq, Umar Ibn Al-Khattab, Uthman Ibn Affan) werden von den Schiiten nicht anerkannt. Die Schiiten glauben, dass die Prophetennachfolge nur über einen Nachfahren Alis bzw. einen Imam erfolgen kann, da dieser als einziger göttlich legitimiert sei. In den Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten Muhammad und der Trennung von den Sunniten wurde außerdem die Dogmatik der Schiiten weiterentwickelt, so dass sich schiitisches Recht in Details von sunnitischem Recht unterscheidet. In der Schi’a haben sich unterschiedliche Strömungen herausgebildet, die jeweils eine verschiedene Anzahl von Imamen akzeptieren (Imamiten oder Zwölfer-Schiiten genannt, Ismailiten oder Siebener-Schiiten genannt und die Zaiditen oder Fünfer-Schiiten genannt). Unsere Kurzanalysen erheben nicht den Anspruch der Vollständigkeit und werden je nach aktuellen Entwicklungen ständig ergänzt bzw. korrigiert. Auf Auftrag erstellen wir gerne detaillierte Langanalysen von einzelnen muslimischen Institutionen oder islamischen theologischen Bewegungen. Info und Feedback unter [email protected]
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